Als Adam grub und Eva spann
Mittwoch, 23. Oktober 2013
Warum es immer weniger Werktätige im Bundestag gibt.
Politik war zu den meisten Zeiten der einflussreiche Zeitvertreib reicher Leute. Die Bonner Demokratie zwischen Weltkrieg und Wegfall des östlichen Kalten Kriegers hat in uns die Ansicht gestärkt, dass jeder in die Politik kann, wenn er nur engagiert und interessiert ist. Das war jedoch nur eine Momentaufnahme. Was sich gestern konstituierte war nicht nur der neue Bundestag, sondern zusätzlich auch die Rückentwicklung dieses tendenziellen Egalitarismus. Politik scheint wieder zu werden, was sie zuvor immer schon war.
Römische Senatoren waren keine Hungerleider. Die Notabeln diverser Ratsversammlungen oder Generalstände verdienten ihren Lebensunterhalt nicht mit Schmiedearbeiten. Der Doge und die Nobilhòmini waren keine Hartz IV-Leistungsberechtigten. Selbst die ersten Sozialdemokraten, die im Reichstag des Kaiserreiches saßen, waren keine ehemaligen Handwerksgesellen, sondern Anwälte oder Verleger, die sich ihre Auslagen (es gab noch keine Abgeordnetendiäten) selbst bezahlen konnten. Erst mit der Weimarer Republik schlich sich ein verhaltener Egalitarismus ein, konnte man auch aus sozial niederen Schichten in die Politik vorstoßen.
Seit Jahren steht es um die Sache der res publica, der öffentlichen Angelegenheit, schlecht. Politik geriet in die Pranken einer Ideologie, die sich selbst als alles, nur nicht ideologisch betrachtet. In dem Maße, wie sich die Bürger von der Politik abwandten, wandte sich die Politik der Wirtschaft zu. Der Kapitalismus hatte jetzt niemanden mehr zu beweisen, dass er sein hemmungsloses Wesen in die weisen Hände demokratischer Strukturen gelegt hatte. So ist das demokratische Prozedere zum Tand geworden, zum losen Komplex aus Riten und Zeremoniellen, in dem sich allerlei liturgische Handlungen finden, die man ohne Inspiration abfeiert: Wählen gehen und sich lassen, alternativlos die Hand heben, sich von Souffleuren aus der Wirtschaft "überzeugen lassen" und einiges mehr - als Bürger hat man mittlerweile gelernt, die Geschäfte dieser politischen Funktionäre nicht weiter zu stören und das Beste zu hoffen. Die werden es schon richtig machen, die Damen und Herren.
So entstand im Laufe der Jahre ein Berufsstand, der sich nicht aus dem puren Interesse für die res publica rekrutierte und damit relativ klassenübergreifend war, sondern der sich aufgrund der sozialen Herkunft mobilisierte. Aus besserem Hause ist man schließlich prädestinierter dafür, die Interessen der Wirtschaft als die Interessen der Gesellschaft zu verkleiden und so zu vertreten. Was will denn der Schlosser da? Genießt tarifliche Vergünstigungen, wo es doch jetzt nötiger denn je wäre, den Arbeitsmarkt stärker zu liberalisieren. Und die Tante aus dem Pflegebereich? Was bildet die sich ein? Die gehört vielleicht in den Niedriglohnsektor, nicht aber in den Bundestag.
Die Parteien leisteten sich in ihrem neoliberalen Wahn keine Kandidaten mehr, die in den Verdacht geraten konnten, die Interessen der unteren Schichten vertreten zu wollen. Und diese unteren Schichten entfremdeten sich gleichzeitig immer mehr von dieser neuen Kaste von Edelleuten.
Dass sich ein Normalo nebenbei keinen teuren Wahlkampf leisten kann, steht auf einem ganz anderem Blatt. Da Inhalte in der oberflächlichen Kultur der Mediokratie kein Alleinstellungsmerkmal mehr sind, muss man als Kandidat für ein Mandat mit Showelementen auf sich aufmerksam machen. Früher mag Kenntnis gereicht haben. Heute sind Plakatkampagnen, Internetauftritt, Werbespots, Wahlstände und Präsente unumgänglich, will man im Strudel der Nichtssagenheit (andere nennen es: Wahlkampf) kurzzeitig wahrgenommen werden. Das alles kostet keinen Pappenstiel. Ein reiches Elternhaus und/oder ein dickes Gehalt und/oder Rücklagen schaden da sicher nicht. Schlosser oder Altenpflegerinnen haben davon meist eher wenig.
Wenn man nun beklagt, dass der frisch konstituierte Bundestag kein Querschnitt durch die Gesellschaft ist, dann ist das lediglich der in der Realität des Bundestages angekommene Klassismus, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer stärker in alle Bereiche der Gesellschaft hineinwirkte. Die Jahre, in denen mancher Minister noch aus einer Werkshalle kam, in der Abgeordnete vormals noch selbst Gussstaub einatmeten oder Schicht arbeiteten, waren vermutlich nur ein kleines Schaufenster, ein kurzes Ausblick ohne Anspruch auf Kontinuität. Um es platt zu sagen: Waren Anzeichen von Demokratie, die es in der Postdemokratie logischerweise immer weniger gibt.
Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?, fragt der Volksmund. Wo? Im Parlament wahrscheinlich. Wo denn sonst? Er hat das gemacht, was er immer gemacht hat: Politik für sich und seine Kollegen, für seine Lieben und seine Partner, für Onkel August und für den Cousin einer Tante seiner Gattin. Und er hat sich Titel entworfen, um sich als Edelmann kenntlich zu machen. Das tun die Doktoren und "Doktoren" des Bundestages heute ja auch. Nicht zuletzt in dieser irren Titelei ohne Substanz ist zu erkennen, dass sich da eine neue Klasse konstituiert hat, die darüber übereinkam, als Erbfolge ein Gemisch aus Postengeschacher, Amigodienste und Vetternwirtschaft zu etablieren In diesen Filz kommt man als Erwerbstätiger nicht hinein. Der Senat des Imperium Neoliberalis läßt keine Plebejer hinein. Nur ganz selten gibt es in diesem Gebilde noch homines novi - gern sieht man sie aber nicht. Sie passen nicht in den illustren Kreis und stinken irgendwie nach Schweinestall.
Römische Senatoren waren keine Hungerleider. Die Notabeln diverser Ratsversammlungen oder Generalstände verdienten ihren Lebensunterhalt nicht mit Schmiedearbeiten. Der Doge und die Nobilhòmini waren keine Hartz IV-Leistungsberechtigten. Selbst die ersten Sozialdemokraten, die im Reichstag des Kaiserreiches saßen, waren keine ehemaligen Handwerksgesellen, sondern Anwälte oder Verleger, die sich ihre Auslagen (es gab noch keine Abgeordnetendiäten) selbst bezahlen konnten. Erst mit der Weimarer Republik schlich sich ein verhaltener Egalitarismus ein, konnte man auch aus sozial niederen Schichten in die Politik vorstoßen.
Seit Jahren steht es um die Sache der res publica, der öffentlichen Angelegenheit, schlecht. Politik geriet in die Pranken einer Ideologie, die sich selbst als alles, nur nicht ideologisch betrachtet. In dem Maße, wie sich die Bürger von der Politik abwandten, wandte sich die Politik der Wirtschaft zu. Der Kapitalismus hatte jetzt niemanden mehr zu beweisen, dass er sein hemmungsloses Wesen in die weisen Hände demokratischer Strukturen gelegt hatte. So ist das demokratische Prozedere zum Tand geworden, zum losen Komplex aus Riten und Zeremoniellen, in dem sich allerlei liturgische Handlungen finden, die man ohne Inspiration abfeiert: Wählen gehen und sich lassen, alternativlos die Hand heben, sich von Souffleuren aus der Wirtschaft "überzeugen lassen" und einiges mehr - als Bürger hat man mittlerweile gelernt, die Geschäfte dieser politischen Funktionäre nicht weiter zu stören und das Beste zu hoffen. Die werden es schon richtig machen, die Damen und Herren.
So entstand im Laufe der Jahre ein Berufsstand, der sich nicht aus dem puren Interesse für die res publica rekrutierte und damit relativ klassenübergreifend war, sondern der sich aufgrund der sozialen Herkunft mobilisierte. Aus besserem Hause ist man schließlich prädestinierter dafür, die Interessen der Wirtschaft als die Interessen der Gesellschaft zu verkleiden und so zu vertreten. Was will denn der Schlosser da? Genießt tarifliche Vergünstigungen, wo es doch jetzt nötiger denn je wäre, den Arbeitsmarkt stärker zu liberalisieren. Und die Tante aus dem Pflegebereich? Was bildet die sich ein? Die gehört vielleicht in den Niedriglohnsektor, nicht aber in den Bundestag.
Die Parteien leisteten sich in ihrem neoliberalen Wahn keine Kandidaten mehr, die in den Verdacht geraten konnten, die Interessen der unteren Schichten vertreten zu wollen. Und diese unteren Schichten entfremdeten sich gleichzeitig immer mehr von dieser neuen Kaste von Edelleuten.
Dass sich ein Normalo nebenbei keinen teuren Wahlkampf leisten kann, steht auf einem ganz anderem Blatt. Da Inhalte in der oberflächlichen Kultur der Mediokratie kein Alleinstellungsmerkmal mehr sind, muss man als Kandidat für ein Mandat mit Showelementen auf sich aufmerksam machen. Früher mag Kenntnis gereicht haben. Heute sind Plakatkampagnen, Internetauftritt, Werbespots, Wahlstände und Präsente unumgänglich, will man im Strudel der Nichtssagenheit (andere nennen es: Wahlkampf) kurzzeitig wahrgenommen werden. Das alles kostet keinen Pappenstiel. Ein reiches Elternhaus und/oder ein dickes Gehalt und/oder Rücklagen schaden da sicher nicht. Schlosser oder Altenpflegerinnen haben davon meist eher wenig.
Wenn man nun beklagt, dass der frisch konstituierte Bundestag kein Querschnitt durch die Gesellschaft ist, dann ist das lediglich der in der Realität des Bundestages angekommene Klassismus, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer stärker in alle Bereiche der Gesellschaft hineinwirkte. Die Jahre, in denen mancher Minister noch aus einer Werkshalle kam, in der Abgeordnete vormals noch selbst Gussstaub einatmeten oder Schicht arbeiteten, waren vermutlich nur ein kleines Schaufenster, ein kurzes Ausblick ohne Anspruch auf Kontinuität. Um es platt zu sagen: Waren Anzeichen von Demokratie, die es in der Postdemokratie logischerweise immer weniger gibt.
Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?, fragt der Volksmund. Wo? Im Parlament wahrscheinlich. Wo denn sonst? Er hat das gemacht, was er immer gemacht hat: Politik für sich und seine Kollegen, für seine Lieben und seine Partner, für Onkel August und für den Cousin einer Tante seiner Gattin. Und er hat sich Titel entworfen, um sich als Edelmann kenntlich zu machen. Das tun die Doktoren und "Doktoren" des Bundestages heute ja auch. Nicht zuletzt in dieser irren Titelei ohne Substanz ist zu erkennen, dass sich da eine neue Klasse konstituiert hat, die darüber übereinkam, als Erbfolge ein Gemisch aus Postengeschacher, Amigodienste und Vetternwirtschaft zu etablieren In diesen Filz kommt man als Erwerbstätiger nicht hinein. Der Senat des Imperium Neoliberalis läßt keine Plebejer hinein. Nur ganz selten gibt es in diesem Gebilde noch homines novi - gern sieht man sie aber nicht. Sie passen nicht in den illustren Kreis und stinken irgendwie nach Schweinestall.
11 Kommentare:
So mag es sein. Die Welt der Edelmänner hat sich wieder eine verkehrsberuhigte Zone erbaut.
In gewisser Weise taucht in der Anschauung, dass der Edelmann zur Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten berufen sein soll, ein altes Motiv auf, das im Grunde auf einer metaphysischen Weltanschuung fußt. Es ist der lange Nachhall der alten Philosophie, wonach es nunmal Wissende gibt, die näher zum wahren Wissen gekommen seien und daher wissender sind für die Regelung der alle betreffenden Angelegenheiten. So oder so ist dieses Motiv heute da. Das andere, nicht minder alte Motiv, ist jenes der Verachtung der mit Arbeit Beschäftigten und der Arbeit selbst. Der ganzen konservativen Anthropologie gilt dies als Wahrheit bis heute hin. Aber auch die der Arbeit zugewanden Linken sind zusehends der Ansicht verfallen, das Heil ist im sozialen Aufstieg zu sehen. Man muss diese Ansicht existentiell verstehen, nicht eingeengt ökonomisch. Weg von der tätigen Arbeit, hin zu Verwaltungsaufgaben und gar Manageraufgaben. Das Heil läge nämlich dort. Man wird insgesamt, existentiell, heiler, wenn man weniger handtätig arbeitet. Schon klar, dass man dort mehr verdient und weniger schwitzt. Nichts desto trotz bleibt die Frage, was handtätige Arbeit bedeutet für den Mensch? Die konservative Ideologie sieht darin nur ein graues Rauschen, an dem sich der hohe menschliche Geist nicht entzünden kann. Es ist erstaunlich, wie schön hier Antike Vorstellungen nachwehen. Arbeit ist heute auch wegen der Herrschaft dieser Ideologie so prekär. Dahingegen Wachstumsstreben, vulgo Profitgier, noch eher einen Anklang an Hochgeistigkeit hat: die perfectio des Geistes, das alte Motiv der Pflege und des Wachstums der Fähigkeiten und Tugenden. Der Arbeiter verharrt im Stumpfsinn, der Unternehmer hat sich aufgemacht zu Wachstum und Edelmannigigkeit. Und der Zeitgeist sieht sich in behaglicher Legitmiation darin.
Das demokratische Motiv ist hingegen bis heute noch nicht richtig angekommen. Verständlicherweise nicht bei jenen, die sich als Edelmänner verstehen. Denen kann man es nicht übel nehmen. Aber selbst bei jenen, die vordergründig dafür einzutreten scheinen, zeigen sich oft alsbald Demokratiebarrieren: es ist nicht alles Wissen gleich, es ist nicht jeder gleich fähig, es ist dieser befähigter als jener, es hat diese Norm Gültigkeit auch für jene, die sie nicht mitkonstruiert haben, weil sie besser ist, usw. Von einer existenzspektralen Demokratie kann man heute wahrlich nicht reden. Zu fest sitzen noch metaphysische Anschauungen über die Hierarchie an Gedanken, Gefühlen und Handlungsformen in den Köpfen fest. Selbst die ganze Postmoderne hat es nicht geschafft, damit ernst zu machen. Ihr realgeschichtlicher Gehalt ist der Neoliberalismus, wo alles Gleich Gültig ist, aber von den Zufälligkeiten des Marktes geordnet, sprich hierarchisiert wird.
....die Tröge bleiben, nur dioe Schweine wechseln..
Jene mit Stallgeruch haben verlernt, den Augiasstall der selbsternannten "Edlinge" rabiat auszumisten.
Wohl WAHR.
Und wer wählt diese Leute?
In den Parteien sind es die Mitglieder welche die Kandidaten wählen, dann werden dies von den 'Wählern' entsprechend bestätigt (weil sie keine andere Wahl haben).
Das Problem fängt doch schon an, das fast niemand von den 'Unteren Schichten' in den Parteien Vertreten ist, nicht mal bei der PdL.
Wenn man als 'Unterschichtler' schon in der Schule eingetrichtert bekommt: Du bist nichts - Du kannst nichts - Aus Dir wird nichts - , dann erfüllen auch (fast) alle diese Erwartungen und werden Niedriglohnsklaven.
MfG: M.B:
Mit dem Fukushima-Kühlwasser kontaminierte Fischstäbchen aus dem Frost sind noch schlimmer!
Roberto, das, was Du hier auf der obersten Ebene beschrieben hast, kann ich nur bestätigen. Nur möchte ich noch hinzufügen, dass die gleichen Prinzipien auf Landesebene und hier auf Kommunal-, Kreis-, und Landtagsebene genau so zutreffen.
Es geht sogar noch weiter, die Nachkommen aus einer Arbeiterfamilie, auch, wenn sie eine höhere Schulbildung haben, werden von vornherein selektiert oder gar nicht erst zur Aufnahmeprüfung zugelassen.
- In der Nachkriegszeit, bis Anfang der 70er gab es hier eine, im nachhinein löbliche Ausnahme.......
Fakt ist: die Machtgeilen (sie müssen über ihre Mitmenschen Macht ausüben, weil sie sich selbst - innerlich zerissen - nicht in der eigenen Macht haben (Ihnen fehlt es an Selbstbeherrschung)) - es möge jeder seine eigene Deutung darin sehen.... für mich sind sie schlicht unmenschlich und Sadisten.....
Aus dem Aristokraten wurde der Politokrat!
.... doch leider sind auch jene, die aus der Arbeiterschaft nach "Oben" gewählt wurden, in kürzester Zeit zu jener Art mutiert.
http://oberham.wordpress.com/?s=Politokrat
Eine frustrierende, aber wieder mal scharfsinnige und sehr treffende Analyse. Auch meinem Eindruck nach wird die nachlassende gesellschaftliche Durchlässigkeit immer auffälliger. "Ausgeschlossen" sind dabei nicht nur Menschen mit "bildungsfernem" Hintergrund, sondern auch viele Angehörige der unteren und mittleren Mittelschicht. Ulrike Herrmanns Buch zum "Selbstbetrug der Mittelschicht" ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Meinem Gefühl dienen Schlagworte wie "Wissensgesellschaft", "Bildungsrepublik Deutschland" etc., aber auch die mediale Propaganda gegen "Hartz-IV-Empfänger" vor allem dazu, dieser Gruppe trotz des immer offensichtlicher werdenden Mangels an sozialer Durchlässigkeit zu suggerieren, dass das deutsche Gesellschaftssystem im Grunde eine Meritokratie sei.
@Hartmut B.: stimmt, das betrifft längst nicht nur die obersten Gesellschaftsschichten. Überall wird die "Luft dünner".
Daher mein Vorschlag zur Erneuerung der parlamentarischen Demokratie:
Auflösung sämtlicher politischer Parteien, Wahl von einer Regierung aus Wissenschaftlern, die von einem echten Volksparlament kontrolliert werden, zu dem Bürger wie zum Wehrdienst einberufen und (gut) bezahlt werden.
Das System funktioniert nur mit Wettbewerb. Das hört man doch allenthalben.
Und wo bleibt dieser Wettbewerb? - Er wurde vor 20 Jahren abgeschafft!
Das Konkurrenzsystem wurde als Diktatur verteufelt.
Doch was haben wir heute? Es zeigt sich immer mehr das nur das große Geld diktiert.
Die falsche Fährte ist, die Wirtschaft dafür verantwortlich zu machen. Es ist die Lenkung durch die Finanzindustrie, die ihr Eigeninteresse durchsetzt.
In der Dialektik der Leidenschaften in Aristoteles´ Anthropologie nahm die Sucht nach dem Mammon, die Profitgier, die unterste Stufe ein: Hyleh-befleckt, nicht aus Not (wie Arbeiter und Sklaven), sondern aus einer perversen Unfähigkeit des Geistes, sich aus dieser niedrigen Abhängigkeit bzw. Unmündigkeit zu befreien.
So gesehen daher sind die heutigen Zeiten noch weiter von einem humanen Ideal entfernt als die Sklavenhalter-Antike: Indem Wohlstand und Reichtum nur mißbraucht werden, um die Strukturen der Vermögensverteilung noch weiter zu verfestigen, statt sich aus der Hyleh-Abhängigkeit zu lösen und womöglich wirklich Kompetenz zur Verwaltung des Gemeinwohls zu erwerben (wovon Platon noch ausging). Im Gegenteil: Man arbeitet an der Abschaffung jeglicher Vorstellung von "Gemeinwohl", so daß die "edlen" Krämerseelen von heute sich gar nicht erst mit dem Gedanken einer Vernatwortung dafür belasten müssen.
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