In nuce

Freitag, 28. März 2008

"Hartz IV wirkt wie eine Stilllegungsprämie menschlicher Schaffenskraft. Manche, die arbeiten könnten, werden träge und antriebsarm. Sie sehen ihren Lebenssinn nur noch darin, Kohlehydrate in sich hineinzustopfen, sich ihr tristes Dasein mit Alkohol schön zu trinken oder vor dem Fernseher zu hocken." - Hier offenbart sich, mit welch positiven Menschenbild der Neuzugang der CDU gesegnet ist. Wahrlich: Oswald Metzger paßt hervorragend in das christliche Lager. Die Armen- und Arbeitslosenverwaltung, die den Namen desjenigen Widerlings trägt, der sie erdacht hat, bereitet also den Betroffenen ein ausreichendes Einkommen. So paßt es dem grün-bourgeoisen Aufwiegler in den Kram, so redet er sich sein windiges Weltbild gerecht. Und gleichzeitig wird dem mit Reichtümern gesegneten Bezieher von ALG2 die Empfängnisverhütung nicht erstattet. Aber für Abtreibungen kommt man natürlich auf. Doch so weit dürfte es doch gar nicht erst kommen, denn unproduktive Menschen sollen gefälligst nicht beischlafen! Winkt hier der bourgeoise Neid, selbst weniger Zeit für sexuelle Handlungen zu haben? Beischlafneid? Wenn es aber dann der Erwerbslose doch wagen sollte, sich sexuell zu ertüchtigen, wenn dabei gar Nachwuchs ins Haus steht, dann finanziert man selbstredend die Abtreibung. Welche Gesellschaft empfängt schon Kinder von Alkoholleichen und wandelnden Kohlehydratbeuteln mit offenen Armen?

Entbürokratisierung. Eines der Schlagwörter der Reformer. Dies impliziert beim unbedarften Bürger, dass er künftig keine Zettelschlachten beim Ausfüllen von Formularen zu bestreiten hat, sich weniger mit humorbefreiten Sachbearbeitern herumschlagen muß, weniger sinnlose Auflagen zu erfüllen hat. Doch weit gefehlt! Ein entbürokratisiertes Gemeinwesen, so wie es den Reformern vorschwebt, soll ein Gemeinwesen sein, in dem der Unternehmer keine Rücksicht mehr auf lästige Umweltauflagen oder kostenintensive Arbeitsschutzmaßnahmen nehmen muß. Dann könnte es so schmerzhaft ausgehen, wie unlägst in Italien: "In Italien sterben täglich Menschen an ihrem Arbeitsplatz. Die drei großen Gewerkschaften wollen eine Gesetzesreform und Arbeitsschutzbestimmungen durchzusetzen. In der Nacht vom 5. Dezember 2007 bricht im Kaltwalzwerk der Thyssen-Krupp-Niederlassung in der Fiat-Stadt Turin ein kleines Feuer aus. Das geschieht öfters in dem Werk, das bald stillgelegt werden soll. Die Arbeiter, die wie so oft Überstunden machen, nehmen routiniert die Feuerlöscher von der Wand. Doch die sind diesmal leer. Vor ihnen explodiert ein mit Öl gefülltes Rohr. Vier Arbeiter verbrennen bei lebendigem Leib, drei weitere erliegen später ihren Verbrennungen. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit über die Ursachen des tödlichen Unfalls und ob die Unternehmensspitze, die schon wegen des scharfen Konflikts um das Werk in Terni in die Schlagzeilen gekommen war, gegen die Sicherheitsauflagen verstoßen hat." - Aber natürlich würde kein Reformer zugeben, dass man solcherlei Zustände haben möchte. Wo denkt man denn hin! Reformer sind doch keine Unmenschen! Nur ein wenig Kosten sparen, ein bißchen zurückstecken, wenn es um Sicherheit und dergleichen Schnickschnack geht. Ein bißchen entbürokratisieren eben...

Natürlich ist das Verhalten Chinas zu verurteilen; natürlich will man für China nicht Partei ergreifen. Ein Regime, welches Oppositionelle mundtot macht, gelegentlich auch physisch tötet, welches für kleinste Vergehen Todesstrafen in Aussicht stellt, welches Demonstranten mit Panzern überrollt, hat keine Anteilnahme verdient. Fadenscheinig sind aber auch jene Zeitgenossen, die nun mit tibetanischen Flaggen solidarisch sein wollen; die plötzlich so tun, als wäre die Gewalt in Tibet a) einseitig und b) einzigartig auf dieser Welt. Hier fühlen sich nicht selten esoterisch angehauchte Zeitgenossen inspiriert, dem großen Land esoterischer Lehre beistehen zu wollen. Welch gefährliches Gedankengut in der Esoterik steckt, so wie es uns aktuell beispielsweise in Form "telemedialer Kanäle" ins Haus flattert; welcher Keim jeglicher rassischen Irrlehre darin herrscht; welche Wurzel des Nationalsozialismus letztlich darin ruhte, formuliert Claudia Barth folgendermaßen: "Die Esoterik bietet die individuelle Möglichkeit, sich von der Masse der Menschen abzusetzen, sich selbst als Wissenden zu erhöhen, sich aber gleichzeitig der persönlichen Verantwortung zu entledigen. Ihre Anhänger werden dazu angehalten, alle Ereignisse der Welt, insbesondere soziale Ungerechtigkeiten und Rassismus, als richtig zu akzeptieren. In dieser Weise wirkt der esoterische Irrationalismus systemstützend." - Innerhalb der Grünen finden sich viele mehr oder weniger esoterisch Inspirierte. Kein Wunder also, dass man sich dermaßen ins bürgerliche Lager begeben hat, bürgerlicher wurde als die Bürgerlichen; kein Wunder, dass bei den Grünen herrenmenschliche Unpersonen wüteten, die dann zur Union wechselten. Die verkappte, gelegentlich offen zur Schau getragene Esoterik, ist mit Sicherheit auch einer der Gründe, weshalb man meint so ungeniert von alkoholisierten Kohlehydratfressern sprechen zu dürfen.

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