In nuce
Freitag, 21. März 2008
Immer wenn die BILD nicht mehr weiter weiß, zieht sie das Aushängeschild aktionistisch-reformatorischer Lobbyarbeit in Deutschland heran - Professor Sinn -, der den Menschen begreiflich zu machen hat, wie schlecht es um die staatliche Rente bestellt ist. So erfährt der Leser dann, dass eine kräftige Renten-Erhöhung unerschwinglich, der romantische Gedanke vom Generationenvertrag ohnehin moribund und Korrektur notwendig ist. Außerdem werden sowieso nicht mehr viele Menschen von dieser Rente leben können. Da diese vier "Weisheiten" des Lobbyisten Sinn partout nicht angenommen werden wollen, reiht er einfach noch einen fünften Punkt seiner exklusiven Erkenntnis an: "Die Politik verharmlost das Problem!" - So einfach kann man es sich machen, wenn man mit seinen Thesen alleine dasteht...
Wie groß die Verachtung des Springer-Konzerns gegenüber hohen Renten bzw. die gesamte umlagefinanzierte Rente, gegen Gewerkschaften und Arbeitskampf, gegen Arbeitnehmer und deren Belange ist - kurz: gegenüber allem, was den Bürgern als qualitative Aufwertung ihres ärmlichen Daseins gelten kann -, läßt sich an der haarsträubenden Schlagzeile zu einem tragischen Todesfall ablesen. Da ein Mädchen, welches üblicherweise mit der U-Bahn oder dem Bus zur Schule und wieder heim fuhr, aber diesmal aufgrund des BVG-Streiks zum Fahrrad greifen mußte, von einem LKW überfahren wurde, war der Schuldige schnell gefunden: "Tod durch BVG-Streik!" - So teuflisch können also demokratisch verbürgte Rechte sein. An den "Händen Ver.di's" klebt nun Blut.
"5 Cent pro Zeile - Lohndumping bei vielen Tageszeitungen. Inzwischen werden flächendeckend in Deutschland Journalisten als Leiharbeiter beschäftigt. Reporter auf Zeit - deutlich unter Tarif bezahlt, ohne Chance, Kontakte in der Region zu verfestigen, mit der Angst, durch unliebsame Berichte anzuecken und den Job zu verlieren. Die Folge: Qualitätsverlust. Die Verleger, die gern die Bedeutung ihrer Tageszeitungen für die Demokratie beschwören, lagern gleichzeitig auch ganze Redaktionen aus." - Das ist die unabhängige Berichterstattung und die Meinungs- und Pressefreiheit, wie man sie den Lesern immer wieder versichert. Zensur findet freilich nicht statt, d.h. es sitzt kein staatlich beauftragter Zensor in den Redaktionen. Der hungernde Bauch, die wackeligen Wohn- und Mietverhältnisse, immense Kosten in allen Bereichen des Alltags nötigen den Journalisten dazu, sich selbst zu zensieren, um seines erbärmlichen Postens nicht ledig zu werden. Insofern hat der Kapitalismus einen neuen Menschentypus erschaffen. Einen Typus, der keines Zensors mehr bedarf, der nicht, wie einst Karl Marx, als er noch Redakteur der Rheinischen Zeitung war, mit solch einem durchstreichenden Charakter um jede Zeile zu ringen hat. Die Aussichtslosigkeit, die Gewissheit am schreibenden Markt nicht mehr Fuß fassen zu können, wenn man erst das Brandzeichen des Freigeists auf der Stirn prangen hat, mäßigen den Schreibenden schon im Vorfeld, lassen ihn zum gefügigen Handlanger herrschender Interessen werden. Wen kümmern schon Ungerechtigkeiten, Menschenverachtung, Morde in der Dritten Welt, wenn man die eigene Miete vielleicht bald nicht mehr bezahlen kann?
Die religiösen Hardliner finden sich nurmehr im Islam. So jedenfalls könnte man vermuten, wenn man die allgemeine Berichterstattung verfolgt. Das christliche Abendland habe diese Pfade der Intoleranz längst verlassen, gerade auch im aktuellen Pontifikat, in dem ein deutscher Papst für Annäherung, Dialog und Toleranz stehe. Doch in der neu formulierten Karfreitagsfürbitte für die alte lateinische Messe klingt es dann schon nicht mehr so tolerant: Dort soll für die Juden gebetet werden, „damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen“. Natürlich begehren hier Rabbiner auf, fühlen sich an längst vergangene Tage antijudaistischer Prägung zurückerinnert. Und derart schwadronieren die Gläubigen dieser Welt um ihre Märchenwesen und säen Unfriede und Aggression. Diese Art Dummheit ist sicherlich keine islamspezifische.
Wie groß die Verachtung des Springer-Konzerns gegenüber hohen Renten bzw. die gesamte umlagefinanzierte Rente, gegen Gewerkschaften und Arbeitskampf, gegen Arbeitnehmer und deren Belange ist - kurz: gegenüber allem, was den Bürgern als qualitative Aufwertung ihres ärmlichen Daseins gelten kann -, läßt sich an der haarsträubenden Schlagzeile zu einem tragischen Todesfall ablesen. Da ein Mädchen, welches üblicherweise mit der U-Bahn oder dem Bus zur Schule und wieder heim fuhr, aber diesmal aufgrund des BVG-Streiks zum Fahrrad greifen mußte, von einem LKW überfahren wurde, war der Schuldige schnell gefunden: "Tod durch BVG-Streik!" - So teuflisch können also demokratisch verbürgte Rechte sein. An den "Händen Ver.di's" klebt nun Blut.
"5 Cent pro Zeile - Lohndumping bei vielen Tageszeitungen. Inzwischen werden flächendeckend in Deutschland Journalisten als Leiharbeiter beschäftigt. Reporter auf Zeit - deutlich unter Tarif bezahlt, ohne Chance, Kontakte in der Region zu verfestigen, mit der Angst, durch unliebsame Berichte anzuecken und den Job zu verlieren. Die Folge: Qualitätsverlust. Die Verleger, die gern die Bedeutung ihrer Tageszeitungen für die Demokratie beschwören, lagern gleichzeitig auch ganze Redaktionen aus." - Das ist die unabhängige Berichterstattung und die Meinungs- und Pressefreiheit, wie man sie den Lesern immer wieder versichert. Zensur findet freilich nicht statt, d.h. es sitzt kein staatlich beauftragter Zensor in den Redaktionen. Der hungernde Bauch, die wackeligen Wohn- und Mietverhältnisse, immense Kosten in allen Bereichen des Alltags nötigen den Journalisten dazu, sich selbst zu zensieren, um seines erbärmlichen Postens nicht ledig zu werden. Insofern hat der Kapitalismus einen neuen Menschentypus erschaffen. Einen Typus, der keines Zensors mehr bedarf, der nicht, wie einst Karl Marx, als er noch Redakteur der Rheinischen Zeitung war, mit solch einem durchstreichenden Charakter um jede Zeile zu ringen hat. Die Aussichtslosigkeit, die Gewissheit am schreibenden Markt nicht mehr Fuß fassen zu können, wenn man erst das Brandzeichen des Freigeists auf der Stirn prangen hat, mäßigen den Schreibenden schon im Vorfeld, lassen ihn zum gefügigen Handlanger herrschender Interessen werden. Wen kümmern schon Ungerechtigkeiten, Menschenverachtung, Morde in der Dritten Welt, wenn man die eigene Miete vielleicht bald nicht mehr bezahlen kann?
Die religiösen Hardliner finden sich nurmehr im Islam. So jedenfalls könnte man vermuten, wenn man die allgemeine Berichterstattung verfolgt. Das christliche Abendland habe diese Pfade der Intoleranz längst verlassen, gerade auch im aktuellen Pontifikat, in dem ein deutscher Papst für Annäherung, Dialog und Toleranz stehe. Doch in der neu formulierten Karfreitagsfürbitte für die alte lateinische Messe klingt es dann schon nicht mehr so tolerant: Dort soll für die Juden gebetet werden, „damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen“. Natürlich begehren hier Rabbiner auf, fühlen sich an längst vergangene Tage antijudaistischer Prägung zurückerinnert. Und derart schwadronieren die Gläubigen dieser Welt um ihre Märchenwesen und säen Unfriede und Aggression. Diese Art Dummheit ist sicherlich keine islamspezifische.