Segnungen des Thatcherismus

Freitag, 29. April 2011

Heute zahlt sich der Thatcherismus, der in späteren Jahren New Labour gerufen wurde, vollends aus. Heute, an diesem Freitag, da das britische Königshaus Hof hält, sind die Einschaltquoten gesichert - strenge Sparprogramme, eine Rahmenstellung, die drastischen Stellenabbau förderte und Privatisierungen haben es ermöglicht, dass vormals erwerbstätiges Personal nun Schranzen und Höflinge begaffen darf. Das spart Urlaubsanträge, man ist ja sowieso schon daheim. Britischer Aussortierter, endlich fährst du die Dividende für deinen Leidensweg ein. Wo der brave blue-collar worker malocht oder britisch-brav bereits in der Warteschlange zur Bahn steht, die heute dank Privatisierung und Aufsplitterung weniger, unsicherer und unzuverlässiger denn je fährt, da kannst du das Märchen von dem jungen Geheimratsecken-Prinzen und seiner Angebeteten bewundern...

Eine Bahn, britischer Aussortierter, für die du vielleicht einst gearbeitet hast, die dich nach der Privatisierung und dem Zerfall in viele kleine Duodezbahngesellschaften noch eine Weile für einige Notgroschen beschäftigte, bevor sie dich - weil ausreichend Bahnstrecken aus Rentabilitätsgründen geschlossen werden konnten! - heimschickten, dorthin, von wo du nun das Traumpaar Britannias bestaunen darfst. Möglich auch, dass du normalerweise um diese Uhrzeit Kinder unterrichtetest - damals, als Bildung auch für die Labour Party noch etwas war, was als eine Art Menschenrecht galt. Die freie Marktwirtschaft auch in den Klassenzimmern, sie hat dich zum Publikum für diesen Träger des Hosenbandordens - den übrigens, hier schließt sich der Graus, auch Baroness Thatcher verliehen bekam; (Blair trägt dergleichen Geschmeide noch nicht, obwohl er 1997 die Monarchie rettete, die arg schwächelte im zunächst abgelehnten Andenken an Diana!) - und seine baldige Prinzessin gemacht.

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Die Kommunikation des Terrors

Donnerstag, 28. April 2011

Mit Terroristen kann man nicht verhandeln, nicht reden - das steht gemeinhin fest. Und das stimmt auch. Sie sind nicht besonders beredt. Ein diplomatischer Plausch ist daher eigentlich generell ausgeschlossen. Mit Terroristen kann man nicht reden, gleichwohl der Terrorismus, frei von emotionaler Begutachtung, sehr wohl eine Kommunikationsstrategie darstellt.

Unterdrückte Gespräche auf gleicher Augenhöhe

Die westlichen Botschafter in der muslimischen Welt, überwiegend Kaufleute und Militärs, sind der Überzeugung, dass der Westen, der dort zu Gast ist, keinen Respekt vor den Anschauungen und Erwartungen der dortigen Menschen zu haben braucht - es ist das Autochthone, der Islam lax gesagt, der am Westen Orientierung finden solle. Tut er dies nicht, so ist er entweder altertümlich oder aber gar fundamentalistisch und demnach der fruchtbare Boden für Terrorismus. Aber es ist nicht das Beharren auf eigenen Standpunkten, die wir als westliche Bürger tatsächlich nicht immer verstehen, auch gar nicht verstehen müssen, was den Terrorismus beflügelt: es ist die westliche Arroganz, sich an Kompromissen und Gesprächen erst gar nicht aufhalten zu wollen.

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Sit venia verbo

Mittwoch, 27. April 2011

"Dem französischen Schriftsteller und Philosophen Albert Camus zufolge ist der Mensch das einzige Geschöpf, das sich weigern kann zu sein, was es ist. Das ist die Voraussetzung dafür, dass ein Mensch zum Rebellen wird. Er kann rebellieren gegen Unterdrückung und Not. Er kann rebellieren gegen ein Leben, das ihm sinnlos oder unwürdig erscheint. Immer wenn ein Mensch zum Rebellen wird, ist eine Grenze des Erträglichen überschritten. Er scheint zu sagen: Bisher konnte ich es noch ertragen, aber jetzt ist Schluss, ich werde mich wehren. An diesem Punkt wird auch deutlich, dass ein Rebell nicht nur immer und ausschließlich gegen etwas ist. Es ist ihm auch an etwas gelegen, das er schützen möchte, weil es ihm wertvoll ist. Wer Ungerechtigkeit anklagt, möchte Gerechtigkeit. Wer sich gegen Sinnlosigkeit wehrt, verlangt nach einem Sinn. Ohne es vielleicht zu wissen, ist jeder Rebell auf der Suche nach der Liebe, nach einer Moral oder etwas Heiligem. Er kennt also neben dem Nein immer auch ein Ja.
Diese zwei Seiten jeder Rebellion können auch zum Widerspruch werden, dann, wenn der Rebell in der Verneinung zu Mittel greift, die seine Prinzipien leugnen, etwa wenn er Gewalt mit Gewalt bekämpft oder Lüge mit Lüge. Nur „mittelmäßigen Herzen“, so Camus, falle es leicht, diesen Konflikt zu lösen. Für „hochgespannte Herzen“ sei dies ein „schreckliches Problem“, aus dem sie oft keinen Ausweg finden, auch wenn es sie in den eigenen Tod treibt."
- Alois Prinz, "Lieber wütend als traurig: Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof" -

Verlockendes Alter

Dienstag, 26. April 2011

Wir werden immer älter und das bei relativer Gesundheit, berichtet die Frankfurter Allgemeine mit ungestümen optimistischem Temperament. Hierzu zieht sie Statistiken heran, die von Altersexperten, Biologen und Medizinern, ausgewertet, wenn nicht sogar erstellt wurden. Das Alter, wie es dem Leser hier schmackhaft gemacht wird, es scheint wenig fürchterlich, wenig kränklich zu sein. Geschenkte Jahre seien es, erweiterbar bis auf mindestens 125 Lebensjahre - wenn nicht gar ohne Grenzen, denn die biologische Lebensgrenze "könnte theoretisch endlos wachsen", wie die FAZ den Altersforscher Vaupel zu zitieren weiß.

Die Debatte, so heißt es weiter, würde von negativen Schlagzeilen über das Alter beherrscht. Alles was im Alter an Zipperlein und wirklichen Leiden auftritt, wird damit einem Aufwisch verharmlost oder umgedeutet. Pflegebedürftigkeit sei zwar heute häufiger, aber letztlich dürfe man keinen kausalen Zusammenhang zwischen Alter und Krankheit oder Pflege herstellen. Warum man das nicht dürfe, diese Antwort bleibt man schuldig, stattdessen ein Schwenk auf das Gegenteil: "Die alternde Gesellschaft wird immer gesünder..." Wenig über die Leiden der Alten, die man zuweilen kennt. Wenig über Demenz und körperliche Gebrechen; wenig darüber, dass Alte in der ökonomisierten Leistungsgesellschaft ins Grübeln verfallen, ob sie denn überhaupt noch einen Wert darstellen.

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Nur folgerichtig

Montag, 25. April 2011

Man kann der deutschen Sozialdemokratie ja so einiges nachsagen. Dass sie aber nicht hartnäckig konsequent wäre, das kann man ihr nicht vorwerfen. Sie ist es! Selbst jetzt, in der Stunde ihres Verkümmerns und Siechens, bleibt sie ihrer Haltung treu. Einer Haltung, die aus schröderschen Geist und durch Münte geschweißt, die Partei, die Partei, die Partei gänzlich niederstreckte. Die Ehre, die letzte Ehre dieser Partei, die in jedem Landtag und im Bund sowieso, an Prozenten verliert, sie heißt Treue. Treue zu einem Weltbild, das ihr von wirtschaftlichen Interessen und deren Vertretern implantiert wurde - üb' immer Treu und Redlichkeit... bis in dein kühles Grab!

Nachdem man unter rot-grüner Domäne den Sozialstaat dahingehend modellierte, Lohnersatzleistungen und deren Bezieher rein nach ökonomischen Aspekten zu sortieren, sie einer strengeren Verwaltung und repressiveren Gesetzen zu unterwerfen... nachdem man Regelsätze einführte, die nach Warenkörben entworfen wurden, die, erstens, mit veralteten Preisen zusammengestellt und, zweitens, nochmals am Ende um zwanzig Prozent erleichtert wurden, Regelsätze also, von denen man kaum leben konnte... nachdem unter sozialdemokratischer Anleitung keine menschlichere Asylpolitik befürwortet oder gar umgesetzt wurde... nachdem auch zu Zeiten Schröders der Islam kriminalisiert und von Integration gesprochen wurde, grade so als sei hier jeder lebende Ausländer ein zu schleifender Fremdkörper im Volkskorpus... nachdem sich die rot-grüne Ära als eine der konservativsten und biedersten Episoden der bundesrepublikanischen Geschichte gestaltete hatte... nachdem diesem Land so viel Fremdenfeindliches und Klassistisches in rot-grünen und später schwarz-roten Tagen widerfuhr, da konnte die Entscheidung, den stammelnden Erfolgsautoren, der ausnahmsweise keinen quadratischen Schnauz, sondern einen in die Länge gezogenen trägt, nicht aus der Partei zu verbannen, gar nicht mehr überraschen.

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Schizophren

Freitag, 22. April 2011

Was wir erleben ist die energetische Schizophrenie eines Produktionssystems, wie sie gravierender nicht zum Vorschein kommen kann. Verhaltensmuster werden immer fühlbarer; Verhaltensmuster, die so absurd und schwachsinnig scheinen, dass sie geradewegs aus dem Gehirn eines Geisteskranken entstammen könnten.

Die Symptome der Schizophrenie

Wir unterstützen und betreiben geostrategische Kriege, sprechen von Demokratie, meinen aber Pipelines, erklären etwas von Menschenrechten, denken dabei aber an Konzerninteressen. Schon heute kostet die militärische Sicherung eines Barrel Erdöls mehr als ein Barrel Erdöl selbst. Würde man die militärischen Kosten auf den Literpreis Benzin umlegen, so gediehen die heutigen, stets steigenden, stets kritisierten Preise zu Schnäppchen. Der Verbraucher bezahlt diese Kosten jedoch nicht an der Zapfsäule selbst, er bezahlt sie durch steigende Militarisierungskosten, dadurch, dass als grausame Folge daraus ein Sparzwang erblüht, der zu Sozialstaatsabbau führt - die Vereinigten Staaten von Amerika, in denen die Militärkosten traditionell weitaus höher liegen, sind da, etwas zynisch gesagt, im großen Vorteil: sie kennen ohnehin keinen Sozialstaat nach europäischer Sitte, den man als Ausgleich abbauen könnte.

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Nomen non est omen

Donnerstag, 21. April 2011

Heute: "Unpolitisch"
"Angepasst, gleichgültig, konzeptlos, beliebig, unpolitisch, unsolidarisch – so sind die Studenten von heute. Dieses düstere Bild zeichnet die Studie der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz, die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums knapp 9000 Studenten befragte."
- Der Westen am 20. Februar 2009 -
Das Adjektiv "unpolitisch" bezeichnet eine vermeintliche Haltung und Einstellung, nach der man wenig bis gar nicht, an politischen Vorgängen, Geschichte, Parteien und Politikern interessiert sei. Der Unpolitische gibt sich undogmatisch, objektiv, hedonistisch, politikverdrossen, meinungs– und ideologiefrei. Er geht dem Thema Politik am liebsten aus dem Weg und glaubt, es könne ein Leben ohne Politik geben. Da das Wesen der Politik allumfassend ist und Bereiche wie Macht, Gesellschaftsordnung, Ökonomie, Gesetz, Ethik, Weltanschauung und vieles mehr betrifft, ist die Behauptung, man sei unpolitisch, Illusion und Selbstlüge.

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Ein aufrichtiges Anliegen

Dienstag, 19. April 2011

Natürlich trage ich zur Klärung der Situation bei. So wie ich es damals verlesen habe. Das war und ist mir ein aufrichtiges Anliegen. Ich darf Ihnen aus diesem Grunde heute Fakten reichen, meine Damen und Herren, die den Sachverhalt aufrichtig klären. Ferner dürften die gleich verlesenen Daten dazu beitragen, meine Person zu entlasten und die notwendige Reputation wiederherzustellen, die für ein verantwortungsvolles Amt im politischen Betrieb der Bundesrepublik Deutschland vorausgesetzt ist.

Mir wurde unterstellt, ich hätte beim Politologen V. abgeschrieben. Nach reiflicher genealogischen Sisyphusarbeit konnte geklärt werden, dass dessen Ururururururgroßvater mütterlicherseits von einem direkten Ahnen meinerseits unterstützt wurde. Er erhielt in jungen Jahren finanzielle Zuwendung zwecks Bildung - ein aufrichtiges Anliegen meines Urururururururgroßvaters! -, was es ihm ermöglichte, in einem Kontor eine Stelle als Schreiber zu besetzen. Dessen Sohn wurde gleichfalls Schreiber, der Enkel trat in dieselben Fußspuren. Im Laufe der Generationen verdingten sich die Vorfahren V.s als kaufmännische Angestellte und kamen so über Jahrzehnte zu einem hübschen bürgerlichen Wohlstand - V. selbst konnte nur aus diesem Grunde Politologie studieren. Meines Vorfahren Zuwendungen haben demnach tief in V.s heutige Existenz eingegriffen. Somit habe ich mitnichten abgeschrieben, sondern nur die Früchte geerntet, die mein Urahn gesät hatte.

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Von der Notwendigkeit der Faulheit

Montag, 18. April 2011

Eine Rezension von Markus Vollack. Erschienen am 13. April 2011 im ZG-Blog.

Roberto J. De Lapuente (ad sinistram) lag nun wieder monatelang auf der faulen Haut. Seine Bequemlichkeit zur Tugend erhoben, hat er uns ein neues Buch mit dem Titel "Auf die faule Haut" beschert. Ich muss gestehen, dass ich sein Erstling "Unzugehörig" als einen Tick spannender, runder und geschliffener empfunden habe. Dennoch ist sein zweites Werk durchaus empfehlens– und lesenswert. Eine durchweg verspielte Sprache, viele kritische Analysen sowie eine Auseinandersetzung mit vielen dunklen Flecken unserer Zeit, verspricht und hält Robertos zweites Werk.

Statt einer Einleitung beginnt Roberto sein Buch mit der Feststellung, dass er gerne und wahrhaftig weltfremd bleiben will (S.8). Den Vorwurf des Spinners, des ewigen Nörglers und Kritikers ist all jenen vertraut, die mit wachem Auge und scharfem Verstand beschreiben, was sie sehen. Man muss nicht besonders pessimistisch oder schwarzseherisch sein, um heutzutage als Miesmacher zu gelten (S.133). Wer offen kritisiert, der bringt die wohlige und heimelige Weltverleugnung allzu vieler Biedermeiers ins Wanken. Denn sie haben es sich im schönen Schein des Alles-ist-toll-Prinzips gemütlich gemacht. Wer authentisch bleibt, dem tun sich Abgründe der vermeintlichen Normalität auf:
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein."
- Jiddu Krishnamurti -
Insofern sollte die Motivation sich der Mehrheit eben nicht zu beugen, eine Konstante des eigenen Denkens und Bewertens sein (S.113).

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Sit venia verbo

Freitag, 15. April 2011

"Die Christenheit, die Christenheit. - Sie hat gute Krankenschwestern hervorgebracht und ebenso tüchtige Mörder."
- Friedrich Dürrenmatt, "Der Verdacht" -

Gerechtigkeit!

Donnerstag, 14. April 2011

Linkssein, Rechtssein - was heißt das schon? Die jeweiligen Seiten fließen ineinander. Progressiv, konservativ - das ist müßig! Nicht alles was progressiv ist, ist richtig, ist förderlich; nicht alles was konservativ ist, muß grundsätzlich falsch sein. Sich nach solcherlei Begriffen auszurichten, es ist wenig sinnvoll, denn es handelt sich um Abstraktionen und wird einer Art politischen Lagerkollers unterordnet. Die Frage, die die jeweiligen Positionen spaltet, sie ist viel genereller zu stellen: Es handelt sich um die Frage der Gerechtigkeit. Oder anders gefragt, wie Gerechtigkeit gesehen und gefordert wird.

Beide Seiten, rechts wie links, beide Strömungen, konservativ wie progressiv, führen das Wort Gerechtigkeit im Munde. "Die Gerechtigkeit" ist ein verbales Handwerkszeug, ein Mundwerkszeug sozusagen, jeder politischen Coleur. Selbst offenbare Ungerechtigkeit kann hiermit umgedeutet, zu einer hehren Gerechtigkeit verklausuliert werden. Meucheleien, ausgeführt in Uniform, um Ressourcenstabilität zu erhalten beispielsweise, können somit zu einem Akt der Gerechtigkeit verkommen. Der Krieg ist kein großes Unrecht mehr, er ist eine Maßnahme zur Schaffung von Gerechtigkeit.

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Versuch und Irrtum? Die gnadenlosen Folgen der Nutzung der Atomkraft

Mittwoch, 13. April 2011

Ein Artikel von Reinhard Gottorf.

Ich habe mir lange überlegt, ob ich Ihnen diese, zugegeben sehr vielen, Zeilen senden soll oder nicht. Letzter Anstoß, es doch zu tun, war nun der kürzlich erschienene Text "Sie haben versagt" im ad sinistram-Blog. Ja, vor fast genau 25 Jahren, im Angesicht der Katastrophe von Tschernobyl war und ist dieser Text eine Offenbarung für all die Leicht- und Gutgläubigen gewesen. Er war und ist eine schallende Ohrfeige für all die Vergesslichen und Beschöniger. Er war und ist eine einzige Anklage gegen all die Atombefürworter und deren politischen und „wissenschaftlichen“ Hofschranzen. Ja, es ist gut, dass Sie diesen Text wieder in Erinnerung gerufen haben. An ihm wird nämlich auch deutlich, was folgt, wenn die Menschen diesen Text nicht verinnerlichen.

Gerade einmal fünf Monate, nachdem dieser Text in der "Zeit" veröffentlicht worden war, hatte die Schleswig-Holsteinische CDU-Landesregierung unter Führung des damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel die Betriebsgenehmigung für das Atomkraftwerk Brokdorf erteilt. Das geschah nach einem von Herrn Barschel angesichts der Katastrophe von Tschernobyl erklärten drei monatigen Moratoriums. Während dieser Zeit sollte das eigentlich unübertreffbar sicherste Atomkraftwerk der Welt noch einmal auf seine Sicherheit überprüft werden. Im Ergebnis wurde dann das unübertreffbar sicherste Atomkraftwerk noch sicherer. Also das allerschwärzeste Schwarz wurde noch schwärzer. Die "Experten" kamen zu dem Schluss – und das ist jetzt kein Witz oder von mir erfunden – und stellten das auch groß heraus, ein zusätzliche Sicherheitssystem, bestehend aus einem weiteren Überdruckventil mit Filter, solle in Bereitschaft gehalten und dann, im selbstredend unwahrscheinlichen Falle einer Kernschmelze, "innerhalb von 24 Stunden" nachträglich eingebaut werden. Nun, das Ende von Herrn Barschel ist bekannt. Das Atomkraftwerk Brokdorf strahlt noch heute und es steht auch aktuell nicht zur Disposition.

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Gelungen integriert

Dienstag, 12. April 2011

Er ist ein Aushängeschild der Integration, kann als Beispiel gelten, wie es funktionieren könnte, wenn man sich als Einzelperson nur bemüht, Anschluss zu finden. Philipp Rösler hat es geschafft - er ist ziemlich weit oben angekommen: trotz Handicap. Wenn man sich am Riemen reißt, wenn man tut, was von einem gefordert wird, wenn man nicht knurrt nicht murrt, dann kann die Integration gedeihen und Formen annehmen, die schnurstracks in die Zimmer wirtschaftlich geführter Marionettenregierungen führen. Oft wird behauptet, wirkliche Integration gäbe es nicht, weil persönliche Hindernisse und Erschwernisse nie wahrhaftig aus dem Blickfeld rückten. Rösler hat bewiesen: Integration ist auf wundersam erfolgreiche Art und Weise machbar.

Wegen seiner ethnischen Herkunft? Achwas! Die kümmert doch niemanden - es würde ja schon rassistische Züge annehmen, wenn man seine vietnamesischen Wurzeln für die Grundlage seiner heutigen Existenz heranziehen würde. Das würde ja bedeuten, dass nicht die Sozialisierung den Menschen macht, sondern die genetische Programmierung. Er wuchs in Deutschland auf, nicht ärmlich wohlgemerkt. In diese Richtung musste er nie integriert werden - er war es stets; war wohlig in eine deutsche Familie gebettet. Würde man nun festhalten wollen, dass er gelungen integriert ist, weil er als Säugling kurzzeitig noch nicht deutsch war, so würde man "den Asiaten" in ihm ansprechen. Man würde in schönfärberischer Sprache verkappen, dass man den Aufstieg "des Asiaten" auch deshalb bewundert, weil er mit diesem Handicap fremder Gene doch Karriere machte. Es wäre, wenn auch für viele unbewusst, ein zutiefst rassistischer Ansatz.

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Ridendo dicere verum

Montag, 11. April 2011

"Wer bescheiden ist, muß dulden,
Und wer frech ist, der muß leiden;
Also wirst du gleich verschulden,
ob du frech seist, ob bescheiden."
- Johann Wolfgang von Goethe -

Eine Buchempfehlung

Sonntag, 10. April 2011

Von Margitta Lamers in "Paulinchen ist allein zu Haus", erschienen 7. April 2011.

Das Buch "Auf die faule Haut", von Roberto J. De Lapuente, bietet dem unvoreingenommenen Leser auf 157 Seiten die Möglichkeit, den oftmals durch Manipulation vergifteten Verstand zu entgiften. Die Texte sind reich an Denkanstößen, ohne den oft so üblichen moralischen Zeigefinger, was bei Lesern, die vorwiegend nach Handlungsvorgaben Ausschau halten, zu Irritationen führen könnte. Im Essay "Worte" - die Perle des Buches - widmet sich der Autor den perfiden Techniken, Sprache zur Spaltung der Menschen einzusetzen.

"Auf die faule Haut" - ein Lesestoff für alle, die sich dem friedlichen Miteinander verpflichtet fühlen.

Ein und dieselbe Sprache

Samstag, 9. April 2011

"Ich bin der Geist, der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, / Ist wert, daß es zugrunde geht; / Drum besser wär's, daß nichts entstünde. / So ist denn alles, was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz, das Böse nennt, / Mein eigentliches Ele..."

Zwei Lederbemäntelte unterbrachen unseres Großvaters Lesebemühungen. Zwei Vertreter dieser großen Kulturnation, gewandet in schwarzer Kluft aus Schweinshaut, die vor die Schulklasse traten, der feistere von beiden "Mandelbaum" brüllend, worauf sich ein schmales Bürschlein ängstlich, zögerlich, schier um Unsichtbarkeit flehend erhob. "Mitkommen!" hieß man dieses.

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Die Linke scheitert an der Konkretion

Freitag, 8. April 2011

Die jüngsten Landtagswahlen haben bewiesen, dass die Linke keine Protestpartei ist. Wollen die Wähler protestieren, wenden sie sich dem Teil des parteipolitisch organisierten Kleinbürgertums zu, der bis dato nur wenig in Regierungsverantwortung war. Selten zuvor war die Gelegenheit für die Linke so günstig, Wählerschaft zu gewinnen, wie in diesen Tagen. Wie die Grünen gibt man sich als Opponent in Angelegenheiten wie Stuttgart 21 oder Atomenergie zu erkennen. Dennoch scheiterte man an der Fünf-Prozent-Klausel, konnte nur unzureichenden Stimmenzuwachs verzeichnen. Und dies, obwohl die Linke im Gegensatz zu den Grünen, auch eine soziale Leitlinie in ihrem Parteiprogramm vorzuweisen hat.

Dieses Alleinstellungsmerkmal scheint kein Vorteil gewesen zu sein; die aktivierten Wähler, die ins Grüne hinein ankreuzelten, scheinen ein ausgesprochen abstraktes Verständnis von Demokratie zu haben. Sie fordern Partizipation und Bürgerrechte, wollen dass ihre Proteste erhört und direkte Demokratie mittels öffentlicher Unmutsbekundung betrieben wird. Daran ist nichts auszusetzen. Werden die demokratischen Motive aber konkreter, das heißt, erkühnt sich eine Partei tatsächlich, soziale Aspekte zum Wesensgehalt der Demokratie zu addieren, weil demokratische Teilhabe auch immer eine Frage darüber ist, ob es sich ein Mensch leisten kann, frei und demokratisch zu leben, so verschreckt das diejenigen, die meinen, einen alternativen Weg gewählt zu haben. Die Abstraktion der Demokratie trieb sie an, die Konkretion verängstigt sie - klar, die Abstraktion von Bürgerrechten ist kostenlos zu haben; die Konkretion, angefacht durch finanzielle Unterstützung beispielsweise, sie geht ans Säckel.

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Opulente Apanagen für Betrüger?

Donnerstag, 7. April 2011

Am ersten April wurde aus den spärlichen Regelsätzen opulente Apanagen. Rückwirkend wohlgemerkt. Lang und zäh war das Ringen um einige Euro mehr. Und an jenem ersten April ward die Stunde gekommen, da man Erwerbslosenkonten fürstlich völlt. Endlich! Was lange währt, wird endlich...

Dieser erste April barg aber mehr als erhöhte Regelsätze. Es war auch der Tag, an dem durch den Blätterwald rauschte, dass sich immer mehr Langzeitarbeitslose, vulgo Hartz IV-Empfänger, in Betrügereien verstricken. Just an dem Tag, da die geknechtete Mittelschicht schäumt vor Wut, hat die freie und unabhängige Presse gekonnt diesen Joker im Ärmel. Sie verbandelt Erhöhung mit Betrug und erzeugt damit an manchem Stammtisch und in manchem bürgerlichen Salon pogromartige Stimmung. Gauner alimentiert man halt nicht gerne. Und eine so halsabschneiderische Schicht wie jene der ALG II-Bezieher ohnehin nicht - Gauner im Zwirn, denen gibt man bereitwillig, was freilich hier nichts zur Sache tut.

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De dicto

Mittwoch, 6. April 2011

"Das heißt aber auch: Proteste, Bürgerbegehren und Widerstand gegen neue Anlagen und Stromtrassen darf es nicht mehr geben!
Denn eines funktioniert nicht: an der Wahlurne die Atomwende zu erzwingen - und die Alternativen dann zu blockieren.
"
- Jan-W. Schäfer, BILD-Zeitung vom 2. April 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Dass es Murren gibt, weil saubere Energie genutzt wird, um die Einnahmen der Energiekonzerne zu erhöhen, damit kann mit Jan-W. Schäfer konform gehen. Natürlich wird der Verbraucher seine Unzufriedenheit kundtun - und ohne dass es die Mehrheit der Unzufriedenen weiß, weil es der zunächst nur um die eigene Geldbörse geht, trifft das wahrscheinlich sogar eine legitime Ursache: denn sauberer Strom ist nicht teurer, man bedenke nur die Folgekosten, die Atomenergie verursacht; Kosten, die heute vielleicht nur ein Bruchteil dessen sind, was später noch auf uns zukommen kann - die Endlager sind ja nicht aus der Welt, sie sind da und werden irgendwann eine Rolle spielen; und Reaktoren strahlen nach einer Stilllegung auch weiter. Außerdem kann saubere Energie aus Wind und Sonne durchaus relativ kostengünstig erzeugt werden, wenn sie dezentralisiert entsteht - viele kleine Solaranlagen, Photovoltaik auf Hausdächern, statt gigantische Solarfelder, die von Energiekonzernen verwaltet werden. Und dass die Energiepolitik in staatliche Hand gehört, damit diese Energie zum Selbstkostenpreis herstellt, ist keine kommunistische Losung, sondern einzig annehmbare Alternative und logischer Denkansatz.

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Eine Buchrezension

Dienstag, 5. April 2011

Von Hartmut Finkeldey in "Kritik und Kunst", erschienen am 2. April 2011.

Vor kurzem bekam ich, das ist in der Literaturszene auch 2011 so üblich, von meinem Verlag ein Rezensionsexemplar eines Verlagskollegen zugeschickt. Ob ich nicht in meinem Blog. Und überhaupt. Was Freundliches schreiben und so. Über Roberto De Lapuente, "Auf die faule Haut", Renneritz Verlag 2011, ISBN 978-3-940684-13-4. Nun, ich war dagegen. Denn wie sähe das denn aus! Wir seien hier ja nicht bei Hegemanns unterm Sofa. De Lapuente empfehle ich zwar seit Jahren sowieso per Dauerverlinkung, und der Vertrag mit Renneritz ist längst unterschrieben – sowohl schamlose Gefälligkeitsgutachten als auch literarisches Klinkenputzen dürften als Motiv also ausfallen. Dennoch: ich mochte nichts schreiben über seinen Essay-Band! Bis ich mich von einem Freund habe überzeugen lassen. „Biste denn wirklich von seinem Band überzeugt?“ Bin ich. „Dann schreib. Und was die Dumm-Mucker, would-be-Zuträger und Untersteller faseln, kann Dir egal sein.“ Und somit lesen Sie im Folgenden eine kleine Lobrede, die ich natürlich mit der Hoffnung verbinde, sie möge Roberto De Lapuente und Jork Heinemann die Finanzierung ihres Zweit-Rolls-Royce erleichtern. Zumal auch für Klein-Hartmut als mal wieder was abfällt.

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