BILD kocht
Mittwoch, 7. Januar 2009
Bereits vor einem Jahr machte sich der Axel-Springer-Verlag zum Garanten kochschen Wahlerfolges. Letzterer blieb zwar aus, doch man meinte es im Wahlkampf gut mit Koch, ließ ihn zu Wort kommen, erlaubte es sich, ihn wie den vorausschauenden Staatsmann an die Leserschaft zu verkaufen, der unliebsame Wahrheiten ausspricht, weil ihm sein reines Politikgewissen das so auferlegt. Gleichzeitig versuchte die BILD, Kochs Aussagen zur alleingültigen Erkenntnis zu stilisieren, benutzte fadenscheinige Statistiken, falsche Zahlen und untermauerte die These, wonach im Ausländer an sich, ein potenzieller Verbrecher schlummere - so sollte aus der Mär eine Gewissheit erwachsen. Selbst als die Wahl nicht gewonnen werden konnte, wandte sich Diekmann nicht von Roland Koch ab - dies geschah jedoch nicht, weil man noch große Stücke auf den Verlierer Koch hielt, es lag eher daran, dass man auf seine Konkurrentin Ypsilanti überhaupt keine Stücke hielt. So verband Koch mit BILD die Abscheu gegen das "linke Gesindel" um Frau Ypsilanti - denn üblicherweise kooperiert die BILD-Zeitung nicht mit Verlierern, hätte bei einem konservativeren SPD-Konkurrenten Koch fallengelassen und sich einer eventuell neuen hessischen Regierung angebiedert.
Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, dominierte fast das gesamte Jahr 2008 das öffentliche Geschehen. Ypsilanti ist heute republikweit, nicht nur in Hessen, der Ausdruck für Betrug und Verschlagenheit - Koch hat sich an dieser Inszenierung reingewaschen. Seine rassistischen Kraftmeiereien sind halbwegs vergessen, auch weil er neben der zerrissenen Hessen-SPD wie die Kompetenz in Reinkultur wirkt, beinahe wie ein in die Jahre gekommener Äppelwoi-Messias, der retten soll, was noch zu retten ist. Und genau in diese Kerbe schlägt - wie könnte es auch anders sein - das Sprachrohr deutschen Konservatismus - die Zeitung des kleinen Mannes, Kai Diekmanns BILD. Sie bringt ein Interview mit Roland Koch, in dem dieser scheinbar hart rangenommen wird, weil schon die Überschrift provokativ fragt, ob "es immer noch zu viele junge kriminelle Ausländer" in Deutschland gäbe. (Anmerkung: Sie fragt, besser gesagt, nicht danach, ob es noch zu viele junge kriminelle Ausländer "in Deutschland" gäbe, läßt also das "in Deutschland" einfach weg. Diese Frage läßt sich damit eindeutig mit Ja beantworten, denn man darf sicher sein, dass es in der großen weiten Welt viele, viele, viel zu viele junge kriminelle Ausländer - wenn man es aus deutscher Sicht, aus Deutschland heraus betrachtet - gibt.) Liest man sich dann aber das Interview durch, stellt man nach vier bis fünf Absätzen fest, dass sich gerade einmal eine einzige, nämlich die erste Frage, mit diesem Thema befaßt und, was noch schlimmer ist, dass man Koch mit einer billigen Antwort aus der Bredouille herausläßt - wenn es je als Bredouille erdacht war.
Und so leitet Koch die Inszenierung seiner Person damit ein, dass es die "gegenwärtige Wirtschaftskrise" nicht erlaube, Nebensächlichkeiten wie die Jugendkriminalität zum Gegenstand des Wahlkampfes zu machen. Er spricht bezeichnenderweise auch von "Jugendkriminalität", nicht mehr von "Ausländerkriminalität" - man will ja keine schlafenden Hunde wecken. Und außerdem sollen die BILD-Leser vergessen, dass er damals ein rassistisches Süppchen kochte, Ausländerfeindlichkeiten hoffähig machte - er stritt ja nur für die Bekämpfung der Jugendkriminalität, nicht für die ausländische Jugendkriminalität. Die BILD läßt den "Herrn Ministerpräsidenten" diese kurze und knappe Antwort auch durchgehen - überhaupt: "Herr Ministerpräsident" ist eigentlich gar keiner, sondern ein "geschäftsführender Ministerpräsident". Aber diesen Zusatz läßt man wegfallen, weil damit sein Verlierertum zurück ins Lesergedächtnis schleichen könnte. Plötzlich würde man sich erinnern, dass er damals der große Verlierer der Landtagswahlen war, jemand der so aussah, als hätte er seine Karriere in ein tiefes, finsteres Tal gesetzt, aus dem er so schnell nicht wieder herauskäme, zumindest solange nicht, bis man ihn einen Ministerposten auf Bundesebene zugeteilt hätte. Es soll für alle lesbar sein, dass Koch der amtliche Ministerpräsident Hessens ist, quasi ein vom Landtag legitimiertes Landesoberhaupt, ein Gewinnertyp eben, kein geschäftsführender Ersatzmann, der seiner Ämter nur harrte, bis eine Bessere käme, die den Posten übernehmen sollte. Die Anrede soll dem Amtsbonus zuspielen und Koch als Regenten mit kontinuierlicher Herrschaftszeit ausweisen.
Was folgt ist das immer gleiche Dilemma des Konservatismus, wie er sich seit Jahrzehnten präsentiert: Ein ständiges Lavieren und Übertreiben, Nicht-konkret-werden und Wichtigmachen, welches alles zusammengenommen dazu dienen soll, die eigene Beschränktheit und die fehlende Weitsicht zu kaschieren. So spricht Koch ganz gezielt nicht von den LINKEN, die Mitschuld trügen, dass die Hessen-SPD nun am Ende sei, sondern von den "extremen LINKEN", was dem Leser implizieren soll, man hätte es mit einer Gruppe von parlamentisierten Terroristen zu tun, mit einer Verbrecherbande, die dem Grundgesetz so fern stünde, wie Roland Koch der Machtgier - er selbst deutete die Anzeichen an seiner Person, die für eine solche Machtversessenheit sprachen, nur als Verantwortungsgefühl. Ein Verantwortungsgefühl, dass er auch gegenüber dem hessischen Souverän hegt, denn er läßt verlauten, dass er auch gedenke, die gesamte kommende Amtszeit abzusitzen, sich nicht von Berlin ködern zu lassen - als sich der Souverän Hessens für eine Mehrheit von SPD, Grüne und LINKEN entschieden hat, da war ihm der Wählerwille aber nicht sonderlich heilig, da hielt er den Souverän womöglich für eine Anhäufung aufmüpfiger Frustrationswähler, denen man sich nicht zu beugen habe.
Koch weiß nicht, wie er seine Kompetenzen verkaufen soll, die er ja auch gar nicht besitzt, weswegen er sich dem ewigwährenden Kniff bedient, außenstehende Ereignisse zu dramatisieren, sie in ein Licht der absoluten Neuheit zu rücken, um möglicherweise entstehende Fehler oder schon bestehende Mängel zu entschuldigen. Mit diesem Kniff rechtfertigten einige bundesdeutsche Regierungen schon ihre wirkungslosen, verschlimmbessernden Reformen, indem sie einfach auf die Neuheit der Globalisierung verwiesen. Für Koch ist eine solche Neuheit die "neuartige Doppelkrise der Finanz- und Realwirtschaft" - das sagt er so, als wären die großen ökonomischen Krisen der Geschichte, immer nur ein Entweder-Oder gewesen. So dramatisierend, weil historisch vollkommen an den Haaren herbeigezogen, muß er es darstellen, denn er will die Maßnahmen der amtierenden Bundesregierung unter dem Primat der Union als kompetenzlastiges Heilsprojekt darstellen - ein Projekt, welches er in Hessen ebenso mittragen werde, weil er doch Teil dieser Kompetenzmeister ist, als Mitglied der Union. In so einer Phase, dies ist ehedem schon immer der Ausspruch der Christdemokraten dieses Landes gewesen, dürfe kein Sozialdemokrat - die es ja allesamt nicht können - das Ruder in der Hand halten - mit dem Kniff des historisch Neuartigem will Koch es möglich machen, als Hessens geballte Kompetenz zu erscheinen. Nur er könne sich diesem unbekannten Riesen in den Weg stellen, was sich auch am letzten Satz dieser Haus- und Hofberichterstattung erkennen läßt. Seine Kompetenz unterstreichend, serviert Koch dem Leser eine strikte Haltung zur Steuersenkung: Er verstehe gar nicht, wie man nun in diesen Krisenzeiten von Spitzenverdienern höhere Steuern erwarten könne. Auf die Idee, dass in Zeiten sich schnell leerender Kassen, es durchaus sinnvoll ist, diejenigen zur Auffüllung ebendieser Kassen heranzuziehen, die selbst bei einer gravierenden Krise keine Angst vor dem Hungertod haben müssen, was ja Sinn und Zweck der Solidargemeinschaft wäre, auf diese Idee kommt er nicht. Aber was weiß Koch schon von Solidargemeinschaft, die für ihn schon lange nicht mehr als geltend begriffen wird.
Was die BILD-Zeitung dem Leser präsentiert, ist ein weiteres Meisterwerk politischer Verdummung. Das Interview ist ein Aneinanderreihen von Plattitüden, bohrendes Nachfragen findet gar nicht statt, schon die Grundfragen sind uninspiriert gestellt. Während die Berichterstattung zu Andrea Ypsilanti immer mit Bildern unterstützt wurde, auf denen man entweder eine resignierte SPD-Kandidatin sah, oder manchmal gar eine aggressiv anmutende, bissig wirkende Domina-Gestalt, sind die ausgewählten Bilder des hessischen Geschäftsführers geradezu vor Frohsinn strotzend - ein lachender Koch, ein freudig erregter Koch und natürlich ein in Gestik verfangener Koch, der politisiert und ganz staatsmännisch erklärt und darlegt. Der knallharte Kampagnenjournalismus neigt dazu, aus dem ansehnlichen Gesicht einer Frau, eine Fratze zu formen, während andersherum volksverhetzende Fratzen zu ansehnlichen Gesichtern modelliert werden. Kurzum: BILD liefert Hofberichterstattung, die nicht in die Substanz gehen, sondern einfach nur einem Wahlsieg Kochs dienlich sein soll. Bloß kein neues 2008 mehr in Hessen, so lautet die nicht genannte Devise; ja kein Ringen um den Stuhl des Ministerpräsidenten mehr, auf dem dann wieder der Geschäftsführer Koch säße - verantwortungsbewußt, nicht machthungrig, versteht sich...
Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, dominierte fast das gesamte Jahr 2008 das öffentliche Geschehen. Ypsilanti ist heute republikweit, nicht nur in Hessen, der Ausdruck für Betrug und Verschlagenheit - Koch hat sich an dieser Inszenierung reingewaschen. Seine rassistischen Kraftmeiereien sind halbwegs vergessen, auch weil er neben der zerrissenen Hessen-SPD wie die Kompetenz in Reinkultur wirkt, beinahe wie ein in die Jahre gekommener Äppelwoi-Messias, der retten soll, was noch zu retten ist. Und genau in diese Kerbe schlägt - wie könnte es auch anders sein - das Sprachrohr deutschen Konservatismus - die Zeitung des kleinen Mannes, Kai Diekmanns BILD. Sie bringt ein Interview mit Roland Koch, in dem dieser scheinbar hart rangenommen wird, weil schon die Überschrift provokativ fragt, ob "es immer noch zu viele junge kriminelle Ausländer" in Deutschland gäbe. (Anmerkung: Sie fragt, besser gesagt, nicht danach, ob es noch zu viele junge kriminelle Ausländer "in Deutschland" gäbe, läßt also das "in Deutschland" einfach weg. Diese Frage läßt sich damit eindeutig mit Ja beantworten, denn man darf sicher sein, dass es in der großen weiten Welt viele, viele, viel zu viele junge kriminelle Ausländer - wenn man es aus deutscher Sicht, aus Deutschland heraus betrachtet - gibt.) Liest man sich dann aber das Interview durch, stellt man nach vier bis fünf Absätzen fest, dass sich gerade einmal eine einzige, nämlich die erste Frage, mit diesem Thema befaßt und, was noch schlimmer ist, dass man Koch mit einer billigen Antwort aus der Bredouille herausläßt - wenn es je als Bredouille erdacht war.
Und so leitet Koch die Inszenierung seiner Person damit ein, dass es die "gegenwärtige Wirtschaftskrise" nicht erlaube, Nebensächlichkeiten wie die Jugendkriminalität zum Gegenstand des Wahlkampfes zu machen. Er spricht bezeichnenderweise auch von "Jugendkriminalität", nicht mehr von "Ausländerkriminalität" - man will ja keine schlafenden Hunde wecken. Und außerdem sollen die BILD-Leser vergessen, dass er damals ein rassistisches Süppchen kochte, Ausländerfeindlichkeiten hoffähig machte - er stritt ja nur für die Bekämpfung der Jugendkriminalität, nicht für die ausländische Jugendkriminalität. Die BILD läßt den "Herrn Ministerpräsidenten" diese kurze und knappe Antwort auch durchgehen - überhaupt: "Herr Ministerpräsident" ist eigentlich gar keiner, sondern ein "geschäftsführender Ministerpräsident". Aber diesen Zusatz läßt man wegfallen, weil damit sein Verlierertum zurück ins Lesergedächtnis schleichen könnte. Plötzlich würde man sich erinnern, dass er damals der große Verlierer der Landtagswahlen war, jemand der so aussah, als hätte er seine Karriere in ein tiefes, finsteres Tal gesetzt, aus dem er so schnell nicht wieder herauskäme, zumindest solange nicht, bis man ihn einen Ministerposten auf Bundesebene zugeteilt hätte. Es soll für alle lesbar sein, dass Koch der amtliche Ministerpräsident Hessens ist, quasi ein vom Landtag legitimiertes Landesoberhaupt, ein Gewinnertyp eben, kein geschäftsführender Ersatzmann, der seiner Ämter nur harrte, bis eine Bessere käme, die den Posten übernehmen sollte. Die Anrede soll dem Amtsbonus zuspielen und Koch als Regenten mit kontinuierlicher Herrschaftszeit ausweisen.
Was folgt ist das immer gleiche Dilemma des Konservatismus, wie er sich seit Jahrzehnten präsentiert: Ein ständiges Lavieren und Übertreiben, Nicht-konkret-werden und Wichtigmachen, welches alles zusammengenommen dazu dienen soll, die eigene Beschränktheit und die fehlende Weitsicht zu kaschieren. So spricht Koch ganz gezielt nicht von den LINKEN, die Mitschuld trügen, dass die Hessen-SPD nun am Ende sei, sondern von den "extremen LINKEN", was dem Leser implizieren soll, man hätte es mit einer Gruppe von parlamentisierten Terroristen zu tun, mit einer Verbrecherbande, die dem Grundgesetz so fern stünde, wie Roland Koch der Machtgier - er selbst deutete die Anzeichen an seiner Person, die für eine solche Machtversessenheit sprachen, nur als Verantwortungsgefühl. Ein Verantwortungsgefühl, dass er auch gegenüber dem hessischen Souverän hegt, denn er läßt verlauten, dass er auch gedenke, die gesamte kommende Amtszeit abzusitzen, sich nicht von Berlin ködern zu lassen - als sich der Souverän Hessens für eine Mehrheit von SPD, Grüne und LINKEN entschieden hat, da war ihm der Wählerwille aber nicht sonderlich heilig, da hielt er den Souverän womöglich für eine Anhäufung aufmüpfiger Frustrationswähler, denen man sich nicht zu beugen habe.
Koch weiß nicht, wie er seine Kompetenzen verkaufen soll, die er ja auch gar nicht besitzt, weswegen er sich dem ewigwährenden Kniff bedient, außenstehende Ereignisse zu dramatisieren, sie in ein Licht der absoluten Neuheit zu rücken, um möglicherweise entstehende Fehler oder schon bestehende Mängel zu entschuldigen. Mit diesem Kniff rechtfertigten einige bundesdeutsche Regierungen schon ihre wirkungslosen, verschlimmbessernden Reformen, indem sie einfach auf die Neuheit der Globalisierung verwiesen. Für Koch ist eine solche Neuheit die "neuartige Doppelkrise der Finanz- und Realwirtschaft" - das sagt er so, als wären die großen ökonomischen Krisen der Geschichte, immer nur ein Entweder-Oder gewesen. So dramatisierend, weil historisch vollkommen an den Haaren herbeigezogen, muß er es darstellen, denn er will die Maßnahmen der amtierenden Bundesregierung unter dem Primat der Union als kompetenzlastiges Heilsprojekt darstellen - ein Projekt, welches er in Hessen ebenso mittragen werde, weil er doch Teil dieser Kompetenzmeister ist, als Mitglied der Union. In so einer Phase, dies ist ehedem schon immer der Ausspruch der Christdemokraten dieses Landes gewesen, dürfe kein Sozialdemokrat - die es ja allesamt nicht können - das Ruder in der Hand halten - mit dem Kniff des historisch Neuartigem will Koch es möglich machen, als Hessens geballte Kompetenz zu erscheinen. Nur er könne sich diesem unbekannten Riesen in den Weg stellen, was sich auch am letzten Satz dieser Haus- und Hofberichterstattung erkennen läßt. Seine Kompetenz unterstreichend, serviert Koch dem Leser eine strikte Haltung zur Steuersenkung: Er verstehe gar nicht, wie man nun in diesen Krisenzeiten von Spitzenverdienern höhere Steuern erwarten könne. Auf die Idee, dass in Zeiten sich schnell leerender Kassen, es durchaus sinnvoll ist, diejenigen zur Auffüllung ebendieser Kassen heranzuziehen, die selbst bei einer gravierenden Krise keine Angst vor dem Hungertod haben müssen, was ja Sinn und Zweck der Solidargemeinschaft wäre, auf diese Idee kommt er nicht. Aber was weiß Koch schon von Solidargemeinschaft, die für ihn schon lange nicht mehr als geltend begriffen wird.
Was die BILD-Zeitung dem Leser präsentiert, ist ein weiteres Meisterwerk politischer Verdummung. Das Interview ist ein Aneinanderreihen von Plattitüden, bohrendes Nachfragen findet gar nicht statt, schon die Grundfragen sind uninspiriert gestellt. Während die Berichterstattung zu Andrea Ypsilanti immer mit Bildern unterstützt wurde, auf denen man entweder eine resignierte SPD-Kandidatin sah, oder manchmal gar eine aggressiv anmutende, bissig wirkende Domina-Gestalt, sind die ausgewählten Bilder des hessischen Geschäftsführers geradezu vor Frohsinn strotzend - ein lachender Koch, ein freudig erregter Koch und natürlich ein in Gestik verfangener Koch, der politisiert und ganz staatsmännisch erklärt und darlegt. Der knallharte Kampagnenjournalismus neigt dazu, aus dem ansehnlichen Gesicht einer Frau, eine Fratze zu formen, während andersherum volksverhetzende Fratzen zu ansehnlichen Gesichtern modelliert werden. Kurzum: BILD liefert Hofberichterstattung, die nicht in die Substanz gehen, sondern einfach nur einem Wahlsieg Kochs dienlich sein soll. Bloß kein neues 2008 mehr in Hessen, so lautet die nicht genannte Devise; ja kein Ringen um den Stuhl des Ministerpräsidenten mehr, auf dem dann wieder der Geschäftsführer Koch säße - verantwortungsbewußt, nicht machthungrig, versteht sich...
6 Kommentare:
Die "Welt" hat vor kurzem ein ganz ähnliches Interview mit Roland Koch gemacht. Siehe hier:
http://www.narragonien.de/?p=562
Ich gehe davon aus, dass die Sueddeutsche und die Zeit demnächst nachlegen.
Dazu ein passender Buchtitel, der März 2009 im Buchhandel erscheinen soll: Autor: Hubertus Knabe.
"Honeckers Erben, die Wahrheit über DIE LINKE".
Man stelle sich mal einen entsprechenden Buchtitel über Roland Kochs CDU vor:
"Hitlers Erben, die Wahrheit über die CDU" dann weiß man, dass auch deutsche Historiker neuerdings als Wahrheitsfanatiker und Hofschreiber der Merkel-Koch-Clique fungieren.
Den so ein Buchtitel, der wohl ebenso einer relativen Wahrheit entspricht, wird nie erscheinen.
Man hakt lieber auf einer neuen Partei herum, die weitgehend aus neuen Mitgliedern besteht, die nichts mit Honecker & Co. zu tun haben - zumindest im Westen - und läßt die CDU/CSU/FDP verschont.
Der große Historiker Sebastian Haffner, der vor 10 Jahren gestorben ist, soll einmal gesagt haben, dass auch Historiker nach parteipolitischen Präferenzen schreiben: Meinungsmache eben.
Nur diesmal neoliberal-konservativ-kapitalistisch statt sozialistisch wie damals in der Ex-DDR.
Ironie der Geschichte nennt man so etwas - 10 Jahre nach der einzigen erfolgreichen Revolution in Deutschland, die bald mit dem Ruf "Wir sind das Volk" abrechnete, und diesen durch die nationalistische Parole "Wir sind ein Volk" ersetzte, aber diese Geschichte muß erst noch geschrieben werden.
Wäre doch wünschenswert, wenn nun wieder öfters bei Massenprotesten, die hoffentlich bald einsetzen, der Ruf erfolgt: "Wir sind DAS Volk", und zwar diesmal ohne in den Nationalismus abzudriften, da die EINHEIT bereits besteht.
Mfg
Junger
Wollen die Hessen wirklich einen Roland Koch? Sie hatten ihn doch schon bei der letzten Wahl abgewählt. Nur aufgrund des dümmlichen Vorgehens der SPD ist der Mann noch nicht in Rente.
Ich hoffe also weiter auf den "gesunden Menschenverstand" der Hessen und sehe Koch als Verlierer der nächsten Wahl.
Die Demokratie in Deutschland ist mausetot und längst nur noch eine mediengesteuerte Farce. Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurfte, hat die Hessen-Kampagne ihn geliefert. Günter Gaus erkannte das schon vor Jahren, als er seinen Aufsatz 'Warum ich kein Demokrat mehr bin' schrieb.
http://www.freitag.de/2004/22/04220201.php
Nur noch eine 'Umwälzung der Verhältnisse' vermöchte daran etwas zu ändern. 'Reformen' nicht.
Ebenfalls sehr lesenswert zu diesem Thema: 'Gerade das vermeintlich Unpolitische ist in höchstem Grade politisch
Interview mit dem Soziologen Bernd Hamm über die zunehmende Ideologisierung der Medien'
http://kulturkritik.net/medien/unpolitisches/index.html
Zunächst einen herzlichen Dank an Roberto für sein interessantes Blog.
Mein Kommentar ist vielleicht etwas OT, doch der Beitrag von "Anonym" und seine Bemerkungen zur Parole "Wir sind das Volk" hat mich an einen Beitrag von Deutschlandradio Kultur erinnert, der sich ausführlich mit dieser Thematik befasst.
Da bei der Umdeutung und Verbreitung der Parole BILD und CDU eine Rolle spielen möchte ich den Beitrag verlinken.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/421153/
mfg
Markus
Kommentar veröffentlichen