Bei Klar sehen die Medien nicht besonders klar
Dienstag, 25. November 2008
Sachliche Berichterstattung - eine Begrifflichkeit aus der Vergangenheit. Dieser Tage ist zu beobachten, wie aus einem Ereignis, welches für die Öffentlichkeit relevant ist, eine Kampagne wird; wie man bemüht ist, jegliche Form der Berichterstattung im Keime zu ersticken, um den niederen Instinkten der schreibenden Gilde allen nötigen Raum zu verleihen. Indes kann man von Christian Klar halten was man mag - er hat gemordet und seine nihilistischen Anwandlungen sind schwer nachvollziehbar. Doch in einem Rechtsstaat, den die Politik ja immer wieder als gegeben ansieht, wenn es z.B. darum geht, das Unrecht des Zweiten Sozialgesetzbuches als rechtsstaatlich abgesegnet zu rechtfertigen, hat auch ein solcher Mensch, der verfehlt, gemordet und sich geirrt hat, vollen Anspruch darauf, wie ein Mensch behandelt zu werden. Und, was noch wichtiger erscheint, er hat Anspruch darauf, nochmals eine Chance zu erhalten, ein einigermaßen freiheitliches Leben zu führen.
Nach 26 Jahren, die beste Zeit seines Lebens hat er in Haft verbracht, sollte der Zeitpunkt dieser zweiten Chance gekommen sein. Reue spielt dabei keine Rolle, ist juristisch betrachtet nicht maßgeblich. Wir bewegen uns juristisch im Wechselspiel zwischen Schuld und Sühne - und beides war gegeben und wird bis zum Januar 2009 aufrechterhalten. Reue ist irrelevant, mit seinem Gewissen wird Klar aber weiterhin leben müssen. Die angebliche Gewissenlosigkeit eines Mörders scheint eine jener Märchen aus dem Lager derer zu sein, die eine Kategorisierung des Menschen in gut und böse benötigen - aber jeder von uns trifft Entscheidungen, keine Morde fürwahr, aber doch Entscheidungen, die wir als richtig und einzig gangbar erachten. Und obwohl wir von der Richtigkeit überzeugt waren, von dem Muß der Entscheidung wissen, plagen uns nachher Zweifel, meldet sich unser Gewissen. Diese Gewissensbisse werden auch Christian Klar quälen, auch wenn er (vielleicht immer noch) meint, er habe das Richtige getan. Vielleicht würden diejenigen, die Reue verlangen, zufrieden sein, wenn Klar von seinen Gewissensbissen erzählen würde - aber es steht ihm frei, sich nicht darüber äußern zu müssen. Auch ein Mörder hat Persönlichkeitsrechte, die man respektieren muß - dies entspricht dem Rechtsstaatsprinzip.
Nun kriechen freilich wieder all jene aus ihren Löchern, die schon vor über einem Jahr, als Klar ein Gnadengesuch einreichte, wie von der Tarantel gestochen Hetzschriften produzierten. Und was bei einer solchen medialen Kampagne gegen Klar geschieht ist nichts anderes, als sich gegen den Rechtsstaat auszusprechen. Nebenbei bleibt natürlich auch der gute Stil unabhängiger Berichterstattung auf der Strecke, macht damit einer kollektiven Tollwut Platz, die es erlaubt, dass man als Journalist wie wild um sich beißen, den Mörder zerfleischen darf, ohne mit ernsthaften Konsequenzen rechnen zu müssen. So erkennt Franz-Josef Wagner in Klar immer noch einen gefährlichen Zeitgenossen und schürt damit Hysterie. Dass Klar schon vor Jahren bekannt hat, niemals mehr zurück in den bewaffneten Kampf zu gehen, dass er vor Jahren im Spiegel äußerte, dass er das Leid der Familien bedauere, davon will Wagner nicht schreiben. Einar Koch hingegen, seines Zeichens auch einer dieser glorreichen BILD-Kommentatoren, fühlt sich ins Gesicht geschlagen. Er schreibt wirre Sätze zur Gutachter-Bürokratie und von Sozialprognosen, die oft nicht stimmen würden. Als ob eine Prognose ein unumstößliche Gewissheit sei - es gehört zum Wesen der Prognose, dass sie fehlerhaft sein kann, sie ist ja nur ein Abwägen und ein Spiel mit Möglichkeiten, aufgebaut auf empirischen Eindrücken. Was sie nicht ist, ist Hellseherei! Das spielt aber für Einar Koch keine bedeutende Rolle, denn um Eindruck zu schinden, d.h. um seine Tirade emotional zu unterstreichen, muß man Begrifflichkeiten auch mal beugen und an ihnen herumziehen wie an einem Stück Gummiband.
Aber auch außerhalb der engen Räumlichkeiten des Springer-Verlages ist man sich einig darüber, dass 26 Jahre Haft nicht ausreichen, um das Morden Christian Klars gerecht zu bestrafen. Indirekt spricht man sich damit für eine lebenslange Freiheitsstrafe aus, die sich auch wirklich an der Lebensdauer des jeweiligen Häftlings bemisst. Oder anders: Hinfort mit der zweiten Chance! Weg mit der Resozialisierung! Vorbei die Zeiten, in denen man sich bedingungslos dafür aussprach, jedem Verurteilten die Möglichkeit zu geben, irgendwann wieder die Freiheit zu erlangen! Überhaupt mutet es heute selbstverständlich an, Mörder wie Christian Klar als Terroristen zu bezeichnen, als eine Art politischen Häftlings - gerade davor hatte man sich aber einst, als man über die RAF zu Gerichte saß, distanziert. Die RAF war eine Räuberbande, keine politische Gruppierung, dessen war man sich einig - heute aber, da es passender dünkt, nicht von Mord sondern von Terrorismus zu sprechen, spricht man Klar den Status des politischen Häftlings indirekt zu. Für solche Feinheiten ist in der Hitze des Gefechts, mit allerlei Schaum vorm Mund, selbstverständlich keine Zeit mehr. Und als sich Klar vor einem Jahr dahingehend äußerte, dass er dem Kapitalismus nichts abgewinnen könne, plärrten schon wieder welche, dass er damit bewiesen hätte, noch nicht reif für die Freiheit zu sein. Als ob der Kapitalismus, in den er hinausgegangen wäre, den Weg in die Freiheit bedeutet hätte! So besehen gilt Klar für jene Kreise, die nun klagen und sogar Bundesverdienstmedaillen zurückgeben, als politischer Häftling - damit führen sie die Hatz ad absurdum, denn aus politischen Gründen rechtfertigt sich in diesem Land keine Haft. Nur für solche Sichtweisen und Erkenntnisse, mit dem nötigen Gefühl für Worte und Begriffe, haben es die Hetzer und Rechtsstaatsatomisierer nicht.
In diesem Land haben andere Mörder, Helfer von Mördern, Anstalts- und Lagerleiter, mordende Ärzte, todbringende Richter und Mitläufer der Mordmaschinerie schon wesentlich kürzere Haftzeiten erteilt bekommen - und dabei genauso gemordet wie Christian Klar. Viele von ihnen gingen sogar ohne Strafe durch ihr Leben. Und andersherum betrachtet: Die Schleyers und Pontos treten immer wieder auf, wollen standhafte Richter, die einen Klar nie mehr in Freiheit lassen, zudem wollen sie erfahren, wer ihren Ehemann, Vater, Bruder getötet hat - das wollten die Hinterbliebenen auch, die wußten, dass ihre Familie im Konzentrationslager ums Leben gekommen sind. Und sie hätten es auch gerne gesehen, wenn die Mörder und Mordhelfer lange, sehr lange in Haft geblieben wären. Da lief keine der bürgerlichen Printmedien auf, um sich moralisch zu entrüsten - die damaligen Mörder brauchten ja auch keine zweite Chance, weil sie noch immer mit ihrer ersten Lebenschance ausgestattet waren.
Bei der Art und Weise wie heute über Christian Klar berichtet wird, kann nur schlußgefolgert werden, dass man ihn als politischen Häftling betrachtete und noch immer betrachtet. Das ist zuviel der Ehre, das hat dieser Mann gar nicht verdient! Aber mit diesem Brett... ach was, mit diesem gigantischen Sägewerk mitsamt Holzbrettlager vor dem Kopf, erkennt man nicht einmal, dass man diesem Mann mehr Beachtung schenkt, als ihm zusteht. Und vorallem erkennt man nicht, dass man mit dieser Form der Hysterie, mit der Verunglimpfung des rechtsstaatlichen Prinzips, ebenso terroristische Ansätze zeitigt, gleichermaßen systemfeindlich ist, wie derjenige, der gerade durch den Blätterwald gejagt wird.
Nach 26 Jahren, die beste Zeit seines Lebens hat er in Haft verbracht, sollte der Zeitpunkt dieser zweiten Chance gekommen sein. Reue spielt dabei keine Rolle, ist juristisch betrachtet nicht maßgeblich. Wir bewegen uns juristisch im Wechselspiel zwischen Schuld und Sühne - und beides war gegeben und wird bis zum Januar 2009 aufrechterhalten. Reue ist irrelevant, mit seinem Gewissen wird Klar aber weiterhin leben müssen. Die angebliche Gewissenlosigkeit eines Mörders scheint eine jener Märchen aus dem Lager derer zu sein, die eine Kategorisierung des Menschen in gut und böse benötigen - aber jeder von uns trifft Entscheidungen, keine Morde fürwahr, aber doch Entscheidungen, die wir als richtig und einzig gangbar erachten. Und obwohl wir von der Richtigkeit überzeugt waren, von dem Muß der Entscheidung wissen, plagen uns nachher Zweifel, meldet sich unser Gewissen. Diese Gewissensbisse werden auch Christian Klar quälen, auch wenn er (vielleicht immer noch) meint, er habe das Richtige getan. Vielleicht würden diejenigen, die Reue verlangen, zufrieden sein, wenn Klar von seinen Gewissensbissen erzählen würde - aber es steht ihm frei, sich nicht darüber äußern zu müssen. Auch ein Mörder hat Persönlichkeitsrechte, die man respektieren muß - dies entspricht dem Rechtsstaatsprinzip.
Nun kriechen freilich wieder all jene aus ihren Löchern, die schon vor über einem Jahr, als Klar ein Gnadengesuch einreichte, wie von der Tarantel gestochen Hetzschriften produzierten. Und was bei einer solchen medialen Kampagne gegen Klar geschieht ist nichts anderes, als sich gegen den Rechtsstaat auszusprechen. Nebenbei bleibt natürlich auch der gute Stil unabhängiger Berichterstattung auf der Strecke, macht damit einer kollektiven Tollwut Platz, die es erlaubt, dass man als Journalist wie wild um sich beißen, den Mörder zerfleischen darf, ohne mit ernsthaften Konsequenzen rechnen zu müssen. So erkennt Franz-Josef Wagner in Klar immer noch einen gefährlichen Zeitgenossen und schürt damit Hysterie. Dass Klar schon vor Jahren bekannt hat, niemals mehr zurück in den bewaffneten Kampf zu gehen, dass er vor Jahren im Spiegel äußerte, dass er das Leid der Familien bedauere, davon will Wagner nicht schreiben. Einar Koch hingegen, seines Zeichens auch einer dieser glorreichen BILD-Kommentatoren, fühlt sich ins Gesicht geschlagen. Er schreibt wirre Sätze zur Gutachter-Bürokratie und von Sozialprognosen, die oft nicht stimmen würden. Als ob eine Prognose ein unumstößliche Gewissheit sei - es gehört zum Wesen der Prognose, dass sie fehlerhaft sein kann, sie ist ja nur ein Abwägen und ein Spiel mit Möglichkeiten, aufgebaut auf empirischen Eindrücken. Was sie nicht ist, ist Hellseherei! Das spielt aber für Einar Koch keine bedeutende Rolle, denn um Eindruck zu schinden, d.h. um seine Tirade emotional zu unterstreichen, muß man Begrifflichkeiten auch mal beugen und an ihnen herumziehen wie an einem Stück Gummiband.
Aber auch außerhalb der engen Räumlichkeiten des Springer-Verlages ist man sich einig darüber, dass 26 Jahre Haft nicht ausreichen, um das Morden Christian Klars gerecht zu bestrafen. Indirekt spricht man sich damit für eine lebenslange Freiheitsstrafe aus, die sich auch wirklich an der Lebensdauer des jeweiligen Häftlings bemisst. Oder anders: Hinfort mit der zweiten Chance! Weg mit der Resozialisierung! Vorbei die Zeiten, in denen man sich bedingungslos dafür aussprach, jedem Verurteilten die Möglichkeit zu geben, irgendwann wieder die Freiheit zu erlangen! Überhaupt mutet es heute selbstverständlich an, Mörder wie Christian Klar als Terroristen zu bezeichnen, als eine Art politischen Häftlings - gerade davor hatte man sich aber einst, als man über die RAF zu Gerichte saß, distanziert. Die RAF war eine Räuberbande, keine politische Gruppierung, dessen war man sich einig - heute aber, da es passender dünkt, nicht von Mord sondern von Terrorismus zu sprechen, spricht man Klar den Status des politischen Häftlings indirekt zu. Für solche Feinheiten ist in der Hitze des Gefechts, mit allerlei Schaum vorm Mund, selbstverständlich keine Zeit mehr. Und als sich Klar vor einem Jahr dahingehend äußerte, dass er dem Kapitalismus nichts abgewinnen könne, plärrten schon wieder welche, dass er damit bewiesen hätte, noch nicht reif für die Freiheit zu sein. Als ob der Kapitalismus, in den er hinausgegangen wäre, den Weg in die Freiheit bedeutet hätte! So besehen gilt Klar für jene Kreise, die nun klagen und sogar Bundesverdienstmedaillen zurückgeben, als politischer Häftling - damit führen sie die Hatz ad absurdum, denn aus politischen Gründen rechtfertigt sich in diesem Land keine Haft. Nur für solche Sichtweisen und Erkenntnisse, mit dem nötigen Gefühl für Worte und Begriffe, haben es die Hetzer und Rechtsstaatsatomisierer nicht.
In diesem Land haben andere Mörder, Helfer von Mördern, Anstalts- und Lagerleiter, mordende Ärzte, todbringende Richter und Mitläufer der Mordmaschinerie schon wesentlich kürzere Haftzeiten erteilt bekommen - und dabei genauso gemordet wie Christian Klar. Viele von ihnen gingen sogar ohne Strafe durch ihr Leben. Und andersherum betrachtet: Die Schleyers und Pontos treten immer wieder auf, wollen standhafte Richter, die einen Klar nie mehr in Freiheit lassen, zudem wollen sie erfahren, wer ihren Ehemann, Vater, Bruder getötet hat - das wollten die Hinterbliebenen auch, die wußten, dass ihre Familie im Konzentrationslager ums Leben gekommen sind. Und sie hätten es auch gerne gesehen, wenn die Mörder und Mordhelfer lange, sehr lange in Haft geblieben wären. Da lief keine der bürgerlichen Printmedien auf, um sich moralisch zu entrüsten - die damaligen Mörder brauchten ja auch keine zweite Chance, weil sie noch immer mit ihrer ersten Lebenschance ausgestattet waren.
Bei der Art und Weise wie heute über Christian Klar berichtet wird, kann nur schlußgefolgert werden, dass man ihn als politischen Häftling betrachtete und noch immer betrachtet. Das ist zuviel der Ehre, das hat dieser Mann gar nicht verdient! Aber mit diesem Brett... ach was, mit diesem gigantischen Sägewerk mitsamt Holzbrettlager vor dem Kopf, erkennt man nicht einmal, dass man diesem Mann mehr Beachtung schenkt, als ihm zusteht. Und vorallem erkennt man nicht, dass man mit dieser Form der Hysterie, mit der Verunglimpfung des rechtsstaatlichen Prinzips, ebenso terroristische Ansätze zeitigt, gleichermaßen systemfeindlich ist, wie derjenige, der gerade durch den Blätterwald gejagt wird.
10 Kommentare:
Ich gebe Ihnen insofern recht, als man gegenwärtig sich die Dinge zurechtbiegt, wie man sie braucht. Ich würde aber doch darauf bestehen, dass Klar nicht irgendein Wald-und-Wiesen-"Mörder" ist, sondern tatsächlich in politischer Gefangenschaft sitzt. Sonst spräche man der RAF jegliche politische Motivation ab, sie wäre dann schlicht eine Mörderbande gewesen, aber sie ist ja aus einer politischen Bewegung heraus geboren worden. Das alles wäre heute vergeben und vergessen, würde Klar nicht den Fehler machen, weiterhin kritisch zu bleiben, eben nicht als reumütiger, geknickter Ex-Mörder und geläuterter Untertan aufzutreten, dass er eben nicht aus voller Brust die gegenwärtige Politik der BRD begrüßt. Und dies scheint den betreffenden Herrschaften eben nicht nur vollkommen unverständlich, sondern geradezu verdammenswert. Und deshalb soll Klar schmoren - bis ans Ende aller Tage.
"[...]Das ist zuviel der Ehre, das hat dieser Mann gar nicht verdient! Aber mit diesem Brett... ach was, mit diesem gigantischen Sägewerk mitsamt Holzbrettlager vor dem Kopf, erkennt man nicht einmal, dass man diesem Mann mehr Beachtung schenkt, als ihm zusteht. Und vorallem erkennt man nicht, dass man mit dieser Form der Hysterie, mit der Verunglimpfung des rechtsstaatlichen Prinzips, ebenso terroristische Ansätze zeitigt, gleichermaßen systemfeindlich ist, wie derjenige, der gerade durch den Blätterwald gejagt wird.[...]"
Wieder einmal sehr treffend ausgedrückt - Übrigens, um nicht immer die deutsche NS-Vergangenheit zu strapazieren, auch der Umgang mit heutigen rechtsextremen Terroristen läßt juristisch immer noch arg zu wünschen übrig.
Während man - als alter Kalter CDU/CSU/FDP-Krieger - gerne sieht, dass alles andere terroristische, insbesondere das vermeintlich ausländisch gesteuerte terroristische Spektrum bzw. Linksterroristen egal wo auf der Welt, am besten auf ewig weggesperrt wird, laufen - auch in Deutschland - Neonazis und andere Rechtsterroristen frei herum - mit ihren staatsfeindlichen Thesen.
Wenn schon Gerechtigkeit, und auf ewige Zeiten wegsperren, dann aber bitte schön für beide Seiten gleichermaßen, d.h. die Rechtsterroristen von REPS, NPD und DVU etc. etc. sollten dann genauso hart behandelt werden wie ehemalige Linksterroristen der RAF.
Ich weiß, im Nachfolgestaat und "Vierten Reich" der Angela Merkel, alias Angie Thatcher, nur ein frommer Wunsch....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
PS: Noch eine Parallele zum Kalten Krieg gefällig? Die Vorwürfe an die Adresse allen Linksseins doch in Wahrheit nationaler Sozialismus zu sein ist auch ein Überbleibsel dieser Zeit - damals konterte die SED, der Westen ist faschistisch....Wobei die CDU/CSU/FPD-Kalten Krieger m.E. Unrecht behielten, die Kommunisten sind keine "nationalen Sozialisten", aber die späte Rache der SED zeigt, dass die richtig lag - innerhalb der CDU/CSU/FDP wimmelt es auch heute noch von Enkeln der "Faschisten" - diesmal echten - leider muss man sagen....
Dazu - als Ergänzung, die mir so eben einfiel ein Grundlagenwerk von Bernd Stöver - Titel "Der Kalte Krieg" - eine globale Analyse bis zum Ende des Konflikts 1991 - incl. der Spätfolgen wie z.B. der Internationale Kampf gegen Al Quaida - Bin Laden ist eine Schöpfung des Kalten Krieges im Afghanistankrieg gegen die Sowjetunion, welche nun in die Hand beißt die ihn füttert - seit dem 11. September 2001.
Ich fand übrigens interessant, dass sogar der "Krieg der Kulturen" ursprünglich ein Kind des Kalten Krieges gegen Rußland ist, dass nun auf andere Kulturen ausgedehnt werden soll, wenn es nach bestimmten US-Amerikanern geht.
Fazit:
Echt lesenswert, auch wegen des von mir geschilderten - auch damals schon hirnrissigen Vergleiches, dass Nazis keine Faschisten sondern Rotgardisten waren - der Osten konterte damals gegen echte Faschisten....
Man kann also aus der Geschichte doch noch was lernen - die Parallelen des heutigen globalen Konfliktes zum Kalten Krieg sind sich ähnlicher als so mancher denkt....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Historisch gesehen bleibt den bürgerlichen Medien nichts anderes übrig, als so zu reagieren, wie sie reagieren, insbesondere die Springer Presse.
Dabei wurde bei Springer jedoch, insbesondere durch den Kommentar von Herrn Wagner, die Ekelgrenze deutlich überschritten.
Christian Klar verdient in meinen Augen die Aufmerksamkeit. Ich wünschte mir jedoch eine deutlich differenziertere Betrachtung in der Öffentlichkeit, 31 Jahre nach "dem Jahr" 1977.
Ich kann mich nicht des Eindruckes erwehren, dass es nicht um irgendwelche 'Empfindungen, 'Reue' oder Ähnliches geht, sondern es geht viel mehr darum, dass Klar ein Mitglied der RAF war, also einer jener Leute, die gegen das 'Schweinesystem' gekämpft haben, was die letzten Jahre seinen Siegeszug feierte und nun dabei ist sich ad absurdum zu führen.. Da darf dann natürlich so jemand wie Klar nicht rausgelassen werden, weder jetzt noch in 10 Jahren, der ja noch letztes Jahr gezeigt hat, dass er in den 26 Jahren seine politische Orientierung keineswegs änderte und es gar nicht zu ändern gedenkt. Wenn er also sich irgendeiner recht(extrem)en Burschenschaft angeschlossen hätte, dann wäre wohl seine Freilassung keine Schlagzeile mehr wert - allerhöchstens eine kurze Notiz auf Seite 4.
Der erste Anonymus schrieb, dass "... Klar nicht irgendein Wald-und-Wiesen-"Mörder" ist, sondern..." ein politisch motivierter. Seit wann machen wir denn bei Mord Unterschiede? Vielleicht wurde Schleier im Wald oder auf der Wiese ermordet. Dann ist dieser Mörder ein Wald-und-
Wiesen-Mörder. Toll. Aber wer war der Mörder? -
Nun noch zu den Heuchlern in der CDU. Wo bleibt denn die Barmherzigkeit, die ihr Vorbild, der Jesus, so propagierte. Man nennt ihn auch Christus. Heißt nicht Klar auch Christian? Hinfort auf's Kreuz?
"Man nennt ihn auch Christus. Heißt nicht Klar auch Christian? Hinfort auf's Kreuz?"
So vielleicht?
Hier ein Hinweis auf die wahren Haßgefühle gegen Christian Klar:
http://www.jungewelt.de/2008/11-27/015.php
...und die Milde gegen echte Rechtsterroristen, die einfach für eine Skelettsammlung im KZ 30 Menschen schlachteten, und nach dem Krieg eine sehr milde Strafe für diese dreißigfachen Morde erhielten....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Putin lässt Chodorkowski auch nicht raus sondern erfindet jedes Jahr wieder neue Vorwürfe. (Gut, davon dürfte es auch genügend geben.)
Unser Land verhält sich aber auch nicht viel anders, wenn Klar jetzt nach 25 Jahren Haft und Reue, die er gezeigt hat, schön vor der Entlassung nochmal durch die Medien gejagt wird.
Wo wird Klar denn einen neuen Anfang machen können, wenn er rauskommt? Ich vermute, dass einige Boulevardmedien dann titeln werden: "Hier arbeitet der Mörder / Terrorist / RAF-Anhänger" oder "Hier wohnt der Mörder" oder "Der Vermieter des Mörders" usw.
Scheint mir durchaus so, als wollte man an Klar genauso ein Exempel statuieren wie Putin an Chodorkowski, nur ist das nicht Sinn und Zweck unseres Justizsystems, das einen reuigen und für die Allgemeinheit nicht gefährlichen Mörder eben irgendwann entlässt und ihn sein Leben weiterleben lässt. Klar hat mit 25 Jahren für seine Taten bezahlt. Ist das jetzt genug oder fordert man noch mehr? Menschenleben sind unbezahlbar, die Morde kann Klar also nicht wiedergutmachen, nicht mal, wenn er es wollte.
Ich will in keiner Weise die RAF-Taten entschuldigen oder verharmlosen, dennoch ist mal zu bedenken, was Sinn und Zweck unseres Justizsystems sind und wie man mit Mördern oder Terroristen überhaupt umgehen will.
Die Amerikaner töten solche Leute per Gesetz, zumindest diejenigen, die nicht berühmt sind, die mordenden Reichen kommen so frei (O.J.Simpson), aber wollen wir das wirklich auch?
Was mit den ex-RAF-lern gemacht wurde und wird, belegt für meine Begriffe vollständig, dass die Machtstrukturen der SS 1945 nicht untergegangen sind. Ein Leserbrief von mir, in der "Junge Welt" online veröffentlicht:
http://www.jungewelt.de/aktuell/rubrik/leserbriefe.php?letterId=8881
Es wurde und wird doch nur gelogen.
Schon die Prozesse waren Lüge: Entweder hätte man die vorgetragenen Rechtfertigungsgründe zumindest subjektiv akzeptieren müssen, dann wären Freisprüche fällig gewesen, oder man hätte die Leute für irr erklären müssen, dann wären sie auch unschuldig gewesen, oder man hätte ihnen einen anderen Vorsatz als den behaupteten nachweisen müssen.
So lernt man es an deutschen Universitäten, und den § 46 StGB gibt es auch nicht umsonst.
Eines kennt das Strafgesetzbuch jedenfalls nicht: Den Begriff des "gewöhnlichen Verbrechers". Auch steht im Strafgesetzbuch nicht geschrieben, dass Widerstandshandlungen gegen die BRD generell nicht nötig seien, weil die BRD ein garantiert perfekt demokratischer Rechtsstaat sei.
Was in den Prozessen lief, war nicht besser als Schauprozesse in der Sowjetunion. So sieht die Sache aus.
Und dazu hat kein RAF-Anwalt ein paar klare Takte gesagt, dazu haben die Medien nichts geschrieben, und keiner macht sich Gedanken, warum die Urteile 30 Jahre lang unter Verschluss waren und nun nur gegen Zahlung und nur für (systemabhängige...) Journalisten einsehbar sind.
Stefan Aust ist ein wahrer Verbrecher, denn wer die Presse missbraucht, um dem Volk eine freie Informationsgesellschaft, einen Rechtsstaat und eine Demokratie wider die Tatsachen vorzugaukeln, der macht sich der Beihilfe zur Entwicklung einer verbrecherischen Diktatur schuldig.
Winfried Sobottka, ein Sprecher der Anarchistinnen und Anarchisten.
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Die BILD geriert sich dabei als "Der Stürmer" der deutschen Neuzeit, dieses Verbrecher- und Lügnerblatt würde Leute wie Klar und Mohnahupt vermutlich wirklich am liebsten ans Kreuz genagelt sehen, von einem aufgebrachten Mob, der von der BILD entfesselt wäre.
Ich finde es aber auch eine Schande, dass Claus Peymann sich offenbar keine Mühe gegeben hat, Christian Klar den Job, um den Peymann Jahre lang soviel Aufsehen
gemacht hatte, wirklich zu geben.
Peymann sollte sich zu Tode schämen, er ist Mann ohne Rückgrat.
Winfried Sobottka, ein Sprecher der Anarchistinnen und Anarchisten
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