Die Eier der Journalisten

Montag, 9. März 2015

Die »Frankfurter Allgemeine« hat ausprobiert, ob der Frankfurter Flughafen sicher ist. Siehe da, er ist es nicht besonders. Eine Warnweste reiche schon, um ohne Kontrollen auf das Flugvorfeld zu gelangen. Da ist man als Zeitung natürlich stolz. Weil irgendwie investigativ. Aber man arbeitet so auch rege mit am gesamtgesellschaftlichen Überwachungskonzept.

Law-and-Order-Leute aus der Politik waren ja immer für die lückenlose Überwachung, für mehr Kontrollen und Security. Zeitungen, so will es jedenfalls der Idealfall, sollten auch diesen politischen Typus, der maßlose Beaufsichtigung für lobenswert erachtet, publizistisch hinterfragen. Die »Frankfurter Allgemeine« unterstützte diese Leute jetzt allerdings mal wieder. Sie will beweisen, dass Sicherheitsstandards immer noch zu locker gehandhabt werden und weitere Verschärfungen rechtfertigen. Fakten liefern und sie generalisieren. Fakten hinterfragen und sie entschärfen: Fehlanzeige. Man spielt denen in die Hände, die es rigider wollen, die dafür sind, es polizeistaatlicher und repressiver zu gestalten. Denen, die die allgemeine Angst als Maßstab für deren Gesellschaftskonzept missbrauchen und Ordnung mit Furcht und Schrecken gleichsetzen.

Sie nennt ihren Beweis ein »offenes Tor für Terroristen« und strickt damit weiter an der Absicht, die ganze Gesellschaft terrorfest zu machen. Auf Kosten der Freiheit natürlich. Polizeiverstaatlichung als publizistische Marschroute. Futter für die Hardliner, die die Gesellschaft zu einem Ort machen wollen, in der es in ganz engen Bahnen der Sicherheit vorangeht und die letztlich trotzdem nicht sicher sein wird. Denn Terroristen finden immer einen Weg. Wer aber keinen Weg mehr findet, dass sind die Bürger, die keine bösen Absichten haben, aber von abgerichteten Kontrolletis begutachtet, gefilzt, ausgefragt, beobachtet, observiert und durchleuchtet werden. Sie sind die Opfer einer Politik, die dann sagt, lest mal in der »Frankfurter Allgemeinen« wie man nur mit Warnweste über den Jäckchen bekleidet, einen Terrorakt begehen kann.

Der investigative Ansatz mag ja gut gemeint gewesen sein. Aber er ist letztlich auch nur ein Ansatz, um den Überwachungsstaat mit all seinen zu überwachenden Nischen zu rechtfertigen. An sich erinnert das alles an das Narrativ von den Atommeilern, die von Flugzeugentführern angesteuert werden könnten. Wer hatte die Idee zuerst? Ein Terrorist, der es seinem Friseur erzählte und der wiederum ging damit hausieren? Oder ein Journalist? Was war zuerst da? Ei oder Huhn? Oder gackern die Terroristen nur die gelegten Eier der Journalisten nach? Haben Journalisten, die Furcht schüren, überhaupt Eier? Aber das ist eine völlig andere Frage ...

4 Kommentare:

Michael 9. März 2015 um 09:14  

Schöner Text.
Ich verstehe eh nur begrenzt, wieso man Flughäfen/Flugzeuge so abriegelt. Wenn jemand unbedingt einen Anschlag machen will, schafft er es bestimmt auch da. Und sonst bleiben ja noch Züge, öffentliche Plätze etc...
Und die kann man logischerweise nie so absichern wie Flughäfen.

Anonym 9. März 2015 um 09:43  

Man kann es auch anders sehen: Solch Berichte von (überall üblichen) Nachlässigkeiten, Dummheiten, falschen Vorgaben, ungeeigneten Leuten, etc. kann und sollte auch zeigen, dass diese ganze Hysterie totaler Quatsch ist. Weil diese Vorgaben nicht funktionieren, nur schikanieren. Alle Beteiligten - wenn sie nicht vollkommen depppert sind - wissen um die Nutzlosigkeit. Und die Gazetten zeigen mit solch "Sensations"berichten: der König ist nackt.
Jedenfalls les' ich solche Berichte so.

Anonym 9. März 2015 um 12:55  

Sehr schön! Bzw. schlimm. Schön fand ich es, diese "Selbstversuche" aus einer anderen Sicht zu sehen, die ich überzeugend fand.
Die meisten Eier haben ja übrigens immer noch die Journalistinnen, aber an die haben Sie ja leider, so wie viele Ihrer Kollegen (Maskulinum beabsichtigt), nicht gedacht. This is a man's world.

Anonym 9. März 2015 um 16:30  

Nunja, eine andere Interpretation: Ersteinmal sollte man existierende, grundlegende Sicherheitspraktiken umsetzen, bevor man über den Inhalt von kleinen Wasserflaschen diskutiert oder Fluggastdaten ewig speichert und verteilt.

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