Zwei wertlose Ehen oder Anne Boleyn führte eine gute Ehe
Samstag, 13. Juni 2015
Es kommt nur noch selten was Brauchbares aus sozialdemokratischen Mündern. Im Zuge der Debatte zur Homo-Ehe gab es einen Zwischenruf eines Sozialdemokraten namens Roth. »Und was ist mit der Bundeskanzlerin?« soll er gerufen haben. In der Union sind sie deswegen empört. Nicht oft hat bis dato jemand im politischen Betrieb das krude Weltbild der »Familienschützer« so prägnant auf den Punkt gebracht wie eben jener Roth.
Die Konservativen tingeln nun durch die Talkshows und unterbreiten der Öffentlichkeit ihr Weltbild. Es gehe ihnen um den Schutz der Familie, sagen sie. Daher das Nein zur Homo-Ehe. Sie könne nicht gleichgestellt werden. Besonderer Schutz entstehe quasi durch die Zeugungskapazitäten, die die traditionelle Ehe ermögliche. Anders gesagt, geht es ihnen ums Kinderkriegen. Man müsse Bündnisse zwischen Mann und Frau besonders schützen, weil aus ihnen eine richtige kleine Familie werden könne. Das geht aus deren Ausführungen immer wieder deutlich hervor. Wenn es um Ehe geht, legen sie gleich verbal mit Kindern nach, als ob beides immer synchron geschehen würde. Wenn nun eine Ehe kinderlos bleibt, wie kann sie dann bei dieser Lesart überhaupt noch Anspruch auf Schutz haben? Und im Zuge dieser Logik sind beide Ehen der Kanzlerin völlig wertlose Partnerschaften gewesen, die sich den besonderen Schutz des Staates erschlichen haben.
Roth hat das mit seinem kleinen Zwischenruf auf den Punkt gebracht. Er hat nicht weniger getan, als das gesamte Denkmodell dieser »Geistesgrößen« zu enttarnen. Wenn die fehlenden Fertilität ein Kriterium ist, um eine Konstellation nicht zu fördern, dann müssten viele Ehen zwischen Männern und Frauen unwirksam sein.
Insofern führte beispielsweise Heinrich VIII. eine gute zweite Ehe. Aus seiner ersten wollte und wollte kein Kind entstehen. Und als er abends bei Anne Will den Thomas Goppel reden hörte, betrat er die Kemenate seiner Catalina und sagte: »Hör zu, unsere Ehe hat keine Grundlage. Der Goppel hat es mir gerade bestätigt. Ich will die Scheidung.« Die erzwang er dann und heiratete Anne Boleyn. Beide führten eine glückliche Ehe. Denn sie bekamen ein Kind. Heinrich musste nicht mehr den Kopf verlieren. Das tat dann dafür Anne. Ehe ist ein Geben und Nehmen. Aber die Ehe an sich war gut. Das bittere Ende muss man so stehenlassen. Jede Ehe endet auf die eine oder andere Art mies. Deswegen kann sie doch vorher glücklich gewesen sein.
Ach komm schon, werden jetzt einige sagen. Heinrich und Anne und Elizabeth: Das ist doch Mittelalter - was hat das mit der Debatte zu tun? Epochal betrachtet ist die Einschätzung zwar falsch (das Mittelalter endete schon vorher), aber grundsätzlich stimmt es: Es geht in der Debatte um Mittelalter. Goppel und sein Auftritt: Das war mittelalterlich. Heinrich VIII. Privatleben heranzuziehen ist daher gar nicht so unstatthaft. Wer sich geistig auf dem Niveau von 1530 bewegt, dem kann man auch die Protagonisten jener Jahre als Vorbilder auf die Nase binden. Und der muss sich gefallen lassen, dass man die zwei Ehen seiner Chefin thematisiert und für kritisch betrachtet.
Die Konservativen tingeln nun durch die Talkshows und unterbreiten der Öffentlichkeit ihr Weltbild. Es gehe ihnen um den Schutz der Familie, sagen sie. Daher das Nein zur Homo-Ehe. Sie könne nicht gleichgestellt werden. Besonderer Schutz entstehe quasi durch die Zeugungskapazitäten, die die traditionelle Ehe ermögliche. Anders gesagt, geht es ihnen ums Kinderkriegen. Man müsse Bündnisse zwischen Mann und Frau besonders schützen, weil aus ihnen eine richtige kleine Familie werden könne. Das geht aus deren Ausführungen immer wieder deutlich hervor. Wenn es um Ehe geht, legen sie gleich verbal mit Kindern nach, als ob beides immer synchron geschehen würde. Wenn nun eine Ehe kinderlos bleibt, wie kann sie dann bei dieser Lesart überhaupt noch Anspruch auf Schutz haben? Und im Zuge dieser Logik sind beide Ehen der Kanzlerin völlig wertlose Partnerschaften gewesen, die sich den besonderen Schutz des Staates erschlichen haben.
Roth hat das mit seinem kleinen Zwischenruf auf den Punkt gebracht. Er hat nicht weniger getan, als das gesamte Denkmodell dieser »Geistesgrößen« zu enttarnen. Wenn die fehlenden Fertilität ein Kriterium ist, um eine Konstellation nicht zu fördern, dann müssten viele Ehen zwischen Männern und Frauen unwirksam sein.
Insofern führte beispielsweise Heinrich VIII. eine gute zweite Ehe. Aus seiner ersten wollte und wollte kein Kind entstehen. Und als er abends bei Anne Will den Thomas Goppel reden hörte, betrat er die Kemenate seiner Catalina und sagte: »Hör zu, unsere Ehe hat keine Grundlage. Der Goppel hat es mir gerade bestätigt. Ich will die Scheidung.« Die erzwang er dann und heiratete Anne Boleyn. Beide führten eine glückliche Ehe. Denn sie bekamen ein Kind. Heinrich musste nicht mehr den Kopf verlieren. Das tat dann dafür Anne. Ehe ist ein Geben und Nehmen. Aber die Ehe an sich war gut. Das bittere Ende muss man so stehenlassen. Jede Ehe endet auf die eine oder andere Art mies. Deswegen kann sie doch vorher glücklich gewesen sein.
Ach komm schon, werden jetzt einige sagen. Heinrich und Anne und Elizabeth: Das ist doch Mittelalter - was hat das mit der Debatte zu tun? Epochal betrachtet ist die Einschätzung zwar falsch (das Mittelalter endete schon vorher), aber grundsätzlich stimmt es: Es geht in der Debatte um Mittelalter. Goppel und sein Auftritt: Das war mittelalterlich. Heinrich VIII. Privatleben heranzuziehen ist daher gar nicht so unstatthaft. Wer sich geistig auf dem Niveau von 1530 bewegt, dem kann man auch die Protagonisten jener Jahre als Vorbilder auf die Nase binden. Und der muss sich gefallen lassen, dass man die zwei Ehen seiner Chefin thematisiert und für kritisch betrachtet.
4 Kommentare:
"Jede Ehe endet auf die eine oder andere Art mies."
Fast jede oder die meisten enden mies aber nicht jede!
wobei aus der ersten Ehe mit Katharina von Aragon ja sehr wohl ein Kind entstand: Lady Mary. Es war halt nur kein Sohn.
Ach Unsinn! Es geht den Konservativen eben NICHT um die fehlende Zeugungsfähigkeit der Homo-Ehen. Sie berufen sich tatsächlich auf ein "widernatürliches" und, wenn sie sich trauen, "sündhaftes" Verhalten. Beides ist aber weder wissenschaftlich noch moralisch-ethisch haltbar, sondern entspringt einer mittelalterlichen religiösen Haltung, die dennoch heute in weiten Bereichen verinnerlicht ist. Weitere Gründe finden sich in seltsamen Vorstellungen von "richtiger" Sexualität, die aber auch wieder von der Kirche stammt.
Nur - das zu sagen traut sch aus gutem Grund keiner. Also wird um den heißen Brei von Zeugung herumgefaselt. Und die ebenfalls konservativen Medien sind dankbar für diese Worthülsen.
Nach der Logik der Verfechter der Nur-Heteroehe ist diese ja nur denn gültig, wenn auch Kinder daraus hervorgehen, oder andersrum gesagt, sobald zwei Menschen Nachwuchs bekommen, befinden sie sich im Stand der Ehe. Interessant!
Das ergibt eine vollkommen andere "Ehe-Landschaft" in Deutschland. Wer also mit mehreren Frauen oder Männern Kinder hat ist auf jeden Fall Bigamist (Seehofer z.B.).
Übrigens: Aus meiner Sicht leben wir noch im Mittelalter! Nur weil irgendjemand mal das Ende des MAs ins 16.Jahrhundert datiert hat, muß das ja nicht den Fakten entsprechen.
Technische Krücken, Schulpflicht für alle und die (scheinbaren) Abwesenheit der Folter sind doch, in Anbetracht der Masseneinfalt (siehe Wahl- und Konsumverhalten)ganz sicher kein tatsächlicher Fortschritt hin zu Kants Forderung des Gebrauchs des eigenen Denkvermögens.
MfG: M.B.
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