Nomen non est omen
Mittwoch, 4. November 2009
Heute: "Beschäftigung"
Unterschieden wird in der Regel zwischen Vollbeschäftigung und geringfügiger Beschäftigung. Die Differenzierung beider Begriffe macht nur die Höhe der Entlohnung aus. Geringfügig ist eben das, wofür wenig bezahlt wird. Ehrenamtliche Arbeit fällt nicht unter den Begriff Beschäftigung, da hierfür kein Lohn bezahlt wird.
Die semantische Verschmelzung von körperlich-geistiger Aktivität und der Lohnarbeit im Begriff "Beschäftigung" endet im Arbeitsfetischismus. Demnach sind Menschen, die keiner Lohnarbeit nachgehen, auch nicht körperlich-geistig aktiv – sie sind nicht beschäftigt, nicht-aktiv, sondern "hängen rum". So propagiert das die inhaltliche Besetzung des Terminus. Durch diese Sprachmanipulation wird ein Denken forciert, dass alleine die Lohnarbeit ein menschliches Aktiv-sein zulässt.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
"Beschäftigung ist die nichtselbständige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverhältnis. Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers."Der Begriff "Beschäftigung" ist im deutschen in zweifacher Hinsicht inhaltlich besetzt. Die erste Definition gibt an, dass ein Mensch eine körperliche oder geistige Tätigkeit vollführt: sich-mit-etwas-beschäftigen. Als Gegensatz zur sogenannten Langeweile, des vermeintlich nicht Aktiv-seins. Die zweite Definition ist eine Gleichsetzung mit dem Begriff der "Lohnarbeit": als "beschäftigt" und "Beschäftigter" in Deutschland gilt, wer einer Lohnarbeit nachgeht.
- Sozialgesetzbuch IV, Paragraph 7, Absatz 1 -
"Die Beschäftigung in einer Volkswirtschaft ist im Falle eines ausreichenden Arbeitskräfteangebots das Ergebnis der Nachfrage von Unternehmen."
- Lexikon der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) -
Unterschieden wird in der Regel zwischen Vollbeschäftigung und geringfügiger Beschäftigung. Die Differenzierung beider Begriffe macht nur die Höhe der Entlohnung aus. Geringfügig ist eben das, wofür wenig bezahlt wird. Ehrenamtliche Arbeit fällt nicht unter den Begriff Beschäftigung, da hierfür kein Lohn bezahlt wird.
Die semantische Verschmelzung von körperlich-geistiger Aktivität und der Lohnarbeit im Begriff "Beschäftigung" endet im Arbeitsfetischismus. Demnach sind Menschen, die keiner Lohnarbeit nachgehen, auch nicht körperlich-geistig aktiv – sie sind nicht beschäftigt, nicht-aktiv, sondern "hängen rum". So propagiert das die inhaltliche Besetzung des Terminus. Durch diese Sprachmanipulation wird ein Denken forciert, dass alleine die Lohnarbeit ein menschliches Aktiv-sein zulässt.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
2 Kommentare:
wer nicht für das kapital schuftet, ist auch nicht beschäftigt. nur wer sich für das kapital beschäftigt, wird als schrecklich eingespannter mensch gesehen.
Vor allem wird neuerdings immer von "Beschäftigung" gesprochen, wenn man verschleiern will.
"BEschäftigung" ist alles und nichts - Hauptsache es geschieht im Sinne der kapitalistischen Ausbeutung. Auch der 1-Euro-Jobber gilt als "beschäftigt".
Der gute alte "Beruf" ist fast vollständig aus dem Sprachgebrauch verschwunden, "berufstätig" hingegen gerade noch gestattet.
Stattdessen spricht man selbst in der Hochpolitik nur noch von "Jobs, Jobs, Jobs".
Job? Moment, was war das einmal? Richtig, als ich studierte, da waren "Jobs" das, was man mal so zwischendurch in den Ferien erledigt hat, um sich den Urlaub oder das Auto zu finanzieren. Job - das ist vorübergehend, unverbindlich - und meist schlecht bezahlt.
Dadurch, dass heute eigentlich alles und jeder nur noch als flexibler+mobiler "Jobber" betrachtet wird, also eigentlich als Wanderarbeiter, verschwindet der einzige Status, den der von Geburt besitzlose Arbeiter per eigener Arbeit, Leistung und Ausbildung einmal erringen konnte: Der Berufsstatus, der in der jüngeren Vergangenheit ein Mindestmaß an Sicherheit und auch an "Prestige" mit sich brachte.
Ist es altmodisch das zu beklagen? Nein, in der Tat erleben wir hier im Gewande moderner Fortschrittlichkeit die totale Entwertung menschlicher Arbeitskraft und ihrer Leistungskraft - während sich die Betreiber dieser Entwertung selbst das Schild "Leistungsträger" umhängen.
Kapitalbesitz, Erbe, Privilegien, Netzwerke - Darauf kommt es an, das hat aber nichts mit "Leistung" zu tun, ohne dass ich jetzt selbst einem selbstausbeuterischen Leistungsbegriff das Wort reden möchte. Aber diese Heuchelei und Lügerei ist unerträglich.
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