Deutsche sind Arschlöcher!

Mittwoch, 4. März 2015

und Griechen faul und Moslems gewaltbereit und Amerikaner dumm ...

Sie leben auf Kosten Europas. Exportieren Arbeitslosigkeit. Ihre Lohnzurückhaltung ist ein kontinentaler Jobkiller. Sie tragen Hartz IV nach Europa. Und den Sparkurs. Außerdem sind sie hässlich, frech und dünkelhaft. Tragen Sandalen über weiße Socken und kurze Hosen über der Feinrippunterhose. Wo ist das große Schild mit einem »No!« drauf und dem Aufruf »Wir sagen Nein zu den Deutschen und ihrer Lebensweise«?

Die Griechen sind gierig und verschleudern Milliarden. Und deshalb darf die Hetze wohl sein. Aber was Europa so von den Deutschen hält, das ist ein großes Tabu in diesem Land. Unter welchen Vorurteilen leidet das deutsche Ansehen? Einige wurden oben genannt. Viele davon sind aber eher Vorurteile von Kennern. Der normale Europäer sieht die Deutschen nicht als Wirtschaftshegemon, sondern als ein Volk von Menschen, die auftreten wie Kolonialherren. Bei Meetings in internationalen Konzernen ebenso, wie irgendwo am Strand im Urlaub. Sie sehen arrogante Typen. Winkelzüge und Falschheit. Und glauben, dass so gut wie jeder Deutsche eine innere SS-Uniform im geistigen Schrank hängen hat. Deutsche sind kalt und eingebildet. Deren Frauen schielen nur aufs Geld. Sind Nymphen, die ihre Impertinenz ins Gesicht geschrieben haben. Deutsche sind halt so. Man zuckt mit den Achseln und nimmt es hin. So waren sie doch immer, diese Leute aus dem Zentrum Europas. Arschlöcher eben.

Bei so vielen dummen Vorurteilen kann es einem schlecht werden, oder nicht? Als Deutscher liest man das wahrscheinlich und denkt sich: »Hm, so bin ich aber nicht. Oder nur teilweise. Im Urlaub zum Beispiel versuche ich nicht als Macker aufzutreten, sondern bin respektvoll und interessiere mich für die Kultur des Landes.« Aber es nützt ja nichts, denn Ressentiments sind hartnäckiger als Realitäten. Der Grieche ist einfach besser vorstellbar als fauler Lümmel, als eine Figur, die charmant ist, wenn sie Werbung für griechischen Joghurt macht, aber nicht, wenn es um Angelegenheiten der Europäischen Union geht. Als komplexes Wesen, das weder faul noch gierig ist, das sehr wohl eine Ordnung der Dinge kennt und unter einer Politik leidet, die Milliardäre ihm eingebrockt haben, will man es sich nicht denken. Aufwiegelung braucht Polarisierung. Nicht Komplexität.

Deutsche sind Arschlöcher! Sind sie es? Ich lebe mein ganzes Leben in diesem Land. Ich bin einer. Kein klassischer. Aber ich gehöre zum Personal dieser Republik und habe einen dazugehörigen Ausweis. Arschlöcher also? Ja, natürlich. Wie überall. Aber auch warmherzige Menschen. Manchmal. Hilfsbereit. Nicht selten. Freundlich. Na gut, das kommt nicht ganz so oft vor. Manche sind eben nicht ausländerfeindlich. Eben nicht kolonialistisch. Sie interessieren sich für afrikanische Mitbürger und organisieren internationale Feste. Sie hassen Merkels Europapolitik und wenden sich angewidert ab, wenn die Entourage der Kanzlerin der Großmannssucht frönt.

Aber Mensch, es ist doch so praktisch, wenn man mal pauschal aburteilt. Also, ihr Arschlöcher! Die Griechen sind faul. Die Moslems sind brutal. Amis blöde. Und ihr, ihr seid Arschlöcher. Durch die Bank. Alle. Keiner mag euch, weil ihr alle so mies seid. Wider aller Erfahrungen, die man mit euch noch so gesammelt hat. Völlig egal. Völker abkanzeln und über einen Kamm scheren, gegen sie aufhetzen und eine Stimmung verbreiten, die pogromatisch ist - das ist doch so viel einfacher. Schilder mit »No!« basteln, Selfies knipsen, sie an Zeitungen schicken und zeigen, wie sehr man ablehnt oder gar hasst, das macht doch das Leben erst lebenswert. Alles andere ist diffizil, braucht Verstand, Empathie und wer weiß was. Aber Empathie haben Arschlöcher natürlich nicht. So sind sie eben. Deutschland den Deutschen! Besser sie bleiben dort als in Europa.

10 Kommentare:

ninjaturkey 4. März 2015 um 08:51  

Aber dass die Amerikaner arrogant, bigott und hysterisch sind, kannst Du nicht ernsthaft bestreiten. ;-)

Eike Brünig 4. März 2015 um 09:30  

Schade, ich hatte mich so auf einen lustigen Rant gefreut. Alles muss man selber machen!

Reinard 4. März 2015 um 10:29  

Guter Artikel. Er würde reichen, das Nachdenken anzuwerfen - wenn er denn von den Richtigen gelesen würde. Das ist ja immer das Problem: das ein Medium meist sein meist recht fest umrissenes Publikum hat.

Sie sollten den als Gastbeitrag bei BILD platzieren. Statt Wagner...

Allerdings, um der Wahrheit die Ehre zu geben: generell fühle ich mich unter Griechen wohler als unter Deutschen. Das ist allerdings so.

Anonym 4. März 2015 um 18:47  

@Roberto J. de Lapuente

Ich seh's differenziert, einerseits sind viele Urteile über Deutsche eben (leider) doch keine Vorurteile - so die Gefühlskälte, die man uns Deutschen nachsagt, und dies sogar im normalen Alltag. Ich weiß von was ich schreibe, da ich derzeit in einer ziemlich miesen Lebenssituation stecke und von meiner Verwandtschaft nur eines ernte - nein, nicht Mitleid oder gar Hilfsbereitschaft sondern die typisch dt. Gefühlskälte alà "selber schuld" und "wir wußten ja immer schon, das es mit dir soweit kommt" bzw. das "Steine in den Weg werfen, wenn doch Hilfe angesagt ist" - alles schon erlebt, hier.

Andererseits denke ich liegt es gar daran, dass wir Deutschen quasidiktatorisch von zwei Großparteien regiert werden von denen länger schon residiert als die SED? Ich meine die CDU/CSU, die regiert doch schon seit Kriegsende, mit Unterbrechungen quasi unangefochten, trotz "linker Meinungen" Deutschland.

Ich weiß es nicht, aber es wäre doch mal interessant, wenn du auch hier mal was dazu schreiben würdest, Roberto.

Übrigens, es gab mal eine Zeit wo genau diese Form der "Demokratur" in Deutschland kritisiert wurde, damals beim CDU-Spendenskandal, und der korrupteste Minister der damaligen Zeit, Schäuble, spielt nun Finanzminister und lernt "die Griechen" angeblich das fürchten.

Ich würde die mal über den kriminellen Finanzminister aufklären, die Griechen, den sich Deutschland unter Merkel leistet - 100.000,-- Euro von einem Waffenhändler sind kein Pappenstiel.

Ich weiß, dass war alles noch als man sich über solche Korruption aufgeregt hat - zurecht.

Tja, seit Wickerts Worten "Der Ehrliche ist der Dumme" sind - zumindest die dt. Eliten - so moralisch verkommen, dass man sich fragt: Wo bleibt die Revolution?

Gar nicht amüsierte Grüße
Bernie

Anonym 4. März 2015 um 22:32  

Danke! Da kann man ja mal so richtig schön Klischees raushauen.
Aber ich weiß nicht ob Arschlöcher das richtige Wort ist. Arschlöcher sind irgendwie dennoch ehrlich und direkt als solche zu erkennen. Franzosen sind Arschlöcher. Die zeigen z.B. einfach ganz direkt, wenn sie Rassisten sind. Das war irgendwie praktisch, als ich da ein paar Jahre wohnte, denn die Franzosen haben immer ganz direkt ihre Vorurteile ausgepackt und so wusste ich dann immer schon nach kurzer Zeit Bescheid: „Aaa, ein Arschloch, mit dem muss ich meine Zeit nicht weiter verschwenden.“ Ich kann mich nicht daran erinnern von einem Franzosen jemals so einen Satz gehört zu haben wie: „Ich bin kein Rassist, aber...“ Nee so etwas hört man nur von Deutschen. Die sind genau so rassistisch, wie alle anderen, aber sie verstecken es und so merkt mal leider erst nach einer gewissen Zeit, dass man es mit Rassisten zu tun hat.
Deutsche sind falsch.
Na ja... vielleicht sind sie ja auch falsche Arschlöcher oder zugekniffene Arschlöcher.

Anonym 4. März 2015 um 23:19  

Verallgemeinernd zwar, aber aufgrund historischer Fakten gefragt: Warum haben die deutschen Eliten immer dieses Bedürfnis Europa zu zerstören? Und warum zieht jedesmal ein großer Teil der Bevölkerung mit?

Anonym 5. März 2015 um 12:01  

@ninjaturkey Habe vor kurzem doch glatt mit einem US-Amerikaner gesprochen. (Huch! Gar aus Kalifornien. Auch das noch! Von wegen Hollywood und so. Kennt man ja. (Zumindest die Filme, nicht?) Und der ist weder arrogant noch bigott. Und hysterisch ist der schon gar nicht.

Toxic_Mistaker 6. März 2015 um 12:27  

Ich denke, dass der Verfasser - Roberto - eher darauf anspielt, dass Deutsche, ebenso wie Griechen oder Russen oder Amis Vorurteilen unterworfen sind. Nur wir Deutschen haben aber das Problem, dass einige Vertreter das auch bestätigen. Soll heißen: Es gibt fastfoodfressende und dumme Amis, Griechen in der Hängematte, aber eben auch Deutsche, die sich wie Merkel und Schäuble europäisch wie die Axt im Walde benehmen. Dass uns die Welt so begreift, ist also kein Wunder...

nömix 9. März 2015 um 12:07  

»Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil« stellte Marie v. Ebner-Eschenbach fest, und das stimmt freilich. Dass sämtliche über die Deutschen gefällten Vorurteile uneingeschränkt zutreffen, kann ich insbesondere als Österreicher bestätigen – da wir ja bekanntlich diese Vorurteile traditionellerweise bereits mit der Muttermilch einsaugen, sozusagen ; )

Umdenker 10. März 2015 um 18:35  

Wenn man die Ursachen von Vorurteilen, Klischees, Ressentiment, usw. verstehen will, muss man sich ein wenig mit Neurowissenschaften auseinandersetzen. Um es kurz zu machen (Sendung "Geist & Gehirn" ist da empfehlenswert), es ist quasi ein Mechanismus unseres Gehirns um Abstraktion zu betreiben, weil jede einzelne Person individuell betrachten aktuell unsere Kapazität weit übertseigt. Wir kriegen das für ca. 500 Einzelpersonen hin, aber dann wirds vage.

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