Bloß keinen inhaltsvollen Geschichtsdiskurs...
Samstag, 17. Januar 2009
Die historische Aufarbeitung, mit der in diesem Land Klarheit in lang vergangene Tage gebracht werden soll, verläuft immer nach demselben Muster. Es ist ein Eintauchen in das abgrundtief Böse, ein verklärter Blick zurück, der Hitler und die Seinen nicht als Menschen, wohl aber als Teufel erfasst, um deren unsagbare Verbrechen erklärbar zu machen. Indem man den unliebsamen Charakter quasi an einer metaphysische Wurzel packt, gar nicht erst versucht, ihn als Produkt der damaligen Gesellschaft zu begreifen, ihn also nicht als einen von uns - uns Menschen -, einen der zwischen uns groß und mächtig wurde, erkennt, sondern ihn als geradewegs aus der Hölle aufgestiegen deutet, aufgestiegen um den Menschen Unheil zu bringen. Man möchte damit kenntlich machen, dass er nicht von dieser Welt, nicht aus unserer Mitte entstammt war, ein Verbrecher gewesen sei, dem nichts Menschliches eigen war; dass er als ein Unfall menschlicher Geschichte anzusehen sei, der keine Kontinuität in der Vergangenheit hatte, noch in der ihm unmittelbar folgenden Zukunft als Bindeglied zwischen den Zeiten, zwischen den zwei deutschen Demokratien, zu gelten habe; und dass er keiner Tradition entsprang, die einen Hitler zwar nicht rechtfertigen, aber doch erklären kann. Man blendet damit aus, dass Hitler ein Mensch seiner Zeit war, einer von vielen Menschen, der vielleicht etwas weniger feine Umgangsformen an den Tag gelegt, den Nihilismus seiner Zeit übertrieben hat, der aber alles in allem kein Außerirdischer war, sondern ein Typus Mensch, wie er damals, nach dem Ersten Weltkrieg, in Zeiten, in denen der Sozialdarwinismus als ernstzunehmende Wissenschaft betrieben wurde - was schon vor diesem Waffengang war -, zuhauf zu finden war.
Was aber hierzulande als historische Aufarbeitung gilt, trägt als oberste Prämisse immer die Diabolisierung dieser geschichtlichen Person, die Umdeutung des Menschen zum Ungeheuer, gerade so, als gehörte Hitler nicht der Menschheit an. Guido Knopp, Haus- und Hofhistoriker der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Verfechter der politischen Korrektheit, der beinahe überall, wo es im Fernsehen um historische Themengebiete geht, seine Finger im Spiel hat, gilt als wahrer Meister dieser These, wonach Hitler ein Unfall der Geschichte war, weil er eben angeblich so gar nicht erklärbar sei. Viele Historiker und Denker haben das allerdings schon vor Jahren klarer und ehrlicher erkannt: für Haffner war Hitler kein Teufel, wohl aber ein äußerst durchschnittlicher und bornierter Karrierist, ein Mensch in jedem Fall, wenn auch einer der widerlichsten Sorte; Jäckel entblättert Hitlers Weltanschauung und bekommt einen ähnlichen Charakter wie Haffner zu sehen, aber immer noch einen menschlichen Charakter, wenngleich intellektuell verarmt, einen Tatmenschen, keinen Anhänger der vita contemplativa; und für Carl Amery, dem Verfasser des Essays "Hitler als Vorläufer", war Hitler über allem ein Mensch seiner Zeit, kein Unfall der Geschichte, sondern ein Stück menschlicher und damit durchaus erklärbarer Geschichte - ein Mensch, kein Teufel, fehlgeleitet durch seine Zeit, durch die Scheinwissenschaften und Ideologien von damals; Hannah Arendt sah im Menschenschlag des hitleristischen Deutschland eine Banalität am Werk, keine abgrundtiefen Bösartigkeiten, sondern eben Alltäglichkeit im Bösen, nicht einmal böse im weitesten Sinne, sondern einfach nur vollkommen unfähig mitmenschliche Gefühle zu verspüren - Arendt hat sich engagiert dagegen ausgesprochen, die Teufelmalerei zum Leitbild der historischen Rückschau zu machen, weil man damit die Unabwendbarkeit dieser Katastrophe unterstreicht und somit (ungewollt) aussagt, dass man solchen "Naturkatastrophen" hilflos ausgeliefert ist.
Man sieht, die ernsthafte und tiefgründige Analyse brauner Jahre ist keine Rarität im Reich der Historikergilde, wird aber im öffentlich-medialen Diskurs kaum mehr an den Konsumenten gebracht. Richtig, "Konsument", nicht Leser oder Zuseher, denn das ist er nicht: Geschichtsunterricht ist zur Trivialunterhaltung verkommen, in der in 45 Minuten ein wenig entertainment gesichert sein will, und weswegen es einfacher erscheint, die Motive der damaligen Machthaber und den Antrieb der pflichterfüllenden Mitläufer, einfach mit einer simplen Diabolisierung der betreffenden Menschen und des Zeitgeistes abzutun. Neben den oben erwähnten Historikern und Denkern - alle bis auf Jäckel bereits verstorben -, findet sich dieser Tage eine andere Form der Aufklärung in den Zeitschriftenregalen dieser Republik. "Zeitungszeugen" heißt das Zeitschriftenprojekt, in welchem Nachdrucke geschichtsrelevanter Zeitungsausgaben der Zeit von 1933 bis 1945 enthalten sind. Zusätzlich werden Expertenkommentare und Analysen angeboten, die dem interessierten Leser das Dritte Reich nahebringen soll. So wird es ermöglicht, direkt in die Tageszeitung eines damaligen, geschichtsrelevanten Tages einzutauchen, die Sichtweisen aus dem Damals heraus zu erlesen und zu ergründen - damals, als man von all dem, was später folgte, noch nichts wußte. Gerade die populäre Geschichtswissenschaft macht es sich heute gerne leicht, weil sie aus einer allwissenden Warte heraus lehrt, weil sie ja weiß, was das Dritte Reich für Folgen zeitigte. Der "Zeitzeuge Tageszeitungs-Nachdruck" ist aber frei von diesem Wissen späterer Jahre und ermöglicht es so, ohne Diabolisierungen und Vereinfachungen einen Erkenntnisgewinn zu bescheren.
Ein Beispiel: Wenn wir uns heute die Konferenz von Evian im Jahre 1938 vorstellen, bei der viele Nationen darüber beratschlagten, was mit den deutschen Juden geschehen, wie man sie aus Deutschland herausholen soll, dann denken wir als Geschichtsbuch-Wissende, dass dies eine außerordentlich vernünftige Konferenz war, weil das Motiv als klar umrissen galt. Jedem war ja klar, dass die Juden möglichst schnell, mit möglichst wenig bürokratischen Aufwand "herausgeholt" werden müssen, um eine Konferenz folglich, bei der es nur um das Wie, aber nicht um das Ob ging - richtig ist aber, dass die damaligen Konferenzteilnehmer nicht überzeugt waren, nicht nur, weil das gewährte Asyl für die deutschen Juden den Einreiseländern viel Geld kosten würde, sondern weil man glaubte, mit dieser Bereitschaft Auswanderer aufzunehmen, den Nationalsozialisten auch noch in die Hände zu spielen, ihren Antisemitismus zu unterstützen. Und überhaupt, wäre es nicht ratsamer, statt die Emigration zu erleichtern, Deutschland zur Integration der Juden zu nötigen?
Nur mit der historischen Quelle, mit Aussagen von Zeitzeugen des damaligen Momentes, lassen sich solche Sichtweisen begreifen. Aus der Zukunft heraus können wir nicht einfach die Bilder ausblenden, die man später in den Konzentrationslagern zu sehen bekam. Ein solches Projekt, welches Nachdrucke anbietet, um aufzuklären und geschichtlich zu informieren hat damit durchaus seine Berechtigung und kann helfen, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in wahrere Bahnen zu lenken; kann helfen, dass man in Hitler nicht mehr den unerklärlichen Unfall, geschickt aus dem Höllenreich, sondern einen kleinen, spröden Mann, entstammend aus der Mitte der damaligen Gesellschaft, sieht.
Es muß heißen, es könnte zur Aufklärung beitragen. Denn das bayerische Finanzministerium verbietet nun den Abdruck dieser Zeitungszeugen, weil es sich dabei um "Verbreitung von NS-Propaganda" handelt und man den Mißbrauch durch rechtsradikale Kreise fürchtet. Ob diese Kreise überhaupt dazu fähig wären, eine Tageszeitung aus dem Jahre 1934 oder 1937 in den damaligen Zeitgeist einzuordnen, um darin überhaupt ein Deutungsmuster zu erkennen, bleibt fraglich - fraglich ist aber auch, warum man diese Art von Aufklärung unterbindet. Womöglich müssen wir die Schlußfolgerung ziehen, die auch Amery zog, nämlich dass die Verklärung des damaligen Geschehens zu einem Unfall der Geschichte, für die heutigen Eliten bequemer ist. Man stelle sich vor, anhand der Zeitungszeugen würden Maßnahmen und Eingriffe der Reichsregierung sichtbar, die wir heute in ähnlicher oder abgewandelter Form auch erleben müssen; man stelle sich vor, innerhalb des Nachdrucks stünde ein NS-Propagandasprüchlein wie "Du bist Deutschland" oder "Sozial ist, was Arbeit schafft"; man stelle sich vor, ein NS-Bonze erläutert dort in einem Gespräch, man müsse den Schmarotzern und Parasiten am Volkskörper Einhalt gebieten; man stelle sich nur mal vor, ein Militär der Wehrmacht würde etwas von Deutschlands Verantwortung in der Welt fabulieren - ja, da zählen am Ende einige interessierte Menschen eins und eins zusammen und werden stutzig. Nicht, dass wir dann behaupten könnten, Hitler wäre zurück, aber die Hitlerformel scheint uns damit so aktuell wie eh und je, und der Gefreite kein Unfall der Geschichte mehr, sondern ein brauner Faden durch die Tage dieser Republik.
Mit Guido Knopps Geschichtsstunde, kann das natürlich nicht passieren. Da bleibt Hitler ein Unfall und ein abgeschlossener Fall der Historie, der sich nie wiederholen kann, weil wir viel aus unserer Geschichte gelernt haben - nur nicht die Wahrheit, dass Hitler erklärbar ist.
Was aber hierzulande als historische Aufarbeitung gilt, trägt als oberste Prämisse immer die Diabolisierung dieser geschichtlichen Person, die Umdeutung des Menschen zum Ungeheuer, gerade so, als gehörte Hitler nicht der Menschheit an. Guido Knopp, Haus- und Hofhistoriker der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Verfechter der politischen Korrektheit, der beinahe überall, wo es im Fernsehen um historische Themengebiete geht, seine Finger im Spiel hat, gilt als wahrer Meister dieser These, wonach Hitler ein Unfall der Geschichte war, weil er eben angeblich so gar nicht erklärbar sei. Viele Historiker und Denker haben das allerdings schon vor Jahren klarer und ehrlicher erkannt: für Haffner war Hitler kein Teufel, wohl aber ein äußerst durchschnittlicher und bornierter Karrierist, ein Mensch in jedem Fall, wenn auch einer der widerlichsten Sorte; Jäckel entblättert Hitlers Weltanschauung und bekommt einen ähnlichen Charakter wie Haffner zu sehen, aber immer noch einen menschlichen Charakter, wenngleich intellektuell verarmt, einen Tatmenschen, keinen Anhänger der vita contemplativa; und für Carl Amery, dem Verfasser des Essays "Hitler als Vorläufer", war Hitler über allem ein Mensch seiner Zeit, kein Unfall der Geschichte, sondern ein Stück menschlicher und damit durchaus erklärbarer Geschichte - ein Mensch, kein Teufel, fehlgeleitet durch seine Zeit, durch die Scheinwissenschaften und Ideologien von damals; Hannah Arendt sah im Menschenschlag des hitleristischen Deutschland eine Banalität am Werk, keine abgrundtiefen Bösartigkeiten, sondern eben Alltäglichkeit im Bösen, nicht einmal böse im weitesten Sinne, sondern einfach nur vollkommen unfähig mitmenschliche Gefühle zu verspüren - Arendt hat sich engagiert dagegen ausgesprochen, die Teufelmalerei zum Leitbild der historischen Rückschau zu machen, weil man damit die Unabwendbarkeit dieser Katastrophe unterstreicht und somit (ungewollt) aussagt, dass man solchen "Naturkatastrophen" hilflos ausgeliefert ist.
Man sieht, die ernsthafte und tiefgründige Analyse brauner Jahre ist keine Rarität im Reich der Historikergilde, wird aber im öffentlich-medialen Diskurs kaum mehr an den Konsumenten gebracht. Richtig, "Konsument", nicht Leser oder Zuseher, denn das ist er nicht: Geschichtsunterricht ist zur Trivialunterhaltung verkommen, in der in 45 Minuten ein wenig entertainment gesichert sein will, und weswegen es einfacher erscheint, die Motive der damaligen Machthaber und den Antrieb der pflichterfüllenden Mitläufer, einfach mit einer simplen Diabolisierung der betreffenden Menschen und des Zeitgeistes abzutun. Neben den oben erwähnten Historikern und Denkern - alle bis auf Jäckel bereits verstorben -, findet sich dieser Tage eine andere Form der Aufklärung in den Zeitschriftenregalen dieser Republik. "Zeitungszeugen" heißt das Zeitschriftenprojekt, in welchem Nachdrucke geschichtsrelevanter Zeitungsausgaben der Zeit von 1933 bis 1945 enthalten sind. Zusätzlich werden Expertenkommentare und Analysen angeboten, die dem interessierten Leser das Dritte Reich nahebringen soll. So wird es ermöglicht, direkt in die Tageszeitung eines damaligen, geschichtsrelevanten Tages einzutauchen, die Sichtweisen aus dem Damals heraus zu erlesen und zu ergründen - damals, als man von all dem, was später folgte, noch nichts wußte. Gerade die populäre Geschichtswissenschaft macht es sich heute gerne leicht, weil sie aus einer allwissenden Warte heraus lehrt, weil sie ja weiß, was das Dritte Reich für Folgen zeitigte. Der "Zeitzeuge Tageszeitungs-Nachdruck" ist aber frei von diesem Wissen späterer Jahre und ermöglicht es so, ohne Diabolisierungen und Vereinfachungen einen Erkenntnisgewinn zu bescheren.
Ein Beispiel: Wenn wir uns heute die Konferenz von Evian im Jahre 1938 vorstellen, bei der viele Nationen darüber beratschlagten, was mit den deutschen Juden geschehen, wie man sie aus Deutschland herausholen soll, dann denken wir als Geschichtsbuch-Wissende, dass dies eine außerordentlich vernünftige Konferenz war, weil das Motiv als klar umrissen galt. Jedem war ja klar, dass die Juden möglichst schnell, mit möglichst wenig bürokratischen Aufwand "herausgeholt" werden müssen, um eine Konferenz folglich, bei der es nur um das Wie, aber nicht um das Ob ging - richtig ist aber, dass die damaligen Konferenzteilnehmer nicht überzeugt waren, nicht nur, weil das gewährte Asyl für die deutschen Juden den Einreiseländern viel Geld kosten würde, sondern weil man glaubte, mit dieser Bereitschaft Auswanderer aufzunehmen, den Nationalsozialisten auch noch in die Hände zu spielen, ihren Antisemitismus zu unterstützen. Und überhaupt, wäre es nicht ratsamer, statt die Emigration zu erleichtern, Deutschland zur Integration der Juden zu nötigen?
Nur mit der historischen Quelle, mit Aussagen von Zeitzeugen des damaligen Momentes, lassen sich solche Sichtweisen begreifen. Aus der Zukunft heraus können wir nicht einfach die Bilder ausblenden, die man später in den Konzentrationslagern zu sehen bekam. Ein solches Projekt, welches Nachdrucke anbietet, um aufzuklären und geschichtlich zu informieren hat damit durchaus seine Berechtigung und kann helfen, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in wahrere Bahnen zu lenken; kann helfen, dass man in Hitler nicht mehr den unerklärlichen Unfall, geschickt aus dem Höllenreich, sondern einen kleinen, spröden Mann, entstammend aus der Mitte der damaligen Gesellschaft, sieht.
Es muß heißen, es könnte zur Aufklärung beitragen. Denn das bayerische Finanzministerium verbietet nun den Abdruck dieser Zeitungszeugen, weil es sich dabei um "Verbreitung von NS-Propaganda" handelt und man den Mißbrauch durch rechtsradikale Kreise fürchtet. Ob diese Kreise überhaupt dazu fähig wären, eine Tageszeitung aus dem Jahre 1934 oder 1937 in den damaligen Zeitgeist einzuordnen, um darin überhaupt ein Deutungsmuster zu erkennen, bleibt fraglich - fraglich ist aber auch, warum man diese Art von Aufklärung unterbindet. Womöglich müssen wir die Schlußfolgerung ziehen, die auch Amery zog, nämlich dass die Verklärung des damaligen Geschehens zu einem Unfall der Geschichte, für die heutigen Eliten bequemer ist. Man stelle sich vor, anhand der Zeitungszeugen würden Maßnahmen und Eingriffe der Reichsregierung sichtbar, die wir heute in ähnlicher oder abgewandelter Form auch erleben müssen; man stelle sich vor, innerhalb des Nachdrucks stünde ein NS-Propagandasprüchlein wie "Du bist Deutschland" oder "Sozial ist, was Arbeit schafft"; man stelle sich vor, ein NS-Bonze erläutert dort in einem Gespräch, man müsse den Schmarotzern und Parasiten am Volkskörper Einhalt gebieten; man stelle sich nur mal vor, ein Militär der Wehrmacht würde etwas von Deutschlands Verantwortung in der Welt fabulieren - ja, da zählen am Ende einige interessierte Menschen eins und eins zusammen und werden stutzig. Nicht, dass wir dann behaupten könnten, Hitler wäre zurück, aber die Hitlerformel scheint uns damit so aktuell wie eh und je, und der Gefreite kein Unfall der Geschichte mehr, sondern ein brauner Faden durch die Tage dieser Republik.
Mit Guido Knopps Geschichtsstunde, kann das natürlich nicht passieren. Da bleibt Hitler ein Unfall und ein abgeschlossener Fall der Historie, der sich nie wiederholen kann, weil wir viel aus unserer Geschichte gelernt haben - nur nicht die Wahrheit, dass Hitler erklärbar ist.
28 Kommentare:
Ja, das ist schon ein Armutszeugnis was uns da als Geschichtskunde im "Bildungsfernesehen" serviert wird.
Dabei gibt es über so viele Ereignisse aus diesen oder den vorangegangenen Jahren zu berichten und zu analysieren, die das Phänomen oder, wie du es formuliert hast, den Unfall Hitler ziemlich erklärbar machen. Aber dann würde ja der Zuschauer zu dem Schluss kommen, dass der deutsche Hurrapatriotismus, das Klein- und Spiessbürgertum und der militärisch-industrieller Komplex allesamt die Nazidiktatur erst möglich gemacht haben.
Haben die denn je in den letzten Jahren einen ausführlichen Beitrag über das Ermächtigungsgesetz gezeigt, dass es praktisch die Verfassung des 3. Reiches war, dass alle Parteien ausser der SPD ihm zugestimmt haben, unter ihnen auch der spätere Bundespräsident.
Die Verbreitung der unterschwelligen These, das 3. dritte Reich sei eine Art eigenständiges dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, ist nichts weiter als eine ideologische Gechichtsinterpretation.
"[...]Mit Guido Knopps Geschichtsstunde, kann das natürlich nicht passieren. Da bleibt Hitler ein Unfall und ein abgeschlossener Fall der Historie, der sich nie wiederholen kann, weil wir viel aus unserer Geschichte gelernt haben - nur nicht die Wahrheit, dass Hitler erklärbar ist.[...]"
Lieber Roberto J. de Lapuente,
das Thema scheint dich ja nicht loszulassen?
Die Tatsache, die du beschreibst ist mir auch aufgefallen, aber als schon immer fernsehkritischer, und geschichts(revisionismus)aufklärungsinteressierter Mensch, der viel liest, will ich auch darauf hinweisen, dass Guido Knopps Kommerzialisierungsgeschichtsstunde zum Glück nicht die einzige Form der Historie in Deutschland ist.
Es gibt auch noch andere Historiker, die Hitler nicht als Betriebsunfall der Geschichte sehen wollen, und sehr genau darüber aufklären, welche Masche Guido Knopp & Co. mit ihrer Geschichtsfälschung betreiben:
1. "Hitler war's": Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit von Hannes Heer.
2. "1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewußtsein der Deutschen"
von Norbert Frei (Autor).
3."Der braune Faden. Die verdrängte Geschichte der Bundesrepublik" von Conrad Taler.
usw. usf.
Der neoliberale Mainstream des Guido Knopp ist eben nicht alles - zum Glück.
Übrigens, wenn alle Stricke reißen, dann halte ich mich an internationale Historiker aus dem angelsächsischen Bereich, die auch eine Kontinuität Hitlers sehen bzw. die Tatsache, das Hitler eben kein "Betriebsunfall" der Geschichte war: z.B. folgenden: Ian Kershaw.
Was Zeitzeugen-Interviews, des Guido Knopp angeht, da kann man sehr interessante Details bei Hannes Heer nachlesen. Übrigens sind Erinnerungen mit Zeitzeugen, die meist ältere Menschen sind, auch aus einem ganz anderen Grund mit Vorsicht zu genießen, die die hochaktuelle Erinnerungsforschung beschreibt: Die Erinnerungen eines Menschen sind höchst anfällig für Irrtümer, Einblenden von einmal gelesenem oder im TV bzw. Kino gesehenen als eigene Erlebnisse - dort gibt es im Hirnforschungsbereich folgendes sehr gutes Buch zum Thema:
"Warum Menschen sich erinnern können: Fortschritte der interdisziplinären Gedächtnisforschung (Gebundene Ausgabe)"
von Harald Welzer (Herausgeber), Hans J. Markowitsch (Herausgeber.
...ist echt interessant, und zeigt, dass die Form der Zeitzeugen, die du beschreibst die bessere Alternative ist, gerade aus oben beschriebenem Grund.
Nach Harald Welzer z.B. sind viele Erinnerungen der Kriegsgeneration verdächtig dem Kriegsfilm "Die Brücke" ähnlich, weil die eben dies nicht erlebt sondern im TV gesehen, oder gelesen, haben und für eine eigene Erinnerung halten.
Die beiden Autoren schreiben aber auch andere Erinnerungen auf, um zu zeigen wie anfällig für oben beschriebenes Menschen auch in anderen Ländern sind.....
Noch was:
Es ist nun 20 Jahre seit 1989 her, dem Mauerfall in Berlin, und da bekommt eine andere Nazi-Tradition in Deutschland wieder Hochkonjunktur - der ideologisch-verblendete-hirnrissige-verblödende Antikommunismus, der in der weltweiten Finanzkrise wohl davon ablenken soll, dass auch der neoliberale Kapitalismus nun "seinen Mauerfall" - Zitat: Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz - erlebt hat.
Auch so eine typisch dt. Mainstream- Kontinuität, über die man hier so einiges erfahren kann:
"Die rote Gefahr. Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950-2000" von Klaus Körner von Konkret Literatur Verlag.
...ein Buch, dass leider gerade heute wieder aktuell wird, weil man gerne auf toten Ideologien herumreitet, und die Linkspartei eben als Konservativer lieber tot als lebendig sehen will.
Eine Neuauflage wäre wünschenswert, aber leider....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Nachschub:
Gerade die Sprache der Nazis selbst ist sehr aufklärend, da hast du völlig recht.
Kein Wunder z.B., dass Hitlers Buch "Mein Kampf" in Deutschland schon seit Jahren verboten ist.
...wäre dies frei erschwinglich, dann hätte es nämlich einen sehr aufklärerischen Effekt, denn
1. würde eine kommentierte Ausgabe von "Mein Kampf" zeigen, dass Hitlers Ideen alle nur geklaut waren - von diversen Quellen, z.B. wie ein neueres Buch hinweist auch US-Nazis bis zu anderen geistigen Mittätern des Sozialdarwinismus damals - im dt. In- und Ausland.
2. würde gerade "Mein Kampf" zeigen wie kontinuierlich manche Dinge bis heute als "Reform" gefeiert werden - z.B. gab es auch schon damals "Sozialabbau".
3. würde es für mich die fatale Neigung der dt. "Eliten" zeigen sich an Bücher als Stichwortgeber für ihre Politik zu halten - damals "Mein Kampf" Adolf Hitlers und heute Hayek und Friedman als Nachfolger Hitlers im neoliberalen Bereich - siehe zu H. und F. Naomi Kleins neuestes Buch "Die Schockstrategie". Buchgläubige seit Martin Luthers dt. Bibelübersetzung eben - nur das die "Eliten" sich halt seither eher an Bücher der Menschenverachtung halten.
....es gibt übrigens mit Serdar Somuncu einen mutigen türkisch-deutschen Kabarettisten, der sich die Entlarvung von "Mein Kampf" ,und Goebbels Hetztiraden, zur Lebensaufgabe gemacht hat, und dies trotz Haßparolen Ewiggestriger....oder gerade deswegen?
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Endlich einmal eine andere, objektive , wenn auch kurze Abhandlung zum Thema Geschichte. Respekt. Ich habe mich eingehend, jahrelang mit Geschichte beschäftigt. Habe sehr viele Bücher, aus verschiedenen Regionen, Blickwinkeln und Ländern zu einem Thema gelesen, teilweise auch Recherche betrieben. Damit konnte ich mir wenigstens ein bißchen Objektivität erarbeiten. Wenn ich sehe was an Geschichtsfälschung und Klitterung derzeit produziert wird, dann wird mir echt übel. Der Spiegel nimmt für sich in Anspruch u.a. den Reichtagsbrand als faktisch richtig aufgearbeitet zu haben. Wahnsinn. Sogar Abiturienten (LK Geschichte) werden zu diesem Thema NUR die Spiegelartikel und Sonderausgaben empfohlen, kein anders Buch. Was sollen Dutzende von Büchern die zu diesem Thema geschrieben wurden? liest den Spiegel! ...den "Spiegel-Leser wissen mehr". Als ob dieses Käseblättchen mit Hitlerfetisch der Wahrheitsbrunnen wäre. Jede vierte oder fünfte SpiegelTV -Sendung beschäftigt sich mit Hitler. (Der Rest des SpiegelTV Repertoires besteht aus Sex-und Geldthemen.) Dazu kommt auch noch Knopp, die unerträgliche Föhnfrisur.... dieser "Historiker" ist eigentlich nicht der Rede wert, präsentiert jedoch seine pop-historischen Produkte vermengt mit dämlichen,konsumentenfreundlichen , "sehr patriotisch angehauchten" Häppchen zur besten Sendezeit, vor einem Millionenpublikum. Absolute Volksverdummung. Knopp und der Spiegel, die Föhnfrisur und das Sturmgeschütz, abgeschmeckt mit ein bisschen Baring (der Gott sei Dank nicht mehr so häufig auftritt)erklären Geschichte. Das ist wirklich übel.
Immer wieder, wenn ich darauf aufmerksam mache das es sich teilweise um Geschichtsklitterung, Verklärung (diese fällt sehr häufig zB zum Thema Stauffenberg auf) bzw. nicht nachvollziehbare Fakten handelt (Spiegelthese zum Reichtagsbrand), wird mir
entgegnet, dass ich mir irgendeinen Spiegelartikel durchlesen soll. Hehe. Naja, ich als Nichtdeutscher habe ja sowieso keine Ahnung von der deutschen Geschichte. Tja, da kann ich nichts machen. Ich habe es auch längst aufgegeben, die Leute vor Knopp und dem Spiegel zu warnen. Einmal habe ich sogar ein KnoppBuch geschenkt bekommen zu dem Thema SS, habe das Buch gleich nach ein paar Seiten in den Müll geschmissen.
Noch ein Hinweis:
"Die mit dem schwarzen Winkel":
http://www.freitag.de/2008/07/08071101.php
...eben die Tatsache, dass Arbeitslose bereits vor, und unter Hitler, ausgegrenzt, verfolgt, und damals sogar ermordet, wurden.
Es soll aber auch heute noch Menschen geben, die denken, die Autobahnen wurden von echten "Freiwilligen" gebaut....
...vorwiegend in der konservativen Ecke der CDU/CSU/FDP - leide nun auch bei großen Teilen der SPD und der GRÜNEN....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Guter Artikel. Es kann uns doch nichts passieren. Knopp sagt uns warum unsere Gegenwart so gradios ist und wir einfach nur den Staaten danken sollten, weil sie uns von den Nationalsolzialisten befreit und uns vor den Kommunisten (zum größten Teil) bewahrt haben. Anderer Eckpunkte haben wir schon mal juristisch besichert, damit keine Fragen gestellt werden dürfen. Was Knopp nicht weiß, kann uns der Zentralrat sagen.
Im Ernst: Es besteht kein ernsthaftes Interesse an der Geschichte, oder, um prazise zu sein, das Interesse geht nicht über Ideologie hinaus. Geschichte soll die Gegenwart begründen und unterstreichen, daß wir am Ende derseben angekommen sind, somit nichts wesentlihes zu tun bleibt. Der Umgang mit der Geschichte ist ein Teil der Verdummung. Wer ein aktuelles Beispiel will mag sich Gaza anschauen: Hamas ist allein verantwortlich für den Konflikt in Palästina, warum sich mit den Jahrzehnten davor und komplizierten Details aufhalten? Hamas sind Terroristen -fertig. Mehr brauchen wir auch nicht zu wissen, wenn es nach unserer unsäglichen Kanzlerin und dem größten Teil der Medien geht. Da passt das Verbot des Nachdrucks von Originalquellen gut ins Bild. Das verwirrt doch nur und ist nicht zielführend. Ein amerikanischer Politiker hat in diesem Zusammenhang mal gesagt: "If you want to destroy a mation -blame it for something". Einen Vorteil hat es: wir müssen uns nicht mit dem Rest der Geschichte befassen, weil er unwichtig ist. Das spart Zeit.
Von Ranke Historiker) stammt der Satz: „Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt, wird erleben, daß ihm eine schlechte Geschichte gemacht wird.“ So ist es wohl.
"Wer ein aktuelles Beispiel will mag sich Gaza anschauen..."
Am Begriff "Gazakrieg" habe ich kürzlich festgemacht, dass es sich um eine Form von vorauseilender Geschichtsklitterung handelt. Denn ein Krieg sei das nicht, eher ein Massaker. Ich schrieb dazu folgendes:
"Wer beginnt an Worten zu feilen, die eine Untat verschönen sollen, der beginnt damit, die Geschichte bereits in der Gegenwart zu klittern."
Lieber Roberto J. De Lapuente,
die Geschichtsfälschung macht übrigens das ZDF wohl eher noch als "Bild" im TV bekannt.
Die Lügen sind die selben, auf Bildzeitungsniveau, die Guido Knopp & andere Hofhistoriker der Neoliberalen - in- und außerhalb des ZDF - verbreiten.
...aber wie schon erwähnt, ich seh es optimistisch, denn solange es Seiten wie Nachdenkseiten - oder den "Humanistischen Pressedienst" gibt geht die von Orwell zitierte Strategie:
"Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."
George Orwell, 1984
...nicht auf.
Übrigens, was mir schon lange auffällt ist, dass im Wahljahr nun auch andere Wissensbereiche dem Wahlkampf geopfert werden.
Ein Beispiel: Ich sah einen wunderschönen Bericht über den Klimawandel in Grönland - wunderschön bis die "verwelkte Blume aus der Uckermark" hofiert wurde....
Es ist eben nicht nur die Geschichtsthematik, die dieses Jahr von Neoliberalen, und PolitikerInnen dieser Sorte, unterwandert wird, sondern der reinste Kulturimperialismus, der auch in andere TV-Sendungen überschwappt.
Man könnte - 20 Jahre nach dem Ende der Ex-DDR - von einer Ironie der Geschichte reden, dass nun eben die Propaganda wieder in Filme und Fernsehdokumentationen Einzug hält - nur diesmal mit neoliberal-kapitalistischem Inhalt statt mit staats-sozialistisch-autoritärem.
Ich seh zwar noch fern, aber leider immer weniger, da mir diese Masche gewaltig gegen den Strich geht.
Wir haben doch wieder ein Staatsfernsehen - leider :-(
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Moin!
Mir fehlt in der Auflistung der Sichten auf Hitler am Anfang Deines Artikels die Sichtweise von Alice Miller. Dernach war Hitler in speziellen, aber auch Hitler-Deutschland in seiner Gesamtheit, ein Produkt der schwarzen Pädagogik, genannt Erziehung. Wie ich finde eine sehr interessante und bereichernde Sichtweise. Grade deshalb ist es schade, daß die in Deinem Artikel fehlt.
Toll finde ich ansonsten auch mal wieder, wie mir die bayerische Regierung verbietet mir ein eigenes Bild zu machen. Hauptsache ich bin Deutschland. Na, dann Prost.
Hervorragend, lieber Herr Lapuente!
Danke, jetzt ist mir ein erkenntnisreiches Wochenende sicher!
Vor allem die Links zur "jw" und zu "zeitungszeugen" werden mich beschäftigen - und mir dabei helfen, endlich, nach fast 60 Jahren, "Ordnung" in meine Erinnerungen zu bringen.
"Man muss den Feind kennen, um ihn zu besiegen." Dieser Spruch ist mir aus Jugendtagen in der DDR noch geläufig.
Damals glaubte ich allerdings aufgrund der Erlebnisse als Kleinkind - mein Vater, ein "mittelständischer" Unternehmer wurde am 17. Juni 1953 "abgeholt" und kam nach zwei Jahren krank zurück - dass dieses DDR-Regime ein totalitäres Unrechtsregime sei.
Allerdings waren meine Versuche mehr über die Zeit und das Leben meiner Eltern vor 1945 zu erfahren, nie sehr ergiebig. Sie wollten, so hatte ich den Eindruck, diese Zeit einfach negieren.
Ich wuchs auf in dem bürgerlichen Milieu der Vorkriegsjahre. Meine Eltern und Großeltern (die gesamte Familie, alle Brüder meines Vaters waren Unternehmer) versuchten nach dem Krieg da weiter zu machen, wo sie durch den "leider verlorenen Krieg" unterbrochen worden waren.
Ich erfuhr nur, dass mein Vater gerade von 1933 bis 1945 mit seiner Firma wahre "Hochzeiten" erlebte. Die Aufrüstung bescherte ihm als Zulieferer stets volle Auftragsbücher.
"Wenn Hitler die Ariesierung nicht so vorangetrieben hätte, wäre ich gar nicht so günstig an den Betrieb gekommen", gestand er mir als ich als Fünfzehnjährige in immer wiederkehrenden Diskussionen mit ihm, auf Einzelheiten bestand.
Er war von 1929 an Prokurist in der Firma. Die Eigentümer, beides Juden, verließen 1931 Deutschland. Mein Vater "kaufte" ihnen das Unternehmen ab. "Die Konditionen waren sehr günstig. Ich bekam, obwohl relatv mittellos und ohne Sicherheiten zu bieten, einen Kredit über 90.000 RM", erklärte er mir.
Ob die Eigentümer jemals in den Besitz des Geldes gekommen sind, weiß ich nicht.
Das Leben in der DDR schien für meinen Vater nur eine vorübergehende Unterbrechung zu sein. Er hoffte bis 1961 dass Adenauer dieses "sozialistische Experiment in der Sowjetzone" bald beenden würde.
Als die Mauer gebaut wurde, begann er gegen den Staat zu prozessieren. Als sein Betrieb 1972 zwangsverstaatlicht wurde, verfiel er in Depressionen, aus denen er sich bis zu seinem Tod auch nicht lösen konnte.
Ich war geprägt von diesem Elterhaus und verstand mich als "Oppositionelle" in der DDR.
Das wurde allerdings befördert durch den Geschichtsunterricht damals. Statt über das Leben in der NS-Zeit zu reden, wurde polemisiert und verteufelt. Es fand auch in der DDR keine Aufarbeitung statt.
Die Menschen wollten es nicht, sie wollten sich arrangieren. Motto: "Das Hemd ist mir näher als der Rock."
Mein (vorläufiges) Fazit:
Es wird auch jetzt wieder so laufen: "Wir können ja doch nichts ändern. Wir kennen die Hintergründe nicht - die da oben bringen ja doch wieder ihre Schäflein ins Trockene. Die Hauptsache ist, wir kommen glimpflich davon."
Ich möchte jedenfalls die mir noch verbleibende zeit nutzen, um immer mehr Hintergründe zu erfahren - und diese nutzen, um aufzuklären.
In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre "Zuarbeit".
@Geschreibsel
Schwarze Pädagogik - modern Hartz IV genannt:
http://www.freitag.de/2009/03/09030401.php
oder "AlG II - Mord per Gesetz?":
http://www.elo-forum.net/hartz-iv/hartz-iv/-200901142118.html
Gerade im Darwin-Jahr 2009 wünsche ich dem Sozialdarwinismus der Neoliberalen um Steinmeier/Münte/Merkel/Westerwelle/Merz/Sinn & Co. eine fröhliche Aufklärung, und einen gnadenlosen Tod mitsamt der Abschaffung der sozialrassistischen HartzIV-Gesetze....
Dazu passt vielleicht noch dies: Als der Film "Der Untergang" gedreht wurde, las ich irgendwo, dass es wohl fatal wäre, so einen Film zu machen. Die Gefahr bestünde, dass Hitler dort als MENSCH erschiene...
Hallo Roberto,
mir ist aufgefallen, dass in HR-INFO (Börsen- und Nachrichtendudelfunk) des Hessischen Infos in den Nachrichten häufig der Begriff
rechte Szene
benutzt wird. Wofür? Für Rechtsextreme. Da weiß man, wo die CDU steht. Wähler im trüben rechten Schlick fischen. Passt scho.
Vielleicht werden auch die rechtsradikalen verarscht. Aber egal. Dass der Zentralrat der Juden nicht aufmuckt, stimmt mich hingegen sehr bedenklich.
@Marlies
Das fatalste war nicht der Punkt den du erwähnst sondern die Tatsache, dass unter den Schauspielern in "Der Untergang" bekennende Rechtsextremisten (NPD & Konsorten) waren.
Kein Witz, die geben teilweise sogar damit an als Statisten bei "Der Untergang" mitgewirkt zu haben:
http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA9514B9892E0074EDE4E5AFA/Doc~EF7085E2AF6A244E6BB08C8290DC5305E~ATpl~Ecommon~Scontent.html.
Wäre interessant mal zu erfahren ob bei der neuen Stauffenbergthematikverfilmung auch bekennende Rechtsextremisten dabei waren?
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
PS: Ich hab da noch eine andere Theorie warum die Nazi-Ideologie nicht ausstirbt - die ist eine weltliche Religion.
Mehr dazu hier:
http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale?SID=CRAWLER&MODULE=Frontend&ACTION=ViewPageView&PageView.PK=7&Document.PK=56702.
Wie langlebig Religionen - auch weltliche - sein können beweist ja gerade der hochaktuelle religiöse Fundamentalismus aller Religionen....Wieso soll die Nazi-Religion da eine Ausnahme bilden?
Manch einer hat, nach der Anweisung die "Nazi-Zeitungen" nicht zu verkaufen, auch anderes aus dem Sortiment genommen: ;0))) .
Hitlers Buch "Mein Kampf" ist wahrscheinlich auch nur deswegen verboten, damit niemand merkt, dass Hitlers Propaganda -Methoden denen von heute gleichen.
Ich habe einige Zitate von angelsächsischen Autoren gelesen, war nicht uninteressant.
Eine Leitsatz war zum Beispiel, jede Propaganda müsste so einfach sein, dass auch der Dümmste sie verstünde...
Häufige Wiederholung war auch ein Punkt (hat man ja später auch bei MK-Ultra angewendet), und außerdem wusste Hitler (der das Buch nebenbei bemerkt gar nicht selbst geschrieben haben soll), dass "...die Lüge schon mindestens einmal um die Welt marschiert ist..." bevor die "...Wahrheit sich auch nur die Schuhe geschnürt hat..." und dass selbst bei der Aufdeckung einer Lüge im nachhinein, doch irgendetwas im öffentlichen Bewusstsein hängen bleiben würde.
Kein Wunder, dass da manche Kioskbesitzer auch andere "Nazi-Zeitungen" anscheinend instinktiv aus ihrem Sortiment genommen haben :0)
Es ist auch immer wieder interessant, dass "Der Untergang" gebetsmühlenartig vorgeworfen wird, Hitlers menschliche Seiten darzustellen...
Wichtige Lektüren zum Thema:
"Anatomie der menschlichen Destruktivität"
"Furcht vor der Freiheit"
(Erich Fromm)
es ist schon eine reihe von jahren her, zirka 8, daß ich diese berichterstattung über das 3. reich im tv gesehen habe. hitler wurde überwiegend aus der frosch- bzw. unterspektive gezeigt, und als redner, mit seiner schrei- und blökstimme. ich hatte das gefühl, er wurde so immer überlebensgroß gezeigt. nur einmal gab es eine szene am rande, er unterhielt sich ganz normal mit irgendwelchen leuten in parteifunktionen - und da hatte ich das gefühl, der mann ist nur ein ganz banaler mensch, eine art der darstellung, die dildo kropp sonst immer vermieden hat.
...dazu paßt, dass in gewissen Kreisen neuerdings der Versuch gemacht wird den Nazi-Faschismus zu verharmlosen indem man ihn mit dem Sozialismus/Kommunismus gleichsetzt, und dabei noch gegen die neue Linkspartei zu hetzen, die angeblich in der Tradition der Nazis steht. Es gibt übrigens auch Versuche der SPD eine Nazi-Vergangenheit anzudichten, d.h. die konservativ-rechtslastigen "Eliten" in Deutschland wollen ihre Wendehalsigkeit von damals, und zu Zeiten der Ex-DDR, gleich mit zwei Klappen vertuschen, indem die zwei Todfeinde einfach gleichsetzen wollen. Kennt man ja mittlerweile von George W. Bush, der die Baath-Partei des Irak (=säkular) mit der Al Quaida Osama Bin Ladens (=religiös-fundamentalistisch) gleichsetzen wollte, um den Irak zu besetzen. Merkel hat anscheinend davon gelernt, die Opposition gegen die neoliberale Ideologie soll einfach totgemacht werden indem man SPD/GRÜNE/DIE LINKE einfach in die NSDAP-Ecke abdrängt und Faschismus mit Sozialismus gleichsetzt - wie bereits erwähnt ebenso Todfeinde wie Osama Bin Laden und Saddam Hussein es waren....
Wer des Englischen mächtig ist, sollte sich folgendes Buch zulegen:
Guido Giacomo Preparata - Conjuring Hitler: How Britain and America made the third reich (Pluto Press, 2005)
Preparata ist ein junger amerikanischer Professor. In diesem Buch zeigt er auf, welche finanziellen Unterstützungen Hitler aus dem Ausland erhielt, mit dem Ziel Deutschland gegen Russland "mobil" zu machen und die Russen auszuschalten bzw. Europa als aufstrebende Großmacht zu destabilisieren.
(hier eine deutsche Übersetzung eines kurzen Ausschnitts zum Reinlesen: http://www.menschenkunde.com/weltgeschehen/preparata_2.html)
Dieses Buch bestätigt die These: Hitler ist eine historische Kontinuität, die zudem noch - und das ist das Bemerkenswerte - von "außen" (international) gleich noch einen Tritt für den rechten Schwung mitbekommen hat...
Danach wird einem auch klar, warum Chamberlain auf "Appeasement" aus war oder warum viele deutsche Widerständler sowenig Unterstützung von den USA oder Großbritannien bekommen haben, obwohl viele schon früh Alarm schlugen (man denke nur mal an Stauffenberg und seine Gruppierung, die haben ja zuvor auch schon geheime Kontakte nach außen hergestellt - zwecklos!).
@Anonym:
"Wäre interessant mal zu erfahren ob bei der neuen Stauffenbergthematikverfilmung auch bekennende Rechtsextremisten dabei waren?"
Ja, das kann ich bestätigen. Im August 2007 haben sich bei "Valkyrie" mindestens vier Nazis eingeschlichen (gewiss ist die Dunkelziffer höher gewesen). Manche wurden anschließend sofort aus der Kartei gestrichen (heimlich, denn wer stellt die als Agentur-Leitung oder als normaler Statist schon gern zur Rede: die hätten dann einen Batzen wütender Feinde hinter sich her), andere wiederum tauchten dann ein paar Wochen später wieder bei den Drehtagen auf. Sowas ist schwer zu händeln...manche geben sich halt nicht als Faschos zu erkennen, da kann man der Agentur nicht viel vorwerfen. Die Nazis, die ich erlebt hatte, waren so stolz auf die übergestreiften Uniformen (ich trug auch eine, aber das ist was anderes, als Linker konterkariert man damit nur die historischen Dinge, finde ich;-), die Hälfte der Zeit verarscht man sich selbst und die Uniform und die zackigen Stiefel und man kann wunderbare soziologische Beobachtungen machen, wie sich nach und nach Grüppchen bilden...dort die Soldaten, da die Offiziere...;-)), dass man fast schon eine Ausbeulung an ihren Hosen erkennen konnte (im übertragenen Sinne)...und dann war da z.B. einer, der ist mir nach außen hin sympathisch erschienen, bis sich herausstellte: der Kerl wollte nur Nachwuchs für seinen regionalen Nazi-Kreis (ich weiß nich ob's NPD war?) rekrutieren und hat den liebevollen Papi gemimt...gruslig.
Wie gesagt: sowas lässt sich nicht hundertprozentig verhindern. Mich hat's aber auch wütend gemacht, als ich davon erfuhr.
Die Diabolisierung könnte man allenfalls in eine religiöse Ecke stempeln, jedoch sehe ich ganz andere Hintergründe. Einen Weg, einen Menschen der einen solch bestimmten verfolgt, ist nur dann für andere Menschen erkennbar, wenn er weiss wie dieser Weg begangen wurde/wird. Dazu muss er Wissen vermittelt bekommen. Hält man ihm das Wissen darüber vor, wird er nicht oder nur schwer die Aktualität erkennen.
Sind unsere konservativen Eliten (Merkel, Koch, Westerwelle, Müntefering, Steinmeier, Trittin & Co.) nicht ebenso Ewiggestrige wie die der Linkspartei vorwerfen wollen? Irgendwie habe ich den Verdacht, dass die bürgerlichen Kreise in Deutschland in eine Zeit zurückwollen, die spätestens seit 1789, dem Datum der Großen Franz. Revolution, Teil der Geschichte sind. Vergessen wir mal für einen Augenblick die Nazi-Historie und konzentrieren uns darauf. Würde mich echt einmal interessieren ob ihr es ähnlich seht oder ob ich damit ganz falsch liege.
Bei Roland Koch, mit seinem Studentenschmiß im Gesicht, habe ich echt den Verdacht, dass dieser Mann als Symbol des dt. Konservativismus ins frühe 19. Jahrhundert zurückwill - eine Zeit, die eigentlich dank 1968er-Aufklärung längst mausetot ist.
Irgendwie das selbe Dilemma wie Teile der Linkspartei, die zurück in die angeblich heile Welt des Staatssozialismus wollen, der 1989/90 kläglich gescheitert ist.
Einzig anderer Punkt was deutsch-konservative "Eliten" in Wirtschaft, Medien und Politik angeht, die wollen zurück in eine Zeit, die weit vor den Errungenschaften der Großen Französischen Revolution von 1789 liegen.
Eigentlich müßte doch jeder in Deutschland gegen beide Arten des Ewiggestrigentums aufbegehren. Oder?
Will jemand ernsthaft in eine Zeit der Privilegien für den Geld- und Standesadel zurück bzw. will jemand ernsthaft in einen staatssozialistisch-autoritären Staat eines Erich Honeckers zurück?
Wie bereits erwäht, mir geht es jetzt nicht um die Faschismus-Thematik, obwohl die auch viel mit der Sehnsucht der konservativen "Eliten" nach angeblich "alten deutschen Werten" zu tun hat, sondern um etwas ganz anderes ebenso hirnrissiges.....
Die Rückkehr......in die Vergangenheit......
@Anonym: Wir sind schon in der Vergangenheit. Wenn sich die Reichen alles erlauben können, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden (Zumwinkel & Co, Bankmanager usw.), dann ist das Feudalismus.
Solidarität ist das einzig Hilfreiche, die ist niemals obsolet. Das wäre eben im besten Sinne "links".
@Marlies
"[...]Wir sind schon in der Vergangenheit. Wenn sich die Reichen alles erlauben können, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden (Zumwinkel & Co, Bankmanager usw.), dann ist das Feudalismus.[...]"
Denke ich auch, und dies ist nur möglich weil ganz Deutschland noch nie eine siegreiche Revolution von Ganz Unten hervorgebracht hat, die nicht gleich zerschlagen wurde - Einzige Ausnahme, die Honecker-Absetzung 1989-90, aber die betraff nur einen Teil Deutschlands nicht das ganze Gebilde Deutschland - der Funke sprang damals einfach nicht über, und Kohl regierte weiter.....
"[...]Solidarität ist das einzig Hilfreiche, die ist niemals obsolet. Das wäre eben im besten Sinne "links".[...]"
Sehe ich auch ganz genauso, aber als jemand der an der franz. Grenze wohnt - nur 1 km weg - schiele ich auf die alten Ideale, die leider, dank Sarkozy, auch in Frankreich nicht mehr viel gelten: "Freiheit (nicht im neoliberalen Sinn), Gleichheit (ebenso) und Brüderlichkeit."
Übrigens was die "Solidarität" angeht, die erkenne ich derzeit nicht einmal bei der Linkspartei - die müßte doch, nicht nur mit Worten sondern auch mit sozialen Taten, ein krasses Gegenmodell zur herrschenden konservativen Kamarilla setzen. Die "Arbeitervereine" - aus dem linkssozialistischen Spektrum - waren damals ein guter Anfang, wo man wieder heute ansetzen könnte, als Linke, wenn man nur wollte....gerade in Zeiten der Weltwirtschaftskrise II....
Die "Postdemokratie" besagt ja, dass eine Partei, die nicht gleichzeitig ein Teil einer sozialen Bewegung ist keine Chance hat gewählt zu werden - heute. D.h. für mich statt "Tafeln" von McKinsey sollte man bei der Linkspartei darüber nachdenken sozial tätig zu werden - ich bin sicher, die hätten massenhaft Zulauf aus der Bevölkerung, aber ob die das noch packen? Fraglich - leider :-(
["Einzige Ausnahme, die Honecker-Absetzung 1989-90, aber die betraf nur einen Teil Deutschlands nicht das ganze Gebilde Deutschland - der Funke sprang damals einfach nicht über, und Kohl regierte weiter....."]
Welcher Funke denn auch, liebe/r Anonym. Die Leute aus der DDR wollten den Kohl doch unbedingt und haben ihn dann auch massenhaft gewählt. (Die Enttäuschung folgte sogleich.)
Ja, Solidarität... Ich fürchte, wir geraten hier ganz schön vom Thema ab, aber ich muss das mal kurz los werden. Gestern in der Sendung "Kontrovers" im Deutschlandfunk, da sagt einer von drei Diskutanten über die Sozialversicherungen, es sei eben aus mit Geschenken an das Volk. Ich wäre am liebsten an die Decke gesprungen! Geschenke!! Der Sozialstaat ist das Vermögen der kleinen Leute. Was wir im Bedarfsfall von dort bekamen, war ein Anspruch aus unseren eigenen Beiträgen, in Jahrzehnten angesammelt. Geschenke sind, wenn man großzügig wegguckt, wie die Superreichen ihr Geld in den Steueroasen verstecken. Oder wenn man die Bankster genau so weitermachen lässt wie zuvor. Aber ich zum Beispiel hätte mir in 40 Jahren Berufstätigkeit einen Anspruch an Unterhalt erworben, der über HARTZ IV hinausgeht... wenn wir nicht seit vielen Jahren den Klassenkampf von oben hätten.
Das ist Regieren gegen das Volk. Wir mögen nämlich unsere bewährten solidarischen Sozialkassen.
Ja, und das mit den Linken ist ein Trauerspiel. Wen soll man bloß wählen?!
Guter Artikel. Es gehört nunmal zur bürgerlichen Historiographie dazu den Hitlerfaschismus als "zivilisatorischen Unfall" zu deuten. Das ist auch nötig, wenn man das bürgerliche Projekt im Übrigen als konsequente Modernisierungs- und Verbesserungsgeschichte darstellen will. Das die Geschichte der Moderne eine Geschichte des Kapitalismus ist, darf da nicht auftauchen. Denn zu dieser Geschichte gehört Krieg, Leid, Ausbeutung und eben auch Hitler. Derlei Negativität hat bei allem bürgerlichen Positivismus natürlich keinen Platz.
*malwiederaufwärm*
Übrigens ist es sehr "lustig" was aktuell als Zeitungszeuge am Kiosk zu kaufen ist: "Das Ende der Demokratie - zensiert"
Herzallerliebst!
Hab mal mein Geschreibsel dazu abgelassen.
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