Das war's dann

Samstag, 22. Dezember 2012

oder Peer übernimmt jetzt.

Ich habe nichts mehr zu sagen. Drum mache ich es zum Ende hin kurz. Das war's dann. Es bleibt nichts zu tun. Und was habe ich schon getan? Geschrieben! Sonst nichts. Jedenfalls habe ich es versucht.

Nun lohnt es sich nicht mehr. Also beende ich es. Ein Mann muss wissen, was ein Mann wissen muss. Ich weiß es, also hör' ich auf. Verändern werde ich die Welt eh nicht mehr. War nie meine Absicht. Wer mit solchen Plänen schreibt, der endet im Suff oder in der Psychiatrie. Oder beides. Das Jahr ist alt, bald tot. Das Land wiegt sich in wonniger Harmoniesucht, badet im Geruch der Nordmann-Tanne, feiert Nächstenliebe, wo es sonst keine gibt. Da will ich nicht weiter stören. Also halte ich die Klappe... halte ich die Klappe meines Tintenfasses verschlossen.

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Metaphern von Dichtern und Denkern

Freitag, 21. Dezember 2012

Ein Appell auf die Scheiße.

Offensichtlich ist es so, dass man in diesem Lande gar kein Deutsch spricht. Das spricht man nur immer in dem Moment, in dem man deutlich werden will. Berühmte und oft gehörte Einleitung in diesem Lande ist: Auf Deutsch gesagt. Und nach diesen drei Worten folgt dann die Deutlichkeit.

Neulich fragte ein Radioreporter Angestellte eines Unternehmens, das Einsparungen beim Personal beschlossen hat. Eine Frau gab zu Protokoll: Auf Deutsch gesagt, alles beschissen. Und gleich darauf ein Mann: Auf Deutsch gesagt, das ist Scheiße. Dann kam einer, der sagte, dass es deutlich gesagt, eine Frechheit sei. Deutsch sprechen bedeutet also deutlich sprechen? Hat Deutsch und deutlich denselben Wortstamm? Welche Sprache sie vorher sprachen, erklärten die Empörten allerdings nicht. Getraut haben sie sich aber was - und das im Radio!

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Laxe Waffengesetze und thanatöser Gesellschaftsentwurf

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die deutschen Kommentarspalten zeigen sich empört über die laxen Waffengesetze in den Vereinigten Staaten. Newtown sei vielleicht der Wendepunkt, liest man dort jetzt hoffnungsfrohe Zeilen. Schärfere Waffengesetze müssen kommen, damit sich solcherlei Exzesse an Schulen nicht mehr wiederholen können. Was diese Spalten nicht berücksichtigen: Amokläufe an Schulen kommen hierzulande mindestens so häufig vor, wie in den Vereinigten Staaten - und das trotz eines Waffengesetzes, das für eines der strengsten weltweit gehalten wird.

Striktes Waffenverbot verhindert Amokläufe nicht

So wie sich die deutsche Öffentlichkeit pro striktes Waffengesetz in den USA ausspricht, kann man nur von Überheblichkeit und Selbstvergessenheit sprechen. Natürlich hat man hier ein diesbezügliches Gesetz, das den Besitz von Waffen reglementiert und erschwert. Gleichzeitig erlaubt aber selbst das schärfste Waffengesetz immer auch Zugang zu Waffen unter bestimmten Bedingungen. Ein erschwerter Zugang zu Schusswaffen ist aber keine Garantie dafür, dass sich Amokläufe an Schulen nicht ereignen würden, wie die jüngere deutsche Geschichte beweist.

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Ridendo dicere verum

Mittwoch, 19. Dezember 2012

"Die Idee von der Rasse ist der Versuch von einem Kleinbürger, ein Adeliger zu werden. Er kriegt mit einem Schlag Vorfahren und kann auf was zurück- und auf was herabsehen. Wir Deutschen kriegen dadurch sogar eine Art Geschichte. Wenn wir schon keine Nation waren, können wir wenigstens eine Rasse gewesen sein. An und für sich ist der Kleinbürger nicht imperialistischer als der Großbürger. Warum auch? Aber er hat ein schlechteres Gewissen und braucht eine Entschuldigung, wenn er sich ausbreitet. Er haut nicht gern jemanden mit dem Ellbogen in den Bauch, wenn es nicht sein Recht ist."
- Bertolt Brecht, "Flüchtlingsgespräche" -

Verzweifelt links

Dienstag, 18. Dezember 2012

oder Hier können Familien Kaffee kochen.

Oh Du lieber Augstein, weit hast Du es mittlerweile gebracht! Las ich doch letztens einen Deiner Texte, die Du bei Spiegel Online in den Server pflanzen läßt und den Du aus Gründen, die nur Du zu kennen vermagst, mit Im Zweifel links überschreibst. Mensch, war das mal wieder unausgegorener Quatsch! Ich habe mich über Dich sehr geärgert, wie ich das generell dieses Jahr oft tat. So verteiltest Du dereinst Lob für die Kanzlerin, dann neulich erst dieser Käse, man könne als Linker quasi nur Sozialdemokratie oder nichts wählen und noch was ist mir in Erinnerung. Letzteres habe ich jedoch vergessen, man kann sich den Mist, den Du zuweilen fabrizierst, nicht immer merken.

Warum ich mich daran machte, einen etwas zurückliegenden Eintrag von Dir zu lesen, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Eventuell Hoffnung, dass Du doch noch was von Dir wirfst, was so halbwegs versöhnlich wäre. Was ich dann las, stülpte mir nahezu die Schlappen über die Knöchel.

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Hessens Konservative haben 'nen Schatten

Montag, 17. Dezember 2012

Komm aus Deiner linken Ecke, ruft ein Werbeplakat der hessischen Konservativen dem Betrachter zu. Wir sehen eine gelockte Frau, sie trägt grüne Boxhandschuhe, sie will denen, die aus der linken Ecke kommen, scheinbar eine verpassen. Die Handschuhe mögen grün sein, weil das zum Blümchen passt oder aber einfach nur, weil man damit verdeutlichen will, dass die hessischen Christdemokraten ökologisch aufgestellt sind. Wie McDonalds, das nun auch häufig mit grün unterlegtem Logo wirbt, unterfüttert sich das Schwarze grünlich. Der grüne Daumen ist hier zu einem Paar grüne Fäuste mutiert. Sie warten auf die, die aus der linken Ecke kommen. Dialog ist nicht geplant, Hiebe vermutlich schon. Wer aus der linken Ecke kommt, darf keine Gnade erwarten. Aufgetischt wird zudem, dass die in der linken Ecke feige sind, denn man muss sie herausfordern, in den Ring bitten. Von alleine kommen sie ja nicht heraus.

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Ermordete Kinder

Samstag, 15. Dezember 2012

Zwanzig durch Schusswaffe ermordete Kinder sind eine Tragödie. Es fällt schwer, sich tote Kinderleiber vorzustellen. Es scheint so unwirklich. Trost mag es für die Eltern keinen geben. Und ob sie das Trauma aus diesem Verlust je überwinden können, scheint doch sehr fraglich. Verdrängen vielleicht. Auch das wäre dann schon ein modus vivendi.

Dass man sachlich darüber berichtet wäre der journalistische Idealfall. Leider geschieht das gerade nicht. Die üblichen Medien des Boulevard überströmen ihre Leser und Zuseher mit Seelenkitsch, lassen sie ihn Tränenmeere ertrinken. Selbst sich selbst seriös schimpfende Vertreter der journalistischen Zunft sind nun larmoyant, neigen zur Rührseligkeit und betonen die Unfassbarkeit, dass da so viele Kinder aus ihrem Leben und Lachen gerissen wurden. Und alle, ausnahmslos alle, widmen sich des heulenden US-Präsidenten.

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Nur der Chronist polemischer Weiten

Freitag, 14. Dezember 2012

Nee, das sei nichts für ihn, hat er mir gesagt. Er hat halt mitbekommen, dass ich schreibe. Hier bei ad sinistram, manchmal auch für das Neue Deutschland. Er wollte wissen, ob er da was lesen dürfe. Schau halt rein!, antwortete ich, ihn den Namen a-d-s-i-n-i-s-t-r-a-m buchstabierend. Mache er, meinte er. Und dann hat er es wohl getan und gesagt, Nee, das ist nichts für mich. Ich wollte wissen wieso. Zu polemisch, sagte er. Zu links und zu polemisch. Nichts anderes hatte ich erwartet, der Typ ist so konservativ im schlechtesten Sinne des Wortes, dass er sich nur zwei rechte Schuhe kauft, um ja keinen linken anziehen zu müssen.

Polemisch? Oh Mann, der verwechselt da was, bringt was durcheinander. Nicht ich bin polemisch. Die Welt, wie sie sich mir präsentiert ist es. Sie ist Realpolemik. Bedient sich polemischer Mittel wie Sarkasmus oder Übertreibung. Was kann ich denn dafür, über etwas schreiben zu müssen, das so ist, wie es ist? Und sollte ich doch polemisch sein hie und da, dann ist es a) nicht gekünstelt, sondern die Wirklichkeit abbildend, b) nichts als die Wahrheit, wie sie sich darstellt und c) nicht Ursache, sondern nur die Folge aus dem Destillat der real existierenden Ereignisse.

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Sit venia verbo

Donnerstag, 13. Dezember 2012

"Was wären wir ohne Waffen? Gäbe es Friedensmissionen, wenn wir unsere Waffen nicht lieferten? Was, wenn wir Waffen den Radikalen dieser Welt - den anderen Radikalen neben uns! - nicht zustellen würden? Nicht auszudenken! Dann würden wir nach Afghanistan einmarschieren, in den Irak stürmen und würden keine Gegenwehr erleben - jedem wäre dann sichtbar, dass es sich um bloße Okkupation, um geostrategische, niederste Instinkte handelte. Keiner würde an Friedensmissionen glauben, weil nach dem Angriffskrieg bereits Stille, so was wie Frieden herrschte. Verdammt, wir müssen Waffen exportieren, damit der Frieden dort erzwungen, erbombt, erschossen werden kann. Friedensmissionen brauchen Waffen, damit sie sich nicht zur ungeschlachten, für jeden erkennbaren Besatzung wandeln. Erst wenn ein Widersacher bombt und knallt, kann der Frieden zum Motiv werden, kann man Friedensmissionen ins Leben rufen, die der Geschäftemacherei im besetzten Gebiet ein wenig Frieden sichern."
- Roberto J. De Lapuente, "Auf die faule Haut: Skizzen & Essays" -

Alle Schwarzen im Verdacht

oder Rasterfahndung selbst als Light-Version grandios gescheitert.

Es kann doch nicht so schwer sein, diesen "Bombenleger" zu finden! Man ergreift einfach alle Schwarzen, deren man habhaft werden kann, überprüft deren Alibi - einem aus dieser Brut wird man schon was anhängen können. Das jedenfalls scheint die Vorgehensweise der Kölner Polizei zu sein. Nachdem man mit Hilfe eines Zeugen ein Phantombild erstellte und dieses einen dunkelhäutigen Tatverdächtigen ergab, ergriff man auch just zwei Schwarze und glaubte den Fall aufgeklärt zu haben. Nach einigen Stunden waren die beiden Männer allerdings wieder auf freien Fuß. Ihnen konnte nichts nachgewiesen werden.

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Und der legale Flügel des Rechtsextremismus?

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Jetzt wagen sie wahrscheinlich den Schritt, wollen den parteilich organisierten Rassismus und Chauvinismus einschränken und ausdünnen. Problematisch ist dabei lediglich, dass beides nicht einzig und alleine in der NPD organisiert ist. Auch in anderen Parteien gedeiht rassistischer Unsinn und Nationaldünkel.

Und die Rechtsextremen, die nicht in der NPD organisiert sind?

Es ist aller Ehren wert, dass man der NPD die Legalität entziehen möchte. Es darf nicht legal sein, die Ausweisung von Menschen zu fordern. Und es darf nicht legal sein, ausländische Menschen als Schmarotzer am deutschen Wohlstand zu diffamieren und sie so der Lächerlichkeit preis zu geben. Haken an der Sache ist, dass das nicht nur in der NPD Weltbild ist. Man nehme nur mal die Sozialdemokratie, die Leute wie Sarrazin und Buschkowsky in ihren Reihen gedeihen läßt, das ganze dann aber unter dem Label der Meinungsfreiheit subsumiert. Und dann ist da natürlich noch die CSU, die den europäischen Süden zur mediterranen Bummelzone zusammenschiss, die die dort um sich greifenden Effekte der Krise mit der phlegmatischen Bequemlichkeit und Arbeitsscheue der Menschen dort erklärte. In der CDU ist man indessen stolz darauf, dass Europa wieder mal in Deutschland aufgehe. Und die FDP strampelt sich an anderen Erscheinungen des Faschismus ab, weniger am Nationalismus oder Rassismus. Sie lehrt von Ballastexistenzen, von unnützen Essern, von der Unterstützung falscher Personen und reduziert Gesellschaft auf die Funktionalität des jeweiligen Bürgers im Produktionsablauf. Sie sagt es nur nicht immer in diesem Jargon.

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Einverstanden mit Ruinen

Dienstag, 11. Dezember 2012

Wie hat man doch die Inszenierung der DDR-Eliten immer belächelt. War da die Nomenklatura versammelt, war es das reinste Geklatsche und Gewinke. Feierlichkeit lag in der Luft, einstudiertes Sendungsbewusstsein wurde abgehalten, Loblieder angestimmt. Nichts konnte die Festlichkeit trüben, alles war im Butter, die politischen Ziele schon jetzt oder bald erreicht, man war auf einem guten Weg, Es entwickelt sich, Genossen! Wie hat man doch diesen allgemeinen Zustand von Zufriedenheit belächelt. Keine schlechten Nachrichten, nur Erfolgsmeldungen. Man fand es komisch, wie da alte Kader mit jungen Wilden um Linientreue wetteiferten, sich mit Vorwärts immer, rückwärts nimmer!-Deklamationen überboten. Die Lächerlichkeit der Inszenierung, der ungelenke Pathos, die schrille Farbenpracht, lächelnde Menschen überall, die überbetonte Weihe des Augenblicks waren historische, ja gar historisch-materialistische Meisterwerke des Kitsches. Rückblickend kann man darüber nur lächeln. Damals mag es erbost haben.

Letzte Woche fand der Bundesparteitag der CDU statt.

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De auditu

Montag, 10. Dezember 2012

Kürzlich las und lauschte man von einem Mann in Indien, der zum Tode verurteilt wurde, weil er einen Bombenanschlag verübte, bei dem Menschen zu Tode kamen. Der Orginalton lautete: ... weil er unschuldige Menschen in den Tod riss. Oder andernorts: ... weil er unschuldige Menschen tötete. Der Verurteilte war ein Attentäter der Anschläge von Mumbai, die im Jahr 2008 laut Angaben indischer Behörden 174 Menschen das Leben kosteten. Ein Überlebender der Anschläge läßt sich im selben Wortlaut zitieren: "Wir senden eine klare Botschaft an alle Terroristen, dass sie nicht davonkommen werden, wenn sie in Indien unschuldige Menschen töten." Zynisch könnte man nun fragen, ob das Töten von Menschen in Indien kein Problem darstelle, solange man keine unschuldigen Menschen trifft.

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Um sie – und nur um sie - muss sich Politik kümmern...

Sonntag, 9. Dezember 2012

Die Genossen sind eine kritische Masse. Das glauben sie jedenfalls selbst von sich. Man hat nicht erwartet, dass der Freund kostenintensiven Weines scheitern würde. Dass es aber dann 93 Prozent würden, konnte man ja nicht ahnen. Was haben sie noch gewettert, ausgerechnet dieser Mann, dieser Bossegenosse, dieser Honorist und Agendist, dieser Pekingese des Schröder und des Müntefering. Tja, da dachte man noch, sie machen es sich schwer mit diesem Mann, der von der Parteispitze vorschlagend beschlossen wurde.

Vielleicht haben sie es sich ja auch schwer gemacht. Wer weiß schon etwas über die Gemütslage der Genossen? Gut möglich, dass sie innerlich zerrüttet sind, dass sie mit schwerfälligem Gewissen mit Ja votierten. Da hat der kleine Leib- und Magenkoalitionspartner bereits abgefärbt. Die Realos, früher auch Grüne genannt, haben sich irgendwann mal den hübschen rhetorischen Gewissensbiss und -kniff ausgedacht, der da heißt "mit Bauchschmerzen". Der geht so: Kriegseinsatz? Ja, aber mit Bauchschmerzen! Sozialabbau? Eigentlich wollen wir nicht, aber mit Bauchschmerzen: Ja! Wer sagt denn, dass der Mann nicht einfach nur ein Bauchschmerzkandidat ist? Vielleicht waren es Bauchschmerzen, die das fulminante Ja für ihn ermöglichten. Hoffentlich handelte es sich bei diesem Bauchweh nicht um sich ankündigenden Stuhlgang. Dann wäre der Kerl ja aus falschen Motiven Kandidat.

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Anarchismus oder Der beste aller möglichen Staaten

Freitag, 7. Dezember 2012

Was ist denn aus Ihnen geworden, Mensch?, fragte mich der Kerl. Ich wusste nicht, was er meint, aber er war schnell, legte gleich nach, ohne auf Antwort oder Gegenfrage meinerseits zu warten. Früher haben Sie immer mal geschrieben, Sie seien Anarchist. Und nun sprechen Sie so oft vom Staat. Er hat mich ertappt, dachte ich mir. Ich wollte mich fast aus meiner Lethargie bewegen und antworten, da monologisierte der Kerl weiter drauflos, was mir wiederum zupass kam. Jetzt schafft der Neoliberalismus mal Konzepte, in denen der Staat endlich in Rückzug geraten soll und Sie wirken nicht mit. Mir verging es gleich komplett, ich hatte keine Lust mehr, ihm zu antworten. Ich gebe auch zu, dass er es nicht ganz so sagte, Neoliberalismus verwendete er in seinem Satz überhaupt nicht. Neoliberale sagen nie Neoliberalismus. Sie gehören offenbar einem Geheimorden an, der so geheim ist, dass er nicht mal genannt werden darf. Konfrontiert man sie mit dem Begriff, dem Konzept, mit seinen Unsitten, dann leugnen sie lautstark seine Existenz.

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Lustig, lustig, traleralera!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Nikolaustag. Manchmal habe ich den Eindruck, seitdem man die Mentalität Südeuropas zum Auslöser der Krise auserkoren hat, ist so gut wie jeden Tag Nikolaustag. Keiner, an dem rauschige Bärte, cocacolarote Roben und fette Bäuche vorstellig werden. Einer, bei dem eine zeitgemäße Interpretation des Nikolo, frei von Runzeln, frei von altbackener Schwerfälligkeit, molestiert. Im Geschäftsanzug gerafft, schön glatt rasiert und gescheitelt, liest er nicht aus einem güldenen Buch Sünden heraus, sondern spricht leger aus dem Stehgreif. Das ist moderner. Und die müßiggängerische Eintagespräsenz per annum reicht auch nicht mehr in Zeiten, da Flexibilität und Erreichbarkeit Primärtugenden sind. Bald ist Nik'lausabend da, kann man mehrmals im Jahr singen. Und es ist nicht nur der Abend alleine für ihn reserviert. Er stapft in Talkshows, schreibt in Gazetten, ist immer als Nikolaus präsent, der keine Geschenke zu verteilen hat, wohl aber Vorwürfe, Vorurteile und den drohenden Finger.

... Nik'laus ist ein guter Mann ...

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Der Sender gibt es und der Sender nimmt es

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Vor einigen Tagen half RTL wieder Kindern in Not. Spendenmarathon nennt sich das alljährliche Erflehen einiger Euro zur Verbesserung der Welt. Vielen Kindern in Deutschland und der ganzen Welt soll nun mit 8,8 Millionen Euro nachhaltig geholfen werden können. Es ist schon erstaunlich, wie dieser Sender von Bertelsmanns Gnaden erst nimmt, um dann als engagierter Geber moralisch punkten zu können.

Sind denn nicht auch stets Kinder Opfer des üblichen durchboulevardisierten Programms, das RTL rund um die Uhr so bietet? Dieser Sender war und ist wie kein anderer daran beteiligt, das Narrativ des faulen Sozialschmarotzers zu begründen. Er war der Broadcast-Flügel einer Kampagne, die alle Medien erfasste. Was Springer-Gazetten im Print-Sektor betrieben, bannte RTL vor die Kamera. Noch heute ist das so. Der Sender zeigt in einem wahnwitzigen Hype an Doku-Konzepten, wie sich das Leben in Hartz IV-Familien gestaltet. Um zu wenig Geld oder soziale Ausgrenzung geht es dabei nie - dafür um die Drückebergerei, um Blödheit und Unfähigkeit. Der Ableger RTL II führt indessen Familien aus der Unterschicht vor, die ihre Mütter tauschen. Dabei zeigt man dem Zuseher ein Leben im Dreck und arbeitsfreier Sorglosigkeit. Und bis vor einem Jahr schickte man beispielsweise Familien aus unteren Schichten eine Erziehungshilfe und zeigte hippelige, fettige und rotzfreche Kinder am Rande oder im Zentrum einer Bedarfsgemeinschaft. Immer sind da also auch Kinder im Spiel.

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