Ich ekle mich - also zappe ich

Freitag, 30. März 2012

Warum bin ich eigentlich so erkaltet? Ich meine, ich lese und sehe täglich Leid - nicht unbedingt unmittelbar, ich glotz' TV, wie das eine zerschminkte Schreckschraube mal grölte. Neulich, da in Toulouse, ich habe es nur am Rande mitbekommen, da muß wohl ein Polizist oder Soldat oder ein Soldatenpolizist von diesem Mehrfachmörder erschossen worden sein - ich glaube erschossen, sagen wir daher lieber: ... getötet worden sein. Ein Polizist oder Soldat, der eine hochschwangere Verlobte hinterließ. Einige Medien berichteten - sie schrieben, sie dürfe ihn posthum dennoch heiraten. Sarkozy, Fachmann für ans Herz gehende Rührseligkeiten, die ihn als Staatsmann sympathisch machen sollen, hat sein Einverständnis gegeben. Das ist eine tragische Geschichte, voreheliche Witwe mit erwarteten Nachwuchs - aber mich berührt das nur peripher. Ich sage das nicht stolz oder provokativ, denn das betrübt mich, enttäuscht mich von mir selbst. Ich erkenne doch, dass es Tragik ist, dass es zum Heulen wäre. Mir geht es komischerweise nicht viel anders, wenn es Katastrophen gibt, Unglücke, wenn irgendwo ein Anschlag Menschen in den Tod riss. Die Heimsuchung, die der Mensch zuweilen erdulden muß, die vermag ich sehr wohl zu erkennen, die politischen Dimensionen auch - klar, darüber schreibe ich ja. Aber mehr ist da nicht. Ich scheine in diese Richtung derart erkaltet, blättere weiter, zappe weg, zucke mit den Achseln.

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Ridendo dicere verum

Donnerstag, 29. März 2012

"Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können: Das macht den Journalisten."
- Karl Kraus -

Was muß denn noch passieren?

Mittwoch, 28. März 2012

Es herrscht Krise. Die Wirtschaft kriselt, der Euro und die Finanzen auch - und letztlich liegt die Demokratie krisengeschüttelt im Krankenbett. Öffentliche Kassen werden zweckentfremdet, ihre Erträge kommen der Rettung von Banken und Konzernen zu, unterdessen die Sozialsysteme trockengelegt und deren Anspruchsberechtigte, wenn nicht gänzlich kriminalisiert, so doch anrüchig gemacht werden. Das ist das Milieu, in dem eine linke Partei eigentlich gedeihen könnte - so ein Umfeld muß sie sich fast schon wünschen, wenn sie nach Jahrzehnten neoliberaler Beschulung der Massen, einen Stich machen will. Nun ist das Umfeld eingetreten - und eine linke, linksliberale, u-sozialdemokratische Partei gibt es wieder, nachdem man lange Zeit keine mehr in diesem Lande kannte. Und trotz klimatisch guter Bedingungen für ein solches Projekt: sie kariolt gerade so über der Fünf-Prozent-Hürde bundesweit, verliert bei Landtagswahlen und wird bei kommenden, die Prognosen tendieren dorthin, aus dem Landtag gekegelt.

Neoliberalismus zu tief eingepflanzt

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Wo die Gleichstellung noch hin muß

Dienstag, 27. März 2012

Folgende Zeilen zur Gleichstellung erschienen bereits am 29. Februar 2012 beim Lesebändchen. Der Inhalt des beschriebenen Buches passt thematisch ganz gut zu jenem Text, der hier vor einigen Tagen Einzug fand. Daher sei auch hier nochmal auf die fehlende Gleichstellung im Familienrecht verwiesen.

Ein Blick in deutsche Jugendämter. Dort wütet ein Familienrecht, in dem die Gleichheit zwischen Mann und Frau garantiert nicht garantiert ist. "Entsorgte Väter" nennt Katrin Hummel daher ihr Buch - wenn die Liebe aufhört, dann bleiben meist Männer ohne ihre Kinder zurück. Waren sie unverheiratet, so hatten sie so gut wie überhaupt keine Möglichkeit, weiterhin für ihren Nachwuchs da zu sein. Selbst nachdem eine Neuregelung der elterlichen Sorge im Jahr 2010 vom Bundesverfassungsgericht erwünscht wurde, hat sich nur wenig zugunsten von Vätern getan - sie sind der Laune der Mütter ausgesetzt, die bei Totalverweigerung nicht den Druck der Behörde oder des Familiengerichtes spüren, denen dafür aber nachgegeben wird, wenn sie nur stur genug stellen, was den Umgang ihrer Kinder mit den Vätern betrifft. Endstation für solche Väter ist dann nicht selten Arbeitslosigkeit, bedingt durch psychische Erkrankung - der gender mainstream macht daraus gerne die Legende der Drückebergerei, schimpft wütend über Väter, die gegangen sind (diese Ideologie lehrt, dass Männer nicht verlassen werden, sondern immer selbst gehen, selbst dann, wenn es die Frau war, die ging) und die hernach ihre Arbeit niederlegen, weil sie den Unterhalt umgehen wollen.

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De omnibus dubitandum

Montag, 26. März 2012

Bei der Landtagswahl im Saarland wählten...
  • ... 38,4 Prozent aller Wahlberechtigten niemanden.
  • ... 21,3 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
  • ... 18,5 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 9,7 Prozent aller Wahlberechtigten die Linken.
  • ... 4,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.
  • ... 3,0 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 0,7 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
Die geplante Große Koalition hat einen Rückhalt von 39,8 Prozent in der wahlberechtigten Bevölkerung - sie ist damit unwesentlich größer als das Lager der Nichtwähler. Die Opposition setzt sich aus 17,1 Prozent zusammen. Die FDP ist zu einer marginalisierten Randgruppe geworden, die eine Handvoll mehr Wähler als die NPD, aber weitaus weniger Wähler als die Familien-Partei (1,1 Prozent aller Wahlberechtigten) aufweist.

Eskalierende Sicherheit

Uhl wieder! Jetzt schlachtet er die Ereignisse in Toulouse aus, um das eigene Verunsicherungskonzept, das er als ein Sicherheitskonzept feilbietet, voranzubringen. Denn die französischen Behörden seien dem Mörder "unter anderem wegen einer von ihm genutzten Computer-Adresse auf sie Spur gekommen", wie der Spiegel schreibt. Diese kurze Beschreibung reicht Hans-Peter Uhl, auf Handy- und PC-Technik spezialisierter Trachtenjanker, um die Vorratsdatenspeicherung wieder ins Gespräch zu bringen. Denn nun sei klar, dass diese Leben retten könne, glaubt Uhl.

Die Fiktion von der Lebensrettung

Das ist das Imponiergehabe der Sicherheitspolitik ganz generell. Durch in Vorrat befindliche Daten sollen die französischen Behörden den Mörder gestellt haben. Haben die Daten aber Leben gerettet? Erst nachdem er tötete, konnten solche Daten verwertet werden - es wird demzufolge immer erst jemand zu Schaden kommen, bis eine solche Maßnahme greift, wenn sie denn überhaupt greift. Es ist von Uhl überhaupt, gemessen an der Wirklichkeit, arrogant, von Lebensrettung zu sprechen, wo doch Menschen starben - dies auch beim Stellen des Täters.

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Dem Terror setzt man Zufriedenheit entgegen

Samstag, 24. März 2012

oder: die besten Anti-Terror-Gesetze sind solche, die das Glück der Menschen fördern und Perspektiven schaffen.

Der Mörder oder wahlweise Terrorist aus Toulouse ist ein Glücksfall für alle, die den rechten Terror in Deutschland, jetzt schnell wieder aus der Öffentlichkeit verbannen möchten. Das geschieht ja bereits seit Wochen, die Berichte hierzu werden immer dünner. Ein tötender Muslim kommt da gerade recht, um die Relationen wieder zurechtrücken zu können. Denn hinter diesem "politisierten Einzeltäter [...] steht (...) doch ein Milieu".

Das ist interessant, denn einerseits gestattet man ihm, ein Einzeltäter zu sein - aber vereinzelt ist er nicht, sondern nur mörderische Hand eines Milieus. Kein Einzelfall also! Bei denen, die hierzulande türkisch- und griechischstämmige Menschen töteten, wog man sich flinker in Sicherheit, dass es nur ein Einzelfall sei. Tragisch natürlich, man wollte die Taten ja nicht verharmlosen - aber doch Einzelfall. Dass die Mörder (oder Terroristen) aus einem Milieu stammten, scheint hier keinerlei Bedeutung gehabt zu haben.

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Langer Rede: kaum ein Sinn...

Freitag, 23. März 2012

Es war die Rede auf die man gewartet hat. Erwartungen erfüllt! Sie war unausgegoren, nicht konkret, idyllisch an der Wirklichkeit vorbei. Präsidiale gute Laune; "Demokratiewunder" nennt er diese Gesellschaft fröhlich - aber, so sagte er auch, dieses Land sei nicht perfekt, wir haben nur "nie ein besseres gesehen". Im gleichen Überschwang dichtete mal einer Deutschland, Deutschland über alles! Überhaupt sprach er viel von "unserem Land" und davon, es nicht im Stich zu lassen - und Seehofer lobte ihn passend, weil der nun Vereidigte damals das Wir sind ein Volk! hochhielt. Das passt - aus Wir sind das Volk!, der Klarstellung, wer Souverän zu sein hat, wurde einst das Wir sind ein Volk!, die nationale Agenda, die die Reformer und die Bürgerrechtler der ersten Stunde in der DDR gar nicht beabsichtigten. Unser Land: Welches meint er denn? Das Land der Wirtschaftsbosse? Oder das der Arbeitslosen? Als sei ein Land für alle unterschiedslos wahrnehmbar.

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Sit venia verbo

"Es ist so unerhört lächerlich, dass alle die Länder, die von sich behaupteten, sie seien die freiesten Länder, in Wahrheit ihren Bewohnern die geringste Freiheit gewähren und sie das ganze Leben hindurch unter Vormundschaft halten. Verdächtig ist jedes Land, wo soviel von Freiheit geredet wird, die angeblich innerhalb seiner Grenzen zu finden sei. Und wenn ich bei einer Einfahrt in den Hafen eines großen Landes eine Riesenstatue der Freiheit sehe, so braucht mir niemand zu erzählen, was hinter der Statue los ist. Wo man so laut schreien muß: Wir sind ein Volk von freien Menschen!, da will man nur die Tatsache verdecken, dass die Freiheit vor die Hunde gegangen ist oder dass sie von Hunderttausenden von Gesetzen, Verordnungen, Verfügungen, Anweisungen, Regelungen und Polizeiknüppeln so abgenagt worden ist, dass nur noch das Geschrei, das Fanfarengeschmetter und die Freiheitsgöttinnen übriggeblieben sind."
- B. Traven, "Das Totenschiff" -

Der Altersarmut an den Kragen

Donnerstag, 22. März 2012

Der Altersarmut soll es nun an den Kragen gehen! Im Alter mit zu wenig Rente leben? Die Zeiten sind vorbei, Ministerin von der Leyen vertreibt die Armut - Ruheständlern winkt satter Zuverdienst!, wie es der Stern optimistisch verkündigt. Zuverdienst, nicht Zugewinn - richtig gelesen. Die Alten dürfen mehr arbeiten und damit mehr dazuverdienen zur Rente. Anpacken - nicht jammern, selbst machen - nicht auf Almosen warten! Wer jetzt noch sagt, er habe im Alter nicht genug, der hat selbst Schuld...

Keine Rentenerhöhung. Keine Stärkung des Umlageverfahrens um wieder das gesellschaftliche Vertrauen in die staatliche Rente aufzubauen. Keine kleineren Abschläge bei Frühverrentung. Nein, das liegt nicht im Trend der neoliberalen Zeit. Arbeit soll sich wieder lohnen - auch für die, die eigentlich gar nicht mehr richtig arbeiten können. Morsche Knochen auf den Arbeitsmarkt - Zubrot zur Rente verdienen! Bis 73 an der Drehbank - bis 79 sachbearbeiten. Die Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters ist ein schaler Witz. Ausdebattiert! Einfach Renten klein halten und nebenbei die installierte und subventionierte Privatrente als Luxusartikel vertreiben - und zusätzlich die Verdienstobergrenze ausweiten: dann braucht es kein Geschwafel mehr, dann ist die Debatte erfolgreich weggewischt. Jeder kann dann zwar mit 67 in Rente - aber gearbeitet werden kann theoretisch bis Ableben; absichtlich verkleinerte Renten, aus einem Rentensystem, das man öffentlich verächtlich macht, garantieren antiquierte Arbeitskraft. Und die Option des Zuverdienst', setzt sie sich erstmal durch als mögliches Modell, hält die Rente künstlich am Boden.

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Mittelwege zwischen Kapitalismus und Sozialismus

Mittwoch, 21. März 2012

Die Definition des Nationalsozialismus in rechts oder links, kann nicht gelingen. Emotional würde man ihn unter das rechte Spektrum subsumieren. Rechtsextremismus ist auch das Schlagwort für die haarlosen NS-Nostalgiker, die heute in der Nachfolge dieses Phänomens stehen. Ganz richtig ist diese Einordnung wahrscheinlich auch nicht, einfach deshalb, weil links und rechts historisch überholte Labels sind. Es schickt sich daher, den Nationalsozialismus nicht nach der Sitzverteilung der Konstituante von 1789 zu rubrizieren, sondern nach der historischen Kontinuität.

Dass der Nationalsozialismus keine isolierte Epoche der deutschen Geschichte ist, dass Hitler nicht urplötzlich die Bühne bestieg und es sich nicht als zwölfjähriger Betriebsunfall abtun läßt, wird beständig ins Gedächtnis gerufen. Das ist allerdings nicht das offizielle staatliche Geschichtsverständnis - läßt sich doch mit der Abgeschlossenheit des Nationalsozialismus in der deutschen Geschichte, in eine epochale Unterscheidung in Vor und Danach, leichter umgehen. An der Kontinuität soll eine Einordnung stattfinden, wobei der Nationalsozialismus nicht zwischen den Zeiten davor und danach stehen soll, sondern als Beginn, als Vorgänger. Die provokante These wird sein:

Die nationalsozialistische Volksgemeinschaft als Vorgänger des Sozialstaates

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Eine Erklärung irgendeines Arbeitgeberverbandes

Dienstag, 20. März 2012

oder: wie so jeder seine eigenen Lehren aus Ereignissen zieht.

Der Konkurs des Schlecker-Konzernes hat uns alle betrübt. Eine über Jahrzehnte reichende Erfolgsgeschichte nahm sein trauriges Ende. Viel wurde in den Medien spekuliert, weshalb es ausgerechnet Schlecker war, der so unrettbar ertrank. Das Konzept sei veraltet gewesen, konnte man lesen. Linke Analysten meinten natürlich, es sei das schlechte Arbeitsklima gewesen, das die Kunden forttrieb - und natürlich, das Argument, das immer vorgebracht wird: Schlecker war zu teuer. Wir als irgendein Arbeitgeberverband aber sagen eindeutig: Die Gründe für die Pleite liegen im sozialen Unternehmertum Schleckers begraben. Die Rücksichtnahme und die Großzügigkeit, mit der Schlecker als Tarifpartner auftrat, haben ihm das Leben gekostet. Spendierfreudiges Patronatsgehabe passt nicht mehr in unsere Zeit!

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De auditu

Montag, 19. März 2012

Immer wieder begegnet einem in der Argumentation, persönliche Freiheit liege im bedingungslosen Grundeinkommen, ein messianisches Allheilmittel. Es soll hier darüber nicht befunden werden, ob dem so ist und ob es beispielsweise finanzierbar ist. Aber es soll auf die Wortwahl hingewiesen werden, die reichlich unkritisch erscheint und die demgemäß zu messianischen Gläubigkeiten passt - wo inbrünstig geglaubt wird, bleibt die dezidierte Sprache häufig auf der Strecke. So auch hier, wenn man Grundeinkommen für jedermann verteilen will.

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In eigener Sache

Sonntag, 18. März 2012

oder: ich nehme mir ein bisschen von der Freiheit, die er stets so gellend inhaltsleer postuliert.

Heute ist was geschehen! Etwas Wichtiges! Für dieses Land! Und für die Leute Wichtiges, die gerne Polit-Boulevard verfolgen. Auch für mich? Er ist auch meiner? Dieser Mann? Ja, wahrscheinlich irgendwie - man hat ja keine Wahl. So wichtig und ich schweige dazu? Sicher. Ich habe dazu schon genug gesagt, geschrieben, getönt. Heute wurde nur abgestempelt, was schon lange als Antrag vorlag. Ich will dazu nichts mehr erklären - Ärger genug, dass ich nachmittags ein Fitzelchen davon mitbekam. Schauspielerinnen und antiquierte Fußballtrainer, die einst Hellas und nun Herthas trainieren und die ihr Stimmchen in dieser Chose erheben durften, reichen mir.

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Der Zeitgeist: (todes-)sträflich unmenschlich

Freitag, 16. März 2012

Publizierte ich doch letzte Woche einige Zeilen zur Todesstrafe. Diese wolle nicht Strafe, sondern Straffung sein - nämlich der herrschenden Zustände. Der (ab-)geneigte Leser erinnert sich sicherlich. Und weil ich es so immer mache, suchte ich bei Facebook einige Gruppen, die sich gegen die Todesstrafe engagieren. Dort wollte ich meinen Text teasen. Solche Gruppen fand ich - eine Handvoll. Gegenteilige Gruppen, die die Todesstrafe fordern und für eine gute Sache erachten, gemeinhin für Sexualstraftäter, die fand ich in rauheren Mengen. Es gibt einfach mehr Engagement dafür als dagegen in diesem Land - oder die Befürworter sind einfach nur penetranter. Und überhaupt wäre der reaktionäre Geist, der sich in Facebook stärker durchsetzt als die Aufklärung, auch mal eines Themas würdig...

Es gäbe so viel zur Todesstrafe zu sagen - und ich denke, Gründe dagegen sind so oft veröffentlicht und aufgezählt und publiziert und erläutert worden, dass sie nur noch langweilen können. Jedenfalls ist die "vernünftige Absicht", Sexualstraftäter - man nennt sie in diesen sich aufgeklärt gebenden reaktionären Kreisen auch Kinderschänder - staatlich organisiert zu ermorden, das Eintrittstor in einen Staat, in dem man auch aus anderen Gründen hingerichtet werden könnte. Wenn sie erstmal erlaubt wäre, diese mordende Justiz, die als Klassenkampf von oben herab betrieben wird, dann wäre sie auch eine juristische Option für andere unliebsame Gesellschaftsgruppen.

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Freundschaft als Feigenblatt

Donnerstag, 15. März 2012

Das liest sich wie ein Plädoyer für Interessenspolitik, was die FAZ, in persona Reinhard Müller, da publizierte. Denn niemand hat behauptet, so wie Müller schreibt, dass Politiker keine reichen Freunde mehr haben dürften - das ist auch nicht die Lehre aus dem Stück, dessen Hauptdarsteller Wulff war. Es geht nicht mal so sehr um Freundschaft, sondern viel eher um den Reichtum, der sich auf die politische Macht wirft, wie Fliegen auf noch dampfende Scheiße. Wobei Macht ein viel zu hohes Wort ist - noch entscheidet die Politik, noch geht die Wirtschaft den Umweg über diejenigen, die vom Gemeinwesen mandatiert wurden, die Ungeschicke zu lenken. Betonung auf Noch - und die Macht, von der die Rede war, ist nur das letzte Häuflein an Kompetenzen, das nach Deregularien und Entstaatlichung, nach Entschlankung und Entschlackung der öffentlichen Hand, verblieben ist. Auch hier schickt sich die Betonung an: Kompetenzen, die noch vorhanden sind. Von Macht sollte man hier nicht mehr reden.

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Wir brauchen einen Weltunterdrücktentag...

Mittwoch, 14. März 2012

Der Weltfrauentag, diesen Eindruck lassen die Medien entstehen, wird mittlerweile als Feiertag begriffen. Wenn er auch in der Lebenswirklichkeit der Menschen kaum Beachtung findet, so wissen doch Zeitung und Fernsehen viel darüber zu erzählen. Und es ist ausgerechnet Die Linke, sie sich ansonsten kritisch äußert, die aber stets dann, wenn von Gleichstellung die Rede sein sollte, in dumpfesten Postfeminismus verfällt und dabei den gender mainstream bedient. Gleiche Standards, die sich nicht an primären oder sekundären Geschlechtsmerkmalen orientieren: das ist natürlich gar nicht zu kritisieren. Deshalb jedoch in einen ritualisierten Diskurs, der mit vorbereiteten Floskeln und halbgarer Geschlechterrhetorik hantiert, zu verfallen, das macht nachdenklich. Die Linke ist in diesem Bereich nicht Opposition, sie ist Mainstream.

Die Spaltung vor dem Kapital

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Ridendo dicere verum

Dienstag, 13. März 2012

"Ein Milliardär ist ein Mann, der auch mal ganz klein als Millionär angefangen hat."
- Jerry Lewis -

Sakralisierte Politik

Montag, 12. März 2012

Das Amt des Bundespräsidenten nimmt die Rolle der personifizierten Moral ein. So jedenfalls will es die Theorie. Moral ist schließlich stets das, was man darunter verstehen will. Es gibt die Sklaven- und die Herrenmoral, Männer- und Frauenmoral, emotionale und ökonomische Moral. Der Bundespräsident soll aber mahnen, hinweisen, auf Entwicklungen hinstoßen - kurz: er soll eine päpstliche Rolle einnehmen, quasi-spirituelle Instanz sein, an die man sich wenden kann, von der aber keinerlei Wirkung ausgeht.

Wie der Papst im Zeitraffer

Das Papsttum hatte einst weltliche Potenz. Ein Kirchenstaat war in seiner Obhut - die europäischen Fürsten mussten mit ihm rechnen, ihn auf seiner Seite haben. Er war Kriegsherr und Gestalter. Und dann war es vorbei - jedes Imperium schwindet, so auch jenes, das dem Papst unterstellt war. Heute füllt das päpstliche Amt meist ein unfreundlicher älterer Herr, der Ratschläge erteilt und (für ihn) moralisch klingende Empfehlungen ausspricht.

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Der bürokratische Typus

Freitag, 9. März 2012

Gürtner drängte auf die sofortige Einstellung. Die heimliche Tötung Geisteskranker musste ein Ende nehmen. Nicht irgendwann - jetzt gleich. Die Bevölkerung gab den Justizbehörden diesbezüglich Hinweise. Sie wussten ja auch nichts. Man weihte sie ja nicht ein. So erfuhr auch Gürtner, nicht weniger als Reichsjustizminister, von den Vorgängen. Diese Zustände schienen ihm unhaltbar, sie konnten nicht weiterhin aufrechterhalten werden. Bewirkt hat sein Protest nichts. Erst später, Gürtner war mittlerweile verstorben, hob man die heimliche Euthanasie auf und verfrachtete sie in eine noch heimlichere Heimlichkeit.

Gürtner - ein Name, mehr nicht. Zudem eine Parabel auf einen Typus, wie wir ihn heute, unter freilich doch sehr anderen, ja auch menschlicheren Umständen, immer noch kennen. Eichmännische Gemüter, die das jeweilige in Kraft stehende Gesetz als Gewissen melden. Denn Gürtner beunruhigte es weniger, dass da wehrlose Menschen, die eigentlich Schutzbefohlene der Gesellschaft sein sollten, in den Tod gespritzt und gehungert wurden - ihn beunruhigte das Fehlen einer gesetzlichen Grundlage. Der heimliche Erlass, den Hitler einigen ausgewählte Ärzte - welche Ehre, ausgewählt geworden zu sein! - zukommen ließ, stellte keine gesetzliche Grundlage dar. Das war Mauschelei, waren nur Absprachen zwischen dem Ideologieklüngel - ein moderner Staat konnte so nicht sein.

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