Die Rückkehr der Inkompetenz

Samstag, 1. November 2008

Hoffen durfte man selbstverständlich schon, dass die neuen politischen Zustände in Bayern dazu führen würden, die ganze Kamarilla der Inkompetenz aus dem Wege zu räumen, um einer anderen Generation kompetenter Inkompetenzler zu ihrem Recht zu verhelfen. Genützt hatte alle Hoffnung allerdings nichts, auch wenn es schön war, wieder einmal gehofft haben zu dürfen. Die Inkompetenz ist nicht direkt zurück, war vielmehr überhaupt nie abwesend, sondern bestenfalls still ins Kämmerlein zurückgezogen. So besehen stellt die bayerische Landtagswahl 2008 keine Zäsur dar, ist die Ära Seehofer kein Neuanfang - da kann jener noch so viel vom Neuanfang predigen.

Sie ist also wieder zurück aus ihrer Zurückgezogenheit! Die Inkompetenz darf sich wieder laut ihrer Ahnungslosigkeit hingeben, darf wieder vor Kameras stammeln und indoktrinierte Schlagworte hinausposaunen. Endlich ist sie wieder dort, wo sie schon seit Jahren stand - vor den Telepromtern dieses Landes, um vorgefaßte Vorträge hinauszustottern, um dabei einen selten dämlichen Eindruck von Nichtskönnen und Nichtswissen zu vermitteln. Die Inkompetenz darf wieder ganz dilettantisch durch den Blätterwald rauschen, Fernsehsendungen belagern, kritischen Fragen mit vollidiotischem Blick und dreister Mundtotmacherei begegnen, im Zweifelsfall einfach nur dämlich durch die Gegend grinsen. Sie darf nachbeten, was man ihr vorschreibt, darf "Einspruch!" plärren, wo sie sich durch konkrete Fragenstellerei belästigt fühlt, wo sie nicht mehr weiter weiß im erlernten Text - und nicht mehr weiterzuwissen kommt nicht selten vor. Ja, sie ist wieder im Lande, die Inkompetenz...

Oh, wird das eine zweifelhafte Freude sein, wenn der Inkompetenz Visage weiterhin allerorten das Gefühl vermittelt, dass man gar nicht blöd genug, nicht einfältig genug sein kann, um trotzdem eine Karriere als politisierte Inkompetenz aufs Parkett zu legen. Wird das ein trauriger Spaß, wenn sie wieder gegen Arbeitslose hetzt, Ausländern mit Integration beikommt und der dazugehörigen Drohung nach Leistungsentzug und Ausweisung natürlich; wenn sie die Sozialdemokratie wieder als Handlanger Lenins titulieren und alles was nach "links" riecht in die Pfanne hauen darf. Wir werden weiterhin erleben dürfen, wie der inkompetente Kleingeist laviert, wie er lamentiert, wie er sich vor konkreten Antworten drückt, wie er sich windet und wegbückt, wie er mit vielen sinnlosen Satzbrocken seine Stumpfsinnigkeit entblößt, aber gleichzeitig immer darauf bedacht ist, seine Macht, seinen Posten oder das Pöstchen zu erhalten, die eigene Dummheit als Intelligenz und die eigene Unwichtigkeit als Wichtigkeit zu verkaufen. Die Inkompetenz ist wieder im Geschäft - wer hätte das noch vor einigen Wochen gedacht?

Die Christdemokratie hat bewiesen, dass sie ein Herz hat für solche, die es mit dem eigenen Denken - mit der Eigeninitiative - nicht so sehr haben. Sie hat das Inkompetente zurückgeholt ins Boot, damit es nicht andernorts vor sich hingammelt. Man muß sich der Schwachen annehmen - Seehofer hat christliche Nächstenliebe bewiesen, hat gezeigt, dass ihm die Armen am Geiste heilig sind. Von wegen Wettbewerb! Von wegen Eigeninitiative! Die CSU greift ihren Sorgenkindern unter die Arme, schert sich nichts um das stets gepredigte Dogma von Eigeninitiative und dem "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott", sondern zeigt auf, wie man die Schwachen integrieren, wie man die Armen einbetten kann ins Gefüge. Sie stört sich nicht an deren dilettantischen Art, nicht am fehlenden Rückgrat, nicht am stetigen Nachplappern von Schlagworten, nicht an deren fehlender Begabung, die eigenen Gehirnwindungen unter Strom zu setzen. "Aufbruchstimmung oder Neuanfang hin oder her - an unsere Kompetenzlosen halten wir natürlich fest!", sagt sich die Christdemokratie. Und daher sitzt die Inkompetenz fester im Sattel denn je, sitzt die Haderthauer höher zu Ross als jemals zuvor - daher bleibt der Gestank der Inkompetenz, das devote Kettenhunddasein mit seiner Gabe, selbst nicht denken zu wollen, im Boot bayerischer Politik, bleibt der Söder weiterhin ein Pflegefall für die christdemokratische Nächstenliebe...

4 Kommentare:

Anonym 1. November 2008 um 18:56  

"Die Inkompetenz ist wieder im Geschäft - wer hätte das noch vor einigen Wochen gedacht?"

Entschuldige bitte - aber hast du wirklich geglaubt das es anders kommen würde?

Wo sollten die auch hin? Schliesslich ist die bajuwarische Inkompetenz doch geradezu versessen darauf, nicht unmittelbar an der Bundesregierung beteiligt zu sein. So was wie Steinbrück geht denn nicht.

ad sinistram 1. November 2008 um 19:00  

Wer spricht denn von Glauben? Aba hoffa werd ma doch no derfa, oda? Was bleibt uns denn anderes, als zu hoffen, dass die Inkompetenzler aus irgendeinem Grund fernbleiben? Geglaubt habe ich es nie, aber doch gehofft - naja, auch das nicht... aber geträumt... wobei: nicht mal das, wenn ich es recht bedenke.

Anonym 2. November 2008 um 12:32  

"...aber gleichzeitig immer darauf bedacht ist, seine Macht, seinen Posten oder das Pöstchen zu erhalten..."

Darin liegt die Problematik der ganzen Misere. Denn selbst der engagierteste Idealist wird, beim "Aufstieg" in eine Position, in der er etwas verändern könnte, entweder
- selbst vom Machtgefühl korrumpiert
- selbst wenn nicht, dann doch als Parteiverräter ausgegrenzt und denunziert
- oder am Ende, wenn er allen Anfeindungen getrotzt und in der ersehnten "Position zum Zwecke der Veränderung" steht, aus der Partei ausgeschlossen, rausgeworfen o.ä. wird

Was bleibt ? Ein weiterer Idealist, der entweder zerbricht, sich anpasst oder wieder ein "integrierter Politiker" wird, der, wie schon oben zitiert : "...aber gleichzeitig immer darauf bedacht ist, seine Macht, seinen Posten oder das Pöstchen zu erhalten... "

Anonym 2. November 2008 um 13:51  

@level x, all

Es bleibt mir eigentlich für alle, die immer noch meinen PolitikerInnen der Großen Koalition in Deutschland sind keine bezahlten Marionetten der Finanzmärkte (z.B. Merkel von Ackermanns Deutscher Bank) einen großen US-Präsidenten zu zitieren:

"It's the economy stupid!" (Zitat: Bill Clinton).

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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