De dicto

Freitag, 23. Juli 2010

"Private Investoren bei der Bahn: Ich behaupte, dabei können am Ende viele gewinnen. Die Bahnkunden zum Beispiel."
- Oliver Günther, HR vom 27. Oktober 2007 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Nach den aktuellen Geschehnissen muß man den Befürwortern der Bahnprivatisierung, für die exemplarisch Günthers schon etwas angestaubte Aussage steht, anerkennend die Hände schütteln. Ja, die Privatisierung würde Bahnkunden zu Gewinnern machen, zu gut gekühlten Gewinnern, die nicht wie Grashalme zusammenklappen, nicht in einem rollenden Dampfgarer durch die Lande zuckeln müssten. Die Bruthitze wäre nie und nimmer in Bahnwaggons eingezogen, wenn der Laden in Hand eines privaten Unternehmens wäre - da irren sich die Freunde der Privatisierung ausnahmsweise einmal nicht!

Eine privatisierte Bahn hätte Hitzekoller und Zusammenbrüche vermeiden können; sie hätte dafür Sorge getragen, dass es so weit nicht gekommen wäre - jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Denn bei einem privatisierten Bahnunternehmen wären die Züge entweder so spät gekommen, dass viele Bahnreisende liebend gerne auf ein Zusteigen verzichtet hätten - oder bestimmte Bahnhöfe wären schon seit Jahren tot, sodass eine ganze Menge Bahnkunden erst überhaupt nicht in die Bredouille gedrängt würden, ein Bahnticket erwerben zu müssen. Schienen wären unter Umständen so ruinös, dass ein Befahren ausgeschlossen wäre - und damit ebenso ein auf Hitzewallung zurückzuführender Kollaps. Und wer ganz viel Glück hätte, weil er ein Ticket erstanden, einen frequentierten Bahnhof vor der Haustüre liegen hat und auch noch auf Pünktlichkeit hoffen dürfte, dem würde per Durchsage im letzten Augenblick mitgeteilt, dass der Zug, auf dem man augenblicklich wartet, soeben vor die Hunde, schlimmer noch, von den Schienen gegangen wäre. Einmal mehr der Glut auf Schienen, die ja eben nicht mehr auf den Schienen ist, weil sie entgleist ist, entkommen!

So oder so, eine privatisierte Bahn hätte uns das Hitze-Desaster erspart. Die Engländer haben das erkannt, sind dem fahrenden Backofen rechtzeitig entflohen, haben die Hitze privatisiert - die Neuseeländer indes wollen womöglich etwas Sauna verwirklichen und haben die Privatisierung zurückgedreht. Der Bahnkunde als Gewinner, weil ihm die Möglichkeit einer Kundschaft denkbar schwer gemacht wird! Die Befürworter der Bahnprivatisierung liegen damit goldrichtig...



8 Kommentare:

Anonym 23. Juli 2010 um 16:26  

privatisiert schnell. dann ist die hitze endlich vorbei

Anonym 23. Juli 2010 um 21:38  

Was soll die Hetzerei? Die Politik hat schon lange keine Macht mehr und der Michel braucht nur RTL und PRO7. Das ist unser Schicksal. Und bevor die Hütte nicht komplett brennt, ändert sich garnichts. Leider wird Deine sehr gut geschriebene Ironie auch das Volk nicht mehr hinter dem Ofen vorholen.

ad sinistram 23. Juli 2010 um 21:49  

Tja, aber was soll ein Schreibender dann tun? Schweigen, weil es eh nichts bringt? Ich verstehe die Resignation ja, mich befällt sie auch oft - aber sie darf einen nicht erschlagen...

Anonym 23. Juli 2010 um 22:48  

Hallo Roberto, was mich immer wieder an diesem Saftladen DB irritiert ist, warum die immer wieder gerade mit ihren ICEs so große technische Probleme haben.
In Frankreich, Japan, der ehemaligen SU gibt es schon seit den 60er(!) Jahren Hochgeschwindigkeitszüge, und praktisch ohne Probleme!
Gibt es darauf sinnvolle Antworten?

Fragende Grüße von
Bakunin

Anonym 24. Juli 2010 um 04:54  

@ Roberto J. De Lapuente

Was meinen Sie mit "Privatisierung" ... dasselbe wie die F.D.P.? Oder meinen Sie "schwarze Zahlen schreiben"? Oder bürgerfreundlich-kostengünstige Schienenmobilität?

Was da oben steht ist wirrer als wirr.

Zuviel verhitzten IC gefahren in den letzten Tagen, De Lapuente? Oder winkte Jakob Augstein?


ak
24. Juli 2010
24. Juli 2010 04:53

ad sinistram 24. Juli 2010 um 07:37  

Manchmal schreibt der De Lapuente Texte, die er nicht als Glosse auszeichnet, die aber als solche zu verstehen sind - ganz schön schlampig, der De Lapuente, denn ein wirklich guter Autor schreibt dick und fett drüber, wie man seinen Text zu verstehen hat...

Anonym 24. Juli 2010 um 09:55  

@ Roberto J. De Lapuente


Akzeptiert ... muß sich der/die Leser/in hier´n eignen Kopp machen ... wie anstrengend bei der Hitze


Gruß;-)

ak

Peinhart 24. Juli 2010 um 15:40  

@Bakunin: "Gibt es darauf sinnvolle Antworten?"

Ja, sowas wie Hybris bzw übertriebener Ehrgeiz. Man wollte offenbar mal wieder eine besondere 'Probe deutscher Ingenieurskunst' haben bzw liefern - und hat sich selbst in den Fuß geschossen. Könnte man schon als Teil einer 'deutschen Krankheit' ausmachen. ;)

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