Laxe Waffengesetze und thanatöser Gesellschaftsentwurf
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Die deutschen Kommentarspalten zeigen sich empört über die laxen Waffengesetze in den Vereinigten Staaten. Newtown sei vielleicht der Wendepunkt, liest man dort jetzt hoffnungsfrohe Zeilen. Schärfere Waffengesetze müssen kommen, damit sich solcherlei Exzesse an Schulen nicht mehr wiederholen können. Was diese Spalten nicht berücksichtigen: Amokläufe an Schulen kommen hierzulande mindestens so häufig vor, wie in den Vereinigten Staaten - und das trotz eines Waffengesetzes, das für eines der strengsten weltweit gehalten wird.
Striktes Waffenverbot verhindert Amokläufe nicht
So wie sich die deutsche Öffentlichkeit pro striktes Waffengesetz in den USA ausspricht, kann man nur von Überheblichkeit und Selbstvergessenheit sprechen. Natürlich hat man hier ein diesbezügliches Gesetz, das den Besitz von Waffen reglementiert und erschwert. Gleichzeitig erlaubt aber selbst das schärfste Waffengesetz immer auch Zugang zu Waffen unter bestimmten Bedingungen. Ein erschwerter Zugang zu Schusswaffen ist aber keine Garantie dafür, dass sich Amokläufe an Schulen nicht ereignen würden, wie die jüngere deutsche Geschichte beweist.
Geht man davon aus, dass ein striktes Waffengesetz noch gar nichts garantiert, so wirft das die Frage auf, was noch eine geeignete Präventivmaßnahme wäre. Stets werden die Verursacher solcher Bluträusche als Typen beschrieben, die sich offenbar nicht wohl in ihrer Haut fühlten, die vereinsamt, verwahrlost oder unbeachtet waren. Produkte einer Massengesellschaft, die emotional auf der Strecke blieben, dabei wenig Anteilnahme oder Hilfe erfuhren, manchmal sogar richtiggehend unter dem Druck und den Erwartungshaltungen anderer litten. Sie waren Opfer sozialer Kälte außerhalb wie innerhalb ihrer Familien.
Schier zum verrückt werden
Erstaunlich ist, dass in Deutschland solcherlei Gewaltexzesse offenbar im Kontext zur neoliberalen Offensive stehen. Seitdem die Agendapolitik kein nennenswertes Gegengewicht zum neoliberalen Zeitgeist mehr aufwarf, die Alternativlosigkeit Programm wurde, der Bologna-Prozess für die Effektivierung des Lernens und der Schüler sorgte, häuften sich solche Amokläufe an Schulen. Während in den Vereinigten Staaten die Täter oft unter fehlender Anteilnahme und Fürsorge litten, scheinen in Deutschland die Täter unter vermehrten Leistungsdruck und den an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen zu zerbrechen.
Vermutlich ist es zu einfach, davon zu sprechen, dass es weniger laxe Waffengesetze sind, die solche Ereignisse verursachen, als ein Zeitgeist, der zu Perspektivlosigkeit verurteilt, der enge Grenzen setzt und junge Menschen zur Verfügungsmasse der Wirtschaftsprozesse herabwürdigt. Überspitzt gesagt ist es der Neoliberalismus und dessen Lebensgefühl, das einige labilere Menschen zu Massenmördern nötigt. Freilich stehen dahinter auch medizinische Vorbedingungen, die Menschen so reagieren lassen. Aber das System fördert diese Disposition womöglich stärker, als das zugegeben werden will innerhalb dieses Systems.
Zeitgeist des Perspektivlosigkeit abschaffen
Die Diskussion zum Waffengesetz verschleiert - sie verbirgt die wirklichen Probleme, die sozio-ökonomischer Beschaffenheit sind, ebenso, wie die immer wieder aufkeimende Diskussion um PC-Spiele, die Gewalt auslösten. Natürlich ist die Reglementierung des Waffenbesitzes in den Vereinigten Staaten geboten - nirgends sonst sterben so viele Menschen an Schussverletzungen im Alltag als dort. Und Schulmassaker sind ja nur die eine Seite der Medaille - in den USA gibt es Massaker verschiedenster Sorte, vor einiger Zeit erst bei einer Kinopremiere. Aber eine striktere Reglementierung des Waffenbesitzes alleine bannt die Gefahr von Gewaltexzessen ganz sicher nicht. Sie ist nur eine mögliche und nötige Präventivmaßnahme. Eine andere ist, Lebensverhältnisse zu schaffen, in denen es - in der Sprache des Neoliberalismus - weniger Anreize dafür gibt, sein Leben und das Leben anderer so brutal wegzuwerfen.
Die öffentliche Debatte ist darauf abgerichtet, am Kern des Problems vorbeizureden. Waffengesetze stoppen den Thanatos, mit dem die Jugend im neoliberalen Lebensumfeld Bekanntschaft macht, nicht. Diese Thanatose, die bei Stress eintreten kann, äußert sich zuweilen beim Menschen nicht in Starre, sondern verursacht Situationen, die andere in Schreckstarre zwingen. Der herrschende Zeitgeist erzeugt in Zivilisation getunkte Dschungelgesellschaften - das zu verhindern, wäre mindestens so sehr Präventivmaßnahme wie ein striktes Waffengesetz.
Striktes Waffenverbot verhindert Amokläufe nicht
So wie sich die deutsche Öffentlichkeit pro striktes Waffengesetz in den USA ausspricht, kann man nur von Überheblichkeit und Selbstvergessenheit sprechen. Natürlich hat man hier ein diesbezügliches Gesetz, das den Besitz von Waffen reglementiert und erschwert. Gleichzeitig erlaubt aber selbst das schärfste Waffengesetz immer auch Zugang zu Waffen unter bestimmten Bedingungen. Ein erschwerter Zugang zu Schusswaffen ist aber keine Garantie dafür, dass sich Amokläufe an Schulen nicht ereignen würden, wie die jüngere deutsche Geschichte beweist.
Geht man davon aus, dass ein striktes Waffengesetz noch gar nichts garantiert, so wirft das die Frage auf, was noch eine geeignete Präventivmaßnahme wäre. Stets werden die Verursacher solcher Bluträusche als Typen beschrieben, die sich offenbar nicht wohl in ihrer Haut fühlten, die vereinsamt, verwahrlost oder unbeachtet waren. Produkte einer Massengesellschaft, die emotional auf der Strecke blieben, dabei wenig Anteilnahme oder Hilfe erfuhren, manchmal sogar richtiggehend unter dem Druck und den Erwartungshaltungen anderer litten. Sie waren Opfer sozialer Kälte außerhalb wie innerhalb ihrer Familien.
Schier zum verrückt werden
Erstaunlich ist, dass in Deutschland solcherlei Gewaltexzesse offenbar im Kontext zur neoliberalen Offensive stehen. Seitdem die Agendapolitik kein nennenswertes Gegengewicht zum neoliberalen Zeitgeist mehr aufwarf, die Alternativlosigkeit Programm wurde, der Bologna-Prozess für die Effektivierung des Lernens und der Schüler sorgte, häuften sich solche Amokläufe an Schulen. Während in den Vereinigten Staaten die Täter oft unter fehlender Anteilnahme und Fürsorge litten, scheinen in Deutschland die Täter unter vermehrten Leistungsdruck und den an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen zu zerbrechen.
Vermutlich ist es zu einfach, davon zu sprechen, dass es weniger laxe Waffengesetze sind, die solche Ereignisse verursachen, als ein Zeitgeist, der zu Perspektivlosigkeit verurteilt, der enge Grenzen setzt und junge Menschen zur Verfügungsmasse der Wirtschaftsprozesse herabwürdigt. Überspitzt gesagt ist es der Neoliberalismus und dessen Lebensgefühl, das einige labilere Menschen zu Massenmördern nötigt. Freilich stehen dahinter auch medizinische Vorbedingungen, die Menschen so reagieren lassen. Aber das System fördert diese Disposition womöglich stärker, als das zugegeben werden will innerhalb dieses Systems.
Zeitgeist des Perspektivlosigkeit abschaffen
Die Diskussion zum Waffengesetz verschleiert - sie verbirgt die wirklichen Probleme, die sozio-ökonomischer Beschaffenheit sind, ebenso, wie die immer wieder aufkeimende Diskussion um PC-Spiele, die Gewalt auslösten. Natürlich ist die Reglementierung des Waffenbesitzes in den Vereinigten Staaten geboten - nirgends sonst sterben so viele Menschen an Schussverletzungen im Alltag als dort. Und Schulmassaker sind ja nur die eine Seite der Medaille - in den USA gibt es Massaker verschiedenster Sorte, vor einiger Zeit erst bei einer Kinopremiere. Aber eine striktere Reglementierung des Waffenbesitzes alleine bannt die Gefahr von Gewaltexzessen ganz sicher nicht. Sie ist nur eine mögliche und nötige Präventivmaßnahme. Eine andere ist, Lebensverhältnisse zu schaffen, in denen es - in der Sprache des Neoliberalismus - weniger Anreize dafür gibt, sein Leben und das Leben anderer so brutal wegzuwerfen.
Die öffentliche Debatte ist darauf abgerichtet, am Kern des Problems vorbeizureden. Waffengesetze stoppen den Thanatos, mit dem die Jugend im neoliberalen Lebensumfeld Bekanntschaft macht, nicht. Diese Thanatose, die bei Stress eintreten kann, äußert sich zuweilen beim Menschen nicht in Starre, sondern verursacht Situationen, die andere in Schreckstarre zwingen. Der herrschende Zeitgeist erzeugt in Zivilisation getunkte Dschungelgesellschaften - das zu verhindern, wäre mindestens so sehr Präventivmaßnahme wie ein striktes Waffengesetz.
14 Kommentare:
Sehr gut! Eine "Dschungelgesellschaft" haben wir hier doch auch schon, man schaue sich nur das "Miteinander" im Strassenverkehr an. Da ist dann das KFZ die Waffe.Deshalb wird niemand Autos verbieten.
Es ist zu befürchten das in naher Zukunft "Verhaltensauffällige" Menschen präventiv weggesperrt werden könnten.
Natürlich alles Alternativlos im Sinne eines gedeihlichen Zusammenlebens der übrigen "Wertegemeinschaft"...
Normalerweise stimme ich Ihnen in vielen ihrer Artikel zu, aber ich finde, hier wird es sich ein wenig zu einfach gemacht um den Zusammenhang "neoliberale Politik" und "Amokläufe" herzustellen.
Ich stimme Ihnen zu, dass es naiv ist zu glauben ein schärferes Waffengesetz würde solche Amokläufe verhindern. Das ist (wie leider üblich in der Politik) auch nur ein Bekämpfen von Symptomen oder wenn nicht gar nur Symbolpolitik.
Doch bei den Ursachen für ein solches Verhalten sehe ich die Auswirkungen der neoliberalen Politik nur als ein kleines weiteres Moasiksteinchen. Sie blenden mir zu sehr andere Aspekte aus.
Sei es eine psychische Störung wie z.B. Soziopathie. Sei es eine labile Phase in der Pubertät. Sei es Lieberskummer. Sei es Mobbing der Mitschüler (und Nein, Respektlosigkeit unter Menschen gabs schon immer und ist nicht nur ein Auswuchs neolib. Politik). Und und und.
Meine Schulzeit liegt zwar nun 10 Jahre her, aber auch da gab es immer wieder Schüler, die von sich aus eine "Aussenseiter" Rolle einnehmen, um sich sozusagen vom "Mainstream" abszusetzen. Diese schustern sich dann oft eine eigene Welt zusammen (also auch nicht verrückter wie manche unserer Eliten), aber steigern sich teilweise dann so rein, dass sie den anderen die Schuld für ihre Ausgegrenztheit geben (also ein Paradox) und Amoklauf als probates Mittel für Aufmerksamkeit sehen oder als Rachemittel oder was auch immer.
Und selbst mit meinen Beispiele treffe ich wahrscheinlich gerade mal max. 20% der Ursachen für einen Amoklauf. Da gibt es sehr wahrhscheinlich immer eine Mischung aus mehreren Gründen und irgendwas lässt das Fass dann halt überlaufen. Bei vielen Nie, bei manchen erst als allerletzten Ausweg und bei Wenigen reicht schon oft ein kleiner Grund, da eben psychisch von Haus aus irgendwie nicht in Ordnung.
Gute und realitätsnahe Gedanken.
In den Befürwortern der Todesstrafe und davon gibt es immer noch zu viele, sehe ich eine Analogie mit den Rufern nach strengeren Waffengesetzen. - Sie glauben beide, durch härtere Maßnahmen und Kontrollen, diese schrecklichen Morde verhindern zu können.
Ähnlich ist noch ein jüngeres Beispiel vom Gesetzgeber: den SGB II Empfängern wurde ja bekanntlich das Geld für Alkohol und Zigaretten gestrichen (weggenommen). Viele glauben jetzt ernsthaft mit dieser Maßnahme würde weniger geraucht und getrunken......
Dazu passend von Jan Delay:
Kirchturmkandidaten
Hier ist der Delay Lama
mit ner kleinen Story, nem kleinem Drama
Es geht um die, die an der ganzen Scheisse verzweifeln
sich ne Wumme greifen und auf den Kirchturm steigen
Es war ein Fehler, sie zu verarschen
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Ihr züchtet Kirchturmkandidaten
(Ihr habt sie betrogen, jetzt stehen sie da oben)
Es war ein grosser Fehler, sie zu verraten
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Jeden Tag züchtet ihr Kirchturmkandidaten
Manche Leute haben Nerven dick wie Drahtseile
andre wiederum nur Nerven dünn wie Zahnseide
Diese Labilen sind der Grund, wenn ich sag
Behandelt andre immer so, dass ihr das Echo vertragt
Denn da oben auf der Kirche da steht einer und ist sauer
Er ballert in die Luft und schreit: "Fight The Power"
Ihr habt ihn solang unter Druck gesetzt
Und darum solltet ihr euch alle besser ducken jetzt
Es war ein Fehler, sie zu verarschen
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Ihr züchtet Kirchturmkandidaten
(Ihr habt sie betrogen, jetzt stehen sie da oben)
Es war ein grosser Fehler, sie zu verraten
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Jeden Tag züchtet ihr Kirchturmkandidaten
All das Geläster und Gelächter beim Job
Deshalb hat er jetzt ne Beretta und ne Heckler & Koch
Wegen der Witze damals über seine Aldi-Klamotten
Sind deine Reifen zerstochen und die Scheiben zerschossen
Ja, auch die Steuerprüfung die hat er nie ganz verdaut
Darum macht ihr Bekanntschaft mit seiner Panzerfaust
Ja mann, ihr habt ihn alle unter Druck gesetzt
Und darum solltet ihr euch alle lieber ducken jetzt
Es war ein Fehler, sie zu verarschen
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Ihr züchtet Kirchturmkandidaten
(Ihr habt sie betrogen, jetzt stehen sie da oben)
Es war ein grosser Fehler, sie zu verraten
(Ihr habt sie belogen, jetzt stehen sie da oben)
Jeden Tag züchtet ihr Kirchturmkandidaten
Und ich sag, für viel Geld verkauft Ihr ihnen totale Scheisse,
Schrott PC's mit Anleitungen von Fragezeichen,
Schickt sie in überteure Warteschleifen,
Darum ist es an der Zeit für Euch in's Gras zu beissen.
Hallo Roberto, ein Artikel der mich etwas fragend zurück lässt.
Schon alleine die Behauptung Amokläufe an Schulen kämen hierzulande mindestens so häufig vor wie in den USA verlangt geradezu nach einer sachlichen Untermauerung. Wie kommst Du darauf? Gefühlt?
Zum Glück bekommst Du am Ende noch die Kurve erinnerst daran dass restriktivere Waffengesetze durchaus vieles verhindern können.
Die Behauptung "Strikte Waffengesetze verhindern Amokläufe nicht" erinnert mich an die Jahrzehntelangen Argumentation des Vatikans "Kondome verhindern AIDS Erkrankungen nicht".
Und dann zu den Ursachen. Es gibt eben nicht DIE Ursache. Die Verfügbarkeit von Waffen spielt eine Rolle, ebenso das exzessive durchspielen und rückkoppeln von Gewalt- und Vernichtungsphantasien in Computerspielen, die Berühmtheit der Täter durch die boulevarisierten Medien, die die Tat haarklein schildern und zur gesellschaftlichen Erzählung werden lassen, der Leistungsdruck, die Entwurzelung der Familie, der Egoismus in der Gesellschaft etc etc.
In den USA ist der Grund die fehlende Fürsorge in Deutschland der Leistungsdruck? Das ist mir dann doch zu einfach und zu ideologisch gedacht. Schade um den Artikel.
Nur mal kurz: so weit mir bekannt ist wurden alle Amokläufe in Deutschland auch mit "Legalen" Waffen durchgefÜhrt. Da sie über Schützenvereine das Recht dazu hatten sie zu besitzen.
Sehe ich genau so.
Zugeben zu müssen, dass andere Gründe eine Rolle spielen würde heissen eingestehen zu müssen, dass unser gesamter Gesellschaftsentwurf fragwürdig ist.
Angesichts der immer zügelloseren Gewalt des Kasinokapitalismus und seiner schergen muss man sich eigentlich nur noch wundern warum Newtown nicht öfter passiert.
Angesichts der völlig entmenschlichten Gewalttätigkeit die von Hedge Fond Manageren wie Paul Singer ("the Vulture") ausgeht, der sein Geld mit der Erpressung veramrter Nationen verdient, sollte eine U-Bahn Schlägerei sich eigentlich für eine Bewerbungsmappe für die Hochfinanz anbieten.
Neokapitalismus bedeutet eine Gesellschaft der Gewalt und Zerstörung, eine Gesellschaft die Krieg gegen die Jugend führt und die Ressourcen zukünftiger Generationen skrupellos ausbeutet.
Ein Vortrag des Amerikanischen Sozialkritikers Henry Giroux erschin zwei Wochen vor Newtown auf TreuthDig.org
http://www.truthdig.com/avbooth/item/war_on_youth_20121202/?ln
Sehenswert!
Sicher ist es schwierig, von ökonomischen Strukturen oder Ideologien auf solche Phänomene wie Amokläufe zu schließen. Aber ohne Zweifel leben wir in einer Gesellschaft, die immer mehr verroht: "Jeder ist an seinem Unglück selber schuld", und: "Kein Erbarmen mit den Verlieren, könnte über der ganzen Gesellschaft stehen". Es ist ja auch schwierig, von den gesellschaftlichen Strukturen auf Kunst und Kultur zu schließen, und dennoch bestehen da ganz sicher Zusammenhänge.
Es gab mal diesen Amokläufer in Erfurt, der von seiner Schule geflogen war, aber jeden Morgen in irgendein Shopping-Center ging und dort die Zeit totschlug. Die Eltern meinten, er sei noch auf der Schule und die Schule kehrte sich einen Scheiß darum, was aus ihm geworden war. Am Tag des Abiturs veranstaltete er dann ein Blutbad in der Schule. Das zeigt doch, dass die Dinge völlig schief laufen.
Aber natürlich sollte man auch "Sportschützen" und ähnliches massiv einschränken und regulieren.
wenn sich eine gesellschaft bis an die zähne bewaffnet wie die us-amerikanische, dann hat da auch etwas mit angst zu tun. und diese angst, zb des "normalen weissen" sog. "schwarzenvierte" zu betreten, die durchaus nicht unbegründete angst nachts und ohne auto fast überall in den us-städten opfer von raub und körperlichen angriffen zu werden, hat ja wohl auch etwa mit den verheerenden sozialen zuständen in diesem land zu tun - und die herrschen da ja schon seit jahrzehnten. wer sich dann noch wundert, wenn in einer so von gewalt und angst beherrschten gesellschaft ab und an ein amokläufer auftritt, der sieht m.e, an den wahren ursachen solcher taten vorbei. und nebenbei bemerkt: auch länder wie zb schweden oder kanada haben einen sehr hohen bewaffnungsgrad der bevölkerung, da die jagd dort wichtiger bestandteil der nahrungsbeschaffung ist; ähnliche exzesse sind in diesen ländern aber eher die ausnahme, wenn man von dem jüngsten zwischenfall in stockholm einmal absieht, der aber auch aus dem üblichen muster "amoklauf" herausfällt.
@ Wolfgang Buck
Die deutschsprachige Wikipedia listet für Deutschland seit 2002 6 Fälle von Amokläufen an Schulen auf, keine für die 90er Jahre (?)
Die englischsprachige Wikipedia listet für die USA seit 1991 11 Fälle auf, die als "school massacre" bezeichnet werden können.
Ich glaube schon, daß man diese Zahlen vergleichen kann.
Unser Nachbarland Schweiz hatte bisher keinen Schulamoklauf bei einem sehr liberalen Waffenrecht.
"Wikipedia: Die schweizerische Waffengesetzgebung gilt als eine der liberalsten der Welt, da Besitz und Erwerb von Waffen und Munition grundsätzlich jedem unbescholtenen Bürger gestattet wird, sofern das Gesetz dazu keine besonderen Bestimmungen enthält."
Ich fürchte, daß die Argumente des Artikels mit Perspektivlosigkeit und sozialer Kälte viel näher am Problem sind, als Waffengesetze.
Ich erwarte nichts von einer weiteren Verschärfung des Waffenrechts.
Hallo zusammen,
ich glaube nicht, dass wir ausreichende Informationen haben, um das Thema diskutieren zu können. Alle Medien senden das gleiche, aber das, was sie uns mitteilen, macht oft keinen Sinn.
- Es wird behauptet, dass Schulamokläufer sich an bestimmte Lehrer rächen wollen. Für mich macht es keinen Sinn, dass sie sich dann maskieren. Ich würde in einem solchen Fall doch annehmen, dass der Amokläufer dem betreffenden Lehrer sein Gesicht zeigt, damit dieser weiss, wer ihn tötet.
- Ständig hört/liest man, dass der Täter vorher in "medizinischer Behandlung" war. Hat die Einnahme oder das Absetzen von Psychopharmaka eventuell einen Einfluss auf das Verhalten?
- Falls die gesellschaftlichen Randbedingungen Ursache sind - Korreliert die Zahl der Amokläufe mit der Selbstmordquote?
In Deutschland wird immer auf die Waffengesetze der USA verwiesen. Auch wir haben (bei strengen Reglementierungen) auf 80 Mio. Einwohner 10 Mio. registrierte Schusswaffen (die unbekannte Anzahl der nicht registrierte Waffen muss noch addiert werden). Man sollte den Waffenkult der Amis als Steckenpferd sehen. Was dem Deutschen sein Auto ist dem Ami seine Schusswaffe. Amis verstehen ebenso wenig unseren Autokult und die fehlende Geschwindigkeitsbeschränkung, die ebenfalls hunderte Tote im Jahr fordert.
Die Gründerväter des USA haben sich etwas dabei gedacht, dass sich das Volk gegen die Regierung erheben kann. Bei uns ist sowas nicht vorgesehen.
Grüße
Klotzkopf
Diese beiden Gegenüberstellungen dürfen, finde ich, nicht unkommentiert bleiben.
Erstes Zitat:
"In den Befürwortern der Todesstrafe und davon gibt es immer noch zu viele, sehe ich eine Analogie mit den Rufern nach strengeren Waffengesetzen. - Sie glauben beide, durch härtere Maßnahmen und Kontrollen, diese schrecklichen Morde verhindern zu können."
Zweites Zitat:
"Die Behauptung "Strikte Waffengesetze verhindern Amokläufe nicht" erinnert mich an die Jahrzehntelangen Argumentation des Vatikans "Kondome verhindern AIDS Erkrankungen nicht"."
Das ist deshalb sehr interessant, da beide Zitate im Grunde weitgehend unbestrittene Annahmen sind und hier für eine gegenteilige Argumentationen ins Feld geführt werden.
Ist es aber nicht so, dass der gesunde Menschenverstand allein ausreicht, um zu sagen: "Nein, ich will nicht, dass mein Nachbar den Schrank voller Schusswaffen hat!"? Das Selbe gesagt über Kondome, führt doch eher zu einer sehr schrägen Aussage.
Ich denke beide Argumente, beide Vergleiche führen irgendwie zu gar nichts.
Um nochmal auf die Zahlen der Amokläufe in den USA und in Deutschland zurückzukommen. In Deutschland finden insgesamt deutlich weniger Amoklöufe statt als in den USA, was allerdings die Amokläufe an Schulen betrifft so liefern sich die beiden Staaten doch ein Kopf an Kopf Rennen.
Trotz dieser Tatsache denke ich aber, dass der Waffenkult in den USA keinesfalls gesund sein kann, vor allem für jüngere und labilere Menschen. Außerdem kann ich nur den Kopf schütteln wenn ich sehe, dass Mitglieder der NRA mehr Waffen zum Schutz der Kinder fordern. Sie scheinen nicht zu begreifen, dass der "Gute Mann", wie er immer beschrieben wird, auch wenn er vlt. weitere Opfer verhindert hat, doch am Ende selbst einen Menschen auf dem Gewissen hat.
Das absurde ist, dass die Mitglieder von der NRA behaupten, dass solche Vorfälle nicht mehr eintreten würden, wenn jede Person eine Waffe besäße. Damit ist glaube ich gemeint, dass solche Taten frühzeitiger von Privatpersonen beendigt werden könnten, je nach dem, wie sicher die Personen mit der Waffe umgehen können. Eine Aussage wie sie lächerlicher nicht sein kann und ein Beweis dafür, dass Personen wie die Anhänger der NRA erst Recht keine Waffe besitzen sollten. Menschen mit mentalen Störungen wird es immer geben, aber nur über die Ausgabe von Schusswaffen hat der Mensch letztendlich Kontrolle.
Die USA nach dem Amoklauf von Newton - Prosieben
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