»Sofort nach der Vereidigung nahm Reagan den radikalen Umbau der amerikanischen Wirtschaft in Angriff. Der Kemp-Roth-Act sah die drastische Senkung von Einkommens- und Unternehmenssteuern in drei Stufen vor – der Spitzensteuersatz sollte dabei von 70 auf 50 Prozent sinken. Gleichzeitig sollten die Rüstungsausgaben massiv erhöht und die übrigen Staatsausgaben gesenkt werden. Das betraf alle Sozialprogramme, doch die meisten Ausgaben waren im Pensionssystem (Social Security) und in der Krankenversicherung für Rentner (Medicare) fest gebunden. Diese Programme nützten dem breiten Mittelstand und waren viel zu populär, als dass Reagan sie hätte antasten können. Die Kürzungen betrafen daher besonders solche Sozialprogramme, die von den ärmsten Schichten genutzt wurden wie Essensmarken, Wohnbeihilfen, kostenlose Schulspeisungen oder Umschulungen. Frauen, die Sozialhilfe bezogen, wurden von Reagans Leuten als »Welfare Queens« verunglimpft, die sich auf Kosten der Steuerzahler ein schönes Leben machten. Obwohl die Mehrheit der Sozialhilfeempfänger weiße Familien vom Land waren, sprach Reagan immer wieder von den »Schwarzen in den Städten«.
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Die drastischen Kürzungen sozialer Leistungen jedoch verschlimmerten die Auswirkungen auf die Bevölkerung: Arbeitslose konnte ihre Familie kaum noch ernähren, die Obdachlosigkeit nahm stark zu, Familien verloren ihre Wohnungen und mussten in Notunterkünften Zuflucht suchen. Eine Million Amerikaner etwa lebten 1986 auf der Straße, ein Fünftel von ihnen war trotz eines Arbeitsplatzes obdachlos.«