In nuce
Donnerstag, 7. August 2008
Eigentlich ist über das Hanswurstentum innerhalb der SPD, bzw. nun auch außerhalb der SPD, genug geschrieben und sinniert worden. Freilich waren sich die Medien beinahe allesamt einig, dass ein markanter Mann wie Clement nicht aus einer Partei hinausgeworfen werden kann. Die Gründe des Rauswurfs sind freilich dürftig und arg parteizentriert, diverse bessere Gründe lägen in der jüngeren Vergangenheit, als Clement ganz ungeniert von Parasiten sprach und vom allgemeinen Schmarotzertum. Franz Josef Wagner, BILD-Briefträger, hat sich natürlich auch Gedanken gemacht und schreibt sich allerlei Seltsamkeiten von der Leber. Da heißt es: "Jemanden ausschließen heißt ja, dass wir ihn erfrieren lassen. Er soll keine Heimat mehr haben. Er soll ziellos herumirren. Im Freien leben wie ein Penner oder ein abgemagerter Wolf." Außerdem: "Sie wollen ihn nicht mehr haben. Sie wollen, dass er draußen erfriert. Ich würde ihm meine Tür öffnen. Ich würde dem hungernden Clement Buletten, Fleischwurst, Bier und alles geben, was ein SPDler gerne isst." - Deshalb engagieren sich die Medien derart für Clement: Die SPD raubt ihm nicht nur die Parteimitgliedschaft, sondern enteignet ihn auch noch, womit er dann dort steht, wo er vielleicht Anrecht auf seine vielzitierte Jahrhundertreform nach SGB II hätte. So gesehen besteht ja für die SPD doch noch Hoffnung, wenn sie einen lobbyistischen Vertreter ihrer Farben enteignet und sich zurückholt, was er sich ungerechterweise angeeignet hat. Oder verdient man als Lobbyist so wenig? Vielleicht sogar derart wenig, dass man sich nebenbei eine Parteimitgliedschaft sichern muß, um über die Runden zu kommen? Sind Lobbyisten am Ende allesamt arme Hunde?
Apropos Hunde: Ein Paar Worte zu Wagner, dieser hilfsbereiten Mustererscheinung eines Menschen. Man muß ihn einfach loben, weil er einem Vertreter der Spezies SPDler großzügigst Buletten und Fleischwurst vor die Nase wirft und den Trog mit Bier auffüllt. Er würde dem heimatlos gewordenen SPD-Hund helfen, während die Mehrheit des bösen Volkes sich ins Fäustchen lacht, weil dieser Clement mit seinem unerträglichem Gesülze endlich mal auf die Fresse gefallen ist. Einem solchen Hund würde freilich kaum einer helfen wollen. Wagner liebt die Menschen und bringt das in seinem letzten Satz, quasi als Quintessenz seines Geblubbers zum Ausdruck: "Einen Menschen zu verstoßen ist für mich wie eine Blume zertreten." - Er liebt halt die Menschen fast so sehr wie Tulpen, Narzissen, Nelken...
Während sich Wagner schon wieder von Clement, diesem verarmten Straßenköter, abgewandt hat, wartet heute eine große BILD-Rettungsaktion auf. "So ist meine SPD zu retten", verkündet Ex-Schmuse-Kriegsminister Scharping. Und er hat seine Hausaufgaben gemacht. Schön spricht er jenen nach dem Munde, die hierzulande Meinung und Profit machen. Oder kommt erst der Profit und dann die Meinung? Er fordert eine Einheitsfront, die SPD dürfe keine gegensätzlichen Positionen vertreten. Freilich, könnte man munkeln, soll die Gegensätzlichkeit nicht nur innerhalb der SPD verschwinden, sondern sich an dem orientieren, was die konservativen Kräfte als "Lösungswege" diverser Problematiken betrachten. Immerhin ist nächstes Jahr Bundestagswahl und man muß sich empfehlen, damit die Union ihren zukünftigen Koalitionspartner zwischen den dann fast gleichstarken Parteien FDP, Grüne, LINKE und SPD, auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten auszusuchen weiß.
Dass die Sozialdemokratie falsch gelegen hat, als sie ein Reformpaket verabschiedete, dass sich gegen die Menschen dieses Landes wandte, darauf kommt auch Scharping nicht. Man fragt sich, ob man innerhalb der SPD-Eliten überhaupt die Ansicht vertritt, auch nur irgendetwas falsch gemacht zu haben. Scharping indes lobt indirekt die Agenda 2010, zieht sich 1,5 Millionen Arbeitsplätze aus der Nase, die durch die "sozialdemokratischen Reformen" - was immer daran auch sozialdemokratisch sein mag - entstanden seien. Darauf soll die SPD stolz sein, meint er, anstatt weiter über Umverteilung nachzudenken - das ist wahrlich "sozialdemokratische Politik"! Während Unternehmen Profite in einem Maße maximieren, ja nicht nur in einem Maße, sondern in großen Massen, soll die Umverteilung zugunsten aller fallengelassen werden. Zum Wohl des Volkes - oder wie war das noch?
Außerdem müsse die SPD über eine Rente nachdenken, die sich an den Beitragsjahren messen läßt - 40 Jahre + X! Klingt freilich gut - weil gerecht. Dumm nur, wenn heutige "Arbeitskarrieren" - welch ekelhaftes Wort aus der Arbeitsromantik! - immer wieder durch Phasen der Arbeitslosigkeit gezeichnet sind, die sich manchmal über einige Jahre hinziehen. Aber mit 93 Lebensjahren wird mancher Zeitgenosse ja dann doch annähernd 40 Jahre Beitrag geleistet haben - und dann heißt es: ab in den Ruhestand und sich von den Jungen als Ballast bezeichnen lassen, der doch hoffentlich bald ins Gras beißen wird - selbstverständlich sozialverträglich!
Und natürlich, bevor man es vergißt: Scharping fordert die klare Abgrenzung zur LINKEN, nährt damit jene Stimmen, die auch Ypsilanti aus der Partei haben wollen. Das paßt zum pfälzischen Schnelldenker: Die Partei retten wollen und dann indirekt Dingen in die Schuhe helfen, die ins Gegenteil schlagen können und würden. Sind sozialdemokratische Parteigerichte Utopie, die sich gegen jeden wenden, der nur ein wenig anders denkt als die sich an die Union anbiedernde Parteiführung? Eine Bolschaja Tschistka zum Wohle der Partei?
Die Wiesn, das Oktoberfest also, ist das größte Volksfest der Welt - zumindest wirbt so die Stadt München seit Jahrzehnten. Man darf es bezweifeln, denn es mag freilich das größte Fest der Welt sein, aber ob es das größte Fest für das Volk ist, bleibt aufgrund bedenklicher Zahlen offen - oder vielmehr ein Märchen. Will man sich nämlich einen Sitzplatz reservieren lassen - und dies im "billigsten" Bierzelt -, so darf man 289 Euro für ein Ticket vorstrecken. Dies inklusive einem Hendl und zweier Maß Bier, versteht sich.
Ist es noch ein "Volksfest", wenn die Mehrheit des Volkes sich gar kein Ticket leisten, sich also keinen Sitzplatz reservieren lassen kann? Oder um es mit den NachDenkSeiten zu sagen: "Da muss ein Hartz-IV-Empfänger lange sparen, bis er zu einem "Volks"-fest gehen kann." - Das "größte Volksfest der Welt" ein Schwindel! Eine Werbemasche! Ein Effekt zur Stolzmachung der bayerischen Bevölkerung, die sich dann auch noch Wunder was darauf einbildet, einem solchen Bonzenreigen beiwohnen zu dürfen. Wenn "ozapft is" wird jubeliert und man fühlt sich als Teil des dekadenten Prominentenbesäufnisses. Dabei ist das Oktoberfest, was es schon seit Jahrzehnten ist: Eine Veranstaltung für Großgschädlte und gwampate Hoisobschneida.
Apropos Hunde: Ein Paar Worte zu Wagner, dieser hilfsbereiten Mustererscheinung eines Menschen. Man muß ihn einfach loben, weil er einem Vertreter der Spezies SPDler großzügigst Buletten und Fleischwurst vor die Nase wirft und den Trog mit Bier auffüllt. Er würde dem heimatlos gewordenen SPD-Hund helfen, während die Mehrheit des bösen Volkes sich ins Fäustchen lacht, weil dieser Clement mit seinem unerträglichem Gesülze endlich mal auf die Fresse gefallen ist. Einem solchen Hund würde freilich kaum einer helfen wollen. Wagner liebt die Menschen und bringt das in seinem letzten Satz, quasi als Quintessenz seines Geblubbers zum Ausdruck: "Einen Menschen zu verstoßen ist für mich wie eine Blume zertreten." - Er liebt halt die Menschen fast so sehr wie Tulpen, Narzissen, Nelken...
Während sich Wagner schon wieder von Clement, diesem verarmten Straßenköter, abgewandt hat, wartet heute eine große BILD-Rettungsaktion auf. "So ist meine SPD zu retten", verkündet Ex-Schmuse-Kriegsminister Scharping. Und er hat seine Hausaufgaben gemacht. Schön spricht er jenen nach dem Munde, die hierzulande Meinung und Profit machen. Oder kommt erst der Profit und dann die Meinung? Er fordert eine Einheitsfront, die SPD dürfe keine gegensätzlichen Positionen vertreten. Freilich, könnte man munkeln, soll die Gegensätzlichkeit nicht nur innerhalb der SPD verschwinden, sondern sich an dem orientieren, was die konservativen Kräfte als "Lösungswege" diverser Problematiken betrachten. Immerhin ist nächstes Jahr Bundestagswahl und man muß sich empfehlen, damit die Union ihren zukünftigen Koalitionspartner zwischen den dann fast gleichstarken Parteien FDP, Grüne, LINKE und SPD, auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten auszusuchen weiß.
Dass die Sozialdemokratie falsch gelegen hat, als sie ein Reformpaket verabschiedete, dass sich gegen die Menschen dieses Landes wandte, darauf kommt auch Scharping nicht. Man fragt sich, ob man innerhalb der SPD-Eliten überhaupt die Ansicht vertritt, auch nur irgendetwas falsch gemacht zu haben. Scharping indes lobt indirekt die Agenda 2010, zieht sich 1,5 Millionen Arbeitsplätze aus der Nase, die durch die "sozialdemokratischen Reformen" - was immer daran auch sozialdemokratisch sein mag - entstanden seien. Darauf soll die SPD stolz sein, meint er, anstatt weiter über Umverteilung nachzudenken - das ist wahrlich "sozialdemokratische Politik"! Während Unternehmen Profite in einem Maße maximieren, ja nicht nur in einem Maße, sondern in großen Massen, soll die Umverteilung zugunsten aller fallengelassen werden. Zum Wohl des Volkes - oder wie war das noch?
Außerdem müsse die SPD über eine Rente nachdenken, die sich an den Beitragsjahren messen läßt - 40 Jahre + X! Klingt freilich gut - weil gerecht. Dumm nur, wenn heutige "Arbeitskarrieren" - welch ekelhaftes Wort aus der Arbeitsromantik! - immer wieder durch Phasen der Arbeitslosigkeit gezeichnet sind, die sich manchmal über einige Jahre hinziehen. Aber mit 93 Lebensjahren wird mancher Zeitgenosse ja dann doch annähernd 40 Jahre Beitrag geleistet haben - und dann heißt es: ab in den Ruhestand und sich von den Jungen als Ballast bezeichnen lassen, der doch hoffentlich bald ins Gras beißen wird - selbstverständlich sozialverträglich!
Und natürlich, bevor man es vergißt: Scharping fordert die klare Abgrenzung zur LINKEN, nährt damit jene Stimmen, die auch Ypsilanti aus der Partei haben wollen. Das paßt zum pfälzischen Schnelldenker: Die Partei retten wollen und dann indirekt Dingen in die Schuhe helfen, die ins Gegenteil schlagen können und würden. Sind sozialdemokratische Parteigerichte Utopie, die sich gegen jeden wenden, der nur ein wenig anders denkt als die sich an die Union anbiedernde Parteiführung? Eine Bolschaja Tschistka zum Wohle der Partei?
Die Wiesn, das Oktoberfest also, ist das größte Volksfest der Welt - zumindest wirbt so die Stadt München seit Jahrzehnten. Man darf es bezweifeln, denn es mag freilich das größte Fest der Welt sein, aber ob es das größte Fest für das Volk ist, bleibt aufgrund bedenklicher Zahlen offen - oder vielmehr ein Märchen. Will man sich nämlich einen Sitzplatz reservieren lassen - und dies im "billigsten" Bierzelt -, so darf man 289 Euro für ein Ticket vorstrecken. Dies inklusive einem Hendl und zweier Maß Bier, versteht sich.
Ist es noch ein "Volksfest", wenn die Mehrheit des Volkes sich gar kein Ticket leisten, sich also keinen Sitzplatz reservieren lassen kann? Oder um es mit den NachDenkSeiten zu sagen: "Da muss ein Hartz-IV-Empfänger lange sparen, bis er zu einem "Volks"-fest gehen kann." - Das "größte Volksfest der Welt" ein Schwindel! Eine Werbemasche! Ein Effekt zur Stolzmachung der bayerischen Bevölkerung, die sich dann auch noch Wunder was darauf einbildet, einem solchen Bonzenreigen beiwohnen zu dürfen. Wenn "ozapft is" wird jubeliert und man fühlt sich als Teil des dekadenten Prominentenbesäufnisses. Dabei ist das Oktoberfest, was es schon seit Jahrzehnten ist: Eine Veranstaltung für Großgschädlte und gwampate Hoisobschneida.