Der Mond wird aufgegangen

Freitag, 31. August 2012

Auf der Regierungsbank und in Ausschüssen geht es zu wie bei Hinz zu Kunz nach drei Bier: Du, was is'n eigentlich näher - New York oder der Mond? Worauf Kunz nicht lange fackelt: Der Mond natürlich! Den kann ich von hier aus sehen! Nach dieser Logik argumentiert die Regierung unter Merkel und jene fiktive unter Gabriel, Steinmeier oder Steinbrück, die in einer Krise harte Sparauflagen und Beschränkungen auferlegt, um sie in den Griff zu bekommen. Der Schuldenabbau durch Sparmaßnahmen ist jener Erdbegleiter, der angeblich viel näher sein soll, weil man ihn ja sehen kann. Wer spart, der hat am Ende mehr Geld: Das kann man sofort erkennen, denn man sieht ja, dass es für Privatpersonen genau so funktioniert.

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Es gibt keine Missstände

Donnerstag, 30. August 2012

Man darf jetzt nicht Alarm schlagen... nur sachte, nur ruhig. Der Missstand ist keiner - es gibt ihn nicht, es gibt nur falsche Vorurteile, falsche Prämissen die Missstände konstruieren, erfinden, erdichten und herbeidelirieren. Es gibt zwar Rentner, die noch in Lohn und Brot stehen, es gibt zwar 120.000 Mini-Jobber jenseits des 75. Lebensjahres, es gibt ferner mehr als 150.000 sozialversicherungspflichtig arbeitende Rentner, aber das ist kein Zeichen für irgendetwas. Schon gar nicht für eine Fehlentwicklung oder für Altersarmut oder zu kleine Renten - wenn es wirklich irgendein Zeichen sein soll, dann dafür, dass man heute im Alter noch fit ist, dass man als älterer Mensch noch unbedingt arbeiten möchte.

Sagt jedenfalls der Neoliberalismus, der diesmal in corpore Institute der deutschen Wirtschaft (IW), in corpore eines gewissen Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des besagten Instituts, auftritt. Außerdem weiß der, dass Menschen im hohen Alter arbeiten, weil sie hoch qualifiziert sind - das erklärt zwar gar nichts, denn warum ausgerechnet Hochqualifizierte keine Lust auf einen Lebensabend haben sollten, den sie qua ihrer hochqualifiziert begünstigten Rentenbeiträge sogar finanziell sorglos gestalten könnten, ist kaum erklärbar. Es erklärt höchstens, dass die Deputierten des Neoliberalismus' nicht mal besonders gewitzt lügen können. 120.000 Mini-Jobber, die weit, die sehr weit, eine Dekade und mehr über dem Renteneintrittsalter liegen; Mini-Jobber, das sind solche, die sich für 400 Euro oder weniger den krummen Buckel nochmal eine Idee krummer machen - und die sollen hoch qualifiziert sein? Sind das also die Konditionen, unter denen hoch qualifizierte Menschen im neoliberalen Utopia arbeiten sollten?

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Omen non est omen

Heute: Marketing

Ein Gastbeitrag von Markus Vollack.
"Unternehmen wollen schließlich kein passiver Spielball des Zufalls sein. Sie wollen aktiv Einfluss auf das Marktgeschehen nehmen und durch einen gezielten, wirkungsvollen Einsatz der Marketing-Instrumente die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen."
- Uwe Engler, Ellen Hautmann, "Grundwissen Marketing", Cornelsen 2010, S. 9 -
Marketing bezeichnet die pseudowissenschaftliche Kunst und Möchtegern-Philosophie des Verkaufens. Demnach ist die ganze Welt ein Produkt und alle Menschen haben unendlich viele Bedürfnisse, die durch den Gott-Markt-Leviathan befriedigt werden sollen. Die Fähigkeit menschliche Bedürfnisse erst gezielt zu konstruieren, um dann genau diesen Bedarf mit einem Produkt zu befriedigen, das ist Marketing.

Aktenzeichen XY... aufgelöst!

Mittwoch, 29. August 2012

Als Kind machte Aktenzeichen XY... ungelöst großen Eindruck auf mich. Die Sendung kam mir vor wie ein Ausbund an Seriosität, auch wenn ich damals natürlich kaum wusste, was gemeinhin als seriös zu bezeichnen ist und was nicht. Aber die getragene Miene Zimmermanns, die unaufgeregten Zwischenstimmen aus Wien und Zürich, dazu Einspieler, die wie ein sachliches Polizeivideo wirkten - all das festigte schon einen gewissen seriösen Ruf, den die Sendung bis heute hat. Ohne Zweifel ist Aktenzeichen XY auch heute noch ein seriöses Format, vergleicht man es mit dem, was uns das Fernsehen sonst so schenkt. Aber der nüchterne Ton der Sachlichkeit, die trocken auf Fakten aufgebauten Filme und der unaufgeregte Eifer der Personen im Hintergrund sind verschwunden - heute gestaltet sich die Sendung weniger rational und objektiv. Dieser Verlust des Spartanischen ist auch ein Verlust an Qualität und rüttelt am eigenen Sendungsbewusstsein.

Ein Studio in Betriebsamkeit

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Pop, Aktion und Überlegenheitskult

Dienstag, 28. August 2012

Was den aufrührerischen Mösen widerfahren ist, kann man natürlich moralisch nicht akzeptieren. Zwei Jahre Straflager für ein Vergehen, das doch relativ belanglos erscheint, sind nicht nur übertrieben, sondern normal für eine politisch motivierte Justiz – nicht das Strafmaß ist demnach unerträglich, sondern der Umstand, dass es von einem unfreien Gericht beschlossen wurde. Überhöht scheint es dennoch. Gleichwohl ist der Aufruhr, den Pussy Riot weltweit erregte, an popkulturellem Einheitsbrei und ritualisierter Anteilnahme kaum zu übertreffen.

Die Unterstützer geben sich popkulturell...

Richtig ist, dass das Gerichtsurteil nicht unabhängig gefällt wurde und dass das Strafmaß in keiner Relation zur Tat stand. Richtig ist es natürlich durchaus auch, dass man sich solidarisch zeigt und eine solche Praxis verurteilt. Warum aber nur Verurteilungen gen Moskau? Solidaritätsbekundungen nach Sibirien? Wieso nicht nach London, wo man erwägt, eine Botschaft zu stürmen? Wo haben sich einst junge Männer solidarische Bärte stehen lassen, um auf die politische (Selbst-)Justiz einer USA zu verweisen, die islamische Männer ohne Prozess für Jahre in einem Straflager verschwinden läßt?

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Die große Nacht des deutschen Sports

Montag, 27. August 2012

Nun also doch! Seine zweiten Plätze, die man in diesem Lande als zu wenig Leistung, als Produkt seines Übergewichts, als Fabrikat seiner mangelnden Quälbegabung - Quäl dich, du Sau! - erklärte, werden nun doch gefeiert werden können. Nicht, weil sie Zweiplatzierung sind, sondern weil sie es waren, weil sie nun das Entree dafür sind, in den Tour-Palmares gründlich nach oben zu rücken. Nun einer der erfolgreichsten Touristen aller Zeiten zu werden. Nach dem Tour-Sieger 1997 auch noch 2000, 2001 und 2003 - und einen Armstrong hat es nie gegeben. Wie hieß noch gleich der Fahrer, der auf Ullrich, den sie dann wieder Jan oder Ulle nennen, gewartet hat, als dieser in den Graben fuhr? Nur ein Schatten, nur ein Phantom, den gab es nie! In Jahren wird man von der Ära Ullrich sprechen, vom viermaligen Sieger, von einer Legende, von den goldenen Jahren des deutschen Radsports. Ein wenig suspekt war es dazumal schon, suspekt war Ulle zwar, aber das waren andere auch schon; da kommt einem der zwielichtige Anquetil in den Sinn...

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Sit venia verbo

Sonntag, 26. August 2012

"Mit seinem 1902 erschienen Buch Mutual Aid: A factor of evolution (Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt), wollte er den sozialdarwinistischen Tendenzen seiner Epoche entgegentreten. Kropotkin berichtet darin von Insekten, Vögeln und Säugetieren und ihrer Hilfsbereitschaft untereinander. Gemeinsames Jagen, gemeinsames Aufziehen von Jungtieren, gemeinsame Pflege kranker Artgenossen, gegenseitiger Schutz in Herden, erlernte Konfliktvermeidung - die "Gegenseitige Hilfe" war für Kropotkin eine bewiesene und damit eine erfolgreiche Überlebensstrategie. Er entlarvte sie als wesentlichen Evolutionsantrieb. Die Sozialdarwinisten hätten nicht verstanden, dass "Survival of the Fittest" nicht bedeute: der Stärkste, der Rücksichtsloseste, der Gierigste überlebe, sondern dasjenige Wesen, das am besten angepasst sei. Dass manche Spezies dennoch wie Sieger eines Kampfes aussehen, sich also hemmungsloser vermehren, während andere verschwinden, habe mehr mit Klimaschwankungen und Krankheiten zu tun - nichts aber mit Sieg oder Niederlage beim "Kampf ums Dasein".
Kropotkin überträgt die "Gegenseitige Hilfe" im Verlauf seines Buches auf die Menschen. Aufbauend auf Clangesellschaften, Dorfgemeinschaften und Zünften landet er in der modernen Welt - sich zu helfen, es ist demnach kein christlicher oder moslemischer oder jüdischer Kodex, auch keine profane ethische Haltung, sondern dem Wesen des Menschen so immanent, wie jedem natürlichem Geschöpf. Der Mensch sei daher nicht gut, weil es Religionen gelegentlich empfehlen, es ist umgedreht: Religionen lehren hin und wieder ethische Grundsätze, weil sie im Menschen a priori verankert sind.
Der "Kampf ums Dasein", zum alleingültigen Naturgesetz erklärt, später zum Kulturgesetz der kapitalistischen Welt gekrönt, war in Augen Kropotkins nichts weiter als die Rechtfertigungsgrundlage der Sozialdarwinisten. Die "Gegenseitige Hilfe", wenn schon nicht zu leugnen, sie doch als Aspekt auszuklammern und zu verschweigen, gehöre letztlich zum Konzept der Rechtfertigungslehre."
- Roberto J. De Lapuente, "Auf die faule Haut: Skizzen & Essays" -

Weil ich es mir wert bin

Freitag, 24. August 2012

Ich will günstig einkaufen, billig Dienste geleistet bekommen, will jeden Tag neue Schnäppchen. Ich will, dass das, was heute billig ist, morgen noch ein klein wenig billiger wird. Ich bin ja nicht für niedrige Löhne und Personalabbau, damit billig verkauft werden kann - aber ich bin dafür, nicht zu viel Portemonnaieabbau betreiben zu müssen. Ich selbst will ja auch einen ordentlichen Lohn, ich habe ein Anrecht darauf, ich leiste ja gute Arbeit, ich bin loyal und engagiert. Ich bin es wert, ich bin es mir wert - denn unterm Strich zähl’ ich.

Ich will freundlich umworben werden, begrüßt und empfangen, egal wohin ich auch komme. Was schert es mich, dass die Empfangsdame unterbezahlt ist. Das kann sie ärgern, aber nicht an mir ablassen. Denn ich bin Kunde und der Kunde ist König - ich bin König. Ich habe ein Recht darauf, bevorzugt behandelt zu werden. Ich bin doch zu mir selbst auch nett. Ich will Freundlichkeit erleben, Aufmerksamkeit erfahren, ich will umgarnt und versorgt sein. Das ist mein Anspruch als Kunde. Letztlich zähle nur ich, denn ich bezahle die Rechnungen derer, die mein Geld wollen. Ich sorge dafür, dass sie essen, ich bin ihr Arbeitgeber. Da ist es recht und billig, dass man mich hegt und pflegt und liebevoll umsorgt.

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Erst lesen, dann schießen

Donnerstag, 23. August 2012

Gefahren, "die aus oder von einer demonstrierenden Menschenmenge drohen", so mahnte das Bundesverfassungsgericht neulich, dürften allerdings nicht mit einem inländischen Waffeneinsatz der Bundeswehr abgewendet werden. Das ist eine Einschränkung, die man einem etwaigen Inlandseinsatz mit auf dem Weg gab. Die Angst, die viele Bürger nun über Jahre insgeheim hegten, dass eben die Bundeswehr gegen Bürger aufmarschiert, scheint richterlich ausgetrieben. Dabei muß man fürchten, dass nun hitzig bürokratische, das heißt, kühl spitzfindige Diskussionen darüber angestellt werden, wann eine Menschenmenge eine Menschenmenge ist und wie man das Wort Gefahr definieren kann.

Dass demonstrierende Menschenmengen von der Bundeswehr nicht angetastet werden dürfen, heißt das nicht auch über Umwege, passiv sozusagen, dass Menschenmassen, die sich per definitionem nicht demonstrierend zeigen, sondern vielleicht einfach nur mahnwachend, schon bundeswehrlich behelligt werden dürfen? Es sind ja Gefahren aus so einer Menge, die nicht Gegenstand eines Einsatzes sein dürfen. Ist aber die Gefahr nicht außer Kraft, wenn beispielsweise ein linker Mob randaliert und Autos umwirft. Dann ist die Gefahr gewissermaßen schon überstanden, dann ist die Gefahr schon zur Tat geworden, droht nicht mehr nur, sondern wütet als Werk. Wenn die Menschenmenge nicht mehr nur gefährdet, sondern schon tut, schon die Stufe der Gefahr durch die Handlung ersetzt hat - kann man dann nicht doch die Bundeswehr dazuholen? Und 500 Menschen sind ja schon eine Menge Leute. Hat damit nicht eine Versammlung von 1000 Menschen die Menge schon überflügelt? Sind 1000 Menschen nicht schon Masse statt Menge? Kann man das nicht von der Mengenlehre ableiten? Und gegen Menschenmassen gibt es doch keine Einschränkung seitens der Verfassungsrichter!

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Bußgeld für Minister, die ohne profunde Kenntnis Bußgelder fordern?

Mittwoch, 22. August 2012

Das Menschenbild der Arbeitsministerin war nie besonders positiv. Das dürfte schon mehrfach aufgefallen sein. Dass es aber so plump und illusionslos ist, das konnte man ja nicht ahnen. Schuleschwänzen ist aller Laster Anfang, weiß sie nämlich. Langzeitarbeitslosigkeit beginnt dort, wo Jugendliche nicht mehr in die Schule gehen. Ist diese Verallgemeinerung schon ein Schaufenster des leyenschen Menschenbildes, so ist ihr Lösungsansatz von der Totalität des neoliberalen Disziplinierens geprägt. Nicht Gesellschaft und staatliche Institutionen haben sozialarbeiterisch hinzuwirken, um Schulschwänzer wieder in den Unterricht zu integrieren. Nein, deren Eltern sollen in die Pflicht genommen werden - um den Druck auf sie zu erhöhen, sollen sie nun schneller mit einem Bußgeldbescheid rechnen müssen.

Elternbashing

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De dicto

Dienstag, 21. August 2012

"Aber nur die Gemeinschaft von Mann und Frau ist auf die Hervorbringung von Kindern angelegt. Sie ist Keimzelle der Gesellschaft. Daher wird sie als Institution geschützt."
- Reinhard Müller, Frankfurter Allgemeine vom 13. August 2012 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Lassen wir mal beiseite, dass es durchaus richtig ist, die Familie als Institution zu schützen - und lassen wir auch beiseite, wie wir als Gesellschaft den Familienbegriff interpretieren wollen, ob nun homosexuelle Paare mit oder ohne Kinder Familien sein sollen oder nicht. Es soll hier um etwas Grundsätzliches gehen: Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zu benennen ist nämlich ein beliebtes Vorurteil, das sich wissenschaftlich nicht bestätigen läßt.

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Wasser bis zum Hals

Montag, 20. August 2012

Zwei Ereignisse jährten sich dieser Tage. Beide traten vor zehn Jahren in die Welt. Beide wurden in den Medien stark thematisiert. Beide wurden jedoch voneinander gesondert abgehandelt, nicht zusammengelegt.

Vor zehn Jahren war ein großer Teil des deutschen Ostens landunter. Vor zehn Jahren entschloss man sich, die Vorgaben der Hartz-Kommission, jene die die Nummern I bis IV trugen, in die Realität umzusetzen. Das sind zwei Geschichten, die sich voneinander geschieden ereigneten und doch miteinander verbunden sind. Während dieser Kanzler zum Anfassen mit Gummistiefeln durch den Osten watete, Siegerpose hier, Verständnis heuchelnd dort, während er für die Betroffenen präsent war, hemdsärmelig und mit einstudierten Sorgenfalten, während er einen guten Eindruck hinterließ, adelte man die Zielsetzungen einer Lobbyistengruppe, die man euphemistisch Kommission nannte, zu einem Gesetz. Fast war es so, als hätte man diese Sozialreform verdeckt unter Wasser gegurgelt, im Schutz der Brühe, die sich über Land und Felder, in Häuser und Geschäfte goss. Das Hochwasser umspülte den Sozialabbau etwas, machte ihn zur Marginalie, machte ihn zum Kritikpunkt für Pedanten, in einer Zeit, da doch offenbar so viel wichtigere Sorgen das Land quälten.

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Man wird doch nochmal halten dürfen

Freitag, 17. August 2012

oder: das Politische im Unpolitischen.

Ich habe niemals die Ansichten meines Lebensgefährten geteilt. Nein, wirklich nie. All die Jahre habe ich sie nicht geteilt. Sie sind mir allerdings auch nicht zuwider, gebe ich ganz offen zu. Er hat halt seine Ansichten - alle Menschen habe ihre ganz eigenen Ansichten. Das muß man respektieren. Aber ich habe meine eigenen Ansichten.
Sie wissen aber, dass er Ansichten hat, wie Sie dazu sagen, die weniger Ansichten, als Volksverhetzung, die Vorstufe zu verbrecherischen Maßnahmen sind. Er ist Mitglied oder war Mitglied einer Partei, die Moslems für minderwertig und dessen spiritus rector, ein Mann namens Horst Mahler, Juden als Entwicklungsstufe hin zum Menschen bezeichnete.
Ich sag ja, jeder hat seine Ansichten, ich teile sie nicht. Man muß das respektieren. Toleranz ist auch in einer Beziehung sehr wichtig.

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Ein Organ des ewigen Lebens

Donnerstag, 16. August 2012

Letzte Woche war im Hause Springer großer Organspende-Tag. Selten hat man so viele Menschen erlebt, die so voller Entzücken und auch Freude dem eigenen Ableben entgegenfieberten. Fast alle lächelten sie, fast alle trugen sie ihre Überzeugung in ihren Lachfältchen herum. Mancher Philosoph, nicht zuletzt mancher Theologe, mokierte schon vorher, dass wir in einer Kultur des Todes lebten. Eine Kulturleistung mag wohl sein, den eigenen Tod galant zu überspielen, Thanatos in die Gesellschaft einzuführen. Die Pop-Kultur hat schon lange auch von sensiblen Aspekten des Lebens Besitz ergriffen; das war und ist gar nicht immer negativ, dies hat auch vormals tabuisierte Themen entweiht und zugänglich gemacht, Einsichten geschaffen. Nur so poppig, so bunt und verzerrt, haben sich bislang selten Menschen dem eigenen Ableben gestellt. Dem Fatalismus, dem sich jedes menschliche Leben, endlich in seiner Konzeption, gegenüber sieht, trotzig die Stirn zu bieten, nicht zu verzagen, sondern die Begrenztheit, die Flüchtigkeit der eigenen Körperlichkeit wegzulächeln, gleicht beinahe schon jener metaphysischen Revolte, die Camus in seiner Essay-Sammlung "L’homme révolté" benennt.

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Ridendo dicere verum

"Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut: Denn er gehorcht, wo er kann, wie dies einem an sich trägen Geiste wohl tut."
- Friedrich Nietzsche, "Morgenröte" -

Ein Streich gegen die Kunst

Mittwoch, 15. August 2012

oder: ein Aufruf gegen die Streichung des Künstlers aus unserer Gesellschaft.

Das Vorhaben des Bundesarbeitsministeriums, aufstockendes Arbeitslosengeld II für Selbstständige zu streichen, ist nicht nur ein Akt gegen die Grundsicherung kleinunternehmerischen Engagements - es ist gleichwohl ein gezielter Anschlag auf die Kunst.

Etwas über 14.000 Euro nehmen Künstler im Schnitt ein. Sagt die Künstlersozialkasse, die sich auf Zahlen derer stützt, die bei ihr versichert sind. Dabei ist zu konkretisieren, dass Künstler, die jünger als dreißig Jahre sind, durchschnittlich etwas mehr als 10.000 Euro einnehmen. Das sind wiederum Zahlen, die alle Künstler umfassen, in den jeweiligen Sparten sieht es anders aus: junge Musiker nehmen jährlich nicht mal 9.500, junge darstellende Künstler nicht mal 8.500 Euro ein. Großkotze der Kunst sind jene aus dem Bereich Wort - das sind Schriftsteller, Dichter, Bühnen- und Filmautoren, Lektoren, (Bild-)Journalisten und einige andere Berufe mehr. Im Durchschnitt nehmen sie jährlich 17.500 Euro ein, wobei die U30 des Bereiches Wort auch lediglich auf etwas mehr als 14.000 Euro kommt.

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