Journalistischer Umgang mit Diktaturen
Samstag, 11. Juli 2009
Ersterer läßt sich nach zweifelhaften Wahlen zum Präsidenten ausrufen - zweiterer wird immer wieder gewählt, weil ihn sein selbstgefälliges Haus- und Hofmedienimperium stets erneut reinwäscht. Der eine läßt Demonstranten mit Gewalt niederknüppeln - der andere hat zur Rottenbildung ermuntert, läßt Bürgerwehren zu, die mit Stahlrohren an Minderheiten und Migranten Zivilcourage üben. Dieser spricht sich für eine drakonische Gesetzgebung aus, bei der auch Hände dem Säbel zum Opfer fallen dürfen - jener erläßt per Gesetz Selbstamnestien, die ihn nach seinem Machtmißbrauch als unschuldigen Mann aus Amt und Würden entlassen. Der eine läßt religiöse Mystiker, fremde Glaubensgemeinschaften und Sekten verfolgen - der andere verfolgt eine rigide Politik des Rassismus, behandelt Afrikaner wie streunendes Vieh. Hier weint man um Neda Agha-Soltan - dort um Carlo Giuliani.
Was Berlusconi und Ahmadinedschad verbindet ist der Umstand, dass demokratische Strukturen gut zu ihnen waren. Die freie Wahl hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind. Beide sind Volkstribune, weil sie ihre Macht auf legitime Wahlen begründen; beide können sich nicht Diktatoren nennen, weil sie die Macht nie ergriffen, ihrem Volk nie aufdiktiert haben, sondern nur dankbar annahmen, als das Volk sie ihnen in den Schoß warf. Sie diktieren ihrem Volk Untragbarkeiten auf, diktieren ihnen die Spielregeln von Meinungsfreiheit und Oppositionsarbeit vor, sind aber keine diktierenden Diktatoren. Der Faschismus und das Totalitäre sind in demokratischen Fahrwassern angekommen. Es gibt keine Diktatoren mehr, nicht weil die Welt besser geworden, nicht weil das Diktatorische ausgestorben wäre - nein, weil sie - die Welt - demokratischer geworden ist, weil sie den Ruch demokratischer Legitimität kultiviert hat. Wenn das Volk einen Lumpen auf den Thron setzt, dann ist er kein Tyrann mehr, dann ist er der Mann des Volkes. Oder, frei nach Roosevelt, und damit das Motto US-amerikanischer Außenpolitik zitierend: Dann ist er zwar ein Hurensohn, aber deren Hurensohn, der Hurensohn des Volkes.
Was sie trennt ist indes schwieriger zu definieren. Unrecht bleibt Unrecht, etwaige mildere Vorgehensweisen der Menschenverachtung sind ohne Aussagekraft, weil das Unrecht immer ungerecht für denjenigen bleibt, der davon betroffen ist. Wenn hier schwingende Stahlrohre nur auf Extremitäten knallen, während sie dort auch Schädelknochen zum Bersten bringen, dann ist die erstere Variante nicht demokratischer, nur weil man weniger lebenswichtige Körperstellen traktiert hat. Müßte man sie aber wirklich unterscheiden, die beiden Diktatoren, die keine sind, qua definitionem gar nicht sein können, weil sie sich dem Volk nicht aufdiktiert haben, sondern das Volk sie sich selbst auferlegt hat - (eine seltsame Variante der Diktatur des Proletariats) -, dann sollte man in die Zeitungen unserer bundesrepublikanischen Zivilisation blicken, dann sollte man hierzulande in die Blätter des großen Meinungsmachers schauen.
Und in diesen aus Skandalgeschichtchen und politischer Dummheit ranzigen und speckigen Blättern findet sich ein Berlusconi, der so gar nicht an den kleinen Mann aus der Emilia-Romagna erinnert, der einst als Duce Weltgeschichte für italienische Journalisten ersonnen hat. Stattdessen winkt er mit Blondinen und Brünetten vom Aufmacher herunter, darf sich als gealterter, aber dennoch freudig penetrierender Casanova produzieren und die Skandale um ihn vergessen machen. Man liest bei Springer nichts von den Squadri, die mit Stahlstangen durch italienische Stadtteile mit rumänischer Bevölkerung ziehen, nichts vom Antiziganismus des Regimes, von der strengen Registrierungs- und Depressionspolitik gegen Sinti und Roma. Nein, Berlusconi bumst sich durchs BILD, darf sein geliftetes Gesicht als Antlitz des Italian Stallion darbieten und sein altersschwaches Genital zum Sujet der Berichterstattung küren.
Der Menschenfreund aus dem Mittleren Osten wird weniger freundlich behandelt. Jeder Artikel, der sich mit ihm befaßt, wird mit den journalistisch neutralen Worten "Neues vom Irren aus Teheran" eingeläutet. Was folgt ist das übliche Theater vom Atombombenbau, vom Regime der Mullahs, von der Unterdrückung der Frau, vom Geist des Mittelalters, der in dieser Weltregion herrsche, vom rückständigen Islam und von Ahmadinedschads Absicht, Israel den Erdboden gleichzumachen - und diese Mär vom aus der Welt gebombten Israel, obwohl mehrfach erklärt wurde, dass die Übersetzung, die eine solche Mission in die Welt setzte, fehlerhaft gewesen sei. Viele der Vorwürfe mögen sogar stimmen, Opposition wird im Iran nicht gerne gesehen, Menschen werden unterdrückt - aber warum trifft das dann nicht auch für Italien zu? Gerade für Italien, Mitglied der EU, quasi ein Nachbarland unsererseits? Mangelt es dem Iran, mangelt es Ahmadinedschad an Modepüppchen, die er gassiführen könnte?
Mit dem Nachbarn Italien legt man sich nicht an, selbst wenn dort der Sensenmann wütet. So hielten es einst schon die biederen Demokraten der Weimarer Republik, die sich ihrerseits ebenso wenig um die Belange jenseits der Alpen kümmerten. Aber der Iran, auf dem Objekt der Begierde sitzend, mitten in einer geostrategisch wichtigen Weltregion, muß noch teuflischer als der Teufel selbst umschrieben werden. Die Interessen sind die altbekannten. Wer Diktator ist und wer nicht, das entscheidet hierzulande nicht die (journalistische) Objektivität, sondern die wirtschaftliche Interessenlage, das entscheidet maßgeblich das Verlautbarungsorgan des deutschen Stammtisches, das entscheiden Diekmann und Konsorten. Da können noch so oft menschenunwürdige Zustände auf Lampedusa auftreten, noch so oft Sinti und Roma aus den Städten Norditaliens vertrieben werden, noch so oft Bürgerwehren unerwünschte Köpfe in Neapel oder Mailand demolieren - für uns hat Italien demokratisch zu sein. So wie der Iran schon in der Zeit vor Ahmadinedschad als totalitär und rückständig gegolten hat, obwohl in dieser Ära die Alphabetisierungsrate anstieg, gerade auch immer mehr Frauen lesen und schreiben lernten, obwohl zeitgleich - und als Resultat der Alphabetisierung - sich die Geburtenkontrolle bemerkbar machte und Wahlen immer wieder zu Regierungswechseln führten - all das, als Spiegelbild sich demokratisierender Zustände, spielte seinerzeit schon keine Rolle. Indem man den Iran trotz tendenzieller Demokratisierung international ächtete, hievte man einen Mann wie Ahmadinedschad auf den Chefsessel der Nation. Der angeblich Irre aus Teheran ist durchaus als Reaktion auf diese Ächtung zu verstehen.
Der zeitgenössische Diktator wird nicht an den Zuständen in seinem Land gemessen, er wird nach dem Nutzen für unsere Gesellschaft kaschiert und gedeckt, so wie Demokraten zuweilen zu Tyrannen umfunktioniert werden, wenn sie sich zu demokratisch gebärden. Der Grund, warum Berlusconi sich in der BILD erigiert, ist sicher nicht seine unbremsbare Libido - weil Knochen knacken, weil Blut fließt, weil die dortige Polizei rüde auf unliebsame Menschen eindrischt, Leberwursttaktiken anwendet, wie einst die Polizei Berlins, nur noch rüder, noch gewaltsamer, daher ist Berlusconis senile Geilheit Thema. Er hat kein Diktator zu sein, weil es nicht in unserem Interesse liegt, dass er ein solcher ist. Darum spielt er den notgeilen alten Bock, als Gegenentwurf des demokratischen Diktators...
Was Berlusconi und Ahmadinedschad verbindet ist der Umstand, dass demokratische Strukturen gut zu ihnen waren. Die freie Wahl hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind. Beide sind Volkstribune, weil sie ihre Macht auf legitime Wahlen begründen; beide können sich nicht Diktatoren nennen, weil sie die Macht nie ergriffen, ihrem Volk nie aufdiktiert haben, sondern nur dankbar annahmen, als das Volk sie ihnen in den Schoß warf. Sie diktieren ihrem Volk Untragbarkeiten auf, diktieren ihnen die Spielregeln von Meinungsfreiheit und Oppositionsarbeit vor, sind aber keine diktierenden Diktatoren. Der Faschismus und das Totalitäre sind in demokratischen Fahrwassern angekommen. Es gibt keine Diktatoren mehr, nicht weil die Welt besser geworden, nicht weil das Diktatorische ausgestorben wäre - nein, weil sie - die Welt - demokratischer geworden ist, weil sie den Ruch demokratischer Legitimität kultiviert hat. Wenn das Volk einen Lumpen auf den Thron setzt, dann ist er kein Tyrann mehr, dann ist er der Mann des Volkes. Oder, frei nach Roosevelt, und damit das Motto US-amerikanischer Außenpolitik zitierend: Dann ist er zwar ein Hurensohn, aber deren Hurensohn, der Hurensohn des Volkes.
Was sie trennt ist indes schwieriger zu definieren. Unrecht bleibt Unrecht, etwaige mildere Vorgehensweisen der Menschenverachtung sind ohne Aussagekraft, weil das Unrecht immer ungerecht für denjenigen bleibt, der davon betroffen ist. Wenn hier schwingende Stahlrohre nur auf Extremitäten knallen, während sie dort auch Schädelknochen zum Bersten bringen, dann ist die erstere Variante nicht demokratischer, nur weil man weniger lebenswichtige Körperstellen traktiert hat. Müßte man sie aber wirklich unterscheiden, die beiden Diktatoren, die keine sind, qua definitionem gar nicht sein können, weil sie sich dem Volk nicht aufdiktiert haben, sondern das Volk sie sich selbst auferlegt hat - (eine seltsame Variante der Diktatur des Proletariats) -, dann sollte man in die Zeitungen unserer bundesrepublikanischen Zivilisation blicken, dann sollte man hierzulande in die Blätter des großen Meinungsmachers schauen.
Und in diesen aus Skandalgeschichtchen und politischer Dummheit ranzigen und speckigen Blättern findet sich ein Berlusconi, der so gar nicht an den kleinen Mann aus der Emilia-Romagna erinnert, der einst als Duce Weltgeschichte für italienische Journalisten ersonnen hat. Stattdessen winkt er mit Blondinen und Brünetten vom Aufmacher herunter, darf sich als gealterter, aber dennoch freudig penetrierender Casanova produzieren und die Skandale um ihn vergessen machen. Man liest bei Springer nichts von den Squadri, die mit Stahlstangen durch italienische Stadtteile mit rumänischer Bevölkerung ziehen, nichts vom Antiziganismus des Regimes, von der strengen Registrierungs- und Depressionspolitik gegen Sinti und Roma. Nein, Berlusconi bumst sich durchs BILD, darf sein geliftetes Gesicht als Antlitz des Italian Stallion darbieten und sein altersschwaches Genital zum Sujet der Berichterstattung küren.
Der Menschenfreund aus dem Mittleren Osten wird weniger freundlich behandelt. Jeder Artikel, der sich mit ihm befaßt, wird mit den journalistisch neutralen Worten "Neues vom Irren aus Teheran" eingeläutet. Was folgt ist das übliche Theater vom Atombombenbau, vom Regime der Mullahs, von der Unterdrückung der Frau, vom Geist des Mittelalters, der in dieser Weltregion herrsche, vom rückständigen Islam und von Ahmadinedschads Absicht, Israel den Erdboden gleichzumachen - und diese Mär vom aus der Welt gebombten Israel, obwohl mehrfach erklärt wurde, dass die Übersetzung, die eine solche Mission in die Welt setzte, fehlerhaft gewesen sei. Viele der Vorwürfe mögen sogar stimmen, Opposition wird im Iran nicht gerne gesehen, Menschen werden unterdrückt - aber warum trifft das dann nicht auch für Italien zu? Gerade für Italien, Mitglied der EU, quasi ein Nachbarland unsererseits? Mangelt es dem Iran, mangelt es Ahmadinedschad an Modepüppchen, die er gassiführen könnte?
Mit dem Nachbarn Italien legt man sich nicht an, selbst wenn dort der Sensenmann wütet. So hielten es einst schon die biederen Demokraten der Weimarer Republik, die sich ihrerseits ebenso wenig um die Belange jenseits der Alpen kümmerten. Aber der Iran, auf dem Objekt der Begierde sitzend, mitten in einer geostrategisch wichtigen Weltregion, muß noch teuflischer als der Teufel selbst umschrieben werden. Die Interessen sind die altbekannten. Wer Diktator ist und wer nicht, das entscheidet hierzulande nicht die (journalistische) Objektivität, sondern die wirtschaftliche Interessenlage, das entscheidet maßgeblich das Verlautbarungsorgan des deutschen Stammtisches, das entscheiden Diekmann und Konsorten. Da können noch so oft menschenunwürdige Zustände auf Lampedusa auftreten, noch so oft Sinti und Roma aus den Städten Norditaliens vertrieben werden, noch so oft Bürgerwehren unerwünschte Köpfe in Neapel oder Mailand demolieren - für uns hat Italien demokratisch zu sein. So wie der Iran schon in der Zeit vor Ahmadinedschad als totalitär und rückständig gegolten hat, obwohl in dieser Ära die Alphabetisierungsrate anstieg, gerade auch immer mehr Frauen lesen und schreiben lernten, obwohl zeitgleich - und als Resultat der Alphabetisierung - sich die Geburtenkontrolle bemerkbar machte und Wahlen immer wieder zu Regierungswechseln führten - all das, als Spiegelbild sich demokratisierender Zustände, spielte seinerzeit schon keine Rolle. Indem man den Iran trotz tendenzieller Demokratisierung international ächtete, hievte man einen Mann wie Ahmadinedschad auf den Chefsessel der Nation. Der angeblich Irre aus Teheran ist durchaus als Reaktion auf diese Ächtung zu verstehen.
Der zeitgenössische Diktator wird nicht an den Zuständen in seinem Land gemessen, er wird nach dem Nutzen für unsere Gesellschaft kaschiert und gedeckt, so wie Demokraten zuweilen zu Tyrannen umfunktioniert werden, wenn sie sich zu demokratisch gebärden. Der Grund, warum Berlusconi sich in der BILD erigiert, ist sicher nicht seine unbremsbare Libido - weil Knochen knacken, weil Blut fließt, weil die dortige Polizei rüde auf unliebsame Menschen eindrischt, Leberwursttaktiken anwendet, wie einst die Polizei Berlins, nur noch rüder, noch gewaltsamer, daher ist Berlusconis senile Geilheit Thema. Er hat kein Diktator zu sein, weil es nicht in unserem Interesse liegt, dass er ein solcher ist. Darum spielt er den notgeilen alten Bock, als Gegenentwurf des demokratischen Diktators...
11 Kommentare:
>>Wenn das Volk einen Lumpen auf den Thron setzt, dann ist er kein Tyrann mehr, dann ist er der Mann des Volkes.<<
Großartiger Satz. Könnte bei Shakespeare stehen.
"Es ist ein Fluch der Zeit, dass Irre Blinde führen."
Das ist ein Satz der tatsächlich aus der Feder von Shakespeare stammt, womit er eine sagenhafte Weitsicht bewiesen hat. Oder etwa nicht?
Nun gut, ob Shakespeares Prophezeiung auch auf den Iran zutrifft, da bin ich mir keineswegs sicher.
Dafür hat sich dieser Fluch über weite Teile Europas gelegt. Italien ist da ganz sicher ein Paradebeispiel.
Jedoch gibt es mindestens ein weiteres, auf das der Fluch geradezu wie Blei lastet...
"[...]Oder, frei nach Roosevelt, und damit das Motto US-amerikanischer Außenpolitik zitierend: Dann ist er zwar ein Hurensohn, aber deren Hurensohn, der Hurensohn des Volkes.
[...]"
Wir erleben dies derzeit nicht allein im Iran und in Italien. Die fdp-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung unterstützt einen diktatorischen Putsch in Honduras, unsere Mainstream-Medien schweigen dazu.
Man erinnere sich, auch Hugo Chavez in Venezuela sollte weggeputscht werden, das Volk holte ihn zurück, und seither wird in dt.-konservativen Medien Chavez als Diktator verschrien.
Ich wag mal eine Prognose, wenn die Putschisten in Honduras, die sehr wahrscheinlich aus dem rechtsextremen bzw. -konservativen Spektrum stammen dürften, Erfolg haben, dann werden die von unseren Mainstream-Medien als Helden gefeiert.
Schade, dass nur linke Medien die Sauerei melden, die unsere FDP hier mitmacht, die da heißt in Deutschland von Freiheit reden, aber in Südamerika rechtslastige Diktaturen unterstützen - über die Friedrich-Naumann-Stiftung.
Diese Wahrheit sollte weite Verbreitung finden, denn bei einem Wahlsieg der FDP wird dies natürlich totgeschwiegen....
Zu Berlusconi nur ein Gedanke:
Haben die Italiener nicht schon seit über 2000 Jahren Erfahrung mit Diktatoren? Ich weiß, es klingt seltsam, aber die römischen Cäsaren und deren Nachfolger, die italienischen Könige waren doch nix anderes. Oder? Übrigens, die kurze Zeit der italienischen Revolution unter Garibaldi lasse ich mal außen vor.
Ein römischer Kaiser, der auch heute noch als Held verehrt wird - in diversen Asterix-Comics war Gaius Julius Cäsar. Schon sein Zeitgenosse Cicero, der nicht der HBO oder Hollywood-Version entspricht, die unser Kulturimperialismus von ihm zeichnet, bezeichnete Cäsar als grausamen Diktator, der die römische Republik abschaffen wollte.
2000 Jahre später wird Cäsar als Held gefeiert, und Cicero als intriganter Mensch - Die Halbwertszeit heute benötigt wohl nicht so lange? Berlusconi wird von Konservativen wohl heute schon als zweiter Cäsar gefeiert?
Übrigens "fasces" ist dies nicht der Urbegriff für den Faschismus? Den Mussolinis und nun Berlusconis.
Ich bin sicher, heutige Diktatoren fallen auch nicht mehr durch Uniformierung auf, die Denkweise ist es, was diese - wieder - zu Faschisten macht, ob die nun Berlusconi, Schäuble oder Müntefering heißen - ich seh da irgendwie keinen Unterschied mehr, und wenn dann nur noch winzige.
Ihr etwa?
Fasci ist das Rutenbündel, ein römisches Machtsymbol. Mussolini erlaubte sich, hinweisend auf Italiens historische Größe, Rückgriffe auf das antike Rom. Aber das ist im Grunde nur die halbe Wahrheit. Fasci hat es immer wieder gegeben, schon um 1890 formierten sich auf Sizilien Fasci, die nichts anderes waren als Bünde sizilianischer Bauern, die einen kommunistischen Hintergrund hatten, die Landreformen forderten und damit der Mafia gehörig auf die Füße traten. Seinerzeit war vom Faschismus Mussolinis noch nichts zu hören - das kam erst später.
Fasci ist das Bündel, der Bund, die Verbindung von Interessen. Und auch das totalitäre Verbinden von Interessen, im Namen eines Volkes, eine Klasse, einer Rasse - der Bund vieler Gleicher, der sich verbündet hat, um die vielen Anderen auszugrenzen. Der Begriff Faschismus ist daher nur von der historischen Seite verwendbar, inhaltlich, d.h. von der sprachlichen Wurzel her, macht er keine großen Aussagen.
Übrigens: Ciceros Worte vom grausamen Diktator sind ungefähr so glaubwürdig, wie Westerwelles Worte zu den Segnungen des freien Marktes. Cicero war nie Popular, war Vertreter der Optimaten. Cäsar war für ihn, wie für alle Optimaten anmaßend - aber das war er aus Ciceros Sicht schon zu seiner gallischen Zeit, sogar davor schon. Der edle Cicero, der nicht sonderlich edel war, sondern lavierte und hintertrieb, bestach und morden ließ - womit er eben Kind seiner Zeit war -, konnte Cäsar nie leiden. Vielleicht waren sich beide zu ähnlich, nur dass Cicero Feldherrnqualitäten abgingen, er weniger Drang zur Macht entwickelte daher.
@Roberto J de Lapuente
Danke für die Hinweise.
Frage:
Hast du schriftliche Quellen über Cicero? Ich schreibe nicht von ungefähr über Ciceros Schlechtmacherei durch Fernsehserien wie "Rom" - Dort wird das Bild von Cicero gezeichnet, wie du ihn siehst, aber ich habe eine schriftliche Quelle - eine Kurzbiografie - die eben ein völlig anderes Bild von Cicero zeichnet, als du hier darstellst.
Ich würde umdenken, wenn du mir hier eine schriftliche Quelle - ein Buch - nennst, dass Cicero genauso beschreit wie die Fernsehserie "Rom" ihn gerne hätte - Ich hab da nämlich ein völlig anderes, wo Cicero ziemlich gut wegkommt, aber Cäsar eben nicht.
Ich bin gerne bereit dazuzulernen.
Übrigens, mein Bild von den guten Römern würde schon durch "Arminius" ramponiert, der auch kein dt. Volksheld war, aber eben ein Verräter und Babar seiner Zeit.
Früher fand ich es furchtbar, dass Germanen die Römer nach der Varus-Schlacht ihren Göttern geopfert haben, d.h. unsere "Vorfahren" waren tatsächlich Barbaren, und die Römer arme Opfer.
Mein Umdenken hat angefangen als ich las, dass auch im alten Rom Menschenopfer üblich waren, wenn auch nicht so häufig wie in Germanien, d.h. mein Römerbild erhielt hier erste Risse, die ein Umdenken föderten.
Bitte teile mir eine Quelle mit, die Cicero so schildert wie du ihn beschreibst....
Was die "fasci" angeht, danke für die Hinweise, ich las vor einiger Zeit einmal, dass eben die "fasci" die Wortgeber für den "Faschismus" waren - Schon wieder was dazugelernt, lieber Roberto J. De Lapuente.
Danke für ;-)
"[...]Übrigens: Ciceros Worte vom grausamen Diktator sind ungefähr so glaubwürdig, wie Westerwelles Worte zu den Segnungen des freien Marktes. Cicero war nie Popular, war Vertreter der Optimaten. Cäsar war für ihn, wie für alle Optimaten anmaßend - aber das war er aus Ciceros Sicht schon zu seiner gallischen Zeit, sogar davor schon. Der edle Cicero, der nicht sonderlich edel war, sondern lavierte und hintertrieb, bestach und morden ließ - womit er eben Kind seiner Zeit war -, konnte Cäsar nie leiden. Vielleicht waren sich beide zu ähnlich, nur dass Cicero Feldherrnqualitäten abgingen, er weniger Drang zur Macht entwickelte daher.
[...]"
Mein Wissen über Cicero stammt aus folgender Biografie "Cicero" von Marion Giebel, incl. eigene Worte von Cicero. Was Cäsar angeht, da gibt es noch andere antike Quellen als Cicero und sogar im Teil Eins der HBO-Reihe "Rom" wird Cäsar als grausamer Diktator geschildert - ein Kind seiner Zeit eben auch Cäsar.
Übrigens, ich halte es mit Karlheinz Deschner, dem Autor der "Kriminalgeschichte des Christentums" - Geschichte mal aus der Perspektive der Besiegten statt der Sieger zu sehen, und da wird Cäsar Bild doch ziemlich ramponiert, wenn man es so sieht.
Cäsar opfert Vercingetorix seinen Göttern, wie ich in einer anderen Quelle nachlas, ein durchaus zeitlicher Brauch damals - man war auf das Gutdünken des Siegers angewiesen, der mit einem verfahren konnte, wie er wollte, entweder er opferte dich den römischen Göttern (dem Kriegsgott Mars) oder er ließ dich laufen....
Mein Bild wurde eben durch eine aktuelle Arminius-Biografie ziemlich ramponiert was Römer und Germanen angeht....
...beide waren nicht die edlen Menschen, die wir immer dachten, sondern Kindern ihrer Zeit....
Scherzfrage:
Was hat "Herrmann der Cherusker", mit richtigem Namen Arminius genannt, mit Guido Westerwelle (FPD) gemein? Hinweis: Es hat was damit zu tun, dass man Steuern von "Eliten" verlangt, die nicht gerne bezahlen....
"Wir erleben dies derzeit nicht allein im Iran und in Italien. Die fdp-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung unterstützt einen diktatorischen Putsch in Honduras, unsere Mainstream-Medien schweigen dazu.
Man erinnere sich, auch Hugo Chavez in Venezuela sollte weggeputscht werden, das Volk holte ihn zurück, und seither wird in dt.-konservativen Medien Chavez als Diktator verschrien.
Ich wag mal eine Prognose, wenn die Putschisten in Honduras, die sehr wahrscheinlich aus dem rechtsextremen bzw. -konservativen Spektrum stammen dürften, Erfolg haben, dann werden die von unseren Mainstream-Medien als Helden gefeiert.
Schade, dass nur linke Medien die Sauerei melden, die unsere FDP hier mitmacht, die da heißt in Deutschland von Freiheit reden, aber in Südamerika rechtslastige Diktaturen unterstützen - über die Friedrich-Naumann-Stiftung.
Diese Wahrheit sollte weite Verbreitung finden, denn bei einem Wahlsieg der FDP wird dies natürlich totgeschwiegen...."
Jetzt macht mal alle halblang. Hab leider keine zeit und keine lust für ein perfekt ausformulierten text da ich ehr unabsichtlich auf diese seite gekommen bin.
Aber:
1) Wird berlusconi nicht von seinen medien gestützt, im gegenteil, in italien gibt es eine satiresendung die sich fast auschließlich auf berlusconi und seine missetaten stürzt.
2) Is mir unklar vorher du die informationen über diesen "Honduras"-Putsch hast, wenn unser medienapparat dafür sorgt das die nicht veröffentlicht wird !?
Das man die Springerpresse nicht ernstnehmen kann is wohl jedem klar, deswegen gleich davon auszugehen das jegliches medium manipuliert ist is wohl sehr fraglich, aber typisch für manche leute.
3)Chavez wird nich als diktator verschrien. Jedenfalls hab ich davon nichts mitbekommen. Da er aber die maximale wählbarkeit abschaffen will, ist er doch nach dem 1.Post/Artikel ein Diktator. (sind übrigens nicht meine worte ;) )
4)
Was sind deiner meinung nach nur linke medien?
Schon allein solche sachen, wie das die USA sonstwieviele diktatoren finanziell unterstützt hat, oder das es im Irak doch keine atomwaffen gab,sind wohl keine erfindung der linken medien.
Wenn man aber nur RTL und Pro Sieben guckt, und die BILD zeitung ließt, und dann davon auf alle medien schließt, dann is das einfach nur lächerlich.
Gruß
"[...]Is mir unklar vorher du die informationen über diesen "Honduras"-Putsch hast, wenn unser medienapparat dafür sorgt das die nicht veröffentlicht wird !?[...]"
Woher ich die Infos habe? Guck mal hier - Punkt 15:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=4058#h15
"[...]Das man die Springerpresse nicht ernstnehmen kann is wohl jedem klar, deswegen gleich davon auszugehen das jegliches medium manipuliert ist is wohl sehr fraglich, aber typisch für manche leute.[...]"
Was heißt hier "typisch für manche Leute"? Spielst wohl auf die Mär von der Verschwörungstheorie an? Übrigens, typisch für manche Menschen ist auch sofort persönlich anzugreifen, wenn man seine FDP befleckt sieht. Stimmt's?
"[...]3)Chavez wird nich als diktator verschrien. Jedenfalls hab ich davon nichts mitbekommen. Da er aber die maximale wählbarkeit abschaffen will, ist er doch nach dem 1.Post/Artikel ein Diktator. (sind übrigens nicht meine worte ;) )[...]"
Wessen Wort dann? Aus der konservativen FDP-CDU/CSU-Ecke vielleicht? Ich halte Chavez auch nicht für einen heiligen, aber den Putsch gegen Chavez, die Mehrheit der Bevölkerung die ihn unterstützt, und die neoliberale Opposition (incl. der neoliberalen Mainstream-Medien-Konzerne in Venezuela, von denen andere Medien, auch in Deutschland abschreiben statt zu recherchieren) sind nicht wegzuleugnen.
"[...]4)
Was sind deiner meinung nach nur linke medien?[...]"
Die von dir erwähnten sicher nicht, die sind im Wahlkampfzeiten immer schon stramm recht(sextrem) gewesen.
"[...]Schon allein solche sachen, wie das die USA sonstwieviele diktatoren finanziell unterstützt hat, oder das es im Irak doch keine atomwaffen gab,sind wohl keine erfindung der linken medien.[...]"
Sarkasmus an:
Nein, die rechtskonservativen Medien weltweit haben ja schon immer die Wahrheit geschrieben, schon damals als die USA weltweit Krieg führten, folterten und mordeten im Namen der neoliberalen Freiheit.
"[...]Wenn man aber nur RTL und Pro Sieben guckt, und die BILD zeitung ließt, und dann davon auf alle medien schließt, dann is das einfach nur lächerlich.
[...]"
Einfach nur lächerlich ist, dass du mich persönlich angreifen willst mit Medien, die ich selten gucke, weil ich weiß, dass Friede Springer, Liz Mohn und Konsorten die Herren dieser recht(sextremen) Medien sind.
Fazit:
Bevor du Hi.... jemandem Unwissen unterstellst, weil er angeblich nur Privatfernsehen guckt und die Bild-Zeitung ließt solltest du dich mal erkundigen, wem diese Medien gehören.
Ich weiß, du willst ja eh nur provozieren, aber lieber Kerl das ist dir nicht gelungen, du hast nur deine eigene Dummheit offenbart.
Guckst wohl selbst Bild, schüttest dir massenhaft Bier rein, wedelst mit dem FDP-Fähnchen, wenn du mal RTL & Privatfernsehenkonsorten guckst?
PS: Den Verschwörungstheoretiker kannste auch für dich behalten,denn allein mit letztem persönlichen Angriff haste dich selbst als solcher disqualifiziert.
"[...]Is mir unklar vorher du die informationen über diesen "Honduras"-Putsch hast, wenn unser medienapparat dafür sorgt das die nicht veröffentlicht wird !?[...]"
auch hier wird man fündig:
http://www.spreeblick.com/2009/07/06/honduras-und-die-fdp-freunde-der-putschisten
....nette Außenpolitik, die uns mit Westerwelle da bevorsteht....
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