Film ohne Klasse

Donnerstag, 21. Juli 2016

Zola schickte seine Romanfiguren noch in den Streik. Da war Kunst Abbild und zugleich Ratgeber der Realität. Heute scheint sie solche Motivation zu verschmähen. Der Klassenkampf ruht, wir scheinen uns damit abgefunden zu haben.
klassenkampf

Letzte Woche haben wir uns »Zwei Tage, eine Nacht« in den DVD-Player gesteckt. Von dem Film der Dardenne-Brüder hatte ich schon gehört. Eine Anklage gegen die Härten des Neoliberalismus sei er. Cotillard soll darin grandios eine um ihren Arbeitsplatz bangende Arbeiterin spielen. Das trifft zu, in ihrer Rolle als Sandra trug sie den ganzen Streifen. Die Belegschaft der Firma, in der sie arbeitet, wird eines freitags vom Geschäftsführer vor die Wahl gestellt: Entweder die jährliche Prämie oder Sandra darf als Kollegin im Betrieb bleiben. Beides zugleich sei nicht finanzierbar. Die Kollegen stimmten ab, die Mehrzahl votierte für das Geld. Sandra war am Abstimmungstag nicht in der Firma, der Vorarbeiter agitierte gegen sie und so gelingt es ihr, eine neue Abstimmung für den Montag anzuberaumen. Nun hat sie ein Wochenende Zeit um eine Mehrheit zu erreichen, um ihre Kollegen umzustimmen.

1 Kommentare:

Anonym 21. Juli 2016 um 20:25  

Danke für den Text lieber Roberto J. de Lapuente, der mir aus der Seele spricht. Ich erlebe derzeit selbst die Ungerechtigkeit des Neoliberalismus. Beispiel gefällig? Ich war letzte Woche in einer Trainingsmaßnahme des Arbeitsamtes weil ich wieder auf Arbeitsuche bin weil der elterliche Betrieb - dank schwerer Aufsichts- und Pflegebedürftigkeit der Hauptgeschäftsführerin, und Streitigkeiten in der Erbengemeinschaft - geschlossen wird. Tja, was wurde mir da beschieden? Ich gelte als "wieder ungelernt", und soll mir mit Helfertätigkeiten - oder Zeitarbeit - durch's zukünftige Leben schlagen. Die Thematik ist so krass, dass die in .de totgeschwiegen wird, denn ich bin kein Einzelfall, und da wundere ich mich nicht mehr, dass Leih- bzw. Zeitarbeit so einen Zulauf an sogenannten "Niedrigstlöhnern" hat. Vier Jahre aus dem Beruf, oder zuhause ein Geschäft am Leben gehalten, und du wirst in diesem Unrechtsstaat so gestellt als hättest du nie eine Lehre gemacht, nie geochst für Prüfungen....

Unrechtsstaat Merkel.de eben....

Gruß
Bernie

PS: Interessant ist übrigens, dass manche Menschen die Arbeit haben es für durchaus normal befinden, dass Kurzzeitarbeitslose, von Langzeitarbeitslosen gar nicht erst anzufangen, in Leiharbeit abgeschoben werden....und die Betroffenen lassen sich dies auch noch widerstandslos gefallen. Ich versteh's im Übrigen wenn der Beruf ausgestorben ist, aber mein Lehrberuf existiert noch, und dennoch gelte ich als "wieder ungelernt"....Soll ich noch erwähnen, dass mir - aufgrund Finanzierungsproblemen - eine Externen Prüfung bzw. Umschulung in einen anderen Beruf arbeitsamtsseitig nicht erlaubt wird? Unrechtsstaat Merkel.de eben....

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP