Wir sind ein Volk von Lebensart

Montag, 1. Juli 2013

Kaum hatte die Kanzlerin vom #Neuland gesprochen, schob sie einen Satz nach, der leider fast völlig unterging. Sie glaubte nämlich bekräftigen zu müssen, dass "unsere Art zu leben in Gefahr" sei. Dabei blieben Fragen offen. Welche Art ist das eigentlich? Und wer ist Unsere?

Gibt es Gefährder, die unsere Art als Hartz IV-Bezieher zu leben ins Visier genommen haben? Oder ist unsere Art als Steuerflüchtling zu leben gefährdet? Wir sehen, das wirft Fragen auf, wen die Kanzlerin da meinte. Welche Art ist in Gefahr? Und gibt es denn keine Artenvielfalt mehr? Leben wir alle in derselben Art und Weise? Ist die Art, wie Hoeneß lebt, mit der Art, wie Arbeitslose leben, überhaupt vergleichbar? Steht die Art, wie die Bosse von Randstad leben, nicht viel mehr unter Artenschutz als die Lebensart von deren Bediensteten?

Soziale Unterschiede scheint es für die Kanzlerin hier nicht mehr zu geben. Wir leben für sie vermutlich in einem Land, in dem wir alle nur eine Art zu leben kennen. Hoeneß und Arbeitsloser, Merkel und Bügelhilfe sind gleichermaßen eine gefährdete Art. Wir sind sozusagen einzigartig.

Meint die Kanzlerin vielleicht mit "unserer Art zu leben" doch etwas ganz anderes? Meint sie die allgemeine Bereitschaft, für rechten Terror blind zu sein und rechte Parolen tunlichst zu überhören? Gehört es zu unserer Art zu leben, den Europäern deutsche Tugendhaftigkeit beibringen zu wollen? Sind wir artig, wenn wir in jedem bärtigen Mann einen islamistischen Hassprediger wittern?

Entspricht es unserer Art eher, gegen Projekte wie Stuttgart 21 und Flughafenerweiterungen zu protestieren oder sie gegen den Willen der Menschen trotzdem durchzuboxen? Sind wir so eine Art Wutbürger oder eher so eine Art Untertan?

In den Tagen des sich anbahnenden Krieges gegen den Terrorismus, hat auch der damalige US-Präsident Bush immer wieder davon gesprochen, dass die US-amerikanische Art zu leben in Gefahr sei. Ist denn die gesamte Welt in ihrer Art bedroht? Sind wir nun schon so weit? Ob wohl mancher Moslem nicht auch glaubt, dass seine Art zu leben vom Westen bedroht wird? Die letzten Indigenen im Regenwald denken das sowieso. Und Afrika hat seine Art zu leben schon lange kolonisiert.

Gehört es zu unserer Art, die Welt als Börsenkurs zu begreifen? Ist unsere Art zu leben nicht dieses beliebte Bonmot, wonach wir nicht arbeiten um zu leben, sondern ein Leben haben, in dem es nur um Arbeit geht? Meint die Kanzlerin damit nicht eher die Vermessung der Erde in Profit und Absatzmärkte, in Akquise und Personalkosten? Meint sie nun "unsere Art zu leben" oder meint sie "die neoliberale Art zu leben"?

Plünderung von Ressourcen als unsere Art zu leben? Installation und Protektion von fadenscheinigen Regimes: Unsere Art zu leben? Ausbeutung von Menschen des Trikonts entsprechend unserer Art? Eine schöne Art zu leben haben wir uns da erlaubt.

Es gibt Leute, die glauben, die Kanzlerin meinte damit ein Leben in Freiheit und Demokratie. Unsere Art zu leben wäre demnach ein Leben in einer generalüberwachten Freiheit. Und es wäre artenspezifisch für uns, in einer Demokratie zu leben, in der jeder Urnengang die blanke Alternativlosigkeit unterstreicht. Und dass wir diese Art artig annehmen, beweist es doch.

Erich Kästner reimte mal über den deutschen Untertanengeist: "Ihr seid zu frech und zu begabt! / Seid taktvoll, wenn ihr Hunger habt! /Rasiert euch besser! Werdet zart! / Ihr seid kein Volk von Lebensart." Und kaum hat man uns eine Lebensart verabreicht, die uns zu was gemacht hat in der Welt, da warnt man uns schon wieder, dass man sie uns wieder nehmen will. Aufgepasst also, unsere Art zu leben, der Neoliberalismus kommt ins Stocken, ist gefährdet: Auf Brasiliens Straßen, in Athen und Rom, in Madrid und Frankfurt.

So oder so ist dieser Satz pure Arroganz und die Deckung derer, die im Angriff sind. Unsere Art zu leben treibt diesen Planeten in den Ruin, zerstört Gemeinwesen rund um den Globus, macht andere Gesellschaftsentwürfe zu Formen des Zusammenlebens, die schleunigst überholt gehören. Merkel macht den Neoliberalismus zum Ausdruck unserer Lebensart. Macht seine Rücksichtslosigkeit und Überheblichkeit, macht seine Gier und Angeberei zu unserer Lebensart.


16 Kommentare:

Anonym 1. Juli 2013 um 09:07  

Großartig geschrieben! Wie immer :-)

MacPaul 1. Juli 2013 um 09:15  

Damit ist immer die Ressourcen verschwendende, dekadente und auf Macht zielende Lebensart der westlichen Welt gemeint. Dass Mutti das so wie alles andere nicht schnallt ist ja wohl klar.

Manfred Peters 1. Juli 2013 um 09:55  

Will mal eine Ausnahme machen und auf einem moderierten/z......... Blog versuchen einen kurzen Kommentar loszuwerden. Wenn es nicht klappt, könnte er ja als Hinweis an den Autoren hergenommen werden . ;-)
Ein großer Freund der Vereinigten Staaten schwadronierte kürzlich über Überwachung und Gott.
In der Sequenz von 08:45-14:05 ist er „ ... hellwach, wenn es darum geht Gefahrenabwehr zu organisieren“ und diskreditiert Snowden als Verräter.
Dagegen sind die medialen Ausrutscher unserer Kanzlerin doch Kindergeplapper.

Anonym 1. Juli 2013 um 11:08  

ANMERKER MEINT:

@ Manfred Peters

Was heißt denn da Kindergeplapper oder mediale Ausrutscher der Kanzlerin. Solche verniedlichenden Einschätzungen helfen nicht weiter. Erstens gibt es ein Sprichwort, das da heißt "Kinder und Narren sagen die Wahrheit" und zweitens sollte immer wieder nicht in Vergessenheit geraten, dass die Kanzlerin mit ihrem unnachahmlichen Charme mal von der "marktkonformen Demokratie" geplappert hat, die sie konsequent performed. Diese Dame ist gefährlich, weil sie oft durch gespielte Naivität, wenn nicht gespielt, umso gefährlicher, den "Mutti-Effekt" benutzt: Habt Euch nicht so, Kinder. Alles halb so schlimm!" Man unterschätze diese Dame nicht. Eine willfährigere Erfüllungsgehilfin kann sich der Neoliberalismus gar nicht wünschen.

MEINT ANMERKER

Lazarus09 1. Juli 2013 um 12:39  

@ANMERKER

Diese Dame ist gefährlich, weil sie oft durch gespielte Naivität,

Diese Dame ist eine Puppe und sonst nichts .. das Sprachrohr der Profiteure. da gibt's auch nichts zu über oder unterschätzen .

Sie macht was sie gesagt bekommt ..wie die der gepanzerte Bulle bei der Demo ,Finanzbeamte der den "Falschen" prüft und ablassen muss oder Folterknecht sonstwo auf der Welt ..sie alle fühlen sich sind komplett ohne Schuld weil sie nur tun was "man" ihnen sagt.

..und um bei der 'Art zu leben' zu bleiben , die wurde für die welche nicht aus Kapital und Bodenrenten leben können einzig und allein nur von der freiheitlich demokratisch gewählten Regierung beschnitten bedroht und zerstört von..keinem Taliban ...keinen Rockern ... keinen Aliens ..keiner Seuche .. keine gottgewollte teuflische Krise..

Sledgehammer 1. Juli 2013 um 12:39  

Es ist geübte und bewährte (Lebens)Art der "Madame Unbestimmt", mit derartigen Satzsolitären und Satzfragmenten ein Vakuum zu erzeugen.
Bleibt die Frage, ob man diesen oftmals sperrigen und zusammenhanglosen Verlautbarungen überhaupt Beachtung und Interpretation angedeihen lassen sollte?

klaus baum 1. Juli 2013 um 13:05  

roberto, nun mach aber mal halblang. wie kann man frau merkel nur missverstehen? unsere art zu leben, wird doch aus dem internet bedroht. unsere art zu leben heißt unter anderem, dass frauen bei uns keine kopftücher tragen. ich habe neulich einen horrorsciencefictionfilm gesehen. jedesmal wenn eine frau einen pc anmachte, schnellte aus diesem ein kopftuch hervor und legte sich mit eiserner härte wie ein keuschheitsgürtel um den kopf einer europäischen frau.

ich will jetzt nicht zuviel verraten ...

Sledgehammer 1. Juli 2013 um 13:33  

@ Lazarus09

Erlauben Sie mir bitte zwei Fragen:

Wenn die Dame Merkel nach Ihrer Deutung nur eine Puppe (Marionette) ist, wer sind dann die Puppenspieler?
Und wer füllt ihre "Templates" mit Inhalten?

Ecoli 1. Juli 2013 um 15:56  

Da macht sich Roberto viele und tiefe Gedanken. Doch was ruft sein Text bei mir hervor?

Ich werde nur noch deprimierter.

Die Bleierne habe ich nur einmal kurz halbwegs authentisch erlebt. Das war im Wahlkampf 2005. Im Fernsehen sagte sie voller Dynamik: „Geht nicht, gibt`s nicht !! Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft und natürlich WACHSTUM, WACHSTUM.“ Die Wächserne gewann ganz knapp.

Heute sehe ich, daß wir in 80 Tagen über mindestens 8 bis 12 weitere Merkel-Jahre abstimmen „dürfen“.

Was wird diese Frau uns danach hinterlassen?

Ich glaube, es wird ein riesiges Schlagloch sein.

Gerade bekomme ich noch etwas vom Gefasel von INSM Clement mit.

Natürlich ist die demografische Entwicklung insbesondere in Deutschland die große Herausforderung unserer nächsten Jahre. So ein Schmarren. Aber es ist ein Schmarren, der sich in die Gehirne der meisten Menschen eingebrannt hat und deswegen müssen wir auch mit finanzierbaren Renten auskommen. Nicht mit Zusatzrenten, Lebensleistungsrenten etc.. Das sind alles nur kurzfristige Geschenke, die „uns“ aber nicht weiter helfen!

Berufspolitiker sind Schauspieler.

Es ist ein bisschen wie bei einer Theatervorstellung. Die Schauspieler auf der Bühne spielen ihre Rolle und unterscheiden sich für das Publikum optisch nur durch Farben (rot, gelb, grün, schwarz). Wenn sie die Rolle gut spielen, schaffen sie es, das Publikum emotional in die Handlung zu verwickeln, so dass es passieren kann, dass sich das Publikum aufgrund des Gesehenen, polarisiert.

Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Zuschauern, ob gelb besser ist als rot oder schwarz besser als grün.

Es gibt jedoch einen, dem es völlig egal ist, für wen die einzelnen Zuschauer Partei ergreifen – den Eigentümer des Theaters, da alle Zuschauer ihren Eintritt entrichtet haben.

Er bezahlt mit diesen Einnahmen die Akteure auf der Bühne, die nach einem Drehbuch ihre vorgegebene Rolle zu spielen haben.

Die Frage, die sich stellt ist, wer schreibt das Drehbuch für den Ex-Finanzminister und die ehemalige Sekretärin für Agitation und Propaganda? (frei nach Heiko Schrang)

Hartmut B. 1. Juli 2013 um 16:32  

prima geschrieben !

Zu Frau Dr. Merkel habe ich folgenden Satz von Walter Heitler, einem großen Physiker, in Erinnerung: "Eine genaue Kenntnis und Festlegung der physikalischen Vorgänge und der Lebensvorgänge schließen sich gegenseitig aus."

Lazarus09 1. Juli 2013 um 16:56  

@Sledgehammer

Die Fädenzieher sind meiner Meinung nach als solche erst einmal Gesichtslos wie "die Banken" zum Schluss auszumachen nach dem alten cui bono . Dazwischen karrieregeile schmierige Arschlöcher als Mitmacher Erfüllungsgehilfen die ihr andienen mit Privilegien und Boni belohnt bekommen ..die Leute an den richtigen Stellen platzieren, hier und da Gefälligkeiten an der richtigen Stelle fallen lassen oder Gefallen einfordern für in voraus geleistete Dienste ..Vetternwirtschaft Lobbyismus ... was soll ich sagen, die wechselseitigen Abhängigkeiten, vorauseilenden Gehorsam etc zu beschreiben sprengt jeden Rahmen ..

Das Merkel oder sonstwer, sorgsam aufgebaut und platziert wie ein Trojanisches Pferd für die "wählenden Idioten" die die Wahl aus der Vorauswahl haben und sich wundern das egal wo sie ihr Kreuz machen immer für sich Scheiße und die Reichen Planungs/Sicherheit und Kapitalausbau voten.

Wer füllt der Masken Template ..? Gesetze und Reden werden doch schon lange von den Profiteuren der Privatwirtschaft geschrieben..

...zum Schluss seht mal in dem Clip wie die Merkel wirr in der Gegend rumguckt währent sie die Scheiße von " der Art zu Leben " und " Neuland" salbungsvoll runterseiert ..Ich wette die hat an dem Tag das erste mal gehört was sie da sagt ..Harhar ..

666

Wolfgang Buck 1. Juli 2013 um 19:19  

"unsere Art zu Leben" habe ich sofort mit unserem Bundesgaukler assoziiert: "Freiheit in Verantwortung".

Übersetzt heißt das: so lange du machst was wir von Dir verlangen und Du jeden mist einfach schluckst lassen wir Dich in Ruhe.

Ach ja. Und aus der selben Ecke kommen auch so Weisheiten wie: wer nichts zu verbergen hat muss die Überwachung auch nicht fürchten.

Langsam begreife ich, warum sowohl Merkel als auch Gauck einen Kirchlichen background haben und in der DDR doch recht erfolgreiche Biografien hatten. Sie können mittlerweile völlig Problemlos die Ideologien austauschen. Ob Religion, real existierender Sozialismus oder Spätkapitalismus, IHRE Lebenseinstellung bleibt immer dieselbe... :-)

Manfred Peters 1. Juli 2013 um 20:10  

@ Anmerker

Wo habe ich geschrieben, dass diese Dame nicht gefährlich ist?
Es gibt aber einen Unterschied zwischen Gauck und Merkel.
Merkel ist von CDU/CSU und FDP (sowie siehe unten Sledge) ins Amt gehievt worden.
Gauck ist von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen gewählt worden und leider für viele Bundesdeutsche auch eine moralische Instanz. Deshalb ist es auch verdächtig, dass ob seines unsäglichen Sommerinterviews nicht ein Aufschrei durch die Medien geht.
Aber offensichtlich viruliert bei Dir die Linkenkrankeit. Selbst wenn wir politisch zu 99,999 %
übereinstimmen würden, das 1 ‰ würde Dich zu meinem unversöhnlichen politischen Gegner machen. :-(
So jetzt bin ich hier wieder weg. Wer über den unsäglichen Gauck und meinetwegen auch über die vermeintliche „Lebensart der Bleiernen“ in Echtzeit diskutieren will hier passt es wohl auch alles besser zum Thema.

@ Sledge
Zwei Fragen eine Antwort: Unter anderem Liz Mohn und Friede Springer!
Heute gerade im Fall Snowden/Gauck im Regierungsorgan BILD/Springer praktiziert. Verlange aber nicht von mir, dass ich das noch verlinke.

Anonym 1. Juli 2013 um 20:37  

Der Denkfehler besteht darin, dass man allzu gerne glauben möchte, die Kanzlerin "Mutti" denk bei solchen Sätzen an dich, mich oder sonstige kleine Fische. Was sie tatsächlich mit "unsere Art zu leben (sei) in Gefahr" meinte (und dem entsprechend regiert sie ja): Die Lebensart der Superreichen, der Bosse und der Höflinge der Macht- und Geldeltite. Also IHRE Art zu leben. Die Unter-, Mittel- und untere Oberschicht interessiert doch nicht. Das sind nur die nützlichen Idioten (also wir Wähler), die die "Höflinge" immer wieder in ihre Ämter hieven.

Garfield 2. Juli 2013 um 13:23  

"Unsere Art zu leben" - meint die "Wir", die auch über "unsere Verhältnisse gelebt haben" -
allerdings nicht zu verwechseln mit den "wir", die dafür "den Gürtel enger schnallen" dürfen ;)

flavo 2. Juli 2013 um 21:13  

Mit Agamben halte ich es so, dass es keine deutsche Lebensform gibt. Wenn Merkel also davon spricht, dann erfüllt sie einen Wunsch der deutschen Seele. Einerlei, ob alles eine billige Show ist. Der Wunsch wächst auf der Erde des Mangels.
Trifft man einen Deutschen in Gebieten mit Lebensform, so fällt alsbald seine Kohärenz, seine Rässoniertheit, seine Stringenz auf, geben wir etwas mehr Schärfe hinzu, dann sehen wir Gerippe, Gerüste und Gestelle von Sprache. In Gebieten mit Lebensform erscheint der Deutsche Charakter als vom Lebensförmigen gereinigte Nacktexistenz der Kalkulation und der Fixationen. In ihm west der Spielraum einer Lebensform nicht, und wenn, dann gefärbt mit Widerwillen, Scham und gar latenter Aggression.
In Gebieten mit Lebensform, was trifft man da? Nun, das soll hier nicht kund getan werden. Nur soviel, man trifft eine Existenzraum, in dem die neoliberalen Existenzeme auftauchen wie Inseln. Dazwischen gibt es Konnexe der Lebensform. Hier spricht im Wort nicht das nackte Rässonement des Neoliberalismus, hier west in der Sprache diese Formlosigkeit höchstens mit. Selbst jenseits der Kritik gilt noch die Lebensform.
Den deutschen Charakter hört man, ist man denn mehrerer europäischer Sprachen mächtig, überall heraus. Nur noch nördlicher verschließt sich mir der Geist mehr oder weniger ganz, wenngleich eine nette Freundlichkeit und Ordnung die Balance erzeugt.
Im deutschen Wort spricht immer mit: bist du würdig? Musst du dich nicht schämen? Hast du genug geleistet? Hast du die Norm erfüllt. In den Variationen dieser Achsen wie z.B in Ich bin ein Leistungsträger und habe das Recht erworben, zu beschämen, zu verspotten und dergleichen, dreht sich die deutsche Welt. In Gebieten mit Lebensform gibt es auch Zonen der Formlosigkeit, das will wohl niemand in Abrede stellen. Der französische Bildungsadel, der spanische Nationalkonservative, der italienische Großindustrielle, natürlich gibt es diese. Aber immerhin auch eine Lebensform, in die diese eingebunden sind. Was wird diese wohl sein? Nun, wie gesagt, sie wird hier nicht kund getan.
Der Deutsche muss suchen. Er muss aufhören, durch die Welt zu gehen und zu glauben, alles drehe sich um um Superiorität, um Abhängen in der Arbeitswelt, um Karriere, um von der Obrigkeit vorgegebene Normen, denen dann blind hinter her zu hecheln wäre, um Egoismus und Penetranz, um das willkürliche Ausbreiten der eigenen Ichsymptome, um forciertes Hineinexistieren in Andere ohne sie zu fragen, um den Erwerb von legitimen Formen der Gleichgültikeit, der Rücksichtslosigkeit, der Beschämung und der Niederdrückung.
All dies gibt es nur um den Preis der Lebensform.

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