Nur 55 Prozent Würde
Mittwoch, 3. Juni 2015
Lutz Hausstein hat es mal wieder getan. Er hat die Menschenwürde in Ziffern bemessen. In Euro. Freilich, die Menschenwürde ist eigentlich unbezahlbar. Aber so kann man in dieser Welt wohl nicht mehr argumentieren. Also muss einer rechnen. Und da kam Lutz ins Spiel. Bei 730 Euro im Monat fängt die Menschenwürde an. Alles darunter ist unwürdig.
Der derzeitige Eckregelsatz deckt die Würde des Menschen, die bekanntlich ja unantastbar sein soll, nur zu 55 Prozent ab. Ein Minimum an Lebensstandard ist damit nicht zu machen. Man muss knapsen, sich vom Mund absparen und sich die Haare selbst schneiden. Für Sparfüchse und Romantiker natürlich kein Problem. Aber die sind kein Maßstab die Würde betreffend. Lutz Hausstein hat dezidiert aufgelistet, wieviel ein Mensch benötigt, um partizipieren - das heißt: um würdig an dieser Gesellschaft teilhaben - zu können. Aber der Regelsatz des Arbeitsministeriums ist nur ein Teilzeit-Regelsatz, einer, der bei 55 von 100 aufhört, weil es die neoliberale Agenda und ihre manischer Sparzwang so vorgibt. Und nicht mal diese Semi-Würde ist unantastbar, denn von ihr sanktionieren sie auch noch Beträge weg, wenn sie glauben, dass man es verdient hat.
Kurz vor Weihnachten crowfundete Hausstein, um seine Studie finanzieren zu können. Die Finanzierung ging recht flott. Eine ganze Menge Menschen hatte wohl im Gefühl, dass mit der Würde, wie man sie im Sozialgesetzbuch errechnet, irgendetwas faul sein muss. Dass sie dort nur ein Alibi ist, eine Maßnahme, die suggerieren soll, dass keiner hinten runterfällt. Aber wenn man dann mal drinsteckt, wenn man diese Leistung bezieht, geht es recht schnell. Ersparnisse brauchen sich auf. Dringend notwendige Anschaffungen werden verschleppt. Überall Entbehrung und Knappheit. Aus der DDR blieb nicht viel. Den Hartz-IV-Beziehern blieb aber das mangelwirtschaften. War ja nicht alles schlecht im Osten, nicht war liebe Austeritätsjünger?
Was Lutz Hausstein errechnet hat, ist schlicht und ergreifend, dass die Würde des Menschen im neoliberalen Deutschland eben doch antastbar ist. Und zwar massiv. Das ist ja in vielen Bereichen so. In Asylbewerberheimen oder an Arbeitsplätzen. Dort fehlen nicht unbedingt nur 45 Prozent bis zur vollen Würde. Eher so 75 bis 95. Aber nichtsdestotrotz fehlt die Vollwertigkeit eben auch, wenn man einen dieser verfluchten Anträge zur Gewährung von Sozialleistungen ausfüllen muss. Dank Lutz Hausstein wissen wir es mal wieder. Aber Wissen ist eben noch lange keine Macht.
Der derzeitige Eckregelsatz deckt die Würde des Menschen, die bekanntlich ja unantastbar sein soll, nur zu 55 Prozent ab. Ein Minimum an Lebensstandard ist damit nicht zu machen. Man muss knapsen, sich vom Mund absparen und sich die Haare selbst schneiden. Für Sparfüchse und Romantiker natürlich kein Problem. Aber die sind kein Maßstab die Würde betreffend. Lutz Hausstein hat dezidiert aufgelistet, wieviel ein Mensch benötigt, um partizipieren - das heißt: um würdig an dieser Gesellschaft teilhaben - zu können. Aber der Regelsatz des Arbeitsministeriums ist nur ein Teilzeit-Regelsatz, einer, der bei 55 von 100 aufhört, weil es die neoliberale Agenda und ihre manischer Sparzwang so vorgibt. Und nicht mal diese Semi-Würde ist unantastbar, denn von ihr sanktionieren sie auch noch Beträge weg, wenn sie glauben, dass man es verdient hat.
Kurz vor Weihnachten crowfundete Hausstein, um seine Studie finanzieren zu können. Die Finanzierung ging recht flott. Eine ganze Menge Menschen hatte wohl im Gefühl, dass mit der Würde, wie man sie im Sozialgesetzbuch errechnet, irgendetwas faul sein muss. Dass sie dort nur ein Alibi ist, eine Maßnahme, die suggerieren soll, dass keiner hinten runterfällt. Aber wenn man dann mal drinsteckt, wenn man diese Leistung bezieht, geht es recht schnell. Ersparnisse brauchen sich auf. Dringend notwendige Anschaffungen werden verschleppt. Überall Entbehrung und Knappheit. Aus der DDR blieb nicht viel. Den Hartz-IV-Beziehern blieb aber das mangelwirtschaften. War ja nicht alles schlecht im Osten, nicht war liebe Austeritätsjünger?
Was Lutz Hausstein errechnet hat, ist schlicht und ergreifend, dass die Würde des Menschen im neoliberalen Deutschland eben doch antastbar ist. Und zwar massiv. Das ist ja in vielen Bereichen so. In Asylbewerberheimen oder an Arbeitsplätzen. Dort fehlen nicht unbedingt nur 45 Prozent bis zur vollen Würde. Eher so 75 bis 95. Aber nichtsdestotrotz fehlt die Vollwertigkeit eben auch, wenn man einen dieser verfluchten Anträge zur Gewährung von Sozialleistungen ausfüllen muss. Dank Lutz Hausstein wissen wir es mal wieder. Aber Wissen ist eben noch lange keine Macht.
5 Kommentare:
Wie gewohnt auf den Punkt.
Und danke für den pdf-link.
mfg
Seid wann wird in diesem, unserem Land von Würde gesprochen?
Der Bär tanzt, aber anderswo. Und das Volk wird weiter abgelenkt
von FIFA Skandalen und Relegationsspielen und Musikwettbewerben.
Was wollen wir mehr.
Es interessiert nicht, dass der Staat ca. 700 Milliarden aus der Rentenklasse geklaut hat, dass Arbeitnehmer und Rentner betrogen werden.
Leider werden die jetzt 35 jährigen eine Wut bekommen, wenn sie in Rente gehen.
Und so geht es gerade weiter.
Die Mehrheit der Bevölkerung empfindet die Harz IV Sätze für zu gering. Spricht es aber selten öffentlich aus und vertritt es nicht wirklich mit Nachdruck.Auch wenn die Empörung darüber latent da ist und immer wieder neue Studien, in anderen Ansätzen, zu immer wieder den gleichen Ergebnis führen, so wird es nichts ändern an den Zuständen. Die sogenannten Fachkompetenzen der Eliten haben sich schon vor lange Zeit entschieden wo der Weg hingehen soll. Die Lobby zur Ächtung der prekären Verhältnisse, die es ja gibt, hat aber kaum die Kraft Großes zu bewegen. Woran das liegt….? Auch das liegt auf der Hand, die Entsolidarisierung der Gesellschaft ist kurz vor ihrer Vollendung …
@Volker Neumann
Zitat: „Die Mehrheit der Bevölkerung empfindet die Harz IV Sätze für zu gering. Spricht es aber selten öffentlich aus und vertritt es nicht wirklich mit Nachdruck.“
Wenn ich von meinen persönlichen Erfahrungen ausgehe, dann kann ich dem nur widersprechen.
Im Gegenteil, wenn es um Hartz IV geht höre ich ständig nur Sprüche wie, „das die ja noch viel zu viel verdienen“ und „alles in den Arsch geschoben kriegen“ und „das man ja der Dumme sei, wenn man heute überhaupt noch arbeitet“ und so wie so „wollen die ja gar nicht arbeiten.“
Für Menschen, die arbeiten, aber von ihrem Lohn nicht leben können ist das Verständnis immer da und auch der Mindestlohn kam bei den meisten gut an.
Solange sich einer noch die Finger blutig arbeitet um einen popeligen Euro zu verdienen, ist das Mitgefühl da. Aber die Vorstellung, dass einer gar nicht arbeitet und trotzdem etwas hat, während man sich doch selbst jeden Tag zu seinem Scheißjob schleppt, da kriegen die meisten doch gleich Schaum vorm Mund.
Das muss diese spezielle Form des deutsche Neids sein: Man gönnt dem anderen einfach nicht, dass es ihm nicht genau so scheiße geht wie einem selbst.
Die Leute verstehen die Zusammenhänge nicht. Wer nicht kapiert, dass HartzIV im Vergleich zu manchen Niedriglöhnern "so hoch" ist, der versteht nicht, dass das eigentliche Problem der niedrige Lohn ist und nicht ein "zu hohes" HartzIV.
Aber jetzt mal ganz ehrlich: der Politik- und Sozialwissenschaftsunterricht in der Schule ist nicht besonders gut. Die Lehrer wollten sich nicht mit der Politik anlegen und haben daher nur so spannende Sachen wie "Institutionenkunde" gemacht, anstatt zu erklären, wie Staat, Sozialstaat und Wirtschaft und Erwerbsarbeit organisiert sind.
Die meisten Leute treten lieber nach unten, als nach oben zu treten und denen da oben mit gewerkschaftlich organisierten Streiks "zu erklären", dass die Löhne zu niedrig sind.
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