Unsere Jungs
Donnerstag, 30. Juli 2009
Als die Welt zu Gast bei Freunden war, 2006 war das, da keimte mit hoher Geschwindigkeit ein neuer deutscher Nationalismus auf, der von sogenannten Experten nicht skeptisch begutachtet, sondern als fröhliche Bejahung des Deutschsein interpretiert wurde. Manche glaubten noch, es würde sich um einen Nationalismus aus Jux und Dollerei handeln, der nur in Fußballstadien Obdach finde, außerhalb chancenlos sei. Man schmücke sich lediglich mit Nationalfarben, feuere mit Sportsgeist ausgestattet das eigene Land an, in welchem man den Zufall hatte geboren zu sein, sei der zwölfte Mann "unserer Jungs".
Unsere Jungs stehen nun in Afghanistan. Selbstverständlich nicht Ballack, Lahm oder Podolski (wobei man annehmen kann, dass sie dort bald eine Gala veranstalten werden), es sind andere, uniformierte, manchmal bereits mit Ehrenblech behängte Jungs. Unsere Jungs sind überall tätig, in Fußballstadien, auf den Straßen Frankreichs, bei der Tour de France, bei internationalen Koch-, Mechaniker- oder Friseurwettkämpfen, bei der Formel 1 - und ebenso auf dem Schlachtfeld. Sie sind meist Wettbewerber, diese unsere Jungs. Sie werden als unsere Jungs an den Mann gebracht, damit eine Bindung zum Hörer, Zuseher, Leser entsteht, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, aufgeschwatzte Sympathie. Der Soldat, unser Junge, wird uns somit nahe gebracht, er tötet für uns, stirbt für uns, ist von uns - deshalb sprechen wir liebevoll vermehrt von "unseren Jungs in Afghanistan". Diese Sprechweise häuft sich in den Medien und liest man in den Kommentarbereichen von Online-Medien nach, so finden sich immer mehr Menschen, die nicht unbedingt wohlwollend dem Krieg gegenüberstehen, die sich aber dieser lieblichen Floskel anschließen.
Der angeblich harmlose Nationalismus, der regelmäßig zur Fußballturnierzeit über dieses Land schwappt, hat erste Erfolge gezeitigt. Spielend führt man Kinder an die Ernsthaftigkeit des Lebens heran; spielend leitet man ein Volk zurück auf die ernsten Pfade des Nationalismus. Fragte man vor drei Jahren noch, ob Klinsi unsere Jungs zum Erfolg führen könne, so stellen wir einige kurze Jahre später die Frage, ob wohl Minister Jung unsere Jungs noch erfolgreicher, sprich: präsenter in der Welt, machen könne. Wer kann bei der Übernahme scheinbar harmloser Begrifflichkeiten, die zunächst in der banalen Welt des Sports zuhause waren, nun aber an die Front verfrachtet wurden, noch so naiv tun, als sei der feucht-fröhliche Sportplatz-Nationalismus als harmlose Erscheinung zu werten?
Unsere Jungs! Sie dürfen nun auch auf Flüchtende schießen, in den Rücken schießen, muß man annehmen, sofern die Flüchtenden nicht im Rückwärtsgang das Weite suchen. Die Propaganda läßt die Jungs aber zu Wort kommen, läßt sie jammern, dass der Feind erst lächelt, um dann arglistig in den Rücken zu schießen. Wen kümmert das Paradoxe der Berichterstattung? Weil aus dem Soldaten in der Ferne, der an einem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Krieg teilnimmt, ein netter Junge wurde, ein Junge von uns, muß man über derlei Ungereimtheiten nicht weiter stutzen. Es wird impliziert, man hätte es mit Kerlen zu tun, die für uns im Einsatz sind, für uns bluten - wer da hinterfragt ist ein Nestbeschmutzer, ein ganz mieser Vogel, der an der Heimatfront Dolche wetzt, die er dann hinterrücks ins Fleisch unserer Jungs rammt. Einst, als unsere Jungs noch auf dem Fußballplatz tätig waren, da war der Kritiker des nationalistischen Treibens im schlimmsten Falle eine Spaßbremse - aber wer den behelmten Jungs nicht zujubelt, der bremst nicht nur den Spaß, der bremst uns als Gesellschaft, der muß förmlich Terrorist sein.
Man kann sich das mediale Treiben, das seit geraumer Zeit den Takt der Berichterstattung in Sachen Afghanistan-Einsatz vorgibt, nicht vorstellen, ohne an die Fahnenmeere bei Welt- oder Europameisterschaften zurückzudenken, als das nationalistische Geblödel wieder salonfähig wurde. Es kommt nicht von ungefähr, dass man zu jenen sportlichen Zeiten unseren Jungs zujubelt, nun gleichzeitig aber immer häufiger von unseren Jungs spricht, wenn man Talibanjäger meint. Und gerade jene Kreise, die sich heute als Falken des Krieges hervortun, hatten damals zur Weltmeisterschaft 2006, eine wahre Freude am neuen deutschen Selbstwertgefühl - andere, auch viele einzelne Protagonisten der LINKEN beispielsweise, sahen das Getue eher skeptisch, auf Gefahren hindeutend, die da am Horizont lauern könnten. Diese kritischen Kreise des Fußball-Nationalismus, sind auch heute noch kritisch, sind heute Gegner des Auslandseinsatzes, der Ehrenorden, des Heldenkultes.
Hätten wir wissen können, ahnen müssen, warum sich bestimmte Herrschaften so über des Deutschen Wiederauferstehung, zunächst nur im Stadion, gefreut haben?
Unsere Jungs stehen nun in Afghanistan. Selbstverständlich nicht Ballack, Lahm oder Podolski (wobei man annehmen kann, dass sie dort bald eine Gala veranstalten werden), es sind andere, uniformierte, manchmal bereits mit Ehrenblech behängte Jungs. Unsere Jungs sind überall tätig, in Fußballstadien, auf den Straßen Frankreichs, bei der Tour de France, bei internationalen Koch-, Mechaniker- oder Friseurwettkämpfen, bei der Formel 1 - und ebenso auf dem Schlachtfeld. Sie sind meist Wettbewerber, diese unsere Jungs. Sie werden als unsere Jungs an den Mann gebracht, damit eine Bindung zum Hörer, Zuseher, Leser entsteht, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, aufgeschwatzte Sympathie. Der Soldat, unser Junge, wird uns somit nahe gebracht, er tötet für uns, stirbt für uns, ist von uns - deshalb sprechen wir liebevoll vermehrt von "unseren Jungs in Afghanistan". Diese Sprechweise häuft sich in den Medien und liest man in den Kommentarbereichen von Online-Medien nach, so finden sich immer mehr Menschen, die nicht unbedingt wohlwollend dem Krieg gegenüberstehen, die sich aber dieser lieblichen Floskel anschließen.
Der angeblich harmlose Nationalismus, der regelmäßig zur Fußballturnierzeit über dieses Land schwappt, hat erste Erfolge gezeitigt. Spielend führt man Kinder an die Ernsthaftigkeit des Lebens heran; spielend leitet man ein Volk zurück auf die ernsten Pfade des Nationalismus. Fragte man vor drei Jahren noch, ob Klinsi unsere Jungs zum Erfolg führen könne, so stellen wir einige kurze Jahre später die Frage, ob wohl Minister Jung unsere Jungs noch erfolgreicher, sprich: präsenter in der Welt, machen könne. Wer kann bei der Übernahme scheinbar harmloser Begrifflichkeiten, die zunächst in der banalen Welt des Sports zuhause waren, nun aber an die Front verfrachtet wurden, noch so naiv tun, als sei der feucht-fröhliche Sportplatz-Nationalismus als harmlose Erscheinung zu werten?
Unsere Jungs! Sie dürfen nun auch auf Flüchtende schießen, in den Rücken schießen, muß man annehmen, sofern die Flüchtenden nicht im Rückwärtsgang das Weite suchen. Die Propaganda läßt die Jungs aber zu Wort kommen, läßt sie jammern, dass der Feind erst lächelt, um dann arglistig in den Rücken zu schießen. Wen kümmert das Paradoxe der Berichterstattung? Weil aus dem Soldaten in der Ferne, der an einem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Krieg teilnimmt, ein netter Junge wurde, ein Junge von uns, muß man über derlei Ungereimtheiten nicht weiter stutzen. Es wird impliziert, man hätte es mit Kerlen zu tun, die für uns im Einsatz sind, für uns bluten - wer da hinterfragt ist ein Nestbeschmutzer, ein ganz mieser Vogel, der an der Heimatfront Dolche wetzt, die er dann hinterrücks ins Fleisch unserer Jungs rammt. Einst, als unsere Jungs noch auf dem Fußballplatz tätig waren, da war der Kritiker des nationalistischen Treibens im schlimmsten Falle eine Spaßbremse - aber wer den behelmten Jungs nicht zujubelt, der bremst nicht nur den Spaß, der bremst uns als Gesellschaft, der muß förmlich Terrorist sein.
Man kann sich das mediale Treiben, das seit geraumer Zeit den Takt der Berichterstattung in Sachen Afghanistan-Einsatz vorgibt, nicht vorstellen, ohne an die Fahnenmeere bei Welt- oder Europameisterschaften zurückzudenken, als das nationalistische Geblödel wieder salonfähig wurde. Es kommt nicht von ungefähr, dass man zu jenen sportlichen Zeiten unseren Jungs zujubelt, nun gleichzeitig aber immer häufiger von unseren Jungs spricht, wenn man Talibanjäger meint. Und gerade jene Kreise, die sich heute als Falken des Krieges hervortun, hatten damals zur Weltmeisterschaft 2006, eine wahre Freude am neuen deutschen Selbstwertgefühl - andere, auch viele einzelne Protagonisten der LINKEN beispielsweise, sahen das Getue eher skeptisch, auf Gefahren hindeutend, die da am Horizont lauern könnten. Diese kritischen Kreise des Fußball-Nationalismus, sind auch heute noch kritisch, sind heute Gegner des Auslandseinsatzes, der Ehrenorden, des Heldenkultes.
Hätten wir wissen können, ahnen müssen, warum sich bestimmte Herrschaften so über des Deutschen Wiederauferstehung, zunächst nur im Stadion, gefreut haben?
35 Kommentare:
"Unsere Jungs in Afghanistan" - klingt wie aus einem schlechten Hollywood-Kriegsfilm adaptiert. Und ich würde meinen A.... darauf verwetten, dass dieser Term genau da herkommt: Aus US-Kriegsfilmen. An eben diesem Pathos möchte sich der Deutsche wohl auch endlich wieder laben können.
Lieber Roberto,
mit Schaudern habe ich Ihren Artikel und den verlinkten Stern-Artikel über unsere Dingsbumskreuz-Träger gelesen (Bertelsmann, ich hör dir trapsen! Hier wird für die Neue Weltordnung gekämpft, wie die Bilderberger sie sich erträumen).
Da hat also einer der Soldaten unter Einsatz seines Lebens ein kleines Mädchen gerettet, und was sagt dessen Vater bei einem Krankenbesuch (des Soldaten bei der Familie? Oder der Familie beim Soldaten im Krankenhaus? Das erfährt der Leser nicht): „Inschallah!“, was vom Stern im Sinne „unserer Jungs“ übersetzt wird mit: Das Überleben seiner Tochter sei halt Gottes Wille gewesen. Kommentar eines Soldaten: Mal wieder typisch für „diese Undankbarkeit“ der Afghanen…
Mit erheblich mehr Recht kann sich die afghanische Bevölkerung aber über die Borniertheit beklagen, mit der schwer bewaffnete Ausländer auf ihrem Land, ihrer Kultur, ihren religiösen Überzeugungen herumtrampeln.
„Inschallah“ wird von Wikipedia (das ja nun wirklich nicht des Pro-Islamismus verdächtig ist) folgendermaßen erklärt: „Die Redensart „So Gott will“ ist eine sehr wörtliche Übersetzung der arabischen Wendung… Gerne wird sie als Beispiel für das Klischee eines angeblich Islam-typischen Fatalismus missverstanden, dabei ist sie aber lediglich Ausdruck einer Demutshaltung, die auch dem Christentum eigen ist: „Ohne Gottes Wille vermag der Mensch nichts“.“
Mit anderen Worten: In unserem säkularen Alltag ist „So Gott will“ nur eine hohle Phrase; ein frommer afghanischer Bauer aber mag damit tatsächlich seine tiefsten Empfindungen äußern.
Den Bundeswehrsoldaten solche interkulturellen Unterschiede nicht vor ihrem Einsatz in Afghanistan beizubringen, ist ein unverzeihliches Versäumnis und wird „unsere Jungs“ dort noch unbeliebter machen.
Abgesehen davon: Um der Sowjetunion „ein Vietnam“ zu bereiten, haben die USA seinerzeit die Taliban gedrillt und aufgerüstet. Nun kämpfen die leider nur allzu gelehrigen Taliban in bewährter Guerillamanier gegen die westlichen Besatzer. Auch die werden dort unweigerlich ihr Vietnam-Desaster erleben. Die Frage ist nur, wie lange es dauert und wie viel Blut bis dahin noch fließen wird.
Solidarische Grüße
Saby
Zitat:
Hätten wir wissen können, ahnen müssen, warum sich bestimmte Herrschaften so über des Deutschen Wiederauferstehung, zunächst nur im Stadion, gefreut haben?
Sowohl wissen als auch ahnen,zumal der deutsche Militarismus aus "bestimmten" Herrschaften einfach nicht herauszubekommen ist. Da mag das Grundgesetz, besonders in den Artikeln 26 (1) und 115a, noch so aufstöhnen, "wir" sind wieder wer, und "wir" wollen gefälligst überall auf der Welt mit herumballern dürfen, zumal das der "große Bruder" nicht nur vorgibt sondern von "uns" (natürlich mit Fug und Recht)verlangt. Grundgesetz und Völkerrecht, gut und schön, aber viel wichtiger ist für die "bestimmten" Herrschaften dagegen der verlogene NATO- Unsinn. Es muss auch immer wieder darauf hingewiesen werden, dass Rot/Grün, mit den "Friedensfürsten" Schröder/Fischer, bereits 1999 den Dammbruch verbrochen haben, durch die Teilnahme an den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Ex-Jugoslawien. Zur Erinnerung: Angriffskriege sind die denkbar schwersten Menschheitsverbrechen, wie vor einigen Jahrzehnten mal in Nürnberg festgestellt wurde. ... Übrigens, "unsere Jungs" werden von einem Grundgesetzverächter angeführt, zumal dieser Kriseninterventions- Stabilisierungsminister Jung immer noch "Terroristenflugzeuge" abschießen lassen würde, obwohl das eindeutig (gem. BVerfG) gegen den Artikel 1 (GG) verstoßen würde. Was soll auch von einem Mann erwartet werden, der einem gewissen Herrn Koch sein Ministeramt verdankt, in dem er die kochschen Schweinereien mitgemacht bzw. zumindest gedeckt hat.
mfg
Die scheibchenweise Militarisierung ist mir noch aus einer alten Wochenschau präsent:
Lange vor 1939 gab es eine Militärparade, und die Militärkapelle spielte den Schlager: Denkste, denn, denkste, denn, du Berliner Pflanze, denkste denn ick liebe dir bloß weil ick mit dir tanze.
Das hatte Methode, denn den Text zur Melodie kannte jeder auswendig.
Als die Welt zu Gast bei uns waren, da waren unsere Jungs schon in Afganistan, und im Kosovo waren sie auch schon. Beides wurde durch den oh soo friedensliebenden Grünen möglich. Die Kanzlerin hatte ihren Job damit verdient das sie George Bush versprochen hatte das unsere Jungs auch im Irak gehen werden wenn es den amerikanischen Präsident genehm ist.
Als der serienmordende Messiah Obama in Berlin vor der Siegessäule verlangt hatte das die Deutschen endlich in Afganistan eine größere Rolle spielen sollten und 200 000 Kriegsbegeisterte Rechtstaatsgegner begeistert im Freudentanz aus brachen, da sollte es jedem Zuschauer klar sein was das Problem in Deutschland ist, wir sind eine Nation der rückradlosen Arschkriecher.
Kein Wähler hat das geringste Problem damit das seine Kinder in jedem Land geschickt werden wo es dem amerikanischen Präsident gefällt, damit sie auf eigene Lebensgefahr dort ein Verbrechen gegen die Menschheit veranstalten können, so lange der Bürger weiterhin seine Beamtinnen und alle anderen dessen die politische Korrektheid verlangt,im Ar*** und zu kreuze kriechen darf.
Mit dem etwas Nationalgefühl beim Fußball hat das wenig zu tun.
"unsere jungs in ..." - in dem zusammenhang dürfen wir uns schon mal auf entsprechende veränderungen des öffentlichen raumes "freuen"...
http:// www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=10&t=16852
(link funzt gewollt nur ohne leerzeichen)
Der Vergleich Kriegseinsatz in Afghanistan / Fußballnationalmannschaft ist trefflich. Die unsägliche Beschreibung "Unsere Jungs" vereinnahmt das ganze deutsche Volk, auch wenn dieses mehrheitlich nicht hinter dem Afghanistan-Einsatz steht oder analog vielen Leuten Fußball schnurzpiepegal ist.
Viele Leute mögen geneigt sein zu sagen: Ich bin zwar gegen den Krieg am Hindukusch, aber die einzelnen Soldaten können dafür ja nichts und sie repräsentieren Deutschland. Daher sollen sie sich auch wehren dürfen, wenn ihr Leben in Gefahr ist.
Dabei sind es gerade die Soldaten, die sich der Teilnahme am Krieg verweigern könnten. Die meisten gehen frewillig dorthin. Folglich sind jegliche Versuche, das Ansehen der Bundeswehr im Volk zu stärken, abzulehnen. Die deutschen Soldaten am Hindukusch repräsentieren nicht das deutsche Volk. Es bringt also nichts, nur unsere Regierung zu kritisieren. Wir müssen uns auch von "unseren" Soldaten distanzieren.
"Es bringt also nichts, nur unsere Regierung zu kritisieren. Wir müssen uns auch von "unseren" Soldaten distanzieren."
Das kann man nur unterschreiben, die Kritik muß eben alle Beteiligten treffen, Politik wie freiwillige Helfershelfer. Gälte dieses Prinzip hier nicht, so hätte beispielsweise auch nie ein Eichmann verurteilt werden dürfen,weil er ja demnach nur Opfer gewesen wäre, nicht Täter. Das Verantwortungsgefühl beginnt eben nicht in der Politik, die über allen schwebt, sondern sie beginnt in den Ausführungen jedes Einzelnen. Wenn der Vollzugsbeamte des SGB II auf das Gesetz deutet bzw. den Gesetzgeber dafür verantwortlich macht, dann ist das eine Alibihandlung, denn das Nein liegt im Tun des Einzelnen.
Leider muß ich häufig feststellen, dass Menschen, die meinen, sie verträten linke Positionen, immer in der Politik oder der Wirtschaftsspitze nach den Sündern suchen. Kritisiert man Helfershelfer, macht man sich unsympathisch, weil man das angebliche Opfer im Täter nicht erkennen will. Konservative Rechtsgelehrte, die meinen, die deutsche Justiz beachte nicht die Opfer, sei eher für die Täter da, irren sich wohl nur in der Zielgruppe: denn man liebt den Täter tatsächlich mehr als das Opfer. Man eilt herbei, allerlei Kleinganoven im Namen der Herrtschenden, zu Opfern zu machen. Wenn das der kritische Geist nicht abstellt, wenn man Kritik nicht endlich von unten nach oben organisiert, dann ist keine Besserung zu erwarten.
@Roberto J. de Lapuente
Völlig richtig, und man muß schon bei der Sprache der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ansetzen.
Vor 2 Tagen wurde ein Bundeswehr-Offizier interviewt, wobei - in einem militärischen Zusammenhang - das Wort "Führer" fiel.
Ich dachte, ich hab mich verhört, und denke es immer noch.
Obwohl? Wenn ich so drüber nachdenke, ein angeblicher Warlord-Anführer (schon wieder das Wort) wurde zitiert: "Das Gebiet wurde von Taliban gesäubert".
Vielleicht überreagiere ich nur: Aber was ist das für eine Sprache, die da wieder bei Einheiten der Bundeswehr Einzug hält? "Säubern"; "Führer"; "Sonderbehandlung" usw. usf.
Wo leben wir den wieder?
Sollte man "unseren Jungs" nicht auch eine Taschenkarte zustecken, vor allen Dingen denen von der Medien-Kompagnie, was für Worte die selbst benutzen, und welche die angeblichen "Warlord-Anführern" in den Mund legen?
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
PS: Der Einsatz, dass geben "unsere Jungs" selbst zu, war nur ein Befreiuungsschlag, da die "Taliban" nicht gekämpft, sondern sich zurückgezogen haben. Ergo ein Guerilla-Krieg wie im Lehrbuch - aus der Sicht der Guerilleros.
[...]Das Verantwortungsgefühl beginnt eben nicht in der Politik, die über allen schwebt, sondern sie beginnt in den Ausführungen jedes Einzelnen. Wenn der Vollzugsbeamte des SGB II auf das Gesetz deutet bzw. den Gesetzgeber dafür verantwortlich macht, dann ist das eine Alibihandlung, denn das Nein liegt im Tun des Einzelnen.[...]
Genau so sieht's aus! Die Soldaten sind alle freiwillig und zuvorderst des guten Geldes wegen in Afghanistan. Keiner wird dazu gezwungen. Selbst Berufsoffiziere müssen nicht an Auslandseinsätzen teilnehmen, wenn beispielsweise ihre Einheit nach Afghanistan verlegt wird.
So weigerte sich 2003 der Bundeswehrmajor Florian Pfaff Tätigkeiten auszuführen, die den damaligen Irakkrieg der USA unterstützt hätten. Er wurde daraufhin degradiert und sollte nach dem Willen der Verantwortlichen auch aus dem Dienst entfernt werden. Es kam zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, an deren Ende der Major vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig freigesprochen (und somit rehabilitiert) wurde.
Es gibt also keinen objektiven Grund (von wegen Befehlsnotstand u.ä. Unfug), an diesem und anderen Kriegen als Soldat, Offizier oder General teilzunehmen, es sei denn, man will es unbedingt.
Lieber Roberto
ich danke dir so sehr für deine Texte
und wünsche dir ein langes und glückliches Leben, auch wenn's weh tut;-)
Zu Thema:
My beloved Buffy Sainte-Marie about the Universial Soldier and our all Responsibility
youtube
Hervorragender Artikel!!!!!!!!
Herr de Lapuente, sie zeigen sehr schön, wie eigentlich positiver, identitätsstiftender aber noch nicht ausgrenzender und noch nicht andere abwertender Nationalismus/Patriotismus in Gruppen ausgrenzenden, andere abwertenden und andere unterwerfenden Nationalismus übergleiten kann!!!
Wenn ich sage:
"Ich freue mich, dass die deutsche Nationalmannschaft so gut abgeschnitten hat!", ist das positiver Nationalismus.
Wenn ich aber sage:
"Ich freue mich, dass die deutsche Nationalmannschaft besser als die Engländer abgeschnitten hat!", dann ist das schon andere abwertendes Verhalten, sich über die Unterlegenheit eines anderen freuend.
Das Problem ist halt, wie schafft man Identität und Identifikation mit dem Eigenen, ohne das Nicht-Eigene, also das Fremde, auszugrenzen, abzuwerten oder zu unterwerfen????
Die eigene Identität ist etwas, was zu definieren ist.
"Deutsch ist ..."
Jede Definition beinhaltet aber IMMER eine Abgrenzung und Ausgrenzung nämlich dessen, was NICHT unter die Definition fällt. So ist z.B. ein "Mann" immer auch eine "nicht Frau".
Da das durch die Definition von Identität ab- und ausgegrenzte eben das "Nicht-Eigene" ist, wird es automatisch als negativer bewertet als das Eigene.
Leider.
Wenn ich "Deutsch sein" definiere als "in Deutschland lebend" und "können Autos bauen", dann sind Engländer automatisch diejenigen, die "nicht in Deutschland leben" und "können keine Autos bauen".
Beides sind - vor allem aus meiner Sicht - negative Aussagen über Engländer. Ich kann ja als Deutsche schließlich schlecht sagen, es sei besser, in England zu leben, wenn ich meine deutsche Identität als "in Deutschland lebend" definiere.
Meine eigene Identität muss ich doch positiv bewerten, oder?
Lösungsvorschläge?
Aber jedenfalls zeigt Herr de Lapuente mal wieder schön, wie schnell Nationalismus negativ werden kann.
Und das erinnert mich an den 1. WK. Damals, als Deutschland gerade erst aus mehreren, vormals unabhängigen Fürstentümern zusammengeKRIEGt worden war, schlug positiver Nationalismus (juhu wir sind endlich eine deutsche Nation) sehr schnell in "wir sind besser als die anderen" und "jetzt zeigen wirs den anderen mal" um.
In den USA ist das schon länger so, von wegen den Anspruch haben, "andere Länder nach US-Vorbild zu demokratisieren" usw.
Das ist zu gut, um nicht darauf zu verweisen.
Außerdem zeigt es sehr deutlich, wie sehr "unsere Jungs" für die imperialen Interessen der US und die Profitgier der Öl- und Rüstungsindustrie eingespannt werden.
http://www.duckhome.de/tb/archives/6936-Afghanistan-und-das-eurasische-Pipeline-Netz.html
Zitat:
Afghanistan und das eurasische Pipeline-Netz
Anders als uns Peter Struck vorgelogen hat, ging es beim Krieg in Afghanistan nie um die Verteidigung der Freiheit sondern immer nur um wirtschaftliche Interessen in Sachen Öl, Gas und anderen Bodenschätzen. Wie auch schon im Irak-Konflikt geht es vor allem darum, die Öl- und Gasvorräte rund um das kaspische Meer dem russischen Einflussgebiet zu entziehen und für amerikanische Interessen nutzbar zu machen.
Wenn man die Dinge wirklich verstehen will, muss man allerdings mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien beginnen.
(...)
Tatsächlich gab es 1998 bereits ein Abkommen mit der damals in Pakistan regierenden Taliban Regierung. Osama Bin Laden konnte die Taliban allerdings überzeugen, das wirtschaftliche bessere Angebot des argentinischen Konsortiums Bridas anzunehmen. Wie bereits 2003 bekannt wurde hatte die Regierung von George W. Bush bereits im März 2001 beschlossen das Taliban Regime zu stürzen und militärisch in Afghanistan einzugreifen. Das war 6 Monate vor 9/11.
Eine guten und aktuellen Hintergrundbericht liefert die Islamische Zeitung. Das Verhalten der amerikanischen Regierung auch unter Obama zeigt, dass es immer noch um reinen Imperialismus geht. Das Gas und das Öl, das auch Pakistianischen Häfen in die USA verschifft wird, in Pakistan, Indien oder China verbracht wird, findet sicher keinen Weg nach Europa.
Nabucco ist nur ein Ablenkungsmanöver, das die Europäer mit in die amerikanischen Angriffskriege ziehen soll. Je mehr sich aber Europa mitschuldig macht am amerikanischen Morden, desto weniger kann es den Kriegen gegen Iran und irgendwann auch Russland verhindern. Wer einmal Mittäter war, kann immer wieder zu neuer Gewalt erpresst werden.
Deshalb ist es wichtig sich sofort aus Afghanistan zurück zu ziehen um den USA ein klares Signal zu setzen. Wenn Länder irgendwo auf der Welt eine Pipeline wollen, so kann Deutschland gerne alle Technik liefern und sicher auch Verträge über eigene Gas- und Öllieferungen abschließen. Aber dies sollte auf Augenhöhe und nicht mit zerstörten Nationen geschehen. Außer der amerikanischen Gier, gibt es keinen Grund für diese Kriege. Beenden wir sie.
Zitat Ende.
"Unsere Jungs in Afghanistan" mit ihrem Ober-Jung wollen doch nur 'spielen'...
Nein zum Krieg in Afghanistan!
"Das Problem ist halt, wie schafft man Identität und Identifikation mit dem Eigenen, ohne das Nicht-Eigene, also das Fremde, auszugrenzen, abzuwerten oder zu unterwerfen????"
Indem man sich des "Andersseins" des "Anderen" bewusst wird, aber auch nach Gemeinsamkeiten sucht. Jeder "Volksstamm" bzw. jede Nation bringt kulturelle und soziale Unterschiede mit sich, wer das leugnen will, macht alles "gleich" und das ist genauso gefährlich als wenn man alles nur "anders" sehen will...
Robertos Vergleich kann ich zwar verstehen, aber ich finde es leicht übertrieben. So übertrieben wie das Einsammeln der Deutschland-Fahnen von Julia Bonk (Die Linke.) zur WM 2006.
@Roberto:
Nicht ohne Grund wirst du (mit zwei Nationalitäten) hier noch in Deutschland leben, und nicht etwa nach Rumänien oder China auswandern. Irgendwas muss dich ja hier "halten"...oder willst du sagen, das wäre alles nur Zufall oder weil dir die Wälder hier so toll gefallen? ;-)
Ich habe mein ganzes Leben in dieser Stadf verbracht, war nie auch nur länger als mal zwei, drei Wochen weg. Was mich hier hält ist weniger das Bayerische oder Ingolstädterische, davon gibt es hier eh nichts oder immer weniger. Es ist der Zufall der Geburt, die Macht der Gewohnheit. Könnte ich mit einem Blinzler mein Leben nach Prag, Madrid, Toronto, Melbourne verlegen, wäre es auch recht. Das macht keinen Unterschied für mich - ich habe leider, ich sage bewußt leider, kein Zusammengehörigkeitsgefühl, nur weil jemand bayerisch spricht. Ich sehe hier oft Spanischsprechende einkaufen, nie habe ich Interesse an diesen Leuten, nur weil sie die Sprache meines Vaters sprechen. Leider, denn das macht es nicht einfacher, aber dafür weniger verlogener.
Noch eine Anmerkung: Diesen Satz habe ich als Kind bzw. Jugendlicher oft gehört, wenn wieder mal einer der Arbeitskollegen meines Vaters meinte: Warum bist na dann do bliem? Is in Deitschland hoit doch vui scheener, oda? Do ko ma wenigstens lem!
Warum mein Vater hier blieb, weiß man nicht genau, denn in Spanien wäre ihm vieles einfacher gefallen, auch der Lebensstandard war im Baskenland nie different. Es war ganz banal sein Sturkopf, wurde mir später erzählt, ein Streit mit seinem Vater, der zynische Ausruf seines Vaters, der Herr Sohn schaffe es so alleine in Deutschland wohl nicht. Es war nicht die Schönheit des Landes, nicht der Lebensstandard, schon gar nicht die umwerfende Freundlichkeit, mit der er als "Kanack" behandelt wurde... es war ganz banal. Vielleicht rührt auch daher meine Aversion, irgendwo national dazugehören zu wollen...
Nationalismus, Patriotismus
Ich bin mir näher als Dir.
Meine Familie ist mir näher als die Nachbarn.
Mein Dorf ist mir näher als die Nachbardörfer.
Mein Tal ist mir näher als die Nachbartäler.
Mein Land ist mir näher als die Nachbarländer.
Mein Kontinent ist mir näher als die andern Kontinente.
Täuschen wir uns nicht. Patriotismus, Nationalstolz, Stolz auf das Eigene ist eine Grundkonstante unserer Existenz. Denn gerade daraus besteht ja die Welt, dass die Dinge in ihr sich unterscheiden und unterschiedliche Distanzen zueinander haben.
Das beginnt schon im unbelebten. Warum gibt es Regentropfen? Warum besteht ein Regentropfen darauf, als Tropfen zu fallen? Warum gibt er seine Form nicht freiwillig und spontan auf und zerfällt in Wassermoleküle? Und warum beharren die Wassermoleküle ihrerseits darauf, Wassermolekül zu bleiben? Warum nicht spontan in Wasserstoff und Sauerstoff zerfallen?
Wenn also ein Verführer die Menschen an ihrem Nationalstolz packt, dann trifft er unweigerlich ins Schwarze. Da sind keine weiteren Erklärungen notwendig. Erklären müssen sich immer die andern, jene, die darauf beharren, dass, um an den Ausgangstext anzuknüpfen, auch Taliban Menschen sind und also uns gleich. Zusätzliche Komplikation: Genau darin ist sich der Taliban mit Verteidigungsminister Jung komplementär einig. Ein Taliban ist einem Taliban näher als einem deutschen Soldaten.
Dass ihr Deutschen (aufgemerkt: Ich bin Schweizer :P) ein gebrochenes Verhältnis zu Nation und Nationalstolz habt, ist zum grössten Teil auf die Tatsache zurückzuführen, dass ihr 2 Weltkriege in Folge verloren habt. Und dann auch noch, dass ihr im Zweiten gewütet habt wie der Leibhaftige. Denn seien wir ehrlich: hättet Deutschland den Zweiten gewonnen, dann hätte sich die Scham über das Wie in Grenzen gehalten (wahrscheinlich delegiert an die Intellektuellen im Exil). Und wisst ihr was: Damit hättet ihr euch keinen Deut unterschieden von all den andern Nationen, die das Erschrecken auch über die grössten eigenen Gräueltaten zuverlässig und regelmässig in Siegestrunkenheit ertränken. Wer hätte über My Lai gesprochen, wenn die USA den Vietkong geschlagen hätten? Was wären Guantanamo und Abu Ghraib, wenn Irak sich unterworfen hätte?
(Ist auch so eine "verfluchte Naturkonstante": Der Nachdenkliche wird immer nur gehört, wenn etwas schiefläuft. Was macht das durchschnittliche assoziative Dummhirn daraus: Nachdenken = Katastrophe.)
Und jetzt wird's noch ein wenig verzwickter. Die wirklich Mächtigen, die Besitzenden in Deutschland, diejenigen, die mit ihrer Medienmacht die Deutschen endlich wieder an Nationalstolz und Opfertod heranführen wollen, denen geht, im Grunde genommen, Deutschland total am Arsch vorbei.
Als Mächtiger ist mir nämlich der Mächtige näher als der Machtlose.
Und wie kann ich mich als Mächtiger in Deutschland den Mächtigen in USA als ebenbürtig erweisen? Indem ich das Kroppzeug der abgehängten Unterschicht, die ich unter Einsatz von Propagandamillionen und mit Hilfe von nützlichen sozialdemokratischen Idioten geschaffen habe, ebenso erbarmungslos und verlogen in den Kampf um die Weltherrschaft schicke, wie die grossen Brüder aus den USA tun.
Mein Land ist mir näher als Nachbarländer? Das stimmt weder räumlich noch geistig. Österreich liegt um die Ecke, Ostfriesland nicht - Österreicher sind einem Bayern mentalitätsmäßig näher, näher als ein Holsteiner. Was habe ich mit Deutschland am Hut? Ich kenne gar keine Deutschen mehr, ich kenne nur regionale Grüppchen... manche ähneln einem, andere gar nicht. Manche sind unter einer Flagge vereint, andere sind ähnlich, jammern aber einer anderen Flagge hinterher. Der Nationalstolz und Patriotismus ist keine Konstante, er ist ein künstlich genährtes Ungetüm.
Ich weiss. Ich denke und empfinde genauso. Aber Menschen, die so denken und empfinden, sind nicht das Ziel der Propaganda. Sie sind für die Propaganda verloren und landen in grausameren Zeiten und Umständen im Kerker.
Ich habe die Verführbaren beschrieben. Diejenigen, die sich mit erstaunlicher Zuverlässigkeit dazu bewegen lassen, gegen ihre Interessen zu wählen (oder in der Schweiz: in Sachabstimmungen gegen ihre Interessen zu stimmen)
Künstlich genährtes Ungetüm.
Jawohl. Sogar darin stimme ich mit Dir überein. Aber dieses Ungetüm verzehrt sich danach, genährt zu werden. Denn wir haben ja den Urgrund dieses Ungetüms, die Grossfamilie, die Sippe beim Übergang in die Moderne mit der Industrialisierung verloren. Alle wirksame Propaganda kann immer nur anknüpfen an real vorhandene Defizite. Wie es auch die kleine Schwester der Propaganda, die kommerzielle Werbung tut...
@Roberto J. de Lapuente
Ich seh's ähnlich - Die Geburt ist nur ein Zufall.
Meinen Familienmitgliedern teile ich dies immer mit, und manche, hier, verstehen nicht einmal meine Sozialisation, die aus mir einen "Deutschenhasser" (zumindest was eine ganz bestimmte Sorte politisch, medail und wirtschaftlich Mächtiger hier angeht) werden ließ - im Gegenteil, die regen sich noch darüber auf, dass ich IHR Land verunglimpfe, und halten mich für das "Schwarze Schaf" der Familie, weil ich die Dinge so kritisch sehe.
Gunter Haug hat übrigens, aus einer ganz anderen Zeit, einen ähnlichen Fall überliefert - in seinem Tatsachenroman "Aufrecht durch dunkle Zeiten". Nur ging es damals nicht um Neoliberale sondern um einen erklärten, kritischen Geist, der schon vor 1933 den Braten roch, nie bei den Nazis mitmachte, und deswegen von denen zweimal umgebracht wurde: Zuerst physisch und dann auch noch in dem sein Ruf ruiniert wurde.
Das Familiengedächtnis ließ sich aber nicht auslöschen, so, dass Gunter Haug obige Tatsache herausfand, einen Roman schrieb, den Albrecht Müller mit heutigen Zuständen verglich - nur das heute eben statt Nazi-Ideologen neoliberale Ideologen alles durchseuchen. Ich wage mal zu prognostizieren, sogar das Militär ist von diesem neoliberalen Virus befallen, zumindest was über dem einfachen Soldaten/der Soldatin steht. Das Militär war ja auch für die Nazis das Einfallstor, wie eben heute für die Neoliberalen.
Wiederholt sich die Geschichte? Ich hoffe doch nicht, und meine, dass dein Blog und andere kritische Geister einen großen Teil dazu beitragen.
Weiter so....
Von einem, der sich was auf den Zufall der Geburt statt auf seine Nationalität einbildet ;-)
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Auch mich stimmt besorgt, wie inzwischen anti-aufklärerisches Stammesdenken umsichgreift. Hätte nie gedacht, daß es wieder Tapferkeitsmedaillen gibt. Aber Mutterkreuze gibt es ja auch, heißen bloß anders.
Demokratie verhält sich eben zum Faschismus wie der HIV-Infizierte zum AIDS-Kranken: dieser ist die Vorstufe von jenem.
Noch was, da hier das Thema Mini-Nationalismus angeschnitten wird - ich als Badenser halte die für die dümmste Version des Nationalismus.
Per Zufall bin ich im badischen Teil von Baden-Württemberg geboren, und aufgewachsen - der Zufall hätte aber ebensogut aus mir einen "Sauschwaben" machen können.
Merkt ihr wie doof so ein Mini-Nationalismus ist?
Brauch wohl nicht extra zu erwähnen:
Von dem hab ich mich erfolgreich wegbewegt - eben weil es Zufall ist wo man geboren wird....
Ich könnte auch auf einem ganz anderen Kontinent geboren sein, mit ganz anderer Hautfarbe und Aussehen - weil eben die Geburt nicht ferngesteuert wird ;-)
Ich seh mich daher als Weltbürger, bis mir jemand die Existenz außerirdischen Lebens nachweist - Scherzhaft ausgedrückt: Dann bin ich ein Allbürger?
Galaktische Grüße
Nachdenkseiten-Leser
"[...]Demokratie verhält sich eben zum Faschismus wie der HIV-Infizierte zum AIDS-Kranken: dieser ist die Vorstufe von jenem.[...]"
Die Vorstufe haben wir seit der HartzIV-Gesetzgebung längst überschritten, wenn man es so sieht wie ich: Jegliche Bevormundung - in privateste Lebensbereiche hinein - ist keine Vorstufe, sondern schon Faschismus pur.
Wie bereits erwähnt: HartzIV, wer dies Gesetz - ohne neoliberale Lügenpropaganda - genau kennt, oder, noch schlimmer, schon durchleiden mußte ist die Vorstufe gewesen.
Was kommt als nächstes? Mißfelder (CDU) zuhören. Keine Hüftgelenke mehr für (lebensunwerte) alte Menschen, Rente ab 69 (wo einem jeder Arzt, der seriös ist sagt, die Lebenserwartung ist durchschnittlich bei Männern mit 70 Jahren erreicht) - Junge Frauen, die im "Gebärstreik" (welch zynisch mediale Sprache für Frauen, die sich aufgrund unsozialem Deutschland gegen Kinder entschieden haben) sind werden dank Frau Von der Leyen nach der Wahl gezwungen Kinder zu bekommen....
Obwohl? Vielleicht sehe ich es ja zu dunkelschwarz, und dank einer - noch nicht erkennbaren - neuen Bürgerrechtsbewegung für ganz Deutschland bleibt uns diese neue Version eines neoliberalen Faschismus nur als Horror-Zukunfts-Utopie in Erinnerung?
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
"Ich kenne gar keine Deutschen mehr, ich kenne nur regionale Grüppchen..."
Das hat Wilhelm II. auch mal in ähnlicher Form gesagt. Und nur weil du das auf regionale anstatt nationale Gruppen beziehst, wird es dadurch nicht besser.
"Ich seh mich daher als Weltbürger"
Unfug. Es gibt keine Weltbürger-Nation (und selbst wenn es so wäre, dann würden Sie im Namen der Weltbürger-Nation den Mond ausbeuten, wie in Fritz Langs Film aus den Zwanzigern...was macht das für einen Unterschied - gar keinen). Warum verleugnen sie ihre Herkunft, nur weil Sie hier oder dort "zufällig" geboren wurden? Dann glauben Sie also auch, dass sich ihre Mutter und ihr Vater zufällig getroffen und sie zufällig gezeugt haben? Wenn sie das glauben, dann wäre kein Mensch mehr individuell/einzigartig. Gott spielt mit der Welt nicht Würfel (Einstein).
"Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität"
Franz Grillparzer
Was ist daran Unfug, wenn man sich nicht als Nationalist sondern als Internationalist sieht?
Zu Ihrem:
"Gott spielt mit der Welt nicht Würfel (Einstein)."
Ich bin Atheist/Agnostiker, wie Albert Einstein auch - Hier nachzulesen:
Überschrift:
"Kindischer Aberglaube“: Einstein über Religion
Ein bislang unveröffentlichter Brief von Albert Einstein beendet die Debatte über seine religiösen Ansichten."
Quelle und kompletter Text:
http://hpd.de/node/4584
Übrigens, als Weltbürger, der auf seine Nation pfeifft, und eine gewisse Sorte Deutscher, die sich gerne wieder als ein "auserwähltes Volk" sehen wollen, bin ich wohl eher auf der sicheren Seite? Oder?
Ich bleib daher dabei, es ist alles Zufall, und ja, meine Mutter und mein Vater haben sich zufällig getroffen, und als Kind bin ich daher ein Produkt des Zufalls.
Gute Nacht
Nachdenkseiten-Leser
(Weltbürger und Freund der Internationale)
"[...]Wenn sie das glauben, dann wäre kein Mensch mehr individuell/einzigartig.[...]"
Wie kommen Sie darauf, dass ohne Zufall der Mensch nicht individuell/einzigartig sein soll? Ist eine göttliche Planung nicht extrem langweilig, wenn alles individuell/einzigartig läuft? Ist nicht der Zufall der Macher der Evolution? Die Sprünge in der Evolution sind nach Darwin alle zufällig, und nicht nach göttlicher Fügung (wie es Kreationisten predigen wollen) geplant - Jetzt klar warum ich mich, als Mensch, als Produkt eines, wie auch immer gearteten Zufalles sehe?
...und zwar seit der Zeit eines zufälligen Urknalles....
Sorry, dass nur als Ergänzung
Gute Nacht
Nachdenkseiten-Leser
...dass Rot/Grün, mit den "Friedensfürsten" Schröder/Fischer...
Wieso glauben die Leute immer, daß einzelne Politiker irgendwas zu melden hätten oder verändern könnten?
Das ist doch Schwachsinn. Wenn Schröder und Fischer solchem Treiben zustimmten, dann sicher weil sie es mußten.
Dort wo die Gallionsfiguren der Macht fürs Volksschauspiel aufgestellt werden, ist keine Wahlfreiheit für Entscheidungen mehr gegeben. Die werden vorher von anderen Parteien getroffen.
In nur wenigen Fällen, dann zu hohen Preisen können Einzelentscheidungen gegen den Strom getroffen werden.
"[...]Wieso glauben die Leute immer, daß einzelne Politiker irgendwas zu melden hätten oder verändern könnten? [...]"
Das frage ich mich auch manchmal ;-)
Bei so manchem Politiker, z.B. Guido Westerwelle - aber nicht allein dem, die Kanzerlin ist auch nicht besser - sieht man doch schon die Fäden, die die Marionette von der Großindustrie und neoliberalen Denkfabriken wie der INSM - als Beispiel - geliefert bekommt.
Die sind doch nix anderes als Sprechpuppen dieser neoliberalen Ideologie, und deren Denkfabriken (siehe oben) in Deutschland.
Ich frage mich eigentlich was anderes:
Wann merken die Menschen eigentlich, dass keine Politik mehr betrieben wird in Deutschland?
Die Arbeitgeberverbände, und andere - siehe oben - diktieren doch schon Gesetze, ergo regiert die Wirtschaft und nicht mehr die Politik.
Das dürfte übrigens auch eine große Aufgabe für eine dt. Partei sein, egal ob links oder rechts, die es ernst nimmt mit der Politik - die gehört wieder den Politikern, d.h. zurückerobert von der Industrie.
Deutschland ist erst dann keine Bananenrepublik, wenn dies gelingt.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
(kein Freund der Korruption in Deutschland)
"Wann merken die Menschen eigentlich, dass keine Politik mehr betrieben wird in Deutschland?
Die Arbeitgeberverbände, und andere - siehe oben - diktieren doch schon Gesetze, ergo regiert die Wirtschaft und nicht mehr die Politik."
Ich glaube, das Volk will es nicht wissen bzw. lenkt sich lieber ab.
Über Internet, Bibliotheken, Schulen, Universitäten, Parteitage (ja, auch da gibts ein paar Intelligente, die kommen nur nie an die Macht) könnte man sich schon darüber informieren, was abgeht.
Warum tun sie es also nicht?
Anscheinend wollen sie nicht bzw. die Medien kontrollieren, was an Gedanken vorhanden ist (man sehe sich nur mal an, wie Schröders Helfer Steinmeier in der SZ hochgeschrieben wird), Ablenkung in Form von Unterschichten-TV, Alkohol, Drogen, Fußball usw. gibts genug.
Und in den Medien geht halt Populismus (lautes Schreien ohne Sachargumente) vor inhaltliches Argumentieren.
Zwischen Wirtschaft und Politik gibt es eine Drehtür für schnelle Personalwechsel, weshalb im Grunde genommen die Wirtschaft die Politik macht bzw. die Politik immer die Politik der Wirtschaft ist.
Würde ein Politiker wirklich daran interessiert sein, sinnvolle Politik zu machen, müsste er als erstes die Medienmacht killen, damit ihm die Wirtschaft nicht mehr so sehr dazwischen funken kann, gleichzeitig müsste er in der Lage sein, sich gegen Wirtschaftssanktionen (durch die Wirtschaft selber oder auch z.B. durch die Amerikaner, Stichwort: WHO-Sanktionen) zu wehren und das durchzustehen. Auch die ganzen Netzwerke müssten aufgeschnitten und neu verdrahtet werden.
Schlussendlich müsste er es noch schaffen, gewissen Unfällen, Attentaten und Geschossen, die in seine Richtung fliegen auszuweichen.
Ich vermute recht pessimistisch, dass es noch eine Weile so weitergeht.
"Unsere Jungs" waren offensichtlich nicht erfolgreich mit ihrer Militäroffensive, wie man heute hier nachlesen kann:
Punkt 25 Überschrift: "Blitz-Comeback der Taliban" - Kompletter Text:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=4105#h32
Ich vermute einmal die Taliban, die ja nicht verrückt sind, haben sich zurückgezogen, "unsere Jungs" haben etwas medienspektakulär rumgeballert, um Initiative zu zeigen, wo im Partisanenkrieg keine zu zeigen ist und die Taliban sind sofort wieder eingesickert nachdem die Offensive vorbei war - ein echter Partisanenkrieg eben, mit Unterstützung der afghanischen Bevölkerung, die in "unseren Jungs" keine Freunde in Uniform, sondern NATO-Truppen, sieht, die als Besatzer ihr Land besetzen.
Soviel zum Mythos des angeblichen Entwicklungshelfers in Uniform.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Gestern im SWR-Fernsehen Militärpropaganda aus dem Bundeswehrfeldlager gesehen.
Scherzhaft müßte es nicht auch heißen "Unsere Mädels"?
Rannte dort so manches "Mädel" in Uniform rum ;-)
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
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