Nomen non est omen

Mittwoch, 15. Juli 2009

Heute: "Naturkatastrophe"

"Früher war die Naturwissenschaft ein Mittel zur Abwendung von Naturkatastrophen. Heute zur Anwendung."
- Dr. phil. Jeannine Luczak -
Das Wort Naturkatastrophe setzt sich aus dem lateinischen Wort "natura", die Geburt, und dem griechischen Begriff "katastrephein" für umwenden zusammen. Als Naturkatastrophen werden Vulkanausbrüche, Erdbeben, Fluten, Stürme, Waldbrände und Bergeinstürze bezeichnet. Eine einheitliche Definition des Begriffes gibt es bis heute nicht. Vielfach wird die Naturkatastrophe als ein Ereignis definiert, das negative Auswirkungen auf den Menschen und dessen Infrastruktur und Wirtschaft zeitigt. Der Terminus suggeriert, als seien diese Katastrophen rein natürlichen Ursprungs und der Mensch sei lediglich Opfer dieser Ereignisse. Dabei wird verschwiegen, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel entschieden dazu beiträgt, Naturkatastrophen zu forcieren.

So sind Vulkanausbrüche und Erdbeben für die Natur selbst meist keine Katastrophen, da sich die Natur schnell von solchen Ereignissen erholt. Für den Menschen sind es indes Katastrophen da es häufig viele Tote und große wirtschaftliche Schäden gibt. Nebenfaktoren solcher Katastrophen sind vor allem auch die globale expotentielle Bevölkerungszunahme, die Konzentration der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Infrastruktur in Großstädten sowie eine starke Besiedlung und Industrialisierung in Küstennähe. Seit 1950 gibt es eine weltweit starke Zunahme von Naturkatastrophen.

Sie werden auch heute noch in weiten Teilen der Erde als religiöse Zeichen, vielmehr als den Zorn der Götter gedeutet. Ob diese Ereignisse tatsächlich religiösen Ursprungs sind, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass der Mensch durch seine Lebensweise wesentlich für die Zunahme von Naturkatastrophen mitverantwortlich ist. Insofern verschleiert der Begriff hier die Mitschuld des Menschen.

Dies ist ein Gastbeitrag von
Markus Vollack aka Epikur.

12 Kommentare:

Anonym 15. Juli 2009 um 09:21  

Was machen wir wenn der Meeresspiegel steigt? ...ne Mauer um Hamburg bauen damit der Bürger unbehelligt bleibt?? .. co2 in Sedimenten ablagern?

Ist der Mensch nicht einst aufgrund SEINER Anpassungsfähigkeit zur Krone der Schöpfung geworden, anstatt die Natur zu unterjochen.

Anonym 15. Juli 2009 um 11:26  

Wir Menschen behaupten doch immer von uns (entgegen der meisten empirischen Daten), eine intelligente Spezies zu sein.
Stellt sich also die Frage: Würde eine intelligente Spezies eine Stadt am Fuss eines Vulkans bauen, oder im Überflutungsgebiet eines Flusses, oder direkt auf der Grenze zweier tektonischer Platten? Nun, ein Blick in die Welt beantwortet diese Frage.
Aber eine wirklich intelligente Spezies wüßte auch, das sie sich dann "hinterher" nicht beschweren darf.
Gruß Nico.

Michel 15. Juli 2009 um 11:52  

WARUM verhält sich der Mensch so?

Kurzfristiges Profitstreben der Privatwirtschaft ohne staatliche Zügelung.

Wer mal lesen möchte, ob Menschen wirklich so blöd sein können, ihren eigenen Lebensraum total kaputt zu machen, dem sei empfohlen:

Jared Diamond: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen.

Unter anderem berichtet er da über Südsee-Inselbewohner, die erst ihre Inselkette total abholzten, wodurch sie keine Boote mehr bauen konnten und keinen Handel mehr treiben konnten und dann der Wind die Sedimente wegwehte, wodurch sie keine Landwirtschaft mehr betreiben konnten. Verteilungskämpfe, Hungersnöte, langsames Sterben usw. inklusive.
Was ein bischen Aufholzung da gerettet hätte... nicht zu glauben.
Schönes Beispiel im Kleinen, was passiert, wenn man den Ast absägt, auf dem man sitzt.

(Jared Diamond hat übrigens noch andere nette Sachen geschrieben, einfach mal bei Amazon reingucken.)

fletcher2 15. Juli 2009 um 12:34  

Naturkatastrophen??? - da fehlen noch Merkel, Münte, Guido, Claudia, Seehofer und ca. 590 andere Granden!

Anonym 15. Juli 2009 um 14:00  

Spielt das alles noch eine Rolle? Wie schön wäre doch ein wenig Umwälzung.

Wenn man sich mal richtig aufregen möchte:
http://www.welt.de/wirtschaft/article4118272/Der-staatliche-Raubzug-gegen-die-Mittelschicht.html?page=3#article_readcomments
Ich kann vor lauter Wut auf meine egoistisch verblendeten Mit"menschen" bald nicht mehr an mich halten noch diese in irgendeiner Weise in Worte fassen.

Roberto, bitte hilf...

klaus baum 15. Juli 2009 um 14:12  

Liber Markus,

meinst Du exponentiell anstelle von expotentiell?
Interessant wäre bei dem von Dir angesprochenen Thema auf Voltaire und das Erdbeben zu Lissabon von 1755 hinzuweisen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_Lissabon

Außerdem sehr wichtig zum Thema selbstgemachte/menschengemachte Katastrophen das Buch von Hans Jonas "Prinzip Verantwortung", d.h. wie können wir das Bewußtsein der Folgen unseres Handelns erlangen und wie können wir es vermeidn, durch unser Handeln Katastrophen zu produzieren.

romano 15. Juli 2009 um 16:31  

Da stimme ich voll zu. Da werden Praktiken verschleiert. Man sieht daran auch wer den Diskurs führt, wer die dominante Perspektive darauf ausfaltet. Zugleich wird ein Wir konstruiert, das ins Gegenüber der Naturvorgänge gehievt wird. Damit wird verschleiert, dass dieses Wir nur das Wir einer herrschenden, einer hegemoniell weltbildenden Gruppe und ihrer Senseme ist. Alle anderen werden an der Nase herum geführt. Die Schäden werden auf ihr Schuldenkonto überführt. Eine andere Art der Sozialisierung der Verluste. Nicht anders ist es mit dem Wort Klimawandel. Das klingt nach einem Wandel, der geschieht, wie wenn am Abend die Sonne unter geht.

Georg 15. Juli 2009 um 18:10  

Die Begrifflichkeit "Natur" existiert nur im menschlichen Bewusstsein. Ist als Abstraktum ein rein menschlich hergestelltes, das nur in seiner Diskussion in der menschlichen Sphäre seine Bedeutungen erhält.

Warum dieses insistieren auf den Menschen als Zentrum des Begriffes?
Weil dieser Überlegung folgend der Begriff "Natur" und all seine Derivate (passende Adjektive etc.) immer politische Begriffe sind, das heißt sie werden mit politischen Intentionen genannt und beladen.

Es wird dann oft von ganz natürlichen Bewegungen zum Beispiel des Finanzsektors gesprochen um eine unhinterfragbare Notwendigkeit auszudrücken, oder über z.B. unnatürliche sexuelle Bedürfnisse berichtet, die dementsprechend völlig außerhalb akzeptabler Grenzen liegen. Es wird also eine Natürlichkeit solchermaßen konzipiert, dass bestimmte Politiken umgesetzt und argumentativ untermauert werden können. Insofern ist auch die Kennzeichnung verschiedener Katastrophen als Natürliche logischerweise zu lesen als Versuch bestimmte menschliche Interessen zu unterstützen.

Im Übrigen lässt sich hier auch ein Bogen zur Dopingdebatte schlagen, die ich ehrlich gesagt nicht verstehe: Wenn "Natur" ein rein vom Menschen definierte ist, dann ist auch jede menschliche Tätigkeit und Fähigkeit eine natürliche, d.h. die Entdeckung von Epo etc. ist ein Naturereignis und damit ist Doping ein völlig natürlicher Vorgang. Lasst doch der Natur ihren Lauf, mögen die Athleten auch sehr schnell daran versterben!
(Abgesehen davon, dass so eine noch stärkere Kommodifizierung des Sportes stattfände, die dann einen sportlichen durch eine finanziellen Wettkampf ersetzen würde.)

Anonym 15. Juli 2009 um 23:20  

Der Mensch ist für jede Naturkatastrophe "verantwortlich" und ohne eine intelligente Spezies, wie den Menschen, gäbe es keine einzige Naturkatastrophe.
Warum?
Weil der Schaden nur durch einen Voher- / Nachhervergleich und eine Bewertung entsteht.
Für die unbelebte und nicht reflektierende Natur gibt es nur den Lauf der Dinge.
Würden wir Menschen alle nur mit einem Bein auf die Welt kommen, würden wir das "fehlende" Bein nicht als Schaden wahrnehmen.
Ohne diese Bewertung macht es keinen Sinn von einem Schaden zu sprechen, oder von der Erholung von so einem fiktiven Schaden.

Eurohasenbär, SZ-Leserforum

Michel 16. Juli 2009 um 01:26  

Darwin sei "survival of the best", so neulich jemand.

Tja, liebe Leute, wir sind wieder so weit, jeder gegen jeden, legal illegal sche*ßegal, nicht erwischen lassen oder noch besser jemand anderem anhängen.

Dass Darwin DESKRIPTIV
(lediglich "beschreibend", nicht "vorschreibend")
von "survival of the fittest"
(Überleben der am besten an die Umwelt Angepassten, wobei die Umwelt sich ständig verändern kann und der Mensch die Umwelt ständig verändert und im gesellschaftlichen Sinn die Umwelt quasi gestaltet)
gesprochen hatte, ist, geschichtlich gesehen, anscheinend mal wieder untergeganen.


Finanzgier ist übrigens auch genetisch bedingt - laut so einem Verein, in dem unter anderem Deutschlands Disziplinpädagoge Bernhard Bueb mitarbeitet.

persiana-451 16. Juli 2009 um 14:01  

Dass der CO2 -Anstieg für den Klimea-wandel verantwortlich ist, wird von einigen Wissenschaftlern bestritten, beziehungsweise als "Arbeitshypothese" bezeichnet.

Trotzdem hat der Kongress der USA anscheinend vor ein paar Wochen (mal wieder unter ultimativem Druck)
ein Gesetz durchgewunken, das CO2 besteuert.


Es wird dann also alles teuer in den USA, wahrscheinlich wird jedes menschliche Lebewesen besteuert (man stößt ja Atemluft aus) und jedes Schnitzel (die Rinder pupsen ja so viel...)

Derweil entsorgen die Oberverbrecher nach wie vor ihr abgereichertes Plutonium wahrscheinlich unter großen Gewinn-Maximierung und noch wahrscheinlicher völlig steuer- und straffrei in den Kriegsgebieten des Irak .

persiana 17. Juli 2009 um 08:45  

Mit Obamas neuem Wissenschaftsberater, John Holdren werden wir das Problem sicherlich bald in den Griff bekommen...

Bis jetzt haben die Rockefellers (5 Söhne eines einzigen Ehepaares, welch eine Zumutung für die Umwelt) ja alles dafür getan, um der sogenannten "Bevölkerungsbombe" Herr zu werden. Ich empfehle zum Beispiel das Buch "Saat der Zerstörung- die dunkle Seite der Genmanipulation" von F. William Engdahl.

Übrigens gab es auch schon vor Beginn der Menschheit bereits Naturkatastrophen. Zum Beispiel der Einschlag eines Meteoriten vor 70 Tausend Jahren, der beinahe alles Leben auf der Erde zerstörte und die Dinosaurier ausrottete.

Sämtliche alten Religionen berichten von einer großen Katastrophe (Sintflut). Da die Erde damals nicht so dicht besiedelt war wie heute, kann man wohl kaum den Menschen dafür verantwortlich machen.

Außerdem gäbe es sicherlich sehr viel umweltfreundlichere Technologien, als die, die heute benutzt werden. Nur braucht es für die Entwicklung und Herstellung umweltfreundlicher Produkte ja erstmal Kredite. Und wer hat die Kreditvergabe unter Kontrolle?

Ich gebe mal einen kleinen Tip: Ein Familie, die legendärer Weise im Erdölgeschäft zu einem gerade zu grotesken Reichtum gekommen ist, aber - und das wissen die meisten nicht - überall die Finger mit drin hat: in der Bildung, der Medizin, im Agrobusiness (Genmanipulation)...

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