Job befiehl, wir folgen dir!

Freitag, 29. Juli 2016

Kürzlich konnte man lesen, dass die Jungen Alternativen, das Jungvolk des Altersstarrsinn für Deutschland, keine Identitären mehr in den eigenen Reihen haben möchten. Parteibücher für Völkische soll es nicht mehr geben. Deren Ethnopluralismus, diese softe völkische Variante nach dem Credo »In Vielfalt getrennt und jedes Volk für sich«, soll offiziell keinen Platz mehr bei der AfD finden. Bei einer Demo in Wien seien noch »Einzelpersonen« aus der Partei gesichtet worden. Die beiden Bundesvorsitzenden der jungen Altersnativen missbilligen das ausdrücklich. Na also, eigentlich ist es doch wie bei allen Jugendverbänden, die überholen die Mutterpartei immer von links – nun ja, links von der äußersten Rechten -, sind aufgeklärter, idealistischer als die Ollen halt. Was also da nachkommt, hat nichts mehr von Gauleiter und Konsorten. Wenn die Jungmannen erst mal am Ruder sind, dann weicht der Panzerkreuzer vom Kurs ab.

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Das journalistische Schweigen der Angela M.

Donnerstag, 28. Juli 2016

Nach dem Amoklauf in München ist klar: Wir haben ein Terrorproblem. Das lässt sich nicht mehr leugnen. Eigentlich scheinen wir sogar zwei Terrorprobleme zu haben. Eines mit bewaffneten Parias. Und ein unbewaffnetes auf Sendung.

Ganz kurz habe ich das Zweite angeknipst, wollte mal gucken, ob München immer noch lief. Tat es! Vom Amoklauf, den man zu der Zeit noch als Terroranschlag verbuchte, hatte ich bereits aus den Netzwerken erfahren. Ich dachte mir, ein kurzer Blick in die Qualitätsmedien könne nicht schaden, um das Geschehen zu ordnen. Drüben in den Netzwerken tobte die Verwirrung, Gerüchte kochten über, Vermutungen hatten Konjunktur. Mit dem Zweiten sieht man besser. Kaum flimmerte dessen Programm über die Mattscheibe, hielt man mir einen Tweet der Familienministerin unter die Nase. Sie habe hier oder dort davon erfahren und sofort einen Kommentar bei Twitter abgesondert, sagte ein aktionistisches Kerlchen, wohl nicht mehr als der Sidekick des weißhaarigen Wortführers der Sendung. Wo und wie Schwesig vom Attentat erfuhr, hatte bitte genau welchen tieferen Sinn an jenem Abend?

Desaster um das Bedingungslose Grundeinkommen

Mittwoch, 27. Juli 2016

Als die Idee einer Diskussionsrunde zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) entstand, war klar, dass es eine solche Runde wohl in sich haben wird. Dennoch bot sich bei der Aufzeichnung des Podcasts eine Überraschung, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

Insgesamt fünf Gäste hatte ich eingeladen, um über das Pro und Contra des BGE zu diskutieren. Es ging mir – und auch den kritischen Teilnehmern des Podcasts – keineswegs darum, die Befürworter bloßzustellen. Vielmehr war es die Neugierde, die mich antrieb. Ich hatte einige Wochen recherchiert und jede Menge Artikel und Videos zum BGE gefunden. Dabei stellte sich heraus, dass es – wenn man etwas tiefer gräbt – eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle gibt, die sich teils kaum, teils erheblich voneinander unterscheiden. Die beiden Ansätze der Finanzierung des BGE über die Einkommenssteuer oder die Mehrwertsteuer (Konsumsteuer) bilden gewissermaßen nur die Spitze dessen, was sich Befürworter des BGE haben einfallen lassen.


... wenn man trotzdem lacht

»Der Comedian macht es wegen dem Geld. Der Kabarettist macht es wegen des Geldes.«

Tut Buße ohne Bußgelder

Dienstag, 26. Juli 2016

Eine marktkonforme Demokratie, ja genau das war es, was die Bundeskanzlerin einst anstrebte. Marktkonformes Abstimmen, marktkonforme Entscheidungsfindungsprozesse, marktkonforme Reformen, marktkonforme Verteilung. Also alles immer genau so, dass es dem fröhlichen Wirtschaften, ein netter Euphemismus für »Geld scheffeln« - was wiederum nur in vulgo nichts anderes wie »Profite maximieren« bedeutet -, dass es also diesem emsigen Anhäufen nicht im Wege steht. Nur ist es mit einer marktkonformen Demokratie offenbar gar nicht getan. Was hilft es denn, wenn die Wähler nichts mehr zu wählen haben, was Profite gefährden könnte, wenn sie also immer nur im Rahmen dessen votieren können, was noch was abwirft, wenn gleichzeitig die Strafverfolgung keinen Respekt vor der Marktkonformität hat? Doch keine Panik, Entwarnung wird gegeben, das Kabinett der Bundeskanzlerin hat begriffen, wo es leckt und handelt. Oder unterlässt Handeln.

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Verdammte Axt!

Montag, 25. Juli 2016

Nach dem »ersten islamistischen Anschlag auf deutschen Boden« ist man nun der Ansicht, dass sich alles geändert hätte. So liest und hört man das nun: Es habe sich alles geändert! Vor fünfzehn Jahren war ein »Nichts ist mehr so, wie es mal war« der analytische Höhepunkt nach den Anschlägen auf das World Trade Center. Seinerzeit brauchte es entführte Flugzeuge als Waffen, die ganze Hochhäuser zum Einsturz brachten, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Heute reicht eine Axt in der Hand eines traumatisierten Mannes aus, um zu so einem Schluss zu geraten. Wie bescheiden wir geworden sind bei der Auswahl der Mittel, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzen sollen. Und trotzdem stimmt es, alles hat sich verändert. Der kritische Bürger ist so verängstigt, dass er sich Fragen zur Arbeit der exekutiven Staatsgewalt verbittet. Verdammte Axt, möchte man da schreien. Nicht die, die der Junge in der Hand hielt, die andere ist gemeint, die metaphorische, die man sprachlich anwendet, wenn man bildlich machen will, was mit so einem Gerät alles angerichtet werden kann, wenn man es zweckentfremdet. Verdammte Axt also, was hier schief läuft, dass ändert tatsächlich alles.

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So sin' die, Cindy?

Freitag, 22. Juli 2016

Mit ergebenen Respekt hat man am Monatsanfang Frau Bessin aus ihrer Rolle als Marzahnerin verabschiedet. Ein bisschen Anerkennung für ihre Kunst schwang da auch mit. Als ob mit Cindys Abgang ein substanzieller Verlust an künstlerischer Potenz einhergehe. Wer war denn diese Cindy aus Marzahn überhaupt? Ilka Bessin war arbeitslos und strampelte sich mit dieser Figur aus dem Sozialhilfebezug frei, schon klar. Die Geschichte ist mittlerweile zum Tellerwäschermärchen der Republik emporgestiegen. Rosa Trainingsanzug, zu viel Rouge, unförmig und zugleich grobschlächtig - das sind die optischen und akustischen Parameter. Olfaktorische sind nicht übermittelt. Aber sonst so? Was hat diese Frau und ihre Stilfigur so beliebt werden lassen? Es war nichts weniger als der Klassismus, der eine an Einfluss und Partizipation einbüßende Mittelschicht dazu verleitete, sich für einen Augenblick abseits des Alltages als snobistische Elite gegen die Wehrlosen zu gerieren.

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Film ohne Klasse

Donnerstag, 21. Juli 2016

Zola schickte seine Romanfiguren noch in den Streik. Da war Kunst Abbild und zugleich Ratgeber der Realität. Heute scheint sie solche Motivation zu verschmähen. Der Klassenkampf ruht, wir scheinen uns damit abgefunden zu haben.
klassenkampf

Letzte Woche haben wir uns »Zwei Tage, eine Nacht« in den DVD-Player gesteckt. Von dem Film der Dardenne-Brüder hatte ich schon gehört. Eine Anklage gegen die Härten des Neoliberalismus sei er. Cotillard soll darin grandios eine um ihren Arbeitsplatz bangende Arbeiterin spielen. Das trifft zu, in ihrer Rolle als Sandra trug sie den ganzen Streifen. Die Belegschaft der Firma, in der sie arbeitet, wird eines freitags vom Geschäftsführer vor die Wahl gestellt: Entweder die jährliche Prämie oder Sandra darf als Kollegin im Betrieb bleiben. Beides zugleich sei nicht finanzierbar. Die Kollegen stimmten ab, die Mehrzahl votierte für das Geld. Sandra war am Abstimmungstag nicht in der Firma, der Vorarbeiter agitierte gegen sie und so gelingt es ihr, eine neue Abstimmung für den Montag anzuberaumen. Nun hat sie ein Wochenende Zeit um eine Mehrheit zu erreichen, um ihre Kollegen umzustimmen.

Wo Hitler recht hatte

Mittwoch, 20. Juli 2016

»... denn die Guten sind gefallen.« Das sagte Hitler. Und Hitler hatte recht. Stimmt doch, so viele Gute sind gefallen. Gute Mediziner. Gute Schlosser. Gute Lohnbuchhalter. Wahrscheinlich sogar Gute im ethischen Sinne. Gute Zuhörer. Gute Liebhaber. Gute Nachbarn. Wie könnte man dem widersprechen? Haben diese guten Leute später nicht gefehlt? Genau aus diesem Grund musste Deutschland ja Arbeitskräfte ins Land holen. Hände, die anpackten, die sich beschmutzten, um ein Wirtschaftswunder zu bewältigen. Es blieben echt zu viele draußen. Hitler hatte das ganz richtig erkannt. All die guten Leute. Fanden Mütter, Ehefrauen und Kinder auch. Sie weinten ihren Guten, die gefallen waren, viele bittere Tränen nach. Es waren ja sicherlich viele gute Söhne, Ehemänner und Väter unter denen, die nicht mehr zurückkamen. Der Führer hatte einfach recht, wenn er sagte, dass die Guten gefallen seien.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 19. Juli 2016

»Ist dem Menschen etwas nicht recht, so kann er sich sehr scharfsinnig dagegen wehren und sehr kritisch erscheinen; paßt ihm aber etwas in seinen Kram, so kann er sich dagegen sehr leichtgläubig zeigen.«

Auf leisen Sohlen

Montag, 18. Juli 2016

Die neue britische Premierministerin Theresa May steht auf Pumps, Slipper und Lackstiefel. Dieses Faible kennen die Briten schon lange, ihr Boulevard berichtet darüber bereits jahrelang. Großbritannien hat den größten Klatschpressesektor der Welt. Das zahlt sich hier aus. Jetzt erst erfährt der Rest Europas von Miss Mays Freude am schlanken Fuß. Vom britischen Faible für den schlanken Staat waren wir schon länger informiert. Im Thatcherism ging es los, mutierte zu New Labour und kam dann zu uns: Als Agenda 2010. Privatisierung, Deregulierung, Sozialabbau. Wir haben von den Briten gelernt, haben das angelsächsische Modell der rheinländischen Variante vorgezogen. Wir sollten nochmals ganz genau hinschauen, denn die importierte Postdemokratie höhlt aus. Und irgendwann wachen wir auf und quatschen über die Schuhe einer Politikerin, wo wir uns lieber mal im Klaren darüber werden sollten, uns die Auswirkungen des Neoliberalismus nicht weiter in unsere Schuhe schieben zu lassen.

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Love and Peace and Heuchelei

Sonntag, 17. Juli 2016

Applaus für Flüchtlinge am Bahnhof, »Ich bin für Flüchtlinge!« als Statement in den sozialen Netzwerken und fast alle wollen einen Nationalspieler als den netten Jungen von nebenan.

Woher kommt diese Kuschel- oder Harmoniesucht? Und ist dieses Phänomen eine angemessene Reaktion auf die Engstirnigkeit von Gauleitern und montäglichen Spaziergängern? Verschleiert man damit nicht mehr als man aufdeckt? Unter Umständen ist es ja auch nur die andere Seite der Medaille, das nette Gesicht eines rassistischen Grundtenors. Und zugleich ist es ganz sicher Ausdruck individualistischer Imagekampagnen, die mit »Je suis [hier können Sie eintragen, was sie für den Augenblick zu einen guten und vorbildlichen Menschen macht]« ethische Tünche auftragen.

Wir sind indes auch was. Nous sommes Podcast. Im JackPod wollen wir künftig regelmäßig unseren Senf auf jede Wurst klecksen, die man uns vorhält. Und mit etwas Glück streifen wir sogar mal was Richtiges, Schönes und Wahres. Das soll vorkommen. Sogar bei uns. JackPod, der Jackpot für alle, die sich auch über kleine Gewinne freuen.

Irgendwas mit Kartoffeln

Freitag, 15. Juli 2016

Gelegentlich muss man was gestehen. Die Leute lieben Geständnisse. Also gestehe ich. Nämlich, dass ich äußerst gerne und überdies regelmäßig Harald Martensteins Kolumne im »Zeit Magazin« lese. Ja genau, der Martenstein; der Frauenfeind und Rassist und was man ihm nicht sonst noch so andichtet hat im Laufe vieler Jahre. Selbstverständlich ist mir klar, dass er mit vielen Leuten und Gruppen aneckt. Mit Feministinnen und Genderagenten zum Beispiel. Manchmal auch mit Linken. Dabei ist er oft auch selber schuld. Er sucht ja die Offensive. Wer seine Ruhe haben will, sollte die Zettel mit seinen Texten in die Schublade stecken und nicht einer Redaktion schicken. Er möchte streitbar sein. Und das schätze ich, zumal er sich nie wirklich im Ton vergreift, er ist bekanntlich stolz auf seine humanistische Bildung. Und noch aus einem ganz anderen Grund schätze ich den Alt-Kommunisten und jetzigen Alt-Kolumnisten: Viele seiner Kolumnen sind echt grandios, sprachliches Gold, inhaltlich aussagekräftig und trotzdem oder deswegen genialisch und spontan. Manche hingegen sind dann wieder unterirdisch. Dann hört er sich gerne schreiben und quasselt nett verpackt völligen Quark über Sujets, die dasselbe sind.

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Ökonome Schreibtischtäter

Donnerstag, 14. Juli 2016

Ökonomen sollten das Leben da draußen kennen. Wer Thesen aufstellt und das wirkliche Dasein von denen da draußen beeinflusst, braucht Kenntnisse. Nicht nur statistische Mittel. Über unpraktische Schreibtischtäter.

Die Rente, die geht den Konservativen einfach nicht aus dem Schädel. Also nicht die Rente an sich, sondern das Hinausschieben selbiger. Für alle Arbeitnehmer. Da dachten die größten Optimisten, dass sich nach der Finanzkrise der Neoliberalismus erledigt hätte, immerhin begann der damalige FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher sogar zu glauben, dass die Linke doch recht habe. Es taute im Lager konservativ-journalistischer Hiobsbotschafter. Paradigmenwechsel? Jetzt durchschauen selbst die Frankfurter Allgemeinen die neoliberale Trickserei, hoffte man. Optimismus kam auf. Überall kritisierte man Privatisierung, Deregulierung und schlanken Staat. Das war der Chic jener Tage. All die ursprünglichen Apologeten sahen nun ein, dass dieses System versagt habe. Mensch, selbst der Prof aus dem Institut für Wirtschaftsforschung hatte doch schon immer gewarnt.

Handeln und schuldig werden

Mittwoch, 13. Juli 2016

Ständig wieder, wenn ich mit bestimmten Leuten auf Willy Brandt zu sprechen komme, kräuseln sie deren Nasenflügel und sie werfen mir vor, ich wäre ein Romantiker. Hat der Mann in seiner Amtszeit nicht den Radikalenerlass angesegnet? Berufsverbote unter einen Sozi, fast so, wie bei den Nazis. Das ist ein alter Vorwurf von ganz ganz links. Es sind in der Regel dieselben Kollegen, die sich aber schrecklich darüber ärgern, dass einer wie der Höcke »unsere Kinder« unterrichten durfte. Als man ihm dieses Privileg entzog, jubelierten sie. Radikale haben in Schulen nichts verloren. Und diese Einschätzung ist richtig. Wer Schießbefehle verlangt und Flüchtlinge entmenschlicht, der sollte genausowenig einen solchen Dienst an der Allgemeinheit tun, wie Leute, die einst jubelten, als da Überlegungen reiften, wonach »der Typ in der Uniform [...] ein Schwein« sei, auf den »natürlich [...] geschossen werden« könne.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 12. Juli 2016

»Wenn alle Stricke reißen, dann kann man sich nicht mal mehr aufhängen.«

Vom Storch gebissen

Montag, 11. Juli 2016

Gleich am Morgen, da der Brexit den Untergang des Abendlandes einläutete und uns die Berichterstatter nahelegten, lieber gleich für einen finalen und somit erlösenden Asteroideneinschlag zu beten, holte man die Gesichter deutscher Pro-Brexit-Stimmen an die Mikrofone. Auch die »heute-Nachrichten« kündigten Reaktionen deutscher Brexit-Befürworter per Einspieler an und plötzlich stierte einen Frau von Storch an, die irgendwas von erfreulichen Entwicklungen palaverte. In diesem Augeblick war klar, dass der Brexit den Untergang des Abendlandes, wie wir es kennen, verursacht hatte. Nicht wegen seiner selbst willen, nicht weil er von den Briten beschlossen wurde, nein, weil er dazu führte, die mediale Präsenz der Storch in eine mediale Existenz zu überführen. Der Brexit ist nicht nur der Ausgang Britanniens aus der EU, sondern vor allem der Ausgang der Qualitätsmedien aus ihrer eigenen Restqualität.

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Ach, die rubbeln sich nur einen!

Freitag, 8. Juli 2016

Frohen Ramadan wünschte sie alle Moslems. Dazu eine Sure, irgendwas vom Allerbarmer. Die Frau ist Linke, in einem Ortsverband organisiert. Für sie mögen diese Glückwünsche ein Zeichen sein. Gegen den Fremdenhass und die AfD und so. Also postete sie das bei Facebook. An mehreren Tagen, wie ich nachher entdeckte. Stets ein warmer Wunsch und eine Sure. Das kann man machen, aber irgendwas störte mich dabei. Was, wusste ich noch nicht so genau. Genauso wie bei diesem Artikel neulich in einem alternativen Blatt. Da lobte man ein afrikanisches Straßenfest. Die Schwarzen tanzten und boten Gerichte feil. Die Besucher kosteten die Folklore aus. Alles habe bestens geklappt. Und man hätte nun auch gesehen, wie reibungslos das Zusammenleben funktionieren könne, wenn nur alle es wollten. Überhaupt erwiesen sich die Afrikaner als ausgesprochen liebenswerte Menschen. Übrigens die Syrer von gegenüber seien auch nett. Auch bei dem Geschwafel fühlte ich mich unwohl, als ob jetzt jeder von einem Menschen mit linker politischen Vorstellung erwartete, dass er auf Tuchfühlung zu gehen habe. Will ich aber nicht müssen. Ja, muss ich auch nicht müssen. Überhaupt, dieses Anbiedern hat für mich auch nichts mit Respekt zu tun. Es ist alles nur mehr oder weniger fürs Ego.

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Aus, aus, aus - das Spiel ist aus!

Donnerstag, 7. Juli 2016

Durchhalten. Noch drei Tage, dann ist der Zirkus so oder so vorbei. Das, was man mal ein internationales Turnier nannte und was heute nur noch ein Event von ahnungslosen Schreihälsen mit zu viel nationalem Testosteron ist.

Kurz vor der EM war ich erstmal bei Penny. Der aus dem Off dudelnde Haussender war schon in Stimmung, holte Experten ans Mikrofon. Keine Fußballer. Einen Caterer! Der stand den Kunden fachlich zur Seite. Zu einem Fußballspiel, sagte er, brauche man Bratwürste und Kartoffelsalat, den man übrigens hübsch mit Petersilie garnieren sollte. Aha. Ein Mordsratschlag, für dessen Ausführung man schon vom Fach sein muss. Und natürlich gab es auch Bier im Sortiment, extra für das Turnier. Zwei Tage später brachte ein bekanntes Magazin auf seiner Internetpräsenz einen EM-Hack, »So kühlen Sie Ihr Bier in zwei Minuten«. Das ist es, so schoss es mir wieder mal in den Sinn, was Fußball heute ist. Ein Event, das mit dem eigentlichen Sport rein gar nichts mehr zu tun hat. Wie wir in der Postdemokratie die Demokratie überwunden haben, so haben wir im Postfußball alles hinter uns gelassen, was substanziell je mit dieser Sportart zu tun hatte.

Erst wenn wieder Linke Gauck beschimpfen

Mittwoch, 6. Juli 2016

Natürlich habe ich Joachim Gauck gegönnt, dass er bei einem seiner Auftritte beschimpft wurde. Aber doch nicht von diesen Leuten! Er war und ist auch nicht mein Präsident. Nie gewesen. Als Linker konnte ich nie nicht anders, als diesen Mann und seine neoliberalen Predigten ablehnen. Der treue Leser weiß, dass ich diesen Bundespräsidenten seit Beginn seiner Amtszeit verabscheute. Er war, ganz so wie Albrecht Müller damals seine kleine Streitschrift nannte, »der falsche Präsident«. Jedenfalls für diese Zeit. Dass er nun aber von diesen Bürgern dieser frivolen Rechtsruck-Kultur beschimpft wird, das zeigt leider auf, wie es mit der Deutungshoheit im Lande bestellt ist. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, damit es wieder linke Kehlen sind, die diesen Mann mit Buh-Rufen zum Pfeffer wünschen. Erst wenn wieder Linke den Bundespräsidenten beschimpfen, hat dieses Land noch eine Chance auf eine Zukunft im sozialen Ausgleich.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 5. Juli 2016

»Angst vor der Angst zu haben, Angst vor der Verzweiflung zu haben bedeutet, den Erpressungen, die wir nur zu gut kennen, den Weg zu ebnen.«
- Viviane Forrester, »Der Terror der Ökonomie« -

Der Lohn der Abgehängten

Montag, 4. Juli 2016

Der Mindestlohn heißt in Deutschland Mindestlohn, weil er mindestens zwei bis drei Euro von der Summe entfernt ist, von der man ansatzweise ein würdiges Leben bestreiten könnte. Er ist also folglich mindenstens um zwei bis drei Euro zu niedrig angesetzt. Gut, zwei bis drei Euro abzüglich vierunddreißig Cent. Die kommen ab Beginn des nächsten Jahres drauf auf dieses unzureichend ausgeführte sozialpolitische Projekt. Langsam kommen wir der Menschenwürde also schon näher.

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Auf der Überholspur

Freitag, 1. Juli 2016

Es geht aufwärts mit mir. Mein Name ist kein Hemmnis, kein Hindernis mehr. Ich könnte mit ihm sogar Teil der AfD werden, ohne dass sich jemand der Herkunft meines Nachnamens widmen würde. Das war aber vor etlichen Jahren noch anders. Mein Vater hätte mit demselben Namen niemals einen Aufnahmeantrag für die NPD geschickt bekommen. Natürlich nicht. Selbst der deutsche Durchschnittsbürger, der unverdächtig etwaiger solcher Mitgliedschaften war, hatte immer auch ein Interesse daran, sich darüber zu erkundigen, ob denn mein alter Herr nach Renteneintritt wieder zurück ginge nach Spanien. Fast vierzig Jahre in diesem Lande und die Leute hatten sich noch immer nicht an sein Dasein gewöhnt. Jetzt ist das anders, ich als zweite Generation bin nun akzeptiert, aufgenommen im Volkskörper. Werde nicht gleich aussortiert auf dem Stapel mit den Bewerbungsunterlagen in Personalbüros. Dafür danke ich. Nicht diesem weltoffenen Volk hier, nein, ich danke Kashib, Szymon und Metodi. Ihr Lieben, ihr seid die Streben der Leiter meines Aufstiegs.

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