Die sparsame Ökonomie des Terrors
Mittwoch, 24. August 2016
Wer heute ins Geschäft kommen will, der braucht möglichst wenig Kostenfaktoren. Ein Büro reicht oft schon, Werkshallen, Verwaltungsangestellte und eine Kantine braucht man nicht. Ja, nicht mal zu verrichtende Arbeit ist zwingend notwendig. Jemand anders kann die Arbeit ja haben und erteilen. Und dann erteilt man seiner stillen Leiharbeiterreserve nur noch Marschbefehl. Alles ist outsourcbar, alles haben andere parat. Selbst muss man nichts mehr mitbringen. Nicht mal besonders Know-How, wenn man ehrlich ist. Man klingelt nur mal schnell durch, sagt man hat da jemand an der Hand und verdient spartanisch ausgestattet seinen Lebensunterhalt. So geht Ökonomie heute. Man spult sie billig und ohne hohen Einsatz ab, sie gibt sich effizient und bar von jeder Verantwortung. Feste Mitarbeiter braucht man keine. Man entleiht. Mehrwerte schaffen ohne etwas herzustellen. Das ist hochgradig arbeitsteilig. Ist die Hyperarbeitsteilung unserer Zeit. Keiner trägt mehr Verantwortung, die leidige Kosten verursacht. Alles ganz unverbindlich und kostenminimiert. Das ist modern. Das ist mondän.
Viviane Forrester nannte diese Entwicklung einst einen »Terror der Ökonomie«. Damit meine sie Sozialabbau, Untergrabung von Arbeitnehmerrechten, ja diese ganze effektive Sparzwangwirtschaft. Das hat sich nun gleich noch verkehrt, denn es gibt nun ganz offenbar auch eine »Ökonomie des Terrors«, die sich ganz nach den Leitlinien dieser schönen neuen Arbeitswelt ausrichtet. Terrorismus, das war ein aufreibendes Geschäft, wenn man das mal ohne Moralin in den Adern aufdröselt. Man musste rekrutieren und schmieren, musste Hinterbliebene bezahlen und Waffen besorgen, zudem der nervige Druck von Geheimdiensten entdeckt zu werden. Dann der dauernde Schwund, hier wurde mal ein Waffenarsenal ausgehoben, dort mal ein Camp von der Bildfläche bombardiert. Kurz und schlecht, das Geschäft war kostenintensiv, man brauchte Infrastruktur und Organisation, musste überall seinen Fuß in der Türe haben und brauchte ja sogar noch einen ideologischen Verwaltungsapparat, der Stellungnahmen schrieb, die man dann weitergeben konnte. Alles musste irgendwie verrichtet werden, brauchte Verantwortlichkeit.
Das war mal. Wir leben schließlich im neoliberalen 2016. Jetzt geht es effizient, nun optimieren sogar solche ihren Laden, die vorgeben, mit dieser Weltordnung gar nichts zu tun haben zu wollen. Die gegen diese Masters of the Universe in den geheiligten Krieg ziehen und den gleich durch Terror austauschen. Die brauchen gar keine Terroristen mehr, keine Pläne. Sie brauchen nur ein Fax, Zugang zu einem Nachrichtenportal und einen, der Bekenntnisse tippt. Man richtet sich ein subversives Büro ein und wartet, irgendeiner wird schon die Axt in die Hand nehmen und in eine Regionalbahn steigen. Oder sich eine Pistole aus dem Schrank seines Alten holen und seinen Zorn hinausplärren. Warum um Allahs Willen also sich so einen teuren Betrieb, so einen Wasserkopf leisten, um den Teufeln des Westens einzuheizen? Warten bis einer Amok läuft und dann zuschlagen mit einem Bekenntnis: Ja, der Islamische Staat hat wieder zugeschlagen, ihr seid nicht sicher, ihr Teufel. Es wird euch schlecht ergehen. Blablabla. So macht man heute effizienten Terror!
Das erleichtert den Zelotismus. Simplify your Hate. Fanatismus muss heute nicht mehr teuer sein, nicht mehr beschwerlich vorfinanziert werden. Abwarten und ein Bekenntnis raushauen. Wie die große Ökonomie einen Terror entfacht hat, so hat der Terror eine neue Ökonomie entfesselt. Den Spar-Terrorismus, eine Kombination aus dezentralisierten terroristischen Subunternehmern und dem Abgreifen von Amokläufern und einzelnen Gewaltausbrüchen ohne Bezug zur eigenen Sache, um sie terroristisch auszubeuten und diesen Mehrwert dann zur Angstmache unter die Leute zu streuen. Der Austeritätsterrorismus ist das brutale Modell des Zeitgeistes. Denn die Welt produziert doch Gewalt genug, man muss sie nur richtig verwerten, dann kann man sechzig Prozent Terroristenbelegschaft abbauen. Bekennerschreiber sind die großen Gewinner. Schreibtischtäter bekommen ihren Jahresvertrag verlängert. Fanatiker mit weißem Kragen. Da draußen ticken genug aus, die sich die Hände blutig machen. Diese Ressource muss man nutzen. Das haben die Terrorfürsten da draußen kapiert.
IS, das heißt »imaginierte Stellungnahme« - und das reicht schon, um den Ungläubigen Furcht einzuflössen. Diese Ökonomie des Terrors ist wie diese Portale, die durch Medialisierung entstanden sind und in denen man Lebensmittel, die bei einem so ungenutzt herumstanden und dem Verfallsdatum näherrückten, an Interessenten verteilt werden können. Foodsharing hieß der Spaß. Das Zeug war ja da, schade drum, es brachliegen zu lassen. Die Leute des IS haben sich das auch gedacht. Warum also verfallen lassen oder sich Mühe machen, wenn man die Gewalt der anderen sharen kann? Violencesharing. Klingt wie Violine. Wir ein Himmel voller Geigen. Ein Himmel voller Geigen für Arschgeigen. Sie geigen den Takt der Angst mit der Gewalt Unbeteiligter.
Viviane Forrester nannte diese Entwicklung einst einen »Terror der Ökonomie«. Damit meine sie Sozialabbau, Untergrabung von Arbeitnehmerrechten, ja diese ganze effektive Sparzwangwirtschaft. Das hat sich nun gleich noch verkehrt, denn es gibt nun ganz offenbar auch eine »Ökonomie des Terrors«, die sich ganz nach den Leitlinien dieser schönen neuen Arbeitswelt ausrichtet. Terrorismus, das war ein aufreibendes Geschäft, wenn man das mal ohne Moralin in den Adern aufdröselt. Man musste rekrutieren und schmieren, musste Hinterbliebene bezahlen und Waffen besorgen, zudem der nervige Druck von Geheimdiensten entdeckt zu werden. Dann der dauernde Schwund, hier wurde mal ein Waffenarsenal ausgehoben, dort mal ein Camp von der Bildfläche bombardiert. Kurz und schlecht, das Geschäft war kostenintensiv, man brauchte Infrastruktur und Organisation, musste überall seinen Fuß in der Türe haben und brauchte ja sogar noch einen ideologischen Verwaltungsapparat, der Stellungnahmen schrieb, die man dann weitergeben konnte. Alles musste irgendwie verrichtet werden, brauchte Verantwortlichkeit.
Das war mal. Wir leben schließlich im neoliberalen 2016. Jetzt geht es effizient, nun optimieren sogar solche ihren Laden, die vorgeben, mit dieser Weltordnung gar nichts zu tun haben zu wollen. Die gegen diese Masters of the Universe in den geheiligten Krieg ziehen und den gleich durch Terror austauschen. Die brauchen gar keine Terroristen mehr, keine Pläne. Sie brauchen nur ein Fax, Zugang zu einem Nachrichtenportal und einen, der Bekenntnisse tippt. Man richtet sich ein subversives Büro ein und wartet, irgendeiner wird schon die Axt in die Hand nehmen und in eine Regionalbahn steigen. Oder sich eine Pistole aus dem Schrank seines Alten holen und seinen Zorn hinausplärren. Warum um Allahs Willen also sich so einen teuren Betrieb, so einen Wasserkopf leisten, um den Teufeln des Westens einzuheizen? Warten bis einer Amok läuft und dann zuschlagen mit einem Bekenntnis: Ja, der Islamische Staat hat wieder zugeschlagen, ihr seid nicht sicher, ihr Teufel. Es wird euch schlecht ergehen. Blablabla. So macht man heute effizienten Terror!
Das erleichtert den Zelotismus. Simplify your Hate. Fanatismus muss heute nicht mehr teuer sein, nicht mehr beschwerlich vorfinanziert werden. Abwarten und ein Bekenntnis raushauen. Wie die große Ökonomie einen Terror entfacht hat, so hat der Terror eine neue Ökonomie entfesselt. Den Spar-Terrorismus, eine Kombination aus dezentralisierten terroristischen Subunternehmern und dem Abgreifen von Amokläufern und einzelnen Gewaltausbrüchen ohne Bezug zur eigenen Sache, um sie terroristisch auszubeuten und diesen Mehrwert dann zur Angstmache unter die Leute zu streuen. Der Austeritätsterrorismus ist das brutale Modell des Zeitgeistes. Denn die Welt produziert doch Gewalt genug, man muss sie nur richtig verwerten, dann kann man sechzig Prozent Terroristenbelegschaft abbauen. Bekennerschreiber sind die großen Gewinner. Schreibtischtäter bekommen ihren Jahresvertrag verlängert. Fanatiker mit weißem Kragen. Da draußen ticken genug aus, die sich die Hände blutig machen. Diese Ressource muss man nutzen. Das haben die Terrorfürsten da draußen kapiert.
IS, das heißt »imaginierte Stellungnahme« - und das reicht schon, um den Ungläubigen Furcht einzuflössen. Diese Ökonomie des Terrors ist wie diese Portale, die durch Medialisierung entstanden sind und in denen man Lebensmittel, die bei einem so ungenutzt herumstanden und dem Verfallsdatum näherrückten, an Interessenten verteilt werden können. Foodsharing hieß der Spaß. Das Zeug war ja da, schade drum, es brachliegen zu lassen. Die Leute des IS haben sich das auch gedacht. Warum also verfallen lassen oder sich Mühe machen, wenn man die Gewalt der anderen sharen kann? Violencesharing. Klingt wie Violine. Wir ein Himmel voller Geigen. Ein Himmel voller Geigen für Arschgeigen. Sie geigen den Takt der Angst mit der Gewalt Unbeteiligter.
1 Kommentare:
Chapeau Roberto De Lapuente! Wieder mal direkt ins Schwarze getroffen
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