Passt euch endlich an!

Samstag, 27. Juli 2013

Ein Kommentar von Ernesto Elizondo*.

Aber nein, liebe Bildzeitung, niemand will die Deutschen von Mallorca drängeln. Wer sich anpasst und integriert, der ist auch weiterhin auf Mallorca willkommen. Die Mallorquiner sind auch weiterhin gastfreundlich gegenüber denen, die sich benehmen.

Die mallorquinische Leitkultur sieht einfach nicht vor, dass Party ein Dauerzustand sein soll. Wer dort sein will, der sollte sich nicht in eine partyeske Parallelgesellschaft verabschieden, sondern Respekt vor den Gastgebern haben. Integration braucht nicht nur Sangría, sondern die Bereitschaft, die Werte der spanischen Verfassung zu achten. Und in der steht eben nicht, dass das Leben auf spanischen Inseln ein einziges Besäufnis sein soll.

Wer an spanischen Stränden feiert, der muss wissen, dass er auf dem Boden des spanischen und mallorquinischen Wertekanons steht.

Es kann doch nicht sein, dass die Mallorquiner nur als Gastgeber gut genug sein dürfen, während sich die Deutschen dort nicht anpassen wollen. Manche Deutsche sprechen nicht mal ein einziges spanisches Wort, obwohl sie seit Jahren mehrmals im Jahr auf Mallorca sind. Es gibt deutsche Kneipen, deutsche Läden und deutsche Bäcker. Wer krank wird, sucht einen deutschen Arzt auf. Mallorca überfremdet zwischen Komasaufen und Feinripp.

Voll daneben nennt ihr es, dass man die Deutschen rausdrängeln will. Voll daneben ist aber, dass unter Sonnenschirmen auf spanischen Boden verächtliche Reden gegen Spanier geschwungen werden. Müssen die Mallorquiner sich Hassprediger gefallen lassen? Witze über spanischen Zungenschlag und Siesta, über Krise und Faulheit? Woher kommt nur dieser Spanierhass?

Und wo ist da der Respekt, wenn ihr aus einem Heilbad (Balneario) ein verballhorntes Ballermann macht? Schweinefleischfresser aus dem Mund türkischer Jugendlicher fandet ihr doch auch respektlos. Und wenn wir schon dabei sind: Es heißt nicht Malle oder Malorga.

Nicht alle Deutschen sind so. Einige sind wirklich um Integration bemüht, bestellen auf Spanisch ihre Surhaxe und ziehen sich sogar ein Unterhemd an, wenn sie die Kathedrale von Palma betreten. Das wissen wir zu schätzen. Das ist ein Anfang. Aber Spanischkurse für deutsche Finca-Besitzer müssen schon sein. Das ist keine Gängelei, sondern dient der Erleichterung des Miteinanders.

Hier wird niemand rausgedrängelt, aber wer nach Mallorca kommt, muss sich anpassen. Das verlangt schon die Fairness.

* Prof. Ernesto Elizondo war nie Gründungsintendant des Deutschlandradios.



5 Kommentare:

Tyne Schneider 27. Juli 2013 um 08:17  

Die Deutschen tun sich schwer in ihrem Land, andere Kulturen und ihre Gebräuche zu respektieren!
Schleppen ihre aber überall mit hin und das mit Platz - Hirsch Manier!
Ich lebe seit fast zwanzig Jahren auf Ibiza und die deutsche Grillwurst Mentalität hat man im Keim erstickt! Allerdings ist auch vieles kommerziell, allerdings im internationalen Rahmen, der auch nicht zu befürworten ist! In der Saison sieht die Insel aus wie eine riesige Müllhalde, überall liegt vor allem Plastik Müll herum, aber niemand ist es gewesen!

Sledgehammer 27. Juli 2013 um 08:43  

Das Grundproblem bei der "Eroberung fremder Welten" ist, dass der Mensch - hier eine entsprechend konditionierte Spezies des Teutonen - wo immer es ihn hinzieht, er sich selbst mitnimmt.
Findet er zudem ein "Biotop" vor, das ihm ein "Heimspiel" suggeriert, lässt er jeden Respekt bzw. "Kinderstube" vermissen, suhlt sich in einer bestimmten Erwartungshaltung; es interessiert ihn schlichtweg nicht, welches Bild er von sich bei den "Eingeborenen" zeichnet, da er sich unter Gleichgesinnten bewegt.
Appelle, so berechtigt sie sind, zielen fatalerweise in eine geistig-moralische Einöde.

Anonym 27. Juli 2013 um 18:24  

Ich muss hier bedauerlicherweise sagen, dass viele Deutsche der Ansicht sind, die Welt muesse halt noch immer am deutschen Wesen genesen.
Ich schreibe aus Lateinamerika. Ich lebe hier seit 20 Jahren und erlebe hier wie dreist und arrogant viele Deutsche die Latinos belehren wollen, wie man zu leben hat.
Integration? Das ist fuer viele hier ein Fremdwort. Aber in Deutschland wird nach Integration der Auslaender geschrien, waehrend die gleichen "Landsleute" es im Ausland ablehnen sich anzupassen oder gar einzugliedern.
Mitlerweile habe ich fast nur noch Abscheu vor diesen Deutschen, die weder davor zurueck schrecken, die einheimische Kultur ins Laecherliche zu ziehen und die Ureinwohner, die Indios, herrenmenschlich zu beleidigen.



Anonym 31. Juli 2013 um 14:40  

Hallo,

ich habe einfach mal in Gedanken von "Deutsche auf Mallorca" auf "Ausländer in Deutschland" geschaltet. Ja, der Appell ist richtig: Benehmen soll man sich überall! Egal, welchen Paß man hat und auf welchem Flecken Erde man sich bewegt.

Komischerweise benehmen gerade die, die lauthals Integration für Ausländer im eigenen Land fordern, sich im Ausland wie die sprichwörtliche Axt im Wald. Und das gilt nicht nur für Deutsche, sondern für jede Sorte "Massentourist", die sich in Biotopen bewegen, in denen die eigene Sprache gesprochen wird. Egal, ob es sich dabei um Deutsche, Engländer, Russen, Japaner oder andere Nationalitäten handelt.

Ich bin viel in der Welt rumgekommen, auch abseits der Touristenpfade und erlaube mir einfach diese Einschätzung über den "homo massentouristensis" ;-)

Gruß
Mada

flavo 5. August 2013 um 09:58  

Ich meide im Urlaub alle Orte, wo Deutsche sich befinden. Ich kenne den deutschen Touristen gut genug, nicht von Malorga, es gibt auch andere feriale Außenstationen der Deutschen. Daher meide ich ihn wo es geht.

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