Kein Verklärer als Erklärer!
Donnerstag, 24. Mai 2012
oder: ein verfrühter Aufruf, Steffen Seibert kein öffentlich-rechtliches Engagement mehr zu gewähren.
Der Mann hat sich diskreditiert. Bereits mit seiner Entscheidung, Regierungssprecher zu werden. Nicht explizit jetzt, nicht ausdrücklich in den letzten Tagen oder Wochen. Seine Diskreditierung geschah schon vormals. Aber nun könnte es sein, dass die Ära Merkel ins Endstadium geht - und damit gehen auch jene ins finale Stadium, die durch ihre Regierung zu Posten kamen. Erfahrungsgemäß! Hoffentlich! Steffen Seibert ist so einer, dessen Tage gezählt sein dürften - dessen Zeit als Regierungssprecher dann passé sein wird.
Allerlei Regierungsabsichten, -vorhaben, -schweinereien und -halbheiten hat er verteidigt. Meist adrett, "Der nette Herr Seibert", meist vornehm und manierlich - manchmal hingegen zynisch. Willfährig war er immer. Gutwillig gefügig gegenüber seinem Brotgeber. Unkritisch ohnehin. Natürlich entspricht das dem Aufgabenfeld eines Regierungssprechers. Er selbst sprach damals, als er den Posten antrat, von "einer faszinierenden neuen Aufgabe für einen Journalisten" - damit rechtfertigte er den Schritt. Das war natürlich Unsinn; Journalisten sollten kritisch sein, objektiv sowieso. Nichts davon bietet so ein Regierungssprecherposten. Er ist das glatte Gegenteil. Er ist parteiisch, gutgläubig und subjektiv gestaltet. Der Regierungssprecher spricht, was man ihm aufschreibt - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Man kann Seibert keinen Vorwurf machen, dass er seine Rolle so ausfüllt, wie er sie ausfüllt. Man kann ihm aber einen Vorwurf machen, dass er es hat so weit kommen lassen, sprich: dass er diesen Posten jemals angetreten hat. Wer für eine Regierung oder ein Unternehmen vor die Presse tritt, der glänzt nicht mit journalistischen oder kritischen (Sach-)Verstand - dessen Rolle ist es, mancher Hässlichkeit ein schönes Gesicht und wohlklingende Worte zu verleihen. Unternehmens- oder Regierungssprecher sind Deeskalierer - sie kleiden allgemeine Unzufriedenheit, Anfragen und Neugier in deeskalierende Phrasen, üben sich in Widerlegen und Bestreiten. Die Sorge des Journalisten ist jedoch nicht die Deeskalation, die allgemeine Beruhigung der Gemüter - er ist, jedenfalls in der Theorie, der Wahrheit verpflichtet, nicht seinem Dienstherrn.
Wie oft hat Seibert die Unwahrheit gesagt, seitdem er Merkels hübsches Mediengesicht ist? Wie oft hat er gelogen und geschönt? Herumgedruckst und Sachlagen verkürzt und vereinfacht? Wahrheit gebeugt, dekliniert und so dargestellt, dass sie wahrer, schöner, besser klang? Nicht aus Boshaftigkeit - nein, weil sein Posten es verlangte. Wie oft hat er das Journalistische nicht nur abgelegt, sondern mit Füßen getreten?
Schon damals, als er vom ZDF in die Dunstkreise der Regierung wechselte, fanden sich Statements, wonach Seibert zurückkehren könnte, nach seiner Adelung, nach seinem Gastspiel im Kielwasser der Politik, seiner Anbiederung an die Regierung. Zurück ins öffentlich-rechtliche Fernsehen; zurück in eine Existenz auf Gebührengrundlage; zurück ins politische Ressort; zurück ins journalistische Fach - von dem er ja meint, sich nie entfernt zu haben. Da soll er dann wieder Politik erklären - er, der die Politik jener Regierung, die ihn als Sprecher engagierte, erklärte und sie somit verklärte. Er, der stichhaltig machte, warum Atomenergie notwendig und der hernach stichhaltig machte, warum der Atomausstieg alternativlos sei. Alternativlos - wie so vieles in der Agenda jener Regierung. Alternativlos - wie der Posten des Regierungssprechers alternativlos unjournalistisch ist. Er könnte nach seinem Zwischenspiel wieder GEZ-finanziert erklären. Er, der parteiisch Positionen verklärte.
Wie kann man einem Mann, der Positionen bezog, der glasklare politische Ranküne mittrug und vor der Presse rechtfertigte, klein- und schönredete - wie kann man einem solchen Mann noch jemals abnehmen, er sei nun wieder journalistisch unterwegs? Wie kann er jemals beispielsweise objektiv Deutschlands Europapolitik begleiten, wo er doch eindrücklich zur Schau stellte, dass er nur Merkels angeblich alternativlosen Kurs für verteidigenswert befindet? Man nimmt ihn doch nichts mehr ab - als Journalist ist es diskreditiert; die Gefahr, dass er Objektivität für etwas hält, was die Politik zu verordnen hat, ist bei ihm immens. Man kann nicht "verbieten", dass er bei privaten Fernsehsendern anheuert nach seiner Zeit als Regierungssprecher - aber bei dem öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist es eine Angelegenheit des res publica, da geht es uns alle etwas an!
Seibert hat dort nichts mehr verloren! Er kann unter vernünftigen Gesichtspunkten nicht mehr im dortigen politischen Ressort anheuern. Diese faszinierende neue Aufgabe, die er einst antrat, sie ist kein Einstellungskriterium - sie sollte eher abschrecken. Noch ist Zeit, noch liebäugelt niemand mit Seiberts Rückkehr - nicht laut, wahrscheinlich nur hinter vorgehaltener Hand. Aber die Zeit wird kommen, da man seine Rückkehr lobend formuliert. Schon jetzt wird man vermutlich in den Chefetagen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten mit der Aussicht liebäugeln, dass er zurückkommt, der verlorene Sohn; wird man sich klammheimlich freuen über Verstärkung, über einen Mann mit Beziehungen. Daher dieser Aufruf schon jetzt, daher diese verfrühten Zeilen. Man kann nicht früh genug warnen!
Dies war also ein Aufruf. Ein stiller Aufruf. Ein vielleicht zu früher Aufruf - der aber in Zeiten des Internets immer wieder kopierbar, neu aufrollbar, stets nochmals zitierbar ist. Ein Aufruf, Seibert kein öffentlich-rechtliches Engagement mehr zu gewähren. Ein Aufruf, einem Verklärer nicht mehr die Rolle des Erklärers zuzugestehen!
Allerlei Regierungsabsichten, -vorhaben, -schweinereien und -halbheiten hat er verteidigt. Meist adrett, "Der nette Herr Seibert", meist vornehm und manierlich - manchmal hingegen zynisch. Willfährig war er immer. Gutwillig gefügig gegenüber seinem Brotgeber. Unkritisch ohnehin. Natürlich entspricht das dem Aufgabenfeld eines Regierungssprechers. Er selbst sprach damals, als er den Posten antrat, von "einer faszinierenden neuen Aufgabe für einen Journalisten" - damit rechtfertigte er den Schritt. Das war natürlich Unsinn; Journalisten sollten kritisch sein, objektiv sowieso. Nichts davon bietet so ein Regierungssprecherposten. Er ist das glatte Gegenteil. Er ist parteiisch, gutgläubig und subjektiv gestaltet. Der Regierungssprecher spricht, was man ihm aufschreibt - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Man kann Seibert keinen Vorwurf machen, dass er seine Rolle so ausfüllt, wie er sie ausfüllt. Man kann ihm aber einen Vorwurf machen, dass er es hat so weit kommen lassen, sprich: dass er diesen Posten jemals angetreten hat. Wer für eine Regierung oder ein Unternehmen vor die Presse tritt, der glänzt nicht mit journalistischen oder kritischen (Sach-)Verstand - dessen Rolle ist es, mancher Hässlichkeit ein schönes Gesicht und wohlklingende Worte zu verleihen. Unternehmens- oder Regierungssprecher sind Deeskalierer - sie kleiden allgemeine Unzufriedenheit, Anfragen und Neugier in deeskalierende Phrasen, üben sich in Widerlegen und Bestreiten. Die Sorge des Journalisten ist jedoch nicht die Deeskalation, die allgemeine Beruhigung der Gemüter - er ist, jedenfalls in der Theorie, der Wahrheit verpflichtet, nicht seinem Dienstherrn.
Wie oft hat Seibert die Unwahrheit gesagt, seitdem er Merkels hübsches Mediengesicht ist? Wie oft hat er gelogen und geschönt? Herumgedruckst und Sachlagen verkürzt und vereinfacht? Wahrheit gebeugt, dekliniert und so dargestellt, dass sie wahrer, schöner, besser klang? Nicht aus Boshaftigkeit - nein, weil sein Posten es verlangte. Wie oft hat er das Journalistische nicht nur abgelegt, sondern mit Füßen getreten?
Schon damals, als er vom ZDF in die Dunstkreise der Regierung wechselte, fanden sich Statements, wonach Seibert zurückkehren könnte, nach seiner Adelung, nach seinem Gastspiel im Kielwasser der Politik, seiner Anbiederung an die Regierung. Zurück ins öffentlich-rechtliche Fernsehen; zurück in eine Existenz auf Gebührengrundlage; zurück ins politische Ressort; zurück ins journalistische Fach - von dem er ja meint, sich nie entfernt zu haben. Da soll er dann wieder Politik erklären - er, der die Politik jener Regierung, die ihn als Sprecher engagierte, erklärte und sie somit verklärte. Er, der stichhaltig machte, warum Atomenergie notwendig und der hernach stichhaltig machte, warum der Atomausstieg alternativlos sei. Alternativlos - wie so vieles in der Agenda jener Regierung. Alternativlos - wie der Posten des Regierungssprechers alternativlos unjournalistisch ist. Er könnte nach seinem Zwischenspiel wieder GEZ-finanziert erklären. Er, der parteiisch Positionen verklärte.
Wie kann man einem Mann, der Positionen bezog, der glasklare politische Ranküne mittrug und vor der Presse rechtfertigte, klein- und schönredete - wie kann man einem solchen Mann noch jemals abnehmen, er sei nun wieder journalistisch unterwegs? Wie kann er jemals beispielsweise objektiv Deutschlands Europapolitik begleiten, wo er doch eindrücklich zur Schau stellte, dass er nur Merkels angeblich alternativlosen Kurs für verteidigenswert befindet? Man nimmt ihn doch nichts mehr ab - als Journalist ist es diskreditiert; die Gefahr, dass er Objektivität für etwas hält, was die Politik zu verordnen hat, ist bei ihm immens. Man kann nicht "verbieten", dass er bei privaten Fernsehsendern anheuert nach seiner Zeit als Regierungssprecher - aber bei dem öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist es eine Angelegenheit des res publica, da geht es uns alle etwas an!
Seibert hat dort nichts mehr verloren! Er kann unter vernünftigen Gesichtspunkten nicht mehr im dortigen politischen Ressort anheuern. Diese faszinierende neue Aufgabe, die er einst antrat, sie ist kein Einstellungskriterium - sie sollte eher abschrecken. Noch ist Zeit, noch liebäugelt niemand mit Seiberts Rückkehr - nicht laut, wahrscheinlich nur hinter vorgehaltener Hand. Aber die Zeit wird kommen, da man seine Rückkehr lobend formuliert. Schon jetzt wird man vermutlich in den Chefetagen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten mit der Aussicht liebäugeln, dass er zurückkommt, der verlorene Sohn; wird man sich klammheimlich freuen über Verstärkung, über einen Mann mit Beziehungen. Daher dieser Aufruf schon jetzt, daher diese verfrühten Zeilen. Man kann nicht früh genug warnen!
Dies war also ein Aufruf. Ein stiller Aufruf. Ein vielleicht zu früher Aufruf - der aber in Zeiten des Internets immer wieder kopierbar, neu aufrollbar, stets nochmals zitierbar ist. Ein Aufruf, Seibert kein öffentlich-rechtliches Engagement mehr zu gewähren. Ein Aufruf, einem Verklärer nicht mehr die Rolle des Erklärers zuzugestehen!
12 Kommentare:
Es ist nie zu früh... In diesem System von Seilschaften und Vetternwirtschaft muss man stets das Schlimmste befürchten, um nicht allzusehr enttäuscht zu werden! Ich könnte mir in diesem Zusammenhang den Herrn gut als Intendanten einer ARD-Anstalt vorstellen, der Mann muss schließlich versorgt werden. Merke(l): In diesem System kannst Du ab einer bestimmten Höhe nicht mehr fallen!
Ich fürchte, es ist noch viel schlimmer! Herr Seibert hat sich mit diesem Karriereschachzug auf den direkten Weg zu einem Intendantenposten gemacht.
Unkritische Nähe zur Politik steht dort bei den nicht erfolgenden Ausschreibungen vermutlich an erster Stelle der Anforderungen!
Ich sehe ihn auch schon als Intendanten. Grausam, grausam...
Da muss ich immer an Volker Pispers denken, der sagte: "Ist Steffen Seibert nicht die Bezeichnung einer Tätigkeit?"
Der Merkelantismus hat um sich gegriffen. Dieser Virus, wovon auch Seibert befallen ist, wird wohl noch lange Zeit viele Menschen in seinen Bann schlagen. - Die Parole heißt ja schon seit längerer Zeit, spätestens ab 1982, "Es lebe der Opportunismus !"
Hartmut
<>
Wenn der Satz aus dem Johannes-Evangelium stimmt - Die Wahrheit wird euch frei machen -, dann dienen die beschönigenden Worte des Pressesprechers nicht der Beruhigung, sofern man unter Beruhigung eine Aufklärung über ungerechtfertigte Ängste versteht. Seibert oder irgendein anderer in seiner Rolle, denn diese Figuren sind austauschbar, betreibt Beruhigung als Täuschung. Wenn Wahrheit frei macht, dann führen die Lügen eines Regierungssprechers in die Sklaverei.
Seibert wird als Sprecher eines Konzerns das x-fache verdienen von dem, was er als Journalist wo auch immer verdienen würde. Also ist es abwegig davon auszugehen, dass er beruflich wieder einmal mit Öffentlich-Rechtlichen assoziiert wird.
Da fühlt er halt' seine Eitelkeit gekitzelt, der gute Herr Seibert, da ist er dabei in den Hinterzimmern der Macht, im vertraulichen Gespräch mit der Bundeskanzlerin, da saugt er an den Zitzen der Macht, wie der Neugeborene am Nuckelfläschen...
Das bisschen Präsentieren kommt dazu, ist aber nicht die Hauptsache...
Schön wär´s , man könnte sagen, die Ära Merkel befindet sich im Endstadium. Leider ist das nicht der Fall, und ein Grund ist sicher der gewaltige Propagandaaufwand, der hinter der Marionette Merkel & co steht. Die Herrschenden haben nämlich gelernt. Ihre Propagandabteilungen haben die Machtstrategien des NS-Regimes genauestens studiert
Dazu gehört auch der berühmte Satz von Goebbels: „Wenn man ein Lüge millionenfach wiederholt, dann wird sie zur Wahrheit“ Die Bild -Zeitung zeigt ja , dass man dadurch die Bevölkerung manipulieren kann.
Ich halte die Ära Merkel deswegen so gefährlich, weil im Hintergrund Hunderte von Spezialisten von PR bis zu den Geheimdiensten der Bevölkerung eine Realität vorgaukeln, die mehr Gemeinsamkeiten mit Märchen als der tatsächlichen Realität hat. Beispiele dafür gibt es genug, wenn man einen Blick in die Mainstream Presse wirft.
Volle Zustimmung zum Artikel!
Aber was unterscheidet Seibert von den anderen sog. Journalisten, die uns täglich die die Welt so "objektiv" im Fernsehen erklären?
Klar, er machte den Schritt vom geheimen Propagandisten zum offiziellen. Jetzt weiß man, wo er steht. Die Klebers, Burows, Freys und wie sie alle heißen können wenigsten noch so tun, als seien sie kritisch und unabhängig.
Aber "normale" der TV Konsument macht sich doch nicht die Mühe, das alles zu hinterfragen.
"Ach, der nette Herr Seibert ist wieder da und spricht als Chefredakteur den Kommentar! Wie schön! Ich hatte ihn schon vermisst! Er sieht für sein Alter immer noch toll aus!"
Ich finde der Ausgangspunkt der Analyse ist falsch: die Unterstellung, dass beim ZDF journalistisch gearbeitet würde, sehe ich nicht bestätigt.
Heute hörte ich noch von einem Massaker in Syrien - wie die Opposition mitteilte. Gestern hörte ich von anderen Grausamkeiten - wie die Opposition mitteilte. So funktioniert heute Journalismus beim ZDF, vielleicht funktionierte er sogar schon immer so beim ZDF.
Ich erinnere mich an soviele Schweinereien von Kleber, der bei der Atlantikbrücke mitmacht, also in einer amerikanischen Interessensvertretung sitzt. Das Interview mit dem iranischen Prösidenten ist schon legendär, ich erinnere mich aber auch an Bombardements von Israelis auf wörtlich "angebliche Waffenlager" mit einer Kamerafahrt durch ein Waffenlager, wodurch das angebliche Waffenlager schnell zu einem Tatsächlichen wird.
Solche Schweinereien laufen im ZDF den ganzen Tag von vorne bis hinten. Da passt ein Seibert als Geschwulst an Merkels Hintern sehr gut hinein.
Nonsense! Ich musste tagsüber für einen Callcenter Leute belästigen. an meinen freien Tagen ärgerte ich mich über ungebetene Callcenter-Anrufe. Es ist alles nur ein Job und hat nichts mehr mit der inneren Einstellung eines Menschen zu tun. Ein gewisses Mass an Schizophrenie wird da vorausgesetzt.
Und wenn der Seibert nicht an den öffentlich-rechtlichen Futtertrog zurückkehren soll, was ist dann mit dem Dummbatz, der vor einigen Jahren noch behauptet hat, man können durch Biersaufen den Regenwald retten.
Der moderiert friedlich eine Talkshow im ÖR.Mit einer Millionengage.
Kommentar veröffentlichen