In der ersten Reihe

Freitag, 2. März 2012

Mit schnellen Schritten durchs öffentlich-rechtliche (Privat-) Fernsehen.

Das Konzept der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme ist Kopieren. Sie sind ein Verbund loser Sendekonzepte, deren Ideen von der privaten Konkurrenz aufgeklaubt sind. Ein Flickwerk an Konzeptionen, die schon im Privatfernsehen peinlich sind, aber bei ARD und ZDF, in der ersten Reihe, in unermessliche Peinlichkeit gesteigert werden. Das liegt unter anderem an der Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch, seriöses Fernsehen bieten zu wollen - und dem Rückgriff auf Konzepte, die aus dem anspruchslosen Repertoire noch weniger seriöser Sender stammen. Das seriositäts- und feierlichkeitsschwangere Getue des öffentlich-rechtlichen Moderationspersonals tut sein übriges.

Wo öffentlich-rechtlich draufsteht, ist privat drin

Im öffentlich-rechtlichen Abklatschfernsehen geht es zu wie im Privatfernsehen - nur in klientelgerechter Entschärfung, damit Oma keinen Herzanfall erleidet. So spielt selbst die Volksmusik und der seichte Schlager nicht einfach nur auf - beim Winterfest der springenden Stars betätigen sich GEZ-Gesangesbarden sportlich und hüpfen unter tosenden Applaus in Kissen. Stefan Raab, ick hör dir trapsen! Action kommt gut an - Prominente in Action noch besser. Und Action ist, was die jeweilige Kundschaft als solche anerkennt. Bei Pro7 braucht man das Zehnmeterbrett - bei Silbereisen reichen anderthalb Meter Sprungschanze mit drei Meter dicker Kissenunterfütterung. Oder der Chef macht es selbst und rennt wie bekloppt über in Reihe gestellte Herdplatten - barfuß immerhin, vor den Augen seiner Freundin (angeblich Sängerin); kurz danach tremoliert Semino Rossi und ertrinkt dabei in seiner obligatorischen Pfütze aus Olivenöl.

Selbst die Titel der einzelnen Talkshow-Folgen erinnern mehr und mehr an private Sternstunden der Talkeritis. Plasberg fragte kürzlich: "Die Fitness-Religion - gehören Pummel an den Pranger?" - bei Bärbel Schäfer hieß es damals ähnlich, da rief man "Ich werde immer fetter: Bärbel hilf mir, ich bin schwanger und morgen ist auch noch ein Tag!" Und wer es anspruchsvoller mag, der zappt zu Maischberger und harrt einer Antwort auf die Frage: "Die Schnorrer-Republik: Sind wir alle ein bisschen Wulff?" - gut bei Bluna geklaut! Das sind bärbelanische Titel, wie sie die Privatsender bis vor zehn Jahren täglich ausstrahlten - damals riss man noch Leute mit, wenn es hieß "Mutti, heute sag ich dir die Wahrheit: ich bin nur dein Adoptivsohn!" Zehn Jahre später bedient sich selbst der vermeintlich seriöse Talk reißerischer Sendetitel.

Wo öffentlich-rechtliche Sender draufstehen, da ist Privatfernsehen drin. Man sieht Chartshows mit hineinquatschenden B-Promis, gerne genommen Rosi Mittermeier und der Kerl, der mal ein Liedchen an seinen Boss sang, wonach er mehr Geld brauche. Dauergäste auf allen Kanälen, auch im Ersten, sowieso im Zweiten. Man staunt über Mittagsmagazine, die wie am Fließband Dokubeiträge abspulen, deren informativer Gehalt fadenscheinig ist. Man kennt keinen Unterschied zu den Boulevardmagazinen der Konkurrenz, in denen zwar keine nuttig aufgetakelten Frauen, dafür aber affig grinsende Bürgerliche-Mitte-Schönlinge durchs Programm führen. Man verfolgt Soaps, die man nun Novelas nennt. Man stattet einst aufrichtig konzipierte Sendungen emotional aus, so wie Aktenzeichen XY, wo man neuerdings die Gemütslage von Opfern in Filmchen nachzeichnet, das gespielte Szenario mit den Augen eines Mordopfers zeigt, was einen spekulativen Blickwinkel erzeugt - und wo plötzlich nicht mehr mit kühlem Kopf gefahndet, sondern mit gefühlsbetontem Unterton, Zuschauer unterhalten werden sollen.

Die Euthanasie des Unvorhergesehenen

Ein gigantisches Problem ist das Personal. Mit pathetischen Dauergrinsern und Dauerwellen, die sich zwischen Schwiegermütterliebelei und Techtelmechtel mit Großmama verstricken, ist kein seriöses Fernsehen zu machen. Krone dieses Typus ist nicht die fleischgewordene Krone der Volksmusik, Silbereisen mit Namen, sondern die charmante, leider dennoch leblose Hülle, die man Pilawa getauft hat. Er ist der große Euthanasator sämtlichen kritischen Verstandes - wer die Formate anschaut, die er leitet - und er leitet sie alle! -, der dämmert dahin, der wird radikal eingeschläfert. Immer lächeln, immer sinnfreie, aber doch höflich scheinende Sprüche anbringen - das ist Pilawa, wie er leibt und lebt, wenn man das so lebensbejahend überhaupt sagen kann. Pilawa ist Monopolist, er füllt an sieben Abenden die Woche mindestens neun Abendsendungen - wegen ihm denken die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten darüber nach, die Siebentagewoche durch eine Zehntagewoche zu ersetzen.

Silbereisen ist anders - nicht inhaltlich. Inhalt - auch so ein Wort, das man in Verbindung mit dieser Gilde aus Moderatoren nicht verwenden kann. Silbereisen ist weibischer als Pilawa, nicht nordisch kühl, sondern alpin anbiedernd, auch wenn er gar nicht aus dem Alpenraum stammt. Pilawa... und damit auch Silbereisen und andere Moderatoren, die eigene Namen haben, aber keinerlei eigenes persönliches Format... Pilawa steht also symbolisch. Dieser Pilawa ist immer adrett und immer stinklangweilig. Er tut niemanden weh - das ist die beste Eigenschaft, die man ihm nachsagen kann. Er ist das Gesicht des Zeitgeistes: angepasst, zwanghaft optimistisch, brav bürgerlicher Humor, bloß nicht anecken! Wo einst das Charisma eines Showleiters zählte, steht als Ideal heute Anpassung. Personen, die genauso gut Fahrkarten verkaufen oder Brötchen austragen könnten, ohne dass man auf die Idee käme, da würde großartiges Potenzial mit anforderungsamer Arbeit vergeudet.

Die hohe Kunst pilawascher Unterhaltung ist es, in unterkühlter und höhepunktloser Manier, sein Abendpensum abzuwickeln. So sorgt man zwar nicht für besondere Momente des TV, aber man macht auch keine gröberen Schnitzer. Pilawas Moderation ist auf Fehlervermeidung ausgerichtet, nicht auf Unterhaltung. Er ist nicht frech, weil er fürchten muß, mit etwaigen Frechheiten für einen Eklat zu sorgen. Politisch korrekt zurückhaltend döst er durch seine Sendungen - nur nicht unkorrekt werden, nur nicht als empörter Aufmacher bei BILD enden. Nur nichts Unvorhergesehenes! Wer nichts wagt, der nichts gewinnt - diese Binsenweisheit kann sich der Scholar der pilawaschen Moderationsschule gleich mal aus dem Kopf schlagen. Denn nur so vermeidet man Skandale und brüskiert seine spießbürgerliche Biedermeier-Anhängerschaft nicht. Wenn man es genau nimmt, hat man dann nicht mal TV-Zuseher, man hat ein Publikum aus TV-Narkotisierten, die die Hälfte der ausgestrahlten Ödnis gar nicht mehr mitbekommen. Ein Publikum, dem es nur wichtig ist, dass der gerade amtierende Showleiter den abendlichen Schlaf auf dem Sofa nicht durch Einlagen unterbricht, die es wecken könnte - oder die es reuen könnte, verschlafen zu haben.

Und zu Lanz, der anhaltend gequält mit seiner pastoralen Jesuitenart Gästen auf den Pelz rückt, soll heute nichts gesagt sein...

Verfressenheit als Alleinstellungsmerkmal

Rege gekocht und gefressen wird täglich. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält sich als Gesinde nicht Mägde und Knechte, sondern Sterneköche und Haubenköchinnen stehen dort in Lohn und Filet. Die Köcheschaft ist der Staat im Staate - sie bekommen jeden Gourmetwunsch erfüllt, Zutaten hinterhergeworfen. Es brutzelt und köchelt, brodelt und brät nur so dahin. Der Zuschauer frisst sich nachmittäglich durchs Programm, bekommt dabei immer dieselben Kniffe, immer dieselben Sprüche über Gewürze und Butter, immer dieselben Rezepte mit neu erfundenem Namen zu hören. All das wird nicht leicht und locker zelebriert, sondern mit pathetischer, ja spirituell ehrfurchtsvoller Miene. Man bekommt den Eindruck, Kochen sei eine unglaublich metaphysische Angelegenheit - und Koch und Pfarrer seien eigentlich ein Berufszweig.

Im Privatfernsehen nahm der Kochmarathon seinen Anfang - das war und ist peinlich; seitdem es jedoch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geschieht, mit seinen ganzen verquasten Kochphilosophen und -sophisten, ist es zu einer Peinlichkeit emporgestiegen, über die man sich nicht mehr fremdschämt, sondern ärgert. Wieviel der 7,5 Milliarden Euro, die die Gebühreneinzugszentrale den Sendern einsammelt, werden eigentlich verfressen? Man munkelt, es sind 2,5 Milliarden mindestens. Sedieren durch Kochen nennt sich die Praxis dahinter. Wer das Maul voll hat, der meckert nicht! Das Alleinstellungsmerkmal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist das Kochen, das Schaulaufen von dekorierten Köchen - Verfressenheit als Nische, in der man Vorreiter sein darf.

Der Fairness halber - es ist nicht alles schlecht

Zu angepasst an die Vorgaben des Privatfernsehens könnte man fast annehmen, ARD und ZDF würden qualitativ gänzlich zum staatseigenen RTL. Die Tendenz ist da - die Verblödungsmaschinerie läuft unmerklich auch dort an; kritische Nachrichten gibt es auch dort keine, Jauch hält Merkel Karteikarten hin, Seibert wechselte in die Regierungsarbeit - das sagt alles. Kritischer Verstand ist da nicht mehr zu erwarten. Aber auch dort wo es unpolitisch zugeht: keine Qualität, sondern am Privatfernsehen orientierter Stuss. Getrimmt auf die eigene Klientel, versteht sich - versucht anspruchsvoll, aufgrund Bildungsauftrages, versteht sich - patrizierhafter als beim Plebejersender RTL, versteht sich.

Gleichwohl liefert man, nicht selten mit freundlicher Unterstützung der Landesrundfunkanstalten, auch kritische Magazine - die siedelt man allerdings ins Nachtprogramm, wenn man von der Reihe Markencheck, die unlängst zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde, einmal absieht. Das ist der augenscheinliche Unterschied - das Privatfernsehen übt sich in allen Lebenslagen, zu jeder Tageszeit in minderwertiger Unterhaltung; die öffentlich-rechtlichen Sender jedoch haben noch Perlen zwischen den Säuen herumliegen.



34 Kommentare:

Inglorious Basterd 2. März 2012 um 08:22  

Das hast Du mir einfach so aus dem Herzen geschrieben. Neben Pilawa hätten Jauch und mein ganz spezieller Freund Plasberg ruhig noch mehr Fett abkriegen können. Die NDS haben Plasberg aber auch schon mehrfach kritisiert.

Es sind in meinen Augen nicht die Krawall-Talks, die offensichtlich auf reine Schmuddel-Unterhaltung setzen, sondern die als politisch oder seriös daherkomenden Formate, wie "Hart aber fair", die, in Konkurrenz mit den Privaten um die Gunst der Quote buhlend, zunehmend boulevardesker werden.

Man sieht ja auch bei den Gästen in örFernsehsendungen, dass mehr und mehr Anleihen bei den Privaten genommen werden. Da tauchen dann dieselben Hackfressen und Sprechautomaten auf, die regelmäßig in Sat1, RTL II oder Pro7 zu sehen sind und sich für prominent halten.

Anonym 2. März 2012 um 08:23  

Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze.

Anonym 2. März 2012 um 08:24  

Lieber Roberto,

Danke! Danke für diesen Text... es tut gut, sich bezüglich seiner eigenen Meinung zum Niedergang des öffentlich-rechtlichen Fernsehens so sehr bestätigt zu sehen. Die Wut, die in einem hochkockt, wenn Lafer und Lichter zum x-tausendsten mal kalauernd ihre "Promis" durch die Küche quasseln, sollte in Zorn umgewandelt und in (Protest)Aktionen kanalisiert werden. Es kann doch nicht immer weiter gehen mit dieser Verarsche. Wie du siehst, bei mir rennst du offene Türen ein. Es bleibt zu hoffen, dass der Widerstand endlich in der Allgemeinheit manifest wird.

Diana

Anonym 2. März 2012 um 09:16  

Der Artikel ist "Spitze" !

Dem kann ich fast nichts hinzuzufügen.
Alles drin von heiß bis kalt.

Seit meiner Jugend, bin jetzt 59,
habe ich sehr selten vom Fernseher Gebrauch gemacht. (genutzt)

Meine GEZ Gebühr ist praktisch eine Spende. (leider ist es so)

Meine Welt sind die Bücher.
Daher ein Buchtipp zum Artikel passend:
Harry Pross, Der Mensch im Mediennetz, Orientierung in der Vielfalt.

Grüße
Hartmut

Stefan Rose 2. März 2012 um 09:35  

Wie sagten wir schon damals in den Neunzigern: Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze.

Anonym 2. März 2012 um 09:39  

"...isch abe gar kein Fernseher..."

HMxxx 2. März 2012 um 09:44  

Das TV sehr treffend beschrieben. Nicht umsonst heißt es "... so tot wie das Öffentlich Rechtliche".

Wenn ich daran denke, daß jemand, der darüber schreibt, sich diesen ganzen Mist auch noch in einer gesundheitlich abträglichen Dosis reinziehen muß, dann ist der Text gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Anonym 2. März 2012 um 10:04  

Ab 2013 müssen Büchermenschen, so wie ich einer bin, diesen ganzen erbärmlichen Schrott von ARD + ZDF finanziell unterstützen.

Ich werde nix zahlen.

Warum soll ich Fernseh- und Radiogebühren zahlen, wenn ich sowohl die Glotze, als auch das Radio abgrundtief HASSE?
Warum soll ich Gebühren zahlen, obwohl ich weder Glotze, noch Radio besitze?
Ist jetzt schon die Steckdose ein "neuartiges Rundfunkgerät"?
Man braucht nur eine Glotze und ein Radio reinzustecken (das kann sogar ich, der zwei linke Hände hat) und schon kann man die Weisheiten von ARD und ZDF genießen (hüstel!).
Ich bin zur Zeit mit der GEZ im Clinch. Ich war so ehrlich, mein Notebook, ohne (!!!) Internetanschluss, bei der GEZ anzugeben. Daraufhin meinten die, ich solle doch Radiogebühren zahlen, da das Notebook ein "neuartiges Rundfunkgerät" sei. Ich erwiderte, ich könne aber überhaupt nicht Radio hören, mit dem Notebook. Das störte die GEZ-Heinis nicht. Sie meinten, ich könne ganz einfach einen Internetanschluß beantragen.

Ehrlich gesagt, ist es für mich einfacher, die Geräte in die Steckdose zu stecken, als einen Internetanschluß zu beantragen. Da weiß ich nämlich spontan gar nicht, wo ich anrufen muss, während ich den Media-Markt kenne, wo's die "Blödmaschinen" (Suhrkamp-Buch von Seeßlen/Metz) zu kaufen gibt.

Ab 2013 ist also die Steckdose ein "neuartiges Fernseh- und Radiogerät".
Ich welchem beschissenen Scheißland leben wir überhaupt?
Ich dachte im Kapitalismus zahlt man nur für Leistungen, die man haben will.
Ich will aber diese gequirrlte Scheiße + Kriegspropaganda von ARD und ZDF nicht sehen und hören. Von diesen "Sendungen" werde ich depressiv.

Wer macht mit - Widerstandsbewegung gründen.
Oder gibt es so eine Bewegung schon? Oder glotz ihr alle diese Scheiße? Und hört diesen Schrott?

Anton Reiser

Anonym 2. März 2012 um 10:10  

Pilawa war ja mal Chaffeur von Kerkeling,
müssen also nicht unbedingt Brötchen sein,die der Herr austrägt.

Zum Kopieren vom Privatfernsehen.

Als Dr.Peter Frey Chefredakteur wurde,hat das ZDF extra nochmal daraufhingewiesen,daß das Morgenmagazin des ZDF von Peter Frey entwickelt wurde,sein redaktionelles Meisterstück sozusagen.

Eine simple Kopie dessen,was schon lange Zeit bei Sat1 et al morgends so unterwegs war.

Anonym 2. März 2012 um 10:22  

Sie schreiben da über eine Welt, die ich nicht mehr kenne, da ich seit Anfang der 90er kein Radio mehr höre und seit Anfang des letzten Jahrzehnts kein Fernsehen mehr gesehen habe.
Ich kenne auch kaum jemanden mehr, der regelmäßig fernsieht.
Ich denke, dass mittlerweile ins zuschauerlose Nirvana hinein gesendet wird und vermeintliche Quotenangaben nur noch zur Besitzstandswahrung generiert werden...

Rudolf Fritz 2. März 2012 um 11:40  

Bravo.

Der Ekel fäng mittlerweile bereits bei den ersten Nachrichten des Tages an.
Diese Jungs und Mädels haben eben keinen " " mehr ind er Hose.
Wie Sie sagen. Stromlinienförmig ohne den Hauch einer eigenen Meinung.
Die Nachrichten verweisen dann auf irgendwelche Internetseiten.
Wo zu brauche ich dann noch den Vorleseonkel?

Anonym 2. März 2012 um 12:05  

ARD und ZDF haben sich bei mir komplett disqualifiziert mit der Aufforderung ACTA zu unterzeichnen...Die Verblödungsmaschinerie hat die öffentlich-rechtlichen Sender längst gefressen.

awmrkl 2. März 2012 um 12:26  

@Roberto

Vielen Dank, dieser Artikel spricht meine Meinung aus - sollte m.E. sogar noch wesentlich schärfer sein, da das Elend sowas von unsäglich ist.

@noch-TV-Seher:
Es gibt eine OpenSource-Software, mit deren Hilfe man sich eine permanente eigene maßgeschneiderte TV-Vorschau zurechtbasteln kann:

http://tvbrowser.org
(braucht Java-Runtime und ist OS-unabhängig)
plus einige "Plugins", am wichtigsten dabei das mit Namen "Will-ich-nicht-sehen"

Bei mir ist zB die Liste zu ARD und ZDF tagsüber praktisch leer.

Sehr praktische Software!

potemkin 2. März 2012 um 12:35  

Sehr guter Beitrag! Was noch fehlt: Die milliardenschweren Sportrechte, die aus Gebühren finanziert werden. Dafür kann man dann laufenden, springenden, rodelnden, schwimmmenden Litfasssäulen bei diversen Leibensübungen zuschauen. Wer sowas unbedingt sehen möchte, sollte auf die Privaten angewiesen sein, da käme dann noch mal 5% Werbung dazu, und gut is... Die GEZ-Gebühren könnten halbiert werden, die Privaten müßten bluten, der öffentlich-rechtliche Auftrag wäre einigermaßen gewahrt.

ad sinistram 2. März 2012 um 12:55  

Stimmt schon. Aber fehlen würde immer noch irgendwas - alles bekommt man nie unter einen Hut, außer man schrübe ein Buch darüber...

PeWi 2. März 2012 um 13:06  

Ohja, im MDR geht es bei der zum Sachsenspiegel gehörenden Wettermoderation recht nuttig zu. Eine sogenannte Wettermoderatorin Mxxxxxx scheint dem Rotlichtmilieu entsprungen. Da sieht noch die Katze seriös aus.

ad sinistram 2. März 2012 um 13:07  

PeWi, sei mir nicht böse, aber nicht, dass es Probleme gibt, wenn Du solche Sachen mit Namen behauptest. Katze serlös aus? Ist das ein mir unbekanntes Sprichwort?

Hyop 2. März 2012 um 13:32  

Hip Hop ist z.B. ein riesen Segment des Musikmarkts, aber man sieht nie etwas im Abendunterhaltungsprogramm der öffentlich-rechtlichen davon...
Stattdessen krasse Monokultur mit Schlagerstadl.

Anonym 2. März 2012 um 13:56  

Zu PeWi's seriöser erscheinender Katze: Er wird wohl die RTL-Institution "Katzenberger" gemeint haben.

Die Boulvardisierung sprengt inzwischen jeden Rahmen...
Danke für den Artikel - hart aber fair!

der Herr Karl

Anonym 2. März 2012 um 15:10  

Lecker Essen ist nun mal der Sex des Alters. Es handelt sich also nicht um so genannte Service-Sendungen mit Show-Appeal sondern schlicht und ergreifend um zielgruppengerechte Pornografie!

Anonym 2. März 2012 um 18:11  

Nicht vergessen sollte man auch all die Hitler- und WW2 Dokus, die von einem Kulturkanal zum nächsten verschoben werden, überwiegend von phoenix zu 3Sat und zurück. Diese Dinger drehen Schleifen bis einem schlecht wird.

Anonym 2. März 2012 um 18:22  

Anton Reiser 10:04: Es gibt eine Widerstandsplattform. Einfaach mal "GEZ abschaffen" googlen.

Stefan Rose 9:35: Anonym 8:23 Uhr war schneller und früher.

landbewohner 2. März 2012 um 18:35  

mich stört nicht nur dieser dumme bis schwachsinnige mix, der da als unterhaltung oder gar als information verkauft wird - muss man sich ja nicht antun. aber die krönung sind für mich die sogenannten nachrichtensendungen und aktuellen sendungen, die propaganda auf dem niveau eines gerd löwenthal "selig"(+) ausstrahlen, und von kommentatoren begleitet werden, die den vorgenannten verstorbenen an dümmlichkeit noch übertreffen.

flavo 2. März 2012 um 21:32  

Es ist auch mit den intellektueller angestrichenen Sendern nicht viel anders: Arte und 3sat. Traumschiffniveau kann man bei beiden Sendern zur Genüge finden. Nicht zu übersehen ist das wuchern einer abgeschmackten politischen Haltung, die sich in explizit politischer Kommentatortätigkeit explizit lächerlich macht. Gut, 3sat hat manchmal was von der SChweizern, die manachmal recht guten Recherchejournalismus machen. Österreischische Beiträge bleiben auf Land und Leute Niveau. Geradeeben darf ich mir den Russlandabend auf 3sat einflössen und ich warte, bis es wieder herausschießt. Nun 7 Minuten Google surfen und ich habe eine Fülle an Informationen (auch über den hier bös gehaltenen Putin). Gestern erleuchtete ein österreichischer Moderator den russichen Botschafter mit der Neuigkeit, in Syrien würden doch Zivilisten beschossen, nachdem dieser 20 Minuten erklärt hatte, dass Russland Waffenpausen auch von den Aufständischen verlange und nicht nur von der Armee. Der Botschafter reagierte und fragte zurück, wer dann aus Homs dauernd Raketen herausschieße? Der Moderator drehte in eine Schleife ein und erwiderte automatisiert: aber in Syrien werden doch Zivilisten beschossen.
Sollte ich einmal zu erbrechen wünschen, etwa nach einem Besäufnis, dann müßte ich nur auf die heute nachrichten auf ZDF warten. Der schlecht gespielte Ernst, das langsame lesen von auf Vorstellungen der Dummheit zurecht geschnittenen Wortreihen, die mit um so erhöhter Bestimmtheit betont werden. Seibert bleibt einem erspart, aber der Ersatz ist nicht besser. Wenn Symbolisches schmerzen kann, dann diese Sendung. Den Sinn der Dinge derart verdrehen und ins seichte heben, dass die Wörter zu schmerzen beginnen. Sinnschmerz.
Aber unaufhaltsam bohrt sich der Müll in die Seelen der Leute. Leute trifft man, nach 7 Jahren vielleicht wieder und hört sonderbare Meinungen heraus, die Fetten, die Arbeitslosen, die Emotionsdynamik derer, die stellvertretend fordern und unternehmerische Strenge im kleinen verkörpern. Das neue Wiedersehen bringt auch den Fernsehgeschmack zu Tage: RTL, VOX, RTL 2 und wie sie alle heißen. Schon wieder die langen Nachrichten auf RTL2. Schauste auch immer CSI und die Detektive vom Arbeitsamt, wie sie diese fertigen Typen aufdecken. Und der Vater ulkt am Abendessenstisch über die faulen Griechen, er wisse das alles, er sei ja jeden Sommer in Herakleia, wie sie da herumliegen.
Dem pubertäre Bub gefallen die Gadetsendungen, er will Erfinder werden, der Rest der Welt interessiert ihn nicht.
Der Russlandexperte, Prof. Schrepel oder dergleichen urgiert inzwischen auf 3sat: er würde Putin raten zurückzutreten. Es wäre das beste, was er seinem Land geben könnte. Die besten Köpfe verlassen Russland inzwischen, es ist ihnen zu autoritär und alle anderen Russen würden es auch tun. Und das Russische System des Energieexports ist sehr gefährlich. (Analytische Explosion:) denn wenn die MArktpreise fallen....... Das Russische olympische Komitee versichert den planmäßigen Aufbau der Anlagen. Und tatsächlich, es wird gebaut....nun so geht es dahin. Die Ausdenker dieser Sprache, welche Stille schlägt in ihnen die Wörter hervor?
Cäptain Naromi Suzuki...Auslandschjournal...Fukushima..der Einsatzbefehl kam und wir mußten rein.

Anonym 3. März 2012 um 09:37  

Und nicht zu vergessen das nahezu gleichgeschaltete Radioprogramm! Versuchen Sie mal tagsüber einfach nur ein wenig Jazz, von mir aus Easy Listening, zu hören.
Statt dessen Hit an Hit, ständig Werbung trotz Gebühren und mindestens stündlich die Gehirnwäsche in Form von "Nachrichten".

Peinhart 3. März 2012 um 10:31  

Ich kann flavo nur 'vollumfämglich' und 'nachhaltig' zustimmen. ;) Man kann sich diesen Müll nicht ansehen, ohne letztlich irgendwie 'infiziert' zu werden, ebensowenig wie das für Leser der Blöd-Zeitung, des ehemaligen Nachrichtenmagazins etc gilt. Das kann ich auch bei meinen Bekannten immer wieder beobachten.

Und apropos Detektive - man achte einmal darauf, wie gerade auch in Krimiserien von Tatort bis zu den Vorabenddingern des ZDF Reklame für rechtsstaatlich fragwürdige bis unzulässige Methoden gemacht wird. Das geht vom nonchalantem Eindringen in Wohnungen ('Hast du nicht auch gerade ein Stöhnen gehört...?'), fragwürdigen Verhörmethoden ala Daschner bis hin zur Propagandierung erweiterter Überwachungsmethoden. Gerade gestern erst überwachte eine Drohne mit Wärmebildkamera die Wohnung einer Schwester (!) des Verdächtigen, ohne dass irgendwo die Rede von einem richterlichen Beschluss gewesen wäre (also reines 'Polizeirecht') oder es wird wie selbstverständliche eine 'nachträgliche Handyüberwachung' angefordert (Vorratsdatenspeicherung), die dann netterweise sogar zur Entlastung eines Verdächtigen beiträgt. Auch so wird der Boden bereitet...

Anonym 3. März 2012 um 10:38  

Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze.
_____________________

Anonymus, you made my day!

KClemens

Anonym 3. März 2012 um 10:54  

@flavo

Danke für Ihren vortrefflichen Kommentar.

Mit dem Thema, Schmerzen, beschäftige ich mich schon seit Jahrzehnten, aber so eine, aussergewöhnlich, interessannte Wortwahl in Bezug auf Schmerz und Information hab ich noch nirgendwo entdeckt.
Was mich besonders berührt hat, möchte ich zitieren:
"Wenn Symbolisches schmerzen kann, dann diese Sendung. Den Sinn der Dinge derart verdrehen und ins seichte heben, dass die Wörter zu schmerzen beginnen. Sinnschmerz."

Einmalig !

Liebe Grüße
Hartmut

Anonym 3. März 2012 um 21:03  

Die Medien dienen als neue Religion. Narkotisierung der Zinssklaven.

Der unmögliche Chefkoch Lichter hätte übrigends eine Erwähnung verdient. Bei Pilawa dachte ich, ich bin mit meiber Meinung alleine auf der Welt. Grazie

Peinhart 4. März 2012 um 09:33  

>>Die Medien dienen als neue Religion.

Da widerspreche ich mal - sie sind allenfalls die neue Kirche, die Prediger, die die Religion verkünden. Wie wir gerade gesehen haben, besitzen sie auch die Fähigkeit zur Exkommunikation. Die Religion aber ist immer noch der Neoliberalismus mit seiner 'Eigenverantwortung', seinen unhaltbaren irrealen Reichtumsversprechen und seiner höchst realen Hölle aus sozialem Abstieg und HartzIV. Wenn es darum geht, in's Feld zu ziehen, werden gerne noch die Menschenrechte instrumentalisiert, wobei auffällig ist, dass die sozialen Menschenrechte iA nicht thematisiert werden - aus gutem Grund, denn das gäbe ja keine ordentliche Hölle mehr ab.

Peinhart 4. März 2012 um 09:35  

Ach ja, und 'die Märkte' geben sowas wie den Heiligen Geist der ganzen Angelegenheit...

Anonym 4. März 2012 um 09:52  

Ihr Lieben alle,

wer sich nicht dauerberieseln lässt,
findet Zeit und Muße,
sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Die Entscheidung trifft Jeder selbst.

Ich wünsche Euch allen einen wundervollen Sonntag

Christa

NachDenkSeitenInge 4. März 2012 um 13:01  

Lieber Roberto, auch von mir herzlichen Dank für Deine wieder einmal so treffliche und ausgezeichnete Analyse der TV-Medien.
In unserer Familie herrscht schon seit vielen Jahren kein Bedarf mehr an solchen Medien, die uns mit seichter Unterhaltung, Halbwissen und Lügen versorgen. Uns geht es seither sehr viel besser.
Herzliche Grüße an alle, die sich
ihren gesunden Menschenverstand noch erhalten haben und jeder versuchten Manipulation bisher durch Achtsamkeit und besseres "Inneres Wissen" entkommen konnten.
Inge

Anonym 5. März 2012 um 06:40  

@An alle Fernseh- und Radiokritiker
Sehr anregende Kommentare.
Aber: Wieso schmeißt ihr diese Glotze nicht aus dem Fenster - und das Radio gleich hinterher? - wenn doch das Programm so schlecht ist. Sucht?

Anton Reiser

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