Evolution braucht Hilfe
Montag, 29. März 2010
Solidarität ist zwar ein entzückendes Ideal, Gemeinsinn bewundernswert tugendhaft und Hilfsbereitschaft ein phänomenales Wunschbild - doch leider sind sie allesamt nicht genetisch programmiert. Der Mensch, so lehren sie uns in unschöner Regelmäßigkeit, sei ein habgieriges und nimmersattes Wesen, egomanisch und selbstsüchtig geartet. Dafür könne er nichts, denn dergestalt sei er von Evolutions wegen konditioniert - er sei, wie alle Wesen dieser Erde, im steten Kampf ums Dasein, damit zur Rücksichtslosigkeit verurteilt. Und weil man evolutionäre Prämissen nicht abändern kann, weil der Mensch so unbelehrbar auf gegenseitigen Kampf eingestellt ist, wie es jede Wildkatze oder jeder Wolf es ist, muß auch das soziale Lebensumfeld des Menschen darauf abgestimmt sein. In einer Welt, in der Kampf und Eigennutz zu Naturgesetzen ausersehen wurden, kann das Gemeinwesen nicht dieser vorgeblichen Natürlichkeit entzogen sein, kann sich nicht vom Menschen Unnatürlichkeit ausbedingen.
Daran sei nichts zu leugnen, lehren sie unentwegt. Darwin habe uns bewiesen, wie Arten entstehen, habe uns die schier göttliche Allmacht des ständigen Kampfes sichtbar gemacht. Darwin sei unantastbar. An seiner Lehre könne man nicht rütteln. Ein wenig feilen hin und wieder, ein bisschen Makulatur üben - das ja! Aber grundsätzlich ist die Lehre unnahbar, unberührbar. Und weil dem so ist, könne man sich zwar gelegentlich über ein Gemeinwesen echauffieren, dass viele seiner Kinder stiefmütterlich behandelt, aber endlich ist es doch nichts weiter als in Staatlichkeit hinübergelotster menschlicher Überlebenskampf. Warum sollte auch ein Wirtschaftssystem und seine sozialen Auffangmechanismen anders sein wollen, als es der menschlichen Eigenart entspricht? Warum sollte es besser sein wollen als der Mensch selbst? Nahezu anmaßend wäre so ein hoher, überhöhter Anspruch, lehren sie beständig. Dass aber erstens, Darwin seinen Survival of the Fittest zunächst durchaus nicht auf die sozialen Gegebenheiten in der Menschenwelt ausdehnen wollte, und dass er, zweitens, schon damals in der Kritik stand, dass der ewige Kampf innerhalb der Natur zu eingleisig sei, wird in den Belehrungen dieser Dogmatiker aus Eigennutz nicht angeführt.
Einer, der dieser einseitigen Auslegung der Evolution entgegenwirken wollte, war Pjotr Kropotkin, ein aus Moskau stammender Geograph und Schriftsteller. Er bezweifelte die Evolution, so wie sie Darwin in Die Entstehung der Arten beschrieb, nicht grundsätzlich - die Reduzierung von Darwins Lehre auf den steten Kampf ums Überleben, die hielt er allerdings für eindimensional, für nur einen Aspekt des Evolutionismus'. Dem Kampf ums Dasein schlug er das Prinzip der Gegenseitigen Hilfe zu. Das war nicht einfach nur theoretisches Geplänkel, um den blutigen, auf Menschen trostlos wirkenden Kampf auszubleichen, erträglicher zu machen - nein, Kropotkin zog seine sibirischen Erfahrungen, die Ergebnisse seiner naturwissenschaftlichen Forschungsreisen heran. Die Gegenseitige Hilfe, sie war empirische Beobachtung und stand dem, was Darwin verlautete und was seine Jünger später ins Unermessliche dramatisierten, entgegengesetzt.
Mit seinem 1902 erschienen Buch Mutual Aid: A factor of evolution (Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt), wollte er den sozialdarwinistischen Tendenzen seiner Epoche entgegentreten. Kropotkin berichtet von Insekten, Vögeln und Säugetieren und ihrer Hilfsbereitschaft untereinander. Gemeinsames Jagen, gemeinsames Aufziehen von Jungtieren, gemeinsame Pflege kranker Artgenossen, gegenseitiger Schutz in Herden, erlernte Konfliktvermeidung - die Gegenseitige Hilfe war für Kropotkin eine erfolgreiche Überlebensstrategie, entlarvte er als wesentlichen Evolutionsantrieb. Die Sozialdarwinisten hätten nicht verstanden, dass Survival of the Fittest nicht bedeute: der Stärkste, der Rücksichtsloseste, der Gierigste überlebe, sondern dasjenige Wesen, das am besten angepasst sei. Dass manche Spezies dennoch wie Sieger eines Kampfes aussehen, sich also hemmungsloser vermehren, während andere verschwinden, habe mehr mit Klimaschwankungen und Krankheiten zu tun - nichts aber mit Sieg oder Niederlage beim Kampf ums Dasein.
Kropotkin überträgt die Gegenseitige Hilfe im Verlauf seines Buches auf die Menschen. Aufbauend auf Clangesellschaften, Dorfgemeinschaften und Zünften landet er in der modernen Welt - sich zu helfen, es ist demnach kein christlicher oder moslemischer oder jüdischer Kodex, auch keine profane ethische Haltung, sondern dem Wesen des Menschen so immanent, wie jedem natürlichem Geschöpf. Der Mensch sei daher nicht gut, weil es Religionen gelegentlich empfehlen, es ist umgedreht: Religionen lehren hin und wieder ethische Grundsätze, weil sie im Menschen a priori verankert sind. Damit widersprach er Malthus und seinem etablierten Bevölkerungsgesetz, das den Kampf ums Überleben Darwin schon vorwegnahm. Der Kampf ums Dasein, zum alleingültigen Naturgesetz erklärt, später zum Kulturgesetz der kapitalistischen Welt gekrönt, war in Augen Kropotkins nichts weiter als die Rechtfertigungsgrundlage der Sozialdarwinisten. Die Gegenseitige Hilfe, wenn schon nicht zu leugnen, sie doch als Aspekt auszuklammern und zu verschweigen, gehört zum Konzept der Rechtfertigungslehre.
Natürlich wurden Kropotkins Gedanken von Biologen und Anthropologen aufgegriffen und weitergesponnen. In modernen Schriften, die sich mit der Evolution befassen, wird von Gegenseitiger Hilfe gleichermaßen gesprochen, wie vom Kampf ums Dasein. Dort wird Evolution weniger aufwühlend und überzogen thematisiert, als in Publikationen, die den Survival of the Fittest zur Gewissensentlastung behandeln. Kurzaufklärungen, Crashkurse zum Thema, sind da meist einseitiger, richten ihr gesamtes Augenmerk auf den Kampf, die Hilfe als Prinzip entfällt aber, wird bestenfalls kurz angerissen - dort ist the Fittest immer noch der Stärkste, der Schnellste, der mit den spitzesten Zähnen, mit dem größten Gehirn. Dass the Fittest auch heißen könnte, von einer Herde oder einem Rudel zu sprechen, das sich gegenseitig zu helfen weiß, wird heute meist immer noch unterschlagen. Die populärwissenschaftliche Verbreitung des Themas, mal in Vorabendprogrammen oder knapp gehaltenen, einfach geschriebenen, dafür reich bebilderten Büchern, hat wenig Interesse daran, ein komplexes Abbild der Evolutionslehre zu liefern.
Unterstützt wird die Verknappung des Stoffes durch Aussagen wirtschaftlicher Sozialdarwinisten, die die Gier zum maßgeblichen Faktor des Menschseins adeln, die einerseits Mildtätigkeit von den Betrogenen verlangen, weil man die Gier einzelner Milliardäre nicht verurteilen kann, leiden wir doch schließlich alle an diesem verhassten, doch notwendigen und fortschrittsbringenden Antrieb der Evolution; die andererseits aber absolute Kontrollmechanismen für gefährdende Antagonisten (Gewerkschaften, linke Parteien, anarchistische Gruppen) fordern, weil man die Gier und die Egomanie des Menschen, die sich hier als Teilhabe, Umverteilung und Gerechtigkeitssinn äußere, im Griff haben müsse. Gegenseitige Hilfe ist für sie kein Wesenszug des Menschen, der Natur generell, weil sie ihrer Selbstsucht feindlich gesonnen ist. Deshalb haben sie immenses Interesse daran, dass Evolution für die breite Masse, immer noch in den verstümmelten und halbwahren Kategorien gelehrt wird. So, wie sie schon zur Zeit Kropotkins in die Köpfe gehämmert wurde - mit all ihren tödlichen Folgen, die Jahre danach in Massenvernichtung, eugenischen Versuchen und Euthanasie mündeten.
Gerade in Zeiten wie diesen, in der Gier zur Triebfeder der Menschheit verklärt wird, in der derjenige als tugendhaft gilt, der mittels seiner Habgier, den vermeintlichen Fortschritt der Menschheit vorantreibt; gerade in solchen Zeiten, empfiehlt es sich, Kropotkin zu lesen, seiner Theorie zu gedenken, die so theoretisch gar nicht war, die aus dem Leben, aus dem Kreuchen und Fleuchen der Natur gefiltert wurde. Seine aus dem Leben entnommene Theorie, die uns eigentlich allen im Innersten bewusst ist, weil sich die Hilfsbereitschaft auch in uns regelmäßig regt. Hilfsbereitschaft, die versucht einen Ausgang zu finden, der allerdings immer schwerer auffindbar ist, weil die Fässer voll Egoismusrechtfertigungen und Ichbezogenheitslehren, die man über uns ergießt, uns die Gegenseitige Hilfe fast wie einen Frevel an der Natur empfinden lassen, wie etwas, dass schon lange seine Gültigkeit verloren habe, weil uns die Wissenschaft eines Besseren belehrte. In solchen Zeiten ist es notwendig, wieder Kropotkin im Sinn zu haben...
Daran sei nichts zu leugnen, lehren sie unentwegt. Darwin habe uns bewiesen, wie Arten entstehen, habe uns die schier göttliche Allmacht des ständigen Kampfes sichtbar gemacht. Darwin sei unantastbar. An seiner Lehre könne man nicht rütteln. Ein wenig feilen hin und wieder, ein bisschen Makulatur üben - das ja! Aber grundsätzlich ist die Lehre unnahbar, unberührbar. Und weil dem so ist, könne man sich zwar gelegentlich über ein Gemeinwesen echauffieren, dass viele seiner Kinder stiefmütterlich behandelt, aber endlich ist es doch nichts weiter als in Staatlichkeit hinübergelotster menschlicher Überlebenskampf. Warum sollte auch ein Wirtschaftssystem und seine sozialen Auffangmechanismen anders sein wollen, als es der menschlichen Eigenart entspricht? Warum sollte es besser sein wollen als der Mensch selbst? Nahezu anmaßend wäre so ein hoher, überhöhter Anspruch, lehren sie beständig. Dass aber erstens, Darwin seinen Survival of the Fittest zunächst durchaus nicht auf die sozialen Gegebenheiten in der Menschenwelt ausdehnen wollte, und dass er, zweitens, schon damals in der Kritik stand, dass der ewige Kampf innerhalb der Natur zu eingleisig sei, wird in den Belehrungen dieser Dogmatiker aus Eigennutz nicht angeführt.
Einer, der dieser einseitigen Auslegung der Evolution entgegenwirken wollte, war Pjotr Kropotkin, ein aus Moskau stammender Geograph und Schriftsteller. Er bezweifelte die Evolution, so wie sie Darwin in Die Entstehung der Arten beschrieb, nicht grundsätzlich - die Reduzierung von Darwins Lehre auf den steten Kampf ums Überleben, die hielt er allerdings für eindimensional, für nur einen Aspekt des Evolutionismus'. Dem Kampf ums Dasein schlug er das Prinzip der Gegenseitigen Hilfe zu. Das war nicht einfach nur theoretisches Geplänkel, um den blutigen, auf Menschen trostlos wirkenden Kampf auszubleichen, erträglicher zu machen - nein, Kropotkin zog seine sibirischen Erfahrungen, die Ergebnisse seiner naturwissenschaftlichen Forschungsreisen heran. Die Gegenseitige Hilfe, sie war empirische Beobachtung und stand dem, was Darwin verlautete und was seine Jünger später ins Unermessliche dramatisierten, entgegengesetzt.
Mit seinem 1902 erschienen Buch Mutual Aid: A factor of evolution (Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt), wollte er den sozialdarwinistischen Tendenzen seiner Epoche entgegentreten. Kropotkin berichtet von Insekten, Vögeln und Säugetieren und ihrer Hilfsbereitschaft untereinander. Gemeinsames Jagen, gemeinsames Aufziehen von Jungtieren, gemeinsame Pflege kranker Artgenossen, gegenseitiger Schutz in Herden, erlernte Konfliktvermeidung - die Gegenseitige Hilfe war für Kropotkin eine erfolgreiche Überlebensstrategie, entlarvte er als wesentlichen Evolutionsantrieb. Die Sozialdarwinisten hätten nicht verstanden, dass Survival of the Fittest nicht bedeute: der Stärkste, der Rücksichtsloseste, der Gierigste überlebe, sondern dasjenige Wesen, das am besten angepasst sei. Dass manche Spezies dennoch wie Sieger eines Kampfes aussehen, sich also hemmungsloser vermehren, während andere verschwinden, habe mehr mit Klimaschwankungen und Krankheiten zu tun - nichts aber mit Sieg oder Niederlage beim Kampf ums Dasein.
Kropotkin überträgt die Gegenseitige Hilfe im Verlauf seines Buches auf die Menschen. Aufbauend auf Clangesellschaften, Dorfgemeinschaften und Zünften landet er in der modernen Welt - sich zu helfen, es ist demnach kein christlicher oder moslemischer oder jüdischer Kodex, auch keine profane ethische Haltung, sondern dem Wesen des Menschen so immanent, wie jedem natürlichem Geschöpf. Der Mensch sei daher nicht gut, weil es Religionen gelegentlich empfehlen, es ist umgedreht: Religionen lehren hin und wieder ethische Grundsätze, weil sie im Menschen a priori verankert sind. Damit widersprach er Malthus und seinem etablierten Bevölkerungsgesetz, das den Kampf ums Überleben Darwin schon vorwegnahm. Der Kampf ums Dasein, zum alleingültigen Naturgesetz erklärt, später zum Kulturgesetz der kapitalistischen Welt gekrönt, war in Augen Kropotkins nichts weiter als die Rechtfertigungsgrundlage der Sozialdarwinisten. Die Gegenseitige Hilfe, wenn schon nicht zu leugnen, sie doch als Aspekt auszuklammern und zu verschweigen, gehört zum Konzept der Rechtfertigungslehre.
Natürlich wurden Kropotkins Gedanken von Biologen und Anthropologen aufgegriffen und weitergesponnen. In modernen Schriften, die sich mit der Evolution befassen, wird von Gegenseitiger Hilfe gleichermaßen gesprochen, wie vom Kampf ums Dasein. Dort wird Evolution weniger aufwühlend und überzogen thematisiert, als in Publikationen, die den Survival of the Fittest zur Gewissensentlastung behandeln. Kurzaufklärungen, Crashkurse zum Thema, sind da meist einseitiger, richten ihr gesamtes Augenmerk auf den Kampf, die Hilfe als Prinzip entfällt aber, wird bestenfalls kurz angerissen - dort ist the Fittest immer noch der Stärkste, der Schnellste, der mit den spitzesten Zähnen, mit dem größten Gehirn. Dass the Fittest auch heißen könnte, von einer Herde oder einem Rudel zu sprechen, das sich gegenseitig zu helfen weiß, wird heute meist immer noch unterschlagen. Die populärwissenschaftliche Verbreitung des Themas, mal in Vorabendprogrammen oder knapp gehaltenen, einfach geschriebenen, dafür reich bebilderten Büchern, hat wenig Interesse daran, ein komplexes Abbild der Evolutionslehre zu liefern.
Unterstützt wird die Verknappung des Stoffes durch Aussagen wirtschaftlicher Sozialdarwinisten, die die Gier zum maßgeblichen Faktor des Menschseins adeln, die einerseits Mildtätigkeit von den Betrogenen verlangen, weil man die Gier einzelner Milliardäre nicht verurteilen kann, leiden wir doch schließlich alle an diesem verhassten, doch notwendigen und fortschrittsbringenden Antrieb der Evolution; die andererseits aber absolute Kontrollmechanismen für gefährdende Antagonisten (Gewerkschaften, linke Parteien, anarchistische Gruppen) fordern, weil man die Gier und die Egomanie des Menschen, die sich hier als Teilhabe, Umverteilung und Gerechtigkeitssinn äußere, im Griff haben müsse. Gegenseitige Hilfe ist für sie kein Wesenszug des Menschen, der Natur generell, weil sie ihrer Selbstsucht feindlich gesonnen ist. Deshalb haben sie immenses Interesse daran, dass Evolution für die breite Masse, immer noch in den verstümmelten und halbwahren Kategorien gelehrt wird. So, wie sie schon zur Zeit Kropotkins in die Köpfe gehämmert wurde - mit all ihren tödlichen Folgen, die Jahre danach in Massenvernichtung, eugenischen Versuchen und Euthanasie mündeten.
Gerade in Zeiten wie diesen, in der Gier zur Triebfeder der Menschheit verklärt wird, in der derjenige als tugendhaft gilt, der mittels seiner Habgier, den vermeintlichen Fortschritt der Menschheit vorantreibt; gerade in solchen Zeiten, empfiehlt es sich, Kropotkin zu lesen, seiner Theorie zu gedenken, die so theoretisch gar nicht war, die aus dem Leben, aus dem Kreuchen und Fleuchen der Natur gefiltert wurde. Seine aus dem Leben entnommene Theorie, die uns eigentlich allen im Innersten bewusst ist, weil sich die Hilfsbereitschaft auch in uns regelmäßig regt. Hilfsbereitschaft, die versucht einen Ausgang zu finden, der allerdings immer schwerer auffindbar ist, weil die Fässer voll Egoismusrechtfertigungen und Ichbezogenheitslehren, die man über uns ergießt, uns die Gegenseitige Hilfe fast wie einen Frevel an der Natur empfinden lassen, wie etwas, dass schon lange seine Gültigkeit verloren habe, weil uns die Wissenschaft eines Besseren belehrte. In solchen Zeiten ist es notwendig, wieder Kropotkin im Sinn zu haben...
24 Kommentare:
Lieber Roberto J. de Lapuente,
danke für den Text.
Als "Darwinist" im positiven Sinne ist mir dies längst klar, und man kann es auch in neuen Büchern über die neuen Erkenntnisse der Evolutionstheorie nachlesen.
Ich schrieb hier ja schon vor einiger Zeit dazu, dass erklärte Neoliberale, und sonstige Marktradikale in Deutschland, auch hier meilenweit mit ihrem Steinzeitliberalismus daneben liegen.
Bei Denkladen.de unter "Natur & Forschung", nicht dem atheistischen bzw. religionskritischen Teil, gibt es auch schon einige Bücher über diese neue Erkenntnis - keine politische, sondern wissenschaftliche - Da aber alles zusammenhängt macht sich diese neue Erkenntnis immer mehr breit.
Irgendwo in einem Buch las ich sogar, dass ohne die "Hilfe" unter Menschen diese längst als Spezies ausgestorben seien.
Man stelle sich vor, wir wären alle schon damals - bei der Menschwerdung - absolute Egoisten im westerwelleschen Sinne gewesen.
Es gäbe die Spezies Mensch nicht mehr, da die meisten Erkenntnisse schon damals gemeinsam statt einsam erarbeitet wurden (z.B. gemeinesame Jagd), und Hilfe da war (z.B. bei einem Jagdunfall), wenn diese benötigt wurde.
Obwohl? Sind Neoliberale, wie unser Westerwelle nicht auch auf Hilfe angewiesen?
Ich erinnere nur daran, dass diese "Herr Außenminister" ja auch hilfreich gegenüber seiner Clientel ist, bei Auslandsreisen, wie erst neulich berichtet wurde.
In diesem Sinne sind Neoliberale eben auch Lügner und Betrüger, da die selbst Dinge leben, die diese anderen absprechen wollen - Die Solidarität unter ALLEN Menschen.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Wenn wirklich die Gier die Grundlage unseres Leben gewesen wäre, hätten wir als Menschheit nicht überlebt. Unser Überleben war abhängig von Zusammenarbeit und Solidarität innerhalb eines Stammes. Und wir werden auch nicht überleben, wenn wir nicht den uns aufoktroierten Egoismus überwinden. Er ist nicht urmenschlich.
Schöner Text, und "passende" Überschrift;-)
Darwin wurde sogar schon zu seiner Zeit beidseitig interpretiert.
Marx und Engels betrachteten Darwins Theorie als die naturwissenschaftliche Bestätigung für ihr Gesellschaftsmodell der Entwicklung vom Niederen zum Höheren, und Marx widmete seine englische Ausgabe des Kapitals Charles Darwin. Der aufstrebende wilde Kapitalismus machte daraus den Sozialdarwinismus.
Darwin selber war reiner Naturwissenschaftler und stand beiden Seiten skeptisch gegenüber. Er selber verwendete übrigens nie den Begriff Evolution, hat aber aufgrund von Berechnungen zur Überbevölkerung von Malthuus sich doch einige Schnitzer erlaubt.
Aber vielleicht ein paar generelle Aussagen von Darwin, die heute keiner mehr so gerne hören will.
Der Mensch soll und muss also anders handeln, als es ihm die Natur (und die Züchtungsforschung) vormacht.
...manche Leute staunen, dass so übermächtige Tiere wie Ur-Elefanten oder Dinosaurier aussterben konnten – "als ob bloße Körperkraft schon den Sieg ... verbürgte!" (A 376). Es gilt also nicht das Motto, dass der Stärkste gewinnt.
..dass "es für den Menschen von gewaltigem Vorteil gewesen sein könnte, von irgend einem verhältnismäßig schwachen Geschöpf abzustammen", weil er sonst "vielleicht nicht sozial geworden wäre", ein Zuviel an Größe und Wildheit hätten wahrscheinlich "das Erwerben höherer geistiger Qualitäten gehemmt, wie Sympathie und Liebe für seinen Genossen"
Habe Blog entdeckt, gelesen, Buch gekauft, gelesen.
Sie rollen Ihren Stein nicht umsonst den Berg hinauf.
Gruß Jufati
Im Vergleich zu Dir/Ihnen, bin ich nun wirklich kein belesener Mensch. Mir ist jedoch aufgefallen, daß viele Argumente (wie Du ja herausgestellt hast) auf die "evolutionäre" Ausrichtung des Menschen auf den Kampf gegründet sind.
In meiner persönlichen Erfahrung ist es nun so, daß so eine "Kampftugend" allerdings zumeist nur eine Folgereaktion ist, um sich davon abzulenken, sich selbst nicht zu genügen, bis hin zu dem Punkt, wo man sich am besten gar nicht mit dem "unwerten Leben" (also sich selbst) abgeben muss.
Ich stimme antiferengei zu. Einen Vergleich mit den Dinosauriern hab ich noch aus Zeiten der Friedensbewegung in Erinnerung "Viel Panzer, wenig Hirn". Und ein anderes:
"Wer viel schleimt, kommt nicht unbedingt schneller zum Ziel. Nehmt Euch ein Beispiel an den Schnecken!"
Wir leben in einer Epoche der Biologisierung des Sozialen. Erst wird das Schwulen-Gen entdeckt, dann das Armuts-Gen, das Intelligenz-Gen (siehe Studie über Schwarze in den USA) auch das Alkoholiker-Gen soll es geben. Dazu passt natürlich auch die Behauptung, die Gier sei eine irreversible, kaum zu beeinflussende Grundeigenschaft des Menschen, vergleichbar mit dem Naturgesetz der Schwerkraft und der Zentrufigalkraft. Zur sozialdarwinistischen Logik gehört auch das für die Legitimation von Herrschaftsverhältnissen gern benutzte Argument: "Hierarchien muss und wird es immer geben!"
Das hat individuell einen befreienden Effekt. Gegen die Natur bin ich schließlich machtlos, in meinen Handlungen/Entscheidungen mithin synaptisch fremdgesteuert und nicht für sie verantwortlich.
Zur anarchistischen Radikalität...
Die Plausibilität der empirischen Analysen Kropotkins leidet heute unter dem Umstand, dass es die Natur, die er beobachtete, in Europa so nicht mehr gibt: Unermessliche, bis weit über den Horizont hinaus reichende Wild-Herden, die sich solidarisch als Herde ihr Territorium und ihre Nahrung mit überlegener Macht vom Menschen ganz einfach *nehmen*.
Was EuropäerInnen heute als Natur zu erleben glauben, ist in Tat und Wahrheit *zweite* Natur: Der Wald ist kein Wald, sondern landwirtschaftlich genutzte Anbaufläche für die Holzindustrie. Das Wild ist kein Wild, sondern gehegtes Nutztier zur Produktion von Wildfleisch. Und sollten sich mal ein paar Wildschweine zusammenrotten, um sich ein Maisfeld ganz einfach zu nehmen, ist das der Grund zu ihrer Vernichtung mit Gewehren.
Die bourgeoisen Hobby-Evolutionsbiologen projizieren nicht nur ihre normativen Vorstellungen sozialer Verhältnisse auf die äussere Natur, wogegen mit Kropotkin sich argumentieren liesse – diese äussere "Natur" haben sie bereits nach ihrem Bilde mit aller Gewalt geformt. Schon deshalb ist ihr objektivistisch vorgetragenes Scheinargument in Tat und Wahrheit ein ideologischer Zirkelschluss, der das nackte Klasseninteresse nur notdürftig verbirgt.
Das mit den gefundenen Genen ist ja eine Verknappung. Natürlich kann es genetische Kombinationen geben, die Sexualität, Krankheit, vielleicht auch Phlegma oder Esprit beeinflussen können, quasi eine Disposition erzeugen.
Aber grundsätzlich muß es dann so nicht kommen. Wer mit phlegmatischer Disposition in eine reichere Familie hineigeboren wird, der besitzt so ein Armuts-Gen also vielleicht, wird aber nie arm sein. Und ob derjenige, der schwule Gene besitzt und von seinen ersten drei männlichen Liebhabern grün und blau geprügelt wurde, sich nochmals für einen Mann entscheiden würde, ist auch nicht gesagt.
Die Genetik, so erklärt man heute, entscheide das ganze Leben. Dabei bestimmt sie nur mit - mal mehr, mal weniger. Wir sind alle Produkte unseres Umfelds, unserer Erlebnisse und ein wenig auch unserer genetischen Veranlagung. Der Mensch ist noch viel komplexer, als es die DNS-Helix ist...
@Roberto J. de Lapuente
Dazu gibt es auch einen Forschungsbereich - Die Epigenetik:
http://hpd.de/node/595
Übrigens, dass gute an der Forschung finde ich, dass man dort nicht von vorneherein festlegt, was herauskommt, sondern es zunächst sucht, und dann auf den Punkt kommt.
Ein Unterschied z.B. zur Theologie, dort wird ein "Gott" von vorneherein festgelegt, und behauptet - ohne wissenschaftliche Vorgehensweise (siehe oben) - "Gott existiert".
Ein anderer Punkt ist der, dass Wissenschaft, im Unterschied zum Glauben, nicht in Stein gemeißelt ist, sondern korrigierbar ist, wenn die neuen Erkenntnisse sich durchsetzen.
Derzeit eben der Punkt, die Menschlichkeit bzw. Solidarität ist ein wichtiger Punkt des menschlichen Zusammenlebens....
Apropo Mensch, man hat erst vor kurzem eine neue Menschenart - neben Homo Sapiens und Neandertaler - entdeckt - via Genetik wurde dieser "Mensch" als neue Art bestimmt, d.h. die bisherige Erkenntnis über einen linearen Stammbaum des Menschengeschlechts muß wohl revidiert werden.
Seit langem häufen sich Hinweise, dass neben unserer Art, zumindest in der Frühzeit der Menschwerdung, noch andere Arten (z.B. die Flores-Menschen - auch "Hobbits" genannt), gelebt haben müssen, d.h. der Stammbaum des Menschen ähnelt wohl tatsächlich eher einem biologischen Baum (mit zahlreichen abgestorbenen Ästen) statt einer geraden Linie.
Sorry für die Abschweifungen, wollte nur einmal klar machen warum ich den Unterschied zwischen "Wissenschaft" und "Glaube" für oberwichtig erachte.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Kurz gesagt: Forcierung der Gier und Rücksichtslosigkeit, Auslese nach dem Prinzip des Stärkeren, führt nicht zu besseren Menschen, sondern zur Barbarei und Vernichtung.
Leider ist es so, dass dies nicht gerne bedacht wird.
"Die Evolution arbeitet zur Erhaltung der Art."
Wie bekam (bekommt) man die vielen jungen Männer dazu, sich auf den Schlachtfeldern zu opfern.
Wie erklärt man dies ökonomisch?
Oder werden sie geopfert?
http://www.zeit.de/2007/30/N-Evolutionsirrtuemer
Empfehle die sehr einfach geschriebenen großartigen Bücher von Joachim Bauer: "Prinzip Menschlichkeit - warum wir von Natur aus kooperieren" oder "Warum ich fühle, was Du fühlst".
lG
antonio
In diesem Zusammenhang lesenswert: Rifkin, „Die empathische Revolution“
Man kucke sich ein Hunderudel an. Ein gewisses Miteinander sichert diesen Tieren in der Wildnis das Überleben. Es wird gemeinsam gejagt, das Revier gemeinsam verteidigt, die Beute wird nach Rangordnung geteilt und den Nachwuchs ziehen die Tiere ebenfalls gemeinsam auf.
Selbst Mäuse leben in einem Verband, der ihnen das Überleben sichert.
Gruß
Bernd
"[...]Oder werden sie geopfert?[...]"
Lieber Anonym,
dazu gibt es in dem - auch von mir - erwähnten Buch von Joachim Bauer "Prinzip Menschlichkeit" einiges nachzulesen.
Ich würde einmal sagen:
Geopfert werden die nicht - Die opfern sich freiwillig für das "Überleben ihrer Art".
So ähnlich habe ich es einmal in einem Buch über die Evolution gelesen - von Richard Dawkins.
Das spezielle Verhalten kommt übrigens auch im Tierreich, nicht allein beim Homo Sapiens bzw. im Krieg, vor....
...dort kann man auch sagen: Warum haben die einen Tiere - aus demselben Wurf - später Nachkommen, und die anderen nicht?
Dawkins liefert in seinem neuesten Buch die Antworten....
...es gibt übrigens auch andere Autoren, die in dieselbe Bresche schlagen, aber die fallen mir gerade nicht ein....
Daher mein Hinweis auf Denkladen.de weiter oben....
Im leider oft mißverstandenen Buch "Das egoistische Gen" von Richard Dawkins wird man übrigens auch fündig - Mal aus der Erinnerung zitiert: Wenn ein Geschwister mit denselben "egostischen Genen" überlebt, dann hat das Elternteil dafür gesorgt, dass seine Art nicht ausstirbt, auch wenn die anderen Geschwister sterben sollten....
Auf die Menschen übertragen verstand ich es damals so:
Ein Nachname ist gar nicht so wichtig wie man denkt, und auch nicht, dass man einen Partner findet, wenn ein Geschwisterteil ein Kind (+ Partner) hat - Die Familie lebt auch, ohne Nachnamen z.B. des Großelternteils zu übernehmen, weiter, und es kann sein, dass ein Kind die Eigenschaften des Großelternteils "erbt", und eben weiterträgt.....
Bei meinem eigenen Lebensumfeld machte ich bereits vor Jahren die Erfahrung, dass an Dawkins Thesen etwas dran ist - Einer meiner Neffen ähnelt meinem Großvater, aber trägt eben einen völlig anderen Familiennamen.....
...das meinte übrigens auch Dawkins mit "dem egoistischen Gen".
Dem Gen ist es egal wer es weiterträgt, und nicht, dass Lebewesen alle Egoisten sind....
...führte eben zu dem Mißverständnis, dass der Richard Dawkins den Egoismus predigt....
Ich meine sogar, dass Richard Dawkins, eben wegen dieser Kritik, sein Buch abgeändert hat, damit verständlicher wird worauf er eigentlich hinauswollte...
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Nun bin ich alles andere als ein Darwin-Experte, aber wenn ich nicht vollkommen verkehrt liege, dann spielen so "menschliche Begriffe" wie "Egoismus" in seiner Theorie keine Rolle. Es geht doch in erster Linie um (langfristige?)biologische Anpassungsfähigkeit an Lebensbedingungen, oder etwa nicht?
Und was das "Gefressen und Gefressen werden" angeht, so ist dies doch ein Vorgang, der sich unter verschiedenen Arten abspielt und nicht nur innerhalb einer Einzigen. Komisch, dass das so selten erwähnt wird. Wollte man also die Darwinschen Theorienn also ernshaft auf den Homo Sapiens übertragen, dann müsste man zu dem Schluss kommen, das gerade solche sozialdarwinistischen Auswüchse der Erhaltung seiner Art alles andere als zuträglichh sind. Der sogenannte Neoliberalismus und die damit verbundene Zerstörung sozialer Strukturen (ganz zu Schweigen von der Vernichtung unserer natürlichen Lebensgrundlagen) sichert nicht die Chancen für das Überleben unserer Art, sondern macht sie zunichte.
Hi Nachdenkseiten-Leser
29. März 2010 14:52
... genau mit Dawkins wollte ich eben auch kommen.
Vorher- to fit- heißt etwas anpassen, wie ein "Fitting" eben ein Passstück ist, meinte Darwin "Die am besten angepassten und von der Evolution am besten ausgestatteten werden überleben."
In Dawkins "Egoistischem Gen" findet sich die Beschreibung eines Wettbewerbs von Strategiespielen.
Dabei stellte sich eben auch heraus, dass eben nicht die Egoisten die besten Chancen hatten, sondern Strategien die auch verzeihen und anderen auch einen Vorteil lassen- ich find grad die Seite nicht. Im Prinzip: "Wie du mir, so ich dir!"- aber eben auch im positiven Sinne.
Dann ist auch noch die Evolution der MEME sehr interessant- also von Ideen und Strategien, die sich auch entweder bewähren oder verschwinden, weil sie nicht zum Leben taugen.
Diese Evolution der MEME wurde auch von Graves aufgegriffen und weiterentwickelt von Beck und Cowan in das soziokulturelle Evolutionsmodell "Spiral Dynamics".
Total spannend!
@Desperada-
ja,genau, weil schon Darwin bei dem kleinen Wörtchen to fit falsch übersetzt wird.
Wir leben in der Illusion uns die Erde und andere Menschen und die Natur untertan machen zu sollen.
Da sollte man mal "radikal" denken und an die Radix- die Wurzel(daher stammt das Verb) gehen und nach den Ursachen suchen.
grüße!
Die Auslegung der Eigenschaft "Gier" durch das neoliberale Gesindel in der heutigen Gesellschaft schafft mehr und mehr Verlierer.
Aber eine Hoffnung habe ich und ich sehe sie zusammen mit dem Licht am Ende des Tunnels:
Irgendwann ist es genug, und dann wird sich auf der Strasse nicht mehr damit abgefunden, dass es nur mit natürlicher "Gier" zu etwas gebracht werden kann.
Dann gibt es die Rache des Volkes, die dann sehr reinigend wirkt.
Und darauf freue ich mich schon...
Stellt man die Menschheitsgeschichte als Aneinanderreihung von Eroberungskriegen dar, dann erscheint die "survival of the fittest"- Interpretation natürlich nicht so weit daneben zu liegen. Auch unter anderen Populationen, sowohl unter Tieren als auch Pflanzen, findet ja ein ständiger Verdrängungswettbewerb statt, der durchaus zum Tod nicht nur von Individuen sondern auch eines Großteils der Population führen kann. Die Existenz von Symbiosen steht dazu nicht im Widerspruch, denn es handelt sich dabei um ein gegenseitiges Profitieren.
Unter den heutigen Staatsgebilden ebenso wie innerhalb derselben wird dieser ständige Wettbewerb zunehmend auf das Gebiet der Wirtschaft verlagert, wo wir gerade in diesen Jahren einen Machtkampf zwischen dem supranationalen Kapital und jedweder staatlichen Ordnung erleben.
Entscheidend wird es für die Zukunft sein, dass wir Menschen unsere gemeinsamen Interessen erkennen und danach handeln. Es darf nicht sein, dass der Großteil der Menschheit immer stärker in die Knechtschaft der Kapitaleigentümer gerät. Deshalb dürfen wir die
Freunde
Der
Plutokratie
nicht immer weiter ihr Zerstörungswerk fortführen lassen.
Auf ein Naturgesetz, das uns dabei zu Hilfe kommt, würde ich mich allerdings ungern verlassen wollen – so sehr ich mir wünschte, dass es ein solches gäbe.
„Survival of the Fittest“ bedeutet im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie das Überleben der bestangepassten Individuen.
Lieber Herr de Lapuente, vielen Dank für ihren Artikel.
Endlich wieder mal was zum Anarchismus, eine gerade heute durchaus bedenkenswerte Alternative zu der ganzen Scheisse. Freiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Selbstverwirklichung der Individuen und Kollektive Selbstverwaltung.
Darwin, Kropotkin und Dawkins - fehlt nur noch der Papst; und über diesen hat R.Dawkins gerade heute bemerkenswertes geschrieben:
http://newsweek.washingtonpost.com/onfaith/panelists/richard_dawkins/2010/03/ratzinger_is_the_perfect_pope.html
Yusuf Zenj
' Ich habe das Nichts gefunden,-
und mir um die Stirn gewunden. '
Ist der Wolf satt, hört auf zu fressen. Der Mensch, der Kapitalist, der Nimmersatt fängt da erst an. Solche Gestalten überfressen sich (Gier) und daran werden sie verrecken.
Allerdings hat Kapital die systemimmnante Eigenschaft der Akkumulation (s. Einkommensverteilung oder auch Zinseszinseffekt), die man als krebsartige Wucherung mit tödlichem Ausgang bezeichnen kann. Die Politik fördert diese Krankheit.
Man muss aufpassen, nicht ins Moralisieren zu verfallen. Die Evolutionstheorie bietet eine Erklärung für menschliches Verhalten, die ohne moralische Bewertungen auskommt; sie ist auch in der Lage, unegoistisches Verhalten im Sinne des "egoistischen Gens" zu erklären, und nur so macht es Sinn, ansonsten müsste man die Welt in inhärent gute und böse Menschen aufteilen, ohne erklären zu können, warum die einen so sind und die anderen anders.
Das muss auch die Perspektive der Linekn sein, wie sie etwa Peter Singer (A Darwinian Left) erklärt, s. http://www.utilitarian.net/singer/by/1999----02.htm
Danke für die Ergänzung - dieses Detail ging mir nach meinem eigenen Kommentar auch durch den Kopf: ein "egoistisches Gen" klingt zwar dramatisch, ist aber nun wirklich nicht so gemeint, wie es von den Sozialdarwinisten ausgelegt wird.
Und mit "Moral" (jenem zweifelhaften Wort) hat die Evolutionstheorie nun wirklich nichts am Hut.
Mit der Ethik ist es da schon anders, da lässt sich schon einiges ableiten. Wertfrei, versteht sich.
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