Nomen non est omen
Donnerstag, 1. Januar 2009
Heute: "(Wirtschafts-)Wachstum"
"Mehr Wachstum bekommen wir nur hin, wenn wir ohne Lohnausgleich wieder mehr arbeiten. Es ist eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen, wenn ein top ausgebildeter Ingenieur nur 38 Stunden pro Woche arbeitet."
- Henning Kargermann, Manager, SAP auf wirtschaftszitate.de -
"[...]Wachstum erhöht den Lebensstandard der Bevölkerung, schafft Arbeitsplätze, kann soziale Konflikte besser lösen helfen [...]"
- aus dem Online-Lexikon der INSM -
Deskriptiv definiert bezeichnet der Begriff den zeitlichen Anstieg einer bestimmten Messgröße. Hierbei wird in verschiedenen Wachstumsarten, wie z.B. linear, expotentiell oder beschränkt unterschieden. In der Biologie ist das Schlagwort, sowie sein Gegenteil die Schrumpfung bzw. der Zerfall, die Grundeigenschaft des Lebens. Auch findet keine positive oder negative Wertung des Begriffs statt. Schließlich können neben Pflanzen auch Krebsgeschwüre oder andere Krankheiten wachsen. Er bezeichnet hier also nur den Zustand bzw. den Prozess als solches. Anders sieht es in den Wirtschaftswissenschaften aus, die diesen biologischen Terminus neu besetzt haben.
Das Wort "Wirtschafts-Wachstum" ist in unserem Sprachgebrauch ein sogenannter Soll-Begriff. Neben seiner deskriptiven Bedeutung, nimmt er eine auffordernde und befürwortende Stellung ein – besitzt somit eine positive deontische Bedeutung. Die biologistische Herkunft des Terminus soll zugleich suggerieren, dass Wirtschaftswachstum, sprich: der Kapitalismus, ein natürlicher Vorgang sei. Und weil der Begriff so schön positiv konnotiert ist, spricht man auch nicht von einer Schrumpfung der Wirtschaft, sondern vom sogenannten "negativen Wachstum". Quer durch alle Parteien und Lager hinweg, wird das Wirtschaftswachstum einhellig als Lösung vieler Probleme propagiert. Dabei sind die Ressourcen und Märkte der Erde begrenzt, wie Elmar Altvater schon vor Jahren in "Grenzen der Globalisierung" aufgezeigt hat.
Man könnte auch naiv fragen, warum wir eigentlich ein stetiges Wirtschaftswachstum brauchen? Wäre ein Großteil der Menschen nicht zufrieden und glücklich, wenn sie ihre Grundbedürfnisse auf gleichbleibendem Niveau gesichert und gedeckt wissen? Die immer wiederkehrende Propaganda, dass es den Menschen bei steigendem Wohlstand besser gehe, trifft nur auf eine Minderheit zu. Schon heute könnte die ganze Welt ernährt werden und niemand müsste hungern. Nahrungs- und Produktionsmittel, um dies zu bewerkstelligen sind ausreichend vorhanden. Trotzdem hungern weltweit über 850 Millionen Menschen. Das entscheidende Problem ist insofern nicht das vermeintlich mangelnde Wirtschaftswachstum, sondern die weltweite Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
Das Wort "Wirtschafts-Wachstum" ist in unserem Sprachgebrauch ein sogenannter Soll-Begriff. Neben seiner deskriptiven Bedeutung, nimmt er eine auffordernde und befürwortende Stellung ein – besitzt somit eine positive deontische Bedeutung. Die biologistische Herkunft des Terminus soll zugleich suggerieren, dass Wirtschaftswachstum, sprich: der Kapitalismus, ein natürlicher Vorgang sei. Und weil der Begriff so schön positiv konnotiert ist, spricht man auch nicht von einer Schrumpfung der Wirtschaft, sondern vom sogenannten "negativen Wachstum". Quer durch alle Parteien und Lager hinweg, wird das Wirtschaftswachstum einhellig als Lösung vieler Probleme propagiert. Dabei sind die Ressourcen und Märkte der Erde begrenzt, wie Elmar Altvater schon vor Jahren in "Grenzen der Globalisierung" aufgezeigt hat.
Man könnte auch naiv fragen, warum wir eigentlich ein stetiges Wirtschaftswachstum brauchen? Wäre ein Großteil der Menschen nicht zufrieden und glücklich, wenn sie ihre Grundbedürfnisse auf gleichbleibendem Niveau gesichert und gedeckt wissen? Die immer wiederkehrende Propaganda, dass es den Menschen bei steigendem Wohlstand besser gehe, trifft nur auf eine Minderheit zu. Schon heute könnte die ganze Welt ernährt werden und niemand müsste hungern. Nahrungs- und Produktionsmittel, um dies zu bewerkstelligen sind ausreichend vorhanden. Trotzdem hungern weltweit über 850 Millionen Menschen. Das entscheidende Problem ist insofern nicht das vermeintlich mangelnde Wirtschaftswachstum, sondern die weltweite Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
8 Kommentare:
Danke für die beiden Zitate, die sind ja auch ziemlich erschreckend offen und unverblümt... Dass auf dem Altar des Wirtschaftswachstums alles geopfert werden muss, ist wirklich ein Grundfehler dieses Systems.
Siehe auch:
http://konsumpf.de/?p=556
Hallo !
"Das entscheidende Problem ist insofern nicht das vermeintlich mangelnde Wirtschaftswachstum, sondern die weltweite Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums."
Anders sollte man es darstellen - das entscheidende Problem ist, daß fast alle Menschen an Wachstum glauben, auf Warenergatterung hoffen - zu Preisen, die Natur und Lebewesen kaputt machen. Die Natur geht kaputt in ihrer Substanz und Vielfalt, die Menschen machen sich dabei selbst kaputt an Geist und Seele.
Daher hilft nur die Erkenntnis, daß der Mensch - jeder Einzelne - radikal umdenken muß. Kein Genuss, sondern überleben durch Verzicht. Nicht noch mehr Wachstum, das in 40 Jahren spätestens einen Rieseneinbru h erleiden wird, weil Öl und weltweite mit Gütern Versorgung zusammenbrechen werden.
Nicht die Verteilung des Reichtums ist das Problem, sondern, das Bewußtsein, daß alles Allen gehört, nicht aggressive Angriffe auf Einzelne Reiche oder deren Clique helfen weiter, sondern Beußtseinswandel in einem Jeden.
Jeder weiß es. Wer beginnt damit?
Gruß NeuJa
von NeuJa . . . Zur Ergänzung:
Nicht falsch verstehen bitte -, ich meinte oben, daß alles Allen gegeben ist - unter der Voraussetzung damit im Sinne nachhaltiger Ökologie und Energie zu verfahren. Nicht etwa, daß manche Kapitalisten denken dürfen, sie dürften nehmen, was allen gehöre. Nein! Sie sind allenfalls Verwalter irdischer Güter, und Verwalter bekommen ein Entschädigungsgehalt... mehr nicht.
Was leisten denn die Kapitalisten? Sie machen zumeist alles kaputt, hinterlassen nach Raubbau zumeist Ruinen, Müll und Löcher in der Erde bzw. in der Atmosphäre. (Ausnahmen sind sehr selten, wie etwa der Herr (?), der einst "Esprit" gegründet hatte und heute mit seiner 2. Frau ökologische Landpflege in Patagonien und Argentinien betreibt.
Keine Patente mehr für Firmen. Verpflichtung zum Verantwortungsbewußtsein für jeden Manager und zwar so, daß Erfolg gemessen werden darf nur noch am Gemeinwohlnutzen.
Eine neue Ökologie ist längst bekannt. Genug ist dazu geschrieben worden. Wir brauchen keine neuen Erklärungen darüber wie unsinnig Wachstum ist, oder Tagesmeinungen, die sich über den Beklopptheitsgrad von Psychopathen aufregen. Wir benötigen Mut für Neuanfänge!
Wir benötigen Ideen und Vorschläge den finanziellen Diebstahl von Finanzjongleuren zu unterbinden -, sofort.
Raubbau an der Natur - sofort verbieten.
Und so viel mehr ! <<<<<<<
In der BRD muß die Zwangsverarmung durch die Regierung und die Gesetzgebung aufhören. Es ist eine Sauerei einen Menschen zu zwingen all sein Erarbeitetes zu verbrauchen, ihn dann in Hazz-4 zu verpflanzen, zu drangsalieren, ihm Klagewege zu erschweren, seine Würde zu nehmen, von dem geringen Einkommen auch noch Medikamente oder Krankenhaustagegelder zahlen zu müssen - etc.. Das ist Staatszwangsverarmung, man darf ja nicht mal genug dazu verdienen, um den angeblich so notwendigen Kosum mit anzuheizen. Man darf nicht mal seine alten Platten zu Geld machen, ohne das der Sozialbehörde anzumelden, eine Behörde, die keine ist, sondern ein ARGEs Unternehmen. Während andere, und zwar Gangster sich bereichern dürfen bis zur Verfettung durch tausenderlei Ideen. Sollen die Hartzler sich etwa selbstständig machen - und bei dem Verbrennen von Geld, von Volkskapital mitinrihen???
Bessergestellte dürfen sich benehmen wie Raffgeier... wie etwa Abgeordnete, die sich bekanntlich wieder die Diäten erhöht haben. - Diät bis zum Verhungern für verharzte Arbeitslose und arme Multijobber - gegenüber sogenannten Diätenerhöhungen. Da lachen ja die Sühner.
Es braucht sich keiner mehr zu wundern, wenn Einzelne ausflippen und demnächst die Massen auf den Strassen.
Was sind dies nur für Politiker und sonstige Verantwortliche, die gegen jede Ethik, gegen jede wahre, wirkliche Vernunft, gegen jede gewachsene Kulturleistung sich aufführen wie Erfüllungsgehilfen von Gangstersyndikaten. Armselig ist das.
Gruezi, NeuJa alias J.C.
@NeuJa
Liest sich ähnlich wie "bau dir deine Welt", dummerweise kommt man nicht um die Realität herum und die sieht völlig anders aus. Das System spiegelt die Gesellschaft und die steckt fest im Morast ihrer eigenen Unzulänglichkeit.
@Holsten
Nun ja, aber wer ist die Gesellschaft, letzlich?
Der sie sich baut?
0815?
Oder Du
-
Jan C.
@Jan C.
Die Macher bestimmen, durch ihre Rücksichtslosigkeit, denn wer bestimmen will muß über Leichen gehen können.
Womöglich ist das Leben ein Ringen um Gut und Böse, Gutes verspricht Seelenheil, Böses den Gewinn, und das Leben als Sortiermaschine.
@Holsten
Ich schätze, Senior Holsten, Sie bis dato als einen Sucher ein, der sein Heil noch in der philosophischen Betrachtung der Gegebenheiten sucht. Pardon, sollte es anders in Ihrem Selbstverständnis sich darstellen, so bitte ich um Verzeihung.
Das Leben, so, meine ich verstanden zu haben, ist das Leben. Es ist so wie es ist. Indessen haben wir als Menschheit durch einige unserer Vorderen (nicht durch Ruhmsucht und Finanzvorteil getriebenen) Denker und Kommunikatoren erkannt, daß wir als Menschheit eine Verantwortung haben. Nicht nur durch jene Vor(aus)denker, möglicherweise auch ein jeder in sich selbst, so er jegliche Manipulation und Glaubensüberzeugungen bis in Kleinste (also in sich selbst) hinterfragen hat können.
Zu dumm, bzw. leider, haben das die immer Wiederkehrenden. die Heilsversprecher, die Selbstsüchtigen und die (s)Ichverliebten (noch) nicht erkannt. [Ich spreche aus eigener Verfahrung ... :-)]
Ganz abgesehen von den Naiven, den Träumerchen und was es so alles gibt unter dem Himmel, der einst alle beschützt hat.
Ich rede, als ob ich Auswege wüsste, aus der Wüste der Vorstellungen.
Ich hoffe, daß ich diese Auswege noch in der Stille, im Inneren und in manchen Schriften von Unverwirrten finde. Es wird selten sein, aber diese Hoffnung hält mich noch aufrecht.
;-)
Was Auswege ... wären?
Nun, etwa die Einsicht, daß man sich aus den Fängen der Überlebensängste frei machen kann.
Ohne Quatsch :-)
Das Leben als Sortiermaschine ... ? Nun ... nein. Wir selbst haben, eine jeder Einzelne, einen reichlichen Anteil daran, wie es (aus)geht, das Leben ist keine Maschine, und es findet keine Sortierung statt (abgesehen vom Aussortieren durch unverantwortliche Leute aus der Homo-Spaiens-Szene).
Es ist wohl schon so: Der Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied . . . falls er denn erkennt, was er schmieden kann + könnte - und was nicht. Und was er pflanzen und ernten könnte... soweit das Leben und das Wetter und die ureigene Verständniskraft mithalten kann -, mit spielt . . .
All the Best, J.C.
WACHSTUM, preist den Gott er wird es richten.
Was habe ich davon, wenn Deutschland ein Wachstum von 1Mrd. Prozent hat, die Produktivität aber um 1Mrd+1 Prozent steigt? Genau ich habe Arbeitslosigkeit. Wachstum als Heilsbringer zu preisen ist absoluter Quatsch. Man muss schauen ob es den Menschen besser geht. Das heißt in meinen Augen sollte der mittlere Wohlstand steigen. Ein anderes Zitat auf der Seite war, dass es Verschwendung ist, wenn ein Ingenieur nur 38 Stunden arbeitet. Wenn ich so etwas lese wird mir schlecht. Warum soll er nicht wählen dürfen. Warum ist die Zeit mit der Familie scheinbar nichts Wert. Wo in dieser Zeit wird der Fahrweg mal berücksichtigt. Da müsst man ja nachdenken. Warum sollten nicht alle weniger arbeiten bei konstantem Wachstum. Wär das nichts? Aber damit kann man sich nicht so super bereichern und es würde vorher auffallen, dass ein System welches nur auf Umverteilung ausgelegt ist nicht funktionieren kann (natürlich nicht nach unten).
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