Zwischenmenschlichkeit im regen Wechsel
Freitag, 5. Juli 2013
Im regelmäßigen Intervall einen neuen Sachbearbeiter oder Fallmanager vor die Nase gesetzt zu bekommen, ist für Hartz IV-Berechtigte nicht selten. Mit Neustrukturierung der Verwaltung hat dieses Vorgehen allerdings wenig zu tun. Es geht nur darum, potenzielle Bezugspersonen zu vermeiden.
Gewundert hatte ich mich schon, dass man mir ständig einen neuen Sachbearbeiter vor die Nase setzte. Das Jobcenter erklärte das mit Neustrukturierung innerhalb des Verwaltungsapparates. Erst im Laufe der Zeit habe ich entdeckt, dass dies das Los aller Langzeitarbeitslosen ist. Mit welchem Leidensgenossen ich auch (jobcenterübergreifend) ins Gespräch kam: Die meisten wussten von immer neuen Köpfen zu berichten, die man ihnen vorsetzte. Wenn es wieder hieß, man sollte vorbeischauen, um über die "persönliche Bewerbersituation" zu sprechen, dann konnte man damit rechnen, gleich noch einen neuen Ansprechpartner kennenzulernen.
Strukturieren die Jobcenter in diesem Lande nur? Oder hat das nicht etwa System?
Die Idee des Fallmanagements beabsichtigte - jedenfalls in der Theorie -, dass sich der Arbeitsvermittler in die Situation des Erwerbslosen hineintasten sollte. Er sollte Umfeld und persönliche Geschichte aufgreifen und das mit seiner Vermittlungsarbeit verknüpfen. Problem ist hierbei nur, dass halbwegs emotional intelligente Arbeitsvermittler einen menschlichen Bezug zu ihrer "Kundschaft" entwickeln können. Und plötzlich ist nicht mehr gewährleistet, dass der eisige Hauch des Sozialgesetzbuches mit der notwendigen Professionalität ins Gesicht der Langzeitarbeitslosen geblasen wird.
Der rege Wechsel der Bezugsperson am Amt soll wahrscheinlich den Hannemann-Faktor minimieren. Mitarbeiter des Jobcenter mit Verständnis oder gar Mitleid verunmöglichen dieses aus Gängelei und Unterstellung bestehende Tagesgeschäft nachhaltig. Der Büttel hat Büttel zu bleiben und soll nicht dieser fixen Idee von Zwischenmenschlichkeit erliegen, nach der er sich einbildet, plötzlich als Bürger vor dem Bürger sitzt zu müssen.
Die Umsetzung des Fallmanagements wird insofern eigentlich unterbunden. Sobald ein Fallmanager ein komplexes Bild von dem Erwerbslosen hat, der da vor ihm sitzt, wird es für ihn schwieriger, Druck anzuwenden. Beim eher abstrakten Arbeitslosen, den die Jobcenter ihrem Personal theoretisch lehren, gibt es weniger Hemmungen. Wenn man sich aber annähert, sich vielleicht sogar sympathisch wird, dann wird das ganze Menschenbild, das im SGB II vermittelt wird, ad absurdum geführt. In dem ist der Mensch zwischen den Zeilen als stimulierbarer organischer Apparat, der auf Anreize wie Drohung mit materieller Armut gefügig gemacht werden kann, beschrieben. Wenn man sich aber kennt, versteht und als Mensch mit Sorgen und Nöten betrachtet, dann geht dieser ganze feine Plan nicht auf.
Der Wechsel der Zwischenmenschlichkeit hat natürlich einen schönen Nebeneffekt für die Behörde. Der Langzeitarbeitslose zermürbt sich, erklärt dem neuen Ansprechpartner abermals seine Situation, wie schon den vier Arbeitsvermittlern vor ihm. Reibt sich auf im Repetitio seiner wechselhaften Bezugspunkte, läuft gegen einen für ihn immer kafkaesker werdenden Apparat an.
Mit jedem neuen Gesicht wuchs in mir die Angst: Was ist das für ein Mensch? War es doch mühevoll genug, den Vorgänger zu "domestizieren". Nach einer Weile konnte ich mir meinen jeweiligen Sachbearbeiter ganz gut ausrechnen. Ich schuf ja immer ganz offensiv menschliche Berührungspunkte, lotste das Gespräch auf private Gefilde - Smalltalk zwischen Sanktionsandrohung und Beweislastumkehr. Das war manchem ganz offensichtlich zuwider. Wahrscheinlich ahnte er, dass ich an meiner Vermenschlichung in seinen Augen arbeitete.
Ich stelle mir vor, wie die Dienststellenleiter diverser Jobcenter einen auf Colonel Kurtz machen. Sie raunen nicht wie der "Das Grauen! Das Grauen!", sondern "Das Menscheln! Das Menscheln!" - was letztlich für sie auf dasselbe hinausläuft.
Gewundert hatte ich mich schon, dass man mir ständig einen neuen Sachbearbeiter vor die Nase setzte. Das Jobcenter erklärte das mit Neustrukturierung innerhalb des Verwaltungsapparates. Erst im Laufe der Zeit habe ich entdeckt, dass dies das Los aller Langzeitarbeitslosen ist. Mit welchem Leidensgenossen ich auch (jobcenterübergreifend) ins Gespräch kam: Die meisten wussten von immer neuen Köpfen zu berichten, die man ihnen vorsetzte. Wenn es wieder hieß, man sollte vorbeischauen, um über die "persönliche Bewerbersituation" zu sprechen, dann konnte man damit rechnen, gleich noch einen neuen Ansprechpartner kennenzulernen.
Strukturieren die Jobcenter in diesem Lande nur? Oder hat das nicht etwa System?
Die Idee des Fallmanagements beabsichtigte - jedenfalls in der Theorie -, dass sich der Arbeitsvermittler in die Situation des Erwerbslosen hineintasten sollte. Er sollte Umfeld und persönliche Geschichte aufgreifen und das mit seiner Vermittlungsarbeit verknüpfen. Problem ist hierbei nur, dass halbwegs emotional intelligente Arbeitsvermittler einen menschlichen Bezug zu ihrer "Kundschaft" entwickeln können. Und plötzlich ist nicht mehr gewährleistet, dass der eisige Hauch des Sozialgesetzbuches mit der notwendigen Professionalität ins Gesicht der Langzeitarbeitslosen geblasen wird.
Der rege Wechsel der Bezugsperson am Amt soll wahrscheinlich den Hannemann-Faktor minimieren. Mitarbeiter des Jobcenter mit Verständnis oder gar Mitleid verunmöglichen dieses aus Gängelei und Unterstellung bestehende Tagesgeschäft nachhaltig. Der Büttel hat Büttel zu bleiben und soll nicht dieser fixen Idee von Zwischenmenschlichkeit erliegen, nach der er sich einbildet, plötzlich als Bürger vor dem Bürger sitzt zu müssen.
Die Umsetzung des Fallmanagements wird insofern eigentlich unterbunden. Sobald ein Fallmanager ein komplexes Bild von dem Erwerbslosen hat, der da vor ihm sitzt, wird es für ihn schwieriger, Druck anzuwenden. Beim eher abstrakten Arbeitslosen, den die Jobcenter ihrem Personal theoretisch lehren, gibt es weniger Hemmungen. Wenn man sich aber annähert, sich vielleicht sogar sympathisch wird, dann wird das ganze Menschenbild, das im SGB II vermittelt wird, ad absurdum geführt. In dem ist der Mensch zwischen den Zeilen als stimulierbarer organischer Apparat, der auf Anreize wie Drohung mit materieller Armut gefügig gemacht werden kann, beschrieben. Wenn man sich aber kennt, versteht und als Mensch mit Sorgen und Nöten betrachtet, dann geht dieser ganze feine Plan nicht auf.
Der Wechsel der Zwischenmenschlichkeit hat natürlich einen schönen Nebeneffekt für die Behörde. Der Langzeitarbeitslose zermürbt sich, erklärt dem neuen Ansprechpartner abermals seine Situation, wie schon den vier Arbeitsvermittlern vor ihm. Reibt sich auf im Repetitio seiner wechselhaften Bezugspunkte, läuft gegen einen für ihn immer kafkaesker werdenden Apparat an.
Mit jedem neuen Gesicht wuchs in mir die Angst: Was ist das für ein Mensch? War es doch mühevoll genug, den Vorgänger zu "domestizieren". Nach einer Weile konnte ich mir meinen jeweiligen Sachbearbeiter ganz gut ausrechnen. Ich schuf ja immer ganz offensiv menschliche Berührungspunkte, lotste das Gespräch auf private Gefilde - Smalltalk zwischen Sanktionsandrohung und Beweislastumkehr. Das war manchem ganz offensichtlich zuwider. Wahrscheinlich ahnte er, dass ich an meiner Vermenschlichung in seinen Augen arbeitete.
Ich stelle mir vor, wie die Dienststellenleiter diverser Jobcenter einen auf Colonel Kurtz machen. Sie raunen nicht wie der "Das Grauen! Das Grauen!", sondern "Das Menscheln! Das Menscheln!" - was letztlich für sie auf dasselbe hinausläuft.
17 Kommentare:
Kann ich nur bestätigen. Es gibt noch eine Zweite perfide Strategie: Die der Vereinzelung der Betroffenen durch exakte Terminvorgabe. Man trifft sich nicht mehr auf den Fluren der Center und Ämter. In Wartezonen herrscht eisiges Schweigen, nur gelegentlich sagt einer wenigstens noch "Guten Tag"...
Und noch eine Dritte: Die Forderung nach absoluter Mobilität des poteniellen Arbeitssklaven. Dient auch der "Vereinzelung", sie zerstört jegliche gewachsene soziale Beziehung zu Mitmenschen.
ganz genau so sehe ich es auch, lieber Roberto !
Nur kann ich es auf meine Postboten/innen, was natürlich nur wenig vergleichbar ist, übertragen. dennoch teile ich dieses sysematisch zermürbende Gefühl. - Es ist und bleibt Sytem - und damit Absicht.
Die Abhängigen sollen zermürbt werden. - Die Obrigkeit, in ihrer geilen, sadistischen Perversion labt sich daran. - Das ist der ganze Sinn......
Diese Art der Sozialhilfe ist nur eine moderne Art des Holocaust, nichts weiter.
Auf den ersten Blick mag dies sehr abwegig erscheinen, aber im Detail offenbahrt es einen weiteren Beweis für kaltschnäuzige, rationale, unmenschliche deutsche Bürokratie.
Früher wurde nur katalogisiert, welcher Häftling wohin für welches "Vergehen" kam; heute ist es eben eine zivilere Version davon, die auf Ressourcen zuteilen basiert. Nicht zu viel, damit die Kriegsgefangenen nicht fett davon werden und auf dumme Gedanken kommen, aber genug, damit sie weiterhin Kohlen in den Ofen schaufeln können. Mit leerem Magen fallen sie schließlich nur wie die Fliegen um und man darf sich noch um die Entsorgung ihrer Kadaver kümmern.
Dass dieses Werk Hartz IV einmal die Sozialhilfe war, ist bei der gängigen Praxis kaum noch zu erkennen.
Es ist eben die moderne, zivile Form des Holocaust; wohin mit den Armen? Niemand im System hat eine Antwort darauf und das Problem droht über den Kopf zu wachsen.
Es gibt noch eine zweite Strategie, die räumliche Entfernung der Jobcenter zu den Wohnbezirken.
In Hannover war das Arbeitsamt in der Nordstadt, dann wurde die Zuständigkeit für die Nordstadt der ARGE in der Südstadt zugeteilt, was den Weg mehr als verzehnfachte. Seit kurzem ist das (neue!) Jobcenter am Ende der Vahrenweiderstrasse zuständig, es liegt direkt vor Langehangen.
Nun ist man auf eine Fahrkarte für 4,2 Euro angewiesen um zu Ihnen zu komme. Und es ist viel weniger los dort, vorallem die ganzen Leute die am 1. persönlich vorbeigekommen sind weil sie kein Geld erhalten haben fallen weg ...
Zur Durchsetzung von Staatlicher Repression benötigt es ..gesichtslose Folterknechte die mit allen Mitteln daran gehindert werden müssen Empathie aufzubauen mit ihren Opfern... *Gähn*
Es ist eigentlich langweilig noch aufzuzeigen das dass in was wir hier leben nichts mit Rechtsstaat und Demokratie zu tun hat und hatte..
Eine Facette der allgemein praktizierten Technik der Entmenschlichung. Das geht vom ärmsten Prekarier bis in die Etagen der Führungs-und Funktionseliten.
Der Anspruch zielt überall nur auf Eines:
Hört auf, im Nächsten den Menschen zu sehen!
Jeder sei sich selbst der Nächste!
Keine Solidarität!
Keine Hilfsbereitschaft - außer in wohlkanalisierter "karitativer" Form!
anonym 11:05
das passt doch super ... Hannover, das waren doch die Wirk- und Geburtsorte der schäbigsten Nachkriegspolitik, die wir jetzt haben... Schröder, v.d. Leyenhaft, Gabriel....
ich nenne H die Geburtsstadt der neuen deutschen Diktatur !
Und dann gibt es einen parteilinken Kapitalismusbefürworter, der dessen Errungenschaften (Topleistungen in der Wirtschaft etc))auch mal gelobt werden müssen, wenn sie nur etwas mehr pazifistisch wären.
jW heute: “Er bringt Topleistungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Aber er kann und will auch nicht auf Kriege verzichten.
Gregor Gysi über den Kapitalismus in seinem neuen Buch »Nachdenken über Deutschland.”
Selten so viel Schwachsinn in zwei Sätzen gelesen.
Ohne Krieg, also ökonomisch mordet es sich leichter?
Anonym 5. Juli 2013 10:58
Es ist eben die moderne, zivile Form des Holocaust; wohin mit den Armen?
Eigentlich würde man gerne das eh nachwachsende aber im Moment nicht gebrauchte Humankapital und Nutzmenschen an der nächsten Brücke zum marktkonformen sterben sehen. Aus Marktökonomischer Sicht schade das 'man' das nicht so sagen, fordern und durchsetzen kann ..aber man arbeitet hart an Beibringung und Akzeptanz.
Allerdings solange sich die schnarchenden Vollpfosten von ihren "Schönen und Reichen " in Form deren Komplizen bzw.Marionetten in der Politik gut regiert fühlen und hier weiter jubelnd die Einheitspartei CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE ankreuzen gibt es keinen Grund über diese menschenverachtenden Zustände enttäuscht zu sein ;-)
..ich plädiere für Klaviersaiten ..unser Land soll schöner werden, führt jeden Baum oder Mast einer neuen Bestimmung zu. *lolwut* rein bildlich natürlich denn wir haben hier ja eine lupenreine Demokratie .. harhar
Mitarbeiter der Jobcenter: Zielen Sie nicht auf Ihre Mitmenschen!
Mit der nunmehr zehnjährigen Geschichte der unsäglichen Hartz-IV-Gesetze in Deutschland hat die Vergesellschaftung der politisch-bürokratisch initiierten Stigmatisierung ihren Lauf genommen. So stolz auch alle Bundesregierungen seit Gerhard Schröder die Hartz-Gesetze präsentiert haben, so sehr hat die Industrialisierung der Armut vielerorts Leid geschaffen, Ausgrenzung produziert und die Menschen unter erheblichen Druck gesetzt, der für eine Vielzahl von ihnen weder psychisch noch physisch erträglich ist.
Inzwischen werden Menschen, die sich wie die Mitarbeiterin des Hamburger Jobcenters, Inge Hannemann, in legitimer, dem demokratischen Meinungsbildungsprinzip entsprechender, Weise gegen dieses staatlich organisierte System der Angst wenden, durch Politiker wie auch Behörden öffentlich an den Pranger gestellt. Politische, aber auch zivilgesellschaftliche Forderungen nach einem Ende dieser Repressionsmaßnahmen gegen „Arbeitsunwillige“, „notorische Faulenzer“ oder „Leistungsverweigerer“ werden inzwischen völlig ignoriert.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter,
beenden Sie diese Tragödie durch Ihre Menschlichkeit!
Greifen Sie aktiv ein, indem sie Ihre Ermessensspielräume nutzen. Sanktionieren Sie nicht weiter, ordnen Sie keine Zwangsumzüge mehr an, die ganze Familien aus ihrem sozialen Umfeld und Kinder von geliebten Freunden wegreißen. Gerade diese Sanktionspolitik ist es, die Menschen an die Grenze ihrer Existenz treibt und eine nicht zu rechtfertigende Spirale der psychischen Gewalt in Gang setzt, welche zuletzt immer häufiger beiderseits in physische Gewalt umschlägt.
Sie können vieles, was das Leben der Menschen in diesem Sozialsystem erschwert und belastet, durch einfache Instrumente und vor allem mit Menschlichkeit verhindern. Versetzen Sie sich vor solchen Entscheidungen in die Lage der Menschen, denen Sie plötzlich die Grundlage ihrer Existenz entziehen.
Wie würden Sie empfinden, wenn Sie „auf Befehl“ Ihre Wohnung verlassen, Ihre Kinder umschulen müssten oder Freunde und Nachbarn verlieren würden? Geschweige denn, man würde Ihnen die Miete, das Geld zum Leben oder gar die Krankenkassenmitgliedschaft entziehen? Würden Sie das nicht als Demütigung, Peinigung und als Bedrohung für sich und die Schutzbedürftigen Ihrer Familie verstehen?
Könnten Sie so noch das notwendige Selbstbewusstsein ausstrahlen, sich zu bewerben und die Kraft und Motivation aufbringen, die Sie für den Job benötigen, der Ihre Familie ernähren soll?
Hartz IV treibt durch seinen enorm hohen Druck die Menschen nicht nur noch weiter in die Armut und Verschuldung, sondern es führt immer häufiger zu schweren Depressionen, großer Angst und seelischen Hemmschwellen im Umgang mit dem beruflichen und persönlichen Umfeld. Es unterminiert und erodiert – statt zu fördern.
Nicht zuletzt führt diese Art der, an extreme Bedingungen gebundenen Sozialpolitik bei gleichzeitigem Versagen des Staates in der politischen Verantwortung uns alle in die Irre. Als wären wir selbst schuld an unserer Situation, schieben wir uns gegenseitig die Schuld in die Schuhe, anstatt darauf zurückzugreifen, über was wir alle ganz einfach so verfügen können – Menschlichkeit und Empathie, dort wo Politik und Ämter immer mehr versagen.
Sie haben die faktische Verwaltungsmacht über die soziale Zufriedenheit großer Bevölkerungsteile – und damit auch über Ihre eigene Zufriedenheit, Menschen helfen zu können statt ihnen zu schaden.
Nur Menschlichkeit allein kann dazu führen, unser aller Selbstbewusstsein zu stärken und wieder an eine Zukunft zu denken, in der wir nicht unter sozialem Druck unsere eigene Freiheit und individuelle Souveränität verlieren.
Nehmen Sie sich die Freiheit und den Mut, Hartz IV als das zu verstehen und anzuwenden, was es eigentlich sein soll – eine soziale Gesetzgebung, die jedem Mitbürger in der vorübergehenden oder anhaltenden Not als Schutz und Hilfe zur Verfügung steht.
Lutz Hausstein
Wirtschaftswissenschaftler und Publizist
Deutschland im Juni 2013
Gefunden von
ANMERKER
Großartiger Text!
Letztendlich wird mit diesem System der neoliberale Kapitalismus logisch fortgeführt: Der Mensch ist Resource und diese wird ausgebeutet-äh-genutzt bis nichts mehr da ist. Und nutzlose Resourcen landen im Müll, bestenfalls im Recycling.
Die aktuellen BWL-Lehrbücher predigen immer noch genau das. Auch wenn der Taylorismus (Mensch als Produktionsfaktor, Zergliederung der Arbeit in immer kleinere, standardisierte Schritte) als antiquiert gilt und man halbherzig "Humanisierung der Arbeit" predigt, beherzigt wird aber das kaltschnäuzige, ausbeuterische System. Und wenn einer aufmuckt kann man schön auf die Individualisierung verweisen: DU hattest doch alle Möglichkeiten, warum hast DU sie nicht genutzt? Nun ist es DEIN Problem, daß DU beim Arbeitsamt anstehen mußt! DU mußt Dich qualifizieren/anpassen/verbiegen/noch billiger und flexibler werden, damit DU vermittelbar wirst!
Gruß
Mada
Lazarus09 hat gesagt...
Eigentlich würde man gerne das eh nachwachsende aber im Moment nicht gebrauchte Humankapital und Nutzmenschen an der nächsten Brücke zum marktkonformen sterben sehen. Aus Marktökonomischer Sicht schade das 'man' das nicht so sagen, fordern und durchsetzen kann ..aber man arbeitet hart an Beibringung und Akzeptanz.
In Deutschland ist direkte Gewalt äußerst wenig sozial akzeptiert. Daran ist der zweite Weltkrieg schuld. (Weshalb gibt es hierzulande eine solch restriktive Jugendschutzpolitik bei Filmen und Videospielen oder wird sogar Erwachsenen der legale Besitz von Schusswaffen so sehr erschwert?)
Die Deutschen haben es dafür um so mehr perfektioniert, im Alltag besonders gehässig zu sein und mittels psychologischer Kriegsführung ihren Nächsten zu terrorisieren.
Wenn man es sich einmal ansieht, diese Methode ist sogar nicht die schlechteste.
Das Gewissen kann sich gut beruhigen "ich war nicht derjenige, der ein Messer in die Hand genommen hat".
@ Lazarus 09
Sie mögen dessen inzwischen überdrüssig sein; doch es ist und bleibt eine Notwendigkeit, der Wahrheit eine Stimme zu geben, und Unrecht und Missbrauch von Posititionen immer wieder klar und deutlich zu benennen.
Nebenbei bemerkt:
Es gibt viele Formen und Methoden des "sozialverträglichen Ablebens".
@ Roberto J. De Lapuente
Na ja... Ich finde sie lehnen sich mit ihrem Artikel aber sehr weit aus dem Fenster!
Einer meiner besten Freunde arbeitet in einer höheren Position bei beim Arbeitsamt und der hat mir da etwas ganz anderes erzählt. Er selbst betreute früher jahrelang die selben Langzeitarbeitslosen und auch jetzt versucht er durchaus, dass die Sachbearbeiter eben nicht zu oft wechseln.
Ja da wird viel umstrukturiert, was aber vor allem an der Hilflosigkeit der Politik liegt, die irgendwie vortäuschen muss, sie würde sich um ein Problem kümmern, über das sie schon längst die Kontrolle verloren hat.
Wechsel gibt es natürlich, die dann aber meistens von den Sachbearbeitern erbeten wurden, wenn sie z.B. mit extremen Fällen emotional nicht mehr klar kommen. (Ja das kommt vor, sind schließlich nicht alles herzlose Menschen) Oder wenn sie von Arbeitslosen beleidigt oder bedroht werden und das kommt häufiger vor als sie denken.
Also bitte nicht allen Boshaftigkeit vorwerfen, nur weil sie offensichtlich schlechte Erfahrungen gesammelt haben.
P.S.: „Diese Art der Sozialhilfe ist nur eine moderne Art des Holocaust, nichts weiter.“
Hallo? Geht´s auch ne Nummer kleiner?
@ anonym von 14:02 Uhr: Wenn ich schon lese "Hilflosigkeit der Politik", dann ist jeglicher Ansatz von Diskussion erledigt. Sie ist also hilflos, sie ist Opfer. Aha. Weil ICH schlechte Erfahrungen gemacht habe! Aha! Ich bin ein Einzelfall. Ich kann nur sagen, Tschüss, oller Relativist.
Im regelmäßigen Intervall einen neuen Sachbearbeiter oder Fallmanager vor die Nase gesetzt zu bekommen, ist für Hartz IV-Berechtigte nicht selten
Vertretungen kommen natürlich vor, aber "regelmäßig"... ist eigtl ein Zeichen, daß was faul läuft - nicht das inzw übliche "faul", sondern gg die internen Richtlinien.
der Fallmanager (nicht verwechseln mit dem Leistungs-Zuständigen) richtet sich eigtl nach dem 1. Buchstaben/Nachname. Dabei gibt es aber (mind., afaik) 2 Kategorien: a) für "normale" Fälle; b) für "(befristet) nicht vermittelbare".
Sollte man die Kat. wechseln, kriegt man natürlich einen andern - aber wenn nicht & regelmäßig, wie gesagt ... gibt natürlich die Möglichkeit, daß das regional anders geregelt wird - wäre aber neu für mich.
...wie auch immer: auch daß die Spielregeln dem "Kunden" sowieso kaum Chancen lassen, hält die ARGEn nicht davon ab, gern mal zu "pfuschen" - trotzdem kann ich jedem nur raten - die eig. Rechte prüfen, sich nix bieten lassen & bei jeder Gelegenheit wenigstens Widerspruch einlegen.
ist selten so aussichtslos wie's aussieht - und oft spekuliert die ARGE nur darauf, daß daß das nicht passiert.
@ Anonym 7. Juli 2013 14:02
"Na ja... Ich finde sie lehnen sich mit ihrem Artikel aber sehr weit aus dem Fenster!"
Tut er nicht.
"P.S.: „Diese Art der Sozialhilfe ist nur eine moderne Art des Holocaust, nichts weiter.“
Hallo? Geht´s auch ne Nummer kleiner?"
Fragen Sie genau DAS doch bitte mal die Hartz IV-Faschisten!
Kommentar veröffentlichen