Sit venia verbo

Dienstag, 4. März 2008

"Wer die Revolution niedergeschlagen hat, daran gibt es keinen Zweifel. Es war die Führung der SPD, es war Ebert mit seiner Mannschaft. Auch daran gibt es keinen Zweifel, daß die SPD-Führer, um die Revolution niederschlagen zu können, sich zunächst an ihre Spitze gestellt hatten, daß sie sie also verrieten. In den Worten des unbestechlichen sachverständigen Zeugen Ernst Troeltsch: Die SPD-Führer "adoptierten um der Wirkung auf die Massen willen die Revolution, die sie nicht gemacht hatten und die von ihrem Standpunkt aus eine Fehlgeburt war, als ihr eigenes, lange verheißenes Kind".
Hier gilt es genau zu sein; hier zählt jedes Wort. Es trifft zu, daß die SPD-Führer die Revolution nicht gemacht und nicht gewollt hatten. Aber es ist ungenau, wenn Troeltsch sagt, daß sie sie nur "adoptierten". Die Revolution wurde von ihnen nicht nur "adoptiert", sie war wirklich ihr eigenes, lange verheißenes Kind. Sie hatten sie wirklich fünfzig Jahre lang gepredigt und versprochen. Auch wenn "ihr eigenes, lange verheißenes Kind" für die SPD jetzt ein unerwünschtes Kind geworden war: Sie war und blieb seine leibliche Mutter; und als sie es tötete, war das Kindstötung."
- Sebastian Haffner, "Die deutsche Revolution 1918/19" -

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