Kann denn Liebe Sünde sein...

Donnerstag, 18. August 2011

Christian von Boetticher war nie der Rede wert. Jetzt ist er es, sollte es aber eigentlich nicht sein. Folgende Zeilen könnten als Verteidigungsschrift für ihn gelesen werden - sie sind es aber nicht. Was verteidigt wird sind all jene, die unter dem falschen Gebrauch des Moralbegriffes leiden. Boetticher ist nur die weinerliche Charaktermaske, die mehr oder minder zufällig in den Tumult seiner Partei und bestimmter Presseorgane stolperte. Als politische Erscheinung ist er niemand, der Verteidigung verdient hätte, denn wer unkritisch in der Gefolgschaft der Christdemokraten mitmarschiert, wer Alter Herr einer pflichtschlagenden Studentenverbindung ist, wer Sinti und Roma in Anbetracht deutscher Geschichte nicht als schützenswerte Minderheit wahrnimmt und wer als Doktor den Rücktritt eines akademischen Schwindlers bedauert, den kann man nur schwerlich verteidigen wollen. Seine politischen Anschauungen sollten von Sittenwächtern beobachtet werden, nicht aber sein Privatleben. Dieses gehört, weil das Privatleben aller unantastbar sein sollte, verteidigt.

... darf es niemand wissen, wenn man sich küsst...

Boetticher hat nicht strafrelevant gehandelt. Der einvernehmliche Beischlaf mit einer Sechzehnjährigen ist nicht strafbar - ferner war sie ihm auch keine Schutzbefohlene. Hätten es einer von beiden nicht gewollt, dann gäbe es einen Straftatbestand. Das Mädchen äußerte sich aber mit keinem Wort, dass es gezwungen worden wäre. Ganz im Gegenteil. Moralisch antastbar wäre diese Handlung aber auch, wenn das Mädchen mit anderen Mitteln als unmittelbarer Gewalt zum Sex gezwungen worden wäre, wenn also nicht ihre Reife, ihre sexuelle Mündigkeit sie zu diesem Schritt mit einem älteren Mann, sondern beispielsweise gebotenes Geld oder falsche Versprechungen sie dazu ermutigt hätten. Von dergleichen ist jedoch auch nicht die Rede gewesen bislang.

Nichts, was da zwischen Boetticher und dem Mädchen geschah, ist von öffentlichen Interesse. Juristisch gesehen trafen sich da zwei sexuell mündige Menschen, die nicht nur sexuelle Handlungen teilten, sondern, wie beide bejahten, Liebe füreinander empfanden. Es war keine Affäre, wie kolportiert wird, beide waren in Liebe oder was sie dafür hielten. Gut, werden manche einwenden, ein so junges Ding weiß doch gar nicht, was Liebe bedeute - kann sein, kann nicht sein. Wer will das bewerten? Ein Staatsanwalt, der die Liebesgesinnung erschnüffeln soll etwa? Ein Psychiater, der Liebesfähigkeit im öffentlichen Auftrag diagnostizieren darf? Wenn heute jemand von Liebe spricht, dann müssen wir sie ihm abnehmen, aus Mangel an Gegenbeweisen - so funktioniert letztlich rechtsstaatliches Denken. Darf es niemand wissen, wenn man sich küsst? Im Falle Boettichers hätte es niemand wissen brauchen, denn es ist mitnichten Aufgabe der Öffentlichkeit, Liebes- oder Sexualverhältnisse zum Gesprächsstoff zu machen, die zudem in keinerlei Weise gegen geltendes Recht verstoßen haben.

... niemals werde ich bereuen, was ich tat, und was aus Liebe geschah, das müsst ihr mir schon verzeihen...

Gekonnt übergehen dabei die selbsterklärten Sittenwächter, dass beide Seiten, auch das Mädchen selbst, nichts bereuen. Das Mädchen ist dennoch Opfer, gleichwohl sie es so nicht empfindet. Boetticher selbst wird nun dazu gedrängt, Reue zu zeigen - das gehöre sich nämlich. Beide sprachen von Liebe und tatsächlich kannten sich beide schon über Monate, bevor es zum ersten Treffen kam. Wer schnell ein junges Mädchen deflorieren möchte, der buhlt um diese Gunst nicht monatelang, der könnte schneller ans Ziel gelangen - ein "gemachter Mann" wie Boetticher sowieso. Er soll nun bereuen, er soll bereuen, dass sich ein Liebesgefühl für jemanden entwickelte, den die Öffentlichkeit für zu jung erachtet. Wohlgemerkt nicht für juristisch zu jung, sondern aus einem vagen sittlichen Bauchgefühl heraus. Die politische Korrektheit unserer Gesellschaft greift somit auf die stalinistische Kampagne der öffentlichen Selbstanklage und Selbstkasteiung zurück, bei dem man Fehler öffentlich zugeben soll, von denen man nicht überzeugt ist, sie gemacht zu haben.

Er muß sich also tatsächlich für seine Liebe entschuldigen. Das ist mittelalterlich, das ist die Moral früherer Tage. Für die Liebe, so wissen wir, die wir alle liebten oder lieben, gibt es keine Barrieren. Stellt sich Liebe ein, so verschwinden alle Schranken im Gefühlsstrudel. Räumliche Entfernung, körperliche Behinderungen oder Altersunterschiede spielen keine Rolle mehr - die Liebe ist zuweilen ein großer Gleichmacher, läßt die Liebenden auf einer Stufe stehen. Für diesen Mann, der dreiundzwanzig Jahre älter war, als seine sechzehnjährige Freundin, war dieser Unterschied kein Hemmnis. Die Logik der Liebe ist, dass es keine logischen Schlüsse gibt. Wer liebt, der fragt nicht nach Barrieren, der überwindet sie. Der fragt auch nicht, ob diese Liebe ein Fallstrick für eine politische Karriere sein kann. Nur das Umfeld möchte diese Schrankenlosigkeit nicht akzeptieren, auch dann nicht, wenn diese Barrieren nur von moralindurchtränkter, nicht aber von strafrelevanter Art sind.

... jeder kleine Spießer macht das Leben mir zur Qual, denn er spricht nur immer von Moral...

Tatsächlich hat Boetticher die Macht der Liebe überschätzt. Die kleinen Spießer, die innerhalb seiner Partei wüten, verstehen das Hals über Kopf der Liebe nicht. Boetticher, der das Klima in seiner Partei mitgestaltet, trägt damit natürlich auch Schuld. Seine politische Auffassung erschafft erst diese Spießigkeit. Die Christdemokraten sind nie über das Sittlichkeitsgefühl der Adenauerzeit hinausgekommen, damals, als Sitte und Moral noch Begriffe waren, über die man angestrengt nachdachte, während man sich in aller Heimlichkeit auf dem Weg ins Puff machte. Das berühmte Presseorgan, das gerne an der Seite christdemokratischer Gesinnung springt, entstammt aus demselben Milieu, auch wenn es täglich wippende Brüste feilbietet. Nackte Mädchen ab achtzehn Jahren sind politisch korrekt, wenn man deren abgelichteten Körper nutzt, um effektiver zu onanieren - ein sechzehnjähriges Mädchen, das man liebt, das ist politisch nicht korrekt, das darf man nicht dulden.

Sie führen ethische Betrachtungsweisen im Munde, meinen dabei aber nur ihren spießigen Mikrokosmos, in dem es von schiefen Sichtweisen und kruden Thesen nur so wimmelt. Und sie reagieren im aktuellen Falle auch so kopflos, weil sie der öffentlichen Empörung zuvorkommen wollen - denn sie wissen auch, die Öffentlichkeit prüft nicht kritisch, prüft nicht, ob diese Liebe zweier ungleicher Menschen, von öffentlichen Interesse ist, sie reagiert emotionalisiert und will Konsequenzen sehen. Die Öffentlichkeit mit ihrer Stammtischmoral macht sich zum Richter, wo gar kein Richter vorgesehen ist. Diese Stammtischmoral, die nicht reflektiert entsteht, sondern durch Emotion, Überspanntheit und Aufregung, ist freilich auch die Leistung dieser frömmelnden Partei - sie hat kein Interesse an denkenden Bürgern, sie ist ja vielmehr froh, dass die Masse unkritisch reagiert. In anderen Fragen natürlich, wenn es um Reformen geht - aber die Nichtdenke der Masse schwappt eben auch, und gerade dorthin, ins Boulevardeske.

... Liebe kann nicht Sünde sein, doch wenn sie es wär', so wär's mir egal...

Boetticher ist ein politischer Windbeutel. Ein Parteisoldat, der nachäffte, was man ihm vorgab. Aber er hat in dieser privaten Angelegenheit in Liebe gehandelt. Und somit nicht strafrelevant - man kann es nicht oft genug betonen! Wer die Liebe kennt, der weiß, was sie bewegen kann. Boetticher muß man nicht sympathisch finden, aber ihn deshalb zu kriminalisieren: das ist kriminell! Seine politische Faxenmacherei müsste eigentlich verurteilt werden. Wie kann es sein, dass keine siebzig Jahre nach dem Mord an Sinti und Roma, sich jemand wie Boetticher arrogant hinstellen kann, um dieser gesellschaftlichen Gruppe keinen besonderen Schutz zu bewilligen? Das sollte strafrechtlich geprüft werden, nicht seine Liebe zu dieser noch sehr jungen Frau. Sie kann keine Sünde sein, sie war legitim und sollte schnellstens aus der Öffentlichkeit verschwinden. Sie geht uns nichts an, weil kein Richter im Namen des Volkes einschreiten braucht. Anderes ginge uns was an, aber darüber schreibt kaum jemand...



49 Kommentare:

Babs 18. August 2011 um 08:29  

Herr Bötticher hat ja seine "Liebe" stracks sitzengelassen als es für ihn brenzlig wurde.

Ich denke schon, dass diese Geschichte an die Öffentlichkeit gehört und zwar aus einem einfachen Grund: Bisher wurde über die geistige Reife des Mädels diskutiert, aber fragt einer nach der geistigen Reife eines 40-jährigen Mannes mit öffentlicher verantwortung der sich in einen 16-jährigen Teenager verliebt, den er auf Facebook kennengelernt hat? Und dafür den dramatischen Ausdruck "Liebe" strapaziert, eine Sache, die für mich etwas mit gleicher Augenhöhe zu tun hat.

Ein bißchen Romantik ist schon recht, und ein Hormonschub sei auch jedem gegönnt, aber - Entschuldigung - dieser Vorfall sagt doch wirklich alles über die Persönlichkeit und den Charakter dieses Mannes aus und damit auch über seine Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen...

Gruß, Babs

ad sinistram 18. August 2011 um 08:35  

Dass Lieben auseinandergehen, ist normal in dieser Gesellschaft. Sowas ist kein Argument dafür, um es an die Öffentlichkeit zu zerren...

Anonym 18. August 2011 um 08:38  

boah babs du hörst dich wie so ne aufgewiegelte bild-empörte an lach

Anonym 18. August 2011 um 08:47  

Kluge Analyse, die aber auf einen Gesichtspunkt nicht eingeht: Zeigt nicht die sich ja auf Facebook erst mehr oder weniger allmählich entwickelnde Liebe zu einer Schülerin aus der (mal angenommen) 9. oder 10. Klasse, dass dem Mann die Fähigkeit abgeht, seine Emotionen und/oder Triebe empathisch zu steuern - und ist er nicht deshalb als MiPrä total ungeeignet? Abgesehen von allen in ihrem Beitrag geschilderten politischen Gründen, die gegen ihn sprachen.

Anonym 18. August 2011 um 08:57  

So so, 23 Jahre jünger lautet der Vorwurf. Und was ist mit Franz Müntefering und seine 40 Jahre jüngere neue Ehefrau? Was ist mit Joschka Fischer und Minu Barati - 28 Jahre jünger und was mit dem durchgängigen Beuteschma von Lothar Matthäus - 1. Liliana 23, 2. Ariadne 24, jetzt Joanna 27, alle zwischen 24 und 28 Jahre jünger. Den größten Altersunterschied verzeichnen wir allerdings bei dem Promi-Paar Simone Rethel und Johannes Heesters mit 46 Jahren.

Damit möchte ich verdeutlichen, dass es weniger auf die Altersdifferenz ankommt sondern auf das die Lebenserfahrung der wesentlich jüngeren Frau bestimmende Alter. Daraus leite ich die Vermutung ab, dass es sich bei der von Dir eher verharmlosend beschriebenen Beziehung wohl mehr um ein Machtverhältnis als um Liebe gehandelt haben könnte.

Derartige Mann/Frau-Konstellationen mit Lolita-Effekt leben doch jenseits irgendwelcher bürgerlicher Moralvorstellungen vielmehr von der Kontrolle, der Überlegenheit und dem Erfahrungsvorsprung des Mannes, der bewundert werden und dem kleinen Mädchen die Welt erklären möchte.

Margareth Gorges 18. August 2011 um 09:12  

Also bei aller Liebe...... Das war eine LOLITA FICK AFFAIRE !

wie krank ! ist das denn, ein zu Beginn 15jähriges Mädchen auf Facebook oder poppen.de anzumachen, und dann von " Liebe" zu schwadronieren"!!
Aber vor lauter " Liebe " das Mäd...chen dann vom Hof gejagt - weil ja schädlich für Karriere!
Muss ja ne riesen Liebe gewesen sein, das der Typ dann ein paar Monate später in den USA seine damalige Lebensgefährtin Anna Christina Hinze geheirate hat !

ad sinistram 18. August 2011 um 09:37  

Vorallem waren die, die das als Lolita-Affäre abtun dabei und haben Kerzen gehalten. Im Rechtsstaat ist man unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist. Diese Denke ist auch bis ins Kleinste durchzuhalten - wer nun ohne Beweise unkt, der ist nicht besser wie die, über die er sonst üblicherweise herzieht.

ad sinistram 18. August 2011 um 09:41  

PS: Es kann tatsächlich auch ein Machtverhältnis gewesen sein, aber dazu ist zu sagen, dass...
a) ... es beide dennoch als Liebe empfinden können.
b) ... solche Konstellationen auch dort zu finden sein können, wo die Partner beide älter sind.
c) ... wir dem Bekenntnis beider glauben müssen, ohne analytisch tätig zu werden.

Gerade zu c) ist zu sagen, dass Liebe immer ein subjektives Gefühl ist, womit eine Analyse hinfällig wird. Was die Partner empfinden ist wesentlich, nicht was man interpretieren kann.

Margareth Gorges 18. August 2011 um 09:42  

Roberto , wenn 40jährige Männer sich im Internet 15/16jährige Mädels suchen , ist das für mich KRANK ! Und da kannst du noch 3000 verständnisvolle "OH DIE LIEBE KENNT KEIN ALTER Zeilen" ablassen.

Und nochmal ! Was für ne Liebe war das denn - wenn der Typ kurz danach ne andere heirate !

Anonym 18. August 2011 um 09:43  

Ja, es ist wahr, das Thema ist ein privates oder bestenfalls ein CDU- internes aber warum macht es Ad Sinistram dann zum Blog-Thema? Gibt es nichts wichtigeres zur Zeit???

ad sinistram 18. August 2011 um 09:46  

Ich halte das Thema nicht für unwichtig. Nicht die Liebesgeschichte selbst, die unspannend ist. Liebe ist nur für die spannend, die involviert sind als Liebende. Aber wie die Öffentlichkeit wütet, weil einige Sittenwächter Zeter und Mordio schreien, wie die Geschichte zum Selbstläufer wird und man aus diesem Mann, den mir gänzlich unsympathisch ist, einen Kinderschreck stilisiert, das gibt ein deutliches Bild von dieser hysterischen Gesellschaft ab. Und das halte ich nicht für unwichtig.

Hartmut 18. August 2011 um 09:49  

Ihren Standpunkt, Roberto, teile ich
hinsichtlich der moralischen und juristischen Diskrepanz in unserer Gesellschaft ganz und gar.

In der Tat ist es so, daß die Gesellschaft, gefüttert von skrupellosen Boulevardblättern, nicht zwischen strafrechtlich relevanten und harmlosen Liebesbeziehungen unterscheidet.
...und auch nicht kann.

In dieser moralischen "Ver- und Vorverurteilung" hat selbst Freud noch wenig erreicht. ;) leider

Die Doppelmoral "Wasser predigen und selber Wein saufen" wird wohl nie aussterben.

Diese "Geistes"-haltung: "Ouod licet Jovi, non licet bovi" ist wohl bei den Herrschenden wichtigstes Argument.(und wird es auch bleiben.)

Bei aller Kritik - ich wünsche allen noch einen schönen Sommer-Sonnentag.

Gruß
Hartmut

Anonym 18. August 2011 um 10:08  

Ich kann Roberto nur zustimmen.

Die Doppelmoral in diesem Land ist schier unerträglich.

Man könnte Bötticher als Arschloch bezeichnen, aber er ist nicht kriminell. Arschlöcher gibt es viele in der Politik. Wenn man den Bundestag als arschlochfreie Zone einrichten würde, dann wäre er aber verdammt leer.

Es geht darum, dass man nicht einerseits Hetze gegen Sinti und Roma bestensfalls ignorieren kann und es dann ganz, ganz schlimm ist, wenn so eine Charaktersau eine 16jährige defloriert. Im StGB gibt es klare Regeln. Einvernehmlicher Sex ab 16 ist straffrei. Ansonsten könnte man sich das StGB schenken und nur einen einzigen Paragrafen reinschreiben: "Wer ein Schwein ist, der wird mit einer Freiheitsstraße von bis zu lebenslänglich bestraft. Abstimmungen darüber finden jeden Montag in der BILD statt."

Es wird immer lächerlicher in diesem Land.

ad sinistram 18. August 2011 um 10:13  

Weißt Du, was wirklich traurig ist? Dass diese aufgeklärte Denke nicht mal mehr unter Leuten stattfindet, die sich "links" auf ihren Wimpel geschrieben haben. Selbst diejenigen, die aufgeklärt sein wollen, nehmen sich der BILD-Aufklärung an, wenn es ihnen moralisch in den Sinn gerät.

Margareth Gorges 18. August 2011 um 10:21  

ach Roberto ,weißt du was wirklich traurig ist? Je nach Farbe wird man als Verschwörungstheoretiker oder Linksradikal diffamiert.
Du bedienst dich hier der gleichen Schublade, denn wer nicht in Deine Denke passt, ist halt Bildleser, und Du maßt Dir an Deine " Denke" als " aufgeklärte " anzupreisen?

Liebe Männer von poppen.de hier habt ihr einen " intellektuellen" Freifahrtschein bei Eurer nächsten Lolita Suche im www. !

ad sinistram 18. August 2011 um 10:27  

Tja, so einen Schein habe ich hier nie textlich angeboten. Ruhigen Blutes lesen, dann sich ereifern... mir geht das ja auch manchmal so, wenn ich irgendeine Frechheit von den üblichen neoliberalen Tintenpissern lese. Aber dann lege ich den Text erstmal zur Seite und schreibe später darüber - um nicht blind zu werden in meiner Wut.

Margareth Gorges 18. August 2011 um 10:32  

Roberto , ach Gottchen lass gut sein nun wird es grotesk! Fast wäre ich geneigt zu schreiben, gell wer selbst in der Situation.....

aber nee ist Zeitvergeudung und mir auch vollkommen wurscht !

ad sinistram 18. August 2011 um 10:35  

Das veröffentliche ich jetzt doch, weil es schon spannend ist zu sehen, wie weit man gehen kann, wenn die Wut über den Verstand siegt. In welcher Situation ich bin, ist irrelevant. Mit der von Boetticher hat sie nichts gemein...

Trojanerin 18. August 2011 um 10:45  

Gänzlich unsympathisch finde ich Herrn von Bötticher auch, aber wie hier auch darauf hingewiesen wird, wegen seiner Haltung gegenüber Sinti und Roma oder wegen seiner Mitgliedschaft in einer pflichtschlagenden studentischen Verbindung. Das Liebe Privatsache ist gilt genauso, wie das für wirklich jeden in einem Strafprozess die Unschuldsvermutung gelten muss, bis Richter das Urteil gefällt haben.
Es ist bezeichnend für die deutsche Medienlandschaft, wegen was Herr von Bötticher jetzt einem breiteren Publikum bekannt wird.
es ist wieder einmal interessant, zu beobachten, wie diese Geschichte zu einem Skandälchen aufgebauscht wurde. Im Falle von Böttischer gibt es eine private Affäre oder Beziehung, wie auch immer, die eigentlich niemanden etwas angeht. Im Falle zu Guttenberg gab es ein relevantes Fehlverhalten des Verteidigungsministers. Die gleichen Medien haben mit all ihrer Macht das Fehlverhalten zu verharmlosen versucht und durften sich hierbei noch der verbalen Unterstützung der Bundeskanzlerin sicher sein.

Anonym 18. August 2011 um 11:03  

bei manchen leuten setzt nur der verstand aus, wenn man sie mit solchen geschichtn konfrontiert.

Anonym 18. August 2011 um 11:16  

@Roberto
"Weißt Du, was wirklich traurig ist? Dass diese aufgeklärte Denke nicht mal mehr unter Leuten stattfindet, die sich "links" auf ihren Wimpel geschrieben haben. Selbst diejenigen, die aufgeklärt sein wollen, nehmen sich der BILD-Aufklärung an, wenn es ihnen moralisch in den Sinn gerät."

Stimmt. Lies mal auf Zeit-Online die Kommentare einiger "Linker" in Hinblick auf die Proteste in Spanien gegen den Papst-Besuch. Diese "Linken" würden den Papst am liebsten teeren und federn. Überhaupt ist der Papst ja sowieso an allem Übel in der Welt schuld. Ersetze "Katholische Kirche" gegen "Islam" und Du hast astreine NPD-Anhänger vor Dir.

Ich bin gläubige Katholikin und wähle die Linke. Ich sitze also zwischen allen Stühlen, weil ich mich weigere, mir Schubladen-Freund-Feind-Denke aufpressen zu lassen. Die Linke ist nun mal die christlichste unter allen Parteien in Deutschland. Unter den Blinden ist der Einäugige König. Die Alternative wäre, gar nicht zu wählen, was für mich keine Alternative ist.

Ich glaube, dass der entscheidende Unterschied zwischen Leuten wie Dir und mir und vielen anderen "politischen" Menschen ist, dass wir die Welt so haben möchten, wie sie sein sollte und nicht so, wie sie uns selbst am besten nützt. Viele wählen FDP, weil sich die Vorteile versprechen und viele wählen aus dem selben Grund die Linke usw. Du könntest die materiellen Bedingungen dieser Wähler verändern und der Linksparteiwähler würde FDP wählen und umgekehrt. Man bekommt den Egoismus und die Dummheit einfach nicht aus der Welt. Ich mache mir da überhaupt keine Illusionen mehr.

ad sinistram 18. August 2011 um 11:17  

Was hier im Kommentarbereich an Disput stattfand, ist ein Spiegelbild der ganzen öffentlichen Debatte. Dabei wird gegen zwei Rechtsgrundsätze verstossen, was man auch noch als aufgeklärt verkaufen möchte:

1.) Wie schon erläutert, gibt es kein in dubio pro reo mehr. Der Schuldige ist bereits schuldig, weil man das im Vorfeld, moralisierend wie man ist, schon wusste.
2.) Nullum crimen sine lege - keine Strafe ohne Gesetz. Obwohl es kein Gesetz gibt, das eine solche Liaison verbietet, hätte man gerne einen Bestraften, gerne auch rückwirkend, wobei man gleich noch gegen nulla poena sine lege aufhebt.

Wenn die Hysterie konsensfähig wird - und vieles spricht dafür -, dann dürfen wir getrost sicher sein, dass der Rechtsstaat mit seinen Werten und Ansichten nur eine kurze Epoche der Geschichte war.

ad sinistram 18. August 2011 um 11:21  

Ich bin kein gläubiger Katholik, glaube nicht mal an Gott. Aber ich halte es für einen eklatanten Fehler, den Papst für alles verantwortlich zu machen. Keine Frage, man darf gegen ihn demonstrieren, vieles was er (ich rede vom Amt, nicht von der Person selbst) verkündet, ist nach wie vor überholt. Andererseits hat sich der letzte Papst auch stark gegen den Kapitalismus gewandt, den er Gefahr für die Menschheit sah.

Viele Linke glauben, dass Glaube und linke Politik nicht zusammengehen. Muß auch nicht sein, man kann links sein ohne Gott - aber grundsätzlich glaube ich, kann man beides ganz gut vereinen.

NDS-Andreas 18. August 2011 um 11:58  

@ Anonym um 8.57 Uhr, letzter Absatz:

Bitte Vorsicht! Oberflächlich mag es schon so scheinen, dass der Mann die "Kontrolle" innehat. Für Psychologen ist das bei sogenannten Lolita-Beziehungen allerdings längst nicht so eindeutig... ;-)

ad sinistram 18. August 2011 um 12:07  

Richtig, Andreas. Hier könnte man auf Nabokovs Lolita verweisen. In dem Roman hat die Hauptfigur Humbert Humbert nicht gerade die Hosen an.

Thomas S. 18. August 2011 um 12:22  

Hallo Roberto, wer hat denn versucht, Herrn B. zu kriminalisieren? Die Kommentare, die ich dazu gelesen und gehört habe, hatten eher den Tenor "Kann er ja gerne machen, aber für einen Möchtegern-MP ist das wenig vertrauenerweckend." Ich wüsste nicht, was daran illegitim ist.
Aber vielleicht beziehst du dich auch auf Äußerungen, die ich nicht kenne.

Hartmut 18. August 2011 um 12:23  

@ Roberto 11:17

Was die Rechtsstaatlichkeit anbelangt, bin ich anderer Ansicht:

Ich gehe mal von dem wesentlichen Merkmal des Rechtsstaatlichkeitsprinzip, dem Rechtsbehelf, resp. Rechtsmittel aus.

Die Wirklichkeit zeigt hier, dass es nur wenigen, im Verhältnis wirklich nötigen, möglich ist, hiervon Gebrauch zu machen.

Nach meiner Erfahrung, ist das in Art. 20 GG garantierte Rechtsstaatlichkeitsprinzip so ähnlich verkommen, wie das Sozialstaatsprinzip.

Es ist traurig aber wirklich !

Babs 18. August 2011 um 12:52  

Hoppla, hier steppt ja inzwischen der Bär.....

Jetzt nuß ich doch noch mal meinen Senf dazugeben: Falls ich nichts verpasst habe, dann wurde herrn Bötticher von keiner seite aus vorgeworfen kriminell zu sein.

Trotzdem musste er zurücktreten und das feld räumen, denn ein designierter Ministerpräsident auf dem persönlichen und geistigen niveau eines 16-jährigen teenagers ist eben nicht tragbar, besonders wenn die äußere Hülle dieses "Geistes" bereits 40 Jahre zählt.

Clinton mußte damals zurücktreten, weil er seine Praktikantin .....ne, ich wiederhole die Story mit der Zigarre jetzt nicht nochmal..., aber wie auch immer, es geht in solchen Fällen doch nicht um Gesetzesverstöße sondern um vorpubertäres Verhalten von Leuten, die in sehr ernsten Angelegenheiten Entscheidungsträger sein wollen, denen man aber aufgrund eben dieses Verhaltens um Gottes willen keine Verantwortung übertragen kann.

Ansonsten kann jeder rein privat machen was er oder sie will und meinetwegen auch dden Dackel poppen solange es nicht in Tierquälerei ausartet.

Gruß, Babs

ad sinistram 18. August 2011 um 13:49  

Nur ein Präsident der USA ist jemals zurückgetreten, das war der olle Milhouse. Das ist also Käse, Babs. Und bevor es noch heißt, dass er seine Kandidatur zurückzog, gleich der Verweis auf den 21. Zusatzartikel der US-Verfassung...

Alles andere, das mit vorpubertären Verhalten und so, das ist Auslegungssache und das übliche Moralisieren...

Anonym 18. August 2011 um 14:42  

Wem es in Deutschland zu verrucht zugeht, der kann ins sittlich-anständige USA emigrieren: Hier gehen Achtzehnjährige schon mal als Vergewaltiger in den Knast für das teuflische Verbrechen mit ihren siebzehnjährigen Freundinnen intim zu sein. In denselben Bundesstaaten darf dennoch bereits ab 14 geheiratet werden - das ist gute christliche Konsequenz.

Das Schutzalter ist in Deutschland nicht ohne Grund mehrstufig und selbst U16 nicht totalitär sondern fallabhängig - es ist eben nicht jede Beziehung eines erwachsenen Mannes mit einer de jure noch nicht erwachsenen Frau gleich.

Als ich meinen Mann kennen lernte war ich 18 und er 35, das ist nun acht Jahre her. In diesen acht Jahren war der Altersunterschied für uns kein Problem, wenn er thematisiert und problematisiert wurde dann geschah das immer von Außen, von Menschen die meinten es "nur gut zu meinen", Besserwissern die glaubten Recht und Kompetenz zu haben um beurteilen zu können wie die Machtdynamik in unserer Beziehung aussah.

Was die "Linken" angeht deren fehlende aufgeklärte Denke Roberto beklagt - das ist oft auch nur die alzu menschliche Schadenfreude, wenn wieder mal ein Bewahrer der bürgerlichen Werte mit heruntergezogenen Hosen erwischt wurde. Die inbrünstigsten Apologeten von Anstand und Ordnung lassen es eben privat nicht selten am Derbsten krachen.

Zu Bötticher: Zwar sollte jeder Mensch sein Privatleben selbst und ungestört gestalten können, Politiker sind jedoch auch öffentliche Personen und die Kritik am Politiker als Amtsträger ist immer auch eine Kritik an der Person, so wie die Kritik an der Person eine Kritik am Amtsträger ist. Da gibt es keine fest abgesteckten Grenzen und wir ziehen diese individuell selbst je nachdem wie unser moralischer Kompass aussieht.

Bei manchen Menschen ist der moralische Kompass schon bei einer Beziehung eines 40 Jährigen zu einer 16 Jährigen verletzt, bei Anderen erst wenn er etwas illegales tut, z.B. wie Herr Thauss mit Kinderpornografie handelt.

Ein Aspekt wurde hier noch nicht erwähnt: Jemand mit einem derartigen Privatleben ist in hohem Maße erpressbar als Amtsträger. Sein Privatleben kann deshalb seine Amtsführung sehr wohl kompromittieren, zum Beispiel wenn er von Parteifreunden oder Journalisten unter Druck gesetzt wird.

So zu tun als gäbe es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen der öffentlichen und privaten Person halte ich für naiv.

Auch ist nicht automatisch alles was legal bzw. nicht strafbar ist recht und richtig - wie oft wird hier gegen Banker gewettert die gegen keine Gesetze verstoßen, dennoch aber offensichtlich irgendwelche höheren Werte und Konventionen verletzen.

So klar schwarz/weiß wie das Thema hier geschildert wird ist es für mich nicht.

Babs 18. August 2011 um 15:12  

Lieber Roberto
Ich habe ja inzwischen durchaus mitbekommen, dass Du Deinen Artikel mit Zähnen und Klauen zu verteidigen bereit bist. Das verstehe ich auch.

ABER: Ein gewisses Maß an Moralisieren muß sein. Ein sogenannter Volksvertreter, der sich für eine leitende Position in einer Regierung bewirbt, muß sich gefallen lassen, mit anderen moralischen Maßstäben gemessen zu werden als der Finanzbeamte oder Lieschen Müller. Und er muß auch andere Anforderungen an Charakter und Persönlichkeit erfüllen.Vielleicht bin ich ja furchtbar altmodisch und rückständig,aber ich möchte nun mal nicht von jemandem regiert werden, der via facebook hinter teenagern herhechelt und das ganze auch noch in typischer Teenagermanier als die große Liebe bezeichnet mit großen Kullertränen vor der Kamera. Das ist das Gebahren einer Persönlichkeit die man nur als "unreif" beschreiben kann und hat das Niveau eines 14-jährigen. Das Mädel hat meiner bescheidenen Ansicht nach mehr Format als der Bötticher trotz ihres zarten Alters.

Wenn Du jetzt sagst, dass ein Bötticher mit seinem geistigen Niveau keine Ausnahme bei unseren sog. Volksvertreten darstellt, dann sind wir uns völlig einig. Aber der Artikel ging eben um diese eine spezielle Angelegenheit und deshalb habe ich auch nur dazu geschrieben. Dass der Parteiensaustall radikal ausgemistet gehört stand hier nicht zur Debatte, ich sage es aber vorsichtshalber jetzt einfach noch mal dazu um Mißverständnisse zu vermeiden.

Es gibt einfach Verhaltensweisen, die nicht strafbar sind, aber derartig lächerlich oder verachtenswert, dass sie zu allen Zeiten und durch sämtliche Kulturkreise als anrüchig gelten und bei "Führungspersonen" nicht geduldet werden. Ich bin bestimmt die Letzte, die Lieschen Müller den Zeitungsjungen in ihrem Bettchen an einem heißen Sommertag nicht gönnt,aber von einem Politiker in halbwegs verantwortungvoller Position erwarte ich etwas anderes.

Gruß, Babs

Anonym 18. August 2011 um 15:31  

Die Öffentlichkeit hat ja genauso ein Recht darauf, zu moralisieren und dadurch z.B. darauf hinzuwirken, dass das Alter der Straffreiheit in so einem Fall auf 18 hochgesetzt wird. Diese Zahl hat sich ja auch aus willkürlichem Konsens ergeben. Wie soll sich dieser denn sonst bilden?

widuwilt 18. August 2011 um 15:37  

Ich bitte doch sehr, liebe Babs, wir haben in diesem Land Ministerpräsidenten, mit denen so mancher 16-jährige es an Reife und intellektuellem Niveau durchaus aufnehmen kann. Das fällt dennoch kaum jemanden auf, denn mal ehrlich, was hat ein Landesministerpräsident noch letztlich zu entscheiden? Wir haben hier schon Nazi-Blutrichter und Goebbelsmitarbeiter als Ministerpräsidenten gehabt. Also bitte, die Herummoralisiererei muss nun wirklich nicht sein. Und im übrigen, lieber Roberto, ein zurückgetretener Präsident ist Dir noch durchgerutscht: Tricky Dick Nixon, welcher seiner Amtsenthebung durch seinen Rücktritt zuvorkam. Und das ist noch gar nicht so sehr lange her.

ad sinistram 18. August 2011 um 15:47  

So einfach ist das. Wenn man mit den herrschenden Gesetzgebung bezüglich Schutzalter nicht zufrieden ist, dann hochsetzen und schon haben wir einen Schuldigen, womit wir aber bei nulla poena sine lege wären. Das Schutzalter 16 ist kein willkürliches Alter, es hat sich aus verschiedenen Argumenten zusammengesetzt, auch an der Tatsache, dass man jemanden in diesem Alter kaum mehr Herr wird, wenn er beischlafen möchte...

ad sinistram 18. August 2011 um 15:49  

Achso, moralisieren: Ja, aber nicht dort, wo es niemanden etwas angeht. Da waren sich zwei Menschen einig - was hat da die Moral anderer Leute verloren? Wer dort moralisiert, der wird anmaßend...

Anonym 18. August 2011 um 16:33  

"Da waren sich zwei Menschen einig"

Die waren sich sowas von einig, dass intime e-Mails offensichtlich in die falschen Hände geraten sind und das Boulevardblättchen Express sofort ein Interview bekommen hat, in dem die Details des ersten Treffens geschildert wurden.

Und zum Thema Doppelmoral:
Ein Politiker, der gerne (auch in Gastartikeln) über Moral und Konservatismus schwadroniert, an den werden zu Recht strengere Maßstäbe gesetzt. Ansonsten hätte er uns Bürger damit bitte verschonen sollen.

ad sinistram 18. August 2011 um 16:49  

Letzter Satz ist Unsinn. Man ist nicht besser als der, den man kritisiert, wenn man so auftritt wie er...

Anonym 18. August 2011 um 17:05  

Das erinnert mich doch sehr an die Diskussion um zu Guttenbergs Plagiate ...
Eine Sechzehnjährige wird als reif genug erachtet selbst zu etnscheiden mit wem sie schlafen möchte oder eben auch nicht.
Und so etwas wie Liebe soll es in der Tat geben, auh für etwas ältere Semester. Hier wird eine moralische Debatte geführt, die ich mir in dieser Schärfe für ganz andere Dinge hier im Land wünschen würde.
Stattdessen hängt man sich auf an einem Mann, der eigentlich bis dato relativ unbekannt war.
Wirklich komisch, wie wir das beherrschen. Man könnte meinen er hätte dafür mindestens die Todesstrafe verdient.
Bin selbst Mutter von zwei jungen Mädchen, mittlerweile beide volljährig, aber die hätten mir den Vogel gezeigt, wenn ich mich ab dem Alter von ca. 14 Jahren in ihre Liebesangelegenheiten gemischt hätte.

Babs 18. August 2011 um 17:40  

Zitat: "Man könnte meinen er hätte dafür mindestens die Todesstrafe verdient."

Um Gottes willen, wir wollen doch mal die Kirche im Dorf lassen !

Nein, am Leben wollen wir ihn schon noch lassen, zumindest wenn er nichts Schlimmeres verbricht, aber dazu fehlt ihm ja jetzt gottdeidank die Gelegenheit.....

Dafür kommen ganz andere in Frage, z.B. habe ich da speziell mit dem Namen "von der Leyen" das Problem, dass ich dann jedesmal spontan an Marie Antoinette denken muß...weiß auch nicht wie das kommt :)

Anonym 18. August 2011 um 17:59  

Lieschen Müller mag ja gerne ihren heißen Zeitungsjungen in ihr Bettchen zerren; Arma Hartzie Ü40 sich mit seiner Sweet Little Sixteen das triste Leben versüßen (obwohl diese Konstellation total neben der Realität stehen dürfte).

Aber solche elitären Selbsternannt-Alpha-Gottgleichlinge müssen auch vor sich selbst einem höheren Moralmaßstab genügen als der/die Plebs: Macht hat nun einmal ihren Preis – wer anderen ein schweres Joch auflegen will, muss beweisen,
das er ein schwereres zu tragen im Stande ist: wozu auch ein Verzicht auf jede Art von amour fou gehört.

Sorry, Hochmut muss Pein leiden, gerade im Bereich der Liebe: der Vollstrecker liebloser Politik muss auch im Privatleben seine Fähigkeit zur Relativierung menschlicher Gefühlsbefindlichkeiten demonstrieren wollen und können.
Das Maß, mit dem SIE uns messen, mögen SIE doch bitte auf sich selbst anwenden!

Jutta Rydzewski 18. August 2011 um 19:45  

Um die Lage hier ein wenig "abzukühlen" möchte ich den Versuch machen, den "Fall von Boetticher" in einen etwas größeren Rahmen zu setzen, also über Lolitas, Dackel und Ähnliches hinausgehend.

In der Tat, es ist (fast) zum Heulen, den christlich-konservativen Doppelmoralisten geht es immer mehr an das so überaus gehegte, gepflegte, ja, geheiligte Selbstbildnis. Es hört gar nicht mehr auf, ein Kracher nach dem anderen trifft die immer so heile konservative, miefige und muffige Welt. So genannte wahre Konservative, wie z.B. Frank Schirrmacher auf nationaler oder der erzkonservative, Charles Moore, auf europäischer Ebene, "weinen" in aller Öffentlichkeit bittere konservative Tränen der Enttäuschung. Nachdem sie ihr Leben lang unter linken Albträumen gelitten, eindringlich und beschwörend vor linken Thesen gewarnt haben, scheint ihre konservative Welt vor dem Zusammenbruch zu stehen, oder bereits zusammengebrochen zu sein. Wer hätte noch vor kurzer Zeit zu glauben gewagt, dass aus Schirrmacher oder Moore herausbrechen könnte: "Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat". Einfach undenkbar. Noch vor wenigen Wochen hätte ein derartiges "Bekenntnis" zur ewigen konservativen Verdammnis geführt. Nunmehr ist es Garant für höchste publizistische Aufmerksamkeit, was letztlich natürlich auch der wahre Grund für Schirrmachers "Einsichten" sein kann. Endlich mal wieder im Lichte der Öffentlichkeit, die Eitelkeit bekommt die so schmerzlich vermisste Nahrung. Doch wie auch immer, ein kleiner Rückblick: Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frau Merkel ihrem Karl-Theodor die unverbrüchliche Treue schwor und sich daran - bis zum bitteren Ende - auch gehalten hat. Der Regierungschefin war dabei völlig egal, was sie mit dieser "Treue" alles z.B. an Glaubwürdigkeit zerdeppert hat. Letztlich haben Treue, Ehre, Glanz und Gloria, jedoch nichts genutzt, der große Hoffnungsträger und (konservative) Messias, Karl-Theodor zu Guttenberg, wurde als ganz banaler Betrüger und Lügner entlarvt, und wartet nun im Land der so genannten unbegrenzten Möglichkeiten auf seine Wiederauferstehung bzw. Wiederauferweckung. Kaum ist Guttenzwerg weg, erfolgt der nächste "christliche" Kracher. Christian von Boetticher, ebenfalls so etwas wie konservativer Hoffnungsträger, der unaufhörlich die Karriereleiter heraufgeklommen war, und in Schleswig-Holstein mittlerweile alle Spitzenämter und Kanditaturen auf seine Person vereinigt hatte, ist quasi über Nacht verheerend abgestürzt. Alle Tränen halfen nichts, Boetticher hatte zwar nicht gelogen und betrogen, wie z.B. zu Guttenzwerg, aber er hat, und das scheint für so genannte Konservative noch viel schlimmer als Lug, Trug und Gesetzesbrüche zu sein, die christliche Vorstellung von Anstand und Moral verletzt und ... er hat nicht versucht zu tricksen, zu täuschen, zu tarnen, zu vertuschen, sondern seine vorgebliche Verfehlung offen eingestanden. Das veranlasste Frau Merkel, ganz im Gegensatz zum Fall des Lügenbarons, den ParteifreundenInnen an der Förde dringend zu empfehlen: Jagt den Boetticher davon! Ja, so sind sie, die Spitzen-CDU-lerInnen, heuchlerisch und scheinheilig, bis sich die (schwarzen) Balken biegen. Was bin ich froh, keiner Ideologie anzugehören. Mir reicht Immanuel Kant völlig aus: Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 18. August 2011 um 20:35  

@ Margareth Gorges

Ich kenne Sie nicht persönlich, aber ich lese nun schon eine ganze weile bei Herrn De Lapuente.

Persönlich bin ich der Meinung, dass er für einen solchen "Artikel" nicht angegriffen gehört, sondern gelobt werden müsste.

Wenn ich dies hier so lese, was Sie kommentieren, frage ich mich bei Dingen wie "Lolita Fick-Affäre" schon wirklich, wer ist hier nicht in Ordnung?

Ist es Herr Bötticher, der nur seinen Gefühlen gefolgt ist - oder sind es Sie, die sich in das Leben "anderer" einmischen, die nichts tun, außer das zu Leben was jeder Mensch gerne hätte.

Ich finde Liebe hin - und Liebe her, man sollte immer dem folgen was das Herz sagt.

Mit 16 Jahren - wieder zu Herrn Bötticher zurück - ist man meines Erachtens nach, Erwachsen genug um zu entscheiden, was man will und was man nicht willt.

Dieses Mädchen sprach sich für diese Dinge aus - sie wehrte sich nicht - auch das Ihre Eltern bescheid wussten, spricht nur für die Beziehung - ich nehme das Wort Beziehung mit Absicht in den Mund - die die beiden führten.

Ich persönlich bin der Meinung - egal wieviel Altersunterschied, man sollte Liebe leben - und nicht verhindern.

Also wozu in das Leben Fremder einmischen, wenn man in seinem eigenen genug zu regeln hat?

potemkin 18. August 2011 um 22:12  

Gehts noch? - An dieser Angelegenheit ist höchstens relevant, dass alle, wirklich alle Parteien nunmehr auf Personen zurückgreifen müssen, die man früher als Darsteller im Kasperletheater verwendet hätte. Aber wie sagte schon Karl Kraus: Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten...

Banana Joe 19. August 2011 um 00:02  

@Jutta Rydzewski 18. August 2011 19:45:

Danke für diesen guten Kommentar, der sich wohltuend von den anderen Postings unterscheidet.

Anonym 19. August 2011 um 08:43  

Tasha Davis: "Als ich meinen Mann kennen lernte war ich 18 und er 35, das ist nun acht Jahre her. In diesen acht Jahren war der Altersunterschied für uns kein Problem,..."

Ich kenne die 16-jährige Ex-Geliebte des CDU-Fürsten nicht. Ich habe Dich -Tasha- aber in diversen Blogs mit herausragenden, gut durchdachten und intelligenten Kommentaren wahrgenommen und bin deshalb überzeugt, dass Du Dich nicht mit der durchschnittlich gebildeten 18-jährigen vergleichen kannst. Ich gehe mal nassforsch davon aus, dass Du auch bereits mit 18 eine besonders "ausgeschlafene" Frau warst und Dir auch von einem lebenserfahrenen, 35-jährigen Mann nicht die "Butter vom Brot nehmen" ließest.

Dieses "Mann-liebt-erheblich-jüngere-Frau"-Schema ist Anfang der 90er Jahre als "Jennifer-Fieber"-Phänomen in den USA einer wissenschaftlichen Studie unterzogen worden (weil die meisten der jungen Frauen dort Jennifer hießen und Pearl Harbour für eine Schauspielerin hielten). Aus feministischer Perspektive ein Machtverhältnis in Gestalt eines Jungbrunnens für Männer. In den analysieerten Fällen begegneten sich nicht zwei Menschen auf Augenhöhe.

Lit.: Barbara Gordon: "Jennifer-Fieber - Der Männertraum vom jungen Glück" - rororo 1992.

Und dass hier von einigen die Straffreiheit der Affäre als entlastendes Argument angeführt wird, ist doch einfach lächerlich und ganz und gar nicht links. Straffrei ist der Krieg in Afgha nistan, straffrei ist die Schikanierung von Hartz-IV-Berechtigen durch die ARGEN, straffrei ist die Hetze eines Sarrazin, straffrei sogar bis vor wenigen Jahren die Vergewaltigung in der Ehe - um nur wenige Beispiele zu nennen.

Fuzzyhead 19. August 2011 um 08:51  

@Babs

Das Problem ist doch aber auch der inkonsequente moralische Maßstab, der angesetzt wird. Ich erinnere an Herrn Seehofer und seine Affäre mit einer Regierungsmitarbeiterin (und dem damit einhergehenden außerehelichen Nachwuchs). Ihm hat das Ganze nicht geschadet, ein Herr Bötticher wird zu ganz anderen Konsequenzen von seiner Partei und diversen Medien gezwungen.

Thomas S. 19. August 2011 um 10:30  

Das hat m.E. gar nicht so viel mit Moral zu tun, wie viele hier unterstellen. Mit einem Ehebrecher kann sich der gemeine Deutsche nun mal eher identifizieren als mit einem, der eine 16jährige liebt, sie dann fallen lässt und kurz darauf mal eben eine andere heiratet. Auch ganz ohne Moralkeule muss ich feststellen: Herrn B.s Aktionen kommen ziemlich schräg rüber.

P.S. Ich wünsche dem Blogowner, dass er sich gut von seinen "familiären Verwerfungen" erholt!

meuma 19. August 2011 um 15:35  

Und dieser Bötticher war also das Beste, was die CDU in Schleswig-Holstein zu bieten hatte? Wie ärmlich. Und dabei wiegt in meinen Augen das Sinti-Roma Statement und die Mitgliedschaft in einer schlagenden erheblich schwerer. Dass er meint, sich als Spitzenkandidat einer Partei eine Affäre dieser Art leisten zu können, ist einfach nur grenzenlos naiv. Schließlich stammen "Denkt-doch-mal-an-die-Kinder"-Zensursula und Stephanie zu Guttenberg aus dem gleichen politischen Lager. Wenn er sich gewehrt hätte, hätte wahrscheinlich UvdL persönlich den entscheidenden Kinderporno auf seinem Laptop gefunden. Und nein, ich halte es nicht für moralisch verwerflich, mit einer 16-Jährigen in die Kiste zu steigen, aber jeder, der es tut, muss sich doch darüber im Klaren sein, dass das Risiko eines Scheiterns so einer Beziehung nahezu 100% sein dürfte.

Anonym 21. August 2011 um 18:06  

@ Roberto

Nachfrage - ist von Boetticher die Steigerungsform von Bottich?

Gruß Rolli

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