Hinter die Schalter!

Dienstag, 31. Januar 2012

Was ist bloß mit diesem Land im Herzen Europas los? Sind das die Bosheiten eines Herzpatienten? Der kranke Mann an der Spree? Der psychisch kranke Mann, der seine Vertreibung von den Gestaden des Rheins nie verarbeitet hat? Wieder mal erkrankt? Dieses so leicht aufgeregte Völkchen in Zentraleuropa. Dieses Völkchen, das sich ja ordentlich fürchtet, zu einem Völkchen zu werden, kein Volk mehr sein zu können, weil es schrumpft. Sie sterben aus, ängstigen sie sich - und mit ihnen verstürbe die edelste Rasse unter den Menschen. Stets befehlend, kommandierend, Schneller, schneller schneller!, Regierung entmachten!, Hilfsvölker schaffen, Quislinge engagieren. Sind das Minderwertigkeitskomplexe? Meglomaner Heilswahn?

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Rückschrittlichkeiten

Montag, 30. Januar 2012

Westliche Beobachter wissen: die arabische Revolution ist so gut wie gescheitert. Der Islamist ist nämlich ihr Profiteur - er landete trotz freier Wahlen im Parlament, erzielt dort gar Mehrheiten. Die annäherndfreiheitlich-demokratieähnliche Grundordnung, die nach der Beseitigung der Despoten ersehnt und im Westen als Patentrezept hochgehalten wurde, scheitert am politischen Islamismus, geben sich nun westliche Experten konsterniert.

Die eurozentristische Arroganz

Selbst Emmanuel Todd, eigentlich unverdächtig dafür, den Mediensprech undurchdacht zu wiederkäuen, läßt sich dazu hinreißen, die Werte des Westens für universell zu erklären. Die arabische Welt ist viel moderner als wir glauben, meint er. Das macht er daran fest: die muslimische Welt will schon seit Jahren die Werte des Westens für sich in Anspruch nehmen - und der arabische Frühling sei als der Befreiungsschlag zu sehen, der diesen Anspruch erfüllen soll. Richtig ist sicherlich schon, dass westliche Werte in die muslimische Welt hineinstrahlen, mit welchem Absolutheitsanspruch man allerdings diesen Umstand mit Modernität in Verbindung bringen kann, bleibt Todd hier als Erklärung schuldig. Wenn selbst Todd so überzeugt ist von der Überlegenheit westlicher Werte, wie kann man dann von Herrn Omnes, vom normalen Bürger, erwarten, dass er dieses Überlegenheitsgefühl zunächst überdenkt?

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Kinderarmut mit Einkommen verrechnet

Freitag, 27. Januar 2012

Kinder unter 15 Jahren in Hartz IV-Bezug werden weniger. Das verbucht die Bundesagentur für Arbeit als großen Erfolg. An den Zahlen lasse sich messen, dass die Situation am Arbeitsmarkt besser sei, als man das für gewöhnlich wahrnimmt - den Jobcentern sei es zudem gelungen, die Eltern dieser Kinder in Arbeit zu integrieren. Die Arbeitsmarktreformen waren ein durchschlagender Erfolg! Und die Medien beten es fromm nach. Ohne Hintergrundfakten, ohne eigene Überlegungen...

Weniger Kinder = weniger Hartz IV-Kinder

Etwa 1,64 Millionen Kinder erhielten im Jahr 2011 Hartz IV. Das heißt, sie bezogen nicht Hartz IV, was gemeinhin mit Arbeitslosengeld II gemeint ist, sondern Sozialgeld. Darauf kommen wir aber gleich noch zurück. Im Jahr 2006 waren es noch etwa 257.000 Kinder mehr. Das macht laut Analyse ein sattes Minus von 13,5 Prozent.
Im Jahr 2006 gab es in Deutschland etwa 11,5 Millionen Kinder unter 15 Jahren. 2011 waren es nur mehr 10,75 Millionen (wobei für das letzte Jahr die höchste Schätzung angenommen wird). Es gab also 2011 etwa 0,75 Millionen Kinder unter 15 Lebensjahren weniger im Land als noch 2006. Das ergibt ein Minus von etwa 6,5 Prozent. Der Geburtenrückgang, der andernorts beklagt wird, hier hat er schöne Zahlen geschaffen.

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De dicto

Donnerstag, 26. Januar 2012

"Diese Zahl ist eine Schande! An manchen Bundeswehrstandorten, so der Bericht des Wehrbeauftragten, gehen 80 bis 90 Prozent der Soldatenehen in die Brüche.
(...)
Doch noch immer werden sie wie Schachfiguren alle Jahre an einen neuen Standort verschoben – das hält kaum eine Beziehung aus."

- Julian Reichelt, BILD-Zeitung vom 24. Januar 2012 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Denkt an unsere Soldaten!, schreit der Reichelt. Er ist der richtige Mann dafür, denn er hat sich mit dem Heer verbrüdert, war mit ihm im Kriegsgebiet unterwegs. Live von der Front - das übliche Gewäsch von braven Soldaten Müller und Huber, der seinen Dienst tut, der die Wilden zähmt und dafür keine ausreichende Anerkennung in der Heimat und vor der Geschichte erhält. Warum nur mag keiner die Helden aus Stahlgewittern schätzen, fragte damals Jünger - und der Jünger des Jünger, der boulevardeske Kriegsjünger Reichelt, tat es ihm weniger sprachbegabt gleich.

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Nach links?

Mittwoch, 25. Januar 2012

Der Aufruf von Jacob Jung ist ehrenvoll - überhaupt keine Frage. Nur irgendwie habe ich den Eindruck, dass er an eine linke Masse appelliert, eine Gläubigkeit an eine solche Ballung hegt, eine geschlossene Linkseinigkeit voraussetzt, die es so gar nicht gibt. Er schreibt: "Unzählige linke Blogger, engagierte Publizisten und Fachleute für Internet-Kommunikation stehen bereit..." - alle warten sie auf die Partei Die Linke. Die Linksmasse wartet auf ihre (An-)Führer - so klingt das. Und wenn sich Die Linke besser in die modernen Medien einfügt, dann können wir endlich alle losmarschieren - auch so klingt das. Die Unfähigkeit, sich im Internet zu behaupten ist es, warum der Zeitgeist immer noch nicht links tickt - auch das klingt mit.

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Ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos

Dienstag, 24. Januar 2012

Es ist kein Privat-, kein Fernsehsender - RTL ist mehr: es ist ein Lebensgefühl. Mein RTL, nennt sich das dann. Wie der Springer-Konzern in seinem täglichen Blatt, so spiegelt auch RTL seiner Kundschaft einen Mikrokosmos vor. Bei Springer ist es die nationale Wut auf das Ausland, das Deutschland vermeintlich nichts gönnen will, ein "eingeschnapptes Lebensgefühl". Bei RTL Television ist es eine Mischung aus Spektakel und Freak-Show, aus wöchentlich präsentierten TV-Highlights des Jahres, zu Sensationen mutierte Sensatiönchen und emotionalen Aufdringlichkeiten.

Happy Nation, living in a happy nation...

"Über diesen Mann spricht morgen die ganze Nation" - diese oder ähnliche unbescheidene Sätze leiten manches RTL-Spektakel ein. Wenn jemand Billardkugeln schluckt beispielsweise - oder sich vor eine Jury aus eitlen Affen zum Affen macht. Man ist bei RTL bescheiden genug zu glauben, dass die gesamte Nation RTL guckt. Tagsdrauf berichtet freilich Springer darüber. Durch diese unheilige Allianz glaubt der RTL-Zuschauer, der manchmal auch BILD-Leser ist, dass RTL wirklich die einzig amtierende Realität abbildet. Gestern noch gesehen, heute schon darüber gelesen - Bertelsmann und Springer machen sich ihre Wirklichkeit, generieren Belanglosigkeiten, die zum Gegenstand ernster Diskussionen erkoren werden. Bertelsmann und Springer sind, so scheint es, die ganze Nation. Der Zuschauer soll den Eindruck erhalten, exklusiv dabei zu sein, wenn es der Nation den Atmen verschlägt, wenn sie lacht oder weint, wenn sie wütend wird oder trauert.

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Von wegen Opfer!

Montag, 23. Januar 2012

Zu einem sanftmütigen Opfer taugt Baltasar Garzón wahrlich nicht. "Spaniens mutigster Richter", wie ihn die taz nennt, erlebt gerade die Parteienallmacht des spanischen Zentralstaates, muß sich gegen Partido Popular und faschistische Organisationen behaupten. Ganz so opferhaft ist dieser Mann jedoch nicht. Das sollte man mal richtigstellen. Das Mitlauschen von Gesprächen zwischen Anwälten und Angeklagten in U-Haft ist indes keine kuriose Neuigkeit, wie das die PP meint - ähnliches Vorgehen gab es unter Garzón immer wieder, nur da war es politisch gewollt.

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Sit venia verbo

"Geändert haben sich nur die Schlüsse, die aus solchen Zahlen gezogen werden. Vor 30 Jahren hatte Don Reid nach den Wurzeln des Unglücks geforscht und den zum Tod Verurteilten als menschliches Wesen gezeichnet, der das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Heute sind die Medien nur noch am Wie und Wo der Tat interessiert, nicht am Warum. Die möglichst genau Schilderung des Geschehenen soll keineswegs Beklemmung auslösen: Was, dazu ist der Mensch also auch fähig...? Absicht ist vielmehr, den Täter als Monster, als Bestie zu zeigen, die nie zur menschlichen Gesellschaft gehört hat, geschweige denn zum amerikanischen Volk, und deshalb ausgemerzt werden muß. Auf das Schildern einer katastrophalen Jugend und das ausweglose Zusteuern auf die Tat wird verzichtet. So entsteht der Eindruck: Nicht das Leben hat einen Mörder zum Mörder gemacht. Ein Mörder wird schon als Mörder geboren."
- Margrit Sprecher, "Leben und Sterben im Todestrakt" -

... ist die Mutter der Dummen

Freitag, 20. Januar 2012

Weshalb hatte er eigentlich nach jedem Besuch dieses matte Gefühl, dass die Stahltür nie richtig ins Schloss fiel? Warum schien es ihm, als würde seine Zelle, dieses dustere Verlies nicht verschlossen? Das war so als gestern der Pfarrer sein wöchentliches Gastspiel beendete. Dasselbe Gefühl neuerlich einige Stunden später, als der Anstaltspsychologe seinen täglichen Kurzbesuch abschloss - vermutlich jedoch nicht die Tür. Und immer wenn der junge Gimpel von Wärter, der ihm das Essen aus der Küche brachte, aus diesem dunklen Bunker wieder heraustrat, dünkte ihm ebenfalls, dass da diese dicke Tür, dieser Koloss gleich einer Tresortür, nicht schwer und behäbig ins Schloss fiel - geschweige denn, dass sie abgeschlossen würde.

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Öffentlichkeit verteuern, versteuern

Donnerstag, 19. Januar 2012

Eine kurze polemische Streitschrift.

Die Apologeten des wehrhaften Gesundheitssystems fordern Fettsteuer oder Dickenabgabe - manchmal auch Zulagen für Versicherte, deren Sport es zum Beispiel ist, Blindekuh auf Dachterrassen zu spielen. Die Freunde des wehrhaften Rechtsstaates sprachen sich schon häufig dafür aus, dass man die Gewährungskriterien zur Prozesskostenhilfe umstellen sollte - nicht jeder falsche Hartz IV-Bescheid sollte richterlich begutachtet werden können, um die Kassen zu schonen.

Mit demokratischer Gesinnung hat dieser Protektionismus natürlich wenig zu tun. Er erinnert an Zeiten, da an Krankheit laborierende Volkswirtschaften mit Schutzzöllen Einfuhren erschwerten, um die Binnenkonjunktur nicht abzuwürgen. Das war, das ist (oder wäre, denn Schutzzölle werden ja mittlerweile als Verbrechen an der Freiheit verunglimpft und afrikanische Staaten, die sie noch kennen, werden zu Diktaturen erklärt) nicht übel - das ist auch ein nützliches politisches Mittel, um die Wirtschaft zu steuern. Eine Demokratie ist aber keine Volkswirtschaft. Letzteres kann in die Demokratie eintreten - mehr aber auch nicht. Doch eine aufgeklärte Demokratie benötigt geboten Schutzzölle. Aber vor wem schützen?

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Araber dramatisch arbeitslos

Mittwoch, 18. Januar 2012

"Iraker, Afghanen, Pakistani" in roter Alarmschrift über dem Titel - "alarmierend hohe Hartz IV-Quoten bei Ausländern". Das ergeben die letzten verfügbaren Zahlen der BfA - die sind so topaktuell auch nicht mehr, passen aber derzeit geradezu optimal ins Konzept der BILD. Neulich kotzte sich eine Göre über Ausländer- und Arbeitslosenkinder in Kreuzberg aus und nun liefert BILD Zahlenmaterial nach.

Die selbsterfüllende Prophezeiung

Nun gibt es ja zwei Lesarten. Und zwei Lesertypen. Die einen sagen: BILD hatte immer recht, es sind Iraker, Afghanen und das ganze Zeugs, die Araber halt, mit denen kein Staat zu machen ist - die Zahlen belegen es! Oder man sagt: Komisch, dass ausgerechnet Menschen mit arabischen Wurzeln (und solche, die wir für arabische Wurzeln halten) dort ganz oben stehen; es muß doch einen Grund dafür geben! Rauschebartträger im wallenden Gewand, Männer mit dunkler Haut und stierem Blick, Frauen totalverhängt - ausgerechnet die tun sich offenbar schwer damit, einen Arbeitsplatz zu finden. BILD liest man schichtübergreifend - auch Personalchefs lesen sie. Bei Namen die irgendwo ein Ibn oder dergleichen aufweisen, dürfte die Bewerbungsmappe vorschnell auf dem Stapel landen, den man mit einer vorgefertigten Absage belohnt.

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