From Heiko with Love
Dienstag, 3. Mai 2016
Die Schauspielerin und der Minister. Davon las man kürzlich eine ganze Menge. Endlich sprach sie über ihre Liebe zu und über ihn. Wie sie sich fanden, lieben und so weiter. Man kann im Grunde nichts Neues über Liebe berichten oder schreiben, jedes Gedicht ist zum Scheitern verurteilt, weil schon mal irgendwo irgendwie von irgendwem dasselbe notiert wurde. Jeder Roman ein Abklatsch. Was je über Liebe zu sagen war, die Menschheit hat es bereits gesagt und archiviert. Insofern ist die Liebe der beiden so langweilig wie alle verliebten Paare für Außenstehende von langweiliger Natur sind. Über was man aber weiterhin etwas sagen kann, ohne dass es gleich in den Kitsch abgleitet: Minister sollten ihre Liebschaften mal schön aus der Presse halten. Es ist unerträglich, wenn sie mit ihrer Liebsten im Sinnenrausch und im Pool planschen, während andere zu Opfern ihrer ministerialen Entscheidungen und ihres Versagens werden.
So war es ja damals mit jenem Verteidigungsminister Scharping, der mit seiner gräflichen Liebschaft ins Wasser stieg, sich im Pool fläzte, während die Bundeswehr die Interessen der Bundesrepublik noch nicht ganz am Hindukusch verteidigte, jedenfalls aber zur Angriffsarmee eben nicht auf eigenem Boden wurde. Der Herr Minister amüsierte sich, ließ es sich gut gehen, genoss die Liebe. Eigentlich ja nichts Schlimmes, sogar was Schönes, so zwei verliebte Tölpel, die die Welt mit ihrer lieblichen Exklusivgesellschaft langweilen und sich auch ein wenig lächerlich machen. Das Problem ist halt nur, dass man sich als Minister keine dieser amourösen Zweisamkeitsexklusivitäten, die die grauenhafte Welt ausschließt, leisten kann. Schon gar nicht, wenn die Politik, für die man ministerial steht, anderen liebevolle Zweisamkeiten nicht erlaubt. Wie damals, als es brannte und der Minister mit seiner neuen Frau ins Wasser stieg, als würde er so alle Brände löschen können, so ganz bis zum Hals im Wasser.
Das kostete ihm letztlich das Amt. Soldaten in Kriege schicken und sich selbst auf Erholung mit der Liebsten, das traf damals noch einen empfindlichen Nerv. Die Zeiten waren schlecht, die rote-grüne Koalition schickte sich an, linke Alternativen auf viele Jahre gesellschaftlich zu diskreditieren, die Mediokratie richtete sich langsam aber sicher ein, das Unpolitische wurde plötzlich nicht mehr als politisch betrachtet, man begann betulich, das Politische zu entpolitisieren. Doch ein solcher Liebesminister in Zeiten der Pest und der Cholera, den fand man durchaus noch pietätlos. Heute ist das vielleicht nicht mehr ganz so geschmacklos. Heute lebt man mit Schmuseministern in Terrorzeiten viel entspannter. Alles ist letztlich Boulevard geworden, selbst die Qualitätsmedien boulevardieren auch dort, wo sie politisieren sollten. Willkommen in der Berliner Republik. Ein verliebter Minister hat es heute einfach einfacher.
Der Verbraucherschutzminister, den man als Justizminister besser kennt, weil er seinen zweiten Posten nicht ganz so wichtig nimmt, hat eine Neue. Eine Schauspielerin. Zweite Kino-Garde, aber nicht unbekannt, weil nämlich erste Pilcher-Garde. Beide sind arg glücklich, wie gesagt. Es sei den beiden gegönnt. Im Bett! Nicht in der Öffentlichkeit. Das Freihandelsabkommen steht in den Startlöchern, es soll noch dieses Jahr Wirklichkeit werden, der Verbraucherschutz wird unter anderem schwer in Mitleidenschaft gezogen, wenn es so kommt, wie es nach Befürworten der Macher des Abkommens kommen soll. Der Verbraucher ist ja auch Arbeitnehmer und damit gleich doppelt gestraft. Aber Minister und Schauspielerin lieben sich anschaulich und beschäftigen den hiesigen Journalismus mit ihrem jungen Glück, wo der sich mit anderen Dingen zu beschäftigen hätte.
Gut, sie sitzen nicht im Pool, keine neckischen Küsse, kein Gefummel unter der Chlorwasseroberfläche. Prüde ist man ohnehin geworden im neokonervativen Deutschland. Was man auch an dieser Sache merkt. Aber letztlich sieht man auch, dass man damals noch ein wenig Gespür dafür aufbrachte, wenn sich einer zum rosarotbebrillten Honk machte, wo wenigstens - wenn schon keine Kompetenz - ein Gran von zurückhaltender Schicklichkeit notwendig wäre. TTIP ist kein Bundeswehreinsatz, stimmt schon. Maas nicht Scharping, Wörner keine Mallorca-Affäre. Ist ja nur Freihandel, nicht Einmarsch. Vielleicht ist tatsächlich nicht vergleichbar, weil das Heutige noch schlimmer ist, als das Damalige. Langfristig betrachtet jedenfalls.
Und in der Liebe, ja in der Liebe, da hat sich noch jeder mal zum Esel gemacht. Inklusive Autor. Viel zu oft. Sich dumm und daneben benommen. Peinlich ist es einem dann, wenn man darauf angesprochen wird. Zurücktreten musste ich nicht. Hatte ja nichts zum Zurücktreten. Maas muss das auch nicht tun. Nicht deshalb. Seine Liebesschwüre sollten nur bitte in seinem Schlafzimmer bleiben. Die Liebesbekenntnisse hingegen, die er dem Freihandelsabkommen macht (wenn auch mit Abstrichen), die sollten eher was für einen Rücktritt werden. Jetzt täte es ihm ja auch nicht weh, die Welt ist doch rosa. Luft und Liebe, davon kann man doch was abbeißen. Welchen Sozialdemokraten als Ersatz, der gegen TTIP wäre, gäbe es denn da? Selbst wem jetzt einer einfällt, als Minister wird er für das Gegenteil von dem sein, gegen das er vor seinem Amt noch war.
So war es ja damals mit jenem Verteidigungsminister Scharping, der mit seiner gräflichen Liebschaft ins Wasser stieg, sich im Pool fläzte, während die Bundeswehr die Interessen der Bundesrepublik noch nicht ganz am Hindukusch verteidigte, jedenfalls aber zur Angriffsarmee eben nicht auf eigenem Boden wurde. Der Herr Minister amüsierte sich, ließ es sich gut gehen, genoss die Liebe. Eigentlich ja nichts Schlimmes, sogar was Schönes, so zwei verliebte Tölpel, die die Welt mit ihrer lieblichen Exklusivgesellschaft langweilen und sich auch ein wenig lächerlich machen. Das Problem ist halt nur, dass man sich als Minister keine dieser amourösen Zweisamkeitsexklusivitäten, die die grauenhafte Welt ausschließt, leisten kann. Schon gar nicht, wenn die Politik, für die man ministerial steht, anderen liebevolle Zweisamkeiten nicht erlaubt. Wie damals, als es brannte und der Minister mit seiner neuen Frau ins Wasser stieg, als würde er so alle Brände löschen können, so ganz bis zum Hals im Wasser.
Das kostete ihm letztlich das Amt. Soldaten in Kriege schicken und sich selbst auf Erholung mit der Liebsten, das traf damals noch einen empfindlichen Nerv. Die Zeiten waren schlecht, die rote-grüne Koalition schickte sich an, linke Alternativen auf viele Jahre gesellschaftlich zu diskreditieren, die Mediokratie richtete sich langsam aber sicher ein, das Unpolitische wurde plötzlich nicht mehr als politisch betrachtet, man begann betulich, das Politische zu entpolitisieren. Doch ein solcher Liebesminister in Zeiten der Pest und der Cholera, den fand man durchaus noch pietätlos. Heute ist das vielleicht nicht mehr ganz so geschmacklos. Heute lebt man mit Schmuseministern in Terrorzeiten viel entspannter. Alles ist letztlich Boulevard geworden, selbst die Qualitätsmedien boulevardieren auch dort, wo sie politisieren sollten. Willkommen in der Berliner Republik. Ein verliebter Minister hat es heute einfach einfacher.
Der Verbraucherschutzminister, den man als Justizminister besser kennt, weil er seinen zweiten Posten nicht ganz so wichtig nimmt, hat eine Neue. Eine Schauspielerin. Zweite Kino-Garde, aber nicht unbekannt, weil nämlich erste Pilcher-Garde. Beide sind arg glücklich, wie gesagt. Es sei den beiden gegönnt. Im Bett! Nicht in der Öffentlichkeit. Das Freihandelsabkommen steht in den Startlöchern, es soll noch dieses Jahr Wirklichkeit werden, der Verbraucherschutz wird unter anderem schwer in Mitleidenschaft gezogen, wenn es so kommt, wie es nach Befürworten der Macher des Abkommens kommen soll. Der Verbraucher ist ja auch Arbeitnehmer und damit gleich doppelt gestraft. Aber Minister und Schauspielerin lieben sich anschaulich und beschäftigen den hiesigen Journalismus mit ihrem jungen Glück, wo der sich mit anderen Dingen zu beschäftigen hätte.
Gut, sie sitzen nicht im Pool, keine neckischen Küsse, kein Gefummel unter der Chlorwasseroberfläche. Prüde ist man ohnehin geworden im neokonervativen Deutschland. Was man auch an dieser Sache merkt. Aber letztlich sieht man auch, dass man damals noch ein wenig Gespür dafür aufbrachte, wenn sich einer zum rosarotbebrillten Honk machte, wo wenigstens - wenn schon keine Kompetenz - ein Gran von zurückhaltender Schicklichkeit notwendig wäre. TTIP ist kein Bundeswehreinsatz, stimmt schon. Maas nicht Scharping, Wörner keine Mallorca-Affäre. Ist ja nur Freihandel, nicht Einmarsch. Vielleicht ist tatsächlich nicht vergleichbar, weil das Heutige noch schlimmer ist, als das Damalige. Langfristig betrachtet jedenfalls.
Und in der Liebe, ja in der Liebe, da hat sich noch jeder mal zum Esel gemacht. Inklusive Autor. Viel zu oft. Sich dumm und daneben benommen. Peinlich ist es einem dann, wenn man darauf angesprochen wird. Zurücktreten musste ich nicht. Hatte ja nichts zum Zurücktreten. Maas muss das auch nicht tun. Nicht deshalb. Seine Liebesschwüre sollten nur bitte in seinem Schlafzimmer bleiben. Die Liebesbekenntnisse hingegen, die er dem Freihandelsabkommen macht (wenn auch mit Abstrichen), die sollten eher was für einen Rücktritt werden. Jetzt täte es ihm ja auch nicht weh, die Welt ist doch rosa. Luft und Liebe, davon kann man doch was abbeißen. Welchen Sozialdemokraten als Ersatz, der gegen TTIP wäre, gäbe es denn da? Selbst wem jetzt einer einfällt, als Minister wird er für das Gegenteil von dem sein, gegen das er vor seinem Amt noch war.
7 Kommentare:
Und nun macht sie auch noch Propaganda in ihrem neuesten Film: "Im Auftrag des Auswärtigen Amtes ist sie auf der ganzen Welt im Einsatz, um in Krisenfällen Hilfe zu leisten."
http://www.daserste.de/unterhaltung/film/die-diplomatin/darsteller/natalia-woerner-als-karla-lorenz100.html
Soso...wie ist sie denn ausgerechnet an diese Rolle gekommen und warum gibt sie sich nun für all diese Staats-Propaganda (inkl. neuem Liebhaber gratis...) her?
Legt die Politik sich jetzt wieder Schauspieler zu, um das Volk auf Linie zu halten? Gabs das nicht schon mal in grauer Vorzeit?
Grusel...
....wer als Politiker nun mal substanzlos ist, der muss sich ein anderes Betätigungsfeld suchen......
Offtopic: könntest du vielleicht die Schriftgröße auf ein heute übliches Maas (haha) erhöhen? So 18 Pixel aufwärts? :) Man kann deine Artikel leider ohne Zoom kaum mehr lesen.
@Skythe: Die Schriftgröße kann man am Browser selbst ändern ("STRG"-"+")
Ein weiteres Beispiel für die Pilchererisierung
der Politik. Liegt schon im Trend (oder in der
Zeitgeistagenda?)…
Ich will ja nicht pessimistisch klingen, aber ich persönlich glaube nicht mehr daran, dass Menschen je in der Lage dazu sein werden, Liebe und/oder Politik massgeblich in neue Sphären der Regulierbarkeit zu lenken. Vielleicht sollten wir einfach akzeptieren, dass wir entweder machtgeile Sadisten oder opferbereite Masochisten sind. Habe mir auf meinem Blog auch grade mal wieder den Kopf über die Liebe zerbrochen und jetzt, wo ich das lese, erkenne ich hinter meinen Gedanken auch plötzlich den Sinn meiner Ablehnung von Politik.
@Laura Wohnlich:
"Ablehnung" von Politik ist von allergrößter politischer Wirksamkeit, eint sie doch eine beachtliche Mehrheit in unserer nachdemokratischen Gesellschaft und ermöglicht es so unseren Eliten, folgenlos dauerhaft den Interessen von fast der ganzen Bevölkerung zuwider zu handeln, ohne mit Widerstand rechnen zu müssen. Die Erfolge rechtspopulistischer Parteien sind solchen Leuten zu danken, die sich ohne je ein Parteiprogramm anzusehen oder dem tagespolitischen Geschehen einen einzigen Moment der Aufmerksamkeit zu widmen "zwischen zwei Bieren" zur Wahlurne schleppen, um "denen da oben" eins auszuwischen und ohne zu ahnen, dass sie damit nach dem Regen die Traufe wählen — und ohne zu ahnen, daß den Drahtziehern im Hintergrund nichts willkommener ist als der sedierte Bürger der sich nur um seinen eigenen Kram kümmert und "die da oben" machen lässt, was die natürlich auch gerne tun.
Kommentar veröffentlichen