Über das Deutschland, das nur wenigen gehört

Donnerstag, 15. Mai 2014

Wem gehört Deutschland? Dem größten Teil der Bevölkerung sicher nicht. Und trotzdem hat man Angst vor linker Politik. Ist das die Furcht davor, das Bisschen was man besitzt, auch noch aufgeben zu müssen? 
 
Einer meiner Kollegen pflichtet mir regelmäßig bei: »Du und deine Genossen, ihr liegt mit vielem richtig«. Aber wählen will er »Die Linke« nicht. Weil erstens, »euer Kommunismus hat schon mal nicht geklappt« und zweitens, »ich möchte nicht enteignet werden«. Er hat Angst um sein Häuschen. Gemeinhin spare ich mir die Mühe, ihm zu erklären, dass ich weder Kommunist bin. Noch würden die Maßnahmen, die man damals bei den Kulaken zur Anwendung brachte, heute von einem Parteigänger von »Die Linke« gefordert. Dass die politische Linke ein gestörtes Verhältnis zum Eigentumsbegriff hat, ist eine weitverbreitete Ansicht. Das weiß man mindestens seit Proudhons Schrift »Qu’est ce que la propriété?«. Mit einigen frommen Worten kriegt man das nicht aus den Köpfen. Aber vielleicht mit einem Buch?

1 Kommentare:

flavo 16. Mai 2014 um 08:45  

Krysmanski ist nach wie Standard in diesen Sachen.
Verwunderlich ist weiterhin die Rede von einer Demokratie. In Deutschland oder sonst wo. Es ist ja in Italien oder Spanien oder Norwegen nicht viel anders. In USA oder RUS sowieso nicht und in China oder arabischen Ländern auch nicht. Es regiert ein verhältnismäßig kleiner Anteil der Bevölkerung über die Bevölkerung. Dieser zeichnet sich durch Finanziellen Reichtum aus. Man lebt also getrost in einer Oligarchie. Wer zahlt schafft an. Oligarchie ist also die Ordnung der sozialen Welt. Sprache, Denken, Handeln und Fühlen sind entlang des oligarchischen Grundsinns normalisiert. Am leichtesten und erfolgreichsten lebt es sich entlang dieser Achse. Hierum ist das, was von alleine odre leichter geht, angelagert. Bis ins tiefste Innenleben haben wir oligarchische Skripte am Laufen, welche fortwährend die oligarchische Ordnung stützen.
Vermutlich hätte die Linke hier einen Entwicklungspfad und müßte sich nicht dauerhaft in alte Schablonen kleistern wie jene der Systemfrage und dem Widerspruch im Kapitalismus. Ginge man von der Oligarchie aus, könnte man die Sache vom Politischen her aufrollen. Nur, dann müßte man die Richtung bedenken, in die man die Sache rollt. Ja, und da hapert es dann. Denn diese Richtung kann nicht ein von der kommunistischen Denkelite verordenter Systemwechsel sein, sondern müßte Rollung um Rollung einen Abbau oligarchischer Politikformen bedeuten durch den sukzessiven Aufbau demokratischer Politikformen. Gemeinhein scheint ein Missverstädnnis vorzuliegen: Demokratische Politik verwechseln manche mit Politik für die Masse, gemacht von den sich Repräsentanten nennenden Repräsentanten der Masse. Wird also die Rente erhöht, sei es demokratische Politik. Wird der Großbauer nur gefördert, dann sei es keine demokratische Politik. Hingegen haben wir nur einen demokratischen Akt zur Verfügung: das Kreuzchen am Wahlzettel alle fünf Jahre. Und dieser Akt ist derart überladen und überschwemmt mit politischer Werbung, dass sein demokratischer Charakter kaum mehr gelten kann. Aber immerhin, es ist der einzige, den wir haben.
Nun, eben die Aufrollrichtung für die Linke wäre das Setzen zusätzlicher demokratischer Akte ähnlich dem Kreuzchen auf dem Wahlzettel. Nicht einmal die politische Philosophie setzt groß auf diesen Pfad. Nur wenige ihrer Exponenten fordern dies. In Deutschland vermutlich keiner. In der Regel will man die intellektuelle Revolution von oben. Oder ein paar Tugendhafte Parlamentarier, die af die zurufe aus der Masse hören und deren Willen befolgen. Aber was ist das? Nun, offensichtliche eine Aristokratie. Wer kennte eine andere Veränderungsforderung unserer Politik? Es gibt im Wesentlichen keine andere. Im Grunde haben wir eine Oligarchie, die als Aristokratie beworben wird oder in der die Aristokratie die Hoffnung bildet. Die Reichsten sollen die Besten zugleich sein. Aber sind das nicht zu alte Schablonen? Haben wir nicht viel eher eine moderne Netzwerkdemokratie oder gar eine deliberative Stufendemokratie? Der Linke will also in der Regel eine Aristokratie, zumindest vorerst, damit die Aristokraten den Sozialismus herbei führen und ihn dann im Jubel den Massen übergeben. Die Aristokraten würden zu Helden.

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