In nuce
Mittwoch, 23. April 2008
Conrad Brean (Robert De Niro), Berater des US-Präsidenten, setzt alles daran, seinen Herrn vor einem Skandal - der Präsident hatte eine sexuelle Affäre mit einer Minderjährigen - zu retten. Ein Krieg muß her, um die Krise im Inneren, durch ein Manöver von Außen zu kanalisieren. Diese altbewährte Methode politischer Ablenkung, findet im Computerzeitalter natürlich seine Perfektion. Bread will nicht, dass wirkliche Soldaten in den Krieg ziehen, sondern dass Hollywood einen Krieg in die US-amerikanischen Haushalte liefert. "Sie möchten, dass ich Ihren Krieg produziere?", fragt Regisseur Stanley Motss (Dustin Hoffman), als er den Auftrag erhält, der Nation einen heldenhaften Kampf zu liefern, der nur in den Köpfen von Drehbuchautoren stattfindet, nur in Pappkulissen und Computeranimationen geschlagen werden soll. Und tatsächlich geht der Plan auf. Patriotisch verfolgt die Bevölkerung den heroischen Einsatz der US-Streitkräfte in Albanien. Einmal Blut geleckt, will Motss sein Kind aber nicht aufgeben, will diesen "erfundenen Krieg" weiterführen, spinnt sich in Gedanken bereits einen Oscar zusammen, den er für dieses monumentale Werk erhalten muß. Aber Bread macht ihm deutlich, dass der Krieg ein Ende gefunden hat, weil er seine Aufgabe erfüllt hat: "Der Krieg ist vorbei, ich hab es im Fernsehen gesehen."
Was uns in "Wag the Dog" vor rund zehn Jahren als Satire begegnete, findet heute eine reale Umsetzung: "Mit einer gigantischen PR-Truppe hat die Bush-Regierung die Öffentlichkeit in den USA seit Jahren hinters Licht geführt." Krieg ist, was die Medien an die Heimatfront senden. Wenn die Lüge der gezielten Desinformation ausgestrahlt wird, wenn sie das Tagesgeschehen dominiert und die Menschen einlullt, dann wird sie zur Wahrheit, mit der sich politische Entscheidungen begründen lassen. "Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt", lautet der deutsche Untertitel der US-Satire von Barry Levinson. Diese Metapher umschreibt treffend die verquere Lage, in der sich der Information suchende Bürger befindet. Nicht reales Geschehen dominiert das Berichten, sondern die Berichtenden meißeln sich ein Geschehen zurecht. Der Hund wird von seinem eigenen Schwanz hin und her geworfen.
Das "neue Ermächtigungsgesetz", angepriesen als Fortschritt in der Terrorbekämpfung, fixiert das Rückschreiten des Rechtsstaates. Das soll das BKA dürfen, unter anderem dürfen: "Datenbestände jeder Behörde, jedes Unternehmens und jeder Privatperson erheben, um sie nach bestimmten Merkmalen zu rastern (Rasterfahndung)." Oder: "Wohnungen durchsuchen. Bei der Durchsuchung einer Wohnung hat der Wohnungsinhaber das Recht, anwesend zu sein. Ist er abwesend, so ist, wenn möglich, sein Vertreter oder ein erwachsener Angehöriger, Hausgenosse oder Nachbar hinzuzuziehen." Oder: "Sachen in Abwesenheit des Eigentümers geheim durchsuchen." Kurzum: Der unter Verdacht geratene Bürger hat sich mit Leib und Seele der "heiligen Inquisition der Terrorjäger" zu verschreiben. Der "ewige Notstand" als Konstante bundesrepublikanischer Gesetzgebung!
Nachdem die Überwachungsmechanismen innerhalb des Lidl-Imperiums bekannt wurden, meldeten sich viele Medien zu Wort. Selten war man sich so einig, dass dies verbrecherische Methoden waren und sind, die dort vollzogen werden. Die BILD-Zeitung hielt sich allerdings zurück. Mit einer "kleinen Meldung unter Freunden" wurde das Thema quasi nicht beachtet. Ein knapper Artikel, ganze vier Sätze widmete man damals den Frechheiten des Discounters. Zudem wollte man sich auch nicht festlegen, wollte Lidl nicht a priori verurteilen, was man bei der BILD sonst eigentlich gerne tut. "Angeblich" seien Überwachungskameras installiert worden. Angeblich! Klingt fast so, als sei das eine dreiste Unterstellung diverser Medien gewesen, bar jeglichen Beweises. Nur verwunderlich, dass Lidl auf diesen ungerechtfertigten Rufmord nicht mit juristischen Schritten reagierte. Aber man wollte im Hause Springer auch nicht die Liaison gefährden, eine tiefe und innige Liebe. Jetzt darf Lidl-Aufsichtsratchef Klaus Gehrig sein Unternehmen reinwaschen, denn die BILD bietet ein Forum und glänzt durch bieder-brave Fragestellung. Man darf erläutern, wie in Zukunft Bespitzelung verhindert wird, wie man sich aus der Schuld an den Mitarbeitern per Einmalzahlung herauskauft und wie die Lidl-Oberen ebenso kalt erwischt wurden, als die Bombe platzte. Wo ist nur der BILD-Zeitung bissiger Fragestil geblieben?
Was uns in "Wag the Dog" vor rund zehn Jahren als Satire begegnete, findet heute eine reale Umsetzung: "Mit einer gigantischen PR-Truppe hat die Bush-Regierung die Öffentlichkeit in den USA seit Jahren hinters Licht geführt." Krieg ist, was die Medien an die Heimatfront senden. Wenn die Lüge der gezielten Desinformation ausgestrahlt wird, wenn sie das Tagesgeschehen dominiert und die Menschen einlullt, dann wird sie zur Wahrheit, mit der sich politische Entscheidungen begründen lassen. "Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt", lautet der deutsche Untertitel der US-Satire von Barry Levinson. Diese Metapher umschreibt treffend die verquere Lage, in der sich der Information suchende Bürger befindet. Nicht reales Geschehen dominiert das Berichten, sondern die Berichtenden meißeln sich ein Geschehen zurecht. Der Hund wird von seinem eigenen Schwanz hin und her geworfen.
Das "neue Ermächtigungsgesetz", angepriesen als Fortschritt in der Terrorbekämpfung, fixiert das Rückschreiten des Rechtsstaates. Das soll das BKA dürfen, unter anderem dürfen: "Datenbestände jeder Behörde, jedes Unternehmens und jeder Privatperson erheben, um sie nach bestimmten Merkmalen zu rastern (Rasterfahndung)." Oder: "Wohnungen durchsuchen. Bei der Durchsuchung einer Wohnung hat der Wohnungsinhaber das Recht, anwesend zu sein. Ist er abwesend, so ist, wenn möglich, sein Vertreter oder ein erwachsener Angehöriger, Hausgenosse oder Nachbar hinzuzuziehen." Oder: "Sachen in Abwesenheit des Eigentümers geheim durchsuchen." Kurzum: Der unter Verdacht geratene Bürger hat sich mit Leib und Seele der "heiligen Inquisition der Terrorjäger" zu verschreiben. Der "ewige Notstand" als Konstante bundesrepublikanischer Gesetzgebung!
Nachdem die Überwachungsmechanismen innerhalb des Lidl-Imperiums bekannt wurden, meldeten sich viele Medien zu Wort. Selten war man sich so einig, dass dies verbrecherische Methoden waren und sind, die dort vollzogen werden. Die BILD-Zeitung hielt sich allerdings zurück. Mit einer "kleinen Meldung unter Freunden" wurde das Thema quasi nicht beachtet. Ein knapper Artikel, ganze vier Sätze widmete man damals den Frechheiten des Discounters. Zudem wollte man sich auch nicht festlegen, wollte Lidl nicht a priori verurteilen, was man bei der BILD sonst eigentlich gerne tut. "Angeblich" seien Überwachungskameras installiert worden. Angeblich! Klingt fast so, als sei das eine dreiste Unterstellung diverser Medien gewesen, bar jeglichen Beweises. Nur verwunderlich, dass Lidl auf diesen ungerechtfertigten Rufmord nicht mit juristischen Schritten reagierte. Aber man wollte im Hause Springer auch nicht die Liaison gefährden, eine tiefe und innige Liebe. Jetzt darf Lidl-Aufsichtsratchef Klaus Gehrig sein Unternehmen reinwaschen, denn die BILD bietet ein Forum und glänzt durch bieder-brave Fragestellung. Man darf erläutern, wie in Zukunft Bespitzelung verhindert wird, wie man sich aus der Schuld an den Mitarbeitern per Einmalzahlung herauskauft und wie die Lidl-Oberen ebenso kalt erwischt wurden, als die Bombe platzte. Wo ist nur der BILD-Zeitung bissiger Fragestil geblieben?