Promille am Steuer - vorzugsweise steuerbefreit
Freitag, 9. November 2012
Quelle: Westend Verlag |
In den letzten Wochen konnte man wieder mehrfach hören und lesen, dass der Posten des mächtigsten Mannes der Welt zur Wahl stehe. Gemeint war freilich die durch Legislaturende theoretisch vakant gewordene Stelle im Oval Office. Der mächtigste Mann der Welt, so würde Hans Jürgen Krysmanski an dieser Stelle einhaken, ist nicht mehr als der primus inter pares unter den politischen Verteilungseliten. Solche, die vom mächtigsten Mann der Welt schreiben oder berichten, so würde er nachlegen, täten dies in Ausübung ihrer Funktion als Funktions- und Wissenseliten, die "für den Erhalt des Gesamtsystems unerlässlich sind". Anders könnte er auch sagen, dass es sich um eine Art Vorsitz des einen Prozent (Politik) handle, hochgepusht durch die zehn Prozent (Medien), die beide im Dienste stehen für die 0,1 (Konzern- und Finanzeliten) und vor allem die 0,01 Prozent (Superreichen).
Das Imperium der Milliardäre ist eine in relativer Privatheit zurückgezogene Klasse der 0,01 Prozent, die die Weltgeschicke in jedweder Form leite, urteilt der Autor. Das klingt nach Verschwörungstheorie und genau die betreibt Krysmanski nicht. Die 0,01 Prozent bestehen aus Menschen, die so viel Geld angesammelt haben, dass sie sich damit nicht nur ein schönes Leben, sondern gleich noch eine für sie schöne Welt ermöglichen können. Es sind Milliardäre, die durch ihre pekuniäre Potenz immer stärker zum Machtfaktor geraten, eine Art stille politische Mandatsausübung pflegen und zur Richtlinienkompetenz globaler Politik geraten sind. An diese Klasse wagte sich bis dato keine Soziologie heran; sie galt wenn überhaupt, nur als Teil einer Klasse, die man lapidar als Oberschicht bezeichnete. Bloß sind auch in dieser privilegierten Klasse Diskrepanzen gegeben, denn es macht schon einen Unterschied, ob man mit einem sechsstelligen Jahressalär dort einsortiert ist oder mit einem Milliardenvermögen an ihr teilnimmt. Luxusdefinitionen fürwahr.
Die Soziologie machte es sich da wirklich einfach, ab einem gewissen Grad jährlicher Einnahmen plump von Oberschicht zu sprechen, ohne diese zu tranchieren. Die neoliberale Agenda vereinfachte aber freilich noch weiter, nannte auch diese Gruppe von Reichen und Superreichen Mittelschicht. Und so wurden plötzlich aus den Sorgen derer, die von ihrem Supervermögen keine Supersteuern bezahlen wollten, auch die Sorgen einer Fronde an Mittelstands- und Unterklassenbürger, die eigentlich kein Interesse an der Verschonung gigantischer Vermögen haben können. Krysmanski wagt sich soziologisch an die Zerlegung und Analyse dieser Superreichen heran, schiebt die restliche Oberschicht, Millionäre und andere Eliten beiseite, sondert also Konzern- und Finanzeliten, politische Eliten und Funktions- und Wissenseliten von denen ab, die er als Superreiche bezeichnet und zeichnet ein entmutigendes Bild von dieser kleinen Klasse mit großer Wirkung.
Krysmanski wagt sich an die Internationale der 0,1 und 0,01 Prozent heran, analysiert deren Charity- und Giving Pledge-Konzepte, die zur Entstaatlichung und zum Rückzug der öffentlichen Hand führen, hinterfragt ihr Stiftungswesen, das zu besteuernden Reichtum für die Allgemeinheit stiften gehen läßt. Es geht um Refaudalisierung und um Märkte - letzteres ein Begriff, der die Interessen der 0,01 Prozent verbirgt und ummantelt und der es so aussehen läßt, als sei jeder, Tellerwäscher wie Milliardär, nur von ihnen, von den Märkten abhängig, ihnen ausgeliefert.
Die mächtigsten Männer der Welt sitzen nicht in Kanzlerämtern, Weißen Häusern oder Präsidentenpalästen. Sie sind meist anonym, auch wenn man ihre Namen manchmal kennt. Sie leisten sich Isolation, lenken hinter Mauern das Weltgeschehen, heben sich durch Überwachungstechnik und Privatarmeen ab, sind die wahrhafte Parallelgesellschaft innerhalb einer Gesellschaft, die sich auflöst, die ihre Bande aufdröselt, weil sie diesem parallelen Kosmos' nicht mehr Herr wird, sich von ihm ausbluten läßt. Die Stacheldrähte, die auf den Mauern zu ihren Anwesen und ihren globalen Überbauten angebracht sind, kann man getrost als Promillegrenze bezeichnen; 99,9 Prozent müssen draußen bleiben, nur ein Promille hat Zutritt. Sie haben ein Faible dafür, nicht als mächtige Leute gesehen zu werden, schieben sich hierzu politische Eliten vor, halten sich fürstlich bezahlte Vorschiebeeliten, die dann zu den wirklich Mächtigen in der Welt hochgeschrieben werden und die von der wahren Machtkonstellation ablenken sollen.
Vor einigen Jahren meinte Time, dass Merkel die mächtigste Frau der Welt sei. Komisch daran war, dass sie nicht mal die mächtigste Frau Deutschlands war und noch immer nicht ist. Man hat Friede Springer und Liz Mohn einfach vergessen. Nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Die Frage ist, warum man mit Macht ein politisches Mandat gleichsetzt und nicht diejenigen, die sich die Mandatsträger einkaufen, die sich einen Überbau erschaffen und ein Weltsystem erfunden haben. Krysmanski blickt dorthin, wo die "Funktions- und Wissenseliten aller Art, von Wissenschaftlern über Techno- und Bürokraten bis zu dem Wohlfühleliten der Medien, der Kultur, des Sports" nicht hinschauen: hinter die Kulissen einer Welt, die nicht Schicksal ist, sondern das gewollte und gehegte Produkt von 0,01 Prozent-Interessen. 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre entwirrt und macht sichtbar, was in der Mediokratie unsichtbar belassen werden soll.
0,1 % - Das Imperium der Milliardäre von Hans Jürgen Krysmanski erschien im Westend Verlag.
Das Imperium der Milliardäre ist eine in relativer Privatheit zurückgezogene Klasse der 0,01 Prozent, die die Weltgeschicke in jedweder Form leite, urteilt der Autor. Das klingt nach Verschwörungstheorie und genau die betreibt Krysmanski nicht. Die 0,01 Prozent bestehen aus Menschen, die so viel Geld angesammelt haben, dass sie sich damit nicht nur ein schönes Leben, sondern gleich noch eine für sie schöne Welt ermöglichen können. Es sind Milliardäre, die durch ihre pekuniäre Potenz immer stärker zum Machtfaktor geraten, eine Art stille politische Mandatsausübung pflegen und zur Richtlinienkompetenz globaler Politik geraten sind. An diese Klasse wagte sich bis dato keine Soziologie heran; sie galt wenn überhaupt, nur als Teil einer Klasse, die man lapidar als Oberschicht bezeichnete. Bloß sind auch in dieser privilegierten Klasse Diskrepanzen gegeben, denn es macht schon einen Unterschied, ob man mit einem sechsstelligen Jahressalär dort einsortiert ist oder mit einem Milliardenvermögen an ihr teilnimmt. Luxusdefinitionen fürwahr.
Die Soziologie machte es sich da wirklich einfach, ab einem gewissen Grad jährlicher Einnahmen plump von Oberschicht zu sprechen, ohne diese zu tranchieren. Die neoliberale Agenda vereinfachte aber freilich noch weiter, nannte auch diese Gruppe von Reichen und Superreichen Mittelschicht. Und so wurden plötzlich aus den Sorgen derer, die von ihrem Supervermögen keine Supersteuern bezahlen wollten, auch die Sorgen einer Fronde an Mittelstands- und Unterklassenbürger, die eigentlich kein Interesse an der Verschonung gigantischer Vermögen haben können. Krysmanski wagt sich soziologisch an die Zerlegung und Analyse dieser Superreichen heran, schiebt die restliche Oberschicht, Millionäre und andere Eliten beiseite, sondert also Konzern- und Finanzeliten, politische Eliten und Funktions- und Wissenseliten von denen ab, die er als Superreiche bezeichnet und zeichnet ein entmutigendes Bild von dieser kleinen Klasse mit großer Wirkung.
Krysmanski wagt sich an die Internationale der 0,1 und 0,01 Prozent heran, analysiert deren Charity- und Giving Pledge-Konzepte, die zur Entstaatlichung und zum Rückzug der öffentlichen Hand führen, hinterfragt ihr Stiftungswesen, das zu besteuernden Reichtum für die Allgemeinheit stiften gehen läßt. Es geht um Refaudalisierung und um Märkte - letzteres ein Begriff, der die Interessen der 0,01 Prozent verbirgt und ummantelt und der es so aussehen läßt, als sei jeder, Tellerwäscher wie Milliardär, nur von ihnen, von den Märkten abhängig, ihnen ausgeliefert.
Die mächtigsten Männer der Welt sitzen nicht in Kanzlerämtern, Weißen Häusern oder Präsidentenpalästen. Sie sind meist anonym, auch wenn man ihre Namen manchmal kennt. Sie leisten sich Isolation, lenken hinter Mauern das Weltgeschehen, heben sich durch Überwachungstechnik und Privatarmeen ab, sind die wahrhafte Parallelgesellschaft innerhalb einer Gesellschaft, die sich auflöst, die ihre Bande aufdröselt, weil sie diesem parallelen Kosmos' nicht mehr Herr wird, sich von ihm ausbluten läßt. Die Stacheldrähte, die auf den Mauern zu ihren Anwesen und ihren globalen Überbauten angebracht sind, kann man getrost als Promillegrenze bezeichnen; 99,9 Prozent müssen draußen bleiben, nur ein Promille hat Zutritt. Sie haben ein Faible dafür, nicht als mächtige Leute gesehen zu werden, schieben sich hierzu politische Eliten vor, halten sich fürstlich bezahlte Vorschiebeeliten, die dann zu den wirklich Mächtigen in der Welt hochgeschrieben werden und die von der wahren Machtkonstellation ablenken sollen.
Vor einigen Jahren meinte Time, dass Merkel die mächtigste Frau der Welt sei. Komisch daran war, dass sie nicht mal die mächtigste Frau Deutschlands war und noch immer nicht ist. Man hat Friede Springer und Liz Mohn einfach vergessen. Nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Die Frage ist, warum man mit Macht ein politisches Mandat gleichsetzt und nicht diejenigen, die sich die Mandatsträger einkaufen, die sich einen Überbau erschaffen und ein Weltsystem erfunden haben. Krysmanski blickt dorthin, wo die "Funktions- und Wissenseliten aller Art, von Wissenschaftlern über Techno- und Bürokraten bis zu dem Wohlfühleliten der Medien, der Kultur, des Sports" nicht hinschauen: hinter die Kulissen einer Welt, die nicht Schicksal ist, sondern das gewollte und gehegte Produkt von 0,01 Prozent-Interessen. 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre entwirrt und macht sichtbar, was in der Mediokratie unsichtbar belassen werden soll.
0,1 % - Das Imperium der Milliardäre von Hans Jürgen Krysmanski erschien im Westend Verlag.
11 Kommentare:
Tja, wie wahr, wie wahr, dieses Buch liegt seit einigen Tagen bei mir auf dem Tisch. Ich traue mich kaum es zu lesen. Wie Dein Artikel beschreibt es eine Welt, die ich eigentlich so nicht sehen (wahrhaben) möchte....
Leider ist das Realität... Wie wirklich ist die Wirklichkeit ?
Die Illusion hilft, Gegenwart und Zukunft zu ertragen.
Kurz zusammengefasst: Geld regiert die Welt...
eigentlich kann man sich doch den großteil des buches fast sparen, wenn man in der lage ist, meldung a und b zu verknüpfen und daraus c für sich zu folgern. bsp:
a: bill gates macht viel charity.
b: microsoft zahlt in vielen ländern kaum steuern.
-->c: feudalismus ftw
Wer weiss, in welchem Entwicklungsstadium sich die Gärung im europäischen Volk inzwischen befindet?
@Herr Karl
die Herrschenden(Kapital) werden das Volk - notfalls mit Gewalt und Blutvergießen unterdrücken - nur um ihre Herrschaft nicht aufzugeben.
Jahrtausendalte Geschichte.........
leider , worüber ich traurig bin und auch leide !!
Hallo zusammen,
Nur mal so zum Nachdenken :
Wer stellt eigentlich seit zig-Jahren den Kern der "Bilderberger" dar und wer darf dort ein und ausgehen ? Ich weiß, sind ja alles Verschwörungstheorien.
Ein unbedeutender Denker
Das ist vielleicht der wichtigste Beitrag, den ich bisher im Netz gefunden habe. Ich arbeite selbst an einer psychodynamischen Erklärung dieser Machtverhältnisse und insofern all jenen Dank, welche die Tatsachen über die wirklichen Machtverhältnisse in die Welt bringen. Vor allem Prof. Krysmanski, für seine Arbeit.
Man mag es kaum wahrhaben und Hartmuts Betroffenheit gilt für den Rest der Menschen, die sich in ihrer ach so tollen kleinen Welt kuschelig eingerichtet haben und nichts davon wissen wollen, wie sie verschaukelt und ausgenutzt werden.
Der multimassenmedial inszenierte Verblendungszusammenhang ist ihr selbst gewählter Schutz vor dieser Wahrheit. Und was sie schützen ist ihr eigener Größenwahn, den sie in der Identifizierung mit dieser ach so tollen Zivilisation all zu gerne pflegen (ein sehr verkürzter Kern des Dilemmas).
Dass offensichtlich auf der Hand liegende Einsichten wie "0,1% - Das Imperium der Milliardäre" einem Raritätenkabinett der Wissenschaften entspringen ist dem akademisch-universitären System geschuldet, welches es den professoralen "Wissenschaftlern" allzu leicht macht, sich durch Blindheit für die empfangenen Gratifikationen zu bedanken.
Die besten wissenschaftlichen Arbeiten verdanken wir ohne Zweifel, wie diese hier, einem emeritierten Professor, der sich endlich im Schutz einer sicheren und sehr guten Rente nunmehr ohne Rücksicht auf irgendwelche Verpflichtungen dem zuwenden kann, was Fakt ist.
Schicksale von echten Kerlen wie Galileo Galilei, Giordano Bruno oder Baruch de Spinoza, die für die Wahrheit ihr Leben risikierten hat der historische Prozess auch ausradiert.
Mit Brechanfällen denke ich an intellektuelle Dampfplauderer wie Habermas, Luhmann und ähnlichen Konsorten, welche so viel lauwarmen Brei anrühren und in diesem eine undurchschaubare Komplexität entfalten, dass das Meer des Irrsinns noch unüberwindbarer wird.
Und schon wieder: schön, dass es diesen Blogg gibt.
Martin Sigl
Nachtrag:
Wer sind also die Schmarotzer?
Jeder Deutsche wird mit einer Vermögenslast von 125.000 Euro geboren, die er dem System bis zu seinem Tode einbringen muss. Das ist das eigentliche Wertbewußtsein der deutschen Eliten. So schlau waren der Hochadel des Feudalismus noch nicht.
Wer also ohne Vermögen geboren wird, ist dazu verurteilt, bis zum eigenen Eigenheim nahezu das Doppelte desssen zu verdienen, was jemand verdienen muss, der bereits mit etwa 125.000 Euro Vermögen geboren wird. Soweit zur verfassungsgarantierten Gleichheit. Arno Gahrmann hat dazu veröffentlicht.
Die SPD hat das Sozialhilfegesetz durch HARTZ IV ersetzt und so dafür gesorgt, dass die ARGE mit einem ETAT von rund 90 Millionen jährlich sich vor allem um jene gut 5 Millionen Aufstocker "kümmernt" - sprich diese kontrolliert und zudem noch rund drei Millionen echte Hartz IV-Empfänger versorgt, also rund 8 Millionen Menschen alimentiert. Vor 2005, als Hartz IV eingeführt worden ist, gab es lediglich etwa die Hälfte Sozialhilfeempfänger.
Dass hier jene, welche den Aufstockern "Arbeit" "geben" die eigentlichen Schmarotzer sind, wird fleißig von allen cleveren Politikern und Funktionären dieser 0,1 % aus Richistan hinter den Resentiments der Verpeiltheit der Mehrheit der ach so von unserem tollen Bildungssystem "gebildeten" "Staatsbürger" versteckt.
Dass das so von den "Sozial"-Demokraten eingeleitete, in Europa einzigartige Lohndumping-System der Hintergrund ist für die gegenwärtige wirtschaftliche Hegemonie der in Deutschland produzierenden Internationalen Konzerne, die Kanzler-Angy als Lob eines "Wir sind Deutschland" nationalistisch verlogen darstellt, und sich dafür von der Mehrheit der "Bildungsbürger" von nahezu allen Medien multimassenmedial gesponsert, hoch loben läßt, schlägt dem Boden das Fass ins Gesicht.
Denn wie die Kanzler-Angy, Rüstungsverkäuferin und Bildbergerliebhaberin auch weiß, dass diese hier agierenden internationalen Konzerne hier keine Steuern zahlen (außer ihrem Lohnsteueranteil), weiß sie auch, dass sie das für sich zu behalten hat.
Nachtrag 2
Repression ist aufwendig und kostet.
So ist das Hartz IV-Drama als heimliche Lohnpolitik als das andere Ende der Fahnenstange jener 0,1 % aus Richistan eben von zentraler Bedeutung. Ich habe nachgschaut. Habe keine aktuellen Zahlen für den ETAT der ARGE gefunden. Doch hat sie laut Geschäftsbericht rund 115 Tausend Mitarbeiter. Nehmen wir ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 30 Tausend an, so sind das schon rund 3,5 Milliarden; die 90 Millionen wie ich dachte sind also falsch.
Krysmanski beschreibt das Reale. Es lohnt überaus auf der Seite des Krysmanski zu stöbern, es gibt wirklich interessante Dinge, die zum Allgemeinwissen gehören sollten. Die neuere Zeit scheint den Raum zu bilden, in dem seine Forschungen wieder Gehör finden können. Er stellt vor einen großen Teil soziologischer Expressionen ein 'sogenannt'. Allesamt sind sie nicht in der Lage den perversen Status quo der Verteilung von Machtgütern anzuerkennen, einen der perversesten in der Geschichte und grübeln stattdessen verspielt in rhetorischen Konstruktionen umher und inszenieren eine gekünstelte wissenschaftliche Strenge oder biedern sich im Sonntagsgespräch in geistiger Umnachtung inzwischen schon der Kirche an. Die Entwicklung der vormals kritischen Theorie kann in Deutschland in dieser Hinsicht als Vorbild gelten. Im angelsächischen Teil dominiert traditionell der empirisch-analytische oder inzwischen, gut abgeschottet, der spontan literarisch-dekonstruktive Stil, alle beide vermögen sie aber nicht Krysmanskis Empirie zu ersehen. Nicht nur erregt man sich hierbei an der bloß textuellen Abschaffung der mondänen Ungerechtigkeiten, nein, die gröbsten Ungerechtigkeiten sieht man gar nicht einmal.
Schweigen wollen wir zu den Versuchen praktischer Überwindung dieser schiefen Welt. Wir können auch nicht anders, denn wir haben nichts, wovon wir reden könnten.
Lese gerade das Buch von Krysmanski. Ja, wir sehen gerade das Entstehen einer "wahrhaften Parallelgesellschaft innerhalb einer Gesellschaft, die sich auflöst". Die 0,1% spielen in all diesen Versuchen der Refeudalisierung, Chaotisierung und Transformation -so lange es geht im Verborgenen- einen aktiven Part. Nue eine der Sichtbaren Spitze des Eisbergs sind u.a. 147 transnationale Betriebswirtschaften, die 40% des Welt-BIP kontrollieren.
http://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/finanzen/3424-147-unternehmen-herrschen-ueber-die-weltwirtschaft.html
Wenn 0,1% über fast allen "Reichtum" verfügen, kann das nur eine "logische Zwischenphase in einer evolvierenden, sich selbst regulierenden Ökonomie" (Krysmanski) handeln. Es ist offenkundig, daß die kapitalistische Dynamik nach der finalen Landnahme des Planeten endgültig an ihre Grenze gestoßen ist.
Auf den klaren Punkt gebracht wird das von Ernst Lohoff,Norbert Trenkle: "Die große Entwertung: Vom finanzkapitalistischen Krisenaufschub zur globalen Notstandsverwaltung"
http://www.amazon.de/große-Entwertung-finanzkapitalistischen-Krisenaufschub-Notstandsverwaltung/dp/3897714957
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