Eine faszinierende neue Aufgabe
Dienstag, 13. Juli 2010
Für einen leidenschaftlichen Journalisten, so teilt Steffen Seibert mit, sei das eine ganz unerwartete, faszinierende neue Aufgabe. Gemeint war damit sein neuer Posten, den er ab Mitte August antreten wird: den als Regierungssprecher. Vom Anchorman des heute-journal direkt ins Bundespresseamt! Eine faszinierende neue Aufgabe für ihn, den leidenschaftlichen Journalisten. Für einen also, der von Berufs wegen kritisch sein, objektiv recherchieren und berichten soll, der Neutralität verstrahlen müsste - und ausgerechnet für Nachrichtensprecher ist so eine neutrale Mimik existenziell erforderlich. Fortgesetzt dasselbe Mienenspiel, ob nun von Eisbären aus dem Zoo oder dem Massensterben kongolesischer Kinder berichtet wird. Das ist journalistisches Handwerkszeug - sei der Journalist auch noch so windig, ein neutraler Anstrich gleicht Vieles aus.
Seibert verkauft uns sein neues Engagement als faszinierende neue Aufgabe eines leidenschaftlichen Journalisten - seine Stelle als Pressesprecher ist, so könnte man es jedenfalls ausdeuten, in etwa ein erweitertes Aufgabenfeld seines Berufes, ein beruflicher Aufstieg quasi. Fast so, als habe er in der Abendschule die dafür notwendige Qualifikation erworben, nachher noch ein wenig Glück gehabt, um die dazugehörige Stelle einzuheimsen. Der Posten des Regierungssprechers als beruflicher Aufstieg des Journalisten! Gleich einem Dreher oder Fräser, der in Kursen erlernte, computergesteuerte Maschinen zu bedienen und der dann, ausgerüstet mit dieser neuen Kompetenz, an einen CNC-Automaten wechselt. Ins Bundespresseamt hinüberzugehen, so will uns Seibert begreiflich machen, ist nur eine mögliche Option des leidenschaftlichen, aber auch lernwilligen, aufstiegsversessenen Journalisten.
Dass aber jenes Amt gar keine Spielwiese für Journalisten sein kann, weil das Ideal, das kleine Einmaleins des Journalismus dort nicht mehr waltet, die Neutralität nämlich, die Objektivität und die kritische Recherche, spricht Seibert in einem Anflug von Paradoxie dennoch an. Er wolle mit aller Kraft helfen, sagt er, die Politik der Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Merkel, den Bürgern zu vermitteln. Denn es sei eine Politik, die die richtigen Schwerpunkte setze, um unserem Land in diesen schwierigen Jahren eine gute Zukunft zu sichern. Die Gabe des nichtssagenden Sagens beherrscht er freilich schon ganz gut - der Abendkurs trägt Früchte. Aber dennoch sagt uns diese Stellungnahme viel, auch wenn sie zuerst nach gar nichts klingt: der leidenschaftliche Journalist ist von den Grundsätzlichkeiten seiner Profession weit entfernt. Er ist nicht neutral, nicht kritisch, nicht objektiv - er ist parteiisch, gutgläubig, subjektiv: er ist das personifizierte Verlautbarungsorgan seines Dienstherrn. Er erzählt, was die Regierung von ihn erwartet; er tut kund, was man ihm aufschreibt; er vermittelt Vordiktiertes - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Seibert will uns mit seiner Stellungnahme weismachen, dass sein Wechsel ins Bundespresseamt, so was wie ein berufliches Fortkommen darstellt, den nächsten Schritt auf der typischen Karriereleiter eines Journalisten. Dass er dabei den Beruf aufgibt, dass der Abendkurs eher eine Umschulungsmaßnahme war, überspielt er geschickt, erstickt er im Wust inhaltsarmer Sätze. Es ist eben nicht die faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten - es ist die Berufsaufgabe eines Journalisten, der seine Berufsleidenschaft schon lange verloren hat, daher ganz offiziös zum Propagandisten umlernen möchte. So wie sein Vorgänger, nach absolvierter Berufserfahrung als Propagandist der Regierung, nun die Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks übernimmt, wird auch Seibert irgendwann einmal ins Nachrichtenwesen zurückkehren: wie man ihm dann Objektivität abkaufen will, wenn er dann die Pläne seiner ehemaligen Auftraggeber in Kameras ausstreut, mag man sich derzeit gar nicht vorstellen.
Wo Journalisten, und seien sie vormals auch noch so regierungsfreundlich gewesen, zu Propagandisten werden - und das ganz ohne sich vor der Öffentlichkeit zu schämen, ohne einen Rest von Alibi vorzuschieben -, da ist die unaufdringliche Berlusconisierung der Gesellschaft zum Tagesordnungspunkt erklärt worden. So macht man modernen Staat - man verschmiert Massenmedien mit Politik, vermengt Politik mit Massenmedien und am Ende bestreiten ausgebildete Agitatoren das letzte bisschen Journalismus, das man behalten hat, damit das Etikett oder Schildchen mit Aufdruck "freiheitlich-demokratische Gesellschaft" auch weiterhin angebracht bleiben kann...
Seibert verkauft uns sein neues Engagement als faszinierende neue Aufgabe eines leidenschaftlichen Journalisten - seine Stelle als Pressesprecher ist, so könnte man es jedenfalls ausdeuten, in etwa ein erweitertes Aufgabenfeld seines Berufes, ein beruflicher Aufstieg quasi. Fast so, als habe er in der Abendschule die dafür notwendige Qualifikation erworben, nachher noch ein wenig Glück gehabt, um die dazugehörige Stelle einzuheimsen. Der Posten des Regierungssprechers als beruflicher Aufstieg des Journalisten! Gleich einem Dreher oder Fräser, der in Kursen erlernte, computergesteuerte Maschinen zu bedienen und der dann, ausgerüstet mit dieser neuen Kompetenz, an einen CNC-Automaten wechselt. Ins Bundespresseamt hinüberzugehen, so will uns Seibert begreiflich machen, ist nur eine mögliche Option des leidenschaftlichen, aber auch lernwilligen, aufstiegsversessenen Journalisten.
Dass aber jenes Amt gar keine Spielwiese für Journalisten sein kann, weil das Ideal, das kleine Einmaleins des Journalismus dort nicht mehr waltet, die Neutralität nämlich, die Objektivität und die kritische Recherche, spricht Seibert in einem Anflug von Paradoxie dennoch an. Er wolle mit aller Kraft helfen, sagt er, die Politik der Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Merkel, den Bürgern zu vermitteln. Denn es sei eine Politik, die die richtigen Schwerpunkte setze, um unserem Land in diesen schwierigen Jahren eine gute Zukunft zu sichern. Die Gabe des nichtssagenden Sagens beherrscht er freilich schon ganz gut - der Abendkurs trägt Früchte. Aber dennoch sagt uns diese Stellungnahme viel, auch wenn sie zuerst nach gar nichts klingt: der leidenschaftliche Journalist ist von den Grundsätzlichkeiten seiner Profession weit entfernt. Er ist nicht neutral, nicht kritisch, nicht objektiv - er ist parteiisch, gutgläubig, subjektiv: er ist das personifizierte Verlautbarungsorgan seines Dienstherrn. Er erzählt, was die Regierung von ihn erwartet; er tut kund, was man ihm aufschreibt; er vermittelt Vordiktiertes - das ist nicht journalistisch: das ist propagandistisch!
Seibert will uns mit seiner Stellungnahme weismachen, dass sein Wechsel ins Bundespresseamt, so was wie ein berufliches Fortkommen darstellt, den nächsten Schritt auf der typischen Karriereleiter eines Journalisten. Dass er dabei den Beruf aufgibt, dass der Abendkurs eher eine Umschulungsmaßnahme war, überspielt er geschickt, erstickt er im Wust inhaltsarmer Sätze. Es ist eben nicht die faszinierende neue Aufgabe für einen leidenschaftlichen Journalisten - es ist die Berufsaufgabe eines Journalisten, der seine Berufsleidenschaft schon lange verloren hat, daher ganz offiziös zum Propagandisten umlernen möchte. So wie sein Vorgänger, nach absolvierter Berufserfahrung als Propagandist der Regierung, nun die Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks übernimmt, wird auch Seibert irgendwann einmal ins Nachrichtenwesen zurückkehren: wie man ihm dann Objektivität abkaufen will, wenn er dann die Pläne seiner ehemaligen Auftraggeber in Kameras ausstreut, mag man sich derzeit gar nicht vorstellen.
Wo Journalisten, und seien sie vormals auch noch so regierungsfreundlich gewesen, zu Propagandisten werden - und das ganz ohne sich vor der Öffentlichkeit zu schämen, ohne einen Rest von Alibi vorzuschieben -, da ist die unaufdringliche Berlusconisierung der Gesellschaft zum Tagesordnungspunkt erklärt worden. So macht man modernen Staat - man verschmiert Massenmedien mit Politik, vermengt Politik mit Massenmedien und am Ende bestreiten ausgebildete Agitatoren das letzte bisschen Journalismus, das man behalten hat, damit das Etikett oder Schildchen mit Aufdruck "freiheitlich-demokratische Gesellschaft" auch weiterhin angebracht bleiben kann...
24 Kommentare:
dieses mal muss ich dir leider widersprechen. oft genug hast du hier festgestellt, daß der mainstreamjournalist auftragsschreiber seines dienstherrn, anzeigenkunden, der insm oder der allparteiendiktatur ist und auf recherche sowie andere veraltete journalistische tugenden locker verzichtet. unser? oder merkels neuer sprecher macht also genau das weiter, was er bisher auch gemacht hat. lügen und desinformieren, nur der dienstherr hat gewechselt.
"Du! Ich bin ab morgen Pressesprecher!"
"Und was mußt Du da so machen?"
"Aus Schei..e Gold."
@ landbewohner
Ich spreche ja auch vom Ideal des Journalismus, wie es ja innerhalb des Journalismus gerne noch postuliert wird - dass es nicht gelebt wird, ist eine ganz andere Sache.
Mich macht das auch extrem zornig. Wobei - "Propagandistisch" usw. hin oder her - es muss solche Leute halt auch geben, daran ist per se nix ehrenrühriges. Nur, wie im Blogartikel ja auch angesprochen - mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun, und es wirft natürlich auch einen gewaltigen Schatten auf seine bisherigen Tätigkeiten. Brender, Willhelm, Seibert - die Liste wird länger, und Fr. Merkel übertritt immer öfter eine unsichtbare Linie, so schamlos haben das die Kanzler vor ihr nicht getan (höchstens versucht, aber wenigstens nicht so offensichtlich)
Ja, es ist momentan wirklich ekelhaft mit anzuschauen, wie zwischen Regierungssprecher und (in der Theorie) staatsfernem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hin- und hergewechselt wird.
Beide Wechsel zeigen wieder einmal eindrucksvoll, wie weit die politische Einflussnahme dort geht. Seibert, den man offenbar so weit auf Linie weiß, dass man ihn problemlos von seinen derzeitigen Aufgaben abberufen und als Regierungssprecher einsetzen kann und Wilhelm, den man völlig ungeniert vom Regierungssprecher zum Intendanten des BR macht.
Bösartig ausgedrückt: Offenbar scheint zwischen der Tätigkeit beim ÖR-Rundfunk und der Tätigkeit als Regierungssprecher kein großer Unterschied zu bestehen, so dass derartige Wechsel ohne größere Reibungsverluste möglich sind.
Andererseits kann man auch wieder froh sein, dass Seibert nun weg ist - es besteht so die (wenn auch äußerst geringe) Chance, dass vielleicht jemand mit Haltung nachkommt. Denn egal welcher politischen Strömung man nahe steht: Ein Wechsel zum Pressesprecher und damit eigentlich zum "Feind" des Journalisten, ist in jedem Fall ein Armutszeugnis.
Ich find die Angelegenheit Seibert und Willhelm durchaus hilfreich um zumindest den ein oder anderen aufzuwecken. Die Objektivität der Medien egal ob Print oder Elektronisch egal ob ÖR oder Privat existiert eigentlich so nicht. Dies wird durch diese Personalien aufgezeigt.
Mit etwas "Glück" könnten wir das noch verstärken. Sollte Herr Bundesgesundheitsminister zurücktreten (was ich nicht glaube) könnte man ihn doch gleich mit einem Manger aus der Pharaindustrie ersetzetzen, Wirtschaftsminister Brüderle könnte auch durch einen Vertreter aus einem der diversen Industrieverände ersetzt werden und Frau Arbeitsminsterin durch einen Vertreter der Arbeitgeber. Verkaufen würde ich das dann mit dem Motto wirtschaftlicher Sachverstand in die Politik.
Nix für ungut.
@10:14 Ja, durchaus Hilfreich, schon richtig. Jedoch: auf der anderen Seite beunruhigt es mich eben wie Koch, Merkel etc. sich neuerdings einen Sch***dreck um die öffentliche Meinung scheren und trotzdem derartige Entscheidungen durchdrücken.
Es ist ganz offensichtlich völlig in Vergessenheit geraten, welche Funktion und welche Bezeichnung "Journalismus" hat.
Medien/Journalismus wird als die "Vierte Gewalt" bezeichnet. Sie sollen Verwerfungen, Korruption, Lügen u.ä. in Gesellschaft, Wirtschaft und/oder Politik aufdecken und somit als Korrektiv wirksam werden.
Ein Journalist, der zuvor/nachher als PR-Mann eines Wirtschaftsunternehmens arbeitet, ist da genauso wenig glaubwürdig, wie ein Journalist, der in die/aus der Politik wechselt.
Glaubt irgendjemand, ein zukünftiger Regierungssprecher Seibert oder ein ehemaliger Regierungssprecher Wilhelm hätten jemals eine Watergate-Affäre aufgedeckt? Stattdessen würden sie diese eher totschweigen oder der Bevölkerung mit blumigen Worten "nur besser verkaufen".
Naja, genau das sagen uns die Politiker ja auch immer wieder: Man hätte eigentlich nur seine Politik besser verkaufen müssen. Die Schein-Demokratie erreicht ihren Höhepunkt.
Lieber Roberto, auch wenn du vorsichtiger Weise von einem Ideal journalistischer Tätigkeit ausgehst, woran du ja nach deinen eigenen Worten - zumindest bei den "System-Journalisten" - nicht mal selbst glaubst, was macht es dann für einen Unterschied, wo solch ein Propaganda-Büttel, solch ein moderner HOFBERICHTERSTATTER unter welchem Herrn "Meinungsmache"(Albrecht Müller", Desinformation, Unterschlagungen von Informationen, pur Stimmungsmache für oder gegen etwas (siehe nur Situation in Griechenland, Spanien etc.deren hiesige mediale "Aufbereitung"!) betreibt?
Wo immer diese Gestalten auftauchen, ihre Fratzen und Worthülsen präsentieren, innenpolitisch neoliberale, außenpolitisch imperialistische Propaganda-Gülle verspritzen, man sollte sie eigentlich mit Ignoranz, Verachtung, Achselzucken, Abwinken abstrafen.
Wenn wir aber mal unseren Blick von diesen Pseudo- "Journalisten" abwenden, welche diesen Beruf eigentlich nur noch beschmutzen und verhöhnen und ihn den vielen freien Journalisten, vielen unabhängigen Publizisten zuwenden, so besteht doch noch Hoffnung, ist das Ideal eines wirklich objektiven Journalismus keinesfalls tot.
Der Unterschied ist doch, ob man ein bezahlter gekaufter Tintenkuli bzw. Bauchredner/Propagandist der Herrschenden und Mächtigen ist oder auf eigene Verantwortung, auf eigenes finanzielles Risiko seine Informationen und Überzeugungen der Öffentlichkeit präsentiert, zur Diskussion stellt.
Und nur in diesem Sinne möchte ich deinem Beitrag zustimmen.
MfG Bakunin
Wie Friedrich Küppersbusch in der taz von gestern feststellt:
"Journalisten sollen nicht Sprecher werden, tun sie es doch, waren sie womöglich nie Journalisten."
Warum die verschiedenen "anonyms" hier auf die Regierung schimpfen, und dass "eine Linie überschritten wurde", erstaunt mich.
Die Regierung hat jemanden GEFRAGT, der passabel aussieht, Glaubwürdigkeit ausstrahlt und den man kennt. Dieser Jemand hat dann zugesagt. Ich sehe da nichts Unmoralisches seitens der Regierung.
Den Artikel finde ich sehr treffend. Herr Seibert sollte sich ab sofort nicht mehr Journalist nennen, wobei der Beruf des Pressesprechers per se nichts Schlechtes ist. Greenpeace, Amnesty International, etc. haben auch welche. Aber auch diese dürfen nur das sagen, was im Interesse ihrer Arbeitgeber ist.
Sorry, das ist ein bissl dick aufgetragen. Deutschland ist von der Berlusconisierung so weit entfernt wie kein anderes Land in Europa (sage ich aus österreichischer Sicht).
Ja klar, PR-Leute sind die natürlichen Feinde des Journalisten. Aber genau darum ist Seibert ein idealer Kandidat. Weil er seine Feinde so gut kennt.
Und letztlich ist allen klar, dass ein Regierungssprecher nicht unparteiische Information, sondern Propaganda verlautbart.
Seibert diesen Karriereschritt vorzuwerfen ist sehr moralinsauer und bigott. Er nimmt eine neue Rolle an u mit ihr eine neue Rollenethik, die der journalistischen entgegengesetzt ist. Und?
Vielleicht muss er sich in seiner neuen Rolle weniger verbiegen als in der bisherigen, die von ihm "Objektivität" verlangte. Vielleicht kann er nun authentischer seine persönlichen, politischen Überzeugungen artikulieren?
Sorry, das ist ein bissl dick aufgetragen. Deutschland ist von der Berlusconisierung so weit entfernt wie kein anderes Land in Europa (sage ich aus österreichischer Sicht).
Ja klar, PR-Leute sind die natürlichen Feinde des Journalisten. Aber genau darum ist Seibert ein idealer Kandidat. Weil er seine Feinde so gut kennt.
Und letztlich ist allen klar, dass ein Regierungssprecher nicht unparteiische Information, sondern Propaganda verlautbart.
Seibert diesen Karriereschritt vorzuwerfen ist sehr moralinsauer und bigott. Er nimmt eine neue Rolle an u mit ihr eine neue Rollenethik, die der journalistischen entgegengesetzt ist. Und?
Vielleicht muss er sich in seiner neuen Rolle weniger verbiegen als in der bisherigen, die von ihm "Objektivität" verlangte. Vielleicht kann er nun authentischer seine persönlichen, politischen Überzeugungen artikulieren?
Durchaus richtig, aber leider eine vergleichsweise unkritische Analyse des Umstands, daß der öffentlich-rechtliche pseudoJournalismus der GEZ-Mafia inzwischen sogar zum Ausbildungs-Camp für Propagandasprecher verkommen ist, deren willigste Mitläufer später mit Intendanz-Posten belohnt werden. Die Stasi hatte das nicht anders gemacht, und entsprechender Kritik von Nikolaus Brender war leider nur Fritz Pleitgen beigesprungen. Solchen Journalismus könnte Springer auch allein, und dafür bräuchte die GEZ keine 7 Milliarden Euro Rundfunkgebühren zu kassieren.
Kann sich noch jemand an Walter Boenisch erinnern? Oder diesen "edlen" Typen, dessen Name mir entfleucht ist und der die sozialliberale Koalition eine Zeit lang verkauft hat?
Wie man sieht, so was hat Tradition.
Ich glaube, Du bringst da etwas durcheinander. Es war Peter Boenisch, der Mann, der den springerschen Gossenjournmalismus in Bild und Bams etablierte und dann dankbar von Kohl 1983 zum Regierungssprecher im Range eines Staatssekretärs "berufen" wurde. Letztendlich ein journalistischer Steigbügelhalter Kohls, der ihm sein Engagement dankte.
Oder er meinte Klaus Bölling: "Zwischen 1969 und 1973 leitete er das ARD-Studio in Washington, D.C., 1973 bis 1974 war er Intendant von Radio Bremen. Bölling wurde 1974 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt Regierungssprecher und Leiter des Bundespresseamtes." (wikipedia)
Nur mal nachgefragt: Wie ist denn Herr Seibert an diese Position gelangt? Soweit ich weiss, muss eine derartige Stelle ausgeschrieben werden, damit ein ordentliches Bewerberverfahren initalisiert werden kann. (So wie bei Herrn Niebel zum Beispiel: http://www.vsz.bund.de/cln_092/nn_381116/SharedDocs/Stellenausschreibungen/040__HoehererDienst/BMZ__03__2010__300510.html)
War das bei Herrn Seibert und den anderen Bewerbern so? Falls ja - ist alles in Ordnung (finden konnte ich darüber leider nichts, wohl nicht richtig gesucht). Falls nein ...?
Zu eurer Information, hier....
http://linkszeitung.de/
MfG Bakunin
Der DREHTÜREFEKT...
...leider gaaanz normaler Zustand in Deutschland. Gewaltenteilung, Interessenskonflikte, das war gestern. Heute kann ein Kontrolleur (z.B. in einer Aktiengesellschaft) locker zum Kontrollierten und umgekehrt werden, der Brandstifter zum Feuerwehrmann und...
...ein "Journalist" zum PR-Mann.
Glückwunsch Herr Seibert ;-)
Banana Joe (Bürger der Bananenrepublik Deutschland)
Nachtrag: BÖCKE ZU GÄRTNERN
Das ist in Deutschland mittlerweile völlig normal!
Banana Joe
Ein Journalist ist ein Meinungseunuche, dem seine Auflage völlig egal ist? Nie dabei, die ihm bekannte Sicht der Wahrheit zu verbreiten?
Journalisten sind nur echte Journalisten, wenn sie puren Enthüllungsjournalismus betreiben?
Na ganz so glänzend ist das Gold, aus dem Journalisten geschnitzt werden, auch nicht. Und so ist das, was ein Pressesprecher macht, nicht viel anders als das, was ein Journalist macht: Er verbreitet eine möglichst sachlich fundierte Sicht der Dinge.
Vielleicht ändern sich einige wenige Sachgründe (aus "das bringt keine Auflage" wird "das bringt keine Wählerstimmen"), aber viel mehr Unterschiede sehe ich nicht.
@ Tom Stein: "Er verbreitet eine möglichst sachlich fundierte Sicht der Dinge."
;-) Der war gut.
Auch wenn der Journalist inzwischen sehr häufig zur Hure des Wirtschaftsunternehmens "Zeitung", "Fernsehen", "Radio" o.ä. verkommen ist, so sollte er eigentlich immer noch den ethischen Grundsatz der unabhängigen und kritischen Berichterstattung haben.
Ein PR-Mensch, auch ein Regierungs-Sprecher, hat nur die Aufgabe, die Arbeit seines jeweiligen Auftraggebers öffentlich so positiv wie möglich zu verkaufen. Sogar ganz offiziell.
Und noch einmal. Eine Regierung hat überhaupt nicht die Aufgabe, der Bevölkerung die Folgen ihrer (schlechten) Politik so gut wie möglich zu "verkaufen". Die Folgen dieser Politik spürt es tagtäglich am eigenen Leib. Da braucht es niemanden, der ihnen dies mit blumigen Worten beschönigt.
Genau aber das macht die Politik seit geraumer Zeit. Entweder höchstpersönlich in eigener Person und durch ihre Beauftragten, auch die der Regierungssprecher.
Eigenhofberichterstattung...
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