Stigma in Gelb

Dienstag, 23. Juli 2013

Die Tour de France war noch nicht beendet, da las man schon vom möglichen Doping des voraussichtlichen Siegers. Spiegel Online wunderte sich über die Allmacht Froomes während des gesamten Rennens und zitiert einen Sportwissenschaftler, der mit "Manche sind cleverer als andere" undeutlich deutlich machte, was angeblich alle denken. Focus Online bezieht sich auf denselben Experten, fragte aber wesentlich undiplomatischer: "Designierter Toursieger gedopt?" Stern.de berichtet indes, dass das Team von Froomes Kontrahenten Contador zweifle, ob Froome sauber sei. Auch das Schweizer Medienportal Blick.ch fragt gleich ganz direkt: "Gedopt oder nicht?" Und die Frankfurter Allgemeine bezieht sich auf Le Monde und bringt den Begriff "Froomstrong" ins Spiel.

Hat sich der Sportjournalismus völlig vom Prinzip der Unschuldsvermutung verabschiedet? Glaubt er, dass mit vorauseilender Spekulation ordentlicher Journalismus zu machen ist? Moralische Beweislastumkehr, weil ein Radsportler zu schnell, zu kraftvoll, zu souverän war?

Diese Attribute sind übrigens Gerüchte, sind nicht auf Tatsachen gründende Vernebelungen. So omnipotent war Froome nämlich auch wieder nicht. Er fuhr nicht allen davon, wie man nun liest, er musste auf mancher Etappe etwaige Kontrahenten ziehen lassen. Froome hatte auch deutliche Augenblicke der Schwäche. Nur passen diese Augenblicke nicht in die Spekulation. Das Dopinggespenst braucht die völlige Dominanz zur Entfaltung seiner Absichten.

Die seltsam geleerten Siegerlisten, die Tour-Sieger, die nie die Tour gewannen, die durch die Disqualifikation anderer zu Siegern wurden, haben ein Klima erzeugt, in dem jeder Träger des Gelben Trikots a priori ein Dopingsünder ist, bis er die Öffentlichkeit vom Gegenteil überzeugt, bis ihn die Zeit vom Makel seiner Leistung reingewaschen hat. Ist das Gelbe Trikot nun das Symbol des Schnellsten oder doch nur noch ein Stigma? Die Berichterstatter scheinen sich darüber einig zu sein, dass es die Trophäe für das schnellste Cleverle ist, für den besonders findigen Betrüger, ein Preis auf Zeit, bis endlich bewiesen ist, was schon immer spekuliert wurde.

Kann sein, dass Froome gedopt hat. Nur warum spricht man schon jetzt von Doping, obgleich es keine Beweise außer die sportliche Leistung des Athleten dafür gibt? Die Unschuldsvermutung im Radsport erstickt an einem paranoiden Zeitgeist, der hinter jedem Parforceritt Doping wittert. Eine Presse, die kritischen Bericht mit der Bedienung von Spekulation und generellen Argwohn verwechselt, kommt über den Status gut bezahlter Tratsch- und Waschweiber nicht hinaus.

Solange es keine Anhaltspunkte, keine Belege für Doping gibt, sollte man darüber schweigen. Wenn aber die gute Leistung schon als Beleg gilt, dann entfesseln Journalisten einen inquisitorischen Esprit. Dann ist Leistung schon verdächtig und der Sieger schon ein Dopingsünder, bis es ihm gelingt, alle vom Gegenteil zu überzeugen. Froome hätte jetzt aber einfach nur ein grandioser Fahrer zu sein. Das wäre nur fair. Alles andere ist Hexenjagd und ungefähr so journalistisch, wie es die üblichen Verdächtigungen der Else Kling waren.


26 Kommentare:

altautonomer 23. Juli 2013 um 08:42  

Verhänge man über alle Mitarbeiter des Fernsehens, die ihre Arbeit ohne Einnahme von Alkohol, Nikotin, Aufputsch- und Beruhigungsmitteln weder leisten noch ertragen können, eine Sperre, und vergäße auch jene nicht, die sich -vomSchlupflid bis zur sog.Reiterhose- bildschirmkompatibel haben zurechtschnitzen lassen, wäre auf hundert Kanälen außer dem Testbild nicht zu senden. Unvergessen sind auch die peinlichen Verhöre, die der valiumgecoolte Moderator gestrafften Tränensacks und Doppelkinns aus solargegerbten Teint weißeste Implantate bleckend, als Prophet der Natürlichkeit und Fairness mit dem Radrennfahrer seiner Auswahl veranstaltet.

Anonym 23. Juli 2013 um 09:29  

Tour de France
Sieger 1996: Bjarne Riis: gedopt
Sieger 1997: Jan Ulrich: gedopt
Sieger 1998: Marco Pantani: gedopt
Sieger 1999: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2000: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2001: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2002: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2003: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2004: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2005: L. Armstrong: gedopt
Sieger 2006: Floyd Landis: gedopt
Sieger 2007: A. Contador: gedopt
Sieger 2008: Sastre: gilt als unschuldig
Sieger 2009: A. Contador: gedopt
Sieger 2010: A. Contador: gedopt
Sieger 2011: Cadel Evans: gilt als unschuldig
Sieger 2012: B. Wiggins gilt als unschuldig

Wenn man aus der Vergangenheit weiß, dass bis auf die vergangenen beiden Jahre und 2008 alle Sieger der vergangenen 17 Jahre entweder bei der Tour oder davor oder danach wegen Dopings erwischt wurden bzw. gestanden haben, ist es eigentlich nicht möglich, über einen aktuellen Toursieger zu schreiben, ohne einen Dopingverdacht zu erwähnen. Wenn man dann noch beachtet, dass viele Dopingsünder erst Jahre später, oft nach Karriereende, gestanden haben, sieht man die drei noch als unschuldig Geltenden aus den Vorjahren auch mit zurückhaltender Begeisterung an. Niemand darf vorverurteilt werden, aber den Verdacht muss man nach diesen so eindeutigen Erfahrungen der vergangenen Jahre äußern (dürfen). Alles andere wäre naiv!

SchaedelDX 23. Juli 2013 um 09:45  

Nun, ja, es wurde der Radsport, speziell die Tour de France systematisch durch Doping kaputt gemacht. Vermutlich (ja, vermutlich) der Radsport, wie kein zweiter Sport im öffentlichen, breiten Interesse. "Das Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es einmal zerstört, so kommt es so bald nicht wieder. (Otto von Bismarck)"
Irgendwie verständlich, dass bei auch nur kurzen Überlegenheiten eines Sportlers hier "ein Gschmäckle" dabei ist. Das wird noch jahrelang so gehen. Ob die Journalisten durch ihre "Berichterstattung" das Gefühl fördern oder nicht, kann nur im einzelnen betrachtet werden. Wir sind doch mündige Leser.

ulli 23. Juli 2013 um 10:01  

aIch habe keine Zweifel, dass er gedopt war. In Südfrankreich ist es im Hochsommer extrem heiß, es grenzt schon an Wahnsinn, dann auch noch wochenlang im absoluten Affentempo einen Bergpass nach dem anderen hinaufzufahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein menschlicher Körper, selbst der eines gesunden jungen Mannes, diese Leistung nur mittels Doping erbringen kann.

An der Tour de France zeigt sich der ganze Irrsinn eines amoklaufenden Leistungssystems. Gedopt wird ja auch in anderen Sportarten. Kein Wunder: Die Sprinter sprinten immer schneller, die Hochspringer springen immer höher und so weiter - bloss die Körper der Menschen bleiben immer die gleichen. Im heutigen Kapitalismus sollen die Menschen nur noch Maschinen der Effizienz sein: Die Zimmermädchen sollen für einen Hungerlohn mit Supertempo in kürzester Zeit ganze Hoteletagen putzen und die sogenannten Leistungsträger arbeiten 70 Stunden die Woche und jetten in fünf Tagen in drei Länder auf zwei Kontinenten. Im Sport wird dieser Irrsinn verklärt. Die Menschen sollten lieber mal darüber nachdenken, was das eigentlich alles soll...

Anonym 23. Juli 2013 um 10:17  

"Die Unschuldsvermutung im Radsport erstickt an einem paranoiden Zeitgeist, der hinter jedem Parforceritt Doping wittert."
.
...doch letztlich behält der pöse pöse "paranoide Zeitgeist" immer Recht. Man nennt das "Erfahrung".

- Jeeves

Jo 23. Juli 2013 um 11:13  

" Nur warum spricht man schon jetzt von Doping, obgleich es keine Beweise außer die sportliche Leistung des Athleten dafür gibt? "

Hi, sie haben sich die frage doch selbst beantwortet. "die sportliche leistung".
ach ja, unschuldsvermutung ist ein terminus aus dem strafrecht; und dort sind auch verurteilungen durch indizien gängig...und die enorme körperliche leistung, verbunden mit dem massiven anstieg dieser 2010 sind definitiv ein dickes, fettes Indiz für doping.
lg

Sledgehammer 23. Juli 2013 um 11:48  

Würde Doping im Profisport generell legalisiert, und nicht nur nach medizinischer Indikation erlaubt, erübrigte sich jegliche Spekulation um leistungssteigernde Substanzen, und verlöre sich nicht jedesmal in einem unsinnigen Schwarz-Weiß-Schema.
Dann könnte jeder Sportler frei entscheiden, ob er sich den Torturen und gesundheitlichen Konsequenzen um Rekordjagd und Sieg um jeden Preis aussetzen will.
Den gegenwärtigen Profisport mit seinen Möglichkeiten an Geld und Ruhm umgibt zwangsläufig, nicht nur weil Publikum, Medien und Sponsoren Spitzenleistung und Rekorde einfordern, immer wieder die Aura der Verlogenheit.

Anonym 23. Juli 2013 um 11:53  

Wenn alle Sieger, wie potentiellen Sieger, also alle von vornherein des Dopings verdächtig ... nein schuldig sind, weshalb sollte man dann noch über Doping reden, oder gar spekulieren ? Es ist dann einfach so !

und warum beim Radsport aufhören. Die Leistungen in der Leichtathletik, im Schwimmen und vor allem auch im Profifußball sind doch alle samt sehr verdächtig !!!

flatter 23. Juli 2013 um 11:55  

@Anonym: "Gilt als unschuldig ist dieses Journalistendeutsch, das nichts sagen will und doch wirkt. Man erkennt die Gedopten bei der Tour daran, dass sie eine Startnummer haben. Es sind ja nicht nur die Sieger überführt worden, sondern hunderte Fahrer. Man hält dort nicht mit, wenn man nicht dopt. Schaut euch mal in Amateurfahrer-Foren um, was da an pharmazeutischem Sachverstand sitzt. Es ist zu beklagen, dass immer einzelne Fahrer herausgezogen werden, aber niemand sagen darf, das alle mitmachen. Didi Thurau darf heute sagen, dass damals (vor Epo) alle gedopt waren. Von den aktuellen darf man das nicht, weil es das Geschäft stört.
Ich habe vor Jahren eine Serie von Artikeln darüber geschrieben; heute betrachte ich die Tour de Farce nur noch als müßig.

Lazarus09 23. Juli 2013 um 12:11  

Gleiches Recht und Chancen für alle jeden .. GEBT DOPING FREI !!

Lasst die "Leister" spritzen saufen einführen was immer sie wollen, verabschiedet euch einfach von der Mär vom "sauberen fairen edlen Sport" und seht ihn als dass was er ist ..ein instrumentalisierter Multimilliarden Markt ..

so Einfach kann's sein ;-) und .."wir" beim Zieleinlauf wirklich den Gewinner gesehen und muessen nicht auf Fresenius waren ..harhar

Anonym 23. Juli 2013 um 12:48  

Die Tour de France war schon von Anbeginn eine Apothekenrundfahrt. Das Hat der Küppersbusch im Tagesschaum auch gut aufbereitet.
Man nehme dazu noch die 60er, wo Fahrer dann mit Speed und Alk rumprobiert haben, dagegen ist das heute zumindest verkehrstechnisch etwas harmloser.
Doping werden sie natürlich offiziell nicht freigeben, genauso wie andere Drogen nie offiziell legalisiert werden. Das ist nicht nur der auch für´s Geschäft förderlichen Doppelmoral geschuldet.

der Herr Karl 23. Juli 2013 um 12:50  

Trotz aller negativen Erfahrungen im Radsport darf im Strafrecht nie am Unschuldsvermutungsprinzip gerüttelt werden. Ebenso ist es wichtig, für Täter auch immer ent-lastende Fakten zu suchen und nicht nur be-lastende. Auch dann, wenn es sich beim Täter um einen "Unsympathen" handelt.

Dennis82 23. Juli 2013 um 13:26  

Ich erkenne da einmal mehr die Leidenschaft eines eingefleischten Radsportfans, der trotz aller Skandale und Tatsachen zum Trotze sich einfach nicht von der leisen Hoffnung verabschieden will, in diesem Sport (oder anderen, siehe die zuletzt überführten Leichtathleten) ginge es auch nur halbwegs sauber oder fair zu...

Den "Ruf" dieses Sports (dem ich mein Lebensfüllendes Hobby verdanke) haben die Profis ganz allein kaputt gemacht - besonders die wenigen (so es sie denn überhaupt gibt), die nicht die Klappe aufmachen über dass, was sie tagtäglich zu Gesicht bekommen.

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht... ich kann jedenfalls nichts verwerfliches daran finden, dass dieser Zirkus (viel mehr ist es für mich nicht mehr) besonders kritisch beäugt wird. Alles ausblendende, den Schein wahren wollende Hofberichterstattung kann es auch nicht sein.

Im Übrigen: NEIN, Doping sollte nicht freigegeben werden. Dann sinkt jede Hemmschwelle und vielleicht noch halbwegs saubere Jugendfahrer schmeißen sich dann wirklich alles an Zeugs ein, an dem sie dann elend zugrunde gehen. Und wofür...? Damit man daheim nach dem Motto Brot und Spiele den Gladiatoren beim Kampf ums Überleben zusehen kann...?

Der Sport an sich ist auch nicht das Problem, auch nicht der Wettkampf oder der damit verbundene Ruhm. Es sind die kapitalistischen Begleitumstände. Niemandem betrogen haben wollende Betrüger wie Ullrich haben ihre Schäfchen im Trockenen. Das gilt aber für die wenigsten Radprofis, die in der Regel auch nix anderes "gelernt" haben.

Lazarus09 23. Juli 2013 um 13:40  

Sorry für die üblen Schreibfehler im letzten Kommentar .. so ne EDIT wäre schon gut ;-)..

OK .. zudem stimmt was hier von anderer Seite schon gesagt wurde, nämlich das schon die kleinen Amateure sich mit allem versorgen was die Leistung steigert und der Markt hergibt. Ich selber kenne das aus den 80' als in der Mukki-Bude auch jeder Trottel sich mit Zeugs aus Holland versorgte, zugegebenermaßen habe auch ich, allerdings bei Zeiten eingesehen das dass nicht das Wahre ist .

Darum von mir die Forderung einfach das heucheln bleiben zu lassen und das Doping frei zu geben.Die "Profis" sollten wissen ob der "Erfolg" ihnen der Verlust ihrer Gesundheit mit allen Spätfolgen wert ist. Bei dem dann beginnenden Dopingwettlauf wird sich das denke ich schnell einregulieren.

ad sinistram 23. Juli 2013 um 13:45  

@ anonym von 9:29 Uhr:
Aha, und weil so viele gedopt waren, war Froome es auch. Das wird par exellence bewiesen, wie schwer es die Unschuldsvermutung manchmal hat. "Die sind ja eh alle so..." - das meinte ich mit Kling.

Lazarus09 23. Juli 2013 um 14:12  

Dennis

Im Übrigen: NEIN, Doping sollte nicht freigegeben werden. Dann sinkt jede Hemmschwelle und vielleicht noch halbwegs saubere Jugendfahrer schmeißen sich dann wirklich alles an Zeugs ein, an dem sie dann elend zugrunde gehen.

Du, die saubere Jugend weiß beizeiten das sie ohne Dope keine Chance auf eine Profikarriere hat.. und klar werden sich manche am Anfang zu Grunde richten aber danach wird ein Umdenken einsetzen davon bin ich überzeugt. Ok ein paar Unbelehrbare werden bleiben wie im Kraftsport .. das ist dann eben nicht zu ändern.

stefanbecker 23. Juli 2013 um 15:36  

Liebe Kommentatoren,lieber Roberto, ich finde das Thema Doping hat getrennt von der juristischen Unschuldsvermutung behandelt zu werden. Doping ist allgegenwärtig, dass steht fest. Die Konsequenzen daraus habe ich gezogen. Nicht einmal eine Minute lang würde ich die Tour verfolgen, so wie ich jeglichen Hochleistungssport praktisch boykottiere, weil unglaubwürdig. Die Protagonisten würde ich aber auf keinen Fall verurteilen,denn sie sollten selber wissen,was sie tun. So einfach ist das. Die Diskussion darum ist eigentlich heiße Luft und Energieverschwendung

Michael 23. Juli 2013 um 15:36  

Ich glaube man muss hier 2 Sachen unterscheiden: Die Unschuldsvermutung ist eine juristische Kategorie. Die öffentliche Debatte ist etwas anderes.

Wenn man sich mal die Sachlage ansieht:
* Praktisch alle relevanten Tour de France-Fahrer in einem sehr langen Zeitraum (die ganzen 90er und 00er-Jahre) waren bis auf wenige Ausnahmen gedopt.
* Viele der Doper blieben für lange Zeit unentdeckt, haben dreist die Öffentlichkeit belogen, konnten das Kontrollsystem überlisten und wurden oft nur durch Zufälle erwischt. Und das oft erst Jahre später.
* Vergangene Dopingskandale (Festina) haben schon dazu geführt, dass vom "großen Neuanfang" die Rede war - wie wir inzwischen wissen alles gelogen. Es wurde einfach weitergedopt.
Das sind alles keine Beweise gegen die heutigen Fahrer. Aber es sind - sehr starke - Hinweise, dass auch wer heute die Tour gewinnt gedopt ist. Und ja, darüber sollte und muss man reden und das muss ein zentraler Aspekt der öffenltichen Beschäftigung mit dem Radsport sein.
Wer heute sagt "lasst die alten Geschichten sein" und "gegen Froome liegt nichts vor, also ist er sauber", der ist bestenfalls naiv. Und ignoriert die Realitäten der Vergangenheit.

Kann sich das ändern? Ja, aber nicht von heute auf morgen. Ich würde sagen: Wenn gegen Froome auch in fünf Jahren nicht mehr vorliegt als heute, können wir realistischerweise davon ausgehen, dass er warscheinlich nicht gedopt hat. Wenn die nächsten fünf Touren ohne große Dopingskandale auskommen, kann man vielleicht davon reden, dass der Radsport sich geändert hat.

Dennis82 23. Juli 2013 um 16:09  

@Lazarus09: Umdenken...? Sagt der, der immer auf die blökenden, alles ignorierenden Schafe verweist? ;) Nope, wird nicht passieren; wenn du als Kiddie offensichtlich Talent hast - und in dieses Umfeld gerätst und eine Chance siehst, mit deinem Sport deinen Lebensunterhalt zu bestreiten - dann bleibste dir vielleicht ne Weile treu, aber wirst dir irgendwann dann doch zum Junkie, wenn dir die anderen gedopten um die Ohren fahren - daher: vergiss es! Im Übrigen gab es schon Zeiten mit weniger intensiven Kontrollen... da war nachweislich auch nix besser!

@Roberto: Mich wundert, dass du an das Thema Radsport generell nicht mit der gewohnt sachlichen Art herangehst, sondern da eben vieles an kritisierenswertem einfach ausblendest. Warum legst du dich jetzt so eindeutig für diesen Froome (ist doch auch egal, wie der jetzt hieße...) so ins Zeug? Kannst du für den die Hand ins Feuer legen...? Und was die "Unschuldsvermutung" betrifft - Danke für den Hinweis, Stefan Becker! Warum soll man bitte nicht angesichts der Jahrzehntelangen Dopingskandale fragen dürfen, ob es für die sportlichen Höchstleistungen eines bislang eher unauffälligen Fahrers evtl. auch hinlänglich bekannte Ursachen geben könnte...? Ich als wirklich nicht schlecht trainierter Hobbyfahrer frage mich auch generell, wie die Pro's diese Durchschnittsgeschwindigkeiten überhaupt hinbekommen...!? Warum klafft da so ne große Lücke...?

Wenn ich wirklich sauber wäre - könnte ich mir als Froome im Grunde jetzt auch kein größeres Lob vorstellen, als genau so ein Misstrauen! ;)

Das mit der (irgendwie bewusst) naiven "Unschuldsvermutung" in Sachen Radsport ist in meinen Augen jetzt dann auch nicht soooo weit entfernt vom Michel, der sich das permanent gegen ihn gerichtete Handeln der Regierung damit erklärt, sie würden es ja doch eigentlich gut mit uns meinen! ;)

ad sinistram 24. Juli 2013 um 06:33  

Dennis, es geht mir nicht um Froome. Ich schrieb ja sogar, dass es sein kann, dass er gedopt hat. Es geht mir aber darum, dass jemand unschuldig zu sein hat, bis die Schuld bewiesen ist. Das gilt vor Gericht. In der Öffentlichkeit gilt aber jemand wenigstens so lange als unschuldig, bis es Indizien für eine Schuld gibt. Aber nicht mal das wartet man ab. Es ist einfach schlechter Journalismus, einfach mal auf Vermutungen zu bauen, so zu tun, als seien alle Dopingsünder, weil es ja so viele Dopingsünder gab. Die Generalisierung ist Ausdruck fehlenden kritischen Verstandes. Mit derselben Haltung sind alle Hartz IV-Empfänger in der öffentlichen Debatte faul und alle Türken in einer Parallelgesellschaft.

PS: Ich bin dafür, der Sache Doping konstruktiver zu begegnen. Schuld sind Leute wie ich. Wir wollen das Spektakel und sind enttäuscht, wenn es ausbleibt, wenn der Aufstieg auf den Ventoux langsamer stattfindet als zuletzt.

Und: Legalisiert das Doping doch. Jeder Erwachsene sollte das Recht haben, seinen Körper zu zerstören.

Tom Stein 24. Juli 2013 um 07:41  

Unschuldsvermutung? Die gilt für die Person, aber nicht für den Sieger der Tour de France. Erneut hatten die führenden der Tour auf Etappen teilweise nur 2 Watt weniger getreten als Armstrong - und das soll ohne Doping gehen? Fast kein Sieger der Tour wurde noch nicht des Dopings überführt - oft erst nach Jahren der Ermittlungsarbeit.

Es ist Illusion, zu glauben, es würde nicht mehr gedopt. Aber Journalisten wie Publikum sind bigott: Sie verurteilen den Dopingsünder und schauen doch erneut die Tour. Was ist daran so faszinierend? Ist es gerade diese Frage, wie gut das Doping kaschiert wurde, die alle anzieht?

Dennis82 24. Juli 2013 um 10:11  

@Roberto: Aber er ist doch Unschuldig! Schuld kann ihm nur ein ordentliches oder Sportgericht attestieren. "Schuldig" wird er doch nicht, nur weil du, ich oder irgendein Schuuurnalischd fragt, ob er evtl. gedopt haben könnte! Spinn den Gedanken doch mal weiter - dann dürfteste auch Merkel und Gauck nicht mehr kritisieren oder ihnen ihr Tun und Unterlassen vorwerfen - du unterstellst denen dann doch auch irgendetwas unlauteres, oder nicht? ;) Daher muss ein Froome oder ein jeder Radprofi mit diesem Verdacht leben; das gehört meiner Meinung nach mit zum Spiel. Und die Lösung hätte im übrigen ein "sauberer" Radprofi immer selbst in der Hand - wenn er über das auspacken würde, was er tagtäglich zu Gesicht bekommt. Ullrich hat doch mit seinem generalisierenden "ich habe nie jemanden betrogen" doch auch im Grunde nichts anderes gesagt, dass ALLE anderen auch gedopt haben.

Und ich als Hobbyfahrer mit zig gefahrenen Alpenpässen und Hunderttausenden an Kilometern kenne auch genug Amateure, die sich für Jedermannrennen auch schon haufenweise Zeugs reinschmeißen. Und ich kann mir eben grade auch dadurch, dass ich vor 10 Jahren selbst rauf nach Alpe d'Huez gefahren bin nicht erklären, warum die Pros da nochmal soooo viel schneller hochfahren als ich. Obwohl die bis dato schon 1000e km im Renntempo von >40 km/h ohne Pause in den Beinen hatten!

Und das "langsamer den Ventoux rauf" ist doch nun ein Laien-Argument... als wenn du es spüren würdest, wenn der gesamte Aufstieg jetzt 5 oder 10 min. länger dauern würde - wenn eben alle nix intus hätten! ;)

Lazarus09 24. Juli 2013 um 10:59  

Dennis ..genau, sagt der, der die Schafe als ignorant und blöd geißelt. Das einzelne Schaf kann allerdings durchaus einsichtig sein, besonders wenn es um es selbst geht ;-)..

sei's drum alles gesagt ;-)

Dennis82 24. Juli 2013 um 13:22  

@Roberto: Das "legalize it" haste nachgeschoben - oder habe ich es überlesen...? Deine "Begrüdung" hätte ich dann doch schon gerne mal detailiert und im üblichen kritischen Stil genauer ausformuliert! Denn sie irritiert mich zutiefst!

Freigabe heißt nix anderes, als quasi jeden Sportler regelrecht dazu zu zwingen, sich zu dopen - weil er sonst definitiv keine Chance mehr hat. Im Übrigen greifen dann auch pekuniäre Mechanismen - Erfolg hat dann auch nur noch der, der sich die besten Präparate leisten kann. Und wozu? Damit man zuhause nach dem Motto panem et circenses am Fernseher ein erwünschtes Spektakel geliefert bekommst...? So ein torkelnder und sterbender Simpson am Straßenrand wär doch schon mal wieder für ein paar sensationelle Bilder gut, oder...? Die Jungprofis, die in den letzten Jahren überraschend im Schlaf an "Herzfehlern" starben - hat ja kaum einer mitbekommen... Sorry, aber den Zynismus halte ich in dem Falle für angebracht!

Lazarus09 24. Juli 2013 um 14:43  

Dennis


Freigabe heißt nix anderes, als quasi jeden Sportler regelrecht dazu zu zwingen, sich zu dopen - weil er sonst definitiv keine Chance mehr hat.

Den Zustand haben wir doch schon längst..Wettstreit der Pharmadesigner ..mit dem neuen Mittel immer ein Stritt dem Nachweis voraus...

Nach Freigabe entfällt der leidige Test samt Wettlauf und der "Fan" sieht beim Zieleinlauf definitiv den Gewinner... wenn du selbst regelmäßig Sport betreibst wirst du wissen das sich Übermotivierte mit allerlei Mittel dopen selbst wenn sie keine Aussicht auf eine Profikarriere haben .. allein der ganzen Eiweiß Protein Kram ist ein Multimilliardenmarkt .. Also wie auch hier schon von anderen gefordert ..

stefanbecker 24. Juli 2013 um 15:35  

@Dennis82
In diesem Dopingthema steckt doch der ganze scheiß Leistungswahn unserer Gesellschaft in konzentrierter Form. Und die Menschen die daran teilnehmen, sind wirklich selber schuld. Sowohl auf der einen, als auf der anderen Seite, wie ich finde.
Wie schon gesagt, ich habe mich diesem Spiel entzogen und möchte jedem empfehlen, es gleich zu tun.
Damit entziehen wir dem Wahnsinn seine Grundlage.

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