Job befiehl, wir folgen dir!

Freitag, 29. Juli 2016

Kürzlich konnte man lesen, dass die Jungen Alternativen, das Jungvolk des Altersstarrsinn für Deutschland, keine Identitären mehr in den eigenen Reihen haben möchten. Parteibücher für Völkische soll es nicht mehr geben. Deren Ethnopluralismus, diese softe völkische Variante nach dem Credo »In Vielfalt getrennt und jedes Volk für sich«, soll offiziell keinen Platz mehr bei der AfD finden. Bei einer Demo in Wien seien noch »Einzelpersonen« aus der Partei gesichtet worden. Die beiden Bundesvorsitzenden der jungen Altersnativen missbilligen das ausdrücklich. Na also, eigentlich ist es doch wie bei allen Jugendverbänden, die überholen die Mutterpartei immer von links – nun ja, links von der äußersten Rechten -, sind aufgeklärter, idealistischer als die Ollen halt. Was also da nachkommt, hat nichts mehr von Gauleiter und Konsorten. Wenn die Jungmannen erst mal am Ruder sind, dann weicht der Panzerkreuzer vom Kurs ab.

Zugegeben, diese Einschätzung ist Unfug. Denn die Ablehnung völkischer Anschauungen erfolgt nun etwa nicht, weil man so aufgeklärt ist - man hat schlicht und ergreifend nur Angst vor Konsequenzen im Beruf. So rechtfertigten sich jedenfalls die Vorsitzenden. Man befürchte Nachteile zu erfahren, wenn man im Ortsverband »Deutschland den Deutschen« ruft und am nächsten Tag ein Geschäft mit einem Türken abwickeln muss. Wenn der Wind davon bekommt oder gar der Boss, dann droht die Arbeitsagentur und wer nimmt denn dann einen, der bekannt ist für seine identitärstiftenden Unsinn? Am Ende muss man in einer Dönerbude anheuern, schlimmer kann sich Jungvolk einen sozialen Abstieg gar nicht vorstellen. Aus diesem Grund schwört man nun lieber dem Völkischen offiziell ab, damit auch künftig der Job sicher ist. Diese Entscheidung beweist letztlich: Ja, das sind ganz sicher Rechtsextreme, aber eben auch Rechtsextreme, die den Neoliberalismus mitsamt seiner Arbeitsethik mit der Muttermilch aufgesogen haben.

Beim gemeinen Neonazi gäbe es so einen Pragmatismus nicht, der würde gleich klare Kante machen. Meist hat er ja eh keinen Arbeitsplatz, den er aufs Spiel setzen könnte. Aber falls doch: Das wird man doch nochmal sagen dürfen! Für die Wahrheit – das was er dafür hält -, ist er zu jedem Opfer bereit. Für die Bewegung leiden, Nachteile in Kauf nehmen. Deren Ehre heißt ganz bestimmt nicht Schläue. Keine Kompromisse eingehen. Das wäre nur undeutsch. Ein richtiger Deutscher, der steht zu seinem Wort. Und zu seiner Weltanschauung. Sich wegen eines Jobs zu verbiegen, das käme einem dieser Hautschädel gar nicht in denselbigen. Hat man als Deutscher nicht viel mehr zu verlieren als bloß einen Lohnerwerb?

Daran wird eigentlich ganz gut deutlich, dass wir es bei der AfD eben nicht mit einer klassischen Partei voller Neonazis zu tun haben, sondern mit einem durch und durch neoliberalen Haufen von marktkonformen Misanthropen. Erst kommt für sie die Arbeit, dann das Belügen. An dieser Haltung seitens der Jungen Alternativen wird erkennbar, dass wir da eine Partei am rechten Flügel des Parteienspektrums haben, deren Mitglieder sich eben nicht nur bei Sarrazin oder gar Mahler sozialisierten, sondern auch bei Friedman oder Sinn. Sie frönen ja nicht einfach dem Rassismus, sondern sind im Grunde ihres Herzens Freunde des Thatcherism oder der Reaganomics. Das sind ganz sicher keine Nationalsozialisten, wenn überhaupt, dann sind sie Nationalmarktkonformisten, Nationalkarrieristen oder was auch immer in der Art.

Wir haben es mit Neoliberalen mit rassistischer Folklore zu tun. Mit einem bürgerlichen Rechtsausleger, der sich des calvinistischen Ethos untergeordnet hat. Die spärliche Parteiprogrammatik, die es bislang gibt, bestätigt diese Einschätzung nur. Dienst ist für sie aber letztlich Dienst - und der Markt, er regelt alles, selbst die braune Seele. Der Rubel muss rollen. Am liebsten als D-Mark. Eine klassische Nazipartei träte wie gesagt anders auf. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Neoliberalismus, der hat letztlich alles im Griff, modelt alles synkretistisch um. Selbst die Rechten ordnen sich seiner Omnipräsenz unter.

7 Kommentare:

ert_ertrus 29. Juli 2016 um 18:31  

Die meisten Menschen wären als rote Waldameisen ohnehin glücklicher.
Dieser Scheiß-Neocortex und die damit verbundenen Denkzwänge – och nee …

Anonym 31. Juli 2016 um 09:45  

Danke für den Text - Ich schreib's ja schon seit Jahren, im Netz, dass Neoliberale nichts anderes sind als moderne Nazis, und zwar ganz unabhängig von der Parteibindung - die AfD war damals noch nicht geboren. Insofern ändert sich nix.

Nicht einmal die Ablenkung mit dem deutschen Hausgeist Adolf Hitler bei Diskussionen über Rechtsextremismus/-populismus ist neu, ebensowenig wie der Vorwurf gegen die Linkspartei, oder prominente Parteimitglieder wie Sahra Wagenknecht, ist neu. Schon ihrem Mann wurde Rechtspopulismus unterstellt. Ist längst vergessen, und neue Generationen sind herangewachsen, die immer noch auf diese uralte Masche reinfallen.

Gruß
Bernie

ert_ertrus 31. Juli 2016 um 13:33  

Leider wahr, Bernie. Manchmal fühle ich mich hier, als wäre ich durch ein Wurmloch gefallen. Oder Scottie hätte mich auf den falschen Planeten gebeamt.
When will they ever learn? When it´s too late. Als ich gestern lesen musste, dass binnen 4 Tagen die AfD 4% MItgliederzuwachs verzeichnen konnte – Schweigen …

Michel 31. Juli 2016 um 18:43  

Die Medien verkaufen die AfD als Alternativpartei, die von intelligenten Leuten gegründet und geführt wird und die lediglich ein paar braune Hautschädel (Dank an R.d.L. für diesen Ausdruck) in der Gefolgschaft haben.
Die Wirtschaft findet diese Leute gar nicht so abscheulich, würden die im Programm der AfD verankerten Maßnahmen doch die Armen arm und die Rechtlosen rechtlos und die Schwachen schwach halten. Als Reicher hat man die Armen eben am liebsten dort, wo sie hingehören - also unterhalb. Diese Ansichten lassen sie übrigens auch über die Medien verbreiten.

Viele Angestellte und andere Abhängige halten lieber die Klappe, um den Job zu behalten. Frag' mich mal, was an den Unis los ist. Die Wirtschaftswissenschaften und die Juristische Fakultät sind i.d.R. eh verloren bzw. gekauft. Aber sogar die politische Philosophie, die in der philosophischen Fakultät gelehrt wird, hält die Klappe, wenn man keine feste Stelle hat. Kein Witz. Die nur fürs Semester eingekauften Gast- und Privatdozenten ohne feste Stelle sind in der Regel die Angepasstesten. Aber auch die mit Dr.-Titel sind oft merklich still. So behauptete eine Studentin allen Ernstes, dass der Aufstieg über Bildung für Arme nicht machbar ist, auch wenn eine arme Familie im Lotto gewinnen würde, weil diese Familie eben nicht wüsste, in was sie investieren müsse. Sie bezog sich dabei auf eine Bildungstheorie aus dem letzten Jahrtausend. Einwände dahingehend, dass jeder Idiot wüsste, dass man Nachhilfe kaufen kann, dass Beratung helfen kann oder dass auch Lehrer Ratschläge geben können, wie die Schulkarriere erfolgreicher absolviert werden kann, wurden von der Studentin ignoriert. Von der Dozentin übrigens auch. Auch der Einwand, dass dann ja niemand jemals einen sozialen Aufstieg geschafft haben könnte, wurde ignoriert. Fachdidaktisches Seminar.

Gute Nacht.

Anonym 1. August 2016 um 10:03  

Nachwuch droht Gehalt auf Hartz-4-Niveau

Ende der Wohlstands-Ära: Die Jungen werden ärmer als ihre Eltern

http://www.stern.de/wirtschaft/geld/mckinsey-studie--die-jungen-werden-aermer-als-ihre-eltern-6971346.html

oder auch ganz lecker: Verarmung als Megatrend - siehe auch: https://www.berlinjournal.biz/verarmung-kinder-aermer-als-eltern/

Laut Politik müsse man sich "integrieren" (nach Definition der Politik was das denn angeblich sei). Dazu braucht es in der heutigen Zeit üppige Geldmittel, die die meisten Leute, die angeblich "nicht integriert" sind (auch sehr viele Deutsche).

Auf einen Zusammenhang stieß die britische Soziologin Marii Peskow in der European Social Survey (ESS): Demnach sei die Bereitschaft zur Wohltätigkeit in egalitären Gesellschaften deutlich schwächer ausgeprägt, als in solchen mit großen Einkommensunterschieden. Die Erklärung dafür liege im sozialen Statusgewinn, den Wohlhabende in ungleichen Gesellschaften erfahren würden, wenn sie Schwächere unterstützten. In egalitären Gesellschaften herrsche hingegen das Bewusstsein vor, dass dank des Sozialstaats für die Schwachen schon gesorgt sei.

Faulheit gilt in den westlichen Industrienationen als Todsünde. Wer nicht täglich flott und adrett zur Arbeit fährt, wer unbezahlte Überstunden verweigert, lieber nachdenkt als malocht oder es gar wagt, mitten in der Woche auch mal bis mittags nichtstuend herumzuliegen, läuft Gefahr, des Schmarotzertums und parasitären Lebens bezichtigt zu werden.

Nein, stopp: Nur die armen Arbeitslosen fallen in die Schublade »Ballastexistenz«. Millionenerben, Banker- und Industriellenkinder dürfen durchaus lebenslang arbeitslos und faul sein. Sie dürfen andere kommandieren, während sie sich den Bauch auf ihrer Jacht sonnen.

Früher glaubten viele Menschen an einen Gott. Wie viele heute noch glauben, da oben säße einer, der alles lenke, weiß ich nicht. Das ist auch egal. Gottes ersten Platz hat im modernen Industriezeitalter längst ein anderer eingenommen: Der »heilige Markt«. Der Finanzmarkt. Der Immobilienmarkt. Der Energiemarkt. Der Nahrungsmittelmarkt. Und der Arbeitsmarkt.

Der Arbeitsmarkt ist, wie der Name schon sagt, zum Vermarkten von Arbeitskraft da. Wer kein Geld und keinen oder nur sehr wenig Besitz hat, verkauft sie. Die Eigentümer der Konzerne konsumieren sie, um daran zu verdienen. Das geht ganz einfach: Sie schöpfen den Mehrwert ab. Sprich: Der Arbeiter bekommt nur einen Teil seiner Arbeit bezahlt. Den Rest verrichtet er für den Gewinn des Unternehmers.

Arbeit verkaufen, Arbeit konsumieren: So geschieht es seit Beginn der industriellen Revolution. Denn Sklaverei und Leibeigenschaft wurden ja, zumindest auf dem Papier, abgeschafft.

Solange Furcht vor Strafe, Hoffnung auf Lohn oder der Wunsch dem Über-Ich zu gefallen, menschliches Verhalten bestimmen, ist das wirkliche Gewissen noch gar nicht zur Wort gekommen. (VIKTOR FRANKL)

Die Todsünde der Intellektuellen ist nicht die Ausarbeitung von Ideen, wie fehlgeleitet sie auch sein mögen, sondern das Verlangen, diese Ideen anderen aufzuzwingen (Paul Johnson)

Der Teufel hat Gewalt, sich zu verkleiden, in lockende Gestalt... (Shakespeare)

Das Heimweh nach der Barbarei ist das letzte Wort einer jeden Zivilisation (Cioran)

Alle Menschen sind klug - die einen vorher, die anderen nachher (Voltaire)

Die Gefahr ist, dass die Demokratie zur Sicherung der Gerechtigkeit für diese selbst gehalten wird (Frankl)

Absolute Macht vergiftet Despoten, Monarchen und Demokraten gleichermaßen (John Adams)

Moral predigen ist leicht, Moral begründen schwer (Schopenhauer)

Unser Entscheiden reicht weiter als unser Erkennen (Kant)

Denn mancher hat, aus Furcht zu irren, sich verirrt (Lessing)

Die Augen gingen ihm über, so oft er trank daraus... (Goethe)

Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen (Hölderlin)

So viele Gefühle für die Menschheit, dass keines mehr bleibt für den Menschen (H. Kasper)

"Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden" (Helmut Schmidt)

ert_ertrus 1. August 2016 um 18:40  

»"Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden" (Helmut Schmidt)«

Ebensowenig wie die von Elder Statesmen, zu welcher Demonstration er ja jahrzehnte-lang Gelegenheit hatte ;-)

ert_ertrus 9. August 2016 um 00:33  

Noch´n Kalauer: entweder mit Job oder ne Hiob-Existenz. Ohne die Gnade Jahwe´s …

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