176-167, 176-176, 176-617
Donnerstag, 28. August 2008
Dieses Land kannte keine Kinderarmut - wollte sie nicht kennen. Aber nun, da uns Studien sichtbar gemacht haben, dass es hierzulande wohl doch mehrere Fälle von verarmten Kindern geben soll, scheint die ganze Wahrheit zum Allgemeinplatz geworden zu sein. Nun, da Studien diese unerfreuliche Botschaft an die Medienzentralen schickten, erscheint uns der Junge, der täglich mit zerrissenen Jeans zur Schule kam, in einem anderen Licht. Nicht mehr als schlampiger Rotzlöffel, jetzt erkennen wir ihn als bedauernswerten Armen. Schließlich haben uns statistische Erhebungen, Zahlenkolonnen und Vermessungen aller Art diese Tatsache bewiesen; schließlich können wir nun das, was wir ja im Stillen schon immer geahnt haben, mit Ziffern belegen, können uns im angenehmen Sonnenschein der Objektivität suhlen. Natürlich sind wir ehrlich genug, um zuzugeben, dass wir auch vorher schon, als wir noch keine Zahlen heranziehen konnten, als man sie uns noch nicht unter die Nase gerieben hat, uns darüber im Klaren waren, dass es Kinderarmut geben könnte - aufgrund von persönlichen Erfahrungen geradezu geben muß! Aber davon reden, sich darum sorgen, ohne Zahlen nennen zu können? Wo denkt man denn hin?
Die Zahl dominiert unsere Welt. Eine Welt, die "ver-messen" ist zu glauben, an der Zahl ließen sich Wahrheiten erkennen und festmachen. Was sich arabisch nicht ausdrücken läßt, was also nicht als arabische Ziffer in die Welt gebracht werden kann, findet schlicht und ergreifend nicht statt. Da werden Kranke von Ärzten vermessen und bewertet, Blut- und Leberwerte analysiert, Proben von Körperflüssigkeiten genommen und vieles an Sonderbarkeiten mehr, nur um dem Patienten schlußendlich zu beweisen, dass der von ihm verspürte und artikulierte Schmerz nicht feststellbar ist, dass er - und das verkünden sie vorsichtig und rücksichtsvoll - nur eingebildet sein könnte. "Freuen Sie sich, Ihnen tut nichts weh!" Das Papier präsentiert Zahlen, aber nicht in der Art, dass der Patient sich "im Papier" treffend abgebildet sehen könnte. Die wenig exakte Wissenschaft der Medizin jongliert mit Zahlen und Vermutungen und nihiliert die Wahrheit des Patienten, um sie durch eine Zahlenwahrheit zu ersetzen. Und da die Zahl über jeden Zweifel erhaben ist, hat sich nicht das Papier dem Patienten, sondern der Patient dem Papier anzupassen - anders gesagt: der Mensch wird zu einem Stück abstrakten Papieres, wird zu einer Aneinanderreihung von Ziffern, zu einem Meer fachidiotischer Ausdrücke, zu einer Existenz, die eigentlich gar nicht sein dürfte, weil sie sich so nicht belegen läßt und final, um dem Spektakel die Krone aufzusetzen: zu einem Simulant, Hypochonder und - in Zeiten der absoluten Verwurstbarkeit menschlicher Arbeitskraft - zu einem Drückeberger.
Wir vermessen uns selbst, vermessen die Welt, vermessen das Universum. Zahlen und Statistiken prägen unseren Alltag. Um uns dem Wetter passend zu kleiden, benötigen wir kein anachronistisches Fenster mehr, ersparen uns den Blick zum Himmel, denn es reicht ein Thermometer und eine Angabe in Grad Celsius; wir gestehen uns erst ein, schlecht sehen zu können - obwohl wir es insgeheim sehr genau bemerkt haben -, wenn uns ein Facharzt für Augenheilkunde einen Wert mitzuteilen weiß, der uns aber genauso schleierhaft bleibt wie jener Nebel vor unseren Augen; wir messen Zuschauer-, Besucher- und Leserzahlen und meinen damit die Qualität des Ausgestrahlten, Besuchten und Gelesenen sichtbar machen zu können.
Indizes an allen Fronten des Lebens: Broca- und Body-Mass-Index, Aktienindex, Gini-Index, Human Development Index und Tausende mehr davon. Sie ermöglichen uns das Glauben, das Wissenkönnen, das "So-und-nicht-anders". Was kümmert uns jener Mensch, der im Widerspruch zu einer erhobenen Zahl steht? Was der Zweifel am Schriftzeichen? Was die eigene Erfahrung, die der Erhebung diametral entgegensteht? Erst die Zahl macht uns zu Befürwortern oder Kritikern, erst der erhobene Zahlenwert läßt uns ein Lager wählen und Farbe bekennen. Die Mündigkeit des Bürgers "be-zahlen" wir mit Zahlen. Und fehlt sie uns, raubt man uns unseren Indikator für Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge, Gut oder Böse, so zucken wir mit den Schultern und warten ab, bis man uns neue Zahlenspiele liefert. Ohne Zahlen und durch Zahlen legitimierte Dokumente ist die vermessene Welt vermessener Menschen nicht denkbar.
Wir sehen die Kinder Afrikas hungernd, leugnen die Not und verweisen auf Hilfsprogramme; wir erblicken Bettler und behaupten, dass in diesem Lande keiner Hungers leidet oder gar stirbt; uns begegnen ausgebeutete Arbeitssklaven und wir sehen sie bestenfalls als anfallende, aber unumgängliche Kollateralschäden des freien Marktes an; uns sticht ins Auge, wie rar Wiesen und Wälder werden, wieviel Teer auf einem Quadratkilometer Landschaft verarbeitet ist, sind aber der optimistischen Ansicht, die zugepflasterte Umwelt sei noch zu retten. Erst die gelieferte Zahl, die bestätigen würde, was alle schon lange glauben, was eigentlich in den Köpfen schon zuhause ist, würde die Vermutung zu einer bekämpfenswerten Tatsache erheben. Es ist nicht die Erkenntnis, die uns mündig werden läßt, nicht der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, sondern die bloße und plumpe Zahl, die frei Haus geliefert eine Grundlage schafft. Und liefert man uns sinkende Arbeitslosenzahlen, so rechtfertigt dies - obwohl bekannt ist, wie Arbeitslosenzahlen gesenkt werden - das System und den Apparat, der sich an diesem System fett frißt. Gleichzeitig sprechen die Medien, büttelhaft dumm, die Wahrheit aus: Die Arbeitslosenzahlen sind gesunken, nicht aber die Personen, die arbeitslos sind, sind weniger geworden. Die Zahlen sind gesunken, die Zahl ist kleiner geworden - alleine das reicht schon aus, um von jeder Kritik erhaben, an den Erfolg der Reformitis zu glauben.
Von den Unternehmen, die kontinuierlich ihr Geschäft tätigen, zwar keine großen Sprünge machen, aber gleichermaßen keine Existenznöte kennen, die es den Menschen einer Region ermöglichen, ihre Familien zu ernähren, die aber dann, aufgestachelt durch den Zahlenwahn des "Profits um des Profits willen" auslagern oder letztendlich sogar die Tore für immer schließen, ist hier gar nicht zu reden. Diese Art Zahlenspielerei ist uns allen ausreichend bekannt und bietet nicht einmal mehr Anreiz zum Kopfschütteln. Gleichzeitig zeigt uns diese Alltäglichkeit des Wahnsinns aber auf, dass die vermessene Welt, die "Welt der Zahlen", eine Welt der Effektivierung ist. Jede Zahl steht nicht frei im Raume, ist nicht einfach Erhebungswert an sich, sondern wird verglichen und in Relation gestellt. Der gläserne Mensch, dessen gesundheitlichen Zahlenwerte womöglich bald per Strichcode zugänglich werden, wird "seine Zahlen" nicht unberührt im Chip herumtragen, sondern wird vielmehr durch die "Gnade seiner Zahlenwerte" bewertet, kategorisiert, nach Effizienz eingereiht. Die feine "Objektivität durch Treue zur Zahl", öffnet uns mehr und mehr die Pforten zu einer schönen, neuen Welt.
Die Zahl dominiert unsere Welt. Eine Welt, die "ver-messen" ist zu glauben, an der Zahl ließen sich Wahrheiten erkennen und festmachen. Was sich arabisch nicht ausdrücken läßt, was also nicht als arabische Ziffer in die Welt gebracht werden kann, findet schlicht und ergreifend nicht statt. Da werden Kranke von Ärzten vermessen und bewertet, Blut- und Leberwerte analysiert, Proben von Körperflüssigkeiten genommen und vieles an Sonderbarkeiten mehr, nur um dem Patienten schlußendlich zu beweisen, dass der von ihm verspürte und artikulierte Schmerz nicht feststellbar ist, dass er - und das verkünden sie vorsichtig und rücksichtsvoll - nur eingebildet sein könnte. "Freuen Sie sich, Ihnen tut nichts weh!" Das Papier präsentiert Zahlen, aber nicht in der Art, dass der Patient sich "im Papier" treffend abgebildet sehen könnte. Die wenig exakte Wissenschaft der Medizin jongliert mit Zahlen und Vermutungen und nihiliert die Wahrheit des Patienten, um sie durch eine Zahlenwahrheit zu ersetzen. Und da die Zahl über jeden Zweifel erhaben ist, hat sich nicht das Papier dem Patienten, sondern der Patient dem Papier anzupassen - anders gesagt: der Mensch wird zu einem Stück abstrakten Papieres, wird zu einer Aneinanderreihung von Ziffern, zu einem Meer fachidiotischer Ausdrücke, zu einer Existenz, die eigentlich gar nicht sein dürfte, weil sie sich so nicht belegen läßt und final, um dem Spektakel die Krone aufzusetzen: zu einem Simulant, Hypochonder und - in Zeiten der absoluten Verwurstbarkeit menschlicher Arbeitskraft - zu einem Drückeberger.
Wir vermessen uns selbst, vermessen die Welt, vermessen das Universum. Zahlen und Statistiken prägen unseren Alltag. Um uns dem Wetter passend zu kleiden, benötigen wir kein anachronistisches Fenster mehr, ersparen uns den Blick zum Himmel, denn es reicht ein Thermometer und eine Angabe in Grad Celsius; wir gestehen uns erst ein, schlecht sehen zu können - obwohl wir es insgeheim sehr genau bemerkt haben -, wenn uns ein Facharzt für Augenheilkunde einen Wert mitzuteilen weiß, der uns aber genauso schleierhaft bleibt wie jener Nebel vor unseren Augen; wir messen Zuschauer-, Besucher- und Leserzahlen und meinen damit die Qualität des Ausgestrahlten, Besuchten und Gelesenen sichtbar machen zu können.
Indizes an allen Fronten des Lebens: Broca- und Body-Mass-Index, Aktienindex, Gini-Index, Human Development Index und Tausende mehr davon. Sie ermöglichen uns das Glauben, das Wissenkönnen, das "So-und-nicht-anders". Was kümmert uns jener Mensch, der im Widerspruch zu einer erhobenen Zahl steht? Was der Zweifel am Schriftzeichen? Was die eigene Erfahrung, die der Erhebung diametral entgegensteht? Erst die Zahl macht uns zu Befürwortern oder Kritikern, erst der erhobene Zahlenwert läßt uns ein Lager wählen und Farbe bekennen. Die Mündigkeit des Bürgers "be-zahlen" wir mit Zahlen. Und fehlt sie uns, raubt man uns unseren Indikator für Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge, Gut oder Böse, so zucken wir mit den Schultern und warten ab, bis man uns neue Zahlenspiele liefert. Ohne Zahlen und durch Zahlen legitimierte Dokumente ist die vermessene Welt vermessener Menschen nicht denkbar.
Wir sehen die Kinder Afrikas hungernd, leugnen die Not und verweisen auf Hilfsprogramme; wir erblicken Bettler und behaupten, dass in diesem Lande keiner Hungers leidet oder gar stirbt; uns begegnen ausgebeutete Arbeitssklaven und wir sehen sie bestenfalls als anfallende, aber unumgängliche Kollateralschäden des freien Marktes an; uns sticht ins Auge, wie rar Wiesen und Wälder werden, wieviel Teer auf einem Quadratkilometer Landschaft verarbeitet ist, sind aber der optimistischen Ansicht, die zugepflasterte Umwelt sei noch zu retten. Erst die gelieferte Zahl, die bestätigen würde, was alle schon lange glauben, was eigentlich in den Köpfen schon zuhause ist, würde die Vermutung zu einer bekämpfenswerten Tatsache erheben. Es ist nicht die Erkenntnis, die uns mündig werden läßt, nicht der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, sondern die bloße und plumpe Zahl, die frei Haus geliefert eine Grundlage schafft. Und liefert man uns sinkende Arbeitslosenzahlen, so rechtfertigt dies - obwohl bekannt ist, wie Arbeitslosenzahlen gesenkt werden - das System und den Apparat, der sich an diesem System fett frißt. Gleichzeitig sprechen die Medien, büttelhaft dumm, die Wahrheit aus: Die Arbeitslosenzahlen sind gesunken, nicht aber die Personen, die arbeitslos sind, sind weniger geworden. Die Zahlen sind gesunken, die Zahl ist kleiner geworden - alleine das reicht schon aus, um von jeder Kritik erhaben, an den Erfolg der Reformitis zu glauben.
Von den Unternehmen, die kontinuierlich ihr Geschäft tätigen, zwar keine großen Sprünge machen, aber gleichermaßen keine Existenznöte kennen, die es den Menschen einer Region ermöglichen, ihre Familien zu ernähren, die aber dann, aufgestachelt durch den Zahlenwahn des "Profits um des Profits willen" auslagern oder letztendlich sogar die Tore für immer schließen, ist hier gar nicht zu reden. Diese Art Zahlenspielerei ist uns allen ausreichend bekannt und bietet nicht einmal mehr Anreiz zum Kopfschütteln. Gleichzeitig zeigt uns diese Alltäglichkeit des Wahnsinns aber auf, dass die vermessene Welt, die "Welt der Zahlen", eine Welt der Effektivierung ist. Jede Zahl steht nicht frei im Raume, ist nicht einfach Erhebungswert an sich, sondern wird verglichen und in Relation gestellt. Der gläserne Mensch, dessen gesundheitlichen Zahlenwerte womöglich bald per Strichcode zugänglich werden, wird "seine Zahlen" nicht unberührt im Chip herumtragen, sondern wird vielmehr durch die "Gnade seiner Zahlenwerte" bewertet, kategorisiert, nach Effizienz eingereiht. Die feine "Objektivität durch Treue zur Zahl", öffnet uns mehr und mehr die Pforten zu einer schönen, neuen Welt.
8 Kommentare:
sehr schöner beitrag, roberto! bringt auch meine skepsis gegenüber der leichtgläubigkeit u der erklärung der welt durch zahlen gut auf den punkt.
mir fällt das vor allem beim studium der politikwissenschaften auf. da sich viele sozialwissenschaften eben nicht auf die vermeintliche endgültigkeit der "zahlen-wahrheiten" wie bei den naturwissenschaften stützen können, werden quantitative, statistische verfahren in diesen fächern immer dominanter. anstatt sich darauf zu berufen, die welt qualitativ zu erfassen, wird versucht einem zahlen-fetisch hinterherzujagen.
ein eindringliches und völlig absurdes erlebnis was ich bisher hatte, war, als ein professor anhand einer mathematischen formel behauptete, die theorie von marx sei damit widerlegt.
Eine partielle Zustimmung: »Brave new world« ist auch aus meiner liberalen Sicht ein Alptraum. Aber »Brave new world« ist nicht durch Zahlen so beklemmend.
Eine Korrektur: für den Strichcode (Barcode) sehe ich keine sinnvolle Anwendung, wenn es um die »gesundheitlichen Zahlenwerte« geht. Und wenn man mir im Krankenhaus einen RFID-Chip als Ergänzung zu den schriftlichen Unterlagen mitgeben würde, könnte man mir vielleicht in manchen Fällen schneller helfen(?)
"Man kann die Ideen, wie sie in unserem Geiste und in der Natur sich kundgeben, sehr treffend durch Zahlen bezeichnen; aber die Zahl bleibt doch immer das Zeichen der Idee, nicht die Idee selbst. Der Meister bleibt dieses Unterschieds noch bewußt, der Schüler aber vergisst dessen und überliefert seinen Nachschülern nur eine Zahlenhieroglyphik, bloße Chiffren, deren lebendige Bedeutung niemand mehr kennt und die man mit Schulstolz nachplappert. Dasselbe gilt von den übrigen Elementen der mathematischen Form. Das Geistige in seiner ewigen Bewegung erlaubt kein Fixieren; ebensowenig wie durch die Zahl läßt es sich fixieren durch Linie, Dreieck, Viereck undKreis. Der Gedanke kann weder gezählt werden noch gemessem"
Heinrich Heine. Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Reclam Leipzig 1970. S.141f.
Habe auch mal Politikwissenschaften studiert und VWL - das war immer die erste Übung in Makroökonomie, Marx mit einer mathematischen Formel triumphierend widerlegen: Ist doch klar, weil´s logisch ist! Ende der Diskussion. Das nennt man wohl "Diskursherrschaft".
Qualitative Zusammenhänge quantitativ darstellen zu wollen ist m.E. das Grundübel der modernen Politikwissenschaft. Mehr Wissenschaftstheorie wäre mal gut anstelle von Statistik (Wissenschaft anhand von Umfragen, lächerlich!!).
Aber was reg` ich mich auf...
"Und wenn man mir im Krankenhaus einen RFID-Chip als Ergänzung zu den schriftlichen Unterlagen mitgeben würde, könnte man mir vielleicht in manchen Fällen schneller helfen(?)"
Wie so oft in jenen Tagen, handelt es sich nicht um eine klare Abgrenzung, die zwischen Gut und Böse entscheiden ließe, sondern um eine Vermengung. Im Nutzvollen liegt, leider viel zu oft, die Ausbeutung und das Zweckentfremden des vielleicht einst edlen Gedankens auf einer Linie. Es wird gerade auch daher immer schwerer für die Menschen, Positionen zu beziehen und sich ihrer Verdrossenheit, die nicht einzig Polit-, sondern durchaus eine Gesellschaftsverdrossenheit befördert, zu erwehren.
"[...]Zahlenwahn des "Profits um des Profits willen"[...]"
Da hätte ich einen Buchtipp dazu: "Geld arbeitet nicht - Wer bestimmt über Geld, Wirtschaft und Politik?"
Ein sehr gutes Buch, dass leider im letzten Kapitel "Der Ideologie der Gier" einen Fehler macht, den alle Neoliberalismus-Kritiker begehen. Es verweist zwar anhand von Hayek und Milton Friedman auf die Apostel des Neoliberalismus, und deren menschenverachtenden Aussagen, aber sieht die Übereinstimmungen zum Mißbrauch der Lehre Darwins (=dem Sozialdarwinismus) nicht. Für mich stellt sich hier die Frage: Warum?
Haben die Angst vor dem Mainstream, oder schlimmer noch vor denen, die meinen wirtschaftlich und politisch das Sagen zu haben? Eigentlich ist ein Buch über die Lehren von Charles Darwin, und deren Mißbrauch durch Neoliberale, längst überfällig, da sich - meiner Ansicht nach - gerade in Deutschland wieder breit machen sollte, wer die Stichwortgeber von Hayek, Friedman & Co. sind, und woher die Menschenverachtung der Neoliberalismus-Fans kommt, die wirklich der der Nazis und sonstiger Faschisten in nichts nachsteht.
Gruß
Anonym
das Buch "Geld arbeitet nicht" habe ich auch gerade gelesen, bin begeistert! Endlich mal eine Darstellung der Finanzwirtschaft, die man auch als Laie verstehen und nachvollziehen kann. Nach dem was ich darin gelesen habe, verdeutlicht Fürstenwerth doch gerade, dass anders als von Hayek und Co behauptet, die Entwicklung von Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen nicht nach Naturgesetzen verläuft, sondern von Menschen bewusst gestaltet wird. Damit ist doch klar beschrieben, dass die lehre Darwins nicht auf Wirtschaft und Gesellschaft anzuwenden ist.
"[...]Damit ist doch klar beschrieben, dass die lehre Darwins nicht auf Wirtschaft und Gesellschaft anzuwenden ist.[...]"
Stimmt auch wieder. Na ja, vielleicht hat das Buch schon den Charakter den ich wünsche, und ich hoffe, dass dies Buch weite Verbreitung findet - auch bei Ökonomen.
Gruß
Anonym
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