Der Tod ist ein Kassenwart aus Deutschland
Samstag, 28. November 2015
Machen wir uns doch selber was vor. Wie so oft. Ist ja eine Spezialität des Hauses Bundesrepublik. Aufgetragen von den Qualitätsjournalisten. Entwarnung also: Die Waffen, die vor zwei Wochen an die 130 Franzosen getötet haben, waren nun vielleicht doch nicht, wie vormals behauptet, von hier. Das meldeten die Nachrichten in allen Kanälen. Dass sie in Deutschland geordert wurden, war halt doch nur ein Gerücht von bösen Zungen. Was für ein Glück, oder etwa nicht? Wieder ein wenig weniger Schuld auf den Schultern dieses Landes. Dieses Entkräften und Beschwichtigen ist aber nur die Krone der Heuchelei. Gut, diese 130 Toten sind also nicht das Produkt deutscher Waffenkunst. Andere sind es.
Kein Land der Erde exportiert so viele Kurzwaffen und Gewehre wie Deutschland. Etwa zehn Prozent aller Exporte ziviler Schusswaffen stammen von hier. Im gesamten Sektor ziviler Schusswaffen ist man zweitstärkstes Exportland. Militärische Waffen verkauft man als vierte Größe auf dem Weltmarkt (sechs Prozent des Exportmarktes). Anders gesagt: Wenn es auf der Welt Tote oder Verwundete bei Schusswechsel gibt, so ist jeder zehnte Tote oder Verwundete ein Opfer deutscher Waffenschmieden. Jeder zwanzigste Versehrte oder Gefallene in Kriegen und Konflikten ist das Produkt deutscher Waffentechnologie. Man guckt recht häufig auf der Welt in Läufe, die in Deutschland gezogen wurden.
Von fast jährlich 470.000 Morden weltweit (UNODC Homicide Statistics 2011), sind also gut 47.000 mit Waffen aus Deutschland getötet worden. 80.000 von 800.000 Suiziden im Jahr (WHO 2012) sichern den Standort Deutschland. Die Zahlen sind nicht ganz richtig, denn nicht jede Tötung und nicht jede Selbsttötung erfolgt durch Schusswaffen. Aber dafür werden an dieser Stelle auch keine anderen Opfer ziviler Schusswaffen genannt, schlicht weil es an Zahlen fehlt. Das gleicht sich wohl aus. Schusswaffengebrauch mit Todesfolge von Polizei und Sicherheitskräften in etwa - da findet man nichts. Außerdem sind die Verwundeten nicht genannt, die einen Mordversuch oder einen Suizidversuch überlebten. Sie sind die »stille Reserve«. Zu den Kriegsopfern lässt sich noch weniger sagen. Nicht jeder Tote eines Krieges starb durch eine Kugel. Die Mehrzahl von ihnen stirbt an den Folgen von Unterernährung und an mangelnder Hygiene. Aber die Toten und Verwundeten, die direkt mit den Folgen eines Schusswaffeneinsatzes konfrontiert wurden, dürften insgesamt die Hunderttausend übersteigen. Ein Zwanzigstel davon rechnet sich direkt als Profit für deutsche Waffenexporteure. Der Tod ist eben ein Kassenwart aus Deutschland. Allerdings ist es generell schwierig, verifizierbare Zahlen zu Kriegsopfern zu bekommen. Kriege sind unübersichtlich und Kriegsparteien nicht ehrlich bei der Dokumentation ihrer Vorgehensweise. Was bleibt ist Spekulation. Und die Gewissheit, dass an Krieg gut verdient werden kann, wenn man im Waffengeschäft tätig ist. Geschossen wird immer.
Doch nichts von diesen Zahlen und Einsichten spielt momentan eine Rolle. Die 130 toten Franzosen sind nicht unsere Baustelle. Da kann man durchatmen. Wenigstens da ist unsere Weste rein. Zumindest kann man bis dato nicht nachweisen, dass die Tatwaffen aus deutschen Landen kommen. Nur das ist uns wichtig. Die anderen Toten, die so vielen Menschen hier Arbeitsplätze sichern, die kehren wir unter den Teppich, über die reden wir nicht. Die Meldungen gestern zeigen mal wieder, zu welchem Zynismus wir hier fähig sind. Das deutsche Gewissen ist eine Mördergrube.
Kein Land der Erde exportiert so viele Kurzwaffen und Gewehre wie Deutschland. Etwa zehn Prozent aller Exporte ziviler Schusswaffen stammen von hier. Im gesamten Sektor ziviler Schusswaffen ist man zweitstärkstes Exportland. Militärische Waffen verkauft man als vierte Größe auf dem Weltmarkt (sechs Prozent des Exportmarktes). Anders gesagt: Wenn es auf der Welt Tote oder Verwundete bei Schusswechsel gibt, so ist jeder zehnte Tote oder Verwundete ein Opfer deutscher Waffenschmieden. Jeder zwanzigste Versehrte oder Gefallene in Kriegen und Konflikten ist das Produkt deutscher Waffentechnologie. Man guckt recht häufig auf der Welt in Läufe, die in Deutschland gezogen wurden.
Von fast jährlich 470.000 Morden weltweit (UNODC Homicide Statistics 2011), sind also gut 47.000 mit Waffen aus Deutschland getötet worden. 80.000 von 800.000 Suiziden im Jahr (WHO 2012) sichern den Standort Deutschland. Die Zahlen sind nicht ganz richtig, denn nicht jede Tötung und nicht jede Selbsttötung erfolgt durch Schusswaffen. Aber dafür werden an dieser Stelle auch keine anderen Opfer ziviler Schusswaffen genannt, schlicht weil es an Zahlen fehlt. Das gleicht sich wohl aus. Schusswaffengebrauch mit Todesfolge von Polizei und Sicherheitskräften in etwa - da findet man nichts. Außerdem sind die Verwundeten nicht genannt, die einen Mordversuch oder einen Suizidversuch überlebten. Sie sind die »stille Reserve«. Zu den Kriegsopfern lässt sich noch weniger sagen. Nicht jeder Tote eines Krieges starb durch eine Kugel. Die Mehrzahl von ihnen stirbt an den Folgen von Unterernährung und an mangelnder Hygiene. Aber die Toten und Verwundeten, die direkt mit den Folgen eines Schusswaffeneinsatzes konfrontiert wurden, dürften insgesamt die Hunderttausend übersteigen. Ein Zwanzigstel davon rechnet sich direkt als Profit für deutsche Waffenexporteure. Der Tod ist eben ein Kassenwart aus Deutschland. Allerdings ist es generell schwierig, verifizierbare Zahlen zu Kriegsopfern zu bekommen. Kriege sind unübersichtlich und Kriegsparteien nicht ehrlich bei der Dokumentation ihrer Vorgehensweise. Was bleibt ist Spekulation. Und die Gewissheit, dass an Krieg gut verdient werden kann, wenn man im Waffengeschäft tätig ist. Geschossen wird immer.
Doch nichts von diesen Zahlen und Einsichten spielt momentan eine Rolle. Die 130 toten Franzosen sind nicht unsere Baustelle. Da kann man durchatmen. Wenigstens da ist unsere Weste rein. Zumindest kann man bis dato nicht nachweisen, dass die Tatwaffen aus deutschen Landen kommen. Nur das ist uns wichtig. Die anderen Toten, die so vielen Menschen hier Arbeitsplätze sichern, die kehren wir unter den Teppich, über die reden wir nicht. Die Meldungen gestern zeigen mal wieder, zu welchem Zynismus wir hier fähig sind. Das deutsche Gewissen ist eine Mördergrube.
1 Kommentare:
Lieber Roberto,
was Du da schreibst kann doch nicht stimmen. Jedesmal, wenn zu Anschlägen die Waffentypen in der Presse benannt werden sind das Kalaschnikow. Der Russe also! Oder hast Du schon mal gelesen "Die Täter feuerten mit G3-Gewehren um sich". Nein, unsere Waffen sind nur in den Händen der Guten. James Bond zum Beispiel. James Bond ist sogar ein exzellentes Beispiel. Man könnte es nämlich auch so sehen: Die "Guten" in einem bewaffneten Konflikt sind eigentlich nur Phantasiegestalten von Autoren (oder Journalisten). Aber leider: Solange Heckler&Koch der CDU spendet und Angela Merkel ihr Kaffeekränzchen mit den obersten Damen der deutschen Journaille macht wird sich nichts ändern. Weder an den Waffenlieferungen, noch an der Berichterstattung.
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