Verlockendes Alter
Dienstag, 26. April 2011
Wir werden immer älter und das bei relativer Gesundheit, berichtet die Frankfurter Allgemeine mit ungestümen optimistischem Temperament. Hierzu zieht sie Statistiken heran, die von Altersexperten, Biologen und Medizinern, ausgewertet, wenn nicht sogar erstellt wurden. Das Alter, wie es dem Leser hier schmackhaft gemacht wird, es scheint wenig fürchterlich, wenig kränklich zu sein. Geschenkte Jahre seien es, erweiterbar bis auf mindestens 125 Lebensjahre - wenn nicht gar ohne Grenzen, denn die biologische Lebensgrenze "könnte theoretisch endlos wachsen", wie die FAZ den Altersforscher Vaupel zu zitieren weiß.
Die Debatte, so heißt es weiter, würde von negativen Schlagzeilen über das Alter beherrscht. Alles was im Alter an Zipperlein und wirklichen Leiden auftritt, wird damit einem Aufwisch verharmlost oder umgedeutet. Pflegebedürftigkeit sei zwar heute häufiger, aber letztlich dürfe man keinen kausalen Zusammenhang zwischen Alter und Krankheit oder Pflege herstellen. Warum man das nicht dürfe, diese Antwort bleibt man schuldig, stattdessen ein Schwenk auf das Gegenteil: "Die alternde Gesellschaft wird immer gesünder..." Wenig über die Leiden der Alten, die man zuweilen kennt. Wenig über Demenz und körperliche Gebrechen; wenig darüber, dass Alte in der ökonomisierten Leistungsgesellschaft ins Grübeln verfallen, ob sie denn überhaupt noch einen Wert darstellen.
Natürlich gibt es viele Senioren, die noch gesund und kräftig ihren Alltag stemmen. Endlich hätten sie die Zeit, sagen solche beim Eintritt in die Rente, um ihren Hobbies zu frönen. Sie wirken agil, manchmal auch geistig flott - wahre Werbeikonen für das Alter; wer solche Senioren sieht, der möchte am Alter partizipieren, der will schnell und unkompliziert alt werden. Nur selten wird jedoch die Frage gestellt: was waren diese zackigen Alten einst? Was taten sie? Worum sorgten sie sich? Sorgten sie sich überhaupt viel? Oder waren sie sorgenlos? Ob diese Sorte Senior jemals an einem Fließband schraubte? Viel in gebückter Haltung arbeitete? Waren sie Schlosser, Kanalarbeiter oder Leihfaktotum? Machte sie die monatliche allzumonatliche Angst mürbe, das eingestrichene Salär reiche nicht zum Leben aus? Erholten sie sich jährlich in teuren Urlauben oder gab es Urlaub nur in Dekadenzyklen? Schmerzen die antiken Hüften nur etwa deshalb nicht, weil sie nie beruflich beansprucht wurden?
Was die Frankfurter Allgemeine gekonnt versteckt ist, dass die Fassade vom gesunden Alter, nicht auf jede Gesellschaftsschicht anzuwenden ist. Diese "geschenkten Jahre" manifestieren sich bei solchen, die zeit ihres Lebens relativ ohne Not und Sorgen auskamen, die einen Beruf ausübten, der wenig körperliche Beanspruchung abverlangte, die zu denen gehörten, die das Leben einigermaßen passabel belohnte. Wer einst blöde schraubte und bohrte, immer schraubte und bohrte, bis zur Erschöpfung nur schraubte und bohrte, nie geistige Emsigkeit übte, der kriegt keine Jahre geschenkt. Bauarbeiter und Fließbandhörige, erwerbstätige Alleinerziehende und trotz Krankheit Schuftende kommen in den Genuss dieses Geschenkes eher selten - sie altern schon, wenn sie noch im Berufsleben sind, werden Greise am Arbeitsplatz und dämmern nicht selten schon vor dem Ruhestand dahin. Dazu kommt, dass man solchen Menschen durch das allgemeingültige Ethos, wonach Arbeit in etwa Ehre und Anstand bedeute, auch noch ein schlechtes Gewissen einimpft.
Man müsste schon säuberlich unterscheiden, woher der statistische Aufwind stammt. Ist er allumfassend oder durch die Segnungen der beruflichen Crème de la Crème entstanden? Ist der senile und gebrechliche Rentner ein Auslaufmodell oder doch nur der Herbst des Lebens einiger Glückspilze? In jedem Falle aber ist der flotte Übersiebziger, den die Frankfurter Allgemeine da thematisiert, das Wunschbild derer, die das Renteneintrittsalter nochmals heraufsetzen wollen. Nicht für die Crème de la Crème alleine natürlich, auch für Maurer und Asphaltierer - allgemeinverbindlich, zwecks Gerechtigkeit und so. Das "verlockende Alter", das zuweilen die Schlagzeilen ziert, es wird stets mit der Option verquickt, irgendwann (und hoffentlich sehr bald) zu längerer Lebensarbeitszeit zu führen. Der emsige Rentner ist eine Schande, liest man heraus; gesunde Rentner, die sich ihres Lebens erfreuen, das ist ein Affront. Der flotte Rentner soll deshalb zum flotten Alten werden, der noch flottflott werkelt. Und das nicht nur als Anwalt oder Ingenieur, sondern auch als Anstreicher und Installateur! Statt Lebensqualität für alle Alten zu erfüllen, doch lieber mehr Arbeit und Mehrarbeit für alle, auf das auch jene Rentner aus besseren sozialen Schichten nicht mehr zu gesund die Werktätigen brüskieren!
Fast so, als würde man denen, die potenziell von Gebrechlichkeit und Ausgezehrtheit bedroht sind zurufen wollen, dass sie sich ihren Jammer nur einbilden, denn statistisch und durchschnittlich gesehen, geht es ihnen besser denn je. Kann schon sein, dass ein Maurer von 1970 und einer von 2011 unter gleichen Symptomen leiden, was aber nichts heißen muß, denn im Durchschnitt steht der heutige Maurer besser da. Und weil dem so ist, soll auch die Rente angepasst werden - weil dem so ist, kann man auch länger buckeln. All das natürlich, während man das Gesundheitssystem aushöhlt, ihm allerlei Erholungs- und Regenerationsprogramme aus dem Katalog streicht. Warum denn auch nicht, denn obwohl seit Jahren die Gesetzliche Krankenversicherung verstümmelt wird, scheint der Senior an sich ja gesünder und leistungsfähiger zu werden - dass der privat versichert war und ist, dass er sich vielerlei Erholungsmaßnahmen selbst finanzieren konnte, darüber Schweigen, denn das passt nicht ins Konzept fröhlichen Alters und fröhlicher hoher Lebensarbeitszeiten. Der Greis auf dem Hochglanzpapier der Altersforschung lächelt, das ist die Hauptsache. In welcher gesellschaftlichen Schicht er lächeln lernte, das soll uns, die wir ans sorgenlose Alter glauben sollen, nicht weiter scheren...
Die Debatte, so heißt es weiter, würde von negativen Schlagzeilen über das Alter beherrscht. Alles was im Alter an Zipperlein und wirklichen Leiden auftritt, wird damit einem Aufwisch verharmlost oder umgedeutet. Pflegebedürftigkeit sei zwar heute häufiger, aber letztlich dürfe man keinen kausalen Zusammenhang zwischen Alter und Krankheit oder Pflege herstellen. Warum man das nicht dürfe, diese Antwort bleibt man schuldig, stattdessen ein Schwenk auf das Gegenteil: "Die alternde Gesellschaft wird immer gesünder..." Wenig über die Leiden der Alten, die man zuweilen kennt. Wenig über Demenz und körperliche Gebrechen; wenig darüber, dass Alte in der ökonomisierten Leistungsgesellschaft ins Grübeln verfallen, ob sie denn überhaupt noch einen Wert darstellen.
Natürlich gibt es viele Senioren, die noch gesund und kräftig ihren Alltag stemmen. Endlich hätten sie die Zeit, sagen solche beim Eintritt in die Rente, um ihren Hobbies zu frönen. Sie wirken agil, manchmal auch geistig flott - wahre Werbeikonen für das Alter; wer solche Senioren sieht, der möchte am Alter partizipieren, der will schnell und unkompliziert alt werden. Nur selten wird jedoch die Frage gestellt: was waren diese zackigen Alten einst? Was taten sie? Worum sorgten sie sich? Sorgten sie sich überhaupt viel? Oder waren sie sorgenlos? Ob diese Sorte Senior jemals an einem Fließband schraubte? Viel in gebückter Haltung arbeitete? Waren sie Schlosser, Kanalarbeiter oder Leihfaktotum? Machte sie die monatliche allzumonatliche Angst mürbe, das eingestrichene Salär reiche nicht zum Leben aus? Erholten sie sich jährlich in teuren Urlauben oder gab es Urlaub nur in Dekadenzyklen? Schmerzen die antiken Hüften nur etwa deshalb nicht, weil sie nie beruflich beansprucht wurden?
Was die Frankfurter Allgemeine gekonnt versteckt ist, dass die Fassade vom gesunden Alter, nicht auf jede Gesellschaftsschicht anzuwenden ist. Diese "geschenkten Jahre" manifestieren sich bei solchen, die zeit ihres Lebens relativ ohne Not und Sorgen auskamen, die einen Beruf ausübten, der wenig körperliche Beanspruchung abverlangte, die zu denen gehörten, die das Leben einigermaßen passabel belohnte. Wer einst blöde schraubte und bohrte, immer schraubte und bohrte, bis zur Erschöpfung nur schraubte und bohrte, nie geistige Emsigkeit übte, der kriegt keine Jahre geschenkt. Bauarbeiter und Fließbandhörige, erwerbstätige Alleinerziehende und trotz Krankheit Schuftende kommen in den Genuss dieses Geschenkes eher selten - sie altern schon, wenn sie noch im Berufsleben sind, werden Greise am Arbeitsplatz und dämmern nicht selten schon vor dem Ruhestand dahin. Dazu kommt, dass man solchen Menschen durch das allgemeingültige Ethos, wonach Arbeit in etwa Ehre und Anstand bedeute, auch noch ein schlechtes Gewissen einimpft.
Man müsste schon säuberlich unterscheiden, woher der statistische Aufwind stammt. Ist er allumfassend oder durch die Segnungen der beruflichen Crème de la Crème entstanden? Ist der senile und gebrechliche Rentner ein Auslaufmodell oder doch nur der Herbst des Lebens einiger Glückspilze? In jedem Falle aber ist der flotte Übersiebziger, den die Frankfurter Allgemeine da thematisiert, das Wunschbild derer, die das Renteneintrittsalter nochmals heraufsetzen wollen. Nicht für die Crème de la Crème alleine natürlich, auch für Maurer und Asphaltierer - allgemeinverbindlich, zwecks Gerechtigkeit und so. Das "verlockende Alter", das zuweilen die Schlagzeilen ziert, es wird stets mit der Option verquickt, irgendwann (und hoffentlich sehr bald) zu längerer Lebensarbeitszeit zu führen. Der emsige Rentner ist eine Schande, liest man heraus; gesunde Rentner, die sich ihres Lebens erfreuen, das ist ein Affront. Der flotte Rentner soll deshalb zum flotten Alten werden, der noch flottflott werkelt. Und das nicht nur als Anwalt oder Ingenieur, sondern auch als Anstreicher und Installateur! Statt Lebensqualität für alle Alten zu erfüllen, doch lieber mehr Arbeit und Mehrarbeit für alle, auf das auch jene Rentner aus besseren sozialen Schichten nicht mehr zu gesund die Werktätigen brüskieren!
Fast so, als würde man denen, die potenziell von Gebrechlichkeit und Ausgezehrtheit bedroht sind zurufen wollen, dass sie sich ihren Jammer nur einbilden, denn statistisch und durchschnittlich gesehen, geht es ihnen besser denn je. Kann schon sein, dass ein Maurer von 1970 und einer von 2011 unter gleichen Symptomen leiden, was aber nichts heißen muß, denn im Durchschnitt steht der heutige Maurer besser da. Und weil dem so ist, soll auch die Rente angepasst werden - weil dem so ist, kann man auch länger buckeln. All das natürlich, während man das Gesundheitssystem aushöhlt, ihm allerlei Erholungs- und Regenerationsprogramme aus dem Katalog streicht. Warum denn auch nicht, denn obwohl seit Jahren die Gesetzliche Krankenversicherung verstümmelt wird, scheint der Senior an sich ja gesünder und leistungsfähiger zu werden - dass der privat versichert war und ist, dass er sich vielerlei Erholungsmaßnahmen selbst finanzieren konnte, darüber Schweigen, denn das passt nicht ins Konzept fröhlichen Alters und fröhlicher hoher Lebensarbeitszeiten. Der Greis auf dem Hochglanzpapier der Altersforschung lächelt, das ist die Hauptsache. In welcher gesellschaftlichen Schicht er lächeln lernte, das soll uns, die wir ans sorgenlose Alter glauben sollen, nicht weiter scheren...
8 Kommentare:
Das Armut nicht gerade rüstig macht, das steht auch hier:
http://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=&p_aid=&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=13357
Wie verlief denn die Debatte in Dänemark? Da wurde das Renteneintrittsalter auf 74 gehoben. Und das in einem der dem Sozialismus ja traditionell etwas näherstehenden skandinavischen Ländern (mit hoher Staatsquote).
Wie hoch ist das Eintrittsalter noch gleich bei uns im Vergleich?
Wieder einmal völlig auf den Punkt gebracht, lieber Roberto J. de Lapuente.
Arbeiten bis ins Grab, dass ist der feuchte Traum der Marktradikalen weltweit - natürlich nicht für sich selbst, sondern nur für die von dieser Ideologie Abhängigen.
Ähnlichkeiten zur Biosprit-Umsetzung garantiert, um mal abzuschweifen - Auch dort heißt es ja, dass jeder mit E 10 fahren soll, nur man selbst fährt damit eben nicht - der gute Pkw könnte ja einen Motorschaden erleiden. Bei den - zynisch ausgedrückt - Prolls ist das ja egal. Ähnlich sieht es eben mit der Rente aus, die einen arbeiten bis zur Frührente mit 30 Jahren (z.B. Kampfpiloten, Fußballspieler und Börsenbroker), die anderen bis ins Grab - und da ist es kein Wunder, dass uns gerade die Wirtschaftsbonzen jeden Tag vorpredigen - Arbeitet bis zum Umfallen, damit wir wieder "Exportweltmeister" werden, und zwar am besten so, dass ich gleich ins Grab fallt, wenn ihr umfallt, ihr "Prolls".
Zynische Grüße
Bernie
PS: Die sprichwörtliche Betriebsblindheit der heutigen, und zukünftigen, "Prolls" erlebe ich ja alltäglich im Real Life. Man will es einfach nicht wahr haben, nicht einmal nach der Neuen Weltwirtschaftskrise ab 2008, dass Marktradikale so drauf sind wie die drauf sind - Unmenschen vom Schlage eines Stalin, nur mit kapitalistischem statt sozialistischem Vorzeichen, und nicht so direkt, eher indirekt, bei der Menschenvernichtung.
Wieder einmal voll ins Schwarze getroffen! Das mit dem Hintergedanken der Heraufsetzung des Renteneintrittsalters, bei all der Propaganda über die ach so rüstigen Alten, sehe ich genauso.
Dabei sind all die Prognosen über die immer weiter steigende Lebenserwartung in der Zukunft nichts weiter als Kaffeesatzleserei - im besten Falle. Wahrscheinlich ist es sogar wieder einmal eine gezielte Verdummung der Massen.
Die derzeitigen Rentner und Pensionäre sind unter ganz anderen Bedingungen aufgewachsen als es die heutigen Kinder und Jugendlichen tun. Die Menschen, die jetzt Rente beziehen, haben die meiste Zeit ihres Lebens in sozial stabilen Verhältnissen und in einer (gemessen an heutigen Zuständen) entschleunigten Welt gelebt. Der (Arbeits)Alltag lief gemächlicher ab, das Essen war noch nicht so sehr mit Chemie versaut wie heute, das Gesundheitssystem konnte noch als solches bezeichnet werden und Bewegung an der frischen Luft war für die meisten Menschen keine Seltenheit (anders als heute).
Man darf davon ausgehen, daß die statistische Lebenserwartung in den kommenden Jahrzehnten wieder sinken wird, wenn all die HartzIV-, Niedriglohn- und Leiharbeitsexistenzen "sozialverträglich frühableben" werden. Von den momentan fettleibigen Kindern und Jugendlichen ganz zu schweigen. Die paar Vorzeigealten aus 'gutem Hause' werden da nicht mehr ausreichen, die Statistik aufzuhübschen.
Das mit dem länger Arbeiten ist doch auch nur ein Schönreden der wahren Absichten: Es geht nicht darum, sondern um das spätere Rente-Bekommen. Ansonsten werden Leute schon ab 40 als zu alt abgefertigt. Für viele wäre es schon ein Fortschritt, überhaupt bis 65 arbeiten zu dürfen.
zu Anonym 26.4., 14:40
Keine Taschenspielertricks, bitte, sondern: lesen können, hilft immer.
1. In Dänemark beträgt das Rentenalter 65, bei Zusatzrenten 67Jahre
2. was es gibt, ist ein Reformplan des Ministerpräsidenten Rasmussen, der von 2030 an das Renteneintrittsalter an die durchschnittliche Lebenserwartung koppeln will, was unter Umständen dazu führen könnte, dass es erst ab 70 Rente geben könnte.
und
3. dieser sogenannte "Reformplan" findet im Parlament bislang nicht die Spur einer Mehrheit
In diesem Blog findest Du kaum jemanden, der noch auf die Lügenmärchen der privaten Rentenversicherungskonzerne und ihre gefakten Rechntricks herienfällt. Also spar Dir lieber die Mühe.
Leider treffen Sie mit Ihrer Beschreibung die Situation sehr genau, was die Unterschiede zwischen Berufen und Sozialklassen angeht, wie man nicht zuletzt aus der Arbeitsmedizin weiß. Schönreden der Situation für das Alter ist generell trotz der positiven Entwicklungen unsinnig, wenn man alleine nur die erwartete Zunahme der Pflegefälle wegen Demenz anschaut. Die FAZ bedient nur eine bestimmte Leserschicht, die sicher darüber hinaus in der Lage ist, aus ihrem eigenen Lebensumfeld die nicht passenden Fälle auszublenden. Dazu gehört auch das prolongierte elende Dahinsiechen und Zugrundegehen. Das maximale Alter, das Herr Vaupel erwähnt, ist keineswegs das für die Masse erreichbare, durchschnittliche Alter. Auch ist es in der Wissenschaft umstritten, ob das Leben eines höheren Organismus unbegrenzt verlängerbar ist. Dagegen sprechen sehr gute Argumente, denn biologisches Altern beruht auf einer Vielzahl paralleler Mechanismen, die man allesamt blocken müsste, und das scheint kein erreichbares Ziel (spöttisch könnte man sagen, wenn es erreicht würde, wäre dies nicht mit dem Leben vereinbar). Alleine schon die relativ hohe Körpertemperatur des Menschen geht mit einer erhöhten internen chemischen Schädigungsrate einher, deshalb sind Daten von Schildkröten usw. nicht übertragbar.
So sehr ich dem Tenor des Beitrags zustimme, so wenig sehe ich in der undifferenzierten Verteidigung eines möglichst niedrigen Rentenalters eine sinnvolle Option.
Schließlich zeigt auch der Artikel, wie unterschiedlich Altern sein kann. ANGEMESSEN wäre nur ein System, das dem Individuum gerecht wird: wer hart körperlich gearbeitet hat, darf früher aussteigen (sollte aber auch die Option auf eine Umschulung/Weiterbildung bekommen).
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