Wenn unten es zusammenknallt ...

Mittwoch, 31. Juli 2013

Eine Gegendarstellung.

Der Studie zum Zusammenhalt ist energisch zu widersprechen. Und die Menschen in Deutschland halten doch zueinander! Dazu braucht es keine Gegenstudie - das zeigt der täglich angesammelte Erfahrungsschatz.

Ein Blick in die Zeitung zeigt, was da alles zusammenhält. Da spricht sich ein Staatsanwalt schon vorher über den medialen Kanal mit einem Steuerhinterzieher über das Strafmaß ab. Minister und Kanzlerin halten eisern zusammen in ihrem Beschluss, den Abhörstaat als etwas bahnbrechend Sinnvolles hinzustellen. Die Eliten aus der Wirtschaft üben sich im Zusammenhalt mit einer Regierung, die die südliche Hemisphäre Europas wie ein Testlabor instruiert. Macht einer den Mund auf, posaunt hinaus, was er weiß, ist man sich unter denjenigen, denen dieses Wissen gefährlich werden kann, völlig einig darüber, dass er weggesperrt gehört. Die Steuern seien zu hoch, die Alimentierungsanreize zu hoch, Arbeitskraft zu teuer. Und jeder Versuch der Reichen, sich aus dem Sozialstaat auszuklinken, findet jemanden mit Mandat, der es kleinhält, deeskaliert und vielleicht sogar ganz vertuscht, wenn er die Mittel dazu hat.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 30. Juli 2013

"Metaphysik ist der Versuch, in einem verdunkelten Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die sich gar nicht darin befindet."

Ein, zwei, viele Worthülsen

Montag, 29. Juli 2013

Zufrieden zeigten sich die offiziellen Kanäle, dass nun auch der Bundespräsident ein kritisches Wort zur NSA-Affäre gesprochen habe. Von ARD bis Springer zierte sein "Es beunruhigt mich sehr"-Sermon die Schlagzeilen. Damit gilt Gauck nun plötzlich als Kritiker der Kontrolletti-Praxis.

Dabei hat der Mann wie immer nur zungenfertiges Wischiwaschi geredet, kam nicht auf den Punkt, sprach zwischen den Zeilen mehr als in ihnen.

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Passt euch endlich an!

Samstag, 27. Juli 2013

Ein Kommentar von Ernesto Elizondo*.

Aber nein, liebe Bildzeitung, niemand will die Deutschen von Mallorca drängeln. Wer sich anpasst und integriert, der ist auch weiterhin auf Mallorca willkommen. Die Mallorquiner sind auch weiterhin gastfreundlich gegenüber denen, die sich benehmen.

Die mallorquinische Leitkultur sieht einfach nicht vor, dass Party ein Dauerzustand sein soll. Wer dort sein will, der sollte sich nicht in eine partyeske Parallelgesellschaft verabschieden, sondern Respekt vor den Gastgebern haben. Integration braucht nicht nur Sangría, sondern die Bereitschaft, die Werte der spanischen Verfassung zu achten. Und in der steht eben nicht, dass das Leben auf spanischen Inseln ein einziges Besäufnis sein soll.

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Entmutigung. Aushöhlung. Entwöhnung.

Freitag, 26. Juli 2013

Schlagworte einer Kanzlerschaft.

Mehrfach hat man die Politik der Kanzlerin als eine im schlechtesten Sinne brüningsche bezeichnet. Vorallem Volkswirtschaftler kritisierten, dass sie wie weiland der Reichskanzler, die Abwärtsspirale per Spardiktum betätige. Sie stellten Brüning dem New Deal gegenüber und machten klar, dass man in der Zeit spart, nicht in der Not.

Sebastian Haffner schrieb in seiner "Geschichte eines Deutschen" einige markante Zeilen zu Brüning. Er sah ihn als Vorbereiter der Diktatur; die "effektvollsten Folterinstrumente" Hitlers habe Brüning eingeführt. Zur Sparpolitik gesellte sich so auch die "Beschränkung der Pressefreiheit und die Knebelung des Parlaments". Und das alles tat er "im tiefsten Grunde zur Verteidigung der Republik". Haffner nannte das Brüningregime eine "Semi-Diktatur im Namen der Demokratie und zur Abwehr der echten Diktatur". Er schreibt: "Wer sich der Mühe unterziehen würde, die Regierungszeit Brünings eingehend zu studieren, würde hier schon alle die Elemente vorgebildet finden, die diese Regierungsweise im Effekt fast unentrinnbar zur Vorschule dessen machen, was sie eigentlich bekämpfen soll: die Entmutigung der eigenen Anhänger; die Aushöhlung der eigenen Position; die Gewöhnung an Unfreiheit; die ideelle Wehrlosigkeit gegen die feindliche Propaganda; die Abgabe der Initiative an den Gegner; und schließlich das Versagen in dem Augenblick, wo alles sich zu einer nackten Machtfrage zuspitzte."

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Keine Vertreibung aus dem Paradies

Donnerstag, 25. Juli 2013

Es ist eine bürgerliche Lebenslüge, dass wir derzeit die Zerlegung demokratischer Strukturen erleben. Sie wird nicht zerlegt, sondern geht nur ihren wahren Bestimmung nach. War sie denn je mehr als eine Vielzahl gesellschaftlicher Kontrollmechanismen zum Schutz einer reichen Minderheit?

Neulich habe ich mit einem Freund telefoniert. Er wollte wissen, wie es mit meinem Kind so läuft. Und so beklagte ich mich über den Teenager und seine Pubertät. Mein Kind wolle viel zu oft seinen Willen durchsetzen, erzählte ich ihm. Mit der Arroganz eines genervten Vaters stellte ich aber fest, dass es meckern kann soviel es will, gemacht wird letztlich, was ich sage. Es darf seine Meinung haben, aber ich gebe den Takt vor. Mein Gesprächspartner hielt fest: "Du hast eben trefflich die Demokratie beschrieben."

#Aufschrei der Dummheit

Mittwoch, 24. Juli 2013

Am Jahrestag des Stauffenberg-Attentats wollte die Alternative für Deutschland bei Facebook ein Zeichen setzen. So zierte kurzzeitig ein Titelbild die Seite, auf dem an den 20. Juli 1944 erinnert wurde. Wahrscheinlich war das nicht nur als Gedenken gemeint, sondern barg eine politische Botschaft. Die AfD litt ja von Anfang an unter dem Vorwurf, ein rechter Verein zu sein. Wenn sie nun Stauffenberg gedenkt, dann lenkt sie vom Verdacht ab und stilisiert sich selbst als Erben dieses Widerstandes. Besonders deutlich schrieb ein Kommentator dann auch, dass "Stauffenberg [...] genau wie die AfD, Deutschland von einer Tyrannei befreien" wollte.

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Stigma in Gelb

Dienstag, 23. Juli 2013

Die Tour de France war noch nicht beendet, da las man schon vom möglichen Doping des voraussichtlichen Siegers. Spiegel Online wunderte sich über die Allmacht Froomes während des gesamten Rennens und zitiert einen Sportwissenschaftler, der mit "Manche sind cleverer als andere" undeutlich deutlich machte, was angeblich alle denken. Focus Online bezieht sich auf denselben Experten, fragte aber wesentlich undiplomatischer: "Designierter Toursieger gedopt?" Stern.de berichtet indes, dass das Team von Froomes Kontrahenten Contador zweifle, ob Froome sauber sei. Auch das Schweizer Medienportal Blick.ch fragt gleich ganz direkt: "Gedopt oder nicht?" Und die Frankfurter Allgemeine bezieht sich auf Le Monde und bringt den Begriff "Froomstrong" ins Spiel.

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Der Egoismus ist zurück?

Montag, 22. Juli 2013

oder Hä? War er denn je weg?

Nicht umsonst stehen Ökonomen, die sich an reiner Theorie aufgeilen, im Verruf, sich in ein Second Life der "Fachlichkeit" zurückgezogen zu haben. Dann beglücken sie die Öffentlichkeit mit realitätsfernen und undurchdachten Elaboraten und nennen es Wissenschaft. So wie neulich der Bernau in seinem FAZ-Blog.

Es sei wohl eine "große Welle" gewesen, die da durch die Ökonomie schwappte, erzählt Bernau. Der Egoismus sei nämlich beerdigt worden, dieses Substrat des Neoliberalismus (er nennt das böse Wort nicht) hatte zeitweilig ausgedient. Dazu unterlegt er seinen Text mit zwei Links, die ins Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen lotsen. Ein wenig Selbstreferenzialität zur Unterlegung seiner These muss schon sein. Und nun strickt sich Bernau einen Phönix aus der Asche, denn -Tatatataaa! - der Egoismus ist zurück, darf wieder Gegenstand der Volkswirtschaftslehre sein. Die "alten Freudenrufe werden relativiert", schreibt Bernau und meint damit die angeblichen Ökonomenstimmen des Abgesangs des Egoismus'.

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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Samstag, 20. Juli 2013

Nach dieser gestrigen Pressekonferenz sollten Blogger und Publizisten, kritische Bürger und Aktivisten,  ohne deshalb gleich Wahlkampf für Steinbrück zu machen, an der Absetzung dieser Regierung arbeiten. Es ist an der Zeit!

Im Vergleich zu dem, was diese Regierung und ihre im Hosenanzug steckende Richtlinienkompetenz in Griechenland und Spanien anrichtete, was sie Hartz IV-Empfängern und Arbeitnehmern antat, nimmt sich die Prism-Affäre relativ bescheiden aus. Aber es wäre nicht neu, dass politische Macht über Kleinigkeiten stolpert, nachdem die großen Schandtaten ungesühnt blieben. Das scheint fast ein Prinzip in der Geschichte der Menschheit zu sein. Warum sollte also nicht diese Pressekonferenz des Nullsprechs das Fanal sein können?

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Im Schwebezustand

Freitag, 19. Juli 2013

Von einem Polizeistaat will ich nicht sprechen. Dafür fehlen einige wesentliche Indikatoren. Aber ein flaues Gefühl habe ich durchaus. Denn wenn dieses Land auch kein Polizeistaat ist, so gibt es nicht wenige in dieser Truppe, die ihrem Handwerk voll brutaler Leidenschaft nachgehen.

Spätestens seit Heiligendamm und Stuttgart war mir klar, dass diese Polizei immer stärker die Rolle einer von der öffentlichen Hand bezahlten Privatarmee für Besitzständler übernimmt. Das konnte seither nicht mehr verleugnet werden. Sie trägt ja von Natur aus einen systemkonformen Charakter - aber dass sie so charakterlos ist, Menschen mit anderen Ansichten wie lästige Mücken zu behandeln, konnte ich da erst wirklich glauben. So naiv war ich bis dorthin! Fernab dieses staatspolitischen Aufgabenfeldes, so meinte ich bislang, sei die Menschenverachtung noch nicht so weit gediegen. Tja, dann kam Westerburg und der Vorfall an diesem Brunnen in Berlin und viele "Einzelfälle" mehr.

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Der Papst und die Linke

Donnerstag, 18. Juli 2013

Dass die Linke traditionell ein schwieriges Verhältnis zur katholischen Kirche und zum Papsttum hat, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Instanzen hilfreiche Mitstreiter im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung sein können. Die linke Ablehnung von Religion braucht Grenzen.

Die letzten drei Päpste haben unter Linken nicht gerade einen guten Eindruck hinterlassen, schließlich wurde der "linke Katholizismus" aus Südamerika von der Kirche verfolgt und mundtot gemacht. Der "linke Katholizismus", eine Befreiungstheologie, machte sich zum Programm, die Bibel von der Lebenserfahrung der Armen her auszulegen. Wer das als Theologe aktiv probierte, dem entzog Rom flugs die Lehrerlaubnis.

Kein Nordkoreaner hat je meine e-Mails gelesen!

Mittwoch, 17. Juli 2013

oder Die Welt darf kein Hinterhof werden.

Nach dem Skandal um NSA und BND häuften sich antiamerikanische Stimmen,, liest man in den Kommentarspalten wieder häufiger. Ich kann dazu nur sagen: Ich bin nicht antiamerikanisch. Denn gegen Amerikaner habe ich nichts. Aber ich gehöre durchaus zu denen, die einen gesunden Antiamerikanismus für notwendig erachten.

Eine Ideologie

Der Amerikanismus ist kein Lebensgefühl, wie das die Kritiker antiamerikanistischer Töne oft darlegen. Er hat mit dem american way of life oder der unverbrüchligen Freunschaft mit diesem Urland der Demokratie und Freiheit kaum zu tun. Wer so gegenargumentiert, der verschleiert.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 16. Juli 2013

"Macht es nicht Mühe, tagaus, tagein das Selbe zu sagen und zu schreiben, sich vorwerfen zu lassen: Ah, schon wieder! - und es dann doch wieder zu tun, nicht aus Armut, sondern aus dem Gefühl heraus, dass gewisse Anschauungen in die deutschen Köpfe gehämmert werden müssen? Es macht müde. Und es kommt wohl bei Allen, die nachdenken, der Punkt, wo sie zögern, zaudern, zweifeln... Sollen wir noch?"

Wer ohne Schuld ist ...

Montag, 15. Juli 2013

Ein kurzer Abriss zur alten, aber immer noch beliebten Partnerschaft zwischen Krankheit und Schuld.

Die Mainzer Universität befragt im Rahmen einer Studie Bürger, wie diese zum Thema "Selbstverschuldet erkrankt - Behandlung aus eigener Tasche bezahlen?" stehen. Dieses Verfahren findet Kritik. Mancher vermutet dahinter den Versuch einer weiteren Verschärfung der Entsolidarisierung im Gesundheitswesen. Mittlerweile scheint selbst der Rückgriff auf mittelalterliche Vorstellungswelten als Mittel zum Zweck recht zu sein.

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Lass uns Terrorismus machen!

Samstag, 13. Juli 2013

Wie erwartet ist Friedrich geläutert und überzeugt aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Ganz besonders überzeugt scheint er indes vom Klischeebild eines Terroristen zu sein.

Dass er eingeknickt ist, darüber kann man jetzt natürlich berichten. Eine Überraschung ist das aber nicht. Dass sich aber ein Innenminister allen Ernstes vor die Presse stellt und erklärt, wie Prism genau funktioniere, indem es nämlich "gezielt nach Begriffen wie Terrorismus" suche, darüber müsste nun eigentlich aggressiv berichtet werden. Ja, was hat denn dieser Mann für Vorstellungen von Menschen, die terroristische Akte planen? Wie glaubt er kommunizieren diese Menschen? Schreiben die in jedem dritten Satz "Terrorismus"? Haben sie in ihrem Adressbuch Kontaktdaten wie capmahmudterrorist@gmx.de stehen? Schreiben sie sich mit "Lieber Terrorist" oder besser mit "Lieber Mitterrorist und Mitwisser" an? Oder animieren sie sich mit Sätzen wie "Komm, lass uns Terrorismus machen!" gegenseitig zur Gewalt?

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But I love all - all people

Freitag, 12. Juli 2013

oder Und alles nur, weil sie uns lieben ...

Marx bemerkt irgendwo, dass Hegel irgendwo bemerkt habe, alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen ereigneten sich sozusagen zweimal - und er fügte Hegels Ausspruch noch hinzu, dass dies einmal als Tragödie und das andere Mal als lumpige Farce geschehe. Marx hat allerdings vergessen hinzuzufügen, dass dies von technologischen Stand abhängig ist. Insofern wiederholt sich, was wir heute teils wütend, teils belustigt in der Ostalgie bestaunen. Freilich ist nicht der partizipatorische Leitgedanke des idealistischen Sozialismus Wiedergänger, nur die autoritäre Kontrolle des real existierenden Sozialismus ist zurück. Was heute in der Rückschau wie eine Farce wirkt, ereignet sich jetzt als Tragödie.

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Das ästhetische Ideal des Neoliberalismus

Donnerstag, 11. Juli 2013

Die als alternativlos verkaufte Politik der deutschen Regierung vermittelt uns, dass eigentlich alles richtig läuft und dass wir auf einem guten Weg sind. Wie keine deutsche Regierung zuvor, kultivierte die unter Merkel den totalitären Kitsch des Neoliberalismus.

In "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" befasst sich Milan Kundera ausgiebig mit dem Kitsch. Er sei "die absolute Verneinung der Scheiße [und] schließt alles aus seinem Blickwinkel aus, was an der menschlichen Existenz im wesentlichen unannehmbar ist". Natürlich hatte Kundera damals den Kitsch des real existierenden Sozialismus im Auge. Er fragte sich, warum so viele seiner tschechischen Landsleute sich mit diesem System arrangiert hatten und nannte diese Haltung das "kategorische Einverständnis mit dem Sein", was für ihn nichts anderes war, als eine Welt, "in der die Scheiße verneint wird und alle so tun, als existiere sie nicht". Dieses "ästhetische Ideal" heiße letztlich Kitsch.

Jede Zumutung ist Arbeit

Mittwoch, 10. Juli 2013

oder Aus der Gosse des Arbeitsmarktes.

Der Roman Faktotum könnte als Dokument der heutigen Arbeitswelt durchgehen. Könnte. Es gibt nur ein Problem. Er ist schon aus dem Jahr 1975 und beschreibt die Situation der arbeitenden Unterschicht im Amerika der Vierzigerjahre. Na ja, und er stammt zudem vom Dirty Old Man, der ja nicht jedermanns Geschmack ist.

Charles Bukowkis Alter Ego Henry Chinaski hangelt sich von Job zu Job. Meist arbeitet er für einige lausige Mücken. Kündigungsfristen oder gar -schutz gibt es nicht. Dafür Blut, Schweiß und Tränen. Und Bosse, die ihre Belegschaft als Arbeitssklaven verbraten. Chinaski arbeitet in Lagern oder fährt Sachen durch die Gegend, tut das, was keiner machen will - und das ist fast alles. Alles was anstrengend ist, stinkt, entwürdigt oder gefährlich ist. Er ist ein Allestuer, ein Faktotum. Unterbezahlt und desillusioniert.

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Kurz kommentiert

Dienstag, 9. Juli 2013

"Das wichtigste Tennisturnier der Welt in Wimbledon wurde zum Minderheitenprogramm. Man darf gespannt sein, ob Sabine Lisicki bei ARD und ZDF einen Sinneswandel bewirkt hat."
- Wolfgang Scheffler, Frankfurter Allgemeine vom 7. Juli 2013 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Schwand das öffentliche Interesse an Tennis nur, weil ARD und ZDF nicht mehr davon berichteten? Scheffler sieht an der Realität im sportiven Deutschland vorbei. Denn er stellt es so hin, als sei das Interesse für eine Sportart alleine von der Berieselung abhängig. Ist es aber nicht. Sport ist in Deutschland immer dann massentauglich, wenn es einen Deutschen gibt, der dort Erfolge einsammelt. Wäre Vettel nicht Schumacher gefolgt, wäre die Formel 1 nur noch eine Randnotiz. Der Radsport ist nach dem Abgang Ullrichs dort angelangt, wo er über Jahrzehnte war: Im öffentlichen Niemandsland. Sollte ein neuer Pedaleur mit Tour-Ambitionen aus Deutschland kommen, wird das Interesse plötzlich wieder entfacht und alle Doping-Schmähungen sind dann erst mal ausgeblendet.

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Femme fatalistisch

Montag, 8. Juli 2013

Dieses Land ist im Wahlkampf und gleichzeitig im Stillstand. Es ist, als sei alles nur noch Formsache. Die Tragik dabei ist: Es ist alles nur noch Formsache. Wir haben uns im Merkelismus eingerichtet. Haben uns abgefunden mit einer Politik, die totspart, die keinen roten Faden und Ideale kennt und die mit dem Sozialstaat umgeht, wie eine Abrissbirne mit einer Ruine.

Die Zeitungen beschreiben wieder mal einen Zustand, den es nicht gibt. Sie bilden ein Land ab, das im September eine Wahl vollzieht. Sie suggerieren eine gesunde Demokratie, in der die Alternative trotz alternativloser Politik noch wach ist. Nur ist die Wahl keine Wahl, denn der Herausforderer ist ein unglaubhafter Opportunist, der mit seinem Technokraten-Charisma niemanden vom Hocker reißt.

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Neusprech

Freitag, 5. Juli 2013

Heute: Service
"Auch bei der Telekom erhalten Sie als Kunde einen sehr umfangreichen und ausgewogenen Service. Sie haben die Möglichkeit bei einem Problem jederzeit auf einen umfassenden Telekom Service zurückzugreifen."
- Deutsche Telekom -
Das schwammige Plastikwort "Service" erreicht bei der Suchmaschine google ungefähr 6.000.000.000 Ergebnisse. Es ist eines der absolut zentralen Begriffe der ökonomischen Lebenswelt. Er bezeichnet die Dienstleistung am und für den Kunden. Es gibt Service-Zentralen, Service-Management, Service-Mitarbeiter, Service-Rufnummern und vieles mehr. Stets suggerieren Kundennähe, Kundenpflege und Kundenorientierung, dass man die Wünsche und Bedürfnisse des Verbrauchers ernst nehmen würde. Mit der Realität hat das meist wenig zu tun.

Zwischenmenschlichkeit im regen Wechsel

Im regelmäßigen Intervall einen neuen Sachbearbeiter oder Fallmanager vor die Nase gesetzt zu bekommen, ist für Hartz IV-Berechtigte nicht selten. Mit Neustrukturierung der Verwaltung hat dieses Vorgehen allerdings wenig zu tun. Es geht nur darum, potenzielle Bezugspersonen zu vermeiden.

Gewundert hatte ich mich schon, dass man mir ständig einen neuen Sachbearbeiter vor die Nase setzte. Das Jobcenter erklärte das mit Neustrukturierung innerhalb des Verwaltungsapparates. Erst im Laufe der Zeit habe ich entdeckt, dass dies das Los aller Langzeitarbeitslosen ist. Mit welchem Leidensgenossen ich auch (jobcenterübergreifend) ins Gespräch kam: Die meisten wussten von immer neuen Köpfen zu berichten, die man ihnen vorsetzte. Wenn es wieder hieß, man sollte vorbeischauen, um über die "persönliche Bewerbersituation" zu sprechen, dann konnte man damit rechnen, gleich noch einen neuen Ansprechpartner kennenzulernen.

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Ein Bündnis zwischen Mob und Elite

Donnerstag, 4. Juli 2013

Ob Arbeiter oder Angestellter – viele Menschen dieses Landes glauben, dass Ausländer ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen. Höhere Gesellschaftsschichten applaudieren: Die genetische Wettbewerbsfähigkeit der Bevölkerung sei gefährdet. Der Rassismus wirkt klassenübergreifend.

Zwei jüngere Episoden aus meinem Alltag: Eine prekär beschäftigte Person klagt über seine berufliche Stagnation. Ausländer seien schuld, die nach Deutschland kämen und den Sozialstaat unbezahlbar machten. Wegen denen müsse er prekarisiert schuften. Die andere Episode: Ein Unternehmer spricht von der Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Er betont, man dürfe nicht die falschen Menschen ins Land holen, die Leistungskraft nicht geschmälert werden – dieser Ex-Senator aus Berlin hätte schon in die richtige Kerbe geschlagen.

Das Märchen von Rose Joads Titten

Mittwoch, 3. Juli 2013

Wenn es erst mal allen schlechter gehe, dann würde die soziale Frage wieder mit mehr Nachdruck beantwortet. So hört man das als Alltagsweisheit recht häufig. Und genau das ist Unfug. Denn wenn wir mehrheitlich in Not und Armut rutschen, dann ist es für Veränderungen zu spät.

Die edle Armut, die die Armut säugt?
Erst kürzlich impfte mich so ein Kerl mit dieser These. Merklich gehe es allen schlechter, sagte er. Aber in Deutschland geschähe nichts, weil die Situation a) immer noch nicht schlecht genug sei und b) immer noch zu wenig Menschen litten. Massenweise Leid sei nämlich der Motor der Hilfsbereitschaft und letztlich der Treibstoff für soziale Veränderungen. Die Armut, die sich in die Mitte der Gesellschaft schleicht, würde demnach eine soziale Dynamik entwickeln. Wenn Armut ein Massenphänomen wird, dann wachen die Menschen endlich auf.

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