Ein ehrenwerter Bündnispartner

Mittwoch, 31. März 2010

Eine Autonomie, die nicht annähernd an die föderalistische Selbständigkeit deutscher Bundesländer heranreicht, die vom Zentralstaat kontrolliert und vordiktiert wird, die selbst in kleinsten Ressorts nicht weisungsbefugt ist. Eine Sprache, die keinen Bezug zum Idiom des Zentralstaates besitzt, die von der Landessprache als Gegrunze verspottet, als primitive Sprache begriffen wird; die man zwar wieder erlaubt hat, doch bestenfalls nur duldet. Parteiverbotsgesetze, die dazu ersonnen wurden, jene unliebsamen linken Parteien zu verbieten, die die Autonomiefrage nicht aus ihrer Agenda löschen möchten, die weiterhin das Ansinnen nach Selbstverwaltung und Eigenständigkeit bewahren. Eine Folterpraxis, die immer noch wie in Zeiten der Diktatur gehandhabt wird, die Eisenstangen in Enddärme einführt, Scheinertränkungen und inszenierte Hinrichtungen vollbringt, die prügelt und nervlich zusetzt und droht, auch Eltern, Brüder und Onkel zu inhaftieren. Haftstrafen im dreistelligen Bereich, die mindestens vierzig Jahre abgesessen werden müssen, bei denen es keine Aussicht auf Resozialisierung und ein zukünftiges Leben in Freiheit gibt, die überdies oftmals in Isolation abgebüßt werden, womit sie in mehreren Fällen gleichzeitig gegen die Menschenrechte verstoßen. Ein fiktives Terrorhandbuch, dass der Zentralstaat aus dem Hut zauberte, in dem den vermeintlichen Terroristen ans Herz gelegt würde, nach jeder Verhaftung Folter anzuzeigen, ob sie geschehen sei oder nicht, womit jeder Entlassene, der daraufhin Folter anzeigt, indirekt ein Geständnis ablegt, Terrorist zu sein, weil er dem Vorschlag dieses angeblichen Handbuches folgt. Horrende Geldstrafen, die zusätzlich zu Haftstrafen erlassen werden, die nach der Inhaftierung von Familienmitgliedern zu bezahlen sind, weshalb diese nicht selten in bitterste Armut geworfen, letztlich als Sippe haftbar gemacht werden. Politische Gefangene, die gesetzeswidrig Hunderte von Kilometer von ihrer Heimat entfernt einsitzen; dies, obwohl dieser offene Gesetzesbruch der gesamten Gesellschaft bekannt ist - man nimmt dieses Vorgehen als unabänderbar hin, befürwortet es gar. Schutzhaft, in der bis zu 120 Stunden festgehalten werden, in der der Häftling keinerlei juristische Hilfe erwarten, in denen kein Zugang zu Anwalt, Arzt oder Familie, nicht mal ein Telefonat erfolgen darf; in der man vollkommen seinen Häschern ausgeliefert ist, die zudem keine Rechenschaft über ihre Verhörmethoden ablegen müssen. Terroristenstatus, den selbst jene erhalten, die die Autonomiefrage im politischen Rahmen beantworten, die mittels Parteien und außerparlamentarischen Organisationen die Repression des Zentralstaates friedlich gemindert wissen wollen. Ein Regent und oberster Kriegsherr, der das Militär im inneren Konflikt, bei Fragen der Autonomie beispielsweise, einsetzen darf; der Schüsse befehligen dürfte, sofern sich der Zentralstaat in seiner Allmacht verletzt fühlt. Ein Sondergericht, das Geständnisse unter Folter toleriert, ebensowenig dagegen vorgeht; Sonderrichter ebenjenes Gerichts, die Folterknechte Pinochets verurteilen, ihren folternden Landsleuten aber zu Polizeikarrieren verhelfen.

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Facie prima

Dienstag, 30. März 2010

Heute: Die Staatsmännische, Angela Merkel


Innenpolitisch mit drögem Blick, verdöst in Stellungnahmen, häufig benebelt in der Debatte, blüht Angela Merkel immer dann auf, wenn sie die deutschen Grenzen überwunden hat. Das heißt, sie blüht nicht unbedingt selbst auf: sie wird blühend gemacht. Auf internationalem Parkett wird aus der innenpolitischen Schlaftablette mit Pagenschnitt, eine stahlharte, unbarmherzige Staatsfrau, die unerbitterlich ihren überstaatlichen Nimbus als iron lady speist. Man macht sie zur Retterin von Klimakonferenzen, zur europäischen Wohlstandswahrerin, zur unnachgiebigen Nein-Sagerin, zum defensor fidei des wirtschaftlichen Europa - das Schlafpulver mit Richtlinienkompetenz, es wird verbrämt, wird umgeschrieben und mit passenden Bildern unterstrichen. Im Inlande vor Müdigkeit nuschelnd, liest sie im Ausland mit erhobener Stimme Leviten, deutelt mit dem Finger, putzt herunter, bleibt entschieden und strikt, weicht kaum einen Zentimeter zurück. Eine aufgehende, energische Person, die in dieser Weise innerhalb Deutschlands unbekannt ist.

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Evolution braucht Hilfe

Montag, 29. März 2010

Solidarität ist zwar ein entzückendes Ideal, Gemeinsinn bewundernswert tugendhaft und Hilfsbereitschaft ein phänomenales Wunschbild - doch leider sind sie allesamt nicht genetisch programmiert. Der Mensch, so lehren sie uns in unschöner Regelmäßigkeit, sei ein habgieriges und nimmersattes Wesen, egomanisch und selbstsüchtig geartet. Dafür könne er nichts, denn dergestalt sei er von Evolutions wegen konditioniert - er sei, wie alle Wesen dieser Erde, im steten Kampf ums Dasein, damit zur Rücksichtslosigkeit verurteilt. Und weil man evolutionäre Prämissen nicht abändern kann, weil der Mensch so unbelehrbar auf gegenseitigen Kampf eingestellt ist, wie es jede Wildkatze oder jeder Wolf es ist, muß auch das soziale Lebensumfeld des Menschen darauf abgestimmt sein. In einer Welt, in der Kampf und Eigennutz zu Naturgesetzen ausersehen wurden, kann das Gemeinwesen nicht dieser vorgeblichen Natürlichkeit entzogen sein, kann sich nicht vom Menschen Unnatürlichkeit ausbedingen.

Daran sei nichts zu leugnen, lehren sie unentwegt. Darwin habe uns bewiesen, wie Arten entstehen, habe uns die schier göttliche Allmacht des ständigen Kampfes sichtbar gemacht. Darwin sei unantastbar. An seiner Lehre könne man nicht rütteln. Ein wenig feilen hin und wieder, ein bisschen Makulatur üben - das ja! Aber grundsätzlich ist die Lehre unnahbar, unberührbar. Und weil dem so ist, könne man sich zwar gelegentlich über ein Gemeinwesen echauffieren, dass viele seiner Kinder stiefmütterlich behandelt, aber endlich ist es doch nichts weiter als in Staatlichkeit hinübergelotster menschlicher Überlebenskampf. Warum sollte auch ein Wirtschaftssystem und seine sozialen Auffangmechanismen anders sein wollen, als es der menschlichen Eigenart entspricht? Warum sollte es besser sein wollen als der Mensch selbst? Nahezu anmaßend wäre so ein hoher, überhöhter Anspruch, lehren sie beständig. Dass aber erstens, Darwin seinen Survival of the Fittest zunächst durchaus nicht auf die sozialen Gegebenheiten in der Menschenwelt ausdehnen wollte, und dass er, zweitens, schon damals in der Kritik stand, dass der ewige Kampf innerhalb der Natur zu eingleisig sei, wird in den Belehrungen dieser Dogmatiker aus Eigennutz nicht angeführt.

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Kind, das sich rechnet

Samstag, 27. März 2010

Still! Nicht lärmen! Der Herr Sohn büffelt. Er brütet über seinen Schulheften. Er weiß, um was es geht; ist erfüllt von Elan, durchdrungen von Wißbegier. Leise, bitte! Er arbeitet - er verdient uns etwas hinzu. Nicht stören! Unsere Haushaltskasse hängt von seiner Ungestörtheit ab. Was nützt der schönste Zimmerarrest zwecks Büffelei, wenn hernach der Trubel ausbricht? Sachte jetzt, piano jetzt! Wir brauchen das Geld dringend. Das weiß unser Dreikäsehoch auch, daher paukt er mächtig. Selbst das Abendbrot liefern wir ihm aufs Zimmer - er darf keine Zeit verlieren.

Ruhe, bitteschön! Lärm hatten wir ausreichend vor einigen Wochen. Bringt der Bengel doch das Halbjahreszeugnis nach Hause. Was für ein Zeugnis! Eine Freichheit von Zeugnis! Ein Schnitt von Drei Komma nochwas. Was für ein Gebrüll! Wir wollten ihm ja sachlich darlegen, dass das nicht ausreicht. Doch er hatte nichts anderes zu seiner Verteidigung vorzubringen, als brühwarm zu behaupten, er hätte sich bemüht. Er hätte sich sogar in Rechnen verbessert, hätte sich die Vier dort mit viel Schweiß erarbeitet. Schau den nicht an! Sicherlich, ein rhetorisch gestrickter Drittklässler - und ein viel zu selbstzufriedener Drittklässler, wie wir fanden. Ein Wort ergab weitere, fehlende Einsichtigkeit unseres Abkömmlings nährte die Wut und... wir haben uns später auch entschuldigt, aber die Ohrfeige war in jenem Moment dringlich. Nun wieder leise, wir werden zu laut, wir sollten unsere Stimmen senken.

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Die Fackel brennt wieder

Freitag, 26. März 2010

Eine Rezension von Britta Madeleine Woitschig.


Diese Markierung in den Weiten des globalen Netzes klingt zunächst martialisch, in der konkreten Umsetzung wird jedoch erkennbar, dass De Lapuente ein feines Garn spinnt und jedes seiner Worte, und erst recht diejenigen seiner Gegner, auf die Goldwaage legt. Die fehlenden Kommentare der frühen Eintrage beweisen meines Erachtens hinreichend seine Stellung als einsamer Rufer in der Wüste, der durch Querverweise zu anderen unabhängigen Stimmen in Blogs sich seine Aufmerksamkeit hartnäckig erwerben musste. Sein politischer Standpunkt ist aus meiner Perspektive – glücklicherweise – nur die halbe Miete, denn der 1978 geborene Ingolstädter lockt mit weiteren Qualitäten, die seine kurzen Texte über die reine Kommentierung des Tagesgeschehens erheben und damit über das Niveau der bekannteren Edelfedern des (gut bezahlten) Feuilletons der sogenannten "Qualitätsmedien" hinaus.
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De dicto

Donnerstag, 25. März 2010

"Die Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts muss anders aussehen als die des 20.! Im Moment wird ein Hilfeempfänger zu 100 Prozent vom Sozialstaat versorgt, dadurch nehmen wir ihm Stolz und Antrieb, nach eigenen Erfolgen zu suchen. Eine Wohn-Pauschale würde Anreize schaffen, sich günstigeren Wohnraum zu beschaffen."
- Heinrich Alt, Rheinische Post vom 24. März 2010 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Kommt man auf die Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts, den progressiven, wegweisenden Sozialstaat zu sprechen, so vergräbt sich darunter nichts weiter als grobschlächtiger Sozialabbau. Das Ansinnen auf einen modernen, modernisierten Sozialstaat: es ist in Fortschritt gekleidete Beschneidung sozialer Errungenschaften. Blinder und übersteigerter Fortschrittsglaube wird angefacht, an die Zukunftshörigkeit appelliert, aufgefordert, sich für das 21. Jahrhundert rüsten zu müssen, um morgen nicht von gestern zu sein.

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Du wurdest verführt, sie werden verführt

Mittwoch, 24. März 2010

Keiner entkommt! Alles wird gesühnt! Blitzlichtgewitter und selbstzufriedene Gesichtszüge sind Teil der rituellen Staffage, wenn wieder einmal ein Verbrecher aus grauer... aus brauner Vorzeit, seinem Richter übergeben wird. Senile Scheusale und sieche Ungetüme werden ins Rampenlicht gezerrt, Regungen bis in jede noch so kleine Runzel, noch so winzige Falte analysiert, die Boshaftigkeit im vom grauen Star verschleierten Blick studiert. Keine Bestie entkommt - sofern sie nur noch lebt! Mördergreise werden vorgeführt und köstlich ausgeweidet, sind der ganze Stolz von Staatsanwaltschaft und Justiz, lassen die gesamte Gesellschaft mit geschwellter Brust stolzieren.

Mit Selbstzufriedenheit und Hochmut schlägt man sich anerkennend auf die Schultern. Gut gemacht! Wieder einer! Keiner entkommt! Verbrechen lohnt sich nicht! Sage noch einer, der Rechtsnachfolger des Dritten Reiches, er würde sich seiner Verantwortung nicht stellen. Sage noch einer, man würde die bittere Vergangenheit verlegen unter den Teppich fegen. Nein, man inhaftiert Tatteriche, reißt sie aus ihrem alterschwachen Leben jenseits von Gut und Böse und inszeniert sich auf ihre Kosten als Gesellschaft der Gerechten, der Rächer, derer mit Langzeitgedächtnis. Der verurteilte Fastneunziger, er ist der Stolz des aufarbeitenden Geschichtsbewußtseins. Er ruft förmlich: Seht her, sie haben nicht vergessen! Sie vergessen nie! Sie haben sich Unvergeßlichkeit angeeignet!

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Kampagnenjournalismus

Dienstag, 23. März 2010

Kampagnenverseuchtes Deutschland! Kommt der Journalismus doch mal seiner Verpflichtung nach, reißt sich am Riemen, beugt sich dem Berufsethos, so wittert man in dieser Republik schon Kampagnismus dahinter. Man ist es im Olymp gewohnt, dass man tun und lassen kann was man will, ohne sonderlich auf den Journalismus achten zu müssen. Man hat ihn sich ordentlich erzogen, hat ihm Manieren beigebracht, dem Schreiberling. Muckt er dann aber auf, tut das Unfaßbare, nämlich zu berichten, dann grollen und zürnen sie, erklären mit würdevoller Miene, selbstgerecht wie sie nun mal sind, dass eine Kampagne laufe, deren Opfer man sei; eine Kampagne, ins Leben gerufen vom Feind persönlich, die das beklagenswerte Opfer zum Wanken, zum Taumeln, ja zum Sturz bringen soll.

Zwar habe man Volksverhetzung betrieben und nebenher die eigene Klientel, die zufällig auch noch familiär oder freundschaftlich verbandelt ist, gefördert und auf Reisen geschickt, seine eigene kleine Amigo-Affäre inszeniert - aber wenn man genau hinblickt, dann erkenne man überdeutlich, dass die Berichterstattung eine Kampagne gegen die besten Absichten dieser Vorgehensweise ist. Gewiß habe es in den eigenen Reihen Fummeleien gegeben, in tausendfachen Einzelfällen wohl auch sexuelle Nötigung und Vergewaltigung, alles zwecks Generationengerechtigkeit auf mehrere Jahrzehnte und Jahrgänge verteilt - allerdings muß man bei dem Aufgebot an Journalisten, die sich dieses traurigen Themas annehmen, davon ausgehen, dass es sich um eine Kampagne gegen die Institution selbst handelt. Freilich habe der werte Herr Verteidigungsminister einen Bericht erhalten und ihn aus den Augen verloren, geleugnet, beschwichtigt, geglättet, dem Krieg ein wohlgefälliges, adeliges Antlitz verliehen - trotzdem darf man wohl erahnen, dass bald von einer Kampagne gegen den vorgeblich populärsten Minister gesprochen wird.

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Sit venia verbo

Montag, 22. März 2010

"Und niemand versteht besser anzutreiben, niemand versteht höhnischer zu sagen: "Schlapper Hund! Solltest mich mal sehen!" als der Mit-Tote, als der Mit-Prolet, als der Mit-Hungernde, als der Mit-Gepeitschte. Selbst die Galeerensklaven haben ihren Stolz und ihr Ehrgefühl, sie haben den Stolz, gute Galeerensklaven zu sein und "nun einmal zu zeigen", was sie können. Wenn das Auge des Kommandorufers, der mit der Peitsche die Reihen entlanggeht, wohlgefällig auf ihm ruht, so ist er beglückt, als hätte ihm ein Kaiser persönlich einen Orden an die Brust geheftet."
- B. Traven, "Das Totenschiff" -

Der Neid der Branche?

Sonntag, 21. März 2010

Der Mann gehört nicht gefeuert - er gehört befördert! Erfundene Gespräche habe er seinem Magazin angeboten. Erfunden! Wie negativ sich das doch anhört! Der Mann ist innovativ, hat ein wenig nachgeholfen, aufgepeppt, den IQ der Befragten poliert. Wenn heutzutage die Politik neue Sanktionskataloge für Leistungsberechtigte erfindet, dann spricht doch auch keiner von Erfindungen. Nein, dann heißt es, man habe optimiert. So sollte man das sehen! Der Autor hat nicht erfunden: er hat optimiert, hat das Beste aus der befragten oder zu befragenden Gestalt herausgeholt. Alles herauszupressen: das nennt man Effizienz.

Und mit welchen Köpfen er es da zu tun hatte! Man will ja nicht frech sein, niemanden Dummheit unterstellen - aber wie er aus diesen banalen Persönlichkeiten des Zeitgeschehens, an die sich in drei Stunden niemand mehr erinnern kann, weil schon wieder neue Gesichter, eben frisch der Casting-Couch entschlüpft, zu den neuesten Giganten ihrer Branche geschürt werden, wie man also aus solchen trivialen Persönlichkeiten etwas Lesenwertes herausholen soll, weiß der Teufel. PR-Gewäsch, abgestandene Sprüche, antrainierte Sätze - was für ein öder Brei aus Kommerz und Style, aus Massentauglichkeit und gespieltem Individualismus, aus Bad-Boy-Image und Habt-mich-alle-lieb. Starlets am schmalen Grat, zwischen Verkaufszahlen und Aufmerksamkeitsdefizit: dabei kann nichts Lesens- oder Erwähnenswertes herauskommen. Dazu braucht es eine effiziente und optimierende Kapazität.

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Zähmung der fickenden Unterschicht

Freitag, 19. März 2010

Oh, was für ein Segen, dass wir in manierlichen Zeiten leben! Oh, was für ein Glück, dass unsere Gesellschaft aus ihren Fehlern gelernt hat! Denn jetzt muß man keine Samenleiter mehr durchtrennen, Eierstöcke rausreißen oder Hoden entfernen - Schwachsinnige und Minderwertige können hormonell oder per Präservativ zu ihrer Kinderlosigkeit und zu unserem Glück gedrängt werden. Gezwungen? In keiner Weise! Alles freiwillig, alles ohne Zwang - wer aber hernach schwanger wird und sich mit fünf Bälgern quält, der soll nicht wimmern.

Dabei weint sich diese Gesellschaft turnusmäßig die Augen aus dem Kopf, weil sie zu wenig Kinder hätte. Nicht mal anderthalb Lendenfrüchtchen pro Frauenleben. Anderthalb klassenübergreifend wohlgemerkt! Denn im gesellschaftlichen Droben, berichten sie, plärren noch weniger Kinder, gleichzeitig hienieden die Geburtenrate zu hoch läge. Lakonischer: Die falschen Leute bekommen Kinder! Da beklagen sie sich, heulen unaufhörlich, weil sie schrumpfen und dann halten sie eine bestimmte Sorte Kind für unwürdig, ihre schrumpelnde und vertrocknende Gemeinde aufzufüllen.

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Verbrechen wird abgeschafft!

Donnerstag, 18. März 2010

Schließlich doch noch ein Vorschlag mit Substanz! Nahezu mußte man annehmen, dem Land der Denker seien die Ideen ausgegangen. Fast glaubte man, dies' Land kenne keine philosophische Kultur mehr! Doch ruhig Blut, es gibt sie noch, die freien Denker, die Visionäre und ungemütlichen Geister. Es gibt sie noch, die Freunde raffinierter Heilslehren.

Man muß Heinsohns Anregung, die Sozialhilfe zeitlich zu beschränken, als Chance sehen. Als Sprungbrett, als Legitimierung, in strotzende Villen einzudringen, kostbare Karossen umzuwerfen, in fürstliche Swimming-Pools zu pissen! Als Option, den sich vollstopfenden Egomanen weiszumachen, dass deren fetten Jahre vorbei seien. Als Möglichkeit, Kommunikation mit der Faust zu machen, dort wo das blanke Wort schon lange nicht mehr wirkte. Ein ganz durchtriebener Plan, den dieser agent provocateur da feilbietet. Wenn es keine revoltierenden Massen gibt, dann hungern wir sie eben aus, bis sie entkräftet und kränklich zur Revolte stolpern.

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Nomen non est omen

Mittwoch, 17. März 2010

Heute: "Innovative Verhörmethoden"
"CIA-Chef Porter Goss erklärt, die CIA habe einzigartige und innovative Techniken entwickelt, aber diese seien keine Folter und völlig legal."
- Telepolis am 22. November 2005 -
Gibt man bei der Suchmaschine Google den Begriff "Verhörmethode" ein, kommt als erster Eintrag die sogenannte "Waterboarding"-Folter auf Wikipedia. Umstrittene und grausame Verhörmethoden sind die weiteren Einträge. Dies zeigt sofort auf, dass selbst Google, den Terminus Verhörmethode als einen Euphemismus für Folter definiert. Das Adjektiv innovativ verhält sich ähnlich wie das Plastikwort "modern" – es wird als positive Aufladung für das darauf folgende Nomen verwendet. Innovativ soll neu, kreativ, modern und dem Zeitgeist entsprechend bedeuten. Ob und inwiefern eine Sache wirklich innovativ dann ist, steht auf einem anderen Blatt.

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In eigener Sache

Dienstag, 16. März 2010

oder: ad sinistram ist nominiert!

Gestern Nachmittag wurde ich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ad sinistram bei den Deutsche Welle Blog Awards 2010 in der Kategorie Best Weblog Deutsch nominiert ist.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, eine Kategorie zu gewinnen. Oder sagen wir lieber: es gibt zwei Möglichkeiten, in einer Kategorie zum primus inter pares zu werden. Einmal durch ein Abstimmverfahren, oder durch die Entscheidung einer internationalen Jury. Die Abstimmung endet am 14. April 2010; einen Tag darauf gibt die Jury ihr eigene, von der Abstimmung unabhängige Entscheidung bekannt. Von wesentlichem Interesse ist für die Deutsche Welle (deutscher Auslandsrundfunk und Mitglied der ARD), die Förderung von Informations- und Pressefreiheit. In siebzehn Kategorien werden jeweils elf Blogs nominiert, die sich aus eingereichten Vorschlägen rekrutieren.

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In Hemdsärmeln

Wenn man die Reisegewohnheiten des Außenministers in Frage stellt, die einbegriffene Selbstbereicherung beanstandet, öffentliche Rechenschaft darüber einfordert, dann ist das mittlerweile für viele in diesem Land, eine Gefahr für die Demokratie. Zwangsarbeit zu fordern, die Verquickung von öffentlichen und privaten Interessen voranzupeitschen, Spendengelder in Steuersenkungen umzubilden: dies und noch mehr, scheint hingegen zwischenzeitlich ein ungeheuer demokratischer Akt geworden zu sein.

Es ist eine ganz besondere Form der Demokratie, die sich die FDP und viele ihrer Parteigänger in den anderen politischen Lagern, allmählich und fast unmerklich, dennoch unbeirrt, aufbauen. Eine Demokratie, wie sie im Deutschlandprogramm der Liberalen festgeschrieben ist: als Bürgergesellschaft, als Zivilgesellschaft, die auf bürgerlichen Werten fußt.

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Es läuft weiter, wie es immer lief

Montag, 15. März 2010

Alle waren der einhelligen Meinung, dass es so, wie es lief, nicht mehr weiterlaufen dürfe. Nach dem Tod Robert Enkes gab sich der fußballhysterischere Teil der Republik betroffen und einsichtig. Vereine, Anhänger, Verband und Medien schworen in ihrer unermesslichen Trauer und während ihres noch unermesslicheren Beileidstourismus', den allgemeinen Druck, mit dem Fußballer, Trainer und Vereinsfunktionäre zu kämpfen hätten, zu drosseln. Es sollte in der Bundesliga wieder mehr menscheln, Spieler weniger als Ware betrachtet, Trainer nicht mehr als Tontauben freigegeben werden. Der Tod Enkes, so hielt mancher im pathetischem Tonfall fest, sollte nicht vergebens sein, sondern einen Sinn erlangen. Würde es gelingen, dass allesamt wieder den Menschen, nicht den Arbeitnehmer, im Fußballer wahrnehmen, dann hätte die Tragödie wenigstens nebenher Gutes bewirkt.

Wie aufrichtig, wie nachdrücklich die Beteuerungen letztlich waren, konnte schon bald darauf beobachtet werden. Pfeifkonzerte und Raus-Rufe waren schnell wieder montiert. Fankurven machten sich wieder auf die Suche nach einem massentauglichen Sündenbock, schmähten, beleidigten, zeigten drohend die Faust oder, je nach Befindlichkeit, den Stinkefinger. Ein Blick in die Kurve, ein Blick ihn hassverzerrte Gesichter - und man war ernüchtert, wußte, wie viel von der damaligen Einsicht übrig war, wie wenig das Drama des Torhüters bewirkt hatte. Auch die Medien verfielen schnell wieder in den alten Trott, übernahmen die rigorose Art der Spielerbenotung, die mit objektiver Spielanalyse nichts, mit der Erzeugung von Druck hingegen sehr wohl etwas zu tun hatten. Zuletzt hatte die üble Laune mancher Sportredakteure doch wieder die Oberhand erlangt, ließ ihnen den Raufbold aus der Kurve, der in ihnen betäubt war, wieder aus der Zurückhaltung entgleiten.

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Zugehörig

Samstag, 13. März 2010

Unlängst, di Lorenzo hatte sich gerade mit halbseidenen Bemerkungen ins Räderwerk der Demagogie verschrauben lassen, warf sich die Frage auf, wie jemand, dessen Wurzeln in der Fremde liegen, sich derart vergessen auf die Seite der Xenophoben zu stellen getraut. Weshalb wird man zum hundertfünfzigprozentigen Deutschen, zu jemanden, der bis ins Mark angekommen sein möchte und daher, mit einem halben Pfund Übereifer und nationaltümelnden Dünkel aufgeladen, durch die Lande tingelt? Zu jemanden also, der seine Verbissenheit im Gepäck herumträgt. Ein Gepäckstück, das man jedoch niemals abstellt, wenn man hier als Mensch mit ausländischen Wurzeln anwesend sein darf.

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