Erstmals im Halbfinale
Freitag, 9. Juli 2010
oder: wie der ohnehin schlechte Sportjournalismus nun auch noch verlernt, Sportstatistiken heranzuziehen.
Was zu Spaniens Halbfinaleinzug zu vernehmen war, klang wie aus einem Kugelschreiber entflossen: Da schrieb FAZ.NET, dass die Spanier "nach dem ersten Erreichen eines WM-Halbfinales" nun auch noch ins Finale vordringen möchten; zuvor hatte Spiegel Online schon erklärt, gewönne Spanien gegen Paraguay, "zöge Spanien erstmals in ein Halbfinale einer Weltmeisterschaft ein". Mühevoll sei die spanische Elf "erstmals in ein WM-Halbfinale" vorgestoßen, konstatierte Focus Online. Und Bild.de wusste seinen Lesern dienliche WM-Sprüche zu servieren, damit man als WM-Neuling (als Ahnungsloser also) mitreden könne: "Für die Spanier ist das Halbfinale was ganz Neues! Zum ersten Mal überhaupt stehen sie bei einer WM im Halbfinale." Taz.de indes lobt Trainer del Bosque, denn "unter seiner Ägide" habe Spanien es "erstmals in ein WM-Halbfinale geschafft". Ein spätes Siegtor brachte "Spanien erstmals in ein WM-Halbfinale", wusste auch ARD.de zu berichten. Da durften die Kollegen aus Mainz nicht nachstehen, sprachen ebenso vom "ersten Halbfinaleinzug bei einer WM" - RTL schloss sich solidarisch an, Geschichte sei geschrieben worden, durch dieses "erste Halbfinale überhaupt".
Soviel Einigkeit, soviel Gleichklang - sowenig journalistisches Geschick! Der erste Halbfinaleinzug Spaniens? Nein! Oder treffender gesagt: Jein! In einem klassischen Halbfinale, nach K.-o.-Schema, standen die Iberer tatsächlich noch nie - aber an einer Runde der letzten vier Mannschaften, und nichts anderes ist ja ein Halbfinale, durfte man schon mal teilnehmen. Das war damals, als Brasilien seine bis dahin weißen Trikots ablegte, weil die Seleção sensationell den Titel im eigenen Land gegen Uruguay verspielte - die beschmutzte Reinheit sollte fortan durch Gelb und Blau ersetzt werden. Das ist lange her, sechzig Jahre schon. Es gab damals kein K.-o.-System, stattdessen trafen die letzten vier Mannschaften in einem Rundenturnier aufeinander, in der Spanien hinter Uruguay, Brasilien und Schweden Vierter wurde. Derart jungfräulich ist der Halbfinaleinzug der Selección also nicht gewesen - man stand schon einmal unter den letzten vier Teams. Dass man diese Finalrunde damals nicht Semifinale hieß, ist bestenfalls eine terminologische Problematik.
Oder doch nicht nur? Denn es hat den Anschein, dass es alleine genügt, die Runde der letzten Vier anders zu taufen und schon bekommt sie ihren Finalcharakter aberkannt. Denn wahr wäre überdies nämlich auch: diese Finalrunde ist mehr als ein Halbfinale gewesen - es war eben, wie der Name schon sagt, eine finale Runde - ein Finale im Gruppenmodus gestrickt. Fragt sich denn kein Journalist, kein Sportreporter, warum denn Spanien in den Fußball-Almanachen als WM-Vierter 1950 geführt werden kann, wenn man denn noch nie das Halbfinale, geschweige denn das Finale erreicht hat? Das müßte doch stutzig machen! Und dass diese Ungereimtheit einem Berichterstatter nicht auffällt, das wäre verzeihlich - aber allen? Schreiben denn alle nur noch voneinander ab? Keine selbstgeschmiedeten Gedanken mehr? Kein Nachblättern in Chroniken und Jahrbüchern? Kein sportstatistisches Basiswissen, dass zumindest grundsätzliche Ergebnisse im Kopf vorrätig hält?
Scheinbar nicht, denn sonst hätte man merken müssen, dass die Spanier sogar schon mal im Finale standen - in einem Finale, das unter den verbliebenen vier Teams ausgespielt wurde. Man hätte ja schreiben können, dass man unter die letzten vier Mannschaften eingezogen ist, so wie 1950 auch, nur dass damals noch kein K.-o.-System angesetzt war und man deshalb nun zum erstenmal an einem Halbfinale aktueller Machart teilnimmt. Vielleicht in etwa so, wie es Zeit Online praktiziert hat, als sie berichtete, dass beide Geschichte schreiben wollten, "Paraguay, das noch nie in das Halbfinale einer Weltmeisterschaft eingezogen war, ebenso wie Spanien, dem diese Ehre zuletzt vor 60 Jahren widerfahren war". In der Zeit-Redaktion steht er wahrscheinlich noch, der gute alte Kicker Fußball-Almanach.
Wobei, auch der Kicker ist nicht mehr das, was er mal war, denn durch das späte Tor David Villas gegen Paraguay, so wusste er seinen Lesern zu berichten, stehe "La Roja" damit erstmals in einem WM-Halbfinale"...
Was zu Spaniens Halbfinaleinzug zu vernehmen war, klang wie aus einem Kugelschreiber entflossen: Da schrieb FAZ.NET, dass die Spanier "nach dem ersten Erreichen eines WM-Halbfinales" nun auch noch ins Finale vordringen möchten; zuvor hatte Spiegel Online schon erklärt, gewönne Spanien gegen Paraguay, "zöge Spanien erstmals in ein Halbfinale einer Weltmeisterschaft ein". Mühevoll sei die spanische Elf "erstmals in ein WM-Halbfinale" vorgestoßen, konstatierte Focus Online. Und Bild.de wusste seinen Lesern dienliche WM-Sprüche zu servieren, damit man als WM-Neuling (als Ahnungsloser also) mitreden könne: "Für die Spanier ist das Halbfinale was ganz Neues! Zum ersten Mal überhaupt stehen sie bei einer WM im Halbfinale." Taz.de indes lobt Trainer del Bosque, denn "unter seiner Ägide" habe Spanien es "erstmals in ein WM-Halbfinale geschafft". Ein spätes Siegtor brachte "Spanien erstmals in ein WM-Halbfinale", wusste auch ARD.de zu berichten. Da durften die Kollegen aus Mainz nicht nachstehen, sprachen ebenso vom "ersten Halbfinaleinzug bei einer WM" - RTL schloss sich solidarisch an, Geschichte sei geschrieben worden, durch dieses "erste Halbfinale überhaupt".
Soviel Einigkeit, soviel Gleichklang - sowenig journalistisches Geschick! Der erste Halbfinaleinzug Spaniens? Nein! Oder treffender gesagt: Jein! In einem klassischen Halbfinale, nach K.-o.-Schema, standen die Iberer tatsächlich noch nie - aber an einer Runde der letzten vier Mannschaften, und nichts anderes ist ja ein Halbfinale, durfte man schon mal teilnehmen. Das war damals, als Brasilien seine bis dahin weißen Trikots ablegte, weil die Seleção sensationell den Titel im eigenen Land gegen Uruguay verspielte - die beschmutzte Reinheit sollte fortan durch Gelb und Blau ersetzt werden. Das ist lange her, sechzig Jahre schon. Es gab damals kein K.-o.-System, stattdessen trafen die letzten vier Mannschaften in einem Rundenturnier aufeinander, in der Spanien hinter Uruguay, Brasilien und Schweden Vierter wurde. Derart jungfräulich ist der Halbfinaleinzug der Selección also nicht gewesen - man stand schon einmal unter den letzten vier Teams. Dass man diese Finalrunde damals nicht Semifinale hieß, ist bestenfalls eine terminologische Problematik.
Oder doch nicht nur? Denn es hat den Anschein, dass es alleine genügt, die Runde der letzten Vier anders zu taufen und schon bekommt sie ihren Finalcharakter aberkannt. Denn wahr wäre überdies nämlich auch: diese Finalrunde ist mehr als ein Halbfinale gewesen - es war eben, wie der Name schon sagt, eine finale Runde - ein Finale im Gruppenmodus gestrickt. Fragt sich denn kein Journalist, kein Sportreporter, warum denn Spanien in den Fußball-Almanachen als WM-Vierter 1950 geführt werden kann, wenn man denn noch nie das Halbfinale, geschweige denn das Finale erreicht hat? Das müßte doch stutzig machen! Und dass diese Ungereimtheit einem Berichterstatter nicht auffällt, das wäre verzeihlich - aber allen? Schreiben denn alle nur noch voneinander ab? Keine selbstgeschmiedeten Gedanken mehr? Kein Nachblättern in Chroniken und Jahrbüchern? Kein sportstatistisches Basiswissen, dass zumindest grundsätzliche Ergebnisse im Kopf vorrätig hält?
Scheinbar nicht, denn sonst hätte man merken müssen, dass die Spanier sogar schon mal im Finale standen - in einem Finale, das unter den verbliebenen vier Teams ausgespielt wurde. Man hätte ja schreiben können, dass man unter die letzten vier Mannschaften eingezogen ist, so wie 1950 auch, nur dass damals noch kein K.-o.-System angesetzt war und man deshalb nun zum erstenmal an einem Halbfinale aktueller Machart teilnimmt. Vielleicht in etwa so, wie es Zeit Online praktiziert hat, als sie berichtete, dass beide Geschichte schreiben wollten, "Paraguay, das noch nie in das Halbfinale einer Weltmeisterschaft eingezogen war, ebenso wie Spanien, dem diese Ehre zuletzt vor 60 Jahren widerfahren war". In der Zeit-Redaktion steht er wahrscheinlich noch, der gute alte Kicker Fußball-Almanach.
Wobei, auch der Kicker ist nicht mehr das, was er mal war, denn durch das späte Tor David Villas gegen Paraguay, so wusste er seinen Lesern zu berichten, stehe "La Roja" damit erstmals in einem WM-Halbfinale"...
25 Kommentare:
Ein Turnier ohne K.O.-Runde hat auch kein Halbfinale. Bei einem solchen Turnier zieht also auch niemand in ein solches ein.
Vertreten Sie auch die Meinung Leverkusen hätte letztes Jahr wieder das Bundesliga-Halbfinale erreicht?
Man kann an der Berichterstattung zur WM und am allgemeinen Zustand des deutschen Sportjournalismus sicherlich viel kritisieren, aber die hier kritisierten Formulierungen sind korrekt. Man hätte sicherlich auf den vierten Platz von damals verweisen können, aber ein Muss ist das nicht. Die Zeit hingegen lag mit ihrer Formulierung daneben.
Die Begriffe "Halbfinale" und "Finale" beziehen sich definitiv auf das K.O.-System und nicht auf eine ausgespielte Gruppenphase.
Schön zu wissen, dass Spanien mal in einer WM-entscheidenden Gruppenphase einer Endurnde spielen durfte - sie durften trotzdem noch nie an einem Halbfinale teilnehmen.
Das als mangelnde Recherche für Nachrichtendienste zu verkaufen steht in meinen Augen auf wackligen Beinen.
Denn eine ausgespielte Gruppenphase mit 3 Spielen für jede Mannschaft (wenn ich recht entsinne) ist nicht gleichzusetzen mit einem K.O.-System wo jedes Spiel eine ganz andere Gewichtung bezüglich der Möglichkeiten zum Titelgewinn hat.
Nur, weil vier Teams in einer Gruppe stehen ist es ja noch lange kein Halbfinale - denn, wie Du Dich selber wiederlegst, war es ja sogar eigentlich das Finale ;)
Die Bundesliga hat nichts mit der WM zu tun - und die Modi eines Turniers sind verschieden. Finali waren oder sind beides - nun so zu tun, als habe Spanien noch nie Finale oder Halbfinale erreicht, suggeriert etwas Falsches. Man war in einer Runde der letzten Vier, was letztlich sogar Finalcharakter hatte - das zu unterschlagen ist journalistischer Murks.
lesen, er schreibt ja "Der erste Halbfinaleinzug Spaniens? Nein! Oder treffender gesagt: Jein! In einem klassischen Halbfinale, nach K.-o.-Schema, standen die Iberer tatsächlich noch nie - aber an einer Runde der letzten vier Mannschaften, und nichts anderes ist ja ein Halbfinale, durfte man schon mal teilnehmen."
wer lesen kann hat vorteile
Weiß nicht, wer jetzt mehr Korinthen kackt, aber eine Runde der letzten 4 ist halt nicht gleich Halbfinale. Dass die Zeitungen da trotzdem nicht gut recherchiert haben, hin oder her.
Ich glaube, du attestierst anderen eine terminologische Problematik, während du selber ein Problem damit hast.
Denn wenn ich noch 3 Spiele zu absolvieren hab, ist das wohl sicher kein Halbfinale. Alles eine Frage der Interpretation des Begriffes, der sich ja aus _halb_ und _finale_ zusammensetzt. Und mit 3 Spielen habe ich dann 3 Halbfinals? 3 Hälften.
Die Begriffe sind halt nicht eineindeutig. Sondern nur eindeutig. Ein Halbfinale ist immer die Runde der letzten Vier, aber die Runde der letzten Vier muss noch kein Halbfinale sein. In einem Turnier ohne K.O.-System gibt es kein Halbfinale, denn es gibt ja auch kein Finale.
Wir denken uns immer großartige Begriffe aus und werfen damit umher, nur um alles bombastischer erscheinen zu lassen, aber letztendlich lässt sich mir beim besten Willen da kein Skandal oder mangelndes Wissen erkennen, höchstens ein aufgebauschter Beitrag von jemanden, der wohl selbst noch nie in einem Turnier mit Halbfinale oder Runde der besten Vier/Fünf/Sechs war.
Aber um noch mehr auf die Kacke zu hauen: Der Duden sagt, dass das Halbfinale die Vorletzte Runde in einem sportlichen Wettbewerb ist. Jetzt wenden wir mal die Logik aus dem Beitrag an: Finalrunde = Finale = Runde der letzten Vier. Das heißt, es waren damals noch viel mehr Mannschaften im Halbfinale, da damit ja die Runde vor den letzten Vier gemeint ist. Oder ist damit das vorletzte Spiel der Spanier gemeint? Oder das vorletzte Spiel insgesamt?
Durch dieses Begriffs-Mumbo-Jumbo den Medien einen Vorwurf zu machen, halte ich einfach nur für übertrieben und populistisch. Klar hätte man nachforschen sollen, dass Spanien mal Vierter war, aber sich deswegen am Begriff "Halbfinale" aufzuhängen.. tzz...
Habe ich mir auch gedacht, die haben mal wieder nicht sauber rtecherchiert. Ich erinnere mich, war da 8 Jahre alt,.
Es geht hier um die Sauberkeit journalistischer Arbeit - und die ist einfach nicht gewährleistet, wenn man lapidar berichtet, ohne genauer auf die Umstände einzugehen.
Ich sehe in der zitierten Berichterstattung absolut kein Problem. Die Aussage, dass Spanien noch nie in im Halbfinale einer WM war ist richtig. Punkt. Die Tatsache, dass Spanien einmal an einer Finalrunde der letzten vier Mannschaften teilgenommen hat, ist eine interessante Information, die man - je nach genauem Kontext - noch zusätzlich geben könnte oder sollte, aber mit Sicherheit nicht muss. Die "Sauberkeit journalistischer Arbeit" bleibt meines Erachtens trotz das Weglassen in den meisten Fällen gewährleistet.
Falsch ist hingegen der zitierte Zeit-Online Artikel.
da hat der eine schon recht. wer lesen kann ist klar im vorteil. lapuente schreibt es richtig. korintenscheisser sind die commenters hier.
Vergesst doch einfach dieses unsäglich blöde Statistik-Geschätz unserer oft so blöden Fußball-Kommentatoren.
Wer hat wann gegen wen wie oft bei einem Länderspiel, in einem Viertelfinale, Halbfinale, Finale gewonnen, bei einem Elf- Meter Schießen verloren, gewomnnen....?
Mich ödet dieses Gelaber WÄHREND Spielen einfach nur an!
JEDES Spiel, JEDES Turnier hat seine eigene Dynanik, seinen eigenen "Geist", ist prinzipiell immer offen.
Wirklich JEDER vernünftige Mensch kann es bei einen Blick auf die Fußball-Turniere der vergangenen Jahrzehnte erkennen, könnte es, wenn er es nur wollte.
Was bezwecken diese journalistischen Maulhelden eigentlich WIRKLICH bei diesem ewigen Statistik Geschwätz und vielen anderen blödsinnigen Kommentaren? Erwartungen, Emotionen schüren, aufputschen, die Leute an die Magie von Zahlen glauben lassen, ganz einfach: Stimmungsmache!
Bei jeden Spiel zählt allein das Potential einer Manschaft und ihre daraus resultierende Leistung oder auch Nicht-Leistung bei einem aktuellen Spiel.
Und ist es nicht gerade diese fast prinzipielle Unvorhersagbarkeit von Spielen, von sportlichen Leistungen ganz allgemein, die diese immer wieder zu so spannenden Ereignissen machen?
Lebt nicht gerade auch von dieser Unvorhersagbarkeit jenseits aller Zahlen-Mystik, aller Zahlen-Kaffeesatzleserei eine ganze Wettindustrie?
Auch beim Sport gilt: Möglichst größe Indifferenz gegenüber den journalistischen Propaganda-Bütteln, im schlimmsten Fall: Ton leise schalten!
Es ginge natürlich auch anders, anständiger, fairer, gegenüber allen Teilnehmern von Wettbewerbern RESPEKTVOLLER: Heinz-Florian Oertel, Sportkommentator des einstigen DDR-Fernsehens....
Erinnert sich hier noch jemand an ihn???
Sportliche Grüße von
Bakunin
Oh verflixt! Das hatte auch ich nicht mehr auf "dem Schirm"! Auch ich bin dem allgemeinen "erstes WM-Halbfinale für Spanien" auf den Leim gegangen. Denn, da gehe ich mit Roberto konform, steht heute, aufgrund des aktuellen Modus, WM-Halbfinale gleichbedeutend mit "die besten vier Mannschaften der Welt".
Dass auch dies u.U. nicht richtig sein könnte, wenn die zweitbeste Mannschaft schon im Achtelfinale gegen die weltbeste ausgeschieden wäre, ist für mich ebenfalls Korinthenkackerei. Sachlich zwar richtig, aber der Modus ist nunmal so.
Es geht doch darum, dass man suggeriert hat, Spananien ;-) hätte noch nie unter den besten 4 Teams der Welt gestanden. Und das hatte sich nun auch bei mir so eingebrannt. Früher hätte ich es zwar mal besser gewusst, als mir die ganzen alten WM-Statistiken noch vor Augen standen. Aber das ist nun auch schon ein paar Tage her.
Deshalb, Danke für die Aufklärung.
Egal, ob nun Halbfinale oder die Runde der besten Vier. Es gibt auf jeden Fall einen neuen Weltmeister. Und das finde ich allemal schön, wenn es mal jemand anderes wird als immer einer der "üblichen Verdächtigen".
Ganz(ganz) eindeutig im Sinne der mathematischen Logik u n d de.wikipedia-, also korinthenklackerfest:
Eine spanische Mannschaft wurde am 7. Juli 2010 erstmals FIFA-Finalist, vulgo: einzog zum ersten Mal ins FIFA-Endspiel.
Der angebliche ganz(ganz)deutsche Quallischurn, lieber De Lapuente, wär doch viel wesentlicher an viel Wesentlicherem vorzuführen ... oder nicht?
Gruß H.
Ich denke auch, dass da einige Korinthen zu viel verhandelt werden. Halbfinale ist eben Halbfinale, und 1950 gab es eine Finalrunde.
Das werden auch einige Journalisten so geschrieben haben, bin ich mir ziemlich sicher. Im hier kritisierten SpOn habe ich selbst nach dem Viertelfinale gedichtet:
Die Spanier mögen selten überzeugt haben bei dieser Weltmeisterschaft. Aber sie haben schon jetzt einen historischen Erfolg errungen. Kaum zu glauben, Spanien steht zum ersten Mal in einem WM-Halbfinale. „Das ist ein großer Moment für den Fußball unseres Landes“, erklärte Trainer Vicente Del Bosque staatstragend nach dem 1:0 im Viertelfinale gegen Paraguay. Man habe Geschichte geschrieben. Einmal zwar schafften es Spanier schon unter die ersten Vier, doch damals, 1950 in Brasilien, wurde keine K.o.-Runde ausgetragen, sondern der Weltmeister in Gruppenspielen ermittelt: Spanien spielte Remis gegen Weltmeister Uruguay, verlor gegen Schweden und Brasilien – und wurde Vierter. Das wäre den Spaniern, dem besten Team der vergangenen vier Jahre, diesmal zu wenig.
Die Formulierung "erstes Halbfinale" ohne weitere Nennung der Finalrundenbeteiligung von 1950 impliziert für den Leser, das Spanien noch nie unter den ersten 4 einer WM war und ist daher so unzulässig.
Zu sagen, dass Spanien 1950 in einem Halbfinale war ist es ebenso, denn es impliziert, denn das geben die Fakten aufgrund des anderen Modus einfach nicht her.
Wie schnell doch eine rege Diskussion in Lauf kommt, wenn es um der "Deutschen liebstes Kind", den Fussball geht. Handelt es sich nicht eher darum, sich zu fragen, was will der Verfasser bzw. Verbreiter einer Nachricht mit dieser Nachricht bewirken? Das ist jedenfalls das, was mein Deutschlehrer mir mit auf den Weg gegeben hat. Und das ist für mich der einzige Blickwinkel, unter dem ich all die Nachrichten aus Absurdistan,die täglich durch die Medien wabern, betrachten mag.
"Die Sauberkeit journalistischer Arbeit"...das ist ein weites Feld...
der sportjournalismus ist der letzte mist. die erwähnen das mit spanien nicht, weil für die 1950 was ist, was mit der heutigen wm nix mehr zu tun hat. wie in deutschland 1974 kein halbfinale gespielt wurde, weil es da zwei finalgruppen gab, da haben die auch gesagt, daß sie ins halbfinale aufgestiegen sind. ich erinnere mich gut. mal ist es halbfiinale und dann wiedre nich.
Toll!
Dann gehen wir doch gleich noch weiter: Wenn das 1950 also im Grunde ein Halbfinale war, dann hatten ja alle Teilnehmer der Endrunde drei Spiele um Platz 3, drei Endspiele und natürlich drei Halbfinalspiele. Ist das nicht großartig?
Und dann wäre es sicher in Ihren Augen korrekter, wenn man schriebe, Spanien stehe zum vierten Mal in einem WM-Endspiel, als wenn man schreibt, Spanien stand noch nie in einem Halbfinale. Denn da 1950 der Vergleich "Jeder gegen Jeden" die Endrunde entschied, war folglich jedes Spiel ein Endspiel, oder?
Nein? Hm. Dann könnten die exakten, auf den Austragungsmodus bezogenen Begrifflichkeiten wohl eventuell doch wichtiger sein als die pure Folgerung "Unter den letzten Vier ist dasselbe wie Halbfinale".
Der Autor schreibt, daß alle voneinander abgeschrieben haben könnten. Man kann die Sache sehen wie man will. Aber das alle dasselbe schreiben, ist doch kein gutes Zeichen für den Journalismus.
Mir ist es völlig schleihaft, wie man hier auch nur zu einem "Jein" kommen kann. 1950 gab es kein Halbfinale, somit kann auch keine Mannschaft am Halbfinale teilgenommen haben, also hat eine Mannschaft, die nur 1950 in der Runde der letzten Vier gestanden hat auch bislang noch an keinem Halbfinale teilgenommen. Und das ist in meinen Augen auch so offensichtlich (außer man gehört zu der Sorte Mensch die gerne etwas schlauer als andere sein wollen), dass man das auch nicht von einander abschreiben muss, sondern ganz allein nachschlagen kann.
Im Gegenteil - hätte jemand geschrieben, dass Spanien erstmal seit 1950 wieder in einem Halbfinale steht, hätte ich innerlich mit dem Kopf geschüttelt.
Aber ich will nicht nur nörgeln. Ich schlage vor wir einigen uns darauf, dass...
"Spanien zum zweiten Mal nach 1950 die Runde der lezten Vier einer WM erreicht hat. Erstmals wurde dabei sogar ein Halbfinale erreicht, da 1950 der Sieger in einer Gruppenphase der letzten vier Mannschaften ermittelt wurde"
Inzwischen steht Spanien ja sogar im Finale - übrigens nicht zum ersten Mal, da man bereits 1950 im Finale vierter wurde ;-)
de lapuente hat recht. punkt.
Machen wir das Ganze doch gleich noch ein wenig komplizierter: Meist wird das letzte Spiel dieser finalen Gruppenphase - Uruguay gewinnt 2:1 gegen Brasilien und stürzt das Land in Taruer etc. - Meist wird dieses Spiel von den Kommentatoren wie genannt? Genau: Finale. Weil es ja auch wie ein Finale gewirkt hat. Die Cleveren setzen noch hinzu "obwohl es gar keine Finale war, sondern..." Was bleibt ist der Eindruck, dass da alles Mögliche vermischt wird und die Terminologie nicht stimmt. Wo aber der Autor recht hat, ist, dass Spanien von den Journalsten gerne aus Denkfaulheit und mangelnder Recherche verweigert wird, jemals unter den letzten Vier der WM gewesen zu sein. Die Formulierung der Zeit ist, wenn man sie wohlwollend interpretiert, korrekt, aber ziemlich schlampig formuliert. Alle anderen haben entweder nicht nachgedacht oder eben falsch abgeschrieben.
Guten Morgen zusammen,
Gehe ich vielleicht richtig in der Annahme, dass Roberto uns lediglich darauf hinweisen wollte, wie leicht es heutzutage ist, durch Gleichschaltung, Meinung zu machen?
Würde man nämlich den anschließenden Diskussionen des Fußballvolkes lauschen und Ihm die Frage stellen, ob denn Die Spanier bei einer WM schonmal unter den letzten Vier seien, was glaubt Ihr, wieviel Prozent diese Frage verneinen würden? Etwa nur Wenige?
@ anonymus von 6:46 Uhr:
Ja, das hast Du richtig erkannt. Und es ist bezeichnend, wie teilweise mit Schaum vorm Mund geantwortet wird - einige Kommentatoren hier mußte ich gar zensieren. Es wird gleichgeschaltet und letztlich wollen die Fanmassen nicht mal darauf hingewiesen werden...
Und das schlagkräftigste "Argument", welches mir auch aus dem Familienkreis stets entgegenschlug bzw. heute noch entgegenschlägt, war und ist "Aber in der BILD-Zeitung hat das und das gestanden und die wissen ja wohl Bescheid!". Da erübrigt(e) sich jegliche weitere Diskussion, denn gegen dieses Argument kam und komme ich einfach nicht an. Da bleibt mir nur immer der Gang zum weinen in den Keller...
HAHA Nur weil Deutschland verloren hat, bildet sich eine Hassgemeinschaft gegenüber Spanien.
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