Das Märchen von Rose Joads Titten
Mittwoch, 3. Juli 2013
Wenn es erst mal allen schlechter gehe, dann würde die soziale Frage wieder mit mehr Nachdruck beantwortet. So hört man das als Alltagsweisheit recht häufig. Und genau das ist Unfug. Denn wenn wir mehrheitlich in Not und Armut rutschen, dann ist es für Veränderungen zu spät.
Erst kürzlich impfte mich so ein Kerl mit dieser These. Merklich gehe es allen schlechter, sagte er. Aber in Deutschland geschähe nichts, weil die Situation a) immer noch nicht schlecht genug sei und b) immer noch zu wenig Menschen litten. Massenweise Leid sei nämlich der Motor der Hilfsbereitschaft und letztlich der Treibstoff für soziale Veränderungen. Die Armut, die sich in die Mitte der Gesellschaft schleicht, würde demnach eine soziale Dynamik entwickeln. Wenn Armut ein Massenphänomen wird, dann wachen die Menschen endlich auf.
Ich musste sofort ganz unwillkürlich an die Brüste von Rose Joad denken. Die hatte in John Steinbecks Roman "Früchte des Zorns" eine Totgeburt. Das war wenig verwunderlich, denn Rose war ein Martyrium widerfahren. Sie war die Tochter einer Farmerfamilie, die in den Vereinigten Staaten der Depressionsjahre nach Kalifornien aufbrach, um dort ihr Glück zu machen. Doch es erwartete sie nur Hunger und Misstrauen; sie verlor Angehörige und ihr Mann lief ihr davon. Letztlich kam ihr Kind tot zu Welt und was ihr davon blieb war ein kümmerlicher Milcheinschuss. In einer Hütte suchten die Joads Obdach und fanden darin einen Jungen und seinen Vater. Beide waren ausgehungert - der Mann jedoch so sehr, dass er dem Tode nahe war. Ihm etwas zu essen zu geben, war nicht möglich, sie hatten ja selbst nichts. Rose aber setzt sich zu ihm, bettet den Kopf des Mannes auf ihre Brust, fummelt sich die Brustwarze aus der Bluse und gibt ihm die Milch, die eigentlich für ihr Kind bestimmt war.
Nun war Steinbeck ein Schriftsteller mit sozialromantischen Hang. Er liebte es, die Menschlichkeit ins tiefste Jammertal zu verfrachten. "Früchte des Zorns" endet mit dieser Szene und Steinbeck drückte damit aus, dass die menschliche Hilfsbereitschaft unendlich ist. In seinem gesamten Werk sind viele seiner Charaktere unbeschreiblich arm, aber immer auch kollegial und edelmütig. Realist war Steinbeck nur in der Szenerie, in die er seine Romane ansiedelte; die Charaktereigenschaften seiner Figuren waren hingegen fast immer idealisiert. Das ist das Recht des Künstlers - eine Kopie der Wirklichkeit muss er nicht abliefern. Manchmal ist es nur eine Abstraktion der Realität. Aber realistisch betrachtet ist die Armut kein sehr nährreicher Boden, um ebendiese Armut zu stillen. Jorge Semprún hat diese Erkenntnis einst wesentlich realistischer gezeichnet - ich schrieb darüber vor gut zwei Jahren.
In die Gedanken zu Roses Brüsten, mischten sich Berichte, die ich über die Slums und Favelas gesehen hatte. Ich konnte mir eine Rose Joad dort nicht vorstellen. Aber ich hörte von Egoismus, von Gewalt und dem Recht des Stärkeren. Und ich nehme daher an, dass im wirklichen Leben die Armut keine Grundlage ist, um der Armut an den Kragen zu wollen. Von welcher Substanz soll der Einsatz gegen die Armut und der Kampf für mehr materielle Gleichstellung auch herkommen? Von welcher Energie soll man Kraft abzwacken?
Nee, Kumpel, habe ich geantwortet. Nee, wenn es uns allen schlechter geht, dann gibt es nur eine Wahrheit. Nämlich die: Dann geht es uns einfach allen schlechter. Und nichts, aber auch gar nichts, deutet darauf hin, dass es dann besser werden könnte.
Ich nehme nicht an, dass der Typ besonders viel von Hegel gelesen hatte. Gut, Hegel ist ja auch so gut wie unlesbar. Wer dem gesagt hat, er könne schreiben ... aber das ist eine andere Geschichte. Trotzdem argumentierte er quasihegelianisch. Bemühte des Philosophen Welterklärungsmuster namens List der Vernunft, also den Niedergang als Trick der Geschichte, um eine nächste Entwicklungsstufe zu erklimmen. Erst der Niedergang durch Massenarmut und dann der Aufschwung zur Teilhabe: Wenn das mal nicht so eine Vernunftslist sein soll!
Natürlich klingt das irgendwie auch logisch, was der Kerl da meinte. Und das meinen ja viele Menschen, nicht nur er. Sie wissen freilich auch, dass sie von den Reichen nichts zu erwarten haben. Die Reichen werden sicherlich nicht der Motor der sozialen Frage sein. Und das sehe ich nicht anders. Milliardäre werden sicherlich nicht gegen die Armut anrennen, denn das könnte bedeuten, dass sie schon bald keine Milliardäre mehr sind. Einen solchen Einsatz gibt die Ideologie des Reichtums nicht her. Nur wahr ist auch: Wer im täglichen Überlebenskampf steckt, zwischen der fragenden Ungewissheit, morgen überhaupt etwas zum Essen zu haben und der Furcht, ab nächsten Monat ohne Dach über dem Kopf zu sein, der hat andere Probleme als die soziale Frage. Wenn einem die eigene Existenz fraglich wird, werden abstrakte Fragen ausgeblendet.
Insofern ist die Verarmung auf Massenbasis nicht der Motor zu Verbesserung, sondern eine Abwärtsspirale, schafft ein immer egoistischeres Gemeinwesen, in dem die Armen nicht aufeinander blicken, sondern sich argwöhnisch beäugen. Die Not im KZ, so beschreibt es ja auch der oben genannte Semprún, hat nicht Solidarisierung der Notleidenden bewirkt, sondern einen Überlebenskampf untereinander entfacht. Und wer das Werk Bukowskis kennt, der hat eine konkrete Vorstellung davon, wie in der Unterschicht getreten und gekratzt wird, um irgendwie über die Runden zu kommen.
Rettende Titten, wie jene von Rose, sind ein Märchen. Es gibt sie in Romanen - sonst nirgends. Reiche Gestalten haben sich milchspendende Ammen geleistet, sieche Bischöfe ließen sich säugen. Aber nie hat die Armut der Armut eine Amme gegeben. Edle Armut ist ein Ammenmärchen.
Ich habe das dem Kerl zu erklären versucht. Seine logische Frage war: Wer denn sonst? Der Plattner vielleicht oder der Hopp? Ich antwortete sinngemäß, dass es eigentlich Aufgabe wehrhafter Demokraten aus der Mitte der ganzen Substanz wäre. Aber die ist ideologisch so eingespannt in einen ökonomischen Biologismus, der lehrt, dass der Starke sich damit rechtfertige, dass er wirtschaftlich aufblüht und der Schwache schwach sei, weil er arm ist, dass auch dieses eigentlich natürliche Segment gesellschaftlicher Dynamikanschiebung ausscheidet. Der Kerl sagte Aha, drehte sich um und ging weg.
Die edle Armut, die die Armut säugt? |
Ich musste sofort ganz unwillkürlich an die Brüste von Rose Joad denken. Die hatte in John Steinbecks Roman "Früchte des Zorns" eine Totgeburt. Das war wenig verwunderlich, denn Rose war ein Martyrium widerfahren. Sie war die Tochter einer Farmerfamilie, die in den Vereinigten Staaten der Depressionsjahre nach Kalifornien aufbrach, um dort ihr Glück zu machen. Doch es erwartete sie nur Hunger und Misstrauen; sie verlor Angehörige und ihr Mann lief ihr davon. Letztlich kam ihr Kind tot zu Welt und was ihr davon blieb war ein kümmerlicher Milcheinschuss. In einer Hütte suchten die Joads Obdach und fanden darin einen Jungen und seinen Vater. Beide waren ausgehungert - der Mann jedoch so sehr, dass er dem Tode nahe war. Ihm etwas zu essen zu geben, war nicht möglich, sie hatten ja selbst nichts. Rose aber setzt sich zu ihm, bettet den Kopf des Mannes auf ihre Brust, fummelt sich die Brustwarze aus der Bluse und gibt ihm die Milch, die eigentlich für ihr Kind bestimmt war.
Nun war Steinbeck ein Schriftsteller mit sozialromantischen Hang. Er liebte es, die Menschlichkeit ins tiefste Jammertal zu verfrachten. "Früchte des Zorns" endet mit dieser Szene und Steinbeck drückte damit aus, dass die menschliche Hilfsbereitschaft unendlich ist. In seinem gesamten Werk sind viele seiner Charaktere unbeschreiblich arm, aber immer auch kollegial und edelmütig. Realist war Steinbeck nur in der Szenerie, in die er seine Romane ansiedelte; die Charaktereigenschaften seiner Figuren waren hingegen fast immer idealisiert. Das ist das Recht des Künstlers - eine Kopie der Wirklichkeit muss er nicht abliefern. Manchmal ist es nur eine Abstraktion der Realität. Aber realistisch betrachtet ist die Armut kein sehr nährreicher Boden, um ebendiese Armut zu stillen. Jorge Semprún hat diese Erkenntnis einst wesentlich realistischer gezeichnet - ich schrieb darüber vor gut zwei Jahren.
In die Gedanken zu Roses Brüsten, mischten sich Berichte, die ich über die Slums und Favelas gesehen hatte. Ich konnte mir eine Rose Joad dort nicht vorstellen. Aber ich hörte von Egoismus, von Gewalt und dem Recht des Stärkeren. Und ich nehme daher an, dass im wirklichen Leben die Armut keine Grundlage ist, um der Armut an den Kragen zu wollen. Von welcher Substanz soll der Einsatz gegen die Armut und der Kampf für mehr materielle Gleichstellung auch herkommen? Von welcher Energie soll man Kraft abzwacken?
Nee, Kumpel, habe ich geantwortet. Nee, wenn es uns allen schlechter geht, dann gibt es nur eine Wahrheit. Nämlich die: Dann geht es uns einfach allen schlechter. Und nichts, aber auch gar nichts, deutet darauf hin, dass es dann besser werden könnte.
Ich nehme nicht an, dass der Typ besonders viel von Hegel gelesen hatte. Gut, Hegel ist ja auch so gut wie unlesbar. Wer dem gesagt hat, er könne schreiben ... aber das ist eine andere Geschichte. Trotzdem argumentierte er quasihegelianisch. Bemühte des Philosophen Welterklärungsmuster namens List der Vernunft, also den Niedergang als Trick der Geschichte, um eine nächste Entwicklungsstufe zu erklimmen. Erst der Niedergang durch Massenarmut und dann der Aufschwung zur Teilhabe: Wenn das mal nicht so eine Vernunftslist sein soll!
Natürlich klingt das irgendwie auch logisch, was der Kerl da meinte. Und das meinen ja viele Menschen, nicht nur er. Sie wissen freilich auch, dass sie von den Reichen nichts zu erwarten haben. Die Reichen werden sicherlich nicht der Motor der sozialen Frage sein. Und das sehe ich nicht anders. Milliardäre werden sicherlich nicht gegen die Armut anrennen, denn das könnte bedeuten, dass sie schon bald keine Milliardäre mehr sind. Einen solchen Einsatz gibt die Ideologie des Reichtums nicht her. Nur wahr ist auch: Wer im täglichen Überlebenskampf steckt, zwischen der fragenden Ungewissheit, morgen überhaupt etwas zum Essen zu haben und der Furcht, ab nächsten Monat ohne Dach über dem Kopf zu sein, der hat andere Probleme als die soziale Frage. Wenn einem die eigene Existenz fraglich wird, werden abstrakte Fragen ausgeblendet.
Insofern ist die Verarmung auf Massenbasis nicht der Motor zu Verbesserung, sondern eine Abwärtsspirale, schafft ein immer egoistischeres Gemeinwesen, in dem die Armen nicht aufeinander blicken, sondern sich argwöhnisch beäugen. Die Not im KZ, so beschreibt es ja auch der oben genannte Semprún, hat nicht Solidarisierung der Notleidenden bewirkt, sondern einen Überlebenskampf untereinander entfacht. Und wer das Werk Bukowskis kennt, der hat eine konkrete Vorstellung davon, wie in der Unterschicht getreten und gekratzt wird, um irgendwie über die Runden zu kommen.
Rettende Titten, wie jene von Rose, sind ein Märchen. Es gibt sie in Romanen - sonst nirgends. Reiche Gestalten haben sich milchspendende Ammen geleistet, sieche Bischöfe ließen sich säugen. Aber nie hat die Armut der Armut eine Amme gegeben. Edle Armut ist ein Ammenmärchen.
Ich habe das dem Kerl zu erklären versucht. Seine logische Frage war: Wer denn sonst? Der Plattner vielleicht oder der Hopp? Ich antwortete sinngemäß, dass es eigentlich Aufgabe wehrhafter Demokraten aus der Mitte der ganzen Substanz wäre. Aber die ist ideologisch so eingespannt in einen ökonomischen Biologismus, der lehrt, dass der Starke sich damit rechtfertige, dass er wirtschaftlich aufblüht und der Schwache schwach sei, weil er arm ist, dass auch dieses eigentlich natürliche Segment gesellschaftlicher Dynamikanschiebung ausscheidet. Der Kerl sagte Aha, drehte sich um und ging weg.
10 Kommentare:
Ich gebe dir insofern Recht als das Impulse zur Überwindung der Armut nicht von den Armen sebst kommen aber nach deiner These hätten wir schon vor Jahrtausenden Stillstand gehabt sobald sich eine Gesellschaft in Arm und Reich dividiert hat.
Das Bestreben die sozialen Zustände in einer Gesellschaft zu ändern geht meines Erachtens sehr wohl von Einzelpersonen einer gebildeten Oberschicht aus.
Das mit Änderung der sozialen zwangsläufig auch eine Änderung der ökonomischen Zustände einhergeht ist denke ich zwangsläufig und den Initiatoren des sozialen Wechsels eventuell nicht bewusst oder wird nicht in seiner Tragweite bedacht.
Vielleicht verstehe ich die Intention der Aussage nicht, aber nach meiner Meinung müsste es statt
" ... Biologismus, der lehrt, dass der Starke sich damit rechtfertige, dass er wirtschaftlich aufblüht und der Schwache schwach sei, weil er arm ist ... "
heißen:
" ... Biologismus, der lehrt, dass der Starke sich damit rechtfertige, dass er wirtschaftlich aufblüht und der Arme arm sei, weil er schwach ist ... "
Die Argumentation erscheint logisch.
Materielle Not kann zur Solidarität führen, wenn sie nicht schon den Punkt erreicht hat, wo es um die nackte Existenz geht und zu einem Massenphänomen geworden ist. Dann ist wohl eher der Weg in die Barberei vorgezeichnet.
Wie sich das weiter entwickelt , für mich auch eine Frage der politischen Reife einer Gesellschaft.
Die Bereitschaft der Wohlhabenden für soziale Veränderungen könnte dann enstehen, wenn diese selbst unter den bestehenden Bedingungen nicht mehr leben kann wie bisher, die ökonomische Basis nicht mehr tragfähig ist und ihnen selbst der Absturz ins Elend droht.
Die bewusste In-Notsetzung der Menschen als Resultat einer Ökonomie, die an ihre Grenzen stösst kann nicht beliebig fortgesetzt werden. Die gesellschaftlichen Ressourcen können auf Dauer nicht in die Armutsverwaltung verschwendet werden ohne dass das System selbst kollabiert.
Also wird eine Veränderung kommen müssen. Von wem die dann ausgeht bleibt offen.
Sobald ein Gesellschaftsgefüge an den Rändern erodiert bzw. sich unübersehbar aufzulösen beginnt, und in Massenverelendung zu münden droht, werden sich die vitalsten der Betroffenen diesem Prozess, nicht zuletzt aus Eigeninteresse, entgegenzustemmen suchen.
Protest, zeitweiliges Chaos oder Anarchie sind in "modernen" Zeiten allerdings nur Übergangsphasen, die mittels organisierter Gewalt (z.B. Eurogentfor) niedergeschlagen und kleingehalten werden.
Die Majorität der anwachsenden Masse der Verarmten, mit Almosen abgespeist-durch Entertainment, Infotainment, Wartainment und Edutainment abgelenkt und verdummt-verfällt in Resignation, Lethargie und Apathie, weil sie die Ursachen und Verursacher ihrer Lage, ihrer Wut und Verzweifelung allenfalls schemenhaft wahrnimmt und ihr subjektives Gefühl ihnen vermittelt, diesen alternativlos ausgeliefert zu sein.
Diesem "Zwangs-Biotop" ist inhärend, das sich über die Zeit zwangsläufig destruktive Verhaltensnormen herausbilden. Denn:"Erst kommt das Fressen, dann die Moral"
Die Dynamik, die diese Prozesse signifikant umkehren könnte, erwächst nicht unmittelbar aus dem Massenelend selbst.
Die Bedingungen und Voraussetzungen werden perfider- und schauerlicherweise von jenen geschaffen,die, verantwortlich für rigorosen Sozialabbau ("profit over people"), einen neuerlichen kapitalen Nutzen in einer Abänderung der "Spielregeln" sehen bzw. erwarten.
Eine "Lösung" der sozialen Frage ohne brutale Gewalt auf der Straße erscheint mir zunehmend unwahrscheinlich, weil die politischen Funktionseliten, die vielleicht noch etwas an den Zuständen ändern könnten, überwiegend selber vom großen Geld korrumpiert sind. (Zumindest kann ich deren Handeln nicht anders verstehen.)
Falls es zu dieser "Gewalt auf der Straße" kommen sollte, wird sie sich jedoch leider gegen die Erreichbaren und mithin gegen die Falschen richten, weil die wahren Verursacher der Massenarmut gegen jede derartige Gewalt gewappnet sein werden.
Allerdings sehe ich für Deutschland selbst diese "Gefahr" einer revolutionären Bewegung noch lange nicht bis gar nicht. Zu sehr ist das Denken der Menschen in feudalen Denkmustern befangen.
Du schreibst:
"Die Not im KZ, so beschreibt es ja auch der oben genannte Semprún, hat nicht Solidarisierung der Notleidenden bewirkt, sondern einen Überlebenskampf untereinander entfacht."
Das stimmt und stimmt nicht. Es gibt sehr viele Berichte von KZ-Häftlingen, die sich unter Lebensgefahr geholfen haben. Lies als Beispiel mal "Nackt unter Wölfen" Das gleiche gilt für Elends-Siedlungen in der 3. Welt - auf der einen Seite Gewalt, auf der anderen Seite Solidarität.
Es gibt sie wirklich, die Rose Joad, vielfach sogar.
Gruß aus BÄrlin
Beter Zenker
ANMERKER MEINT:
Auch ich halte nichts von der These, den Menschen gehe es noch nicht dreckig genug. Wenn dem so wäre, müsste es schon an allen Ecken und Enden brennen: Die Arbeitsverdichtung, die ja in ungeheurem Maße zugenommen hat und noch zunimmt, wurde und wird hingenommen, weil die meisten ihr Heil im Egoismus suchen. Gelebte Solidarität hat es schwer in einer Zeit, in der die "Muttiwolke" alle einwattiert. Dennoch: Aufklärung hilft weiter, denn wir können nicht wissen, wann die "kritische Masse" erreicht sein wird. In der Türkei z.B. war es die Zubetonierung der Stadt Istanbul, die Anlass gab, wohlgemerkt Anlass nicht Ursache für die Explosion dort.In unseren Gesellschaften scheint es noch viel Abfederungsmöglichkeiten seitens der Herrschenden zu geben. Was aber, wenn die Stellschrauben an einer Stelle, und wer will die Stelle schon kennen, überdreht werden: Dann wird aus der lethargischen Masse eine aktive und dann bedarf es der Lenkungsaktivitäten. Darauf müssen wir uns vorbereiten, auch wenn es noch lange dauern kann ... wer weiß.
MEINT ANMERKER
"Von Deutschem Boden wird niemals eine Revolution ausgehen, da das Betreten des Rasens verboten ist."
Was ich in meinem Beitrag habe vergessen zu erwähnen.
Gesellschaftliche Veränderung muss nicht zur Konsequenz eine gesellschaftliche Veränderung im Sinne einer emanzipatorischen Veränderung zu tun haben.
Sie kann sich aus einem gesellschaftlichen Erfahrungsschatz, aus den bisher bewährten Lösungsmöglichkeiten der Vergangenheit schöpfen. Dazu: Nicht alles war schlecht, was die Nazis gemacht haben.
Das würde dann bedeuten, eine Mehrheit der Menschen gibt ihre Fähigkeit zu Denken, an irgendwelche Erlöser ab.
Mit den Folgen, die wir aus allen bisherigen Faschismen kennen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich
Geschichte wiederholt. Nicht linear, sondern auf der Höhe der Zeit der Entwicklung ihrer Produktivkräfte.
"Rettende Titten, wie jene von Rose, sind ein Märchen."
Das sind Märchen für die Reichen, die solche Geschichten auch gerne glauben. Denn es beruhigt das Gewissen ungemein, dass es solche Menschen gibt während Madame Hopp ihr Geld verprasst.
Und aus der Armut große gesellschaftliche Veränderungen erwachsen ist ein Lehrstück neoliberaler faschistoider Propaganda. Denn wer Arm ist und nicht für eine neue Gesellschaft kämpft, ist einfach nur zu faul! Wie immer!
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